Alfama ist das melancholischste und stimmungsvollste Viertel Lissabons. Die steilen Straßen und kurvigen Gassen zeigen immer noch die Spuren der Mauren, die 711 von Nordafrika aus in Portugal einfielen und ihre Herrschaft auf einen Großteil der Iberischen Halbinsel ausdehnten. Sie bauten auf dem östlichen Hügel der Stadt (der wohl schon in vorrömischer Zeit bewohnt war) eine Festung, in deren schützendem Schatten eine lebhafte Siedlung wuchs – heute das bairro (Viertel) Alfama. Besucher können den alten Pfaden zum Castelo de São Jorge folgen, wo König Alfons der Eroberer, nachdem die Stadt 1147 von den Mauren zurückerobert war, an der Stelle der maurischen Zitadelle eine Königsburg errichtete. Die glorreichen Tage als Königsresidenz dauerten bis 1511, als König Manuel I. den Hof in den Palacio Ribeira verlegte. Das Castelo wurde im Erdbeben von 1755 stark beschädigt, aber die Aussicht von den Türmen und Wehrgängen, die in den 1930er-Jahren großenteils wieder aufgebaut wurden, ist so grandios wie eh und je. Innerhalb der gewaltigen Mauern der Alfamaburg und nur zu Fuß zu erreichen ist das Hotel Solar do Castelo in einer Villa aus dem 18. Jh. mit Innenhof und Garten. Das geschützte, romantische Hotel vereint mittelalterliche und moderne Elemente.
Die alten restaurierten Türme des Castelo de São Jorge stehen auf einem Hügel über der Stadt Lissabon.
Als die Erdbebenbedrohung die reichen Familien veranlasste, sicherere Gebiete aufzusuchen, wurde Alfama Heimat der Fischer, Matrosen und anderer hart arbeitender Familien, trotz seiner Entfernung vom Wasser. Es war diese enge Gemeinschaft, die den fado, den charakteristischen „Stadtgesang“ Lissabons, hervorbrachte. Der fado, portugiesisch für „Schicksal“, ist Portugals lebendigste Kunstform, Ausdruck tiefer Sehnsucht, meist mit großen Emotionen und hohen Tönen in Moll gesungen und von einfachen Instrumenten wie der spanischen Gitarre, der Mandoline oder der 12-saitigen guittara portuguesa begleitet. Fado ist live am schönsten, besonders im legendären Parreirinha de Alfama, wo die besten Sängerinnen in einem intimen Raum voller hingerissener Zuhörer ihr ganzes Herz in das Lied legen. Mit Objekten und Aufnahmen verfolgt das Museu do Fado den Aufstieg des fado von den Straßen und Werften des 19. Jh. bis zum Erfolg als Portugals Musik des 20. Jh. Es räumt auch mit dem Mythos auf, dass diese Musik maurische Wurzeln habe oder dem spanischen Flamenco ähnele.
CASTELO DE SÃO JORGE: Tel. +351/218-800-620; www.castelodesaojorge.pt. SOLAR DO CASTELO: Tel. +351/218-806-050; www.solardocastelo.com. Preise: ab € 140 (Nebensaison), ab € 289 (Hochsaison). PARREIRINHA DE ALFAMA: Tel. +351/218-868-209. MUSEU DO FADO: Tel. +351/218-823-470; www.museudofado.egeac.pt. REISEZEIT: Di. und Sa.: Feira da Ladra („Diebesmarkt“), ein berühmter Flohmarkt am Rande Alfamas.