Die in Irland verbreitete tiefe Liebe zum Wort lässt sich bis zu den mündlichen Dichtungen der Druiden, den keltischen Mythen und dem in Stein gehauenen Ogham-Alphabet zurückverfolgen. Auch die illustrierten Handschriften der frühen Klosterschreiber und die traditionellen Seanchaí genannten Geschichtenerzähler sind Teil des irischen Erbes.
In Dublin werden Brücken und Straßen nach Schriftstellern benannt, Statuen zu ihren Ehren errichtet und Häusern ihre Namen verliehen. Die Stadt vergibt jährlich den höchstdotierten Literaturpreis der Welt und lockt mit ihren zahlreichen literarischen Pubs Leser und Gelehrte an. 2010 erklärte die UNESCO Dublin offiziell zur Literaturhauptstadt.
Keltische Mönche schufen das Book of Kells, das heute im Trinity College ausgestellt wird.
Die 1592 gegründete Universität Trinity College kann auf eine beeindruckende Liste von Absolventen zurückblicken, darunter die Autoren Jonathan Swift, Bram Stoker, Oscar Wilde und Samuel Beckett. Ihre Bibliothek umfasst mehr als 5 Mio. Bände, 200.000 der ältesten sind im Long Room der Alten Bibliothek aus dem 18. Jh. untergebracht. Das Erdgeschoss beherbergt mit dem frühmittelalterlichen Book of Kells das Glanzstück der Sammlung. Die Handschrift aus dem 9. Jh. enthält auf 680 Pergamentseiten die 4 Evangelien in lateinischer Sprache und ist mit aufwendigen Mustern und Tierdarstellungen in prächtigen Farben verziert.
Dubliner war das erste Buch von James Joyce, dem berühmtesten Sohn der Stadt. Sein Meisterwerk Ulysses schildert einen einzigen Tag in Dublin – den 16. Juni 1904 – und ist heute Mittelpunkt der schrägen Feierlichkeiten zum Bloomsday, die Joyce-Liebhaber aus der ganzen Welt anziehen. Diese stellen, häufig in edwardianischer Kleidung (Strohhüte, Westen) und mit Sonnenschirmen ausgerüstet, jeden Schritt der Protagonisten wie Leopold Bloom nach und lassen das Dublin der vorletzten Jahrhundertwende wieder auferstehen. Auch zahlreiche andere Schriftsteller haben eine Verbindung zu Dublin; 3 Literatur-Nobelpreisträger – George Bernard Shaw, W. B. Yeats (siehe → hier) und Samuel Beckett – wurden hier geboren, während mit Seamus Heaney noch ein 4. zuzog.
Als Ausgangspunkt für Ihren Besuch bietet sich das Writers Museum in der Nähe des Irish Writers Centre an. Zu bewundern sind hier von Joyce und Yeats signierte Bücher, Stifte, Schreibmaschinen, Porträts, Becketts Telefon, Brendan Behans Gewerkschaftsausweis und die eigenhändig signierte Weigerung Shaws, ein Autogramm zu geben.
Doch in Dublin lebten und tranken Schriftsteller nicht nur, manche starben auch hier: Der Satiriker Jonathan Swift ist in St. Patrick’s Cathedral begraben, wo er Dekan war; der Dichter Gerard Manley Hopkins ruht auf dem Glasnevin-Friedhof.
INFO: www.dublincityofliterature.com. BOOK OF KELLS: Tel. +353/1-896-2320; www.bookofkells.ie. BLOOMSDAY: Tel. +353/1-878-8547; www.jamesjoyce.ie. DUBLIN WRITERS MUSEUM: Tel. +353/1-872-2077; www.writersmuseum.com. REISEZEIT: Juni: Dublin Writers Festival; 16. Juni: Bloomsday; Okt.: Dublin Theatre Festival.