Es ist ein langer Weg auf dem Camino de Santiago (Jakobsweg) nach Santiago de Compostela, aber gläubige Christen machen die Pilgerreise, seit die Gebeine des Apostels Jakobus hier im 9. Jh. ausgegraben wurden. Jakobus sollte den christlichen Armeen in Kämpfen mit den Mauren helfen, daher wurde Santiago Matamoros („St. Jakobus der Maurentöter“) zum Schutzheiligen der Spanier.
Heutige Pilger folgen den Spuren von El Cid, Ludwig VII. und Franz von Assisi (und der allgegenwärtigen gelben Muschel) zu diesem Wallfahrtsort, der auf einer Stufe mit Rom und Jerusalem steht. Ob die Motive religiöser Art sind oder nicht – die Erfahrung der Wanderung prägt. Viele der inzwischen fast 200.000 Pilger, die pro Jahr kommen, lernen sich ganz neu kennen (manche schreiben dann sogar Bücher darüber). Die meisten Reisenden folgen einer Variante der französischen Route, die im baskischen Dorf Roncesvalles in den Pyrenäen an der französisch-spanischen Grenze beginnt, und wandern 800 km durch das Rioja-Weinland (siehe → hier) und die früheren Königreiche Nordspaniens. Hostels, Gasthöfe und Restaurants entlang der Strecke sind auf Pilger eingestellt; außerdem gibt es etwa alle 10 km die offiziellen Pilgerherbergen, die nur ein paar Euros kosten, dafür aber mitunter extrem einfach sind (Matratzen in riesigen Schlafsälen). Wer nicht die Zeit oder Kraft für den mindestens 4-wöchigen Fußweg hat, geht nur die letzten 100 km durch das raue, aber grüne Galicien. Typischerweise sehen die müden, aber begeisterten Pilger die Zwillingstürme der Kathedrale von Santiago zum ersten Mal in Monte de Gozo, 3,5 km vor Santiago de Compostela.
Der Bau der majestätischen Kathedrale von Santiago de Compostela begann 1078 an der Stelle einer von den Mauren zerstörten Basilika des 9. Jh. Die Pläne des Meisters Mateo sind unter Europas schönster romanischer Kunst. Die zweitürmige, im 18. Jh. hinzugefügte Barockfassade der Kathedrale schützt die restaurierte ursprüngliche Porta de Gloria vor der Witterung. Die Wirkung des gewaltigen Inneren – bis auf den Altar so schlicht, wie die Fassade verziert ist – wird noch gesteigert durch die goldgewandete, juwelengeschmückte Statue des sitzenden hl. Jakobus über dem Hochaltar, die von den eintreffenden Pilgern umarmt wird. Seine Gebeine liegen in einem silbernen Schrein in der Gruft unterhalb des Altars.
Pilger auf dem Weg über das kastilische Plateau.
Die Kathedrale teilt sich die riesige Plaza del Obradoiro („Arbeit aus Gold“) mit dem Hotel Reyes Católicos („katholische Könige“), das König Ferdinand und Königin Isabella 1499 als Hospiz für Pilger bauten. Heute ist es einer der renommiertesten Paradors in Spanien, mit Zimmern, die den Platz, die Kathedrale oder die 4 Kreuzgänge überblicken. In der Nähe wurde ein Konvent aus dem 18. Jh. ins komfortable, aber weniger königliche Hotel Palacio del Carmen umgewandelt.
WO: Santiago de Compostela liegt 603 km nordwestl. von Madrid. Die beliebteste Jakobsweg-Route startet in Roncesvalles und führt 800 km von Ost nach West durch Nordspanien. WIE: Das amerikanische Unternehmen Saranjan, Inc. bietet 1–2-wöchige Touren im Minibus, zu Fuß- oder mit dem Rad. Tel. +1/206-720-0623; www.saranjan.com. Preise: 9-tägige Tour ab € 2444; all-inclusive. Startet in León. HOTEL REYES CATÓLICOS: Tel. +34/981-582200; www.parador.es; Preise: ab € 148 (Nebensaison), ab € 289 (Hochsaison). PALACIO DEL CARMEN: Tel. +34/981-552444; www.palaciodelcarmen.com. Preise: ab € 107 (Nebensaison), ab € 185 (Hochsaison). REISEZEIT: Ende Feb. oder Anf. März: Antroido (Karneval); letzte 2 Juliwochen: mehrere fiestas; 25. Juli: Fest des Santiago mit Feuerwerk, Musik und Prozessionen.