Cadaqués, nördlichster Badeort an der katalanischen Küste und nur übers Meer oder eine Serpentinenstraße zu erreichen, wird oft als „das meistgemalte Dorf der Welt“ bezeichnet. Picasso, Utrillo, Miró, Max Ernst, Man Ray und der Filmemacher Luis Buñuel ließen sich hier inspirieren, aber Salvador Dalí, der lange ein Atelier (heute Museum) im benachbarten Portlligat unterhielt, hat die beständigste Präsenz.
Das weiß getünchte Dorf, ein ruhiger Punkt in der wirbelnden Welt dieser verrückten Küste, faltet sich an der östlichen Spitze der Empordà-Halbinsel um einen felsigen Hafen herum. Wenig hat sich geändert, seit Dalí in den 1920er-Jahren in der Bar Meliton mit Marcel Duchamp Schach spielte. Bars und Cafés füllen sich nach der Siesta und bleiben bis zum Morgengrauen geöffnet. Die fehlenden Sandstrände machen Cadaqués zu einer Stadt der Künstler und Fischer. Hafenbars tischen gegrillte Sardinen und Doraden auf; schlichte Kneipen wie das Casa Anita (Dalís Lieblingskneipe) servieren einer neuen Künstlergeneration lokal gefangenen Fisch.
Kunst und leckeres Essen spielen auch in Dalís naher Heimatstadt Figueres zusammen. Im späteren Leben verwandelte er ein Theater aus dem 19. Jh. (wo 1919 seine erste Austellung stattfand) in eine Installation, das Teatre-Museu Dalí. Von den Schaufensterpuppen bis zu dem Haufen Autoreifen vor der Tür: Das Ganze ist genauso phantasmagorisch wie die „Landschaften“ des Künstlers. Dalí nannte es „ein gigantisches surrealistisches Objekt, in dem alles kohärent ist, in dem ich alles verstehe“. Seine private Kunstsammlung ist auch hier – und er selbst in der Krypta begraben.
Ins Restaurant Empordà (in einem Hotel gleichen Namens), schon lange für seine katalanischen Wild- und Fischspezialiäten bekannt, kommen die Gäste weniger wegen der Dalí-Skizzen, sondern vielmehr wegen der Kunst des Küchenchefs Jaume Subirós. Tatsächlich sind Köche die neuen Künstler der Costa Brava – teilweise inspiriert von Ausnahmekoch Ferran Adriá, der von hier stammt und seine wild-experimentelle Küche im El Bulli außerhalb der Stadt Roses servierte. Es ist gerade geschlossen und soll 2014 als Think-Tank für kreative Küche und Gastronomie wieder eröffnen. Eine begrenzte Anzahl an Gästen soll dann auch bekocht werden.
Kulinarisches Genie gibt es auch weiter im Süden: Südlich von Blanes, nahe an Barcelona in Sant Pol de Mar, vermählt Carme Ruscalleda katalanische Traditionen mit Adriá-ähnlichen Inspirationen im Restaurante Sant Pau. Unterwegs sieht man das mittelalterliche San Feliu de Guixols und Tossa del Mar mit Burg.
WO: 172 km nördl. von Barcelona. INFO: www.costabrava.org. PORTLLIGAT CASA-MUSEU SALVADOR DALÍ: Tel. +34/972-251015; www.salvador-dali.org. CASA ANITA: Tel. +34/972-258471. Preise: Dinner € 33. TEATRE-MUSEU DALÍ: Tel. +34/972-677505; www.salvador-dali.org. EMPORDÀ: Tel. +34/972-500562; www.hotelemporda.com. Preise: ab € 66; Festpreis-Dinner € 66. RESTAURANTE SANT PAU: Tel. +34/937-600662; www.ruscalleda.com. Preise: Festpreis-Dinner € 140.