Im nordrumänischen Maramureş, hineingefaltet in die Flusstäler der Mara und der Iza, ist die Zeit stehen geblieben. In dieser ländlichen Region mutet das Leben geradezu mittelalterlich an – fast unberührt von den intensiven Veränderungen, die der Rest Rumäniens in den letzten 25, 80 oder gar 200 Jahren durchmachte. Die Bauern leben nach wie vor nur von ihrem Land; die alten Dörfer sind unwahrscheinlich gut erhalten; die uralten Sitten werden pflichtbewusst befolgt. Wer auf den schmalen Straßen trampt, wird möglicherweise nicht von einem Auto, sondern von einem Pferdewagen mitgenommen.
In Maramureş stehen die Zeichen vor allem wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage und dem Wegzug gelernter Arbeiter auf PAUSE. Aber der Blick in die Vergangenheit, den man hier zusammen mit einer fast hypnotisch wogenden, grünen Landschaft voller Heuhaufen und uralter Höfe bekommt, hat unerwarteten Anklang gefunden. Reisende, die etwas Zeit in diesem Land verbringen, werden herzlich willkommen geheißen, oft mit einem Gläschen selbst gemachtem ţuică, einem lokalen Pflaumenschnaps, der in ganz Rumänien beliebt ist.
Die Region wurde schon immer forstwirtschaftlich genutzt, und die Kunst der Bauleute und Holzschnitzer sieht man an den mit Schnitzereien verzierten Holztoren, den steilen Dächern der Häuser und sogar hölzernen Grab-„steinen“. Diese Grabstelen machen den Reiz des sogenannten „Fröhlichen Friedhofs“ (Cimitirul Vesel) aus, der in der Stadt Săpânta liegt, 20 km nordwestlich der inoffiziellen Touristenhauptstadt von Maramureş, Sighetu Marmaţiei. Hier hat ein ortsansässiger Schnitzer seit 1935 blau bemalte Grabstelen geschnitzt, jede mit einem Porträt und einem warmen, oft humorvollen Spruch zum Leben des Verstorbenen. Einige Stelen wurden inzwischen in ganz Europa auf Ausstellungen gezeigt, aber die meisten kann man immer noch auf dem Friedhof anschauen.
Eine Art Höhepunkt erreichte der Holzbau mit den großen orthodoxen Holzkirchen aus Baumstämmen und dicken Balken – und ganz ohne Nägel. Die 1724 erbaute Kirche von Surdeşti ist 72 m hoch. Andere bemerkenswerte Beispiele sind 2 Kirchen aus dem 17. Jh. in Călineşti und die älteste Kirche der Region in Ieud von 1365.
WO: Sighetu Marmaţiei liegt 554 km nordwestl. von Bukarest. INFO: www.romaniatourism.com/maramures.html. UNTERKUNFT: Das Casa Iurca in Sighetu Marmaţiei ist ein familiengeführter Gasthof; das beliebte Restaurant ist ein Pluspunkt. Tel. +40/262-318-890; www.casaiurca.ro. Preise: ab € 37. WIE: In einem Dorf zu übernachten ist sehr empfehlenswert. Die Website www.pensiuni.info.ro ist prima bei der Suche nach Gästehäusern. Preise: ab € 26. REISEZEIT: Mai–Sept.: bestes Wetter; Juli: Maramusical Festival in Botiza; Anf. Aug.: Hora de la Prislop (Volkstanzfestival auf dem Prislop-Pass); 27. Dez.: Winterfest mit Essen, Musik, Kostümen und einem Umzug in Sighetu Marmaţiei.