Der in La Paz täglich stattfindende Hexenmarkt, bei den Einheimischen auch bekannt als Mercado de Hechicería (Markt der Zauberei), ist ein faszinierendes Panoptikum des Volksglaubens. Hier gibt es alles zu kaufen, was man für heilkräftig oder Unheil abwehrend hält, von Teekräutern bis hin zu traditionellen Arzneien. Die Blätter des Kokastrauchs sind omnipräsent – mag der Rest der Welt diese Art der Kur auch für diskussionswürdig halten, gegen die Höhenkrankheit, soroche genannt, die einen auf 3600 m Höhe leicht ereilen kann, ist ein Sud aus zerstoßenen Kokablättern ein beliebtes Hausmittel. Daneben werden Idole feilgeboten, die die Fruchtbarkeit erhöhen oder einem die Geister der Toten gewogen machen sollen. Auch getrocknete Tukanschnäbel, Schlangenhäute, Lamafett und Amulette für eine gesunde Libido sind im Angebot. Sogar Lamaföten gibt es zu erwerben; oft vergräbt man sie als Opfer an die Erdgöttin Pachamama unter dem Fundament neuer Häuser.
Glaubt man den Einheimischen, kann man hier alles kaufen, um Pachamama und die anderen Geister, die über das Schicksal der Lebenden entscheiden, bei Laune zu halten. Die wachsende Zahl neugieriger Gringos beschert zudem auch den Verkäufern bunter Alpakawollwaren und handgewebter Textilien gute Geschäfte. Die stolzen Indiofrauen, cholas genannt, die inmitten ihrer okkulten Waren thronen, strahlen königliche Würde aus. Zur typischen Tracht gehören die am Rücken zusammengefassten, dicken schwarzen Zöpfe und der Bowler, eine Kopfbedeckung, die die ehemaligen Kolonialherren ins Land brachten. In La Paz leben mehr Indianer als in jeder anderen lateinamerikanischen Stadt. Neben Spanisch werden auch Aymara und Quechua gesprochen, die alten präkolumbischen Sprachen der Ureinwohner.
Auf dem Markt werden Ingredienzien für eine Vielzahl von Ritualen verkauft.
REISEZEIT: Apr.–Okt., Juni/Juli sind die trockensten Monate.