Drittes Kapitel

 

Die Erkenntnis des Unbewußten und die psychoanalytische Methode

1. Psychoanalyse als erkenntnistheoretisches Problem

Wir hatten die Erkenntnis des Unbewußten als Aufgabe erkannt, deren Lösung wir zwar nicht als vollendet gegeben denken können, deren Ergebnisse uns jedoch im Rahmen der realen Gültigkeit der Definitionen unserer Forschungsgegenstände als gesichert gelten dürfen. Es bleibt uns übrig, die Methode zu betrachten, die uns befähigt, auf Grund unserer fundamentalen erkenntniskritischen Bestimmungen in strenger Konsequenz zu jenen Ergebnissen zu gelangen. Erst die Einsicht in diese Methode wird es uns möglich machen, den Zusammenhang jener Gegenstände untereinander zu begreifen und zu einer exakten Formulierung des Begriffs der psychischen Kausalität fortzuschreiten; weiter wird sie erst uns Aufschluß geben über den Zusammenhang der seelendinglichen Tatbestände mit der materiellen Welt, dessen erkenntnistheoretische Struktur wir bei der Betrachtung der Elemente der rationalen Seelenlehre herauszuarbeiten versucht hatten. Ohne daß unsere Absicht auf die Feststellung einzelner psychologischer Fakten gerichtet wäre, scheint es uns angezeigt, die Untersuchung der Methode, Unbewußtes zu erkennen, in enger Fühlung mit dem Vorgehen der psychologischen Forschung zu führen. War es doch eines der wichtigsten Ergebnisse unserer Diskussion der Kantischen Paralogismenlehre, die Unterscheidung einer »reinen Seelenlehre« von einer »materialen Psychologie« als überflüssig und unzulässig aufzuweisen. Wir haben danach keinen Grund, eine Trennung zwischen der transzendentalen Methode der Erkenntnis des Unbewußten und der empirischen Methode, die das gleiche Ziel verfolgt, durchzuführen. Besteht die empirische Methode zu Recht, so muß sie sich transzendental ausweisen und all den Anforderungen genügen, die der transzendentale Idealismus dem Problem des Unbewußten gegenüber erhebt. Umgekehrt ist die transzendentale Analyse sinnvoll allein dann, wenn sie die positive Begründung des wissenschaftlichen Fortgangs der Erfahrung zu liefern vermag. Wenn freilich unsere erkenntnistheoretisch intendierte Untersuchung gerade an die junge und in vielen ihrer Resultate umstrittene Disziplin der Psychoanalyse anknüpft, so bedarf das einiger Rechtfertigung. Denn von allen psychologischen Methoden steht ihrem sachlichen Ausgang nach die Psychoanalyse der Erkenntnistheorie am fernsten. Während die experimentelle Psychologie von den ungelösten Problemen der Assoziationspsychologie ihren Antrieb empfing und selbst zur Zeit der Herrschaft naturalistischer Hypothesen den Zusammenhang mit der Kantischen Bewußtseinsanalyse wahrte; während umgekehrt ihr modernes Widerspiel, die Gestalttheorie, philosophisch mit der Kritik des Bruches zwischen Merkmalerkenntnis und Teleologie im Kantischen System einsetzte; während endlich die Charakterologie ihre Sätze aus metaphysischen Thesen vom Wesen des Bewußtseins deduzierte, trat die Psychoanalyse auf als Therapie, verdankt ihren Ruhm den therapeutischen Erfolgen zumal und sieht sich selbst als praktische Methode. Erkenntnistheoretische Absicht ist ihr fremd; weit lieber möchte sie als Naturwissenschaft gelten, und um eine andere Begründung als die hypothetisch-erkenntnispraktische, deren Maß die Verwendbarkeit der Hauptbegriffe zum Zwecke der Heilung oder wenigstens der Einsicht in die Krankheit ist, hat sie sich bis heute kaum bemüht. Es ist damit bereits gesagt: daß die Psychoanalyse keinesfalls eine unmittelbare Fortsetzung unserer erkenntnistheoretischen Forschungen darstellt, sondern daß sie, um überhaupt zu jenen in Beziehungen gesetzt zu werden, interpretiert werden muß; welche Notwendigkeit bei anderen Methoden der Psychologie ja keineswegs bestünde. Die Bedenken gegen die Wahl gerade der Psychoanalyse müssen sich damit verstärken. Sie zu beschwichtigen hilft allein der Nachweis, daß nur die psychoanalytische Methode unseren Bestimmungen streng angemessen ist, während die älteren psychologischen Verfahrungsweisen wenn schon nicht ihnen widerstreiten, so doch aus prinzipiellen Gründen an der Lösung der von uns bezeichneten Aufgabe desinteressiert sind oder sie in einer Weise beginnen, die mit unserem Standpunkt unvereinbar ist. Wir haben darum zunächst zu betrachten, wie sich die übliche Psychologie zu den psychischen Dingen und dem Begriff des Unbewußten in dem von uns präzisierten Sinne verhält.

Die Aufgabe der Erkenntnis des Unbewußten ist uns wesentlich Aufgabe der Erkenntnis der psychischen Dinglichkeit; einer Dinglichkeit, die wir so wenig wie die physische als unveränderlich zu denken haben; stets und überall sehen wir uns in die Notwendigkeit versetzt, das Nichteintreten eines gesetzmäßig erwarteten Phänomens, bei konstanten Bedingungen, durch ein höheres, sowohl das Eintreten des erwarteten wie das des tatsächlich eintretenden Phänomens unter sich befassendes Gesetz zu begründen, mit anderen Worten kausal zu erklären. Damit ist anstelle der Aufgabe einer Erforschung der bloßen Statik der psychischen Dinglichkeit das Postulat der Erkenntnis ihrer Dynamik getreten; Dynamik im Sinne der dynamischen Grundsätze der »Kritik der reinen Vernunft«, so wie sie sich im Lichte eines konsequenten transzendentalen Idealismus darstellen. Diese Dynamik nun findet in der herkömmlichen Psychologie keinen Platz.

Schon die Konstitution des psychischen Dinges stößt in den gewohnten psychologischen Theorien auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Für die atomistische Assoziationspsychologie war sie von Anbeginn unmöglich. Humes Auflösung des Ichbegriffs nicht nur, sondern auch der Konstanz des Dinges ließ für ein psychisches Ding keinen Raum, und der Assoziationspsychologie blieb, sobald sie auf die Existenz der psychischen Dinge stieß, keine Wahl, als von Eigenschaften der menschlichen Individuen zu reden, die nicht nur höchst ungewisse empirische Regeln sind – womit man sich ja angesichts der Möglichkeit der Erfahrung stets neuer Merkmale der psychischen Dinge abzufinden hätte, ohne daß freilich, ein richtiges Induktionsverfahren vorausgesetzt, jene Ungewißheit der zukünftigen Erfahrung eine wissenschaftlich einwandfreie Ordnung unserer bisherigen unmöglich machte –, sondern die sich außerhalb jedes einsichtigen Zusammenhanges mit den Grundbestimmungen der Erkenntnistheorie befinden und willkürliche Appendices zu jenen darstellen. Die Annahme unbemerkter Merkmale der impressions dagegen konnte, wo sie sich ausgesprochen findet, nur auf dem Boden einer dogmatisch-unklaren Voraussetzung des Ding an sich-Begriffs erwachsen. Die exakteren Methoden der experimentellen Psychologie halfen zwar, viele solcher dogmatischen Vorurteile zu beseitigen, schufen aber neue durch die Voraussetzung der allseitigen Meßbarkeit psychischer Tatbestände, die willkürlich von der materiellen Welt übernommen wurde, und schoben damit das Problem der psychischen Dinglichkeit weiter noch zurück. Denn die Meßmethoden, die im Zusammenhang mit den Bestimmungen der materiellen Welt gesucht wurden, konnten allein im phänomenalen Gebiet mit einiger Aussicht auf Erfolg angewandt werden. Das Feld der experimentellen Psychologie war fast ausschließlich das unmittelbar Gegebene. Die unbewußten Tatbestände aber können, wie wir sahen, niemals unmittelbar, sondern stets nur mittelbar gegeben sein. Die experimentelle Psychologie mußte sie darum von ihren Untersuchungen rundweg ausschließen oder ganz leugnen. Die ursprüngliche Beschränkung auf das phänomenale Gebiet ist der Gestalttheorie als Erbe der experimentellen Psychologie geblieben. Zwar der vordem atomistisch vernachlässigten Tatbestände der Einheit nahm sie sich energisch an. Allein der Wille, jener Tatbestände im Versuch habhaft zu werden, sie als »Selbstgegebenheiten« sicherzustellen – ein Versuch, der, wie wir uns oben allgemein überzeugen mußten, überflüssig und widerspruchsvoll ist –, jener Wille trieb die Gestalttheorie dazu, die komplexen unbewußten Tatbestände zwar herauszustellen, aber ihrerseits zu phänomenalisieren. Damit ist nicht allein unserem Postulat der ausweisenden Bewußtseinsanalyse widersprochen, sondern die Erfassung der dynamischen Beziehungen der psychischen Dinge, die hier ja Phänomene sein sollen, ganz unmöglich geworden, so daß der Gestalttheorie nichts anderes übrig blieb, als die Tatsache der Kausalität selbst als eine phänomenale zu interpretieren, wozu sie sich neuestens in der Tat entschlossen hat. Die Möglichkeit eines solchen Verfahrens (die wir bestreiten) hypothetisch einmal zugestanden: es wäre dann keinerlei Möglichkeit, zu einer objektiv gültigen Ordnung des Gegebenen zu gelangen, wenn alle die Faktoren, die Ordnung konstituieren, allein den Aufbau des Phänomenalen ergäben, und bei allen Tatbeständen mittelbarer Gegebenheit, die ja auch die Gestalttheorie nicht wegleugnen kann, »uminterpretiert«, also gewissermaßen gefälscht werden müßten. Es führte jene Auffassung zu einem Agnostizismus hinsichtlich des mittelbar Gegebenen, dem wir uns um so weniger zu unterwerfen haben, als wir ja tatsächlich eine gewisse und objektiv gültige Ordnung des mittelbar Gegebenen besitzen. Wir müssen darum im Gegensatz zur Gestalttheorie die Begründung der dynamischen Relationen zwischen den Seelendingen, ebenso wie die erkenntnistheoretische Konstitution der Seelendinge selbst, von der Analyse des Bewußtseinsverlaufs erwarten. Die Bestimmungen der Charakterologie, in ihrer der begrifflichen Analyse feindlichen Tendenz der Gestalttheorie verwandt, scheiden für eine strenge Erkenntnis des Unbewußten darum aus, weil sie eine ontologische Priorität der Seelendinge als der Eigenschaften des Charakters behaupten, die wir zurückweisen mußten, da wir in Seelendingen allein Abbreviaturen der Erlebniszusammenhänge sehen. Das Problem der Dynamik ist darum bereits aller Charakterologie entgegen, weil der Nachweis der Veränderlichkeit der seelischen Eigenschaften und der kausalen Gesetzmäßigkeit jener Veränderlichkeit allein schon den Anspruch ontologischer, erfahrungsunabhängiger Beständigkeit der Charaktereigenschaften bündig widerlegt.

Forscht man nach der allgemeinen Begründung der Unzulänglichkeit der psychologischen Theorien den Problemen des Unbewußten gegenüber, so wird man, außer der Abneigung des neunzehnten Jahrhunderts gegen alle nicht quantitativ ausdrückbaren Tatbestände, vor allem der Furcht vor Verdinglichung zu gedenken haben; einer Furcht, die nicht minder ausgeprägt ist als umgekehrt die Tendenz, stets und überall zu verdinglichen. Die dinglichen Begriffsbildungen sind zeitlich im Bereich der objektiven Raumwelt früher als im psychischen Bereich. Die Tendenz der Verdinglichung betrifft darum zunächst vorwiegend Phänomene von materiellen Dingen, die jenen gleichgesetzt werden. Die Verdinglichung der psychischen Zusammenhänge und gar ihre wissenschaftliche Klärung und Legitimierung bedeutet demgegenüber eine späte Stufe des Erkenntnisprozesses. Sie wird verzögert von der Furcht, die psychischen Tatbestände mit den materiellen zu konfundieren, von denen alle Verdinglichung ihren Ausgang nimmt. Der gleiche Phänomenalismus, der hier helfen soll, das Psychische vom Physischen zu sondern – welche Sonderung ihrerseits ihren Ursprung in der Voraussetzung einer transzendenten Räumlichkeit haben mag –, der gleiche Phänomenalismus ist es, der die Diskussion der dynamischen Verhältnisse des Seelischen aus der wissenschaftlichen Psychologie ausschloß und der Phantasie der Charakterologen überließ. Wenn das Gewisse allein das unmittelbar Gegebene ist, während jene Dynamik nur mittelbar bekannt sein kann, so ist sie nach der landläufigen psychologischen Auffassung ungewiß. Es wird dabei, wie es im Sinne der psychologischen Atomistik liegt, die noch die experimentelle Psychologie beherrscht, übersehen, daß der Aufbau der mittelbaren Gegebenheit durch die Analyse des Bewußtseinszusammenhanges völlig aufzuhellen ist und daß der Zusammenhang des Gegebenen zur Einheit des persönlichen Bewußtseins den mittelbar gegebenen Tatsachen die gleiche Dignität verleiht wie den unmittelbar bekannten, da die mittelbaren Gegebenheiten in völlig einsichtiger Weise in den unmittelbaren fundiert sind.

Eben die Tatsache der Vernachlässigung des Bewußtseinszusammenhanges als der konstitutiven Bedingung aller Erlebnisse ist es, die Freud zur Kritik der Psychiatrie führte und damit die psychoanalytische Methode inaugurierte. Die Psychiatrie, Nebenprodukt der experimentellen Psychologie, soweit sie nicht bloß vom ungewissen Erbe der medizinischen Tradition lebte, war atomistisch ganz und gar: und in einem Bereich, in dem atomistische Forschungsweise die aufgegebenen Probleme überhaupt nicht erreichen konnte. Bei den Geisteskrankheiten, deren physische Ursachen nicht etwa, wie bei der Paralyse, offen zutage liegen, wußte sie – und weiß heute noch – nichts anderes zu tun, als Symptome anzugeben und allenfalls zu klassifizieren, also Beobachtungen zu sammeln, die sie zwar zu vereinheitlichen trachtet, deren Bezogenheit auf die Einheit des persönlichen Bewußtseins aber ihr völlig fremd bleibt. Die Symptome, so genommen, wie die Psychiatrie sie nimmt, sind sinnlos und isoliert. Der Psychiater ist zwar in der Lage, die Symptome mit der äußeren Realität zu konfrontieren und einzuteilen nach der Art, wie sie sich zur äußeren Realität verhalten; er kann etwa von Wahnideen reden überall dort, wo ihm bei seinen Patienten Vorstellungen begegnen, die zwar nicht in sich widerspruchsvoll sind, die aber durch den Rekurs auf die Erfahrung widerlegt werden müßten, ohne daß es gelänge, durch diesen Rekurs beim Kranken die Vorstellungen zu widerlegen, selbst wenn er ihn willig vollzieht. Damit aber ist die Leistung der herkömmlichen Psychiatrie erschöpft. Auf die Frage, warum, wenn den Wahnideen kein Substrat in der materiellen Welt zugrunde liegt, sie sich bilden; warum sie sich so und nicht auf beliebig andere Weise bilden, kann der Psychiater nicht antworten. Er wird vielleicht, wie Freud in seinen »Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse« – denen wir, wo es sich um die Darstellung der psychoanalytischen Methode handelt, durchwegs folgen – ausführt, entgegnen: »Wahnideen kommen bei solchen Personen vor, in deren Familien ähnliche und andere psychische Störungen wiederholt vorgekommen sind«22, also wiederum auf Bedingungen rekurrieren, die nicht solche des Bewußtseinszusammenhanges des Patienten sind und aus denen weder das bestimmte Symptom sich ableiten noch der gesamte Zustand des Patienten sich einsichtig machen läßt. Da die Kenntnis der Bedingungen des Symptoms fehlt, kann sich an die Konstatierung des Tatbestandes auch keine gesetzmäßige Erwartung kommender Phänomene anschließen und eine Behandlung ist darum allein schon aussichtslos. Der Psychiater »muß sich mit der Diagnose« (d.h. der Rubrizierung des Symptoms) »und einer trotz reichlicher Erfahrung unsicheren« (nämlich aus vagen Analogieschlüssen gewonnenen) »Prognose des weiteren Verlaufes begnügen« (Vorl., 257).

Hier kann ›die Psychoanalyse mehr leisten‹ (Vorl., 258). Sie geht aus von dem Satz, daß alles Psychische einen Sinn hat, daß alles psychische Sein in gesetzmäßiger Weise durch den Zusammenhang des persönlichen Bewußtseins sich bestimmt oder, wie wir es nach unserer Bestimmung des Begriffs des Unbewußten auch formulieren dürfen, daß alle unsere Phänomene – all unser »Bewußtsein« im engeren prägnanten Sinn – Phänomene von unbewußten Dingen sind, deren Erkenntnis eben auf Grund der Erkenntnis des Bewußtseinszusammenhanges und seiner Gesetzlichkeit sich vollzieht. Die drei Hauptgruppen der Gegenstände psychoanalytischer Forschung umspannt die Forderung eines durchgehenden »Sinnes der Symptome«, dessen Erkenntnis identisch ist mit der Aufgabe der Erkenntnis des Unbewußten, deren Theorie hier geboten werden soll. Einen Sinn schreibt Freud zunächst sämtlichen Fehlleistungen (Versprechen, Vergessen, Verlieren usw.) zu, die er »psychische Akte« nennt (Vorl., 50), womit bei ihm nichts anderes gemeint ist, als daß sie in gesetzmäßiger und einsichtig zu machender Weise dem Bewußtseinszusammenhang angehören, ihrer immanenten Konstitution nach nicht zufällig sind, sondern durchaus als Phänomene irgendwelcher psychischer Dinge, als gesetzliche Folgen irgendwelcher Dispositionen begreiflich; und daß ihnen symbolische Funktion zukommt, auch ohne daß das mit ihnen Gemeinte klar und ausdrücklich gegeben wäre; ganz so, wie wir es auf Grund unserer Betrachtung der Elemente der transzendentalen Seelenlehre erwarten müssen, die uns lehrte, daß selbst die einfachsten Tatbestände der Erinnerung zugleich »rudimentäre Erinnerung« in sich enthalten. Weiter vertritt Freud die Auffassung, »daß auch [die] Träume einen Sinn haben« (Vorl., 74). Es ist dabei von besonderer Wichtigkeit Freuds Zugeständnis, es sei seine Voraussetzung, die Träume hätten einen Sinn; eine notwendige Voraussetzung, wie wir auf Grund unserer transzendentalen Analyse hinzufügen dürfen, auch ehe wir uns in empirischer Einzelforschung vom Sinn der einzelnen Träume überzeugt haben: »Unsere Traumdeutungen sind unter den Voraussetzungen gemacht, die wir vorhin einbekannt haben, daß der Traum überhaupt einen Sinn habe ... und daß alle Einfälle determiniert«, d.h. in gesetzmäßiger Weise dem Bewußtseinsganzen zugeordnet, »seien« (Vorl., 141). Endlich nimmt Freud, wie unser Ausgangsbeispiel zeigte, einen »Sinn« in Anspruch für die Tatbestände, mit denen es die Psychoanalyse vor allem zu tun hat und deren Sinn zu erfassen ihre erste praktische Aufgabe war: für die neurotischen Symptome. Breuers Entdeckung des Sinnes der Symptome wird von Freud geradezu als Ursprung der Psychoanalyse angesehen. Freud formuliert bündig: »Die Wahnidee ist nichts Unsinniges oder Unverständliches ..., sie ist sinnreich, gut motiviert, gehört in den Zusammenhang eines ... Erlebnisses« (wir würden sagen: der Erlebnisse) »der Kranken.« (Vorl., 259) Wenn Freud an anderer Stelle (Vorl., 284) einmal ausspricht, daß die neurotischen Symptome wie die Fehlleistungen und Träume »ihren Zusammenhang mit dem Leben der Personen haben, die sie zeigen«, so ist damit die Zugeordnetheit aller jener Fakten zum Ganzen des Bewußtseinszusammenhanges nochmals ausdrücklich festgestellt.

Hier liegt der Einwand bequem zur Hand: daß die Psychoanalyse, weil sie es mit dem »Abhub der Erscheinungswelt« (Freud), mit Fehlleistungen, Träumen und Neurosen zu tun habe, für unser normales und waches Bewußtseinsleben, mit dem Erkenntnistheorie doch zu rechnen hat, nichts ausmachen könne; daß eben die allseitige psychische Determiniertheit gerade das Zeichen jener besonderen und entlegenen psychischen Gebiete sei, während die gleiche Gesetzmäßigkeit für das wache Bewußtseinsleben nicht nachgewiesen werden könne, das von anderen Tatbeständen abhänge als bloß psychischen. Der Einwand ist naturalistisch und verfehlt darum sein Ziel. Wohl sind die Tatbestände unseres wachen Bewußtseinslebens vielfach abhängig von Veränderungen in der materiellen Welt; aber ist die materielle Welt nicht selbst wieder aufgebaut auf Grund der Gesetzmäßigkeiten unseres Bewußtseins? Freilich bezeichnen wir als Fehlleistungen, Träume und neurotische Symptome gerade solche Tatbestände, die von der materiellen Welt unabhängiger sind als unser waches Bewußtseinsleben; wenn auch keineswegs ganz unabhängig, da ja die Traumbildung z.B. auch nach der psychoanalytischen Auffassung durch die Einwirkung physischer Reize mitbedingt wird, wie denn allgemein die Psychoanalyse die herkömmlichen Motive der Deutung selten bestreitet, sondern meist nur ergänzt: »Es kommt überhaupt nicht so häufig vor, daß die Psychoanalyse etwas bestreitet, was von anderer Seite behauptet wird; sie fügt in der Regel nur etwas Neues hinzu, und gelegentlich trifft es sich freilich, daß dies bisher Übersehene und nun neu Dazugekommene gerade das Wesentliche ist.« (Vorl., 33) Immerhin gesteht die Psychoanalyse ihren spezifischen Gegenständen eine weitergehendere Unabhängigkeit von der materiellen Welt zu als anderen Bereichen des Psychischen. Freuds vorsichtige Definition des Schlafes insbesondere: »Der Schlaf ist ein Zustand, in welchem ich nichts von der äußeren Welt wissen will, mein Interesse von ihr abgezogen habe« (Vorl., 79f.), weist darauf hin. Allein abgesehen davon, daß die Grenzen von Fehlleistung und bewußter Kundgabe, Wachen und Traum, neurotischem Symptom und »Angewohnheit« schwanken und vielfach zur Annahme von »Grenzgebieten« nötigen: was wäre denn, selbst wenn in jenen drei Bereichen auf die pure Bewußtseinsimmanenz reduziert wäre, damit gegen den Erkenntniswert der Zusammenhangsanalyse gerade in jenen Bereichen ausgesagt? Gelten etwa die Zusammenhänge, deren Erforschung die Psychoanalyse sich zur Aufgabe gesetzt hat, für unser waches Bewußtseinsleben nicht? Gewiß gelten sie dort ebenso: müssen wir doch sogar die Konstitution der räumlichen Welt, deren Gesetzmäßigkeit angeblich den Bewußtseinsgesetzmäßigkeiten so radikal entgegengesetzt sein sollen, daß, wo der Bewußtseinsverlauf abhängig von ihr ist, seine eigene Gesetzlichkeit hinfällig sein soll – müssen wir doch sogar die Konstitution jener Raumwelt als Gesetzmäßigkeit unseres Bewußtseins erkennen. Nicht umsonst haben wir die ontologische Unterscheidung von Bewußtsein und Wirklichkeit zurückgewiesen, sie als eine bloße Verschiedenheit der Begriffsbildungen erkannt und damit gleichzeitig die Unabhängigkeit des Bewußtseins von einer transzendenten Raumwelt und die Möglichkeit gesetzmäßiger Beziehungen zwischen dem »Psychischen« im herkömmlichen engeren Sinn und der immanent konstituierten Räumlichkeit eingesehen. Die Auswahl der spezifischen Gegenstandsgebiete der Psychoanalyse hat danach erkenntnistheoretisch gesehen – und wir werden uns überzeugen, daß die erkenntnistheoretische Auslegung des psychoanalytischen Verfahrens allgemein zulässig ist – lediglich methodischen Sinn. Unseren Begriff des Unbewußten hatten wir auf die nichträumlichen Tatbestände beschränkt; die entsprechenden räumlichen Fakten wollten wir »unbekannt« nennen: so ist es unser Recht, mit unserer Erkenntnis des Unbewußten dort einzusetzen, wo sich jene Tatbestände uns am deutlichsten, am »reinsten« darstellen; rein hier verstanden allein als Tatbestände, deren Gesetzmäßigkeit wir in weitreichender Unabhängigkeit von der räumlichen Gesetzlichkeit verfolgen können. Zur Auswahl jener Gebiete bestimmte die Psychoanalyse, und bestimmt legitimerweise auch unser Verfahren, ein zweites wichtiges Motiv, dem wir bereits bei der Einführung der psychoanalytischen Methode gegenüber der herkömmlichen psychologischen und psychiatrischen begegneten: die Fehlleistungen, Träume, neurotischen Symptome sind solche Tatbestände, bei denen die Erkenntnis der unbewußten Zusammenhänge, damit die für sich genommen unverständlichen Tatbestände überhaupt als sinnvolle sich ausweisen, notwendig gefordert ist; die Tatbestände der, in unserem Sinne, »bewußten« Erinnerung, des »bewußten« Wiedererkennens genügen nicht, die betreffenden Fakten in die Totalität des Bewußtseinsverlaufs sinnvoll einzuordnen, zu ihrer Aufklärung bedürfen wir des Rekurses auf die rudimentäre Erinnerung und die rudimentär erinnerten Komplexe zumal. Andererseits sind es diese Fakten gerade, die um ihrer Isoliertheit willen die Erkenntnis der unbewußten Zusammenhänge, denen sie zugehören, am schwersten machen, bei denen der Nachweis ihrer Zugehörigkeit am meisten Mühe verursacht und für eine wissenschaftliche Systematik am notwendigsten ist; kurz, wo sich das Unbewußte als Problem am sinnfälligsten auskristallisiert. Die Gruppen der Fehlleistungen, der Träume und der neurotischen Symptome bezeichnen darum gewissermaßen ausgezeichnete Flächen des Feldes der Erforschung der psychischen Zusammenhänge; in ihnen liegen die Ansatzpunkte einer Erkenntnis des Unbewußten. Mit der Begründung ihrer Wahl allein nach methodischen Gesichtspunkten ist bereits gesagt, daß die psychoanalytische Forschung keineswegs auf sie beschränkt ist und damit unser erkenntniskritisches Verfahren keineswegs einseitig an der Pathologie orientiert. Die psychoanalytische Behandlung der »Tagträume«, vor allem aber der sogenannten »Symptomhandlungen« bezeichnet deutlich genug, daß die Psychoanalyse sich nicht bei der Deskription und Erklärung von Störungen unseres wachen Bewußtseinslebens zu bescheiden braucht, sondern daß ihr das wache Bewußtseinsleben selbst in gleicher Weise zugänglich ist, nur seine Behandlung minder dringlich durch die Unverständlichkeit seiner Vorkommnisse gefordert. Es mag zum Beleg Freuds Definition der Symptom- oder Zufallshandlungen angeführt sein: »Sie haben gleichfalls« (nämlich wie die Fehlleistungen) »den Charakter des Unmotivierten, Unscheinbaren und Unwichtigen, überdies aber deutlicher den des Überflüssigen. Von den Fehlhandlungen unterscheidet sie der Wegfall einer anderen Intention, mit der sie zusammenstoßen, und die durch sie gestört (!) wird. Sie übergehen andererseits ohne Grenze in die Gesten und Bewegungen, welche wir zum Ausdruck der Gemütsbewegungen rechnen.« (Vorl., 51) Der gleiche kontinuierliche Übergang, der hier von den Zufallshandlungen zu den Ausdruckshandlungen unseres bewußten Lebens angenommen wird, führt auch von der Analyse der drei ausgezeichneten Gebiete zu der unseres wachen Bewußtseinslebens. Die Idee einer allgemeinen Psychoanalyse als allgemeiner Erforschung der psychischen Dinge und ihrer dynamischen Zusammenhänge widerspricht nicht etwa der psychoanalytischen Methode, sondern liegt in ihrer Konsequenz. Sie eben ist in unserem Sinne als systematische Erkenntnis des Unbewußten zu fordern. Daß diese Forderung nicht gleichbedeutend ist mit der Forderung nach psychoanalytischer Behandlung aller einzelnen Individuen, die gelegentlich in der psychoanalytischen Diskussion erhoben wird, sollte sich von selbst verstehen, insoweit wenigstens, wie jene Forderung alle Individuen als Patienten, als zu Heilende auffaßt. Denn aus den durchgeführten Untersuchungen ergibt sich, daß die Psychoanalyse keineswegs auf Pathologie und Therapie beschränkt bleibt, sondern allein durch ihre Erkenntnisziele ihre ausreichende Begründung findet. Freud selbst übrigens hat das gelegentlich mit aller Deutlichkeit ausgesprochen; dort nämlich, wo er auf die Grenzen der psychoanalytischen Therapie zu sprechen kommt. Er gesteht unumwunden zu, daß die psychoanalytische Heilung von Wahnideen bis heute noch nicht gelungen ist, weil »wir ... zwar verstehen [können], was in dem Kranken vor sich gegangen ist, aber ... kein Mittel [haben], um es den Kranken selbst verstehen zu machen« (Vorl., 262), d.h. nach der psychoanalytischen Anschauung: kein Mittel ihn zu heilen. Unheilbarkeit und Unanalysierbarkeit sind also nicht dasselbe; das Erkenntnisziel der Psychoanalyse ist unabhängig von ihrem therapeutischen; das therapeutische allerdings stets abhängig von der Lösung der psychoanalytischen Erkenntnisaufgaben.

Diese letzte Abhängigkeit nun ist der tiefste Grund, der uns ermächtigt, die psychoanalytische Methode in extenso für unsere erkenntnistheoretischen Untersuchungen in Anspruch zu nehmen. Die Grundthese aller psychoanalytischen Praxis ist: daß die Heilung aller Neurosen gleichbedeutend ist mit der vollständigen Erkenntnis des Sinns ihrer Symptome durch den Kranken; mit der gelungenen Aufdeckung ihrer Stellung im Bewußtseinszusammenhang und der Gesetzmäßigkeit, der die »Symptombildung«, also das Zustandekommen der isoliert unverständlichen Fakten, die die Psychoanalyse notwendig machten, unterliegt. Soweit die Psychoanalyse andere Mittel verwendet als die der Erkenntnis, etwa die »Übertragung«, die affektive Bindung des Patienten an den Arzt, verwendet sie sie allein als Hilfsmittel und löst diese Mittel mit der fortschreitenden Erkenntnis selbst auf. Von dem hypnotisch-suggestiven Heilverfahren, aus dem sie sich entwickelte, unterscheidet sie sich wesentlich dadurch, daß sie, selbst auf Kosten augenblicklicher Heilerfolge, niemals bei affektiven Tatbeständen stehen bleibt, sondern unerbittlich auf die Erkenntnis von deren Sinn, also die Einsicht in ihre Stellung im Zusammenhang des Gegebenen dringt. Eine Methode aber, die derart rücksichtslos den Primat der Erkenntnis durchsetzt, läßt sich nicht als »Therapie« von der Erkenntnis sondern. Die Therapie will nichts anderes sein als Erkenntnis; besteht sie zu Recht, so muß sie sich vollständig als Erkenntnis ausweisen, d.h. all den transzendentalen Bedingungen genügen, die wir in unserer Theorie des Unbewußten allgemein formuliert haben. Umgekehrt ist unsere Forderung der Erkenntnis der psychischen Dinglichkeit und der unbewußten Tatbestände insgesamt nichts anderes als die Forderung, der die psychoanalytische Methode von sich aus zu genügen trachtet, gleichgültig, ob sie als Therapie auftritt oder als »Forschung ohne Rücksicht auf einen unmittelbaren Nutzeffekt« (Vorl., 262). Wenn schließlich die Therapie besteht auf der Erkenntnis des Sinnes der Symptome durch den Kranken, die Erkenntnis durch den Arzt als unzulänglich und Krankheiten solange als unheilbar ansieht, wie der Sinn der Symptome nicht vom Kranken selbst eingesehen werden kann – nach dem heutigen Stand der Forschung also der Paranoia und der dementia praecox –, so haben wir darin nichts anderes zu erblicken als eine Anwendung unseres fundamentalen Grundsatzes auf die Psychoanalyse: des Satzes, daß die Analyse des Zusammenhanges des Gegebenen ihren letzten Rechtsausweis findet im unmittelbar Gegebenen, in unseren Erlebnissen. Nun sind uns zwar die unbewußten Tatbestände, wie sich uns ergab, selbst nie unmittelbar, sondern stets nur mittelbar gegeben; aber mittelbar gegeben durch unsere Erlebnisse, die somit doch den letzten Ausgang auch der Erkenntnis des Unbewußten darstellen. Unsere Erlebnisse können aber nie einem anderen, sondern allein uns selbst unmittelbar gegeben sein. Der zur Erkenntnis des Unbewußten notwendige Rekurs auf das unmittelbar Gegebene kann also in verbindlicher Weise nur von dem empirischen Ich geleistet werden, in dessen Bewußtseinszusammenhang unbewußte Tatbestände aufgeklärt werden sollen – unsere Begründung des empirischen Ich, der »empirischen Person« durch die Gesetzmäßigkeiten des phänomenalen Ich vorausgesetzt. Dies empirische Ich ist aber im Falle der psychoanalytischen Therapie der Kranke. Wir erkennen also einen scheinbar sehr speziellen, zudem therapeutischen Fall der psychoanalytischen Methode als die einfache Konsequenz eines allgemeinsten gesetzmäßigen Tatbestandes unseres Bewußtseinslebens. Er mag nicht allein die strenge Übereinstimmung des Erkenntniszieles der Psychoanalyse mit den Bedingungen und Erfordernissen der transzendentalen Methode dartun, sondern zugleich auch als Beispiel stehen für die Möglichkeit einer erkenntnistheoretischen Interpretation der Psychoanalyse selbst. Die vollzogenen Überlegungen berechtigen uns, nunmehr verbindlich die Gründe aufzuführen, die uns bestimmten, Möglichkeit und Methode der Erkenntnis des Unbewußten an der Psychoanalyse darzutun. Da diese Gründe selbst erkenntniskritischer Art sind, den Zusammenhang der Psychoanalyse mit der Transzendentalphilosophie klarlegen, die Psychoanalyse aber ihren Zusammenhang mit der Transzendentalphilosophie niemals betont, kaum wohl ihn überhaupt scharf sieht, so sind die Gründe zugleich die Grundsätze der erkenntnistheoretischen Interpretation der Psychoanalyse selbst, die in ihnen ihr Fundament hat. Wir rekurrieren auf die Psychoanalyse zunächst darum, weil sie vom »Zusammenhang der Erlebnisse zur Einheit des persönlichen Bewußtseins« ausgeht, den sie nicht allein als Zusammenhang der Phänomene ansieht, sondern bei dessen Betrachtung sie die mittelbare Gegebenheit allein von allen psychologischen Disziplinen entscheidend mitberücksichtigt. Sie ist uns weiter darum Gegenstand der Interpretation, weil sie sich in der gleichen Weise auf die in unserem engeren Sinn psychischen Tatbestände richtet. Wir wählen sie ferner darum, weil sie sich die Erkenntnis des Unbewußten in der gleichen Weise zum Ziel gesetzt hat, in der wir die Erkenntnis des Unbewußten als Aufgabe bezeichneten. Insofern sie sich die Erforschung der Gesetzmäßigkeiten der psychischen Zusammenhänge als Problem gestellt hat, die ja nach unserer transzendentalen Untersuchung »unbewußt« sind, steht auch ihr der Begriff des Unbewußten im Zentrum; ihm ist tatsächlich ein großer Teil aller psychoanalytischen Untersuchungen gewidmet. Wir werden uns zu überzeugen haben, ob der psychoanalytische Begriff des Unbewußten dem unseren entspricht, ob er Raum für die gleichen Differenzierungen bietet, ob er etwa im Sinne der transzendentalen Methode einiger Korrektur bedarf. Wir wählten weiterhin die Psychoanalyse darum, weil sie sich dem Unbewußten gegenüber erkennend verhält, weil sie, wie wir es forderten, den Ausweis alles Unbewußten durch Bewußtes, nämlich die einfache, klare, deutliche Erinnerung fordert; weil sie, indem sie die Erkenntnis des Unbewußten zur Aufgabe, und zwar in den Grenzen der Erfahrung lösbaren Aufgabe macht, sich aller Metaphysik des Unbewußten und jeder unklaren Fassung des Begriffs ebenso hart entgegenstellt, wie wir es für notwendig erachten. Wir wählen sie endlich darum, weil sie, wie schon ihr Name andeutet – nicht umsonst gab er gerade Anlaß zu so vielen Angriffen – als Methode der Erkenntnis des Unbewußten die Analyse betrachtet, nicht die Intuition oder irgendwelche verschwommenen Synthesen, nicht auch die unauflösliche Einheit der »Gestalt«, sondern die Zerlegung des Zusammenhanges in seine Elemente und die Gesetzmäßigkeiten, die ihn als Zusammenhang konstituieren. Ohne diese Zerlegung ist ihr eine objektiv gültige Erkenntnis der unbewußten Tatbestände so wenig möglich, wie sie es nach unserer Auffassung wäre.

Es ist hier vielleicht die Übereinstimmung der psychoanalytischen Methode mit den Hauptergebnissen unserer transzendentalen Untersuchung noch nicht völlig einsichtig; sie ganz zu verifizieren, bedarf es eben der näheren Betrachtung der Psychoanalyse. Allein bereits was bislang von der Psychoanalyse ausgesagt wurde, läßt deutlich die Tendenzen erkennen, die wir vorgreifend erkenntnistheoretisch zusammenfaßten. Die psychoanalytische Bestimmung, daß »alles Psychische einen Sinn habe«, konsequent im Sinne der Transzendentalphilosophie weitergedacht, bietet bereits den Ansatz all der Bestimmungen, die wir soeben formulierten. Es wird sich zeigen, daß sie in der Tat allesamt in der psychoanalytischen Methode konstitutive Bedeutung haben.

Wir verkennen keineswegs die Schwierigkeiten unseres Beginnens. Die Begriffe, die im Zentrum unserer Untersuchung stehen, kommen in der Psychoanalyse entweder gar nicht vor – was nicht gar so bedenklich ist, da wir bei der erkenntnistheoretischen Betrachtung der psychoanalytischen Sachverhalte von selbst auf jene Begriffe stoßen –, oder sie kommen als Hilfshypothesen vor, die allein erkenntnispraktisch gewogen werden, deren philosophische Legitimität dem Psychoanalytiker gleichgültig ist und die denn oft genug mit Unklarheiten aller Art, dogmatischen Voraussetzungen und Naturalismen behaftet sind. Es wird unsere Aufgabe sein, nicht allein interpretativ die transzendentalphilosophische Bedeutung der Psychoanalyse herauszuarbeiten, sondern auch gegenüber den psychoanalytischen Hilfshypothesen Kritik zu treiben und die Unklarheiten jener Hypothesen zu beseitigen. Sollte unsere Auffassung der psychoanalytischen Methode insgesamt zu Recht bestehen, so muß sich ergeben, daß sich die erkenntniskritischen Korrekturen vollziehen lassen, ohne daß die Methode selbst prinzipiell angegriffen würde.

Wenn wir unsere Betrachtung und Interpretation der Psychoanalyse ausschließlich an Sigmund Freud orientieren, so hat das seinen Grund nicht allein in dem Respekt vor der zeitlichen Priorität jenes Forschers. Ohne daß wir uns in die internen Streitigkeiten der psychoanalytischen Diskussion einlassen möchten, glauben wir uns zu der Überzeugung berechtigt, daß die Arbeiten Freuds und seiner engeren Schule unserer erkenntnistheoretischen Überzeugung weit angemessener sind als die der anderen psychoanalytischen Richtungen; daß sie sich von metaphysischer Willkür weit ferner halten als etwa die Theorien von Jung und Adler, die sich der Charakterologie nähern und allein auf Grund unserer allgemeinen Bedenken gegen die Charakterologie für unsere erkenntnistheoretische Interpretation kaum in Betracht kommen. Zudem will es uns scheinen, als ob die undogmatischere Fassung der Voraussetzungen Freuds auch in einer größeren immanenten Stimmigkeit seiner Theorie zum Ausdruck komme. Wir glauben darum, getrost von einer Diskussion der anderen psychoanalytischen Theorien absehen zu dürfen; zumal es uns ja keineswegs auf die Gewinnung vollständigen Materials, sondern allein auf den sachlichen Nachweis einer inhaltlichen Erkenntnis der unbewußten Tatbestände ankommt. Aus dem gleichen Grunde verzichten wir auch auf eine Diskussion der Einwände, die in allerjüngster Zeit von der Gestalttheorie erhoben worden sind und die sich jeder, der die phänomenalistische, der Analyse von Sukzessionen entgegengesetzte Tendenz der Gestalttheorie kennt, ohne weiteres rekonstruieren kann. Nur ein Punkt sei da herausgegriffen, der erkenntnistheoretisch von Wichtigkeit ist und unsere Bestimmung des Seelendinges betrifft. Die Gestalttheorie wirft der Psychoanalyse vor, daß sie die Triebe »verdingliche«, während in Wahrheit die Phänomene nur funktional zu deuten seien. Diese Auffassung der psychoanalytischen Trieblehre ist allein dann möglich, wenn man sie naturalistisch versteht, wozu allerdings, was nicht geleugnet sein soll, manche Psychoanalytiker Anlaß gaben. Faßt man aber, wie es im Sinne unserer Fassung des Begriffs des Unbewußten und gewiß auch im Sinne der vorsichtigen Bestimmungen Freuds ist, die Triebe als »Dispositionen«, als Abbreviaturen gesetzmäßiger Zusammenhänge des Psychischen auf, so ist nicht einzusehen, was gegen eine Verdinglichung vorzubringen wäre; dingliches Sein selber ist uns ja, und dies freilich in scharfem Gegensatz zur bisherigen Gestalttheorie, ein Funktionsbegriff. Nach der psychoanalytischen und nach unserer Auffassung sind die Triebe keineswegs Absoluta, letzte Ursprünge, keineswegs auch unveränderlich; Freuds Theorie der »psychischen Dynamik« allein schon bezieht sie umfassend in den Zusammenhang des Bewußtseinsverlaufs ein. Wir haben keinen Grund, den psychischen Dingbegriff des Triebes aus unserer Betrachtung auszuschließen.

Wir folgen in unserer weiteren Behandlung der Psychoanalyse, wie bisher, der zusammenfassenden Darstellung, die Freud in seinen »Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse« von seiner Lehre gegeben hat; einer Darstellung, die alle wesentlichen Elemente der psychoanalytischen Erkenntnis in sich enthält, ohne mit allzuvielen Details belastet zu sein; und die darum die methodischen Grundzüge besonders deutlich aufweist. Es ist uns bei unserer Darstellung der psychoanalytischen Erkenntnis des Unbewußten nicht um die getreue Reproduktion des Freudischen Gedankenganges zu tun, sondern um die klare Herausarbeitung der Teile und Gesetzmäßigkeiten der psychoanalytischen Theorie, die der erkenntnistheoretischen Interpretation zugänglich sind. Wir meinen uns darum berechtigt, auf die Wiedergabe der Gedankengänge zu verzichten, die allein aus den besonderen Verhältnissen der Pathologie und Therapie sich ergeben; auch Freuds Theorien der Fehlleistung und des Traumes sollen nicht etwa vollständig referiert werden. Freilich werden wir uns, um die Darstellung verständlich zu erhalten, bisweilen genötigt sehen, Beispiele aus jenen speziellen Sachgebieten heranzuziehen. Im Sinne unserer erkenntniskritischen Absicht, die von allgemeinsten transzendentalen Sätzen ausgeht, gestatten wir uns manche Umstellungen des Materials.

 

2. Die psychoanalytische Erkenntnis des Unbewußten

 

Die Psychoanalyse, ihrem Ursprung nach, wie gesagt, Therapie, geht aus von der Unmöglichkeit, mit den Mitteln der bisherigen Psychologie und ihrer Hilfsdisziplinen das Auftreten der Symptome zu begründen, die die Psychiatrie die neurotischen nennt. Die seelischen Störungen vermochte in weitem Umfang die Psychiatrie nicht zu erklären. »Die Symptome, welche diese Krankheitsbilder zusammensetzen, sind nach ihrer Herkunft, ihrem Mechanismus und in ihrer gegenseitigen Verknüpfung unerkannt; es entsprechen ihnen entweder keine nachweisbaren Veränderungen des anatomischen Organs der Seele, oder solche, aus denen sie eine Aufklärung nicht finden können.« (Vorl., 8) Zugleich ist sich die psychoanalytische Forschung klar darüber, daß die Annahme eines »psychophysischen Parallelismus« keine Erklärung jener Störungen bedeutet, da dieser Parallelismus, »soweit damit nur« der »Zusammenhang der Empfindungen mit physischen Vorgängen getroffen werden soll, die selbstverständliche Folge der Erfahrungen« ist, »welche uns zum Begriffe der physischen Welt und ihrer Zusammenhänge führen«23. Die erkenntnistheoretische Unmöglichkeit, den psychophysischen Parallelismus, der als solcher keineswegs geleugnet zu werden braucht, als allseitiges Erklärungsprinzip der psychischen Tatsachen anzuwenden, formuliert Freud im Sinne der empirischen Wissenschaft: »Weder die spekulative Philosophie noch die deskriptive Psychologie oder die an die Sinnesphysiologie anschließende sogenannte experimentelle Psychologie, wie sie in den Schulen gelehrt werden, sind imstande, ... über die Beziehung zwischen dem Körperlichen und Seelischen etwas Brauchbares zu sagen, und ... die Schlüssel zum Verständnis einer möglichen Störung der seelischen Funktionen« (Vorl., 8) zu gewinnen.

Damit ist der Angriffspunkt der Psychoanalyse bezeichnet. »Sie will der Psychiatrie die vermißte psychologische Grundlage geben«, – nicht allein der Psychiatrie, dürfen wir hinzufügen –, »sie hofft, den gemeinsamen Boden aufzudecken, von dem aus das Zusammentreffen körperlicher mit seelischer Störung verständlich wird. Zu diesem Zweck muß sie sich von jeder ihr fremden Voraussetzung anatomischer, chemischer oder physiologischer Natur frei halten, durchaus mit rein psychologischen Hilfsbegriffen arbeiten.« (Vorl., 8) Mit anderen Worten: um die unerklärten Phänomene in den Immanenzzusammenhang des persönlichen Bewußtseins einzuordnen, muß sie von ihrer Betrachtung alle dogmatischen Transzendenzen, auch wenn sie als solche bereits entwickelten Wissenschaften angehören und erst durch ihre Beziehung auf die psychischen Tatbestände zu Transzendenzen werden, ausschließen und an ihrer Stelle mit rein immanenten, dem gesetzmäßigen Bewußtseinsverlauf angehörigen Hilfshypothesen arbeiten; eben jenen Grundbegriffen, deren Bestätigung als transzendentale Gesetzmäßigkeiten die Aufgabe unserer Interpretation der Psychoanalyse ist.

Der fundamentale »psychologische Hilfsbegriff« nun, mit dem die Psychoanalyse operiert, ist eben der Begriff des Unbewußten. »Die erste dieser ... Behauptungen der Psychoanalyse besagt, daß die seelischen Vorgänge an und für sich unbewußt sind und die bewußten bloß einzelne Akte und Anteile des ganzen Seelenlebens.« (Vorl., 9) Es ist bereits hier zu beachten, daß Freud nicht von »unbewußten Erlebnissen«, also von unbewußten unmittelbaren Gegebenheiten redet, die es nach unseren Untersuchungen nicht gibt, sondern von unbewußten »Vorgängen«, wobei wir recht wohl daran erinnern dürfen, daß wir die unbewußten »Seelendinge« nicht etwa nach dem Muster naturalistischer Dingbegriffe als Konstanten, sondern als gesetzliche Zusammenhänge zwischen Phänomenen gefaßt und weiter die Möglichkeit der Veränderung dieser Seelendinge und damit gesetzmäßiger Beziehungen der Seelendinge untereinander als transzendental erkannt haben; so daß der Freudische Begriff des »Vorgangs«, wofern er nur nicht naturalistisch mißverstanden oder mit unserem »Bewußtsein im prägnanten Sinn« identifiziert wird, mit unserem transzendental begründeten Begriff des Unbewußten sehr wohl vereinbar bleibt. Weiter machen wir aufmerksam auf Freuds Rede von den »Vorgängen an und für sich«, womit nichts anderes gemeint sein kann als der Bestand des Unbewußten unabhängig von unserer Wahrnehmung, so wie wir von einem »immanenten Ding an sich« sprechen; denn den Gedanken an transzendentes Sein schließt ja Freud ebenso wie wir von der Bewußtseinsanalyse aus. Da wir aber das seelendingliche Sein eben als dasjenige definiert hatten, das unabhängig von unserer Wahrnehmung, also unseren derzeitigen Erlebnissen besteht (freilich allemal seinen letzten Erkenntnisausweis in unseren Erlebnissen findet), so ist mit Freuds Ausdruck »seelische Vorgänge an und für sich« bereits eben die Bestimmung des Unbewußten als eines stets nur mittelbar Gegebenen, von unseren Phänomenen Verschiedenen intendiert, die wir dem Begriff des Unbewußten gaben. Man tut gut daran, den Sinn der Freudschen Darlegungen sogleich so zu verstehen, wie sie als Aussagen über den Immanenzzusammenhang des Bewußtseins verstanden werden müssen, anstatt sie zu isolieren und naturalistisch zu hypostasieren; viele Mißverständnisse der psychoanalytischen Methode fallen damit von vornherein weg. Auch Freuds anschließende Polemik gegen die übliche Identifikation des Psychischen und des Bewußten ist entsprechend zu begreifen, nicht als Ausbruch eines unkritischen Irrationalismus. Soweit sich Freud gegen eine Identifikation des Psychischen mit der aktuellen cogitatio, dem unmittelbar Gegebenen wendet, die die Bedingungen des Zusammenhanges des Gegebenen vernachlässigt, besteht seine Kritik durchaus zu Recht. Wenn weiterhin von »unbewußtem Denken oder Wollen« die Rede ist, so wird man darunter nicht gegenwärtige Erlebnisse zu begreifen haben, sondern allein deren Zusammenhänge. Erst die Kenntnis der Freudischen Lehre von der psychischen Dynamik wird diese Termini ganz klären. Einstweilen gilt es, sie vor phänomenalistischen Mißdeutungen sicherzustellen ebenso wie den Begriff des Unbewußten selbst vor naturalistischen.

Die psychoanalytische Behauptung unbewußter psychischer Tatsachen nun ist identisch mit der Behauptung, daß alle Phänomene einen »Sinn« haben. Denn dieser Sinn ist die Zugehörigkeit der Phänomene zu den gesetzmäßigen Zusammenhängen, die die psychoanalytische Methode als unbewußt ansetzt, mit anderen Worten: der Sinn der Phänomene, zumindest der isoliert unverständlichen, darum der psychoanalytischen Bearbeitung aufgegebenen Phänomene ist unbewußt. Um von diesem Verhältnis klar Rechenschaft zu geben, scheint es uns angebracht, die Hauptzüge der Freudischen Theorie der Fehlleistungen wiederzugeben, die die Beziehung der Phänomene auf das Unbewußte am einfachsten darstellt und den Verhältnissen des wachen Bewußtseinslebens am nächsten steht, also für unsere Zwecke am brauchbarsten ist; freilich zur Erkenntnis der Dynamik des Psychischen nur in geringem Umfang herangezogen werden kann. Fehlleistungen nennt Freud eine weit ausgedehnte und recht komplex zusammengesetzte Gruppe von Phänomenen, deren Zusammengehörigkeit die Sprache kennzeichnet, indem sie ihnen allen die Vorsilbe »ver-« gibt; ihnen rechnet zu das Sichversprechen, -verlesen, -verhören; weiter eine Reihe von Erscheinungen, die »ein Vergessen zur Grundlage« haben, und zwar ein nur zeitweiliges Vergessen, etwa eines Eigennamens oder eines Vorsatzes, der mir später wieder einfällt. Endlich rechnet Freud zu den Fehlleistungen das Verlegen und Verlieren eines Gegenstandes und eine gewisse Art komplizierter Irrtümer, die hier außer Betracht bleiben mag. Diese Phänomene gelten nach landläufiger Auffassung als zufällig, ein gesetzmäßiger Grund für ihr Eintreten wird nicht angegeben; höchstens werden Bedingungen aufgeführt, unter denen sich jene Phänomene gemeinhin einstellen; etwa Unwohlsein oder Ermüdung; Aufregung, Ablenkung des Fehlleistenden durch andere Vorgänge. Diese Bedingungen sind, um einen wichtigen Zusammenhang des gesamten psychoanalytischen Stoffgebietes vorwegzunehmen, ähnlicher Art wie etwa die Verweise auf hereditäre Belastung, mit denen der Psychiater auf unsere Frage nach dem Grund psychischer Erkrankungen zu antworten pflegt. Sie genügen nicht zur Erkenntnis des Grundes der Fehlleistungen; über deren Stellung im Zusammenhang des Bewußtseins machen sie nichts aus. Einmal kommen Fehlleistungen aller Art auch bei solchen Personen vor, bei denen keine jener Bedingungen erfüllt ist. Dann aber ist die Beziehung zwischen der Fehlleistung und mangelnder Aufmerksamkeit, die mit der Annahme jener Bedingungen überall stillschweigend vorausgesetzt ist, nicht allgemein zuzugeben. Es widerspricht jener Beziehung gerade die Sicherheit, mit der wir weitgehend automatisierte Handlungen gemeinhin ausführen; es ist nur an die Leistung des musikalischen Virtuosen zu erinnern, der nach jenem Erklärungsprinzip Fehlleistungen in ganz besonders hohem Maß ausgesetzt sein müßte, während sie gerade bei ihm am seltensten sind. Man hat darum, soweit man sich überhaupt um die Fehlleistungen kümmerte, den Versuch gemacht, sie mit Hilfe der Assoziationsgesetze der herkömmlichen Psychologie zu erklären. Das ließ sich allerdings nur im Bereich des Versprechens durchführen. Dort nahm man in der Tat Berührungs-und Ähnlichkeitsassoziationen an und führte auch bei den Fällen, in denen man sich zum genauen Gegenteil des Beabsichtigten verspricht, Assoziation auf Grund der »begrifflichen Verwandtschaft der Gegensätze mit einander« an. Die Rolle, die die Wortassoziationen beim Zustandekommen der Fehlleistungen spielen, wird von der Psychoanalyse nicht bestritten. Aber sie begnügt sich nicht mit ihrer Konstatierung, die zwar eine Möglichkeit der Erklärung dafür bietet, von welchen Momenten der Mechanismus der Fehlleistungen abhängig ist, aber keineswegs ergibt, warum jetzt und hier gerade diese Fehlleistung eintritt; also die Zufälligkeit jener Tatbestände nicht durch ihre Einordnung in den Bewußtseinsverlauf überwindet. Immerhin dankt die Psychoanalyse der Assoziationstheorie einen wichtigen Hinweis. Die Assoziationstheorie zieht wenigstens die Fehlleistungen selbst ins Feld ihrer Betrachtung, anstatt vage deren Bedingungen aufzuführen; rekurriert also auf die Gegebenheit. Diesen Rekurs vollzieht die Psychoanalyse prinzipiell und energisch. Wenn alles Bewußtsein »einen Sinn hat«, wenn alle Erlebnisse auf den Bewußtseinszusammenhang in seiner Ganzheit bezogen sind, so müssen auch die Fehlleistungen einen Sinn haben. Diesen Sinn trachtet die Psychoanalyse zu ergründen. Sie tut es, indem sie die Fehlleistungen zunächst nicht in Beziehung setzt zu den beabsichtigten Leistungen, die sie störte. Denn wohl mag die Fehlleistung der beabsichtigten ähnlich oder genau konträr sein; warum aber gerade sie anstelle der beabsichtigten trat, das ist ja gerade das Problem, das durch den Rekurs auf die beabsichtigte Leistung nicht gelöst werden kann. Die Psychoanalyse geht also aus von den Fehlleistungen, die für sich bereits einen Sinn haben, womit zunächst nicht mehr behauptet wird, als daß mit ihnen bereits etwas Verständliches – wenn auch zunächst noch nicht im Sinne einer Abhängigkeit vom Bewußtseinszusammenhang des betreffenden Individuums Verständliches – ausgesagt ist. Freud gibt für eine Fehlleistung jener Art folgendes Beispiel. Eine Dame erzählt: »Mein Mann hat den Doktor gefragt, welche Diät er einhalten soll. Der Doktor hat aber gesagt, er braucht keine Diät, er kann essen und trinken, was ich will.« (Vorl., 23) Das »ich« ist eine Fehlleistung für »er«. Der Satz mit »ich« ist aber als solcher ebenfalls verständlich. Die Psychoanalyse wagt es nun, einen Zusammenhang herzustellen in der Weise, daß sie das isolierte Faktum, in unserem Falle also die Fehlleistung, durch die Erkenntnis der mit ihr symbolisch gegebenen Bedeutung in den Bewußtseinszusammenhang einbezieht, also den Sinn der Fehlleistung, so wie er sich bei einfacher Erinnerung an die Fehlleistung darstellt, als Grund für das Zustandekommen der Fehlleistung betrachtet. Dieser Sinn allein aber, so wie er uns durch die Fehlleistung zur Gegebenheit kommt, reicht zu ihrer Erkenntnis nicht aus; wir empfinden sie ja, auch wenn sie für sich genommen einen verständlichen Sinn hat, im Bewußtseinszusammenhang als sinnlos, und jene Sinnlosigkeit ist es gerade, die die Signatur aller Fehlleistungen bildet. Wir dürfen uns also bei unserer Erkenntnis der Fehlleistung nicht mit der Erkenntnis ihres isolierten Sinnes begnügen, sondern müssen ihn in Zusammenhang bringen mit dem Bewußtseinsganzen. Dieser Zusammenhang ist uns gegeben durch die Kenntnis der gestörten Absicht. Freud drückt das alles in der Weise aus, daß die Fehlleistungen einen Sinn haben, daß sie »psychische Akte sind und durch die Interferenz zweier Absichten entstehen« (Vorl., 50). Der Begriff der Absicht und der Rekurs auf »Triebe«, der damit eingeführt ist, wird uns noch zu beschäftigen haben; hier genügt die Konstatierung, daß der »Sinn« der Fehlleistungen als ihre vollständige Erklärung nicht identisch ist mit der Symbolbedeutung einer einzelnen Fehlleistung, sondern in einer Beziehung zwischen dieser Bedeutung und anderen Bewußtseinstatsachen besteht, daß der »Sinn« selbst ein gesetzmäßiger Zusammenhang ist; daß er darum nie unmittelbar, sondern stets nur mittelbar gegeben ist; daß wir also, da es sich ja nach unseren Definitionen nicht um raumdingliche, sondern um psychische Zusammenhänge handelt, den »Sinn« als prinzipiell unbewußt bezeichnen dürfen. Damit hat der Gang der psychoanalytischen Methode die Identität des Unbewußten mit dem »Sinn« der Phänomene, d.h. ihrer gesetzmäßigen Abhängigkeit von Seelendingen, ergeben und stimmt in seinem ersten Hauptresultat, wie hier schon gesagt sein darf, mit unserer transzendentalen Untersuchung überein. Der nächste Schritt der psychoanalytischen Behandlung des Problems der Fehlleistungen ist, die Erkenntnis des Sinnes der Fehlleistung auch da anzustreben, wo die Fehlleistung selber noch nicht verständlich ist, sondern wo aus ihrer Zergliederung und der gleichzeitigen Berücksichtigung ihrer Stellung im Bewußtseinsverlauf die »störende« und die »gestörte« Intention herausgearbeitet werden muß. Das gelingt der Psychoanalyse in weitem Umfang und sie vermag es, den größten Teil der vorkommenden Fehlleistungen befriedigend zu erklären. Gleichwohl behauptet sie nicht generell, daß alle Fehlleistungen einen Sinn hätten, da ihr die Entdeckung jenes Sinnes nicht in allen Fällen gelungen ist und manche Erklärungen ihr selbst problematisch scheinen. Wir dürfen sie auf Grund unserer erkenntnistheoretischen Überlegungen dahin ergänzen, daß alle Fehlleistungen um ihrer Zugehörigkeit zum Bewußtseinsverlauf willen einen Sinn haben müssen, den zu erkennen uns jeweils aufgegeben ist. Ob die Lösung jener Aufgabe sich freilich überall und stets durchführen läßt, ist eine Frage, die allgemein zu beantworten wir uns nicht befugt meinen und die sich vielleicht gar nicht in einer für alle zukünftige Erfahrung gültigen Weise beantworten läßt.

Es ist uns nichts daran gelegen, alle einzelnen Resultate der psychoanalytischen Behandlung der Fehlleistungen zu akzeptieren und etwa gegen den Vorwurf des Gezwungenen, Gewaltsamen zu verteidigen. Ob der Analyse in allen besonderen Fällen die Aufklärung der Fehlleistungen tatsächlich gelungen ist, ob sie sich bei ihrem Verfahren tatsächlich stets streng in den Grenzen des Gegebenen hielt, haben wir nicht zu entscheiden. Nur allgemein wollen wir sie in Schutz nehmen gegen solche Angriffe wider ihre Methode, die behaupten, die Erfassung der Fehlleistungen sei prinzipiell unmöglich wegen deren Zufälligkeit und Sinnlosigkeit. Eine derartige Zufälligkeit und Sinnlosigkeit können wir prinzipiell für kein Faktum unseres Bewußtseinszusammenhanges anerkennen. Wäre die Psychoanalyse nichts anderes als ein Mittel, in manchen Fällen die Behauptung jener Zufälligkeit zureichend zu widerlegen, sie müßte uns darum schon willkommen sein, auch ohne daß wir uns auf ihre sämtlichen Aussagen festlegten und sie toto genere akzeptierten. Die Übereinstimmung ihres methodischen Ganges mit unseren transzendentalen Bestimmungen berechtigt uns allerdings zu der Meinung, daß die Erkenntnisgewalt der Psychoanalyse weiter reiche als nur zur Erkenntnis einzelner, sonst dunkler Tatbestände des Psychischen. Daß die allseitige Gesetzmäßigkeit des Psychischen, die wir in Übereinstimmung mit der Psychoanalyse annehmen, keineswegs gleichbedeutend ist mit einem Determinismus, der die freie Willenshandlung als unmöglich betrachtet, wird sich uns weiterhin zeigen.

Zunächst haben wir zu fragen, in welcher Weise die Psychoanalyse das Zustandekommen der Fehlleistungen – die uns hier exemplarisch für alle Phänomene stehen, die zu begreifen wir zum Rekurs auf das Unbewußte genötigt sind – allgemein begründet. Denn der »Sinn« einer Fehlleistung im psychoanalytisch klargelegten Verstande des Wortes ist ja durchaus nur individualgesetzlicher Art; über die Gesetzmäßigkeiten, die die Konstitution des Gattungsbegriffs etwa der Fehlleistung ausmachen, besagt er gar nichts. Die Psychoanalyse antwortet uns mit einer Theorie; ähnlich, wie uns die Astronomie auf die Frage nach der Ursache der Bewegungen der Himmelskörper mit Theorien antwortet, denen teilweise hypothetische Gültigkeit zukommt, während über die Beschaffenheit der einzelnen Himmelskörper in weitem Umfange sehr wohl mit den Mitteln der Astronomie und Astrophysik Definitives ausgemacht werden kann; womit übrigens keineswegs die Dignität beider theoretischen Sachgebiete und ihrer Erkenntnisse verglichen, sondern allein auf Übereinstimmungen der erkenntnistheoretischen Struktur hingewiesen sein soll. Denn gerade der theoretische Charakter der Erklärungen, die die Psychoanalyse für den Zusammenhang der unbewußten Tatsachen aufstellt, gibt Anlaß zu den meisten Angriffen, die gegen die Psychoanalyse von philosophischer Seite erhoben werden. Hier wirft man ihr stets und zu Unrecht Dogmatik vor; meist nur, um gegen ihre oftmals den bestehenden Denkgewohnheiten recht sehr zuwiderlaufenden Theorien eigene, vertrautere Dogmen, charakterologische zumeist, die aus dem Persönlichkeitsbegriff des nachkantischen Idealismus abgeleitet sind, zu sichern; nicht umsonst hat Freud in tiefer Ironie Suleikas bis zum Überdruß zitierte Strophen von der Persönlichkeit als höchstem Glück der Erdenkinder selbst psychoanalytisch aufgelöst, als »narzißtisch«, als introvertiert bezeichnet und ihnen als positives Gegenbild Hatem-Goethes Antwort an Suleika kontrastiert. – Es ist ferner bei der Einschätzung der psychoanalytischen Theorienbildung zu berücksichtigen, daß die Unterscheidung der Individualgesetze und der allgemeinen Gesetzmäßigkeiten im psychischen Bereich keineswegs mit der gleichen Leichtigkeit und Schärfe sich vollzieht wie etwa in der naiven Erfahrung der Raumwirklichkeit. Schon die wissenschaftliche, erstmals von Mach vollzogene Darstellung der physischen Dinge, der Körper, als funktionaler Zusammenhänge relativiert bereits für die Körperwelt den Unterschied zwischen Ding und Gesetz, der als reine Disjunktion durchaus dem vorwissenschaftlichen Denken angehört; und es wäre eine erkenntnistheoretisch überaus fesselnde Aufgabe, nachzuweisen, wie weit sich jener Unterschied durch die Ergebnisse der modernen Atom- und Elektronentheorie weiter relativierte. Da nun die Begriffsbildungen, die unsere psychische Dingwelt bestimmen, durchwegs dem vorwissenschaftlichen Bemühen noch fremd sind, jedenfalls das naive vorwissenschaftliche Denken keineswegs mit der gleichen Sicherheit über Seelendinge verfügt, mit der es über die räumlichen Dinge zu verfügen meint, so hat es die Wissenschaft mit einem weit weniger vorgeformten – wenn man will, auch einem weit weniger verfälschten – Material zu tun als bei der Erfassung der Körperwelt und darf darum nicht erstaunt sein, Individualgesetz und allgemeines Gesetz nicht eben so bündig getrennt vorzufinden wie in der physischen Welt, wo sie jene Scheidung, soweit sie ontologisch, nicht rein durch die Begriffsbildung bedingt ist, erst auflösen muß. Die einwandfreie begrifflich exakte Sonderung beider Zusammenhangsweisen zählt freilich auch im psychischen Bereich zu den Aufgaben wissenschaftlicher Systematik, kann aber nicht da vorausgesetzt werden, wo die wissenschaftliche Analyse erstmals jenes Bereich angreift.

Die allgemeine Begründung jener Interferenz, als die Freud die Fehlleistung ansieht, hofft er durch die Theorie zu geben, daß nicht nur die gestörte Intention eine Absicht war – wovon wir uns ja mühelos überzeugen können, da wir jedesmal, wenn wir eine Fehlleistung begingen, etwas sagen, schreiben usw. wollten und dann nicht dazu kamen –, sondern daß auch die störende Intention eine Absicht ist; er nimmt die gestörte Absicht als bewußt, die störende als unbewußt an. Der Begriff der Intention, den wir allein im erkenntnistheoretischen Sinn, als das durch ein Erlebnis mit symbolischer Funktion wenn auch rudimentär Gemeinte verstanden, wird bei Freud geradezu im Sinne der ursprünglichen Wortbedeutung der Absicht gebraucht: »Für die meisten unserer Untersuchungen können wir ›Sinn‹ auch durch ›Absicht‹, ›Tendenz‹ ersetzen.« (Vorl., 28) Der Unterschied der Terminologien muß klar festgehalten werden. Zugleich gibt uns Freuds Fassung des Begriffs der Intention einen ersten Einblick in die dynamische Struktur der Psychoanalyse. »Wir wollen die Erscheinungen nicht bloß beschreiben und klassifizieren, sondern sie als Anzeichen eines Kräftespiels in der Seele begreifen, als Äußerung von zielstrebigen Tendenzen, die zusammen oder gegeneinander arbeiten. Wir bemühen uns um eine dynamische Auffassung der seelischen Erscheinungen. Die wahrgenommenen Phänomene müssen in unserer Auffassung gegen die nur angenommenen Strebungen zurücktreten.« (Vorl., 58) Damit ist ein Mehrfaches, für uns Wichtiges ausgesagt. Einmal ist das Unbewußte zur Wahrnehmung ausdrücklich in den gleichen Gegensatz gerückt, den wir zwischen Seelending und Erlebnis konstituierten. Dann deutet der Terminus »angenommene Strebungen« nicht allein auf den Charakter der Freudschen Dynamik als einer wissenschaftlichen Theorie, sondern auch darauf, daß diese Theorie nicht sowohl dogmatisch vorausgesetzt als vielmehr zur Erklärung der Phänomene gebildet wurde. Endlich ist die dynamische Auffassung der seelischen Erscheinungen als Aufgabe bezeichnet, wie wir die kausale Verknüpfung der Seelendinge als Aufgabe ansehen müssen; es ist also nicht etwa eine »Triebkausalität« naturalistisch gesetzt. Das alles ist für die erkenntnistheoretische Bewertung der Freudischen Trieblehre, die sich ja an die Deutung des Sinnes als Absicht anschließt, von höchster Wichtigkeit. Freuds (erkenntnistheoretisch genommen) tautologische Redeweise vom »wahrgenommenen Phänomen« braucht uns nicht zu beirren; Freud verwendet eben den Terminus »Phänomen« laxer als wir, etwa als »Tatsache«, nicht in unserem prägnanten Sinne des »Erlebnisses«, den bei ihm erst der Terminus »wahrgenommenes Phänomen« annimmt; wobei Rudimente der Brentanoschen Aktpsychologie im Spiel sein mögen.

Wie versteht nun Freud den Mechanismus der »Absicht«, die die Fehlleistung, und nicht sie allein, verursacht? Es ist bei der Betrachtung von Freuds Auskunft, dem eigentlichen Kernstück der psychoanalytischen Theorie, nochmals daran zu erinnern, daß die Lehre von der Absicht nichts anderes besagt, als die Zugehörigkeit der betrachteten Phänomene zu psychischen Zusammenhängen, die Tatsache also, daß sie als Wirkungen der materiellen Welt nicht begriffen werden können; und weiter, daß sie eine bestimmte, gesetzmäßig erfaßbare Stellung im Zusammenhang des Bewußtseins einnehmen. Beides bringt Freud ganz unmißverständlich zum Ausdruck: »Es wird ... darauf ankommen, ob die einzelne seelische Äußerung direkt aus körperlichen, organischen, materiellen Einwirkungen hervorgegangen ist, in welchem Falle ihre Untersuchung nicht der Psychologie zufällt, oder ob sie sich zunächst aus anderen seelischen Vorgängen ableitet ... Den letzteren Sachverhalt haben wir im Auge, wenn wir eine Erscheinung als einen seelischen Vorgang bezeichnen, und darum ist es zweckmäßiger, unsere Aussage in die Form zu kleiden: die Erscheinung sei sinnreich, habe einen Sinn. Unter Sinn verstehen wir Bedeutung, Absicht, Tendenz und Stellung in einer Reihe psychischer Zusammenhänge.« (Vorl., 50f.) Prägnanter könnte man auch erkenntnistheoretisch kaum die »psychische Tendenz« als einen gesetzmäßigen Bewußtseinszusammenhang definieren. Freud schreitet zur nächsten Begriffsbestimmung fort, indem er die empirisch gewonnenen Merkmale der störenden »Tendenzen« im festgelegten Sinn – die gestörten sind ja ausdrücklich erinnert und darum kein Problem – zusammenfaßt und die allen bisher beobachteten störenden Tendenzen gemeinsamen Merkmale zur Definition eines alle jene Fälle umspannenden Gesetzes vereint. Diese Zusammenfassung gibt er exemplarisch zunächst für die Versprechungen; sie mag um ihrer allgemeinen und konstitutiven Bedeutung für die gesamte psychoanalytische Methode willen hier angeführt sein, trotzdem sie als solche sich auf ein enges Sachgebiet beschränkt. Die störende Tendenz »ist ... zurückgedrängt worden. Der Sprecher hat sich entschlossen, sie nicht in Rede umzusetzen, und dann passiert ihm das Versprechen, d.h. dann setzt sich die zurückgedrängte Tendenz gegen seinen Willen in eine Äußerung um, indem sie den Ausdruck der von ihm zugelassenen Intention abändert, sich mit ihm vermengt oder sich geradezu an seine Stelle setzt. Dies ist also der Mechanismus des Versprechens.« (Vorl., 55f.; Hervorhebungen von Freud.) Diesen empirisch erwiesenen Tatbestand des Versprechens (für die empirische Richtigkeit der gemachten Beobachtungen müssen wir die ganze Verantwortung der psychoanalytischen Forschung überlassen, uns kommt es ja allein auf die Erkenntniskritik der psychoanalytischen Methode an, das Unbewußte zu bestimmen) faßt Freud auch in der Form des Gesetzes: »die Unterdrückung der vorhandenen Absicht, etwas zu tun, [ist] die unerläßliche Bedingung dafür ..., daß ein Versprechen zustande kommt.« (Vorl., 56; von Freud hervorgehoben.) Damit gibt die Psychoanalyse eine allgemeine Bestimmung der Fehlleistungen und zugleich die ersten empirisch gültigen Erkenntnisse über die Dynamik des Bewußtseinsverlaufs, d.h. die Gesetzmäßigkeit, unter die wir die Veränderung von Seelendingen bringen: »Wir wissen nicht nur, daß [die Fehlleistungen] seelische Akte sind, an denen man Sinn und Absicht erkennen kann, nicht nur, daß sie durch die Interferenz von zwei verschiedenen Intentionen entstehen, sondern außerdem noch, daß die eine dieser Intentionen eine gewisse Zurückdrängung von der Ausführung erfahren haben muß, um sich durch die Störung der anderen äußern zu können.« (Vorl., 56f.) Dieser Tatbestand der Zurückdrängung einer Intention, die »unbewußt« ist und deren Zurückgedrängtheit die Regel für das Zustandekommen anders unerklärlicher Phänomene, nicht nur der Fehlleistungen, sondern auch der Träume und der neurotischen Symptome ist – dieser Tatbestand wird von Freud für das gesamte Gebiet der psychoanalytischen Forschung unter dem Begriff der »Verdrängung« zusammengefaßt.

 

Ehe wir die Übertragung der im Bereich der Fehlleistungen gewonnenen Grundbegriffe auf andere psychische Gebiete, die Differenzierung des Unbewußten, die sich daraus ergibt, die allgemeineren Bestimmungen der Dynamik, die sie mit sich bringt, im Umriß wenigstens betrachten und die prinzipielle Stellung der Psychoanalyse zum Problem des Determinismus und der Abhängigkeit psychischer Gesetzmäßigkeiten von physischen ins Auge fassen, haben wir uns des näheren der Methode zu versichern, die uns zur Erkenntnis des Unbewußten und seines Mechanismus führt. Diese Methode steht im engsten Zusammenhang mit dem Aufbau der unbewußten Zusammenhänge und ist mit der Darstellung von deren Mechanismus gegeben oder vielmehr: unsere Erkenntnis des Unbewußten vollzieht sich, indem wir eben die Methode anwenden, nach der wir allgemein die Erforschung des Bewußtseinszusammenhanges zu vollziehen haben, weil sie uns durch diesen Zusammenhang vorgezeichnet ist. Damit ist nichts anderes behauptet, als was wir in unserer transzendentalen Erörterung der psychischen Dinglichkeit und des Begriffs des Unbewußten allgemein über den Begriff der Analyse ausführten: daß nämlich die Analyse nicht bloß das Mittel ist, einzelner seelendinglicher Tatbestände habhaft zu werden, die unter Umständen auch durch sie gefälscht sein könnten, sondern daß die Analyse allein den Erkenntnisgrund abgibt für die Begriffsbildungen, die wir unter den Titeln des psychischen Dinges und des Unbewußten zusammenfassen, weil nur sie die transzendentalen Elemente liefert, die uns zu den Begriffsbildungen eines bleibenden, von der gegenwärtigen Wahrnehmung unabhängigen psychischen Seins berechtigen. Wir machen uns also nicht etwa einer petitio principii schuldig, wenn wir vertreten, daß der Mechanismus des Unbewußten und der Mechanismus der Erkenntnis des Unbewußten identisch sei; die objektiv gültige Statuierung des ersteren gelingt uns nur durch den konsequenten Rekurs auf den letzteren, die Faktoren des Bewußtseinszusammenhanges, die die Grundlagen aller Erkenntnis sind, sind auch die Grundlagen der Zusammenhänge, die uns die unbewußten heißen. Der tiefste Sinn jener Identität ist: daß die transzendentalen Faktoren die letzten Tatbestände sind, auf die wir überhaupt stoßen und deren Gültigkeit wir, um irgend etwas Gültiges über den Bewußtseinszusammenhang auszumachen und damit schließlich auch jene Faktoren selbst herauszustellen, bereits voraussetzen müssen. Nur logizistische Scheinoperationen könnten uns daran beirren; es geht uns ja nicht darum, durch ein Schlußverfahren die transzendentalen Faktoren zu deduzieren (wie wir ja auch in strengem Sinne den Kantischen Begriff einer Deduktion der Kategorien nicht akzeptieren könnten, sondern die eigentliche Leistung jener vorgeblichen Deduktion in der Analyse des Bewußtseinszusammenhanges erblicken, die sie inaugurierte), sondern ihre reale Gültigkeit aufzuweisen, womit gesagt ist, daß es keinen von den Transzendentalbedingungen unabhängigen »Ursprung« gibt, wie etwa für die Marburger Schule, sondern vielmehr unsere Methode darin besteht, vom Ganzen des Bewußtseins, dem Zusammenhang des Gegebenen, zu seinen Teilen zu gelangen und dabei die Gesetze auszumachen, die den Zusammenhang der Teile zum Ganzen ergeben. Darin liegt die eigentliche transzendentale Begründung der psychoanalytischen Methode und die Rechtfertigung ihres Anspruches, daß die Form ihrer Bewältigung des Unbewußten identisch sei mit der Form des Unbewußten an sich. Denn das Unbewußte an sich ist nichts anderes als die Gesetzmäßigkeit psychischer Zusammenhänge unabhängig von unserer Wahrnehmung, und diese Gesetzmäßigkeit ist die Begründung unserer Erkenntnis des Psychischen zugleich. Wir greifen hier mit Bedacht unserer Interpretation der Psychoanalyse vor. Denn eine erkenntnistheoretisch verbindliche Einsicht in ihre Methode ist von einer Klarlegung der Beziehung der Methode zu ihrem »Gegenstand« – dem Unbewußten – nicht zu trennen. Zugleich meinen wir hier die transzendental fundierende Bestimmung von Namen und Begriff der Psychoanalyse gegeben zu haben, die uns berechtigt, Freuds Darstellung der Methode zu folgen, ohne daß wir dem Begriff der Analyse einen anderen (naturalistischen) Sinn unterschieben müßten als den Sinn, den er bei Freud hat und dessen wesentliches Moment eben die Erkenntnis des Unbewußten als Einsicht in die konstitutive Gesetzmäßigkeit des Unbewußten ist.

Wir machen uns die Methode der psychoanalytischen Erkenntnis des Unbewußten nochmals an Freuds Theorie der Fehlleistungen klar. Wir fragen also, »wie man die beiden miteinander in Interferenz tretenden Tendenzen feststellt« (Vorl., 35). Die eine der beiden Tendenzen, die gestörte, ist, wie wir wissen, »immer unzweifelhaft; die Person, welche die Fehlleistung begeht, kennt sie und bekennt sich zu ihr« (Vorl., 35). Problematisch ist die Erkenntnis der störenden Intention. Manchmal, bei vielen Versprechungen etwa, ergibt sie sich ohne weiteres; wenn nämlich der betreffende Redner sich korrigiert. Freud gibt ein Beispiel: Ein Redner sagt: »Das draut, nein das dauert vielleicht noch einen Monat.« Man fragt ihn, warum er zuerst »draut«, nicht »dauert« gesagt habe, und er erinnert sich: »Ich wollte sagen, das sei eine ›traurige‹ Geschichte.« Die Ähnlichkeit der Worte »dauert« und »traurig« bot die Bedingung für das Auftreten der Fehlleistung gerade an jener Stelle; ihre Erklärung aber wird erst gewonnen durch den Vollzug der Erinnerung an die störende Intention, die die Bedeutung des Wortes »traurig« ausmacht und zu der entstellten Bildung »draut« führt. Für die psychoanalytische Methode der Erkenntnis des Unbewußten ist dabei nun wichtig, daß »ein gewisser Eingriff notwendig« war, »um die Lösung zu fördern. Man mußte den Redner fragen, warum er sich so versprochen habe, was er zu dem Versprechen zu sagen wisse. Sonst wäre er vielleicht an seinem Versprechen vorbeigegangen, ohne es aufklären zu wollen. Befragt, gab er aber die Erklärung mit dem ersten Einfall, der ihm kam. Und nun ...: dieser kleine Eingriff und sein Erfolg, das ist bereits eine Psychoanalyse und das Vorbild jeder psychoanalytischen Untersuchung.« (Vorl., 36) Damit sind zwei der wesentlichsten Elemente der psychoanalytischen Methode in nuce gegeben (nach Freud ja sogar der Gang einer psychoanalytischen Betrachtung insgesamt): die einfache Erinnerung als Rechtsausweis des unbewußten Seelendinges, in unserem Falle also des individualgesetzlichen Zusammenhanges der »Traurigkeit«, die als Fehlleistung »erscheint«; und die Methode der »freien Assoziation«, das Heranziehen der nächstbesten beliebigen Einfälle zur Erkenntnis des Unbewußten, eine Methode, die nicht allein durchwegs von der Psychoanalyse gehandhabt wird, sondern die auch, wie sich unserer Interpretation ergeben wird, geeignet ist, das Verhältnis der Psychoanalyse zum Problem des Determinismus in einer erkenntnistheoretisch befriedigenden Weise sicherzustellen.

Die Begründung, die Freud jener Methode oder, wenn man will, Technik der Psychoanalyse gibt, um sie vor dem Angriff zu beschützen, sie nehme Zufälliges als gesetzmäßig in Anspruch, verdient darum vor allem gewürdigt zu werden, weil der Ausschluß der Zufälligkeit gerade es ja ist, der die Psychoanalyse in Beziehung setzt zu der transzendentalphilosophischen Auffassung von der Gesetzmäßigkeit des Bewußtseinsverlaufs und weil weiter jene nach unseren Ergebnissen intangible Voraussetzung gerade die Psychoanalyse den heftigsten, der Form nach bisweilen kraß unwissenschaftlichen Angriffen aussetzte. Der Einwand meint: mit dem ersten besten Einfall sei ein Beweis nicht gegeben, daß die Fehlleistung so und nicht anders vor sich gegangen sei. »Es könne so sein, aber ebensowohl auch anders. Es hätte« dem Befragten »auch etwas anderes einfallen können, was ebensogut und vielleicht besser gepaßt hätte«, läßt Freud den präsumtiven Gegner argumentieren (Vorl., 37). Er hält ihm entgegen, er habe zu »wenig Respekt ... vor einer psychischen Tatsache« (Vorl., 37). So wenig das Ergebnis einer chemischen Analyse, das ein bestimmtes Gewicht und kein anderes des betreffenden Körpers ergebe, als kontingent betrachtet und darum angezweifelt werde, so wenig sei es erlaubt, eine psychische Tatsache, die doch da sei und dem Bewußtseinszusammenhang sinnvoll angehöre, für zufällig, durch eine andere ersetzbar und zweifelhaft zu halten. Freud wendet sich damit gegen die »Illusion einer psychischen Freiheit«, womit natürlich allein der Glaube gemeint ist, es gäbe psychische Tatbestände, die der Gesetzlichkeit des Bewußtseinsganzen enthoben wären; nicht etwa die Möglichkeit von Willenshandlungen generell geleugnet. Diese Möglichkeit gesteht die Psychoanalyse selbstverständlich zu und schließt sie auch für die »freie Assoziation« nicht aus, sie könnte also sehr wohl auch etwa die Antwort jenes Gefragten als Willenshandlung auffassen. In ihrer Therapie ist die Psychoanalyse sogar gewohnt, einen großen Teil der »freien Assoziationen«, die ihr während einer Phase der Therapie vorgetragen werden, als Willenshandlungen anzusehen und für die Erkenntnis des »Sinnes« der Symptome entsprechend zu bewerten. Aber als Willenshandlungen sind jene Tatbestände nicht etwa zufällig. Sondern die unmittelbaren Gegebenheiten, mit denen man es hier zu tun hat, die Erlebnisse sind als »Willenshandlungen« charakterisiert, der Tatbestand, daß wir ein Erlebnis als Willenshandlung gegeben haben, ist nicht weiter zurückführbar, und wir sind bei unseren Begriffsbildungen, den Gesetzen, denen wir die betreffenden Phänomene einordnen, gehalten zu berücksichtigen, daß die unter ihnen befaßten Phänomene eben Willenshandlungen sind und daß wir phänomenal Willenshandlungen von allen anderen Arten von Erlebnissen unterscheiden können. Der Begriff des Willens selber bietet das geläufigste Beispiel für jene Art der Begriffsbildung, die auch der Psychoanalyse nicht fremd ist, die ja zu den phänomenalen Grundtatsachen, auf die sie stößt, die »Strebungen« rechnet. Soviel mag hier zum Problem der »psychischen Freiheit« und der Vereinbarkeit jener Freiheit mit dem Begriff des psychischen Gesetzes gesagt sein.

Wir geben mit der letzten Erörterung unsere Beschränkung auf das Gebiet der Fehlleistungen als generelles Beispiel auf und wenden uns der Übertragung der hier gewonnenen Grundbegriffe auf die anderen psychoanalytischen Sachbereiche, ihrer Differenzierung und ihren allgemeineren Zusammenhängen zu.

In der Traumtheorie erweitert Freud den Begriff des Unbewußten, den selber er in der Theorie der Fehlleistungen noch nicht ins Zentrum der Betrachtung rücken mußte, da hier die unbewußten Tatbestände verhältnismäßig leicht zu erinnern, »bewußt zu machen« waren – hier also erweitert er den Begriff des Unbewußten zum Begriff des unbewußten Wissens. Es ist uns nach unseren Überlegungen deutlich, daß damit nicht gegenwärtiges Wissen gemeint sein kann. So ist es in der Tat. Bezeichnenderweise wählt Freud als Beispiel den Fall eines aus der Hypnose Erweckten, der sich nach dem Erwachen zunächst auf keines der Erlebnisse besinnen kann, die er während der Hypnose hatte, auf eindringliches Befragen durch den Arzt, der die Hypnose durchgeführt hatte, sich zu erinnern beginnt und schließlich die Vorgänge, die sich während der Hypnose mit ihm abspielten, lückenlos aufführen kann. Dies Wissen erweist sich bestimmt als ein von der gegenwärtigen Wahrnehmung unabhängiges, ja als eines, dessen Wahrnehmung mit Schwierigkeit verknüpft ist; zugleich aber als eines, dessen Begründung durch die einfache Erinnerung zureichend geleistet werden kann; also als ein »Seelending«; es ist streng unserem Begriff des Unbewußten angemessen.

Da bei der Traumdeutung der »Sinn« der Erlebnisse, also die gesetzmäßige Stellung der Träume, nicht ebenso leicht zu ermitteln ist, wie bei den Fehlleistungen, die ja noch dem wachen Bewußtseinsleben angehören, so gewinnt die Methode der freien Assoziation hier erhöhte Bedeutung und findet nach Art und Technik hier erst ihre zureichende Begründung. Bei der Traumdeutung geschieht die Assoziation in der Weise, daß man »unter Festhaltung einer Ausgangsvorstellung«, nämlich eines Traumelementes, ›sich etwas einfallen läßt‹ (Vorl., 101), d.h. daß man willkürlich Vorstellungen produziert, die zwar durch die Assoziation an eine bestimmte Vorstellung – nämlich die Ausgangsvorstellung – gebunden sind, mit denen aber außer dieser Ausgangsvorstellung keine »ausdrückliche und deutliche« Erinnerung gegeben ist. Die festgehaltene Ausgangsvorstellung ist nun nach der psychoanalytischen Theorie zwar die Bedingung, nach der sich die anschließenden Assoziationen richten, keineswegs aber das Gesetz, das bestimmt, daß hier gerade diese und keine andern Erlebnisse sich einstellen. Da mir aber außer der Ausgangsvorstellung in meinen assoziierten Erlebnissen keine andere klare und deutliche Erinnerung gegeben ist, wir zugleich jedoch auf Grund unserer Kenntnis der allgemeinen Gesetzmäßigkeit des Bewußtseinszusammenhanges wissen, daß kein Erlebnis »zufällig« ist, sondern jedes einen Sinn hat: so dürfen wir vermuten, daß die Gesetzmäßigkeit der Assoziation die der unbewußten Erinnerung in dem von uns in transzendentaler Methode bestimmten Sinn sei. Die Erkenntnis dieser Gesetzmäßigkeit vollzieht sich im Fall der Assoziation unter Festhaltung eines erinnerten Traumelementes so, daß wir zwischen der Assoziation und dem Traumelement eine Beziehung herstellen, ebenso wie zuvor zwischen der Fehlleistung und dem Einfall des Fehlleistenden, was »er habe sagen wollen«, nämlich dem Einfall der störenden Intention – daß wir also zwischen dem Einfall und dem Traumelement eine Beziehung herstellen, diese Beziehung, etwa unter Benutzung anderer Assoziationen, weiterverfolgen und derart solange verfahren, bis uns nicht allein die unbewußt erinnerten Tatbestände in einfacher, deutlicher, ausdrücklicher Erinnerung gegeben sind, sondern auch die Art ihres Zusammenhanges uns aus der Abfolge der einzelnen Assoziationen und Erinnerungen so deutlich ist, daß wir eine Kenntnis der Gesetzmäßigkeit besitzen, die das Traumelement bzw. das erste assoziierte Erlebnis hier und in keinem anderen Augenblick des zeitlichen Verlaufs »verursachte«, bis wir also das unbewußte Seelending kennen, dessen »Erscheinung« Traumelement sowohl wie assoziierte Vorstellung ist. Diese heuristische Technik zur Erkenntnis des Unbewußten ist nun keineswegs an das in der Erinnerung festgehaltene Traumelement als Ausgangsvorstellung gebunden. Im Gegenteil, nach Freud gibt es »einen höheren Grad von Freiheit der Assoziation, wenn ich ... auch diese Ausgangsvorstellung fallen lasse und etwa nur Art und Gattung des Einfalles festlege, z.B. bestimme, daß man sich einen Eigennamen oder eine Zahl frei einfallen lassen solle. Dieser Einfall müßte« – unter der falschen Voraussetzung der Möglichkeit eines zufälligen Psychischen nämlich – »noch willkürlicher, noch unberechenbarer sein als der bei unserer Technik verwendete. Es läßt sich aber zeigen, daß er jedesmal strenge determiniert wird durch wichtige innere Einstellungen, die im Moment, da sie wirken, uns nicht bekannt sind, ebensowenig bekannt wie die störenden Tendenzen der Fehlleistungen und die provozierenden der Zufallshandlungen.« (Vorl., 101) Der Sinn der Technik der freien Assoziation ist also, grob ausgedrückt: durch möglichst weitgehenden willkürlichen Ausschluß der bewußten Erinnerung den Erinnerungsmechanismus soweit zu beeinflussen, daß die unbewußte Erinnerung überwiegt, deren gesetzmäßige Aufklärung uns zur Erkenntnis der unbewußten Tatbestände führen soll. Aus einer Analyse des Zusammenhangs der ausdrücklichen deutlichen Symbolbeziehungen wäre eine Erkenntnis des Unbewußten nicht zu gewinnen; zwar gehören auch jene Tatbestände als Erscheinungen den unbewußten Seelendingen zu, aber die Gesetzmäßigkeiten der deutlichen symbolischen Funktion sind es eben nicht, die die Seelendinge konstituieren. Andererseits ist die Erkenntnis der Seelendinge gleichbedeutend mit der bewußten Erfassung der unbewußten Tatbestände, also ihrer Reduktion auf die einfache Erinnerung. – Es ist hier nicht unsere Aufgabe, den heuristischen Wert der Methode der freien Assoziation abzuschätzen, sondern allein die prinzipielle Einordnung jener Methode in den Zusammenhang der psychoanalytischen Erkenntnisweise zu vollziehen. Wieviel die Assoziationsmethode zur richtigen Erkenntnis des Unbewußten beiträgt, welche Fehlerquellen in ihr verborgen sind, steht für uns nicht zur Diskussion. Wir haben uns allein die Möglichkeit jener Methode im Rahmen unserer erkenntnistheoretischen Grundbestimmungen zu vergegenwärtigen. Freud selbst hat übrigens die Erkenntnisstruktur der Assoziationsmethode nicht in den Vordergrund gestellt, kaum ausdrücklich expliziert, sie durchwegs vorwiegend als Praxis gehandhabt. Sie in den Erkenntniszusammenhang der Methode einzuarbeiten war eines der Probleme, die wir uns für die Darstellung der Psychoanalyse zu stellen hatten. – Es scheint kaum notwendig, die psychoanalytische Assoziationsmethode von den Assoziationsmethoden der üblichen experimentellen Psychologie, etwa der »Treffermethode«, abzugrenzen. Denn die Methoden der experimentellen Psychologie sind auf die Gewinnung von Assoziationsgesetzen, die sie unter Abstraktion von dem Sinn der Assoziationen zu bilden trachtet, gerichtet; während im Rahmen der psychoanalytischen Auffassung diese Gesetze, wie umfassend auch belegt, stets nur die Bedingungen für das Zustandekommen der Assoziationen liefern, niemals deren Begründung abgeben. Die psychoanalytischen Feststellungen sind demgegenüber stets und überall auf den Sinn der Assoziationen gerichtet.

Die Tatsache, daß das Unbewußte, das wir als Ursache der Fehlleistungen, der Träume und der neurotischen Symptome verstehen, zumeist nicht ein einzelnes Erlebnis, sondern ein Erlebniszusammenhang ist und damit ein Gesetz für nachfolgende Erlebnisse, entgeht Freuds Forschung nicht. Bei der Diskussion der Assoziationsmethode spricht er sie aus in einer unserer erkenntnistheoretischen Terminologie sehr angenäherten Form: »Die Untersuchung zeigt«, daß Einfälle, die an eine Ausgangsvorstellung gebunden sind, »außer der Gebundenheit, die wir ihnen durch die Ausgangsvorstellung mitgegeben haben, eine zweite Abhängigkeit von affektmächtigen Gedanken- und Interessenkreisen, Komplexen, erkennen lassen, deren Mitwirkung im Moment nicht bekannt, also unbewußt ist« (Vorl., 103). Damit ist der Begriff des Komplexes eingeführt und alle späteren komplizierten Fassungen des Begriffs in der Psychoanalyse, auf die einzugehen uns nicht obliegt, sind auf diese einfachste Fassung des Begriffs zurückzuführen.

Wenn Freud erwartet, daß die Methode der freien Assoziation, die als Ausgangsvorstellung ein Traumelement festhält, nicht etwa zur Erkenntnis beliebiger Komplexe, sondern zur Erkenntnis des Sinnes gerade desjenigen Traumes führt, von dem unsere Erinnerung ein Element festhält, so darum, weil die erinnerten Traumelemente – die als solche der Psychoanalyse bewußt heißen – nach der Auffassung der Psychoanalyse selbst Erscheinungen von Seelendingen sind. Da die festgehaltene Vorstellung, das Traumelement, selbst »aus dem Seelenleben des Träumers, aus ihm unbekannten Quellen, stammt, also sehr leicht selbst ein ›Komplexabkömmling‹ sein könnte, [so] ist darum die Erwartung nicht gerade phantastisch, daß auch die an die Traumelemente angeknüpften weiteren Einfälle durch keinen anderen Komplex als den des Elements selbst bestimmt sein und auch zu dessen Aufdeckung führen werden« (Vorl., 105). Damit ist das Grundprinzip für Traumbildung und Traumdeutung gegeben. Der »Sinn« der Träume, ganz analog dem »Sinn« der Fehlleistungen, ist dem Träumenden, zunächst auch nach dem Traum, »verborgen, unzugänglich«. Dafür setzt Freud wiederum den Begriff des Unbewußten ein und bestimmt ihn näher: »Wir meinen damit nichts anderes, als was [uns] die Beziehung auf das entfallene Wort oder auf die störende Tendenz der Fehlleistung vorhalten kann, nämlich derzeit unbewußt. Natürlich dürfen wir im Gegensatz hierzu die Traumelemente selbst und die durch Assoziation neu gewonnenen Ersatzvorstellungen bewußte heißen.« (Vorl., 108) Die gleiche Unterscheidung zwischen Traum und Traumsinn formuliert Freud auch in der Weise, daß er »das, was der Traum erzählt, den manifesten Trauminhalt« nennt – der uns natürlich, wenn wir analysieren, auch bereits nur durch Erinnerung gegeben sein kann –, »das Verborgene, zu dem wir durch die Verfolgung der Einfälle kommen sollen, die latenten Traumgedanken«. (Vorl., 115). Soweit wir uns der latenten Traumgedanken nicht ohne weiteres durch Erinnerung oder die Assoziationstechnik versichern können – und daß wir es nie ohne Widerstand können, ist ein Kernstück der Freudischen Traumlehre, dessen eingehende Behandlung wir uns hier freilich versagen müssen; nämlich der Wunschtheorie, die zur Trieblehre und der dynamischen Auffassung des Bewußtseinslebens leitet –, soweit also unsere Erkenntnis des Sinnes der Träume in gesetzmäßiger Weise auf Widerstand stößt, zugleich jedoch die Notwendigkeit bestehen bleibt, einen Sinn der Träume anzunehmen, modifiziert Freud seine Terminologie, die Unbewußtheit als derzeitige Unbewußtheit gefaßt hatte, und redet von dauernder Unbewußtheit (vgl. Vorl., 145f.). Den Begriff des dauernd Unbewußten wendet Freud in einem Teil seiner Theorie so, daß er nicht mehr sich als eine Gesetzmäßigkeit des unmittelbar Gegebenen im Sinne unserer transzendentalen Erörterung darstellt, sondern als eine vom Bewußtseinszusammenhang unabhängige Hypothese, die von der Phylogenesis des Menschen ausgeht, gewisse unbewußte Tatbestände im Bewußtseinsleben des Einzelnen zum Erbgut der Gattung macht und in einer Theorie objektiver, vom persönlichen Bewußtsein unabhängiger Traumsymbole gipfelt. Diese Theorie, eine der geistreichsten, aber auch eine der gefährdetsten der psychoanalytischen Disziplin, bleibt für unsere Untersuchung außer Betracht, sie kann nur, etwa wie gewisse Theorien über den psychophysischen Parallelismus, als Hilfshypothese für manche Tatsachen angeführt, durch ganz ungewisse Analogieschlüsse gestützt werden und ist nicht in der gleichen Weise erkenntnistheoretisch ausweisbar wie die bisher betrachteten Lehren der Psychoanalyse – womit übrigens ihr Wert keineswegs geleugnet sein soll. Wenn Freud, im Gegensatz zum derzeit und zum dauernd Unbewußten, diese Tatsachen einem »unbewußten Geistesleben« des Träumers zuweist, das ihm stets und notwendig verschlossen ist, so sind wir nicht in der Lage, irgendwelche Erkenntnisse über dies Geistesleben als schlechthin verbindlich anzuerkennen, und zwar aus prinzipiellen erkenntniskritischen Gründen nicht: weil nach unserer Auffassung der Rechtsausweis der Begriffsbildungen, unter die wir die Tatbestände des Unbewußten bringen, allemal und ausschließlich dem Bewußtsein gebührt und zwar dem Bewußtsein des empirischen Ich, dem die unbewußten Tatsachen zugehören. Aber auch die Bestimmungen, die Freud dem Unbewußten im Rahmen der Bewußtseinsimmanenz zukommen läßt, können wir nicht toto genere akzeptieren. Wenn Freud von ›unbewußten seelischen Akten‹, nämlich den latenten Traumgedanken, redet (Vorl., 184), so haben wir zumindest die Terminologie zu beanstanden, denn mit Akten können doch wohl nur gegenwärtige Erlebnisse gemeint sein, die ja immer bewußt sind. An anderer Stelle bestätigt Freud dafür ausdrücklich die notwendige Bezogenheit der unbewußten Tatbestände auf bewußte: Die »bösen Wunschregungen«, die an der Traumbildung so hervorragend beteiligt sind, »stammen aus der Vergangenheit, oft aus einer Vergangenheit, die nicht allzuweit zurückliegt. Es läßt sich zeigen, daß sie einmal bekannt und bewußt waren, wenn sie es auch heute nicht mehr sind.« (Vorl., 204f.) Damit ist wiederum das Fundiertsein der Seelendinge in Erlebnissen und die rechtsausweisende Bedeutung der Erinnerung für ihre Erkenntnis klar bezeichnet. Für »unbewußte seelische Vorgänge« gibt Freud ein Beispiel aus der Hypnotik: es wird einem Manne während der Hypnose der Auftrag erteilt, »fünf Minuten nach seinem Erwachen im Krankensaal einen Regenschirm aufzuspannen, der diesen Auftrag im Wachen ausführte, aber kein Motiv für sein Tun anzugeben wußte« (Vorl., 286). Das läßt sich ganz wohl annehmen; aber sind damit unbewußte seelische Vorgänge im Sinne unbemerkter gegenwärtiger Erlebnisse bewiesen? Keineswegs. Unbewußt, derzeit nämlich unbewußt, aber in Form von rudimentärer Erinnerung gegeben ist der erteilte Befehl und der gesetzmäßige Zusammenhang, der zwischen jenem und der gegenwärtigen Handlung besteht; weder aber ist die gegenwärtige Handlung jetzt unbewußt, noch kann der Befehl, als er erteilt wurde, dem, der ihn erhielt, unbewußt gewesen sein, da er ja sonst jetzt nicht danach handeln könnte, nicht also vollzieht sich ein Erlebnis zu der Zeit, da ich es habe, unbewußt, sondern ein vergangenes ist mir jetzt unbewußt im Sinne jenes einfachsten Tatbestandes der Unbewußtheit, den wir bei der transzendentalen Behandlung des Begriffs des Unbewußten auffanden; unbewußt ist weiter der gesetzmäßige Zusammenhang zwischen diesem vergangenen Erlebnis und dem gegenwärtigen, also das Seelending, dessen Erscheinung das gegenwärtige Erlebnis ist. So gesehen ist der vermeintliche unbewußte Vorgang eine Tatsache, die mit unseren transzendentalen Erkenntnissen völlig übereinstimmt; die ganze Problematik wird allein durch den mehrdeutigen Terminus »Vorgang« hineingetragen. Versteht man unter Vorgang nichts anderes als einen gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen Erlebnissen, so ist nichts dagegen einzuwenden. – Wie der Sinn des Traumes, wird von Freud auch der Sinn der neurotischen Symptome als unbewußter gefaßt.

Im Bereich der Neurosen nun faßt Freud die Bestimmungen der Absichts- und Wunschtheorie und des Mechanismus der Verdrängung zu einer »Dynamik« des Psychischen zusammen, die zwar hier nicht in extenso vorgetragen werden kann, aus der aber einiges erkenntnistheoretisch Belangvolle doch erörtert werden muß. Den Ausgang dieser Dynamik bildet die Einsicht, daß »die Symptome mit dem Wissen um ihren Sinn vergehen« (Vorl., 291). Diese Einsicht will Freud ausnutzen, indem er sie allgemein so versteht, daß »das Wissen auf einer inneren Veränderung im Kranken beruhen« müsse, »wie sie nur durch eine psychische Arbeit mit bestimmten Zielen hervorgerufen werden kann« (Vorl., 291). Die Beziehung zwischen beiden gesetzmäßigen Zusammenhängen, dem der Abhängigkeit der Symptombildung von unserem Wissen und der Veränderung des Kranken durch »psychische Arbeit« – worunter ja prinzipiell nichts anderes zu verstehen ist, als was Freud an dem prototypischen Beispiel jener Analyse einer Fehlleistung klarmachte –, diese Beziehung ist der Ausgang aller späteren Feststellungen über die Dynamik. Für das Verhältnis der Symptome zu ihrem Sinn ist maßgebend der Mechanismus der Verdrängung: wie die Fehlleistungen als Interferenzen einer störenden und einer gestörten Intention gedeutet, die Träume als Resultat einer – auf unbewußte Wünsche zurückgehenden – Traumarbeit aufgefaßt werden, die sich des Materials des gleichfalls unbewußten Tagesrestes bemächtigt und deren Ergebnis insofern ebenfalls eine Interferenz darstellt, als der wunschmäßigen Traumarbeit eine hemmende »Traumzensur« entgegentritt (denn so denkt ja Freud den Mechanismus der Traumbildung), – so sind auch die neurotischen Symptome Interferenzen zwischen einem verdrängten Wunsch, dessen Befriedigung sie dienen oder vielmehr dessen Befriedigung sie ersetzen, und einer die Wunschbildung hemmenden, störenden, zensurierenden Tendenz. Den durchgehenden Gegensatz dieser beiden Tendenzen, den er für den fundamentalen Gegensatz des psychischen Lebens schlechthin hält, hat Freud in seinen Spätschriften ins Zentrum der Diskussion gerückt und als Gegensatz von »Es« und »Ich« zu fassen gesucht. Die Annahme dieses Gegensatzes ist gleichbedeutend mit einer Auffassung des Bewußtseinslebens als »Kräftespiel der seelischen Mächte«, einer Auffassung der gesetzmäßig einsichtigen Abhängigkeit der Veränderung der dinglichen Zusammenhänge des Psychischen von einander, deren Struktur uns noch bei unserer Interpretation beschäftigen muß, aber, wie bereits hier einsichtig ist, keineswegs notwendig einer naturalistischen Hypostasis der Begriffe entspringt. Zu dieser Dynamik rechnet auch der freilich allzu quantitativ formulierte Satz, daß der Stärke der Verdrängung äquivalent sei die Stärke des Widerstandes des zu Analysierenden gegen seine Analyse. Unter den Begriff der Äquivalenz vergleichbarer Triebquanten sucht Freud die Dynamik durchgehends zu bringen und damit, wie er sich ausdrückt, die Dynamik des Seelenlebens durch eine Ökonomik zu ersetzen. Wir verzichten hier darauf, die Problematik jener ökonomischen Auffassung des Seelenlebens zu verfolgen, die herrührt von der Unmöglichkeit, die Wägbarkeit und Meßbarkeit, die im Gebiet der physischen Dinge gilt, in gleicher Weise fürs phänomenale Gebiet und auch für die Seelendinge durchzuführen; die psychoanalytische Forschung scheint uns in ihrer Fassung der »psychischen Ökonomik« noch auf der Stufe des längst kritisch aufgelösten Weber-Fechnerschen Gesetzes stehengeblieben. Wichtig ist uns vielmehr, daß die dynamische Auffassung eine Differenzierung des Begriffs des Unbewußten ergibt. Das Maß jener Differenzierung bieten die Begriffe der Verdrängung und der Zensur. Alle nicht zensurierten Tatbestände heißen unbewußt schlechthin; diejenigen von ihnen, die der Mechanismus der Zensur verhindert hat, bewußt zu werden, heißen verdrängt. Die Tatbestände, die Zensur erfahren haben, ohne von ihr »zurückgewiesen«, das heißt gesetzmäßig verändert worden zu sein; die aber nicht gegenwärtiges oder in ausdrücklicher Erinnerung gegebenes Erlebnis sind, es freilich jederzeit werden können, weil sie keinem »Mechanismus des Widerstandes« unterliegen, heißen vorbewußt. Bewußt sind endlich nur jene Tatsachen, die auch wir als »bewußt im engeren, prägnanten Sinn« definierten. Es kommt uns hierbei nicht sowohl darauf an, den kausal-hypothetischen Mechanismus kritisch zu diskutieren, der diese Differenzierung ergibt, als vielmehr mit einem Beispiel zu belegen, in welcher Weise allgemein die Psychoanalyse ihre dynamischen Theorien für Begriffsbestimmungen ausnutzt und im besonderen, wie sie dabei mit dem Begriff des Unbewußten verfährt.

Es bleibt übrig, in Kürze zu sagen, wie sich die Psychoanalyse den Zusammenhang der psychischen mit der physischen Welt denkt. Es seien, da die Analyse eine vollständige Theorie jenes Zusammenhanges nicht bietet, auch gar nicht zu bieten braucht, zwei prägnante Einzelformulierungen Freuds angeführt. Die erste findet sich in Freuds Lehre von der Amnesie: »Wir haben als den ›Sinn‹ eines Symptoms zweierlei zusammengefaßt, sein Woher und sein Wohin oder Wozu, daß heißt die Eindrücke und Erlebnisse, von denen es ausgeht, und die Absichten, denen es dient. Das Woher eines Symptoms löst sich also in Eindrücke auf, die von außen gekommen sind, die notwendigerweise einmal bewußt waren und seither durch Vergessen unbewußt geworden sein mögen. Das Wozu des Symptoms, seine Tendenz, ist aber jedesmal ein endopsychischer Vorgang, der möglicherweise zuerst bewußt geworden ist, aber ebensowohl niemals bewußt war und von jeher im Unbewußten verblieben ist.« (Vorl., 294) Das letzte wäre also bei all den Tatbeständen, die selbst nie Erlebnis waren, sondern ein Gesetz für Erlebnisse sind, mithin bei allen Seelendingen der Fall. – Die zweite aufschlußreiche Formulierung gibt Freud bei Gelegenheit der Unterscheidung der Aktualneurosen von den Psychoneurosen. Freud glaubt in beiden Fällen an die triebmäßige Verursachung, leitet beidemale die Symptome aus der Libido ab. »Aber die Symptome der Aktualneurosen, ein Kopfdruck, eine Schmerzempfindung, ein Reizzustand in einem Organ, die Schwächung oder Hemmung einer Funktion haben keinen ›Sinn‹, keine psychische Bedeutung. Sie äußern sich nicht nur vorwiegend am Körper, wie auch z.B. die hysterischen Symptome« – die man ja bekanntlich den Psychoneurosen zuzählt – »sondern sie sind auch selbst durchaus körperliche Vorgänge, bei deren Entstehung alle die komplizierten seelischen Mechanismen, die wir kennen gelernt haben, entfallen.« (Vorl., 408) Unsere Interpretation wird uns nochmals auf jene beiden Formulierungen führen.

Wir beschließen unsere Darstellung mit der Anführung zweier allgemeinerer Definitionen der Psychoanalyse, die Freud gibt. Die eine besagt, »daß man die Aufgabe der psychoanalytischen Behandlung in die Formel fassen kann, alles pathogene Unbewußte in Bewußtes umzusetzen« (Vorl., 292). Sie bezeichnet eindeutig das Erkenntnisziel der psychoanalytischen Therapie. Bei der zweiten Definition ist von der Therapie ganz abstrahiert. »Die Psychoanalyse wird als Wissenschaft nicht durch den Stoff, den sie behandelt, sondern durch die Technik, mit der sie arbeitet, charakterisiert. Man kann sie auf Kulturgeschichte, Religionswissenschaft und Mythologie ebensowohl anwenden wie auf die Neurosenlehre, ohne ihrem Wesen Gewalt anzutun. Sie beabsichtigt und leistet nichts anderes als die Aufdeckung des Unbewußten im Seelenleben.« (Vorl., 410)

 
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