In einer der abgelegensten Gegenden Sambias können Reisende nicht nur zu Fuß, per Boot oder Buschfahrzeug in die Naturwunder des Landes eintauchen, sondern auch in einem faszinierenden Denkmal für die historische Besessenheit der Briten, die wildesten Flecken der Erde zu bezähmen, logieren. Der außergewöhnliche Landsitz Shiwa Ngandu inspiriert Schriftsteller seit Jahren. In ihrem Buch The Africa House (1999) beschreibt Christina Lamb, wie sie zum ersten Mal hier eintraf: „Wir fuhren eine lange steile Auffahrt hinauf, die – in Afrika! – ausgerechnet von italienischen Zypressen gesäumt war, passierten einen farbenprächtigen Terrassengarten … Und da war es … In meinen 10-jährigen Reisen als Auslandskorrespondentin in Afrika, Asien und Südamerika hatte ich nie etwas Vergleichbares gesehen.“
Das Anwesen wurde von Sir Stewart Gore Brown errichtet, der 1881 in London in eine reiche Familie geboren und mit 19 in den Burenkrieg im südlichen Afrika geschickt wurde. 1914 besuchte er Shiwa Ngandu, den „See der königlichen Krokodile“, einen unwirtlichen Ort im damaligen Nordrhodesien. Augenblicklich verzaubert, begann der exzentrische Gore Brown 1920 mit dem Bau seines afrikanischen Utopias, der sich bis in die späten 1950er-Jahre hinzog. Es gab keine Straßen, und der nächste Bahnhof war über 600 km entfernt, doch mithilfe Hunderter von Arbeitern und Ochsengespannen, die Baumaterial herbeischleppten, entstand ein Backsteinbau mit Turm, Torhaus, Säulengängen und Innenhöfen, umgeben von Baumschulen, ummauerten Gärten und Tennisplätzen. Echtem englischem Adelsstil getreu, wurde aus dem Besitz eine ausgedehnte Siedlung mit 2 Schulen, Krankenhaus, Läden, Sportplätzen, Postamt und 80 Häusern für die Bediensteten, die das Anwesen und die 24.000 ha Wildnis und Ackerland bewirtschafteten.
Als Gore Brown 1967 starb, waren Haus und Ländereien dem Verfall preisgegeben, und die umliegende Gemeinde verlor mit der Zeit den Zugang zu Jobs, Gesundheitsversorgung und Bildung. Doch Gore Browns ältester Enkel, Charlie Harvey, und seine Frau Jo konnten das nicht mit ansehen und nahmen sich 2002 der Herkulesaufgabe an, das Anwesen zu restaurieren und die Schulen und das Krankenhaus wieder für die 11.000 Dorfbewohner nutzbar zu machen. Außerdem öffneten sie Shiwa Ngandu für Gäste und statteten 8 Schlafzimmer (teils im Haupthaus, teils in einem benachbarten Farmhaus) mit Originalmöbeln aus, um an die Blütezeit des Anwesens zu erinnern. Sie arrangieren Bootsausflüge auf dem See, Bäder in heißen Quellen, Ausritte und Pirschgänge oder -fahrten zur Beobachtung wenig bekannter Tiere wie des Palmgeiers oder zweier scheuer Antilopenarten: der im Sumpfland lebenden Sitatunga und des kleinen Blauduckers. An Regentagen können Sie sich im umfangreichen Familienarchiv in die Geschichte der Gore Browns vertiefen.
WO: 800 km nordöstl. der Hauptstadt Lusaka. Tel. +260/97-666-4090; www.shiwangandu.com. Preise: Farmhaus-Zimmer € 163, all-inclusive (Nebensaison), € 200 (Hochsaison). REISEZEIT: Mai–Okt.: kühleres, trockenes Wetter.