Für ein so kleines Land ist die Vielfalt der einzigartigen Bierindustrie erstaunlich. Etwa 125 Brauereien produzieren mehr als 800 Sorten, darunter Weizenbiere, das extrem starke Bush-Bier, das dunkle Rodenbach und die berühmten Trappistenbiere, jahrhundertelang unter der Ägide von Mönchen und zweifelsohne unter dem Schutz des hl. Arnold, Schutzpatron des Bieres, gebraut.
Trappistenmönche betreiben Kirche und Brauerei im historischen Orval.
Die Abbaye d’Orval ist eine der 5 Trappistenbrauereien in Belgiens waldigen Hügeln der Ardennen, 160 km südlich von Brüssel. Die Ruinen sind aus dem Jahr 1110, neuere Gebäude aus dem 17. Jh. Liebevoll kümmern sich die Mönche um den Heilkräutergarten und die „Apotheke“, wo Sie das berühmte Orval-Bier, Käse und das hauseigene Brot kaufen können.
Normalerweise sind die belgischen Trappistenbrauereien nicht für Publikum geöffnet. Eine nette Ausnahme, genau zwischen der Abbaye d’Orval und Brüssel, ist die kleine Brasserie du Bocq mit ihren 10 Biersorten. Seit 1858 wird sie von Familie Belot betrieben. Eine weitere öffentliche Brauerei gibt es in Brügge (siehe → hier): De Halve Maan („Der Halbmond“) braut seit 1856 Bier; heute vor allem 2 exzellente Starkbiere: Brugse Zot (6 % Alkohol) und Straffe Hendrik (9 %).
Brüssel liegt im Tal der Senne, wo man eine ungewöhnlich wilde Hefe namens brettanomyces findet. Sie ist das Geheimnis der einzigartigen Lambic-Biere Brüssels: Das warme Gebräu wird in offene Kupferbecken gefüllt, und die Hefe tut ihre Arbeit. Das gereifte Lambic wird verschnitten, um Gueuze zu erhalten, anschließend vermischt mit Kirschsaft für Kriek und mit karamellisiertem Zucker für Faro – alles klassische Brüsseler Biere. Die Gärungsprozesse können Sie in der atmosphärischen Cantillon-Brauerei im Brüsseler Vorort Anderlecht verfolgen, die außerdem als Musée Bruxelois de la Gueuze fungiert.
Wollen Sie eine gute Auswahl belgischer Biere probieren, fragen Sie nach dem Weg zum berühmten Bierhaus La Fleur en Papier Doré in der Rue des Alexiens, nur 5 Minuten vom Grand Place entfernt. Hier trafen sich die Surrealisten um René Magritte. Bestellen Sie zum Bier leckeres Brüsseler Kneipenessen wie pottekeis (Brot mit Streichkäse) und bloempanch (Blutwurst), und Sie haben eine typisch belgische Kneipenmahlzeit.
ABBAYE D’ORVAL: Tel. +32/61-31-1261; www.orval.be. UNTERKUNFT: Auberge du Moulin Hideux, ein gediegenes Landhotel in einer Mühle aus dem 17. Jh., 20 Min. von Orval entfernt. Tel. +32/61-46-7015; www.moulinhideux.be. Preise: ab € 207; Dinner € 74. BRASSERIE DU BOCQ: Tel. +32/82-61-0780; www.bocq.be. DE HALVE MAAN: Tel. +32/50-44-4222; www.halvemaan.be. MUSÉE BRUXELLOIS DE LA GUEUZE: Tel. +32/2-521-4928; www.cantillon.be. LA FLEUR EN PAPIER DORÉ: +32/2-511-1659; www.lafleurenpapierdore.be. Preise: Mittagessen € 15. REISEZEIT: Anf. Sept.: Belgisches Bierwochenende in Brüssel, wo etwa 50 Brauereien ihre Produkte vorführen.