Wer auf der Suche nach Schauergeschichten ist, Wein liebt, gern fotografiert und sich als Reisender in einer fantastisch unverfälschten Ecke Europas verlieren möchte, der ist in Transsilvanien (auch: Siebenbürgen) richtig. Das „Land jenseits des Waldes“ ist eine der letzten großen Wildnislandschaften Europas, mitten in den Karpaten und voller uralter Städte, wuchtiger Kirchen, gotischer Burgen und Legenden über ein gewisses nachtaktives Wesen mit auffälligen Eckzähnen.
Obwohl sich auch hier das 21. Jh. ausbreitet – so sieht man Bauern mit Heugabel und Handy –, halten sich in den südtranssilvanischen Dörfern noch die Traditionen. Auch die Städte atmen Vergangenes. Die ummauerten sächsischen Städte Braşov (Kronstadt), Sibiu (Hermannstadt) und Sighişoara (Schäßburg) bieten aber nicht nur mittelalterliche Gebäude und traditionelle Kultur, sondern auch Modernes wie eine lebhafte Restaurant- und Cafészene. Im nahen Bucegi- und Făgăraş-Gebirge lässt es sich prima wandern, mountainbiken und skifahren. Trotz immensen Touristenbusverkehrs sind auch geführte Touren zu den Burgen sehr vergnüglich, besonders zu Schloss Bran, das – fälschlicherweise – als Draculas Schloss bekannt ist.
Schloss Bran wurde im 14. Jh. von Sachsen erbaut.
Bram Stokers 1897 erschienener Roman Dracula war inspiriert von Vlad Drăculea, einem transsilvanischen Prinzen, der im 15. Jh. lebte und für seine blutige Angewohnheit bekannt war, seine Feinde zu pfählen. Man weiß, dass Vlad höchstens mal ein paar Nächte auf Schloss Bran verbrachte, aber das kann den stetigen Besuch der Dracula-Fans aus allen Teilen der Welt nicht aufhalten. Das hoch auf einem Felsen thronende Schloss sieht absolut wie ein Vampirschloss aus und lohnt einen Besuch.
Wer 1 oder 2 Nächte in den umliegenden Dörfern verbringt, bekommt einen Einblick in den traditionellen Lebensstil, den noch über 40 % der Rumänen pflegen. Es gibt Dutzende Möglichkeiten, z. B. die sorgfältig restaurierten Dörfer Biertan, Viscri und Malancrav, alle nur 1 Stunde von Sighiśoara entfernt. Hier wird eine bescheidene Touristen-Infrastruktur aufgebaut – mithilfe des britischen Mihai Eminescu Trust, den auch Prinz Charles unterstützt –, wobei Wert auf die Erhaltung des traditionellen Erscheinungsbildes gelegt wird.
WO: 209 km nordwestl. von Bukarest. INFO: www.romaniatourism.com/transylvania.html. UNTERKUNFT: Die aristokratische Familie Mikes beherbergt Gäste im Maschinenraum ihres Anwesens. Tel. +40/724-003-658; www.zabola.com. Preise: ab € 74. MIHAI EMINESCU TRUST: arrangiert Übernachtungen in den Dörfern um Sighişoara. Tel. +40/723-150-819; www.mihaieminescutrust.org. Preise: ab € 60. WIE: Das amerikanische Unternehmen Wilderness Travel bietet eine 12-tägige Wander-/Kulturreise durch Südtranssilvanien an. Tel. +1/510-558-2488; www.wildernesstravel.com. Preise: ab € 2700, all-inclusive. Startet in Bukarest. REISEZEIT: Mai–Juni und Sept.–Okt.: bestes Wetter, weniger Touristen; 1. Woche nach Ostern: Festival Days of Braşov; Juli: mittelalterliches Kunsthandwerk in Sighişoara; Juli–Anf. Aug.: Volkskunst und -musikfestivals in Sibiu.