Keine Burg aus dem Reich der Sagen und Legenden kann es wohl mit der realen Schönheit des Krak des Chevaliers aufnehmen. 1909 erklärte ein junger Mann namens T. E. Lawrence, der später als Lawrence von Arabien weltberühmt werden sollte: „Es ist die schönste Burg der Welt und sicher die malerischste, die ich je gesehen habe – einfach ein Wunder.“
Schmucklos und abweisend thront der gewaltige Bau wie ein gestrandetes Schlachtschiff auf einem uneinnehmbaren Felsen inmitten der endlosen Ebene im Westen Syriens. Der Krak des Chevaliers ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen weltweit. Der größte Teil des Baus entstand ab 1144 unter der Leitung des Johanniterordens, der daraus die größte Kreuzritterfestung des Heiligen Landes machte.
Der Krak liegt strategisch günstig an der alten Karawanenroute zwischen Damaskus und Beirut. Nur hier war es möglich, den Gebirgszug zu überqueren, der Syrien und den Libanon voneinander trennt. Die Festung galt als uneinnehmbar, nicht einmal Sultan Saladin wagte den Angriff: Nach einem Blick auf die Mauern zog er sich kampflos zurück. Letztendlich fiel der Krak 1271 auch nicht durch Gewalt, sondern durch eine List: Ein gefälschtes Schreiben gab den Rittern die Order, sich zu ergeben.
Auch in den folgenden Jahrhunderten blieb der Krak ein wichtiger militärischer Stützpunkt, aber für die außergewöhnliche Ästhetik des Baus interessierten sich erstmals die europäischen Reisenden um 1800. Im Krak des Chevaliers sind zudem einige der wenigen Fresken aus der Zeit der Kreuzzüge erhalten. Der Schweizer Forscher Johann Ludwig Burckhardt – der auch Petra und Abu Simbel für den Westen wiederentdecken sollte (siehe → hier und → hier) – beschrieb den Krak als „eines der schönsten Bauwerke des Nahen Ostens, das ich kenne“. Der gute Erhaltungszustand der Burg ist auch den vorsichtigen Restaurationsarbeiten der Franzosen zu verdanken, die das Land zwischen den beiden Weltkriegen beherrschten.
WO: 150 km nördl. von Damaskus; 180 km südl. von Aleppo.

