Seit römischer Zeit war Aleppo ein wichtiger Handelsknotenpunkt zwischen Asien und der Levante. Um diese aufregende Mischung aus Kommerz und Multikulturalität noch heute zu erleben, muss man sich nur in das labyrinthische Gewirr der überdachten Suks von Aleppo wagen. Die ins 13. Jh. datierenden Einkaufsstraßen wurden größtenteils zu osmanischer Zeit angelegt, und der Anblick der unzähligen Stände, wo Berge von Zimt, Safran, Kreuzkümmel oder Kaffee, Berberschmuck, Olivenölseife, frisches Ziegen- und Lammfleisch oder Pistazien feilgeboten werden, vermittelt wirklich das Gefühl, in Ali Babas Höhle gelandet zu sein. Auf dem riesigen Markt drängen sich Händler aus dem gesamten Nahen Osten – Araber, Kurden, Armenier, Türken, Iraner – neben Kauflustigen, Packeseln und den unvermeidlichen Minivans. Über den Preis zu verhandeln ist nicht nur erlaubt, es wird sogar erwartet. Einig wird man sich hier meist erst nach langem Hin und Her und einem Gläschen Tee.
Direkt bei den Suks liegt die Große Moschee von Aleppo. Sie ist die jüngere Zwillingsschwester der Umayyaden-Moschee (siehe → hier) und wurde im 13. Jh. auf den Ruinen eines römischen Tempels erbaut. Der restaurierte Bau beeindruckt mit riesigen Hofanlagen und säulengesäumten Bogengängen. Über allem thront das Wahrzeichen Aleppos, die gewaltige, von einer Wallanlage umgebene Kreuzritterzitadelle aus dem 12. Jh.
Syriens Küche ist raffiniert und reich an Gewürzen, und Aleppo gilt als kulinarisches Herz des Landes. Besonders typisch sind die fein gewürzten Minz-Kebabs, oft werden sie mit herben Kirschen garniert. In Aleppo soll es auch die köstlichsten Kibbeh geben, Klößchen aus Bulgur, Lammfleisch, Zwiebeln und Gewürzen, die knusprig frittiert werden. Sie sollten wenigstens eine der über 40 köstlichen Varianten probieren, oft werden sie als mezze serviert, z. B. im Beit Sissi in El Jedeide, dem christlichen Viertel, das zur größten christlichen Gemeinde des Nahen Ostens außerhalb Beiruts gehört.
In den überfüllten alten Gassen des christlichen Viertels konzentrieren sich die besten Restaurants und schönsten kleinen Hotels der Stadt. Das opulente Mansouriya Palace mit 9 Zimmern gilt als das beste, obwohl das etwas dezenter eingerichtete Yasmeen d’Alep auch sehr ansprechend ist und zudem ein reichhaltiges syrisches Frühstück bietet. Beide brachten ein wenig Schwung in Aleppos Hotelszene. Das Baron wurde 1919 erbaut, die Terrasse eignet sich vorzüglich für einen kühlen Drink, eine Übernachtung sei aber nur echten Nostalgikern empfohlen. Zu den Gästen zählten schon Lawrence von Arabien (seine unbezahlte Rechnung wird bis heute in der Lobby ausgestellt) und Agatha Christie, die hier den ersten Teil ihres Romans Mord im Orient-Express schrieb.
WO: 360 km nördl. von Damaskus. BEIT SISSI: Tel. +963/21-221-9411; Preise: Dinner € 20. MANSOURIYA: Tel. +963/21-363-2000; www.mansouriya.com. Preise: € 266. YASMEEN D’ALEP: Tel 963/21-212-6366; www.yasmeenalep.com. Preise: € 100 (Nebensaison), € 178 (Hochsaison). BARON HOTEL: Tel. +963/21-211-880; REISEZEIT: März–Mai oder Sept.–Nov.: angenehmstes Wetter.