Die 17-Mio.-Metropole Delhi bietet einen überwältigenden Eindruck. Indiens Hauptstadt hat sich in den letzten Jahren in atemberaubendem Tempo verändert. Wer sich hier zurechtfinden und seine Sinne neu schärfen will, sollte sich nach Shahjahanabad aufmachen, der ummauerten Stadt des Shah Jahan (Erbauer des Taj Mahal in Agra, siehe → hier) – Alt-Delhi.
Als der Mogulherrscher im 17. Jh. Delhi zur Hauptstadt machte, schuf er architektonische Meisterwerke wie das Grabmal des Mogulherrschers Humayun und die Jama Masjid, die größte Moschee des Landes. Lieblingsziel der Touristen ist das massive Lal Quila, das Rote Fort. Namengebend für das Machtzentrum der Moguln ist der rote Sandstein, aus dem die etwa 2,5 km langen Festungsmauern und ihre Wachtürme bestehen. Armeen, Diener und Hofdamen waren hier zu Hause; üppige Gärten umgaben aufwendig verzierte Hallen und Dampfbäder mit Marmorfußböden. Der Aufstand 1857 setzte dem ein Ende, als die Briten den letzten Mogul vertrieben. Fast 100 Jahre fristete das Fort ein Dasein als Kaserne, bis zum 15. August 1947, als Jawaharlal Nehru die Flagge des unabhängigen Indien hissen ließ. Alljährlich am Unabhängigkeitstag wiederholt der regierende Premierminister diesen symbolischen Akt.
Von der knapp 1 km langen Chandni Chowk („Mondlichtstraße“) zweigt ein Labyrinth aus Gassen und Basaren ab, die seit dem 17. Jh. das Chaos zum Alltag erheben. Halten Sie am Lahore-Tor, dem Zugang zum Roten Fort, eine Fahrradrikscha an, feilschen Sie kräftig und lassen Sie sich anschließend von Ihrem wallah (Fahrer) durch die Seitenstraßen navigieren. Halten Sie für Samosas an einer Imbissbude oder schauen Sie in einem halwai (Süßigkeitengeschäft) vorbei, wo seit Generationen Rezepte für Naschereien innerhalb der Familie vererbt werden. Noch einen Kaschmirteppich und schmale Armreifen, und Sie haben einen erfolgreichen Tag hinter sich.
Über dem 3-stöckigen Lahore-Tor, dem Haupteingang zum Lal Quila, dem Roten Fort, weht die indische Nationalflagge.
Staub und Weihrauch vermischen sich mit den berauschenderen Düften, die der Khari Baoli verströmt, einer der größten asiatischen Gewürzmärkte. Direkt nebenan im Kinari-Basar können Sie einheimischen Hindufamilien zusehen, wie sie für Hochzeiten einkaufen, die mehrere Tage dauern können.
Wer beim Besuch dieses Stadtteils Hunger hat, kommt an Karim’s nicht vorbei, einer unscheinbaren Institution in einer Nebenstraße in der Nähe der Jama Masjid. Niemand könnte authentischer die Küche der Moguln kochen: Karim’s Besitzer (in 4. Generation) zählt zu seinen Vorfahren Küchenchefs, die grandiose Gerichte für die Mogulherrscher zauberten.
KARIM’S: Tel. +91/11-2326-4981. Preise: Mittagessen € 10. REISEZEIT: Feb.–Apr. und Aug.–Nov.: bestes Wetter; 15. Aug.: Unabhängigkeitstag.