Über 2000 Jahre verband die Seidenstraße den Mittelmeerraum mit China: Karawanen mit Gewürzen, Düften, Juwelen, Arzneien und kostbaren Stoffen durchquerten die unwirtlichen Wüsten und Gebirgstäler Zentralasiens. Mitten in der Karakum-Wüste, östlich des Kaspischen Meers, durchquerte der Handelsweg die Großoase Choresm und erreichte schließlich das prächtige Xiva, die gewaltige Hauptstadt, die für ihren unvorstellbaren Reichtum, ihre unvergessliche Schönheit und ihren oftmals harten Despotismus berühmt und berüchtigt war.
Xiva erhebt sich wie eine Fata Morgana aus dem Sand der Wüste und gilt als der Ort, an dem die islamisch-mittelalterliche Architektur ihre beeindruckendsten Spuren hinterlassen hat. Die uralte befestigte Stadt wurde aus dem Boden gebaut, auf dem sie steht; der Legende zufolge wurde sie von Sem gegründet, dem Sohn Noahs, aber archäologische Funde deuten darauf hin, dass eine erste Besiedlung vor 2500 Jahren stattfand. Als Handelszentrum erlebte sie um 1000 n. Chr. ihren ersten Zenit, um dann vom 17.–19. Jh. traurige Berühmtheit zu erlangen: In Xiva befand sich Zentralasiens größter Sklavenmarkt.
Das vermutlich beeindruckendste Gebäudeensemble ist die Altstadt Itchan-Kala, deren riesiger Innenbereich von zinnenbewehrten Festungsmauern aus Lehmziegeln mit einer Höhe von fast 10 m und einer Gesamtlänge von 1,6 km umgeben ist. Im Gassenlabyrinth finden Sie Paläste, Moscheen, Minarette, Medressen und andere alte Gebäude, von denen viele mit zerbrechlichen Majolika-Kacheln in verschiedenen Blautönen verziert sind. Als Xiva zur Sowjetunion gehörte, wurden große Teile der Stadt komplett restauriert. Sie sind nun in hervorragendem Zustand, wirken aber leer wie eine Geisterstadt. Die ältesten Bauwerke sind über 1000 Jahre alt, unter ihnen die Alte Zitadelle oder Kuhna Ark, die Xivas Herrscher als Palast errichten ließen – mit Harem, Ställen, Thronsaal und einem Gefängnis, an dessen Wänden Handschellen für Sklaven und Gefangene angebracht sind. Ein Wald aus 200 Holzsäulen, von denen viele mit spiralförmigen Motiven verschönert sind, trägt die Juma-Moschee, die im 10. Jh. erbaut wurde. Weitere beachtliche Bauwerke sind das Pahlavan-Mahmud-Mausoleum und eine Reihe Königsgräber, deren dunkeltürkiser Farbton zum außergewöhnlichen Himmelsblau über ihnen passt.
Die Mauern von Itchan-Kala, der hervorragend erhaltenen Altstadt Xivas, lassen ihre mittelalterlichen Ursprünge erkennen.
WO: 1025 km westl. der Hauptstadt Taschkent. UNTERKUNFT: Das Hotel Malika bietet gemütliche, moderne Zimmer direkt vor den Mauern der Itchan-Kala. Tel. +998/6237-52665; www.malika-khiva.com. Preise: ab € 52. REISEZEIT: März–Mai und Sept.–Nov., um der Hitze zu entgehen; Anf. Mai: Asrlar-Sadosi-Kulturfestival.