„Ich mag Amsterdam lieber als Venedig, denn in Amsterdam hat man Wasser, ohne gleich des Landes beraubt zu sein …“ – CHARLES DE MONTESQUIEU
AMSTERDAM
Niederlande
Amsterdam liegt an einem Netz aus Grachten, an deren Ufern Giebelhäuser aus 5 Jahrhunderten stehen. Die dekorativen Fassaden sind selten höher als 4 oder 5 Stockwerke, was die ganze Stadt liebenswert kleinteilig erscheinen lässt – aber Amsterdams Wirkung ist umso größer. Kunstmuseen von Weltrang, das Erbe eines prächtigen Goldenen Zeitalters und eine pulsierende Gegenwartskultur erwarten Sie an jeder Ecke. Amsterdam hat alle Vorteile einer Metropole, aber fast keinen der Nachteile: Die Stadt ist klein genug, um zu Fuß oder mit dem Rad fast überallhin zu kommen, und die Kulisse aus Ziegelhäusern, hübschen Brücken und stillen Grachten verleiht Amsterdam einen dörflichen Charme.
HAUPTATTRAKTIONEN
RIJKSMUSEUM – Das größte Museum der Niederlande – und eine der Kunst-Hauptlagerstätten der Welt – ist eine Schatztruhe der herausragendsten Werke des Landes aus dem Goldenen Zeitalter im 17. Jh.. Dreh- und Angelpunkt des 1885 von P. J. H. Cuypers entworfenen neogotischen Museums ist Rembrandts grandiose Nachtwache (1642). Die ausladende Leinwand ist Herzstück der weltgrößten Sammlung niederländischer Gemälde, darunter auch 20 weitere Rembrandt-Werke, z.B. Die Judenbraut (1662) und Selbstporträt als Apostel Paulus (1661), sowie Werke von Jan Vermeer, Frans Hals, Jacob van Ruisdael und anderen Alten Meistern. INFO: Tel. +31/20-674-7000; www.rijksmuseum.nl.
VAN-GOGH-MUSEUM – Das Hauptgebäude wurde von Gerrit Rietveld entworfen, der auffällige neue Anbau (1999) vom japanischen Architekten Kisho Kurokawa, ein passender Rahmen für Vincent van Gogh, den bedeutendsten niederländischen Maler des 19. Jh. Das Museum besitzt 200 seiner Bilder, 500 Zeichnungen und 700 Briefe, außerdem japanische Drucke (viele aus seiner eigenen Sammlung) und andere Arbeiten des 19. Jh., die ihn beeinflussten. Die weltgrößte Sammlung seiner Werke beginnt bei seinen frühesten, 1881 in den Niederlanden ausgeführten Gemälden und endet bei den Bildern, die er in Frankreich nur einige Tage vor seinem Selbstmord mit 37 Jahren malte. Die Kartoffelesser, Sonnenblumen und Kornfeld mit Krähen sind nur einige Bilder des verzweifelten, visionären Genies. INFO: Tel. +31/20-570-5200; www.vangoghmuseum.nl.
ANNE-FRANK-HAUS – Anne Frank, jüngere Tochter deutsch-jüdischer Einwanderer, bekam zu ihrem 13. Geburtstag am 12. Juni 1942 ein Tagebuch. Nur wenige Wochen später mussten sie und ihre Familie sich vor den deutschen Besatzern verstecken – in einigen Räumen des Hinterhauses von Otto Franks Firma an der Prinsengracht mitten im Zentrum. In diesem Anbau blieben die Franks und andere Untergetauchte 2 Jahre lang, bis sie im August 1944 von den Deutschen gefunden wurden. Alle Bewohner außer Annes Vater starben in Konzentrationslagern. Annes im Tumult liegen gelassenes Tagebuch wurde eines der meistverkauften Bücher aller Zeiten. Im Hinterhaus stehen keine Möbel mehr, aber an den Wänden von Annes Zimmer hängen noch die Zeitungsausschnitte ihrer Lieblings-Filmstars – ein fast unerträglich schmerzliches Monument. In einem großen neuen Gebäudeflügel befindet sich eine Ausstellung über die Hintergründe, über Toleranz und Unterdrückung. INFO: Tel. +31/20-556-7100; www.annefrank.org.
Das Highlight der mit 1 Mio. Objekten riesigen Sammlung des Rijksmuseums ist die holländische Kunst des Goldenen Zeitalters, aber auch die asiatische Kunst ist beeindruckend.
ROTLICHTVIERTEL – Das Amsterdamer Rotlichtviertel De Wallen („die Mauern“) liegt im ältesten Teil der Stadt an der früheren Stadtmauer. In seiner Mitte steht die Oude Kerk („alte Kirche“) von 1300. Der freudige Klang ihrer Glocken, der durch die Kopfsteinpflasterstraßen und Grachten schallt, ist ein wahres Vergnügen. Zur katholischen Kirche Ons’ Lieve Heer op Solder („unser lieber Herr auf dem Dachboden“) müssen Sie eine enge Treppe zum oberen Stockwerk eines Grachtenhauses hochsteigen, denn sie stammt aus dem Jahr 1663, als das protestantische Holland den Katholiken das Beten nur erlaubte, wenn die Kirchen nicht von der Straße aus zu erkennen waren. In diesem alten Viertel wird auch der älteste Beruf der Welt ausgeübt. Im toleranten Amsterdam werden die Frauen, die sich hier hinter rot getönten Scheiben präsentieren, registriert, reguliert, besteuert und seit 1984 von einer Gewerkschaft vertreten. Geduldig warten sie auf ihren nächsten Auftrag und zeigen, was sie haben – Matrosen, Geschäftsreisenden und diversen „Arglosen im Ausland“. OUDE KERK: Tel. +31/20-625-8284; www.oudekerk.nl/infoeng.htm. ONS’ LIEVE HEER OP SOLDER: Tel. +31/20-624-6604; www.opsolder.nl.
AUF DEN GRACHTEN – Falls Sie denken, eine Bootstour sei zu touristisch, dann verpassen Sie es, die Stadt der Grachten so zu sehen, wie man sie sehen sollte. Es geht nämlich um die Fassaden der von Händlern des 17. Jh. gebauten Stadt- und Lagerhäuser. Jedes Haus hat einen anderen Ziergiebel. Die schönsten und größten Häuser stehen an der Herengracht, dem innersten der 5 baumbewachsenen Grachten-Halbkreise (die durch 160 kleinere Kanäle verbunden sind). Die Ziegelhäuser an den kleineren Grachten (besonders im Viertel Jordaan) sind vielleicht architektonisch interessanter. Die Fassaden und viele der typischen Bogenbrücken werden abends angestrahlt – zusammen mit den altmodischen Straßenlaternen, deren Licht sich im Wasser spiegelt, und einer Bootstour bei Kerzenlicht wird das ein sehr romantischer Abend. WIE: Mit der Canal Company, Tel. +31/20-623-9886; www.canal.nl.
BEGIJNHOF – An einer Seite des belebten Platzes Spui gibt es eine schlichte Holztür. Wer sie öffnet, kommt durch eine dunkle Passage an einen ruhigen Ort mit grünem Rasen und Gärten, gesäumt von kleinen Häuschen. Das ist der Begijnhof, Heimat der Beginen, eines im frühen Mittelalter gegründeten laizistischen Nonnenordens. Die letzte des Ordens, Schwester Antonia, starb hier 1971, aber immer noch wohnen in diesem Hof alleinstehende oder verwitwete katholische Frauen über 30. Die meisten Häuser wurden im 17. und 18. Jh. neu aufgebaut, aber Nr. 34 ist das eine der beiden verbliebenen mittelalterlichen Holzhäuser in Amsterdam. Die kleine Kirche in der Mitte ist die ursprüngliche, 1419 geweihte Begijnkerk, heute als English Church bekannt, weil sich hier eine Gruppe protestantischer Andersdenkender, die 1607 aus England geflohen war, zum Gottesdienst traf. Sie war der harte Kern der Pilgerväter, die 13 Jahre später nach Amerika segelten. INFO: www.begijnhofamsterdam.nl.
AMSTERDAM MUSEUM – Amsterdam hat eine lange ereignisreiche Geschichte, von den Anfängen als schlammige Siedlung am Damm des Flusses Amstel über Ruhm und Reichtum des Goldenen Zeitalters bis zum Terror des Zweiten Weltkriegs, den Hippiezeiten der 1960er und 1970er und als Hauptstadt der Schwulen und Lesben in den 1980ern. Das Amsterdam Museum bringt all das zusammen – in einer Reihe fantasievoll arrangierter Objekte und Ausstellungen. Sie werden einen mittelalterlichen Kinderschuh sehen, eine bemerkenswerte Vogelschauansicht Amsterdams von 1538, wertvolle Kostbarkeiten und nachdenklich stimmende Fotos. Das Museum ist in einem ehemaligen Waisenhaus von 1520 untergebracht – in einem Hof sind in der Wand immer noch die hölzernen Spinde der Jungen zu sehen. INFO: Tel. +31/20-523-1822; www.ahm.nl.
STADT DER MÄRKTE – Amsterdam ist gespickt mit tollen dicht beieinanderliegenden Märkten. Der berühmte Blumenmarkt mit Reihen bunter Blüten und Eimern voller Tulpen verkauft auch gut verpackte Tulpenzwiebeln, die Sie zu Hause einpflanzen können. Auf dem weitläufigen Flohmarkt finden Sie Vintage-Klamotten, Kunsthandwerk aus aller Welt oder auch mal ein Fahrradersatzteil. Die Händler auf dem Albert-Cuyp-Markt behaupten, ihr Markt sei der längste (er ist etwa 1 km lang). Hier kaufen die Amsterdamer Obst, Gewürze und frischen Fisch, der noch im Eisbett zappelt. Am anderen Ende der Stadt, versteckt zwischen den charmanten Grachten im Jordaan, haben Sie auf dem Indoor-Antikmarkt De Looier die Chance, alte Delfter Kacheln zu finden. An den Wochenenden finden auf Plätzen wie dem Nieuwmarkt, dem Spui und dem Thorbeckeplein immer wieder Buch-, Kunst- und Sammlerflohmärkte statt.
ÜBERNACHTEN
THE DYLAN – 1998 bekam das Grachtenhaus aus dem 19. Jh. eine Generalüberholung von der Queen des Hoteldesigns, Anouska Hempel. Heraus kam ein luxuriöses Boutique-Hotel mit klassischem, aber modernem Dekor. Die Zimmer liegen anmutig um einen Hof herum und sind alle verschieden, mit klaren Linien, warmen Stoffen und einem Hauch Asien hier und da. Das Restaurant Vinkeles ist konstant gut, und im abgeschlossenen Innenhof können Sie wie in einer Brasserie speisen. Das Dylan liegt im Herzen des Grachtengürtels, ganz nah an Museen, Shops, Restaurants und dem pulsierenden Amsterdamer Leben. INFO: Tel. +31/20-530-2010; www.dylanamsterdam.com. Preise: ab € 370; Dinner € 71.
HOTEL DE L’EUROPE – Das 1896 gebaute de l’Europe ist eines der ältesten Amsterdamer Hotels. Es wurde 2011 renoviert, aber Liebgewonnenes ist geblieben, so z.B. Freddy’s Bar, einst Lieblingsbar von Alfred „Freddy“ Heineken (inzwischen gehört das Hotel der Brauerei). Das Restaurant Bord’Eau in einer begehrten Lage an der Amstel wurde unter Küchenchef Richard van Oostenbrugge, der unkomplizierte, französisch inspirierte Gerichte zaubert, neu aufgestellt. Echte, von Freddy Heineken gestiftete Gemälde Alter Meister hängen in den öffentlichen Räumen. Die Zimmer im alten Teil des Gebäudes haben noch ein klassisches Ambiente; die individuellen Suiten im neuen Flügel sind witziger und moderner und haben einzigartige Ausblicke auf den Fluss. INFO: Tel. +31/20-531-1777; www.leurope.nl. Preise: ab € 333; Dinner im Bord’Eau € 77.
THE GRAND – Das Gebäude von 1578 war zuerst Gästehaus für königlichen Besuch, dann Marinequartier und viele Jahre lang Rathaus von Amsterdam. Die satten Farben und witzigen Details der jüngsten Renovierung verleihen den monumentalen öffentlichen Räumen mehr Wärme und den 177 Zimmern eine elegante Gemütlichkeit. Im Bridges Restaurant fasziniert das Wandbild Vragende Kinderen („Fragende Kinder“) des niederländischen Künstlers Karel Appel, und es gibt exzellente Fisch- und Meeresfrüchtespezialitäten, auch in der erstklassigen Raw Bar. Ein schöner Grachtenblick und ein Spa mit großem Pool tragen noch zum besonderen Charme bei. INFO: Tel. +31/20-555-3111; www.sofitel-legend-thegrand.com. Preise: ab € 260 (Nebensaison), € 311 (Hochsaison); Dinner im Bridges € 66.
HOTEL ORLANDO – Die 7 Zimmer des Hotel Orlando belegen ein Grachtenhaus aus dem Goldenen Zeitalter und wurden mit feinem Geschmack und subtilem Charme eingerichtet. Seit 2011 erstreckt es sich auch aufs achterhuis (Hinterhaus); ein grüner Innenhof gehört auch dazu. Frühstück gibt es in der Küche aus dem 17. Jh. neben einem alten Herd und mit Originalfliesen. INFO: Tel. +31/20-638-6915; www.hotelorlando.nl. Preise: € 126.
Amsterdam, das „Venedig des Nordens“, besteht aus 90 Inseln, die von mehr als 1000 Brücken verbunden werden.
SEVEN ONE SEVEN – Genießen Sie es, in einem stattlichen Amsterdamer Grachtenhaus zu wohnen – ohne den Stress, selbst eines zu besitzen. Der hintere Teil des Seven One Seven ist aus dem 17. Jh., die prächtige Grachtenfassade wurde 1810 angebaut. Die 8 großzügigen Zimmer strotzen vor Barockdekor, sind aber trotzdem heimelig. Nachmittags wird in der Bibliothek Tee serviert, und abends gibt es ein Glas Wein. Die beiden Executive-Suiten im Vorderhaus haben riesige Fenster mit Topaussicht auf die Prinsengracht; die anderen schauen auf einen reizenden Hofgarten. INFO: Tel. +31/20-427-0717; www.717hotel.nl. Preise: ab € 307 (Nebensaison), ab € 381 (Hochsaison).
SUNHEAD OF 1617 – Der merkwürdige Name dieses gemütlichen B&B kommt vom Bild einer Sonne über der Tür und dem Baujahr des Hauses. Die freundlichen Besitzer sind weit gereist, wissen also, dass kleine Details wichtig sind: poliertes Holz, schwere Stoffe, Antikmöbel und helle, moderne Wandbilder. Nur 2 Zimmer und ein Appartement liegen an einer für Amsterdam typischen steilen Treppe. Im vorderen Zimmer genießt man eine herrliche Sicht auf die Herengracht. INFO: Tel. +31/20-626-1809; www.sunhead.com. Preise: ab € 126.
ESSEN & TRINKEN
CIEL BLEU – Der „blaue Himmel“ hat seinen Namen von der Lage im 23. Stock eines der höchsten Gebäude der Stadt, und seine Küche ist dementsprechend gehoben. Der Star ist der junge niederländische Küchenchef Onno Kokmeijer, der sich mit seiner selbst ernannten „leicht abweichenden französischen Cuisine“ einen Namen machte. Ein Landjunge mit gesunder Leidenschaft für frische Zutaten und gewagte Kreationen: So wird die Taubenbrust begleitet von Pistaziensahne und geräucherter Rote Bete – und das alles mit Panoramablick über Amsterdam. INFO: Tel. +31/20-678-7450; www.cielbleu.nl. Preise: Dinner € 110.
DE KAS – De Kas („das Gewächshaus“) ist tatsächlich ein Gewächshaus von 1926. Hier werden immer noch Kräuter, Früchte und Salat angebaut, wandern aber heute direkt auf Ihre Teller – im coolen Designerrestaurant, das den Rest des Baus einnimmt. De Kas hat außerdem einen eigenen Gemüsegarten in der Nähe und lässt sich nur von lokalen Bauern und Fischern beliefern. Die Karte ist sehr klein – alles, was reif ist und gerade Saison hat, taucht in exquisiten Speisen auf, zubereitet von den Köchen Ronald Kunis und Martijn Kajuiter. INFO: Tel. +31/20-462-4562; www.restaurantdekas.nl. Preise: Dinner € 52.
DIE RIJSTTAFEL – Das koloniale Erbe der Niederlande findet seinen kulinarischen Ausdruck in der rijsttafel („Reistafel“), einem scharf gewürzten Festessen aus kleinen indonesischen Speisen mit Reis. Diese Essenstradition geht zurück auf die Zeit, als hungrige holländische Siedler die indonesischen Portionen zu klein fanden und ihre Köche sich Mini-Bankette ausdachten, um die Arbeitgeber zufriedenzustellen. Heute ist die rijsttafel eine so zutiefst niederländische Art zu essen, dass sie gar nicht mehr als exotisch angesehen wird. Am besten probieren Sie das Festmahl in einem der vielen kleinen, familiengeführten Lokale überall in der Stadt. Das Tujuh Maret mit seinen schlichten Tischen, ebensolcher Atmosphäre und gutem Service ist dabei kaum zu schlagen. TUJUH MARET: Tel. +31/20-427-9865; www.tujuhmaret.nl. Preise: € 30.
D’VIJFF VLIEGHEN – Das leicht unappetitlich benannte D’Vijff Vlieghen („Die Fünf Fliegen“) erstreckt sich auf 5 Häuser aus dem 17. Jh. Das Restaurant wurde 1939 eröffnet, als der exzentrische Selbstdarsteller Nicolaas Kroese hier eine Bar mit Essensverkauf etablierte. In den 1950ern wurde er zum Darling der amerikanischen Medien. Weil sie ihn so unterhaltsam fanden, schauten Walt Disney, Gary Cooper, Elvis Presley und viele andere bei Amsterdambesuchen mal vorbei. Nach Kroeses Tod 1970 kamen nicht mehr so viele Reiche und Prominente, aber Sie können hier immer noch gut essen: niederländische Leibgerichte wie Kabeljau und Krabben, aber mit modernem Einschlag. INFO: Tel. +31/20-530-4060; www.thefiveflies.com. Preise: € 60.
DIE CAFÉSZENE – Die Amsterdamer hängen sehr am Konzept der gezelligheid, am gemütlichen Zusammensitzen eben – und nirgends ist es geselliger als in einem „braunen Café“, in dem Wände und Decken vom Zahn der Zeit (und bis vor Kurzem vom Tabakqualm) dunkel geworden sind. Es soll über 1000 dieser geselligen Cafés geben. Zum Beispiel das Café ’t Smalle, wo man seit 1786 zwischen kleinen Fässchen sitzt und die lokale Gewohnheit übernimmt, erst ein Bier, dann einen Genever zu trinken. Wer nostalgischen Glamour mag, sollte das Café Americain aufsuchen, das 1880 als Teil eines Grandhotels gebaut wurde. Mata Hari würde das reiche, gleichwohl verblasste Art-déco-Interieur auch heute noch als Ort ihrer Hochzeitsfeier wiedererkennen. Moderner ist das De Jaren – großzügig und lichtdurchflutet, mit minimahstischem Dekor und 2 der stadtbesten Terrassen am Wasser. Cafés sollte man nicht mit Coffeeshops verwechseln, einem allgegenwärtigen Teil der Amsterdamer Szene seit den 1970er-Jahren. Hier werden bewusstseinserweiternde Substanzen in kleinen Mengen legal verkauft. CAFÉ ’T SMALLE: Tel. +31/20-623-9617; ww.t-smalle.nl. CAFÉ AMERICAIN: Tel. +31/20-556-3000; www.edenamsterdamamericanhotel.com. DE JAREN: Tel. +31/20-625-5771; www.cafedejaren.nl.
TAGESAUSFLÜGE
BLUMEN IM FRÜHLING – Wer die Niederlande im Frühling besucht, dem bietet sich die gesamte Gegend westlich von Amsterdam als einziger bunter Teppich aus Tulpenblüten dar. Die Saison reicht von Ende März bis Anfang Mai – die beste Zeit, sich die Parks und Gärten anzuschauen. Der prächtigste ist der grandiose Keukenhof in der Nähe von Lisse. Zahlen und Fakten lassen nur ahnen, was Sie in diesen ehemaligen Jagdgründen aus dem 15. Jh. erwartet: 32 ha Garten mit über 7 Mio. Blumen, davon 4,5 Mio. Tulpen in 100 Sorten. Etwas bescheidener ist der historische Hortus Botanicus (Botanische Garten) der Universität Leiden, wo der Botaniker Carolus Clusius 1593 die ersten Tulpen der Niederlande pflanzte, die aus der Türkei kamen. Oder radeln Sie die 25 km lange Tulpenroute entlang, die zwischen Haarlem und Sassenheim (bei Leiden) durch herrliche Blumenfelder führt. Eine Alternative ist eine Bootsfahrt durch die Kanäle, bei der Sie an den schönsten Stellen anhalten, darunter am Keukenhof und anderen „blumigen“ Orten. Wer früh genug aufsteht, kann die Blumenauktion in Aalsmeer besuchen, 25 km südlich von Amsterdam (der Verkauf beginnt um 6.30 Uhr). Jeden Tag werden hier etwa 20 Mio. Blumen aus aller Welt versteigert. WO: Der Keukenhof liegt 35 km südwestl. von Amsterdam. Tel. +31/252-465-555; www.keukenhof.nl. HORTUS BOTANICUS: Tel. +31/71-527-7249; www.hortus.leidenuniv.nl. TULPENFAHRTEN: über das amerikanische Unternehmen Barge Lady, Tel. +1/312/245-0900; www.bargelady.com. Preise: 7-tägige Fahrt € 3333. BLUMENAUKTION IN AALSMEER: Tel. +31/297-39-3939; www.flora.nl.
Der Keukenhof ist der größte Tulpengarten der Welt.
ZAANSE SCHANS – In diesem Freilichtmuseum bei Zaandam können Sie funktionierende Windmühlen und das alte Holland aus der Nähe betrachten. 12 Windmühlen drehen sich hier neben einer kleinen Ansammlung grüner Holzhäuser aus dem 17. und 18. Jh., die in den 1950er-Jahren für die Anlage eines Museumsdorfes hierhergebracht wurden. Die Mühlen gehen immer noch ihrer Ursprungstätigkeit nach, was nur ahnen lässt, wie es wohl einmal zuging, als noch mehr als 1000 Menschen hier arbeiteten. Die eine mahlt Senfsamen, eine andere macht Öl und eine dritte stellt Pigmente zum Malen her. Außerdem gibt es eine Molkerei, eine Zinngießerei und eine Holzschuhmacherei – und den allerersten Albert-Heijn-Laden, aus dem die Supermarktkette erwuchs. WO: 20 km nordöstl. von Amsterdam. INFO: Tel. +31/75-681-0000; www.zaanseschans.nl.