Das Genie eines Mannes der Renaissance
DAS ABENDMAHL UND ANDERE WERKE VON LEONARDO DA VINCI
Mailand, Lombardei, Italien
Leonardo da Vincis Cenacolo (Abendmahl), 1498 für den Konvent Santa Maria delle Grazie gemalt, fesselt Betrachter immer noch mit seiner Kraft, Tiefe und Menschlichkeit. Leonardo suchte unter den Kriminellen der Stadt jahrelang nach dem Gesicht des Judas. Das Ergebnis, wie der Kunsthistoriker Giorgio Vasari im 16. Jh. erklärte, war „das wahre Bild des Verrates und der Unmenschlichkeit“. Wer das 9 m lange Wandbild studiert, bemerkt weitere meisterliche Details: Die Apostel, in Dreiergruppen angeordnet (Zeichen für die Heilige Dreifaltigkeit), sind deutlich aufgewühlt, während Jesus ruhig, fast heiter wirkt; Judas ist im Schatten.
Das Abendmahl wurde im Zweiten Weltkrieg fast zerstört und mehrmals schlecht restauriert. Heute ist es nur nach Voranmeldung zu sehen.
Schlecht für uns: Leonardo verwendete nicht die übliche Freskotechnik, bei der Ölfarbe und feuchter Putz eine Verbindung eingehen. Stattdessen mischte er seine Farben mit Tempera und arbeitete auf trockenem Putz. Das Gemälde fing fast sofort an zu verfallen. Trotzdem – und trotz einiger unbeholfener Restaurierungen (wobei eine erfolgreiche 21-jährige Restaurierung 1999 vollendet wurde), Beanspruchung durch die Elemente und Beschädigungen, als Napoleons Truppen die Figuren für Zielübungen benutzten – ruft das Abendmahl immer noch das Drama dieses schicksalhaften Moments wach.
Es war eines von Leonardos vielen Projekten aus den 17 Jahren, die er unter dem Patronat von Herzog Ludivico „I Moro“ Sforza in Mailand verbrachte. Er plante Kanäle und Deiche in den Ebenen rund um die Stadt (manche heute noch in Gebrauch), entwarf eine Kuppel für den Dom (nie verwirklicht) und malte ein reizendes Fresko, das eines der Prunkzimmer des Herzogs im Castello Sforzesco in eine Laube verwandelte. Hier befindet sich auch das letzte Werk des damals 90-jährigen Michelangelo, die Rondanini-Pietá.
Ein weiteres Leonardo zugeschriebenes Werk, das Bildnis eines Musikers (das einige Wissenschaftler für ein Selbstporträt halten) ist in der Pinacoteca Ambrosiana. Sein Codex Atlanticus, ein 1100 Seiten starkes Notizbuch mit Schriften und Zeichnungen zu Themen von Waffen bis zu Flugmaschinen wird nebenan in der Biblioteca Ambrosiana ausgestellt; bis 2015 wird alle 3 Monate ein neuer Abschnitt gezeigt. Im Museo Nazionale della Scienza e Tecnica (Nationales Wissenschafts- und Technikmuseum) zeigen Repliken von Leonardos Entwürfen (Flugzeuge, Hubschrauber, U-Boote) die Fantasie eines der größten Genies aller Zeiten.
INFO: Tel. +39/02-8942-1146; www.cenacolovinciano.org. WIE: Tickets im Voraus über www.tickitaly.com; Führung (Eintritt ohne Warten), Tel. in Rom +39/06-8336-0561; www.lastsuppertickets.com. Preise: € 33. CASTELLO SFORZESCO: Tel. +39/02-8846-3700; www.milanocastello.it. PINACOTECA AMBROSIANA: Tel. +39/02-806921; www.ambrosiana.it. MUSEO NAZIONALE DELLA SCIENZA E TECNICA: Tel. +39/02-485551; www.museoscienza.org.