In den Jahren seit dem Ende des gewalttätigen Nordirlandkonfikts – der jahrzehntelangen politischen Auseinandersetzung mit Großbritannien – hat Belfast einen deutlichen Wiederaufschwung erfahren. Ihr erstes kräftiges Wachstum erlebte die Stadt während der industriellen Revolution. Es resultierte aus der Produktion von Leinen, Tabakwaren und Seilen sowie dem Schiffsbau (die Titanic lief 1912 hier vom Stapel). Als weite Teile Irlands 1922 die Unabhängigkeit von England erlangten, blieben 6 der 32 Countys als Provinz Nordirland mit Belfast als Hauptstadt unter britischer Herrschaft. Von dieser Spaltung zeugen heute noch die Reihen von Arbeiterhäusern, deren Mauern sowohl die nationalistischen Republikaner (zumeist Katholiken, die die Wiedervereinigung mit der irischen Republik forderten) als auch die Loyalisten oder Unionisten (Protestanten, die der britischen Krone loyal verbunden waren) während des Konflikts mit Wandmalereien zierten. Heute können Touristen im Rahmen von „Black Taxi Tours“ diese öffentliche Kunst bestaunen und die Geschichten dahinter erfahren.
Waffenruhen, Friedensabkommen und politische Zugeständnisse auf beiden Seiten haben eine neue Ära für Belfast eingeläutet. Gebäude aus seiner viktorianischen Blütezeit erstrahlen in neuem Glanz – so auch der Crown Liquor Saloon gegenüber dem Opernhaus. Hier können Sie sich einen Teller heimischer Ardglass-Austern und ein Glas Guinness schmecken lassen, während Sie extravagante Handwerkskunst bestaunen: Mosaikböden, reich verzierte Spiegel und fein gearbeitete Deckenvertäfelungen. Verbringen Sie einen Nachmittag im viktorianischen Palmenhaus des Botanischen Gartens oder in der großen Markthalle St. George’s Market, in der an Hunderten Ständen Antiquitäten, Blumen, Ernteerzeugnisse und Gourmetspezialitäten verkauft werden. Die ehemalige Zentrale der Ulster Bank, ein Gebäude aus den 1860er-Jahren mit italienisch anmutender Fassade und pompöser Innenausstattung, beherbergt heute das Merchant Hotel. Im Great Room können Sie inmitten von Putten und gigantischen schwarzen Säulen mit vergoldeten Kapitellen Ihren Tee trinken. Draußen pulsiert das Cathedral Quarter mit Galerien, Clubs, Künstlerateliers und Musikpubs.
Auch die Gastronomieszene floriert. Das Deanes verbindet in minimalistischem Ambiente Klassisches mit Unerwartetem, wie etwa gebratene Wachtel mit Armen Rittern aus Lebkuchen. Legerer essen Sie in Nick’s Warehouse, einem einladenden Restaurant in einem ehemaligen Lagerhaus für Bushmills Whiskey. Die offene Küche bringt Vorspeisen wie pfannengebratene Krebsscheren mit Fenchelpüree und warmen Pfefferorangen hervor, und die Weinauswahl ist ausgezeichnet. Die Wiederbelebung Belfasts hat auch das Hafengebiet erreicht, wo 2012 das 100. Jubiläum der Titanic gefeiert wird – hier gibt es ein dem Ozeanriesen gewidmetes Museum, Galerien, Theater und einen Park auf dem ehemaligen Werftgelände.
WO: 156 km nördl. von Dublin. BLACK TAXI TOURS: Harper Taxi Tours, Tel. +44/28-90-742-711; www.harpertaxitours.com. CROWN LIQUOR SALOON: Tel. +44/28-9024-3187; www.crownbar.com. Preise: Lunch € 20. MERCHANT HOTEL: Tel. +44/28-9023-4888; www.themerchanthotel.com. Preise: ab € 166 (Nebensaison), ab € 260 (Hochsaison). DEANES: Tel. +44/28-9033-1134; www.michaeldeane.co.uk. Preise: Dinner € 48. NICK’S WAREHOUSE: Tel. +44/28-9043-9690; www.nickswarehouse.co.uk. Preise: Dinner € 37. REISEZEIT: 17. März: St. Patrick’s Day; Apr.–Mai: Cathedral Quarter Arts Festival; Juli–Aug.: West Belfast Festival; Okt.–Nov.: Belfast Festival at Queen’s.
Die Solidarity Wall zeigt republikanische Wandmalereien aus der Zeit des Nordirlandkonflikts.