Einführungen in die Darmstädter Gemeindestudie

 

Über die »Gemeindestudie des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung« in Darmstadt, an der das Frankfurter Institut für Sozialforschung beratend beteiligt war und deren neun Monographien 1952 bis 1954 in acht Bänden erschienen sind, informiert näher der zehnte der »Soziologischen Exkurse« (Frankfurt a.M. 1956, S. 133ff.). Im folgenden werden die Einführungen zu den Monographien 1 bis 8 abgedruckt, von denen die ersten drei von Max Rolfes und Adorno, die übrigen von Adorno allein unterzeichnet sind.

 

Herbert Kötter, Struktur und Funktion von Landgemeinden im Einflußbereich einer deutschen Mittelstadt. Darmstadt 1952. (Gemeindestudie. Monographie 1.)

 

In den agrarökonomischen Wissenschaften Deutschlands und auch anderer Länder setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, daß sie es nur mit wenigen Tatbeständen und Problemen zu tun haben, zu deren Verständnis soziologische Kategorien nicht ebenso gefordert wären wie im engeren Sinn ökonomische. Das oft betonte Moment des ›Traditionalismus‹ der deutschen Landwirtschaft führt methodologisch notwendig auf Soziologie. Soweit die deutsche Landwirtschaft von Motiven bestimmt wird, die, gemessen an Marktmechanismen, irrational erscheinen, reicht eine Analyse, die sich auf die im engeren Sinne ökonomischen Begriffe beschränkt, nicht aus. Damit ist kein vager Soziologismus vertreten. Die ›irrationalen‹ agrarischen Phänomene weisen schließlich auf die ökonomische Struktur zurück. Daß das Bewußtsein sich langsamer verändert als technische und wirtschaftliche Bedingungen, oder daß gewisse überalterte Differenzen zwischen Stadt und Land zäh fortdauern, fiele selber in den Umkreis einer umfassenden Theorie der Gesamtgesellschaft. Fragwürdig aber bliebe die unvermittelte und ausschließliche Anwendung wirtschaftlicher, marktmäßiger Maßstäbe auf Einzelsektoren, in denen, wie in der Landwirtschaft, jene Maßstäbe sich nicht ganz durchgesetzt haben. Solange man es isoliert mit der Sozialökonomie bestimmter ländlicher Gebiete zu tun hat, müssen zu deren angemessener Erkenntnis soziologische Überlegungen und soziologische Tatsachenforschungen ergänzend hinzutreten. Einsichten in die Formen des Zusammenlebens der Menschen, abgesehen von den eigentlichen Produktions- und Tauschvorgängen, sind unentbehrlich. Das gilt insbesondere für vorwiegend kleinbäuerliche Landwirtschaftstypen, zumal für solche, deren Umwelt nicht mehr rein agrarisch, sondern weitgehend gewerblich und industriell durchsetzt ist.

Von solcher Art sind die vier Dörfer des Darmstädter Hinterlandes, die von dem Forschungsprojekt des Darmstädter Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung ausgewählt wurden. Die agrarökonomische Darstellung ihrer Probleme, insbesondere auch der heute so charakteristischen Übergangsformen zwischen Land und Stadt, muß daher den soziologischen Aspekt in sich einschließen. Diese methodologische Forderung kommt zugleich überein mit der allgemeinen Fragestellung des Darmstädter Gemeindeprojekts, das auf der einen Seite Strukturanalyse gibt – hier also: im engeren Sinn ökonomische Verhältnisse betrachtet – und auf der anderen die Reaktionen zum Gegenstand hat, mit denen die Bevölkerung auf solche objektiven Verhältnisse anspricht, also soziologisch gerichtet ist.

Es sind nicht bloß methodologische Erwägungen, welche dahin drängen, die herkömmlichen Grenzen zwischen Agrarökonomie und Agrarsoziologie zu überschreiten und die Verflochtenheit ökonomischer und soziologischer Momente in der Landwirtschaft konkret zu untersuchen, sondern auch Motive inhaltlicher Art. Die Stadt ist in ihrer Bedeutung längst über die Funktion des ›zentralen Marktorts‹, die ihr die klassische deutsche agrarökonomische Theorie im Sinne von J.H. von Thünen einräumte, hinausgewachsen. Rein ökonomisch ist sie, neben vielem anderen, Arbeitsplatz auch für Teile der ländlichen und kleinlandwirtschaftlichen Bevölkerung geworden; kulturell, im Zuge der Entwicklung der industrialisierten Massenkultur, zu einem Zentrum, das dem Dorf Sitten, Lebens- und Bewußtseinsformen ›liefert‹, die mit den traditionellen oft heftig aufeinanderprallen. Im Zuge der gewerblichindustriellen Durchsetzung ehemaliger Agrargebiete überschneiden sich heute durch den unmittelbaren Einfluß der Stadt in den stadtnahen ländlichen Bezirken ländliche und städtische Wirtschafts- und Lebensformen in einem Umfang, wie er bislang kaum auch nur gesehen, geschweige denn bis ins einzelne dargestellt wurde.

Die Monographie von Kötter zählt zu den ersten Versuchen innerhalb der deutschen Wissenschaft, das Land-Stadt-Problem an einem genau umgrenzten Modell, doch auf breiterer soziologischer Basis zu erfassen, als die herkömmliche Agrarökonomie sie bietet. Insofern kann sie als ›Pionierarbeit‹ gelten. Der Autor kommt von der Landwirtschaft her, und seine eigenen geistigen Impulse zielen primär auf die Bewahrung des bäuerlichen Lebensstils ab. Um so größeres Gewicht mag daher haben, daß er durch die Konsequenz des objektiven Forschungsganges dazu gedrängt wird, jeglicher Bodenromantik abzusagen und die Frage nach der Lebensfähigkeit der deutschen Landwirtschaft unter den gegenwärtig herrschenden ökonomischen und sozialen Bedingungen so ernst aufzuwerfen, wie die Verhältnisse es notwendig machen.

 

Januar 1952

 

 

Karl-Guenther Grüneisen, Landbevölkerung im Kraftfeld der Stadt. Darmstadt 1952. (Gemeindestudie. Monographie 2.)

 

Die Wissenschaft, die den Gegensatz von Stadt und Land erkennend durchdringen will, kann sich nicht damit begnügen, beide Bereiche, weil sie nun einmal divergieren, naiv voneinander zu trennen und isoliert zu behandeln. Anstatt sich an die Disziplinen städtischer und ländlicher Soziologie zu halten, muß sie vielmehr trachten, auch die spezifisch ländlichen Phänomene aus der Struktur des in sich antagonistischen Ganzen zu begreifen. Die ›Zurückgebliebenheit‹ des Landes ist kein bloßer Naturstand, den die Dynamik der städtischen Entwicklung hinter sich gelassen hätte, sondern selber in weitem Maße Funktion des totalen Lebensprozesses der Gesellschaft.

Daß die Darmstädter Gemeindestudie die Beziehung zwischen Stadt und Dorf in den Kreis ihrer Untersuchungen hineinzog, hat wesentlich den Sinn, empirisch etwas zum Problem jenes umfassenden Funktionszusammenhangs beizutragen. Er besteht nicht bloß im ›Einfluß‹, den die Zentren auf die Dörfer ausüben, sondern ebenso auch in dem Widerstand, den das Dorf dagegen entwickelt, so daß einzelne Sektoren aus der Urbanisierungstendenz herausfallen. Die Monographien von Kötter und Teiwes beschreiben im einzelnen, wie sehr heute Städtisches früher rein agrarische Bereiche wirtschaftlich und soziologisch durchdringt. Die Umgestaltung der bäuerlichen Ökonomie hat neue Zwischentypen wie die Nebenerwerbsbetriebe und die Pendelarbeiter entstehen lassen.

Solche Entwicklungen betreffen aber nicht bloß Wirtschaft und objektive gesellschaftliche Formen, sondern ebenso auch Denken und Verhalten der Menschen selber. Um dem Rechnung zu tragen, behandelt die Monographie von Grüneisen den subjektiven Aspekt der Beziehung von Stadt und Land, so wie er sich in den vier Dörfern darstellt, die von der Darmstädter Studie ausgewählt wurden. Gerade dieser Aspekt ist von größter Relevanz für das gesamtgesellschaftliche Verständnis. Es geht darum, wie es geistig in den stadtbestimmten Dorfbewohnern und solchen, die sich dem städtischen Geist entziehen, aussieht, und zwar keineswegs bloß den landwirtschaftlich Tätigen, sondern ebenso auch all denen, die in der Stadt arbeiten oder zuhause anderen als bäuerlichen Berufen nachgehen. Nirgends stoßen die objektiven Entwicklungstendenzen von Fortschritt und Rationalisierung mit der Angst vor Depossedierung heftiger zusammen als im Bewußtsein all dieser Gruppen. Die unausrottbare Lehre von der Statik des Ländlichen, wie sie sich etwa auf Riehl beruft, zehrt nicht zuletzt davon, daß die Beharrungstendenzen jenes Bewußtseins mit einer vorgeblichen Geschichtslosigkeit des objektiv Gegebenen, der bäuerlichen Produktionsweise verwechselt werden, die nicht existiert. Anstatt deren Trugbild aufzurichten, käme es darauf an, die Spannung stationären Denkens und dynamischer Verhältnisse zu bestimmen.

Solche Fragen sind keineswegs, als ›bloß psychologische‹, für den Ökonomen gleichgültig. Von ihrer Beantwortung hängt etwa ab, ob die Rückständigkeit der wirtschaftlichen Produktionsmethoden auf dem Lande sich aus spezifisch ökonomischen Ursachen, wie zu hohen Gestehungskosten und mangelnder Rentabilität der Technifizierung bei kleinen ökonomischen Einheiten, erklärt, oder ob der Widerstand gegen die Technik tatsächlich ›irrationale‹ Gründe hat, von subjektiven Momenten herrührt. Diese Momente mögen ihrerseits in der Gesellschaft und der Dynamik ihrer Wirtschaft entspringen, sicherlich aber folgen sie nicht aus dem wirtschaftlichen Sonderinteresse der Bauern. Eine Betrachtung, die etwa den Landwirt als homo oeconomicus unterstellt, ohne auf solche Alternativen einzugehen, bleibt der Wirklichkeit um so fremder, je realistischer sie sich gebärdet. Während die Disproportionalitäten der Bewußtseinsformen ihrerseits in letzter Instanz aufs ökonomische Gesamtsystem zurückweisen, fällt zugleich der Stand der menschlichen Produktivkräfte und des menschlichen Bewußtseins selbst als wesentliches ökonomisches Moment in die Waagschale. In einer Situation, in der die deutsche Landwirtschaft vermutlich überhaupt nur lebensfähig ist, wenn sie zu unvergleichlich viel einschneidenderen Neuerungen sich entschließt als bisher, tangiert die Einsicht in die Ungleichzeitigkeit technischer und menschlicher Entwicklung die elementaren Fragen der wirtschaftlichen Selbsterhaltung des gesamten Agrarsektors. All das kompliziert sich durch die Rolle des heute sehr anwachsenden, nicht oder nur bedingt landwirtschaftlichen Teils der Dorfbewohner, insbesondere der Flüchtlinge.

Grüneisens Monographie setzt die ökonomischen Gegebenheiten voraus, die in den Beiträgen von Kötter und Teiwes erörtert sind: die trotz vorübergehenden Prosperitätsphasen dauernd prekäre Existenz der deutschen Landwirtschaft. Aber er mißt dem falschen Bewußtsein ein wesentliches Maß an Schuld zu. Daraus darf die Lehre gezogen werden, daß das Problem der Agrarreform von der Änderung des Bewußtseins nicht abgetrennt werden kann. Es handelt sich dabei um Pädagogik im weitesten Sinne: darum, die auf dem Lande Lebenden dazu zu befähigen, der Einsicht wie der psychologischen Struktur nach dem gegenwärtigen geschichtlichen Stand sich gewachsen zu zeigen. Daß in einer Gruppe, die seit Jahrhunderten zäh ihre Interessen wahrnimmt, genug Eigenschaften sich finden, an die solche Versuche anknüpfen könnten, läßt sich kaum bezweifeln. Wenn, was in dieser Richtung bislang unternommen wurde, es kaum über sogenannte Teilerfolge hinausbrachte, so sind dafür eher halbe und oberflächliche Maßnahmen als die Landleute selber verantwortlich. Manche Kreise verharren immer noch dabei, daß bäuerliches Brauchtum und hergebrachte Sitte der Vermassung widerstanden hätten und vor dem Verhängnis des modernen Bewußtseins behütet werden müßten. Solche Argumente, deren manche auf die deutsche Romantik zurückdatieren, haben durch den Nationalsozialismus jegliche Unschuld verloren. Auch diejenigen sollten sie meiden, die mit dessen politischer Doktrin nichts gemein haben und einzig vom Wunsch geleitet werden, zu verhindern, daß weiterhin die Landbevölkerung den Fortschritt bloß als Leidende erfährt.

Niemand meint es heute mehr mit den Landwirten gut, der sie vom geistigen Fortschritt fernhält und ihnen kulturelle Naturschutzparks empfiehlt. Geholfen wird ihnen erst, sobald sie der eigenen Beschaffenheit nach nicht länger zu blinden Objekten gesellschaftlicher Macht taugen. Unter den Verdiensten von Grüneisens Arbeit ist nicht das letzte, daß er den Nachweis führt, in wie weitem Maße der Glaube an die traditionelle Kultursubstanz des Dorfes zum bloßen Aberglauben ward; daß, wer heute noch die Vätersitten befürwortet und einen Kult mit dem ›hofzentrierten‹ Denken treibt, dabei in Wahrheit den Hofbesitzer schlecht berät. Die ruhig abwägenden, von blinder Neuerungswut freien, aber in ihren Zahlen und Analysen um so zwingenderen Darlegungen Grüneisens lassen erkennen, wie dringlich eine durchgreifende Schul- und Erziehungsreform auf dem Lande geworden ist.

Dabei geht es keineswegs um subtile Nuancen der Kultiviertheit, sondern um das Allerhandgreiflichste: ob, in welchem Maße und in welchem Sinne die Landbevölkerung intellektuell und psychologisch ›mitgekommen‹ ist. Die drastische Frage hat Grüneisen mit einem drastischen Instrument behandelt: der Zweiteilung in ›modern‹ und ›konservativ‹ gesinnte Bewohner der vier stadtnahen Landgemeinden. Daß er dabei simplifizierte, hat er nicht verkannt. Jeder der beiden Begriffe ist voll von einander widersprechenden Implikationen. Es sei nur daran erinnert, daß die von Gordon Allport unter dem Namen personae-Phänomen beschriebenen Beobachtungen auf das Problem des ›Modernen‹ anzuwenden sind: zahlreiche Menschen vertreten technologisch den fortschrittlichsten Standpunkt, politisch und kulturell jedoch autoritäre und kraß reaktionäre Prinzipien. Weiter lassen etwa Konservativismus und moralischer Rigorismus von der gesellschaftlichen Theorie keineswegs ohne weiteres einander so sich gleichsetzen, wie es in der von der Monographie angewandten Skala geschieht. Das feudale Denken hat die bürgerlich-puritanischen Forderungen niemals ganz sich zu eigen gemacht, und man weiß genug von Konservativen, die, gerade weil sie der eigenen Tradition und des eigenen Privilegs in der Gesellschaft sich unbedingt sicher wissen, sich selbst und anderen um so mehr Freiheit des Privatlebens zugestehen. Freilich sind in der gegenwärtigen Krisis der Gesellschaft die spezifisch bürgerlichen Existenzformen selber in der Defensive, und wer sie vertritt, fühlt sich bereits als konservativ, während die feudalen Residuen liquidiert werden.

Auf all das hat Grüneisen sich nicht eingelassen und die Begriffe modern und konservativ etwa so gebraucht, wie sie im Bewußtsein der Landleute selber vorkommen mögen, wenn diese von ›altmodisch‹ und ›neumodisch‹ reden. Dabei ist es ihm gelungen, Symptome psychologischer Urbanisierung ebenso zu zeigen wie deren Widerspruch zu den hauswirtschaftlichen Bewußtseinsformen, die im deutschen Dorf immer noch sich halten. Deutlich zeichnen die wahren gesellschaftlichen Antagonismen auf dem Lande sich ab.

Die Berechtigung des Verfahrens ist dadurch unter Beweis gestellt, daß die Antworten auf die einzelnen Fragen, die im zweiwertigen Schema Konservativ-Modern rubriziert werden, sich untereinander, und zwar gerade in dem sogenannten Hinterland-Sample, als konsistent erweisen. Andererseits erheischte selbstverständlich eine adäquate Analyse von Ideologie und Psychologie der Landbevölkerung differenziertere Methoden als die jener beiden Fragebogen, des der Hinterlandstudie und des auf ›öffentliche Meinung‹ abzielenden, an deren Auswertung Grüneisen gebunden war. Er hat versucht, diesem Mangel soweit abzuhelfen, wie das Material es überhaupt zuließ, indem er detaillierte Interviews typischer Individuen sozialer Gruppen aus den vier Dörfern heranzog, die er nach ihrem Grad von ›Verstädterung› unterschied. Selbst innerhalb der engen Grenzen, die durch die Daten vorweg gezogen waren, sind ihm fruchtbare Einsichten in den ländlichen Umschichtungsprozeß zugefallen. Es springt aus der Studie heraus, wie kein Bewohner jener Dörfer unberührt bleibt vom städtischen Kraftfeld; wie ein jeder entweder dessen Einfluß nachgibt oder ihm opponiert, wie es aber keinem möglich ist, fern von jener Tendenz ein sich selbst genügendes Leben weiterzuführen. Manche verharren, mit variierender äußerer und innerer Sicherheit, im Traditionell-Dörflichen, andere – vielleicht eine heute besonders charakteristische Gruppe – lassen sich von den Strömungen passiv treiben; andere schließlich machen die Sache des städtischen Fortschritts bewußt zu ihrer eigenen. Darüber hinaus enthüllen sich aufschlußreiche Beziehungen zwischen den subjektiven Reaktionsformen der Menschen und objektiven Gegebenheiten, wie Herkunft, Erziehung, Beruf, Eigentumsverhältnisse und soziale Stellung.

Man könnte fragen, ob nun tatsächlich die Landbevölkerung in ›moderne‹, teils von liberalen Vorstellungen, teils auch bereits von der zentralisierten Kulturindustrie bestimmte Personen, und in ›konservative‹, hauswirtschaftlich orientierte, dem Fortschritt abgeneigte Traditionalisten zerfalle. Die Aufgabe weiterer Analyse dieser Kategorien wäre von zukünftiger agrarsoziologischer Arbeit zu leisten. Doch mag immerhin ein Problem angedeutet sein, das durch die Ergebnisse der Monographie nahegelegt wird. Niemand, der mit dem Land vertraut ist, kann sich bei der Lektüre des Eindrucks erwehren, daß ohne Übergang hauswirtschaftlicher Traditionalismus und hochkonzentrierter Spätindustrialismus als Determinanten des ländlichen Bewußtseins aufeinander prallen. Es sieht aus, als fehle diesem Bewußtsein das charakteristisch bürgerliche, individualistische Element geistiger Unabhängigkeit und Resistenzkraft. Man kann sich des Verdachtes nicht entschlagen, auf dem Lande stünde einzig die Welt des Gesangbuches und die der Radiooperette zur Wahl. Wenn man bei der Auswertung des Fragebogens, um überhaupt relevante Zahlen in die Hand zu bekommen, auf der einen Seite die Bibelleser und auf der anderen die der »Wahren Geschichten« und ähnlicher Stapelware eintragen mußte, so wird ein solcher Verdacht bestärkt. Gewiß sollte man dergleichen Beobachtungen nicht voreilig vertrauen. Auch in der Stadt scheint der Widerstand der Bevölkerung gegen die Kulturindustrie, obwohl doch andere Möglichkeiten offen sind, erstaunlich gering. Zudem ist damit zu rechnen, daß die Vergröberung durch quantitative Methoden jene Alternative dem Material aufnötigt, während für das Abweichende kein Raum bleibt. Trotzdem ist zumindest die Frage nach der Absenz von autonomem Bewußtsein nicht zu umgehen. Die ländliche Bevölkerung ist sicherlich in noch höherem Maße als die städtische von jenen geistigen Erfahrungen ausgeschlossen, die Bildung voraussetzen. Sowohl der ländliche Traditionalismus wie die kommerzialisierte Kulturindustrie werden gerade bezeichnet durch den Ausschluß des Bildungsmomentes. Damit mag sich teilweise die Neigung großer Sektoren der ländlichen Bevölkerung erklären, bereitwillig dem Gefolgschaft zu leisten, was sich kraft der Autorität der Radiolautsprecher als modern präsentiert. Das spräche für die Hypothese, daß gewisse negative Aspekte der jüngsten Phase der Urbanisierung selber eine Funktion der Rückständigkeit sind.

Die Gefahr, die darin sich abzeichnet, betrifft aber keineswegs bloß ein humanistisches Kulturideal, das in der gegenwärtigen Gesellschaft insgesamt fragwürdig ward. Die ›Ungleichzeitigkeit‹ des ländlichen Bewußtseins samt eben der Neigung, Surrogate des Fortschritts, ideologische Fertigfabrikate anzunehmen, enthält ein politisches Potential, das vollends in Verbindung mit der Flüchtlingssituation und der fortwährenden ökonomischen Unsicherheit der deutschen Landwirtschaft als solcher zu Katastrophen führen kann. Der Nationalsozialismus war möglich nur durch das Zusammentreffen der Wirtschaftskrise mit rückständigem Bewußtsein und jener Propaganda, die nichts anderes ist als die zur äußersten Konsequenz gesteigerte kulturelle Manipulation der Massen. Rückfall in die Barbarei droht durch die Explosion des gesellschaftlich Anachronistischen. So fraglos der Nationalsozialismus und gerade die Blut- und Bodenideologie ein städtisches Produkt und von der Stadt her gesteuert war, so wesentlich war doch für die Diktatur die Resonanz, die Hitler nicht nur im städtischen Kleinbürgertum, sondern auch in der Landbevölkerung fand. Es wäre illusionär, zu glauben, die militärische Niederlage des Dritten Reiches hätte die gesellschaftlichen Voraussetzungen finsterer Gewaltherrschaft beseitigt. In einer offenen Krisensituation können sie aufs neue hervortreten, und ein wie immer auch geartetes totalitäres System könnte erneut die Massen einfangen.

Der wahre Wert der Monographie Grüneisens ist darin zu suchen, daß sie zu Erwägungen solcher Art anregt, ohne daß die Fragestellung selbst es im mindesten auf Politik abgesehen hätte. Man kann daraus Skepsis gegen restaurative Phantasien ebenso wie gegen den Optimismus einer undialektischen Vorstellung vom Fortschritt lernen. Das ist wesentlicher, als daß die Schrift, eine Pionier- und Erstlingsarbeit wie die übrigen Darmstädter Monographien, nicht alle die Fragen löst, die in ihrem eigenen Umkreis sich stellen.

 

April 1952

 

 

Gerhard Teiwes, Der Nebenerwerbslandwirt und seine Familie im Schnittpunkt ländlicher und städtischer Lebensform. Darmstadt 1952. (Gemeindestudie. Monographie 3.)

 

Unter den Wirkungen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung hat man, außer der negativen Grundtatsache der Trennung geistiger und körperlicher Arbeit und der positiven der Steigerung der Produktivität, von jeher den Gegensatz von Stadt und Land hervorgehoben. Kaum ist es übertrieben, diesen Gegensatz eines der Wundmale der Gesellschaft zu nennen. Der Zurückgebliebenheit der materiellen und geistigen Formen des Lebens auf dem Land, mit allem, was sie an Gärstoff impliziert, entspricht die extreme Entfremdung, Verdinglichung, Verhärtung der städtischen Existenz. Jede Auffassung, die nur das eine der beiden Momente kritisiert, ist beschränkt: beide gemeinsam bezeugen sinnfällig eine antagonistische Totalität, und beide sind darum wesentlich aufeinander bezogen. Die Forderung nach einer Überwindung jenes Dualismus gehört unabdingbar zur Idee einer menschenwürdigen Gesellschaft.

Seit geraumer Zeit nun läßt eine gewisse Vermittlung der Gegensätze sich erkennen. Wie die großen Städte weniger und weniger scharf sich gegen das Land absetzen und in Typen wie dem der Stadtrandsiedlung Zwischenformen auszubilden beginnen, so dringt im Zeitalter der industriellen Massenproduktion und Massenkultur Städtisches, von Kleidung und Verkehrsmitteln bis zu Bewußtseinsinhalten, stärker stets auf dem Lande vor. Ist ohnehin das Dorf in keiner Weise jenes geschichtslose, gleichsam urtümliche soziale Gebilde, als welches es die Romantik dachte; hat die bürgerliche Urbanisierung es längst vielfältig berührt, so scheint heute der immerhin noch bis vor dreißig Jahren einigermaßen stabile Gegensatz von Stadt und Land selber sich zu verflüssigen. Auch darin gleicht eher Europa, aus der Schwerkraft der eigenen Entwicklung heraus, amerikanischen Bedingungen sich an, als daß Amerika dem älteren Kontinent folgte. Wenn es zu den stärksten Eindrücken des europäischen Einwanderers in Amerika gehört, daß es dort das Dorf und selbst die Kleinstadt im überkommenen Sinne nicht gibt, daß auch diese eigentlich den Charakter der kleinen Großstadt besitzt – vor fünfzig Jahren schon hat Werner Sombart darauf hingewiesen –, dann läßt Ähnliches im Ansatz sich heute in Europa beobachten, freilich nicht als die allein maßgebende Tendenz, sondern im dauernden Widerstreit mit den stets noch wirksamen hauswirtschaftlichen Rudimenten.

Die Frage, welcher die Sozialwissenschaft sich gegenübersieht, ist es, ob diese Entwicklung einfach und eindeutig positiv zu beurteilen sei. Zeichnet sich wahrhaft die Überwindung des Gegensatzes von Stadt und Land ab, oder handelt es sich einseitig um eine Expansion des industriellen Urbanismus, als deren Folgen trübe Zwischenphänomene, unproduktive Notstandsgebilde, eine Art Barackenkultur hervortritt? Geht auf dem Lande eine alte Form der Gesellschaft zugrunde, ohne daß eine neue, höhere sie ablöste? Von jeher war der Fortschritt der Urbanisierung mit Unsicherheit, Druck und Armut auf dem Lande erkauft; seit je mußten die zurückgebliebenen Schichten mit dem Spott auch noch den Schaden tragen, daß der Fortschritt auf ihrem Rücken erkämpft wurde. Ob die gegenwärtige Entwicklung der Beziehungen von Stadt und Land im Bann solcher Verstrickung verbleibt oder wirklich darüber hinausweist, dafür hat zumindest die empirische Wissenschaft bis heute kaum zuverlässiges Material beigebracht.

Die Untersuchungen über vier stadtnahe Landgemeinden, ihre ökonomischen und kulturellen Strukturen und ihre Beziehung zum städtischen Zentrum, die einen wesentlichen Teil der Darmstädter Gemeindestudie ausmachen, suchen an einem genau begrenzten, konkreten Gegenstandsbereich einen Beitrag zu dieser Frage zu leisten.

Das gilt ganz besonders für die hier vorgelegte Monographie von Teiwes über die landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetriebe, die, gleich den Pendelwanderern, symptomatisch sind für die gegenwärtige Abschleifung des Gegensatzes von Stadt und Land. Solche Nebenerwerbsbetriebe sind in West- und Süddeutschland weit verbreitet. Es ist ihre ökonomische und soziologische Eigenart, daß, wo immer sie vorkommen, die Existenz einer Familie gleichzeitig auf dem Ertrag des landwirtschaftlichen Eigenbetriebes und auf andersgeartetem, meist ›städtisch‹-industriellem Arbeitseinkommen basiert. Die Literatur hat von den Nebenerwerbsbetrieben längst Kenntnis genommen, allzu oft freilich mit vorgefaßter Meinung, je nach der wechselnden ökonomischen und politischen Situation. So wurden vor zwanzig Jahren unter dem Druck der großen Wirtschaftskrise die Nebenerwerbsbetriebe geradezu als Idealform einer Synthese von Industrie und Bauerntum gefeiert. Die von Nebenerwerbswirtschaften besonders stark durchsetzte württembergische Landschaft pries man als glücklichste Form einer krisenfesten agrarisch-industriellen Struktur. Im äußersten Gegensatz dazu galten die Nebenerwerbsbetriebe der offiziellen Agrarpolitik des Hitlerregimes als unerwünschte ›Zwittergebilde‹. Durchweg läßt sich beobachten, daß, je stärker die Urbanisierungstendenzen in der Realität sich durchsetzten, desto hartnäckiger die Ideologie darauf beharrt, daß ›Bodenverbundenheit‹ auch für die gewerblich Tätigen dem Stadtleben vorzuziehen sei. Hier wie überall bilden irrationalistische Theoreme das Komplement zur real fortschreitenden Rationalisierung. Daran hat sich auch seit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches nicht allzuviel geändert.

Solche Ideologien tragen keine geringe Schuld daran, daß die sachliche Kenntnis der sozialen Rolle der Nebenerwerbsbetriebe zu wünschen übrig läßt. Vielfach wird, je nach den Stereotypen, mit denen die Autoren an die Realität herangehen, verallgemeinert. Die dynamischen Elemente des gegenwärtigen ländlichen Lebens werden verkannt oder zumindest unterschätzt; die Idee von der ›Statik‹ des Landes herrscht immer noch vor, und es wird von dem Konservativismus, der das Bewußtsein vieler Landleute erfüllt, darauf geschlossen, daß die soziale Wirklichkeit selber, in der sie leben, beharrenden Charakters sei.

Die nähere Untersuchung ergibt, daß die vielberufenen Nebenerwerbsbetriebe überhaupt nicht einen in sich homogenen ökonomischen oder soziologischen Typus darstellen. Es werden vielmehr – wie aus der Arbeit von Teiwes hervorgeht – unter dem Namen Gebilde zusammengefaßt, die nichts miteinander gemein haben als eben, daß sie dem landwirtschaftlichen Nebenerwerb dienen, die aber selber ganz verschiedenen Wesens sind. Durch Resultate solcher Art führt die Arbeit über den ideologischen Stand der Diskussion hinaus und korrigiert vorgefaßte Meinungen durch genaue und konkrete Befunde. Insbesondere aber behandelt sie die bisher wissenschaftlich ganz vernachlässigte Frage, wie der Nebenerwerbslandwirt und seine Familie selbst über diese Lebensform denken, wie sie die eigene Existenz erfahren. Gerade daraus sind wichtige Aufschlüsse über die Bedeutung der Nebenerwerbsbetriebe für die gegenwärtige Gestalt des Verhältnisses von Stadt und Land zu gewinnen.

Teiwes sieht, unter Beachtung der großen Mannigfaltigkeit von Typen der Nebenerwerbswirtschaften, das ganze Problem als einen Prototyp jenes Verhältnisses. Der Nebenerwerbsbetrieb selbst wird als dynamisches, keineswegs fixiertes Phänomen analysiert. Im Licht solcher Dynamik wird versucht, verschiedene Typen der Nebenerwerbslandwirte und ihrer Familien herauszuarbeiten. Daran schließt sich die Frage nach dem Bewußtseinsstand der Nebenerwerbslandwirte an. Die hier gewonnenen Resultate erlauben Folgerungen, welche die Vergänglichkeit oder Beständigkeit der Nebenerwerbswirtschaften und damit der heute so auffälligen ländlichen und städtischen Übergangsformen betreffen.

Die Monographie von Teiwes, das Erstlingswerk eines jungen Agrarökonomen, der im Zusammenhang der Darmstädter Untersuchung auf unabweisbare soziologische Aspekte stieß, hält sich bewußt und streng in den Grenzen des ausgewählten Gegenstandes und des verfügbaren Erhebungsmaterials. Zu dessen Deutung bringt der Autor, neben seiner methodischen Schulung, lebendige agrarische Erfahrung mit. Die eingehende Beschreibung einer Reihe von Einzelfällen gehört sicherlich zum Wertvollsten der Monographie. Selbstverständlich traut sie sich nicht zu, etwas wie eine allgemeine Soziologie des Nebenerwerbsbetriebes zu bieten oder gar zu grundsätzlichen Aussagen über das Verhältnis von Stadt und Land fortzuschreiten. Die Absicht ist vielmehr, eine Art Modell für strikt empirische Behandlung des ganzen Komplexes aufzustellen. Weitere Untersuchungen müßten sich anschließen, die dann schließlich in einer wirklich dem Stand der Realität und der Wissenschaft entsprechenden, theoretisch zureichenden Soziologie von Stadt und Land terminieren mögen. In diesem Sinne darf die Untersuchung von Teiwes – so wie alle anderen Monographien der Darmstädter Gemeindestudie – als fruchtbare Pionierarbeit gelten.

 

Februar 1952

 

 

Gerhard Baumert, Jugend der Nachkriegszeit. Lebensverhältnisse und Reaktionsweisen. Darmstadt 1952. (Gemeindestudie. Monographie 4.)

 

Irma Kuhr, Schule und Jugend in einer ausgebombten Stadt; Giselheid Koepnick, Mädchen einer Oberprima. Eine Gruppenstudie. Darmstadt 1952. (Gemeindestudie. Monographien 6 und 7.)

 

Die Arbeiten »Schule und Jugend in einer ausgebombten Stadt«, »Mädchen einer Oberprima« und »Jugend der Nachkriegszeit« stellen, ähnlich wie die drei agrarsoziologischen Studien, innerhalb der Schriftenreihe des Darmstädter Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung eine Einheit dar, in die auch der Plan einer Sondermonographie über Familientypen fällt. Sie alle gelten der Jugend. So, wie sie thematisch unmittelbar zueinander gehören, sind auch die Methoden eng verwandt. Der geschlossene und umfangreiche Komplex der Jugenduntersuchung bietet günstigen Anlaß, einiges Grundsätzliche über das gesamte Forschungsprojekt zu sagen. Eigens ist daran zu erinnern, daß dies Grundsätzliche auf jede der Darmstädter Monographien anzuwenden ist und keineswegs nur auf die beiden Bände, deren Einführungen ausdrücklich mit der Gemeindestudie als Totalität sich beschäftigen.

Die ursprüngliche Konzeption von Professor Nels Anderson sah Forschungen vor, welche die soziologische Totale einer schwer bombengeschädigten, im übrigen typischen deutschen mittleren Stadt entwerfen sollten. Vorbild waren zunächst die beiden Bücher der Lynds, »Middletown« und »Middletown in Transition«, dann aber auch spätere amerikanische Untersuchungen, wie »Yankee City«, »Elmtown's Youth« und andere. Geplant war, schlechterdings alles gesellschaftlich Relevante über Darmstadt zu ermitteln. Gemäß der spezifischen Interessenrichtung des Office of Labor Affairs und der Akademie der Arbeit war für Arbeiterfragen ein breiter Raum vorgesehen.

Daß dieser Plan im Laufe der fortschreitenden Arbeit sich konkretisierte und in gewissem Sinne einschränkte, ist natürlich. Bei derart weitschichtigen Untersuchungen bedeutet die Konzentration auf ausgewählte Gegenstandsgruppen oder Fragestellungen keineswegs bloß Verzicht, sondern oftmals auch produktive Disziplin: von Brennpunkten fällt zuweilen mehr Licht über das ganze Feld, als wenn all seine Bereiche in gleicher Intensität behandelt würden. Doch hatte die Entwicklung der Darmstädter Studie, die zur gegenwärtigen monographischen Form der Veröffentlichungen führte, darüber hinaus Motive, auf die es sich einzugehen lohnt, weil sie in der Sache selbst und in der Situation der deutschen Sozialforschung liegen. Die Geschichte umfangreicher kollektiver Untersuchungen ist untrennbar von ihrer inneren wissenschaftlichen Entfaltung.

Zunächst sind die Voraussetzungen einer Gemeindestudie in Deutschland – und vermutlich in Europa insgesamt – von denen in den Vereinigten Staaten sehr verschieden. Das Lyndsche Werk entsprang, bei aller Objektivität der Darstellung, in der Selbstkritik der amerikanischen Gesellschaft, welche die zwanziger Jahre kennzeichnet, und für die in Europa Romane vom Typus »Babbit« und »Main Street« von Sinclair Lewis zeugten. In dieser selbstkritischen Literatur spielt die Entdeckung der amerikanischen Provinz ihre entscheidende Rolle, und zwar unter dem Gesichtspunkt jener Uniformität des provinziellen Lebens, die dem Beobachter in der äußerlichen Ähnlichkeit kleinerer Städte miteinander in die Augen springt.

Diese Uniformität beruht auf ökonomischen und technologischen Bedingungen, die in Europa nicht bestehen, so unverkennbar auch die Tendenz dazu sein mag. Von der Analyse einer typischen deutschen Stadt könnte kaum jener Chok des Genormten ausgehen, auf den die amerikanischen Untersuchungen, wie sehr vielleicht auch unbewußt, abzielten. Zudem läßt sich bezweifeln, ob, nach inhaltlich-soziologischen Kriterien und nicht etwa bloß der Einwohnerzahl nach, eine solche typische deutsche Mittelstadt überhaupt zu finden wäre. Darmstadt ist, aus Gründen, die in einigen der Monographien dargelegt werden, gewiß keine solche; die Tradition der Residenz, die unverhältnismäßig große Bedeutung der Beamtenschicht machen Darmstadt nicht weniger atypisch als die Tatsache, daß die Stadt vermutlich zu den am schwersten bombengeschädigten gehörte und zu der Zeit, als das Material gesammelt wurde, noch in Trümmern lag.

Weiter ist Darmstadt, trotz einiger industrieller Großbetriebe, sicherlich nicht charakteristisch für Industriestädte der gleichen Größenordnung. Das bedeutete, daß gerade mit Rücksicht auf die ursprünglich vorgesehenen Arbeiteruntersuchungen die Ziele etwas zurückgesteckt werden mußten. Sie spitzten sich zu auf Gegenstände, die weniger der Soziographie der Darmstädter Arbeiter als solche angehören als der mehr und mehr sich abhebenden Thematik des Gesamtprojekts: dem Verhältnis zwischen Menschen und Institutionen. Es wurde analysiert, wie Arbeiter, Angestellte und Beamte ihren Beruf, ihre Arbeitskollegen, ihre Vorgesetzten, vor allem aber ihre wichtigsten Interessenvertretungen, Betriebsräte und Gewerkschaften, beurteilen. Diese Formulierung der Thematik hat es erlaubt, den vielleicht zentralen Sektor der Arbeitersoziologie im neuesten Deutschland aufzuhellen: die Trennung der materiellen Interessen der ›Arbeitnehmer‹ von politischen Zielen und im Zusammenhang damit die fortschreitende Absorption der Arbeiterschaft durchs Gesamtsystem.

Der nichtindustrielle Charakter Darmstadts stellte vor neue Fragen. Jedem Unbefangenen drängt der ländliche Charakter der am Zugang zur Bergstraße gelegenen Stadt sich auf. Auch wenn nicht die drei amerikanischen Hauptkonsulenten der Studie, Prof. Henry Meyer, Prof. Ashley Weeks und Dr. S. Earl Grigsby, die seit Mitte 1949 die Erhebungen weitgehend bestimmten, agrarsoziologische Interessen geltend gemacht hätten, wäre aus der besonderen Beschaffenheit der Stadt selber die Aufmerksamkeit auf ihre Beziehung zu jenem Hinterland gelenkt worden, mit dem sie so sinnfällig verwachsen ist. Daß dabei dann Strukturfragen der zeitgenössischen Agrarsoziologie wie die Urbanisierungstendenz, Formen des Übergangs zwischen Stadt und Land wie die landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetriebe, und die Spannungen im Bewußtsein der Landbevölkerung behandelt wurden, erzwang der Gegenstand.

Nicht nur dieser jedoch erheischte Modifikationen der Studie, sondern ebenso auch die menschlichen und organisatorischen Bedingungen, unter denen sie durchgeführt ward. Sie war von Anbeginn gedacht als ein Versuch produktiver Zusammenarbeit von Amerikanern und Deutschen, und zwar nicht nur personell, sondern ebenso auch methodisch. Während es nun gewiß in der deutschen Soziologie an empirischen Erhebungen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht gefehlt hat, unter denen sogar einige der ältesten sich mit dem der Darmstädter Studie sehr nahe verwandten Thema der Landflucht befaßten, kann doch in Deutschland kaum eine Tradition der Methoden der empirischen Sozialforschung vorausgesetzt werden, die dem entspräche, was in Amerika in den letzten dreißig Jahren erarbeitet worden ist. Vor allem fehlte es, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sehr an subjektiv gerichteten Untersuchungen – opinion, attitude und behavior research. Deren Verfahrensweise vervollkommnete sich drüben gerade in den letzten Jahren aufs äußerste. Im Dritten Reich dagegen waren solche Erhebungen wegen ihres demokratischen Potentials von Anbeginn suspekt, so daß seit 1933 in Deutschland überhaupt nichts dergleichen geschah. Es mangelte daher an ausgebildeten Mitarbeitern. Absicht der Studie war es, dem Mangel abzuhelfen, Forschung und Lehre zu verbinden. Ein Stab junger Gelehrter sollte während der Durchführung der Erhebungen sich zugleich die notwendigen Gesichtspunkte und Techniken erwerben. Dieser Stab schloß Ökonomen, Juristen, Sozialfürsorger, Psychologen und Agrarspezialisten ein; in den späteren Phasen wurde er besonders nach der Richtung der Psychologie und der allgemeinen Soziologie ergänzt. Die in Deutschland noch recht neue Idee interdepartementaler Kollaboration wohnte dem Ansatz der Studie selbst inne. Ihre Einheit bestand nicht sowohl in einem einzelwissenschaftlichen Problem, als in einem zwar in sich zusammenhängenden, aber nur durch Verbindung der verschiedensten Disziplinen zu bewältigenden Gegenstand: den mannigfaltigen Aspekten von sozialer Struktur, gesellschaftlichem Prozeß und Sozialpsychologie in einer bestimmten Stadt.

Daraus nun folgte die Eingrenzung der Arbeit. Weder konnte von Mitarbeitern, die an der Forschung das Forschen zu lernen hatten, das Material in jener Allseitigkeit und zugleich wissenschaftlichen Verbindlichkeit herbeigeschafft werden, die von einer Community Study amerikanischen Stils zu verlangen wäre, noch ließen alle Aspekte im ersten Ansatz einheitlich und gleichmäßig von Mitarbeitern so divergenten Ursprungs sich bewältigen. Es galt also, aus der Mannigfaltigkeit der Gesichtspunkte das Äußerste zu machen, die Studie als innere Einheit zu organisieren, jedoch bewußt auf jenen Charakter der extensiven, gewissermaßen epischen Totalität zu verzichten, der den amerikanischen Gemeindeuntersuchungen eignet. Der Entschluß, die Ergebnisse zunächst in Monographien vorzulegen, mit der Hoffnung, daß diese in einer späteren Phase auch äußerlich sich integrieren lassen – ein Entschluß, der uns allen nicht leicht fiel – ist drastischer Ausdruck dieser Situation.

Alles kam in der Auswertungsphase darauf an, einen Mittelpunkt zu finden, an den die wichtigsten und fruchtbarsten Materialien, sowohl die der mit der Stadt selber, wie die mit ihrer Beziehung zu den vier Hinterlanddörfern befaßten Erhebungen, sich kristallisieren konnten. Nun gliederte sich der gesammelte Stoff ohne weiteres in zwei Schichten. Die eine umfaßt die Einrichtungen des öffentlichen Lebens im weitesten Sinne, Institutionen, so wie man den Ausdruck »institution« in der amerikanischen Soziologie gebraucht, also Behörden, Gewerkschaften, Schulen, Familientypen, gesellschaftliche Verhältnisse, kurz alle möglichen objektiven Einrichtungen, Tatbestände und Gegebenheiten des Soziallebens, von denen die Menschen abhängen und auf die sie selbst wiederum zurückwirken. Die andere Schicht besteht aus den subjektiven Reaktionsweisen, Meinungen, Verhaltensarten der Menschen, die unter diesen Bedingungen leben. Aus beiden Schichten lag reicher Stoff vor, angefangen von institutionellen und Verfahrensanalysen und ähnlichem, über Fragebogen, Interviews und aufgezeichnete Beobachtungen bis zu den etwa 1800 Niederschriften Zehn- und Vierzehnjähriger, einer in ihrer Weise einzigartigen Quelle soziologischer und psychologischer Einsicht. Die meisten ›Forschungsinstrumente‹ lieferten jeweils sowohl objektiv-institutionelle wie subjektiv-sozialpsychologische Daten.

Diese natürliche Zweigliederung des gesammelten Materials empfahl als Hauptfragestellung die nach der Relation der beiden Bereiche, der sozialen Objektivität und des sozialen Verhaltens. Wesentlich für den gewählten Gegenstand war die Katastrophe des Bombenangriffs vom 11. September 1944. In den Vordergrund trat, wie die Darmstädter auf die danach herrschenden, selber bis ins einzelne dargestellten Verhältnisse reagierten.

Selbstverständlich war es nicht möglich, die gesamten Resultate in den Dualismus Institutionen-Reaktionen einzuspannen. Keineswegs durfte dieser zur methodologischen Zwangsjacke werden. Überdies brachte das Stadt-Land-Problem eine zusätzliche Dimension in die Untersuchung, die nicht ohne weiteres dem generellen Thema sich eingliederte. Viele Befunde reihten sich an dieses an, ohne sich ihm streng unterzuordnen. Im übrigen geht der Umfang des vom Projekt gesammelten Materials weit über das hinaus, was in den Monographien ausgebreitet ist; und vom dargebotenen Stoff bleibt vieles noch der weiteren Interpretation bedürftig. Doch hat sich die leitende Idee sogar für die drei Agrarmonographien als fruchtbar bewährt insofern, als zur Gesamtdarstellung der Verhältnisse und einer vorwiegend ökonomisch-soziologischen Spezialstudie eine subjektiv gerichtete hinzutrat, die anhand von Fragebogenmaterial den Reaktionen der Menschen auf die objektiven Bedingungen, zumal eben die Urbanisierungstendenz und die ländlich-städtischen Übergangsformen, nachgeht.

Die Monographie »Behörde und Bürger« hat das Grundthema, Institutionen und Reaktionsweisen, modellartig behandelt, mußte aber, um ihrer Pointiertheit willen ebenso wie wegen des begrenzten Materials, das zur Verfügung stand, auf jene innere Breite verzichten, ohne welche die Verzweigungen des Verhältnisses von Menschen und Institutionen wohl kaum ganz sich verfolgen lassen.

Anders ist das in den Jugenduntersuchungen. Ihnen gestattete ein großer Reichtum an Information, anstelle allgemeiner »attitudes« zu irgendwelchen Institutionen die spezifischen Erfahrungen zu entfalten, welche die Jugendlichen mit ihrer privaten Umwelt und mit der Schule machen, und zu studieren, wie sie darauf ansprechen.

 

Das Buch von Gerhard W. Baumert orientiert sich in seiner Disposition streng an der Leitidee des Gesamtprojektes. Der erste Teil beschreibt eingehend die Lebensverhältnisse der Darmstädter Nachkriegsjugend: die Wohnbedingungen, insbesondere die nach der Katastrophe, die familiale Umwelt und die außerhalb der Schule wirksamen Faktoren der Erziehung. Thema des zweiten Teiles sind die Reaktionsweisen der Jugendlichen. Das Erhebungsmaterial wird mit Hilfe sozialpsychologischer, zuweilen auch psychoanalytischer Kategorien interpretiert. Wie die Jugendlichen auf die dingliche und die personelle Umwelt ansprechen, wird dabei ebenso deutlich wie ihre Interessen und Lebenserwartungen.

Einige der Ergebnisse mögen hervorgehoben werden. Trotz Krieg, Bombenkatastrophe, Geldentwertung und Währungsreform entspricht die soziale Differenzierung der vor dem Kriege oder ähnelt ihr wenigstens sehr. Die oft gehörte These, durch das Geschehene sei die deutsche Gesellschaft ökonomisch, soziologisch und psychologisch nivelliert worden, kann, zunächst für den behandelten Sektor, durch die Monographie von Baumert – wie übrigens auch durch zahlreiche Befunde aus anderen Teilstudien des Projekts – als widerlegt gelten. Die Differenzierung betrifft die objektive Seite – also etwa die Wohnverhältnisse – ebenso wie die subjektive: das Bewußtsein der Jugendlichen von ihrem jeweiligen ›Status‹. Dabei scheinen, in Übereinstimmung mit einer längst bekannten sozialwissenschaftlichen Einsicht, die ideologischen Differenzierungen rascher sich wieder herzustellen als die materiellen Unterschiede von einst; oder vielleicht: hierarchisches Standesbewußtsein erhält sich noch am Leben, während die materielle Basis sich bereits umgewälzt hat. Freilich ist nicht zu verkennen, daß auch die ökonomischen Unterschiede in Deutschland sich längst wiederum sehr markieren. Man hat Grund zur Annahme, daß derlei Erkenntnisse keineswegs bloß Darmstadt betreffen.

Die Psychologie der Nachkriegsjugend weicht, nach Baumerts Ergebnissen zu schließen, wesentlich von dem Bild ab, das die traditionelle Jugendpsychologie entwirft. Auffallend ist die extrem aufs Praktische, dem Interesse der Selbsterhaltung Dienende, Naheliegende gerichtete Verhaltensweise der Zehnjährigen und vielfach auch der Vierzehnjährigen: ein gewisser Vulgärmaterialismus. Baumert interpretiert solche Beobachtungen im Sinne infantiler Fixierungen unter dem lastenden Druck der Verhältnisse. Trotz ihrer Bindung an das heute so gepriesene ›Konkrete‹ zeigt die Nachkriegsjugend sich unsicher und sucht nach Halt, wäre es auch bei neuen autoritären Mächten. Noch fehlen die anthropologischen Bedingungen eines wahrhaft demokratischen Geistes.

Diese Hinweise mögen genügen, den Ernst von Baumerts Buch zu zeigen. Sorgfältig geschrieben, frei von der Hysterie des Geredes von der entwurzelten Jugend und von allem offiziellen Nihilismus, darf die Monographie um so größeres Gewicht beanspruchen. Sie verdient es, weit über den Umkreis der Fachleute hinaus gelesen zu werden.

 

In dem Buch von Irma Kuhr werden die objektiven Gegebenheiten und subjektiven Reaktionsweisen in jedem einzelnen Sektor der Darstellung miteinander konfrontiert. Dadurch tritt das Kernthema des Projekts ungemein konkret und lebendig hervor. Werden etwa die verschiedenen Darmstädter Schultypen in ihren Differenzen erörtert, so schließt sich daran unmittelbar an, wie sich jene Differenzen im Bewußtsein der Schüler widerspiegeln. Auf die Beschreibung der Bombenschäden folgt die Analyse der Stellung der Kinder zu dem durch die Katastrophe geschaffenen Zustand. Die Übersicht über die personellen Gegebenheiten führt zur Analyse des Verhältnisses der Schüler zu den Lehrern, ihrer Beziehungen untereinander und der Grundeinstellung der Darmstädter Jugend zur Schule überhaupt.

Die Resultate basieren jeweils auf der quantitativen, in Tabellen präsentierten Verarbeitung des Materials, der Aufsätze ebenso wie der Fragebogen. Im Rahmen der Zahlen werden dann in dichtester Fühlung mit dem Material, meist gestützt auf Zitate aus den Aufsätzen, qualitative Analysen durchgeführt. Bei aller Nähe zu den objektiven Daten zeugen diese zugleich von der lebendigen Erfahrung der Autorin. Sie leiten zu theoretischen Aussagen und Hypothesen, die weit über das »sample« und über die eine Stadt Darmstadt hinausreichen, ohne in Willkür sich zu verlieren.

Aus der Fülle produktiver Ergebnisse seien nur ganz wenige herausgegriffen. Besonders viel läßt sich über die Soziologie der jugendlichen Anpassung lernen. So zeigen Arbeiterkinder in höheren Schulen weniger Widerstand als andere. Sie kompensieren offenbar ihre soziale Benachteiligung durch besonders eifrige Identifikation mit dem Etablierten. Ähnlich sind Flüchtlingskinder und solche, die ihren Vater verloren haben, geneigt, die Schule kritiklos zu akzeptieren. Was schwach ist und vielleicht am meisten Grund zum Widerstand hätte, ist so gebrochen vom Druck der Verhältnisse, daß es kaum Widerstand aufbringt. Obwohl die gegenwärtige Schule nicht mehr die Schrecken verbreitet, die von ihr nach dem Zeugnis der deutschen Romanliteratur noch um die Jahrhundertwende ausgingen, erhalten autoritäre Gesichtspunkte und Verhaltensweisen sich zäh am Leben, nicht nur bei Erwachsenen, bei Eltern und Lehrern, sondern auch bei den Schülern selbst, insbesondere den ›privilegbewußten‹.

Vieles spricht für geschichtliche Wandlungen im Bewußtsein der Jugend, in der Richtung eines oftmals übermäßig gesteigerten Sinnes fürs Praktische, einer überwertigen ›Realitätsgerechtigkeit‹. Es ist, als wäre die traditionelle Existenzform der umhegten, für Spiel und Traum offenen Kindheit in Auflösung begriffen. Die Kinder befürworten wie kleine Erwachsene die Spezialisierung der Schule, um frühzeitig auf den künftigen Beruf vorbereitet zu sein, und die Zielsetzung der Schule selbst wird von ihnen unter praktischen Gesichtspunkten betrachtet. Begriffe wie der des ›Fachwissens‹ spielen eine große Rolle. Rechnen hat, im Vergleich mit den Ergebnissen einer vor fünfzig Jahren durchgeführten Schulenquête, an Bedeutung zugenommen, ehemals wichtige Fächer, wie Handarbeit und Religion, treten demgegenüber für die Kinder zurück. Die Berufsschüler verlangen Intensivierung und Verbesserung des Berufsschulunterrichts.

Überraschend ist es, wie wenig unmittelbare Äußerungen über physische Schulverhältnisse – also vorab die Zerstörungen – vorliegen. Die Kinder neigen dazu, alles Institutionelle der Schule als gegeben und unabänderlich hinzunehmen und nur zum Lebendigen, zu den Menschen, in positiv oder negativ affektbesetzte Beziehungen zu treten. Dagegen spielt die Ordnung und Regelmäßigkeit des Unterrichts, alles, worin die Schule noch etwas von dem Charakter des Hegenden, Schützenden sich bewahrt, eine große Rolle.

Solche, aufs Geratewohl herausgegriffene Beobachtungen sollen nur eben darauf hinweisen, wie fruchtbar und wie human Untersuchungen geraten können, die an einer so genau umgrenzten Thematik orientiert sind und so streng wissenschaftlicher Disziplin sich unterwerfen wie die von Irma Kuhr. Es bedarf keines Wortes, daß, gleich den anderen Darmstädter Monographien, auch diese, aus Gründen, die im Text selber freimütig klargelegt werden, eine »Pilotstudie« ist. Daß es sich dabei um wirkliche Pionierarbeit in bisher kaum bearbeiteten und fürs Leben der einzelnen wie der Gesellschaft höchst relevanten Gegenstandsbereichen handelt, wird jeder Leser bestätigt finden.

 

Zur Ergänzung der Kuhrschen Studie ward in den Band die Monographie von Giselheid Koepnick über eine Abiturientinnenklasse mitaufgenommen; ein Versuch, den filtrierten wissenschaftlichen Ergebnissen primäres Material, unmittelbare Erfahrungen und Beobachtungen aus einer Darmstädter höheren Schule hinzuzufügen. Als Fräulein Koepnick mit der Abfassung der Monographie betraut wurde, hatte sie selbst gerade das Abitur bestanden. Ohne irgendwelche Ansprüche auf sozialwissenschaftliche Ausbildung zu erheben, verfügte sie dafür über frische Eindrücke aus eben dem Bereich, dem die Kuhrsche Untersuchung gilt. Indem sie ihre Beobachtungen organisierte, hat sie sich bemüht, den Umkreis ihrer individuellen Erfahrung zu erweitern. Anregung bot der bekannte amerikanische guess who oder reputation test, bei dem jedes Kind einer Gruppe aufgefordert wird, über alle anderen Mitglieder der Gruppe detaillierte Fragen zu beantworten. Die Konfrontation der Antworten soll das Bild der einzelnen und ihrer Beziehungen bereichern und objektivieren. Während der Test in seiner strikten Form nicht gegeben werden konnte, nachdem die Klasse zerstreut war, wurde jede einzelne Abiturientin gebeten, in einem freien Aufsatz ihre Meinung über alle ihre Klassenkameradinnen zu sagen. Dieser Einladung sind die jungen Mädchen, mit zwei Ausnahmen, gefolgt. Das gewonnene Material ist in vieler Hinsicht anregend. Hingewiesen sei auf die strikte Zweigliederung der Klasse in Gruppen mit einander scharf entgegengesetzten Ich-idealen, auf mancherlei Einsichten in die in einer Schulklasse wirksamen Normsysteme und auf die Strukturanalyse typischer Freundschaften. Die Monographie hält die Mitte zwischen Reportage und sozialwissenschaftlicher Verarbeitung. Auf jeden Fall bietet sie Elemente der Deskription zwischenmenschlicher Beziehungen innerhalb des bestimmt vorgezeichneten institutionellen Zusammenhangs einer Oberprima. Verglichen mit den Schriften von Kuhr und Baumert, die sich den Lebensverhältnissen der Jugend extensiv widmen, besitzt die Monographie von Fräulein Koepnick den Charakter einer mit in Deutschland ungewohnten Methoden durchgeführten case study zur Gruppensoziologie. Fast ganz auf psychologische Deutungen verzichtend und statt dessen sozialen Konfigurationen zugewandt, gemahnt sie an den Wieseschen Begriff der »Beziehungslehre« im engeren Sinne.

Der einfache Bericht wirft Probleme auf, die weiterverfolgt zu werden verdienten. Das wichtigste ist das jener beiden ›Cliquen‹. Auf der einen Seite steht die traditionell-bürgerliche der ›höheren Töchter‹, die andere hängt dem Bild eines Lebensstils nach, dem wohl die Vorstellung vom college girl, wie sie einmal im Text erwähnt wird, am nächsten kommt. Freilich ist zu bezweifeln, ob die Mädchen der ›weltlichen‹ Clique tatsächlich so oppositionell und nicht-konformistisch sind, wie sie sich selbst, im Verhältnis zur elterlichen und zur Schulautorität, erfahren. Es ist Grund zur Annahme, daß sie ihrerseits nach einem allerdings in Deutschland noch nicht ganz artikulierten, in Amerika aber sehr deutlichen Normensystem sich richten: dem der Teenagers. Leicht genug könnte der Individualismus, dessen die Mitglieder dieser Clique sich bewußt sind, bloß die Bereitschaft verbergen, Standards zu akzeptieren, von denen sie erwarten, daß ein vag sich abzeichnendes Kollektiv der Jugendlichen sie billigen werde. Längst hat in den Schulklassen eine doppelte Hierarchie gegolten: die offizielle, von der Schule gesetzte, und die gleichsam unterirdische, unter den Jugendlichen selbst wirksame. Die Nationalsozialisten hatten diesen latenten Gegensatz geschickt ausgebeutet. Mit der Lockerung der herkömmlichen Autoritätsformen scheint das inoffizielle Normensystem allgemein offener hervorzutreten. Die Jugendlichen, die ihm anhängen, konformieren durch Non-Konformismus.

Sinnvoll wäre es, die unter den Adoleszenten geltenden Normen zu analysieren. Viele Worte, die sie verwenden – »mondän«, »schick«, »arrogant«, »egoistisch« – haben eine spezifische Tönung, die zuweilen von der objektiven Bedeutung jener Worte beträchtlich abweicht. Durch ihre burschikose Verwendung bestätigen die Jugendlichen sich selbst als dazugehörig. Man darf vermuten, daß etwa der Ausdruck »arrogant« in dieser Backfischsprache nicht sowohl Überheblichkeit meint als jede Regung von Unabhängigkeit dem Korpsgeist gegenüber. Solche Regungen äußern sich bei jungen Menschen, die ihr Potential fühlen, längst ehe es aktualisiert ist, oft genug mit einer gewissen Gewaltsamkeit, die abzuurteilen das Kollektiv leichtes Spiel hat.

Die Koepnicksche Monographie bietet in aller Unbefangenheit Stoff für derlei Reflexionen. Kaum bedarf es eines Wortes, daß die Konflikte der adoleszenten Normsysteme etwas über die Spannungen innerhalb der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung besagen.

 

Mai 1952

 

 

Gerhard Baumert unter Mitwirkung von Edith Hünniger, Deutsche Familien nach dem Kriege. Darmstadt 1954. (Gemeindestudie. Monographie 5.)

 

Die Jugendmonographien der Darmstädter Gemeindestudie wollten das Verhältnis von unmittelbar einwirkenden objektiv-gesellschaftlichen Mächten und subjektiven Reaktionsformen konkret analysieren. Unter den institutionellen Mächten aber, unter denen die Menschen heute stehen, ist die Familie, als eine der wenigen noch existenten ›primären Gruppen‹, an sich von größter Bedeutung für das Verständnis jener wechselfältigen Beziehung. Darüber hinaus ist dringend danach zu fragen, welche Rolle die Familie tatsächlich noch spielt, welche gegenständlichen und psychologischen Strukturen sie aufweist, welcher Dynamik sie unterworfen ist, und ob sie in solcher Dynamik sich erhält oder zergeht. Unverantwortlich wäre es gewesen, hätte die Darmstädter Untersuchung nicht versucht, zur überaus aktuellen Soziologie der zeitgenössischen Familie das Ihre beizutragen.

Das Verhältnis ihrer in weit gespannten Zusammenhängen gewonnenen Ergebnisse zu denen anderer, rein familiensoziologisch gerichteter Erhebungen, vor allem aber zu einigen heute in Deutschland sehr verbreiteten Thesen über die Rolle der Familie, sichert der Untersuchung besondere Aufmerksamkeit. Während für den allgemeinen Ansatz gilt, was über das Gesamtprojekt in den Einführungen zu den Jugendmonographien dargelegt wurde, ist es angezeigt, auf einige der wichtigsten Resultate der letzten Studie und deren Stellung in der wissenschaftlichen Kontroverse kurz einzugehen.

Zentrum der Arbeit ist die Frage, was der Familie unter radikal veränderten physischen Verhältnissen – in einer durch Luftbombardement aufs schwerste geschädigten Mittelstadt – widerfährt. Doch wurden abermals die vier Hinterlandsdörfer mitbehandelt, getreu dem Prinzip, demzufolge städtisches Zentrum und ›stadtnahe Umgebung‹ als funktionelle Einheit zu denken sind. Die Veränderung der Familie ebenso wie ihre soziale Resistenzkraft stehen zur Erörterung. Stimmt, was an der Nachkriegsfamilie des geographischen Bereichs von Darmstadt sich ausmachen läßt, mit der modernen Familienentwicklung auf weitere Sicht überein, oder hat die Katastrophe familiale Kräfte entbunden, die jener Entwicklung entgegenwirken? Vielleicht ist es das wesentlichste Ergebnis, daß der ›trend‹ der Darmstädter Familie sich dem allgemeinen überraschend einfügt. Die wiederholt formulierte und in den verschiedensten Sphären zutreffende These, daß extreme Situationen gesellschaftliche Gesamttendenzen verstärken, daß gleichsam von außen mit einem Schlag durchgesetzt wird, was von innen langsam sich bildet, findet sich durch zahlreiche Einzelresultate der Studie aufs neue bestätigt, obwohl in manchen Sektoren die langfristige Entwicklung erst allmählich die Oberhand gewinnt, nachdem gewisse Phänomene der Kriegs- und Nachkriegsjahre als ›Störungen‹, als retardierende Momente wirkten.

Die Monographie ist ›realsoziologisch‹ in dem Sinne, daß sie den Zerfall traditionaler Formen des gesellschaftlichen Seins und Bewußtseins nicht verschleiert, sondern ohne ideologisches Beiwerk hervortreten läßt. Keine Rede kann davon sein, daß die insgesamt bedrohte Institution der Familie durch die Solidarität des Notstandes auf die Dauer gefestigt worden wäre. Erwähnt sei nur, daß die Scheidungszahlen zwar nach starkem Anstieg wieder zurückgegangen sind, aber immer noch weit über dem Vorkriegsstand liegen. Dasselbe gilt für die Zahl der ›unvollständigen‹ Familien. Auffallend ist das Anwachsen der Ehen jüngerer Männer mit älteren Flauen. Die sozialpsychologische Deutung dieses Ergebnisses könnte Licht auf tiefreichende Strukturveränderungen werfen.

Der Hang, sich auf eine ›Kleinfamilie‹ zu beschränken, gilt nicht mehr bloß für die Oberschicht, sondern läßt sich an der gesamten Bevölkerung beobachten. Auf dem Land scheint die Mehr- gegenüber der Eingenerationsfamilie merklich zurückzutreten. Die traditionalen Elemente des Familienverhältnisses werden hier wie dort mehr stets von den ›rationalen‹ verdrängt. Während die Ideologie weiterhin die Familie als naturhaft-beständig feiert, geht diese allmählich in einen Zweckverband über und verliert damit wesentliche Züge der ›primären Gruppe‹, die ihr gemeinhin als invariant zugeschrieben werden. Ihre reale Basis wälzt sich um und mit ihr allmählich auch die bewußte und unbewußte Haltung der Familienmitglieder zur Institution.

An den Lebensverhältnissen der Darmstädter Familien bestätigt sich, was in anderen Darmstädter Monographien mehrfach ausgesprochen wurde: die Katastrophe hat keine dauernde Nivellierung bewirkt, und die gesellschaftliche Hierarchie hat sich gegenüber der Egalität der Notgemeinschaft als höchst widerstandsfähig bewährt. Das Klassenbewußtsein war nur unmittelbar nach dem Angriff suspendiert. Um so stärker streben seitdem die Angehörigen der Oberschicht und der oberen Mittelschicht danach, in die Sphäre zurückzukehren, die sie als ihre legitime betrachten. Analog trachten in Stadt und Land die Flüchtlinge, ihren früheren sozialen Status wiederzuerlangen. In Stadtvierteln etwa, in denen die Wohnungsverhältnisse Angehörige verschiedener sozialer Schichten zu engem Kontakt gezwungen haben, zeichnen sich krasse Antagonismen ab, gar nicht so unähnlich denen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen, über die bereits in den Hinterlandstudien berichtet worden ist.

In der Stadt selbst existiert ungefähr die Hälfte aller Familien von einem Minimaleinkommen, das eben ausreicht, die laufenden Lebenshaltungskosten zu decken, das aber den bescheidensten Luxus ebenso verbietet wie Rücklagen. Angesichts der hohen ›Visibilität‹ der heute in Deutschland prosperierenden Gruppen und der offenbaren Aspekte des deutschen Wiederaufschwungs ist die Öffentlichkeit auf dies Ergebnis besonders hinzuweisen. Es stimmt mit dem zahlreicher anderer Untersuchungen überein.

Die Analyse der inneren Familienstruktur im fünften Kapitel weist die Schwächung der Vormachtposition des Vaters in allen Schichten nach. Familien, deren Merkmale auf gleichen Rang der Mitglieder hindeuten, lassen sich gewiß von solchen mit autoritärer Struktur unterscheiden. Selbst dort jedoch, wo die männliche Autorität unbefragt anerkannt oder wenigstens unter Zwang hingenommen wird, ähnelt sie nur noch selten der, die der Vater in der bürgerlich-patriarchalen Familie innehatte. Der Rückgang der Vaterautorität wird dabei keineswegs durch den bewußten Willen der Frauen veranlaßt. Diese wirken vielmehr – wie es sozialpsychologisch nicht überraschen kann – eher retardierend, während die stets noch auf Grund ihrer Stellung im Produktionsprozeß weniger ›irrationalen‹ Männer eben darum auch weniger zäh an den Begriff der Autorität sich klammern. Dessen Auflösung trägt entscheidend zu der der Familie bei. Umgekehrt ist zugleich in objektiv desorganisierten Familien die psychologische Autorität des Vaters nicht zu halten. Innerhalb der gesellschaftlichen Gesamttendenz, die in all dem sich ausprägt, fällt es schwer, einzelne Faktoren zu isolieren, Ursache und Wirkung streng zu scheiden. Es liegt Wechselwirkung in einem umgreifenden Strukturzusammenhang, einem sozialen ›Feld‹ vor. Wichtig ist jedenfalls auch der Anteil der Frauen an der materiellen Versorgung der Familie. Je mehr sie zu dieser als selbständige, vom Mann unabhängige Wirtschaftssubjekte beitragen, desto mehr schrumpft die Basis ihrer traditionellen Einordnung in die patriarchal orientierte Familie.

Ansätze zu einer Festigung der Familienstruktur mag man in neuen Bindungen erblicken, welche vielleicht die Funktion der alten übernehmen: der auf Freiheit, Einsicht und Neigung beruhenden Solidarität von Partnern gleichen Ranges. Doch beurteilt die Monographie dies Potential gegenüber dem entgegengesetzten, zumindest für die nächste Zukunft, sehr vorsichtig. Zwar schwindet die väterliche Autorität mit ihrem wirtschaftlichen Fundament; trotzdem aber hat sich der gleiche Rang der Familienangehörigen keineswegs hergestellt. Das trägt nicht wenig zur Orientierung der Kinder und Adoleszenten an anderen, nun meist kollektiven Autoritäten wie Partei und Staat bei; einer Bereitschaft, die ebenso vom Hitlerschen Reich gefördert wurde, wie es von ihr zehrte. Die Prognose ist eher die einer Lockerung der Familie zum Positiven oder Negativen als die, daß die gegenwärtige soziale Desintegration, Kehrseite aller Integration, an der Stabilität der Familie ihre Grenze finde.

Die von manchen Soziologen vertretene Hoffnung, daß die Mehrzahl der westdeutschen Familien durch den Umwandlungsprozeß intakt hindurchgegangen wäre und sich gleichsam als ›krisenfest‹ erwiesen hätte, wird von den Ergebnissen der Studie nicht bestätigt. Ebensowenig läßt das in der Monographie interpretierte Material die Folgerung zu, mit der väterlichen Autorität verschwände zugleich die autoritätsgebundene seelische Disposition. Die Theorie Freuds, der zufolge die paternalistische Autorität auf sekundäre Gruppen übertragen werden kann, scheint auch in dem geschichtlichen Sinne sich zu bewahrheiten, daß solchen Kollektiven zweiter Ordnung die Rolle der primären zufällt, wenn diese nicht länger mehr als entscheidende Agentur der sozialen Kontrolle fungieren. Gewiß mag in temporären Situationen wie der nach dem Bombenangriff auf Darmstadt und in der zahlreicher Flüchtlinge die Familie noch einmal jene umhegende Kraft bewähren, die ihr vordem zukam. Aber es handelt sich dabei eher um ein Regressionsphänomen, um die verzweifelte Flucht in die Kindheit, als um den Triumph eines Unzerstörbaren: so wie nach dem Kriege in Deutschland allenthalben Regressionen – man denke bloß an die überwertige Bedeutung des Essens längst nach der Hungerperiode – zutage traten. Wer von der Familie als Notgemeinschaft, dem Schutzsuchen der Menschen im engsten Verband angesichts der totalen physischen Bedrohung, etwas wie eine Regeneration der Gesellschaft sich verspräche, der verfiele wohl demselben Fehler wie jemand, der von der »foxhole religion«, der Anrufung Gottes in Lebensgefahr, eine religiöse Renaissance erwartete. Auf kurze Frist mag der Anschein entstehen, daß traditionale gesellschaftliche Formen den Anprall der Katastrophe unerschüttert überdauern. Über längere Zeiträume jedoch wirken gesellschaftliche Naturkatastrophen von der Art der Bombenangriffe, die mit dem spontanen Willen der Menschen nichts zu tun haben, in der gleichen Richtung wie die Tendenz, welche über den Köpfen der Menschen sich durchsetzt. Zwar werden Ehe und Familie als Institutionen durchwegs noch bejaht. Die Anpassung an die sich verändernden gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse beginnt aber die überkommenen Vorstellungen auszuhöhlen. Die vorherrschenden Ansichten etwa über Ehescheidung, außereheliche Mutterschaft, illegitimes Zusammenleben, gehorchen immer weniger der Forderung, es gelte vorab, den Ruf der Familie zu wahren. Was einmal als ›soziales Denken‹ progressiven Intellektuellen vorbehalten war, ergreift unterm materiellen Zwang das Bewußtsein der Bevölkerung, und der Nebel vor ökonomischen Notwendigkeiten zergeht.

Die Möglichkeit, solche Resultate über Darmstadt und die vier Hinterlandgemeinden hinaus zu verallgemeinern, mag nach statistischen Kriterien beschränkt sein. Kaum jedoch kann die Fragestellung einer verantwortlichen Repräsentativerhebung über die Problematik der Familie im gegenwärtigen Deutschland an der Monographie vorbeigehen.

 

Ostern 1954

 

 

Klaus A. Lindemann, Behörde und Bürger. Das Verhältnis zwischen Verwaltung und Bevölkerung in einer deutschen Mittelstadt. Darmstadt 1952. (Gemeindestudie. Monographie 8.)

 

Im Verlauf der Arbeit der Darmstädter Gemeindestudie kristallisierte sich allmählich ein Kernproblem aus: die Beziehung zwischen den objektiven gesellschaftlichen Gegebenheiten der Stadt und dem in solchen Gegebenheiten sich abspielenden Leben der Menschen. Dabei sollte sowohl der Einfluß des Objektiven auf ihre reale Existenz, wie auch ihre subjektiven, teils der Sphäre des rationalen Urteils angehörenden, teils psychologisch bestimmten Reaktionen darauf behandelt werden. Innerhalb des begrenzten Sektors Darmstadt fielen die mannigfaltigsten Aspekte in den Rahmen der Studie. Demgemäß war auch der Begriff der objektiven Verhältnisse äußerst weit aufzufassen. Er schloß sowohl Situationen, also etwa den Zustand einer ausgebombten Stadt, ein, wie gesellschaftlich-ökonomische Kraftfelder von der Art der Beziehung von Stadt und Land, wie schließlich auch die Rolle besonderer Institutionen, etwa der Gewerkschaften und auch der Verwaltung. Dieser Breite der auf objektive Verhältnisse gerichteten Untersuchungen entsprach in gewissem Maße die der auf subjektive Einstellungen und Verhaltensweisen zielenden Erhebung. Daraus ergab sich notwendig, als neues und fruchtbares Element der Studie, die Zusammenarbeit der verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen, die sonst voneinander getrennt sind: der Ökonomie, Soziologie, Psychologie, Demographie, Verwaltungskunde, Agrarwissenschaft und anderer. Gerade die Zentrierung auf einen Einheitspunkt, nämlich die Gemeinde Darmstadt, machte es möglich, die oft geforderte Integration arbeitsteilig getrennter Wissenschaften weit konkreter in Angriff zu nehmen als in Fällen, in denen kein genau umrissener Aufgabenkreis die Beziehung dieser Disziplinen zueinander herstellt und regelt.

Als wir uns entschlossen, aus dem höchst umfangreichen Material zunächst eine Reihe von Monographien vorzulegen, lag es nahe, eine Einzelstudie auszuwählen, die als Modell jener Kernidee fungiert. Es empfahl sich dabei, dieses Modell einem institutionell genau definierten Sektor zu entnehmen, also Verhältnisse zu behandeln, die sich ohne allzu große Willkür an eindeutig gegebenen Einrichtungen dingfest machen und herausisolieren ließen. Unter den Gegenständen der Darmstädter ›Strukturanalyse‹ – so nannten wir alle die Teile des Gesamtprojektes, die sich mit objektiven Verhältnissen befassen – schien für diesen Zweck am geeignetsten die Darmstädter Verwaltung. Im Sinne des Gesamtplanes schloß sich daran ohne weiteres die zweite, subjektiv gerichtete Frage: Wie hat sich in der Zeit der Erhebung die Darmstädter Bevölkerung zur Verwaltung verhalten?

So einfach nun aber die Konstruktion eines derartigen Modells der wissenschaftlichen Vereinigung von Strukturanalyse und Erhebung erscheint, so groß sind doch die Schwierigkeiten. Sie liegen keineswegs nur daran, daß gerade die Verwaltungsstudie ursprünglich weit mehr institutionell als subjektiv angelegt war; daß das Interesse an der Stellung der Bevölkerung zu den Behörden erst allmählich in den Vordergrund rückte und dabei im wesentlichen mit den Antworten haushalten mußte, die auf zwei Fragen des Fragebogens zur Erforschung der öffentlichen Meinung vorliegen. Viel ernster waren die Schwierigkeiten in der Sache selbst. Während nämlich die Struktur der Darmstädter Verwaltung und die Stellung der Bevölkerung zu dieser Verwaltung miteinander konfrontiert werden sollen, ist es keineswegs von vornherein gesagt, daß die letztere tatsächlich von jener objektiven Struktur abhängt. Mit anderen Worten: es ist nicht ausgemacht, ob und in welchem Maße die Einstellung der Bevölkerung durch die objektive Realität, zumal durch die Beschaffenheit gerade dieser besonderen Darmstädter Verwaltung bestimmt wird. Das psychologische Problem der subjektiven Verzerrung, etwa der Projektion eigener Aggressionen auf die Ämter, die dann negativ bewertet werden, auch wenn sie es nicht verdienen, ist nur ein extremes Beispiel für jene Schwierigkeit. Umfassender ist anzunehmen, daß, auch wo man nicht mit pathischen Entstellungen der Realität durch Querulanten zu rechnen hat, das Urteil in weitem Maße nicht von dem spezifischen beurteilten Gegenstand motiviert wird, sondern von dem geistigen Bezugssystem, dem ›frame of reference‹ des Urteilenden. Der Sohn eines Kleingewerbetreibenden etwa, der in einer Atmosphäre aufgewachsen ist, in der Eifersucht auf die Sekurität des festbesoldeten Beamten vorherrscht, wird wahrscheinlich von vornherein jede Verwaltung anders beurteilen als der Sohn eines Landgerichtsrates. Bei der heute vielfach beobachteten Neigung zu clichéhaftem und starrem Denken ist damit zu rechnen, daß derartige Bezugssysteme oft sich stereotypisch verfestigen und die Fähigkeit beeinträchtigen, überhaupt zum Objekt in eine adäquate, realitätsgerechte Beziehung zu treten.

Vor allem aber bilden heute mehr denn je die gesellschaftlichen Verhältnisse selber eine Totalität, und dieser Totalitätscharakter prägt sich in jedem einzelnen sozialen Sektor aus. Die allgemeine Rolle der Verwaltung im gegenwärtigen gesellschaftlichen Leben ist weit wichtiger als die Spezifikation der Verwaltung in Darmstadt. Wenn auch das Wesen von Verwaltung überhaupt vielfach an lokalen Verhältnissen wahrgenommen wird, so geht doch in solche Wahrnehmung vieles und vielleicht Entscheidendes ein, was nicht aus diesen Verhältnissen stammt. Sie werden nur als Spezialfall eines umfassenden Sachverhaltes erfahren. So kann gerade das wissenschaftliche Bestreben, der Willkür der Generalisierung zu entgehen, indem man sich am Besonderen orientiert, zu wissenschaftlichen Fehlern führen, indem man das Einmalige dort als Ursache erscheinen läßt, wo es in Wahrheit lediglich eine Gesamtstruktur repräsentiert, deren Beschaffenheit die subjektiven Verhaltensweisen begründet.

Es war daher geboten, eben diese Schwierigkeit selber in die Forschung hineinzuziehen. Neben anderem sollte also auch ermittelt werden, wie sich das Verhalten der Darmstädter Bevölkerung zur Verwaltung darstellt unter dem Gesichtspunkt der konkreten Einsicht der Bevölkerung in die tatsächlich vorliegenden Verhältnisse. Dieser von vornherein gar nicht intendierten Problemstellung kam nun, zum Glück, die Anlage der beiden auf die Verwaltung bezogenen Fragen aus dem Fragebogen zur Erforschung der öffentlichen Meinung entgegen, deren erste dem Urteil des Befragten über die Verwaltung gilt, während die zweite den Erfahrungen nachgeht, die dem Urteil zugrunde liegen – oder nicht zugrunde liegen. Das Verhältnis dieser Fragen zueinander eröffnete zugleich grundsätzliche soziologische Perspektiven. Wieweit sind Menschen, die unter den Bedingungen zentral gelenkter Massenkultur leben und diesen Bedingungen tendenziell sich anpassen, überhaupt noch fähig, echte, primäre Erfahrungen zu machen? Wieweit nehmen sie die Realität schon durch die fertig fabrizierte Begriffsapparatur hindurch wahr, mit der sie ständig beliefert werden? So wenig zu erwarten steht, daß die theoretisch längst aufgeworfene Frage nach der erkrankten Erfahrung durch Erhebungen und Monographien bewältigt werden kann, so viel an Fakten vermögen doch gerade strikt empirische Untersuchungen für die Interpretation beizustellen.

Untrennbar ist die Erkrankung des Erfahrungsvermögens, das, nach dem Ausdruck des amerikanischen Sozialpsychologen J.F. Brown, »stereopathische« Denken von der Frage der Autoritätsgebundenheit. Der lebendigen Erfahrung gegenüber nimmt das von der Gesellschaft vorgezeichnete und gleichsam bestätigte Stereotyp selber autoritären Charakter an, während autoritätsgebundene Menschen, aus tiefenpsychologischen Gründen, regelmäßig zugleich solche sind, deren Fähigkeit, Erfahrungen zu machen, reduziert ist. Da nun die Darmstädter Erhebung gerade zur Frage der Autoritätsgebundenheit viel Stoff beigebracht hat, so wurde versucht, diesen Stoff in Korrelation zu setzen zum Urteil über die Verwaltung und der Erfahrung mit ihr, und auf diese Weise die Reaktionsformen der Bevölkerung nicht bloß vom Gegenstand her, sondern ebenso charakterologisch zu behandeln. Auf diese Weise ergab sich am ehesten die Möglichkeit, die Beziehung von subjektivem Verhalten und objektiven Gegebenheiten zu klären und gleichzeitig die Beschränkung auf bloß zwei Fragen, die unmittelbar auf das Verhältnis zur Verwaltung zielen, zu korrigieren.

Um das zu leisten, reichen aber nicht die allgemein verbreiteten, laienhaften Vorstellungen von Psychologie aus. Einzig tiefenpsychologische Kategorien vermögen es, den genetisch-dynamischen Sinn der Charakterstrukturen und Typen begreiflich zu machen, die regelmäßig mit bestimmten Verhaltensweisen der Verwaltungsautorität gegenüber verbunden scheinen. Es wurde also, wie es in amerikanischen Erhebungen schon längst üblich ist und bereits in den frühen dreißiger Jahren in den Autoritätsstudien des Frankfurter Instituts für Sozialforschung geschah, eine psychoanalytisch orientierte Begriffsapparatur auf Resultate der empirischen Sozialforschung angewandt.

Der Autor der Monographie, Klaus Lindemann, ist von Fach Jurist. Für die Absicht der Darmstädter Gemeindestudie, ihre jungen Mitarbeiter nicht nur in strengen empirischen Methoden auszubilden, sondern zugleich ihre wissenschaftliche Fähigkeit über die departementalen Grenzen hinaus zu erweitern, bietet er das lebendige Beispiel. Nicht nur hat er sich in die von Max Weber so nachhaltig angeregte Verwaltungssoziologie hineingearbeitet, sondern auch sich über den seiner Vorbildung zunächst sehr fernliegenden Bereich der Psychoanalyse unterrichtet. Dem verdankt die Studie die Vielfältigkeit einander durchdringender Gesichtspunkte und Methoden, die von der getreuen Aufnahme verwaltungstechnischer Tatbestände bis zur Konstruktion sozialpsychologischer Typen reichen. Der Begriff der autoritätsgebundenen Persönlichkeit ist in weitem Maße an der 1950 bei Harpers im Rahmen der von Max Horkheimer und Samuel Flowerman herausgebrachten Serie »Studies in Prejudice« erschienenen Kollektivuntersuchung »The Authoritarian Personality« (T.W. Adorno, Eise Frenkel-Brunswik, Daniel Levinson und Nevitt R. Sanford) orientiert.

Während, wie gesagt, die Lindemannsche Monographie ein Modell für die Kernidee der Darmstädter Studie abgibt, wird in anderen diese Idee an einem weniger zugespitzten, breiteren Erfahrungsbereich entfaltet werden, so in der von I. Kuhr über die Schulerfahrung der Jugend in einer ausgebombten Mittelstadt und der von G. Baumert über Lebensverhältnisse und Reaktionsweisen der Jugend in derselben Gemeinde.

Bereits die Erstlingspublikation von Lindemann jedoch sollte zeigen, worum es bei der Darmstädter Untersuchung eigentlich ging, und was von der konzentrischen Bemühung von Wissenschaftlern der verschiedensten Gebiete um einen begrenzten Sektor – eine schwer bombengeschädigte deutsche Mittelstadt – methodisch und inhaltlich zu erwarten ist. Es braucht nicht eigens gesagt zu werden, daß die hier erprobten Verfahrensweisen darauf warten, weiter entwickelt, vielfach verfeinert und verlebendigt zu werden. Die Monographie betrachtet sich selbst als Anfang, und das setzt gewiß ihren Wert nicht herab.

 

Februar 1952

 

 
Gesammelte Werke
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