Seit Jahrhunderten jagen die Nomaden im mongolischen Altaigebirge mithilfe ihrer prachtvollen Steinadler – mächtige Raubvögel und Symbole militärischer Macht – kleine Säugetiere wegen ihrer Felle und als Nahrung. Um diese alte Tradition aufrechtzuerhalten, wird seit dem Jahr 2000 jeden Oktober in der mongolischen Bajan-Ölgii-Provinz das Adlerfestival gefeiert, in der Heimat der Kasachen, einer turksprachigen Minderheit, die in der Region etwa 80.000 Mitglieder hat. In einem Tal im schneebedeckten Altaigebirge versammeln sich die Jäger mit ihren Adlern und die Festivalbesucher, um dem Wettbewerb beizuwohnen; die meisten kommen hoch zu Ross. Die Teilnehmer lassen ihre Steinadler gegeneinander antreten, um ihre Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Genauigkeit zu vergleichen. Die Adler werden von den umliegenden Gipfeln freigelassen und landen dann auf den Armen des galoppierenden Reiters. Wer am schnellsten reitet und die beste Technik beherrscht, bekommt die meisten Punkte. Der Steinadler wird in Zentralasien hochgeehrt. Mit seinen kräftigen Beinen, den scharfen Klauen und einer Spannweite von etwa 2 m kann er Tiere von der Größe jungen Rotwilds ergreifen. In der westlichen Mongolei wird er seit Jahrhunderten darauf trainiert, Füchse und Wölfe zu jagen. Das Festival dient sowohl dem Naturschutz als auch der Erhaltung kultureller Werte der Kasachen. Touristen können mit den Jägern reiten oder eine Familie besuchen, die Adler abrichtet, und zusehen, wie sie trainiert werden.
Die prächtigen „goldenen Berge“ befinden sich am Rande Sibiriens, wo die Mongolei, China, Russland und Kasachstan aufeinandertreffen, und sind ein wichtiger Lebensraum für gefährdete Tierarten wie den Schneeleoparden. In letzter Zeit ist das Interesse an dieser Region stark gestiegen, und kleine Wandergruppen ziehen immer häufiger durch das unwegsame Gebiet. Ihre Ausrüstung lassen sie von Pferden und Kamelen voraustragen. Bei solchen Reisen bietet sich die Möglichkeit, nomadische Kasachen kennenzulernen, an Bergseen in knapp 3000 m Höhe zu zelten (im Schatten des mit fast 4400 m höchsten Gipfels der Mongolei, dem Chüiten) und Orte zu besichtigen, an denen Sie jahrtausendealte Petroglyphen vorfinden werden.
WO: 1250 km westl. von Ulaanbaatar. WIE: Das in den USA und der Mongolei vertretene Unternehmen Nomadic Expeditions organisiert eine 11-tägige Tour, bei der Sie das Adlerfestival besuchen, 4 Tage in nomadischen ger untergebracht werden sowie Einheimische und ihre Adler auf dem eigenen Pferd begleiten. Tel. +976/11-313396; www.nomadicexpeditions.com. Preise: ab € 1685. Wann: Sept.–Okt. (auch Aug.–Sept. möglich). Das amerikanische Unternehmen Wilderness Travel bietet eine 15-tägige Tour mit Wanderung durch das Altaigebirge an. Tel. +1/510-558-2488; www.wildernesstravel.com. Preise: € 3996. Startet in Ulaanbaatar. Wann: Juni, Aug. REISEZEIT: Juni–Sept.: Wandern im Altaigebirge; Anf. Okt.: Adlerfestival.