Seit vielen Jahren zieht die wilde Schönheit der wenig besuchten Marquesas-Inseln – einige der abgelegensten bewohnten Inseln der Erde – Künstler und Dichter an, und das ist keine Überraschung: Dies sind die unberührten Tropen, wo waldige Klippen in ein felsiges Meer stürzen und unheimliche Türme aus Vulkangestein so spektakulär aussehen, dass sie Robert Louis Stevenson mit „den Türmen einer verzierten, monströsen Kirche“ verglich. Unter den 6 bewohnten Inseln (10 insgesamt) ist Fatu Hiva die abgelegenste und zugleich schönste, vor allem wegen ihrer fotogenen Bay of Virgins, einer von steilen Klippen umgebenen Bucht, wo üppige Mango-, Orangen- und Guavenbäume wachsen. Viele Vögel, Pflanzen und Meerestiere gibt es nur auf den Marquesas, und Sie sind nie weit weg von duftendem Jasmin, Frangipani oder Ingwer.
Paul Gauguin hatte vor, auf Fatu Hiva alt zu werden, ließ sich dann aber auf Hiva Oa nieder, der zweitgrößten und wohl bekanntesten der Marquesas. Er – und mehr als 80 Jahre später der belgische Sänger Jacques Brel – sollte die Insel nie verlassen. Die von Frangipani beschatteten Gräber beider Männer liegen auf dem Calvary-Friedhof in der kleinen Stadt Atuona, die für jeden der beiden ein Museum besitzt. Herman Melville wechselte vor Hiva Oa die Schiffe und schrieb später den Roman Taipi über seine Zeit auf den Marquesas, während Jack London über die Taiohae-Bucht schrieb, die an einer majestätischen Klippe auf der größten Insel Nuku Hiva liegt: „Keine Schilderung kann einen Begriff ihrer Schönheit vermitteln.“
Die beste Art, die Marquesas zu sehen, ist von der Aranui 3 aus, einem 108 m langen Schiff, halb Passagier-, halb Frachtschiff mit 200 Passagieren, das die Marquesas mit der Außenwelt verbindet und unterwegs kurz auf Fakava und Rangiroa im Tuamotu-Atoll anhält. Ganze Dörfer – manchmal ganze Inseln – begrüßen es und tauschen kopra (getrocknetes Kokosfleisch) und Holzschnitzereien gegen Grundnahrungsmittel und auch mal einen Pick-up-Truck. Während die Crew die Ladung auslädt, führt ein Archäologe, Anthropologe oder Historiker die Passagiere auf Exkursionen in grüne Täler mit Wildpferden und verlassenen tikis (große Steinstatuen polynesischer Götter). Ein „echtes“ Kreuzfahrtschiff könnte zwar den gleichen Weg fahren, aber nicht diese schönen Erfahrungen bieten.
Sie können auch von Papeete aus nach Nuku Hiva und Hiva Oa fliegen, wo es wenige Hotels, dafür aber viel Entspannung zwischen schroffen Vulkangipfeln und donnernder Brandung gibt. In der Keikahanui Nuku Hiva Pearl Lodge stehen 20 Bungalows auf Stelzen und schauen auf die Taiohae-Bucht und den schwarzen Sand. Die Bungalows der Hanakee Hiva Oa Pearl Lodge haben sogar noch sensationellere Ausblicke auf den 1190 m hohen Mount Te Metiu und den Pazifik.
WO: 1300 km nordöstl. von Tahiti. INFO: www.tahiti-tourisme.com. ARANUI 3: Tel. +689/426-240; www.aranui.com. Preise: 13-tägige Rundfahrt ab € 1540, all-inclusive. Wann: Abfahrt in Papeete alle 3 Wochen. KEIKAHANUI NUKU HIVA PEARL LODGE: Tel. +689/920-710; www.pearlresorts.com. Preise: ab € 244. HANAKEE HIVA OA PEARL LODGE: Tel. +689/927-587; www.pearlresorts.com. Preise: ab € 203. REISEZEIT: Mai–Okt.: schönes Wetter.