Schon der Name ruft ein Lächeln hervor: Sidi Bou Said ist ein Traum in Blau und Weiß, eine entzückende Ansammlung zusammengewürfelter weiß getünchter Steinhäuser und kopfsteingepflasterter Gässchen auf einem Hügel am Golf von Tunis. Seine Geschichte begann vor rund 1000 Jahren, als in der Nähe 2 Wachtürme zur Warnung vor Angreifern errichtet wurden. Bald darauf ließ sich hier eine Gemeinschaft sufistischer Muslime nieder, und seit vor 250 Jahren wohlhabende Familien aus Tunis begannen, hier Sommerhäuser zu bauen, verzaubert das Dorf Touristen und Künstler gleichermaßen. Messingbeschlagene Holztüren greifen das Indigo des Mittelmeers auf, das in einen azurblauen Himmel übergeht. Der Kontrast zu den blendend weiß gestrichenen, mit Bougainvilleen bedeckten Kuppelhäusern ist schon fast zu intensiv. Der Ort wurde zu Beginn des 20. Jh. von reichen Auswanderern aus Frankreich und anderen europäischen Ländern entdeckt und wäre möglicherweise zugebaut worden, hätte ihn die Regierung nicht 1915 unter Denkmalschutz gestellt. Ironischerweise hatten Muslime bis 1820 keinen Zutritt. Abou Said ibn Khalef (der 1231 hier starb und in der örtlichen Moschee begraben ist) war ein Lehrer des Sufismus, den sich antichristliche Seeräuber als Beschützer vor den ungläubigen Europäern erwählten – eben jenen Europäern, die heute hier einfallen, um den obligatorischen Minztee auf der Terrasse des Café des Nattes mit Blick auf den Hauptplatz zu genießen. Eine noch bessere Aussicht – bei einem frisch gepressten Fruchtsaft – haben Sie vom hübschen Café Sidi Chabanne aus. Verbringen Sie die Nacht im Hotel Dar Saïd aus dem 19. Jh., das 1998 renoviert wurde und jetzt 24 elegant möblierten Zimmern, einem kleinen Pool und einem Restaurant Platz bietet. Es liegt im Zentrum Sidi Bou Saids und bietet Blick auf Dorf, Meer und die Ruinen von Karthago.
Ein Besuch Karthagos, der Stätte einer der größten und beständigsten Mächte der Antike, sollte bei einem Ausflug vom nahen Tunis keinesfalls fehlen. Die ehemals blühende Küstenstadt wurde 814 v. Chr. von phönizischen Händlern gegründet und war Fundstätte vieler der Mosaiken und Statuen, die heute im Bardo-Museum (siehe → hier) untergebracht sind. Es sind nur wenige Ruinen erhalten, doch Geschichtsfans wird die Vorstellung begeistern, auf derselben Erde zu stehen, über die einst der große karthagische Feldherr Hannibal und die legendäre Königin Dido, Schwester des Pygmalion, schritten. Ludwig IX. von Frankreich starb hier 1270 während eines Kreuzzugs. Eine ihm geweihte Kathedrale aus dem späten 19. Jh. steht an der Stelle einer ehemaligen Zitadelle unweit des Bardo-Museums.
Sidi Bou Said ist für seine blau-weiße Szenerie bekannt.
WO: Sidi Bou Said liegt 21 km, Karthago 15 km östl. von Tunis. HOTEL DAR SAID: Tel. +216/71-729-666; www.darsaid.com.tn. Preise: ab € 185. REISEZEIT: Sept.–Nov. oder März–Mai: angenehm warme Tage und Abende; Juli–Aug.: Festival International de Carthage.