Das ursprüngliche Copacabana liegt nicht am Strand von Rio de Janeiro (siehe → hier), sondern in den Anden: ein kleines, sonnendurchflutetes Städtchen mit roten Ziegeldächern an den Ufern des Titicacasees. Es ist eine der wichtigsten Pilgerstätten Südamerikas, berühmt für die über 400 Jahre alte Kirche im maurischen Stil mit dem Schrein der Jungfrau von Copacabana. Diese Statue der Schutzheiligen Boliviens wurde 1592 vom einheimischen Künstler Tito Yupanqui gefertigt und soll seither zahllose Wunder gewirkt haben. Unter den vielen Festen, die in der Stadt zu ihren Ehren gefeiert werden, ist die Fiesta de la Virgen de la Candelaria Anfang Februar wohl das bedeutendste. Während der Semana Santa pilgern wenig später Tausende Gläubige zu Fuß von Paz nach Copacabana; Höhepunkt ist die Lichterprozession am Karfreitag.
Die Kirche von Copacabana steht auf den Ruinen eines alten Inka-Tempels.
Den schönsten Blick über den See hat man vor allem bei Sonnenuntergang vom Cerro Calvario aus, einer Nachbildung des Kalvarienberges. Zum Übernachten empfiehlt sich das charmante Hotel Rosario del Lago, nur wenige Minuten vom Hauptplatz entfernt. Äußerst beliebt ist auch das hauseigene Restaurant Kota Kahuana; die Spezialität sind frische Forellen aus dem See.
Von Copacabana aus fahren regelmäßig Boote zu einigen der Inseln des Titicacasees. Die Inka waren der Überzeugung, der See sei die Wiege ihres Volkes, der „Schoß der Erde“. Die Isla del Sol (Sonneninsel) und die Isla de la Luna (Mondinsel) waren den Inkas heilig; bis heute sind Überreste von Tempeln erhalten. Die nur sehr dünn besiedelte Sonneninsel gilt den Inka als Geburtsstätte des Sonnengottes – heute ziehen vor allem die unglaublichen Aussichten über den See bis hin zur Königskordillere die Besucher an. Dieselbe wunderbare Aussicht können Sie auch von einem der liebevoll eingerichteten 20 Zimmer der Posada del Inca genießen, einer alten Hacienda in Hanglage. Die freundliche Belegschaft organisiert gern Ausflüge zu einer der schwimmenden Schilfinseln des Sees. Angelegt wurden sie von Aymara-Indianern, die auf den riesigen handgeflochtenen Plattformen aus Totora-Schilf Zuflucht vor den Inka suchten.
Der kristallklare See ist sowohl von bolivianischer Seite als auch von Peru aus (Hafenstadt Puno, siehe → hier) gut zugänglich. Die meisten Besucher konzentrieren sich ganz auf den See und seine vielen Attraktionen und übersehen dabei eine großartige Sehenswürdigkeit im Landesinneren: Tiwanaku, die alte Hauptstadt einer Kultur, die noch vor den Inkas existierte. Man datiert die Bauwerke auf etwa 500 v. Chr. Das Sonnenportal mag Teil eines Kalenders gewesen sein, und die vielen monumentalen Bildwerke, die man dort fand, geben den Archäologen bis heute Rätsel auf.
WO: Copacabana liegt 150 km nordwestl. von La Paz. HOTEL ROSARIO DEL LAGO: Tel. +591/2-862-2141; www.hotelrosario.com/lago. Preise: € 45; Dinner € 9. POSADA DEL INCA: Tel. +591/2-233-7533; www.titicaca.com. Preise: € 63. WIE: Crillon Tours bietet zahlreiche Touren rund um den Titicacasee an. Tel. +591/2-233-7533; www.titicaca.com. Preise: 2-tägige Tour € 222, all-inclusive. Startet in La Paz. REISEZEIT: Mai–Dez.: Trockenzeit; Anf. Feb.: religiöse Feste; Apr.: Karwoche (Semana Santa).