Vogelparadies am Ende der Welt
SÜDGEORGIEN
Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln (Britisches Überseegebiet)
Das etwa 160 km lange windgepeitschte Eiland Südgeorgien liegt viele Tage weit von den nächsten bewohnten Ufern entfernt inmitten der kalten subantarktischen Gewässer. Bis nach Tierra del Fuego sind es über 2000 km und nahezu 1300 km bis zu den Falklandinseln (siehe → hier und → hier). Captain James Cook, der die Insel im Jahr 1775 als Erster betrat, erklärte sie für unbewohnbar, und bis heute ist sie das faktisch auch geblieben. Der unerschrockene Reisende findet hier dennoch unvergleichliche Landschaften mit steilen Klippen, überwältigenden Fjorden und von der Brandung umtosten Stränden aus feinem schwarz-weißem Sand vor. An diesen scheinbar so unwirtlichen Küsten nistet eine der größten Pinguinkolonien der Welt: Über 500.000 Königspinguinpaare brüten hier ihre Eier aus; sie sind die größte Attraktion. Allein im Gletschertal Salisbury Plain trifft man auf mindestens 100.000 der freundlichen Vögel. Zu den 81 weiteren Vogelarten zählen auch Goldschopfpinguine und viele Arten von Sturmvögeln. Auf Albatross Island und Prion Island kann man den majestätischen Flug des Albatrosses aus der Nähe erleben; die Flügelspannweite von mehr als 3,50 m macht ihn zum Rekordhalter im Reich der Lüfte.
Expeditionskreuzfahrten wählen meist die Route durch den von steilen Klippen umgebenen Drygalski-Fjord, um dann die etwas ruhigere Nordküste der Insel anzusteuern, wo man mit dem Schlauchboot zu geschützten Buchten fahren kann, um die Tierwelt zu bestaunen. Im Sommer bringen an den Küsten Südgeorgiens mehr als 3 Mio. Fellrobben ihre Jungen zur Welt, und riesige Seeelefanten suhlen sich in Schlammlöchern. Die Gewässer vor den Küsten werden von Walen bevölkert, und hoch oben in den Hügeln können Sie die südlichste Rentierherde der Welt beobachten, die im 19. Jh. von norwegischen Walfängern hier angesiedelt wurde. Zeugnisse aus den Tagen der großen Walfänger kann man heute noch im kleinen Museum der „Hauptstadt“ Grytviken bewundern. Kaum mehr als 20 Menschen leben dort, größtenteils Forscher und britische Offiziere, die für die Verwaltung der Kronkolonie zuständig sind.
Die alte Holzkirche von 1913 steht für Besucher offen, man kann sogar den Turm besteigen und der Glocke ihren traurigen Klang entlocken. Nicht weit entfernt liegt der berühmte Forscher Sir Ernest Shackleton begraben, der hier auf seiner letzten Reise in die Antarktis verstarb. Seine Witwe bestand darauf, dass der Leichnam ihres Mannes auf Südgeorgien verblieb. Wanderer können heute auf seinen Spuren wandeln, wenn sie dem Pass zwischen Fortuna Bay und Stromness folgen – die letzte Etappe seiner wagemutigen Flucht von der zum Untergang verdammten Endurance.
WO: Die meisten Expeditionsschiffe starten in Ushuaia, Argentinien. WIE: Das amerikanische Unternehmen Lindblad Expeditions bietet 24-tägige Touren, inkl. Falklandinseln. Tel. +1/212-765-7740; www.expeditions.com. Preise: ab € 10.207, all-inclusive. Startet in Buenos Aires. WANN: Okt. REISEZEIT: Nov.–März: Sommer auf der Südhalbkugel; Ende Nov.: Brutzeit der Pinguine; Dez.: Schlüpfzeit der Pinguine; Jan.–März: junge Fellrobben und Pinguine.