Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie

 

Seit mehr als dreißig Jahren zeichnet unter den Massen in den hochindustriellen Ländern die Tendenz sich ab, anstatt rationale Interessen und allen voran das der Erhaltung des eigenen Lebens zu verfolgen, sich der Katastrophenpolitik zu überantworten. Es werden ihnen zwar Vorteile versprochen, es wird aber zugleich die Idee ihres Glücks nachdrücklich durch Drohung und Gewalt ersetzt, unmäßige Opfer ihnen aufgeladen, unmittelbar ihre Existenz gefährdet und an latente Todeswünsche appelliert. Manches davon liegt für die betroffenen Subjekte so offen zutage, daß es dem um Verständnis Bemühten schwer fällt, mit dem Entscheidenden, dem Aufweis der objektiven Bedingungen der Massenbewegungen, sich zu begnügen und nicht der Suggestion zu erliegen, daß keine objektiven Gesetze mehr gelten. Die alte Erklärung allein, daß die Interessenten alle Mittel der öffentlichen Meinung kontrollieren, reicht nicht aus. Denn die Massen ließen kaum von plumper und augenzwinkernd unwahrer Propaganda sich einfangen, wenn nicht in ihnen selber etwas den Botschaften vom Opfer und vom gefährlichen Leben entgegenkäme. Darum hat man es angesichts des Faschismus für notwendig erachtet, die Theorie der Gesellschaft durch Psychologie, zumal analytisch orientierte Sozialpsychologie zu ergänzen. Das Zusammenspiel der Erkenntnis gesellschaftlicher Determinanten und der in den Massen vorherrschenden Triebstrukturen versprach volle Einsicht in den Zusammenhalt der Totalität. Während die willfährige Wissenschaft des Ostblocks die analytische Psychologie, die einzige, die im Ernst den subjektiven Bedingungen der objektiven Irrationalität nachforscht, als Teufelswerk exorzierte und, wie Lukács es über sich brachte, Freud samt Spengler und Nietzsche dem Faschismus zurechnete, verschob man diesseits des Vorhangs nicht ohne einiges Behagen den Akzent aufs Seelische und den Menschen und seine sogenannten Existentialien, und entzog sich damit einer verbindlichen Theorie der Gesellschaft. Am Ende wird jene, wie freilich schon in der Freudschen Spätschrift über das Unbehagen in der Kultur, skeptisch auf untriftige, bloß subjektive Motivationen nivelliert. Wo man dabei über das Verhältnis von Gesellschaftstheorie und Psychologie überhaupt nachsinnt, hat man lediglich den beiden Disziplinen ihren Ort in der Systematik der Wissenschaften angewiesen und die Schwierigkeiten, die ihr Verhältnis bereitet, als Fragen der je zu verwendenden begrifflichen Modelle behandelt. Ob gesellschaftliche Phänomene aus objektiven Bedingungen oder dem Seelenleben der vergesellschafteten Individuen abzuleiten seien oder aus beidem; ob die zwei Typen der Erklärung sich ergänzen, sich ausschließen, oder ob ihr Verhältnis selbst erst der weiteren theoretischen Erwägung bedarf – all das reduziert sich auf Methodologie. Mit Recht hebt der für solche Intentionen charakteristische Talcott Parsons in der Studie »Psychoanalysis and the Social Structure«1, darin mit der älteren deutschen Tradition und auch mit Durkheim einig, die Unabhängigkeit und Abgesetztheit des gesellschaftlichen Systems hervor, das auf seiner eigenen Ebene, nicht als bloße Resultante der Handlungen von Individuen begriffen werden müsse2. Aber die Unterscheidung heftet sich auch bei ihm an das, woran der Soziologe »interessiert« ist: Verhaltensweisen und Attitüden von Relevanz fürs gesellschaftliche System. Einzig daher verlangt er, soziologische Motivationsprobleme müßten in Kategorien des »frame of reference of the social system« und nicht der »personality« formuliert werden. Nur sollten die soziologischen Denkmodelle mit der etablierten psychologischen Einsicht übereinstimmen3. Unbekümmert darum, ob die Differenz in der Sache selbst gelegen sei, wird die Wahl gesellschaftlicher oder psychologischer Blickrichtung der Willkür der arbeitsteiligen Disziplinen vorbehalten. Parsons sperrt sich, im Gegensatz zur Primitivität der Einheitswissenschaft, nicht dagegen, daß »die typischen Probleme des Psychologen und des Soziologen verschieden seien«. Eben darum jedoch müßten »beide die gleichen Begriffe auf verschiedenen Abstraktionsniveaus und in verschiedenen Kombinationen verwenden«4. Das ist möglich nur, indem die Divergenz von Soziologie und Psychologie unabhängig von der Beschaffenheit des Gegenstandes soll überwunden werden können. Wenn bei fortschreitender Organisation die beiden Wissenschaften die logische Struktur ihrer Begriffe klärten, dann ließen sie dieser Auffassung gemäß bruchlos sich verbinden. Hätte man endlich eine ganz adäquate dynamische Theorie der menschlichen Motivationen, wäre es Parsons zufolge wahrscheinlich, daß der Unterschied der »Abstraktionsniveaus« verschwände. Wie objektiv-gesellschaftliche und seelisch-individuelle Momente sich zueinander verhalten, soll von dem bloßen begrifflichen Abguß abhängen, den diese Momente im akademischen Betrieb erfahren, mit der üblichen Einschränkung, daß es für die Synthese noch zu früh sei, daß man mehr Fakten sammeln, die Begriffe schärfer schleifen müsse. Während Parsons, an Max Weber geschult, scharfsinnig die Inadäquatheit vieler der üblichen psychologischen Erklärungen von Gesellschaftlichem gewahrt, argwöhnt er hinter dieser Unangemessenheit keinen realen Widerstreit von Besonderem und Allgemeinem, keine Ungleichnamigkeit des an sich seienden Lebensprozesses und des bloß für sich seienden Individuellen, sondern ihm wird der Antagonismus zu einem Problem wissenschaftlicher Organisation, das bei stetigem Fortschritt harmonisch sich löste. Das von den Naturwissenschaften abgezogene Ideal der begrifflichen Vereinheitlichung gilt jedoch nicht ohne weiteres einer Gesellschaft gegenüber, die ihre Einheit daran hat, nicht einheitlich zu sein. Die Wissenschaften von der Gesellschaft und von der Psyche, soweit sie unverbunden nebeneinander herlaufen, verfallen gemeinhin der Suggestion, die Arbeitsteilung der Erkenntnis auf deren Substrat zu projizieren. Die Trennung von Gesellschaft und Psyche ist falsches Bewußtsein; sie verewigt kategorial die Entzweiung des lebendigen Subjekts und der über den Subjekten waltenden und doch von ihnen herrührenden Objektivität. Aber diesem falschen Bewußtsein läßt sich nicht durchs methodologische Dekret der Boden entziehen. Die Menschen vermögen sich selbst in der Gesellschaft nicht wiederzuerkennen und diese nicht in sich, weil sie einander und dem Ganzen entfremdet sind5. Ihre vergegenständlichten gesellschaftlichen Beziehungen stellen ihnen notwendig als ein Ansichsein sich dar. Was die arbeitsteilige Wissenschaft auf die Welt projiziert, spiegelt nur zurück, was in der Welt sich vollzog. Das falsche Bewußtsein ist zugleich richtiges, inneres und äußeres Leben sind voneinander gerissen. Nur durch die Bestimmung der Differenz hindurch, nicht durch erweiterte Begriffe, wird ihr Verhältnis angemessen ausgedrückt. Die Wahrheit des Ganzen steht bei der Einseitigkeit, nicht bei der pluralistischen Synthese: eine Psychologie, die von der Gesellschaft nichts hören will und idiosynkratisch auf dem Individuum und dessen archaischem Erbe beharrt, spricht mehr von der gesellschaftlichen Fatalität aus als eine, die sich durch Berücksichtigung gesellschaftlicher »Faktoren« oder einen »wholistic approach« der nicht mehr existenten universitas literarum eingliedert.

Die Vereinheitlichung von Psychologie und Gesellschaftslehre durch Verwendung der gleichen Begriffe auf verschiedenen Abstraktionsebenen läuft inhaltlich notwendig auf Harmonisierung hinaus. Parsons zufolge gelingt etwa die von ihm stillschweigend und generell als positiv unterstellte Integration einer Gesellschaft, wenn deren funktionelle Bedürfnisse – als objektiv-soziales Moment – mit den Schemata des »durchschnittlichen Überichs« übereinstimmen6. Dies Ineinanderpassen der Menschen und des Systems wird zur Norm erhoben, ohne daß der Stellung jener beiden »Maßstäbe« im Ganzen des gesellschaftlichen Prozesses, ohne daß zumal dem Ursprung und Rechtsanspruch des »durchschnittlichen Überichs« nachgefragt wäre. Auch schlechte, repressive Zustände können in einem solchen Überich normativ sich niederschlagen. Der Preis, den Parsons für die begriffliche Harmonie zu entrichten hat, ist, daß sein Begriff der Integration, positivistisches Nachbild der Identität von Subjekt und Objekt, einem unvernünftigen Zustand der Gesellschaft Raum ließe, wofern er nur Macht genug hätte, die ihm Angehörigen vorweg zu modellieren. Die Koinzidenz des durchschnittlichen Überichs und der funktionellen Bedürfnisse eines sozialen Systems, nämlich der seiner eigenen Perpetuierung, ist in Huxleys Brave New World triumphal erreicht. Solche Konsequenz wird freilich nicht von Parsons' Theorie gemeint. Empiristische Gesinnung behütet ihn davor, jene Identität als verwirklicht zu unterstellen. Er betont die Divergenz zwischen den Menschen als psychologischen Wesen – »Persönlichkeitsstruktur« – und der objektiven Einrichtung – »institutioneller Struktur« – der Welt heute7. In Übereinstimmung mit der soziologischen Tradition gibt der psychoanalytisch orientierte Parsons Rechenschaft von nicht-psychologischen Motivationen, Mechanismen, die bewirken, daß Menschen objektiv-institutionellen Erwartungen entsprechend handeln auch im Gegensatz zu dem, was in der Psychologie Persönlichkeitsstruktur heißt8. Den gesellschaftlich-zweckrational vermittelten allgemeinen Zielsetzungen der Individuen käme gegenüber ihren je subjektiven Tendenzen der Primat zu. Die entscheidende Vermittlung freilich, die Vernunft der Selbsterhaltung, wird dabei weniger hervorgehoben als bei Max Weber9. Offenbar faßt Parsons jene sozialen Normen selber als sedimentierte Schemata der Anpassung, also, wenn man will, schließlich doch wiederum als wesentlich psychologisch auf. Auf jeden Fall jedoch durchschaut er, im Gegensatz zur herrschenden subjektiven Ökonomie, daß wirtschaftliche Motivationen nicht in psychologischen wie dem »Gewinnstreben« aufgehen10. Sicherlich kommt das rationale ökonomische Verhalten des Individuums nicht bloß durch den ökonomischen Kalkül, das Gewinnstreben, zustande. Das hat man viel eher nachträglich konstruiert, um durch eine dem Sachverhalt wenig Neues hinzufügende Formel sich die vom Individuum aus keineswegs selbstverständliche Rationalität des durchschnittlichen wirtschaftlichen Verhaltens einigermaßen zurechtzulegen. Wesentlicher als subjektives Motiv der objektiven Rationalität ist die Angst. Sie ist vermittelt. Wer sich nicht nach den ökonomischen Regeln verhält, wird heutzutage selten sogleich untergehen. Aber am Horizont zeichnet die Deklassierung sich ab. Sichtbar wird die Bahn zum Asozialen, zum Kriminellen: die Weigerung, mitzuspielen, macht verdächtig und setzt selbst den der gesellschaftlichen Rache aus, der noch nicht zu hungern und unter Brücken zu schlafen braucht. Die Angst vorm Ausgestoßenwerden aber, die gesellschaftliche Sanktionierung des wirtschaftlichen Verhaltens hat sich längst mit andern Tabus verinnerlicht, im einzelnen niedergeschlagen. Sie ist geschichtlich zur zweiten Natur geworden; nicht umsonst bedeutet Existenz im philosophisch unverderbten Sprachgebrauch ebenso das natürliche Dasein wie die Möglichkeit der Selbsterhaltung im Wirtschaftsprozeß. Das Überich, die Gewissensinstanz, stellt nicht allein dem einzelnen das gesellschaftlich Verpönte als das An-sich-Böse vor Augen, sondern verschmilzt irrational die alte Angst vor der physischen Vernichtung mit der weit späteren, dem gesellschaftlichen Verband nicht mehr anzugehören, der anstatt der Natur die Menschen umgreift. Diese aus atavistischen Quellen gespeiste und vielfach weit übertriebene gesellschaftliche Angst, die freilich neuerdings wieder jeden Augenblick in Realangst übergehen kann, hat solche Gewalt akkumuliert, daß der schon ein moralischer Heros sein müßte, der ihrer sich entledigte, selbst wenn er das Wahnhafte daran noch so gründlich durchschaute. Vermutlich klammern die Menschen wohl sich so desperat an die längst fragwürdigen, weithin absurden Güter der Zivilisation, die ihnen wirtschaftlich vernünftiges Verhalten garantieren soll, weil es ihnen einmal so unsäglich schwer ward, zur Zivilisation sich selber zu bringen, und die Kommunikationsmittel tun das ihre, sie bei der Stange zu halten. Die Triebenergie des homo oeconomicus, der da dem homo psychologicus befiehlt, ist die zwangshafte, eingebleute Liebe zu dem, was man einmal haßte. Solche »Psychologie« bezeichnet die Grenze des rationalen Tauschverhältnisses an der Gewalt, aber sie schränkt zugleich die Macht der je eigenen Psychologie der Subjekte ein. Die Überzeugung von der durchsichtigen Rationalität der Ökonomie ist eine Selbsttäuschung der bürgerlichen Gesellschaft nicht weniger als die von der Psychologie als zureichendem Grund des Handelns. Jene Rationalität gründet im physischen Zwang, der leiblichen Qual, einem materiellen Moment, das innerökonomische »materielle Beweggründe« ebenso übertrifft, wie es die psychologische Triebökonomie sprengt. In der entfalteten Tauschgesellschaft hat diese Angst angesichts des Mißverhältnisses zwischen der Macht der Institutionen und der Ohnmacht des einzelnen sich derart verallgemeinert, daß es übermenschlicher Kräfte bedürfte, um sich draußen zu halten, während zugleich das Getriebe die Kräfte des Widerstandes in jedem einzelnen unablässig reduziert. Aber es bleibt, trotz des unbestreitbaren Primats der Ökonomie über die Psychologie im Verhalten des einzelnen, so ungewiß wie nur je, ob dessen Rationalität überhaupt rational ist und nicht von der Psychologie jederzeit als unmäßige Rationalisierung entlarvt werden könnte. Solange die wirtschaftliche ratio partiell, die Vernunft des Ganzen fragwürdig ist, werden zu ihrer Perpetuierung irrationale Kräfte eingespannt. Die Irrationalität des rationalen Systems kommt zum Vorschein in der Psychologie des eingefangenen Subjekts. Die Lehre vom rationalen Verhalten führt auf Widersprüche. Wie das immanent unvernünftig ist, was die Vernunft des Systems von seinen Angehörigen verlangt, insofern als die Totalität der wirtschaftlich zweckmäßigen Handlungen aller samt der Reproduktion des Ganzen den Zusammenbruch befördert, so transzendierte umgekehrt das absolute telos von Rationalität, die Erfüllung, die Rationalität selber. Rationalität ist immer ein Maß an vergeblichem Opfer und damit ebenso irrational wie ein opferloser Zustand es wäre, der keiner ratio mehr bedürfte.

Parsons erreicht die Alternative, die nur durch die Kritik des antagonistischen Zustands wegzuschaffen wäre: die Wahl zwischen zwei Gestalten des falschen Bewußtseins, welche endlos gegeneinander recht behalten, zwischen einer rationalistischen Psychologie und einer psychologistischen Gesellschaftstheorie. Hier jedoch bricht die Reflexion ab. An Stelle der inhaltlichen Bestimmung der Motivation tritt die Wahl des »frame of reference«, des wissenschaftlichen Bezugssystems, ähnlich dem Belieben des Forschers überlassen wie die des Idealtypus bei Max Weber11.

Das Postulat, es müßten die soziologischen Motivationstheorien übereinstimmen mit der je gewonnenen Kenntnis der Persönlichkeitsstruktur, substituiert um der Einheit der wissenschaftlichen Erklärung willen einen einstimmigen Gegenstand für den gespaltenen; so sehr die Individuen Produkte des gesellschaftlichen Ganzen sind, so sehr treten sie als solche Produkte notwendig zum Ganzen in Widerspruch. Wo Parsons mit der Leistung ausgleichenden wissenschaftlichen Takts sich begnügt, deutet die Inkompatibilität der Kategorien, die er vereinigen will, auf die Inkompatibilität zwischen dem System und den Menschen, aus denen es besteht. Soziologie wird resigniert hingenommen als das, was sie nun einmal ist: »The sociologist's problems are different.«12 Dann läßt sich aber auch kaum mehr einsehen, warum Psychologen dieselben Begriffe auf verschiedenen Abstraktionsniveaus und in verschiedenen Kombinationen13 gebrauchen sollten. Es handelt sich überhaupt nicht um bloße Abstraktionsniveaus, zwischen denen lediglich um der Unvollständigkeit unserer empirischen Kenntnisse willen noch Lücken klaffen14. Objektive Widersprüche sind keine Vorläufigkeiten des Intellekts, die mit der Zeit verschwinden. Spannungen, die in der bestehenden Gesellschaft über kurze Intervalle hin und in begrenzten Sektoren sich mildern, aber nicht abschaffen lassen, werden schief auf das statische Schema allgemeinerer – gesellschaftlicher – – und speziellerer – psychologischer – Begriffe projiziert, die nur einstweilen kein Kontinuum bildeten, weil es an quantitativ zureichenden Daten für die Generalisierung des Individuellen fehle. Aber der Unterschied von Individuum und Gesellschaft ist nicht nur quantitativ: so wird er einzig im Bann eines gesellschaftlichen Prozesses visiert, der die einzelnen Subjekte vorweg als Träger ihrer Funktion im Gesamtprozeß prägt. Keine zukünftige wissenschaftliche Synthese kann unter einen Hut bringen, was prinzipiell mit sich entzweit ist.

Während die gesellschaftlichen Gesetze nicht aus psychologischen Befunden »extrapoliert« werden können, ist am Gegenpol das Individuum nicht einfach Individuum und Substrat der Psychologie, sondern immer zugleich, solange es irgend sich rational verhält, Träger der gesellschaftlichen Bestimmungen, die es prägen. Seine »Psychologie« als Zone der Irrationalität weist nicht weniger als die ratio auf soziale Momente zurück. Die spezifischen Differenzen der einzelnen sind ebenso Male des gesellschaftlichen Drucks wie Chiffren menschlicher Freiheit. Der Gegensatz der beiden Bereiche darf nicht durch ein Schema wissenschaftlicher Verallgemeinerung eskamotiert werden, aber er ist auch nicht zu verabsolutieren. Sonst nähme man das Selbstbewußtsein des einzelnen, selbst ephemeres Produkt einer individualistischen Gesellschaft, buchstäblich. Die Divergenz von Individuum und Gesellschaft ist wesentlich gesellschaftlichen Ursprungs, wird gesellschaftlich perpetuiert, und ihre Äußerungen sind vorab gesellschaftlich zu erklären. Noch der vulgäre Materialismus, der den individuellen Reaktionsformen handfeste Profitinteressen zugrunde legt, hat recht gegen den Psychologen, der wirtschaftliche Verhaltensweisen von Erwachsenen aus ihrer Kindheit ableitet, die objektiven ökonomischen Gesetzen folgen, und in welche die individuelle Beschaffenheit der Kontrahenten überhaupt nicht oder nur als bloßes Anhängsel hineinreicht. Selbst wenn, wie Parsons es verlangt, eine Anpassung psychologischer Begriffe an die präzisen Erfordernisse der Theorie der Gesellschaft möglich wäre, hülfe das wenig. Denn die spezifisch gesellschaftlichen Phänomene haben sich durch die Einschaltung abstrakter Bestimmungen zwischen die Personen, zumal des Äquivalententauschs, und durch die Herrschaft eines nach dem Modell solcher von den Menschen abgelöster Bestimmungen gebildeten Organs, der ratio, von der Psychologie emanzipiert. Daher ist die »subjektive« Ökonomie ideologisch: die psychologischen Momente, die sie zur Erklärung der Marktvorgänge heranzieht, sind deren bloße Akzidentien, und die Akzentverschiebung präsentiert die Erscheinung als Wesen. Parsons' berechtigter Verdacht, die psychoanalytischen Experten seien unfähig, von sich aus die analytischen Begriffe adäquat auf soziale Probleme anzuwenden, trifft nicht nur die universale Neigung von Fachleuten, ihre partiellen Begriffe auf eine Totalität auszudehnen, die jenen entrückt ist, sondern die Unmöglichkeit, überhaupt psychologisch das zu erklären, was gar nicht dem Seelenleben einzelner Menschen entspringt. Die Kommensurabilität individueller Verhaltensweisen, die reale Vergesellschaftung, beruht darauf, daß sie als Wirtschaftssubjekte überhaupt nicht unmittelbar sich gegenüberstehen, sondern nach dem Maß des Tauschwertes agieren. Das schreibt dem Verhältnis der Wissenschaften zueinander die Regel vor. Ihre Spezialisierung ließe sich nicht durchs Ideal des Polyhistors korrigieren, der gleichviel von Soziologie und Psychologie verstünde. Das Feldgeschrei nach der Integration der Wissenschaften ist Ausdruck der Hilflosigkeit, nicht des Fortschritts. Eher ist darauf zu hoffen, daß die Insistenz auf einem Besonderen, Abgespaltenen, dessen monadologischen Charakter sprengt und in seinem Kern des Allgemeinen gewahr wird, als daß die begriffliche Synthesis des real Zerfallenen dem Zerfall Einhalt geböte. Erkenntnis ist keiner anderen Totalität mächtig als der antagonistischen, und nur kraft des Widerspruchs vermag sie Totalität überhaupt zu erreichen. Daß die spezifisch psychologische Begabung fast stets ein irrationales, jedenfalls antisystematisches Moment enthält, ist selber keine psychologische Zufälligkeit, sondern leitet sich her vom Gegenstand, von der abgespaltenen Irrationalität als dem Komplement der herrschenden ratio. Freuds wissenschaftsstrategischer Erfolg beruht nicht zum letzten darauf, daß in ihm zu der psychologischen Einsicht ein systematischer Zug sich gesellte, der mit Ausschließlichkeit und Herrschaftsdrang verfilzt war. Während genau die Intention, seine Funde ins Totale zu treiben, das Moment der Unwahrheit an der Psychoanalyse zeitigte, dankt sie ihre Suggestivkraft eben diesem Totalitären. Sie wird rezipiert als Zauberformel, die alles zu lösen verspricht. Große geistige Wirkungen sind stets einem Moment der Gewaltsamkeit, der Herrschaft über Menschen, verschworen; gerade das Narzißtische und Isolierte von Befehlenden lockt, wie Freud selbst wußte15, das Kollektiv. Die Ideologie der großen und starken Persönlichkeit neigt dazu, dieser als menschlichen Rang das Unmenschliche, die brutale Verfügung über Ungleichnamiges gutzuschreiben. Es gehört zur Ohnmacht der Wahrheit im Bestehenden, daß sie, um Wahrheit zu sein, eben dieses Zwangsmoments sich entschlagen muß.

Der Psychoanalytiker Heinz Hartmann, der zur Studie von Parsons sich äußerte, teilt mit diesem die Sympathie für eine gemeinsame Begriffssprache der beiden Disziplinen, konzediert aber, im unausdrücklichen Gegensatz zum vorwaltenden Psychologismus der Freudschen Orthodoxie, daß die Sozialwissenschaften gültige Voraussagen ohne Rücksicht auf individuelle Persönlichkeitsstrukturen machen könnten16. Er rekurriert dabei auf den inner-analytischen Unterschied zwischen Handlungen des bewußten oder vorbewußten Ichs und des Unbewußten. Anstatt, wie die Revisionisten, für die gesellschaftliche Interpretation das Unbewußte auf direkte soziale Einflüsse zurückzuführen, knüpft er an die Freudsche Distinktion von Ich und Es an. Das Ich, die von der ursprünglichen Triebenergie abgespaltene Instanz, deren Aufgabe es ist, die Realität zu »prüfen«17, und die wesentlich das Geschäft der Anpassung besorgt, sondert sich der impliziten Logik Hartmanns zufolge von der psychologischen Motivation ab und übt als Realitätsprinzip die logisch-objektivierende Funktion aus. Die strenge Psychoanalyse, die vom Gegeneinander der psychischen Kräfte weiß, kann eher die Objektivität zumal der ökonomischen Bewegungsgesetze gegenüber den subjektiven Triebregungen geltend machen als Lehren, die, um nur ja ein Kontinuum zwischen Gesellschaft und Psyche herzustellen, den Kern der analytischen Theorie, den Widerstreit von Ich und Es, verleugnen18. Hartmann hält an einer psychologischen Sphäre sui generis fest. In der Tat ist das Verhalten eines Psychotikers, aber auch bereits das eines an einer Charakterneurose Leidenden, der trotz des an sich »normalen« Funktionierens der Intelligenz sich in der Welt unablässig schadet, unvergleichlich viel »psychologischer« als das eines Geschäftsmannes, der die Charakterzüge der Rolle, in der er sich bewegt, besitzen oder nicht besitzen mag, der aber, nachdem er einmal die Rolle akzeptiert hat, von Situation zu Situation kaum anders sich verhalten könnte, als er es tut, solange er sich nicht als Neurotiker qualifiziert. Gewiß ist selbst die vollendet narzißtische Verhaltensweise des Psychotikers nicht ohne ihren gesellschaftlichen Aspekt. Man kann wohl bestimmte Typen geistiger Erkrankung selber nach dem Modell einer erkrankten Gesellschaft konstruieren. Schon vor dreißig Jahren hat Lukács die Schizophrenie als äußerste Konsequenz der gesellschaftlichen Entfremdung des Subjekts von der Objektivität aufgefaßt. Aber wenn die Abdichtung der psychologischen Sphäre bei autistischen Menschen selbst gesellschaftlichen Ursprungs ist, so setzt sie doch, einmal konstituiert, eine in sich relativ einstimmige und geschlossene psychologische Motivationsstruktur. Das seiner mächtige Ich dagegen wird in der einsichtigen Beziehung auf die Realität motiviert; seine Psychologie erscheint meist einzig noch als Störung und wird durch die drastische Vormacht der ratio, in der sich objektiv gesellschaftliche Interessenlagen verkörpern, immer wieder abgewehrt. Die Ziele des Ichs sind mit den primären Triebzielen nicht mehr identisch, lassen in solche nicht mehr sich zurückübersetzen und widersprechen ihnen vielfach. Keine Sache der bloßen Nomenklatur ist es, ob man den Begriff des Psychologischen so ausweitet, daß er noch die »Logisierung« von psychischer Energie einschließt. Er hat einzig am Gegensatz der Irrationalität zum Rationalen als einem Außerpsychologischen seine Substanz. Nicht zufällig ist die Psychoanalyse im Bereich des Privatlebens, der Familienkonflikte, ökonomisch gesprochen der Konsumsphäre, konzipiert worden: diese ist ihre Domäne, weil das eigentlich psychologische Kräftespiel selbst auf den privaten Bezirk eingeschränkt ist und kaum Macht hat über die Sphäre der materiellen Produktion.

Die Trennung der gesellschaftlichen Akte, in denen das Leben der Menschen sich reproduziert, von ihnen selber, verhindert sie daran, das Getriebe zu durchschauen, und überantwortet sie der Phrase, es käme alles bloß auf den Menschen an, die kaum zuvor im gleichen Umfang konsumiert worden ist wie zur Zeit des Fließbandes. Daß die gesellschaftlichen Tendenzen sich über den Köpfen der Menschen durchsetzen, daß sie jene Tendenzen nicht als ihre eigenen wissen, macht den gesellschaftlichen Schleier aus. Zumal jene, deren Arbeit sie und das Ganze am Leben erhält, und deren Leben doch von dem Ganzen undurchsichtig abhängt, vermögen nicht zu erkennen, daß die Gesellschaft sowohl ihr Inbegriff wie ihr Gegenteil ist. Die Undurchsichtigkeit der entfremdeten Objektivität wirft die Subjekte auf ihr beschränktes Selbst zurück und spiegelt ihnen dessen abgespaltenes Für-sich-sein, das monadologische Subjekt und dessen Psychologie, als das Wesentliche vor. Der Kultus der Psychologie, die man der Menschheit aufschwatzt, und der unterdessen in Amerika aus Freud ein fades Volksnahrungsmittel bereitet hat, ist das Komplement der Entmenschlichung, die Illusion der Ohnmächtigen, ihr Schicksal hinge von ihrer Beschaffenheit ab. Ironisch genug verwandelt dabei eben die Wissenschaft, in der sie sich selbst als Subjekten zu begegnen hoffen, der eigenen Gestalt nach sie nochmals in Objekte, im Auftrage einer Gesamtverfassung, die keine Schlupflöcher mehr duldet, in denen eine nicht gesellschaftlich präparierte, irgend unabhängige Subjektivität sich verstecken könnte. Psychologie als ein dem Außen gegenüber relativ selbständiges Innen ist einer Gesellschaft, die sie unablässig bemüht, eigentlich zur Krankheit geworden: daher trat Psychotherapie ihr Erbe an. Das Subjekt, in dem Psychologie als ein der gesellschaftlichen Rationalität Entzogenes überwog, galt von je als Anomalie, als Kauz; im totalitären Zeitalter ist seine Stätte das Arbeits- oder Konzentrationslager, wo es »fertig gemacht«, erfolgreich integriert wird. Der Rest der Psychologie aber, der Mensch, auf den es ankommt, verzieht sich an die Spitze der totalitären Hierarchien, wohin leicht Narren oder seelisch Verkrüppelte gelangen, weil ihr Defekt, eben das eigentlich Psychologische, genau harmoniert mit der Irrationalität der Zwecke, der obersten Entscheidungen, für die dann alle Rationalität ihrer nur noch durch leere Deklamation unterschiedenen Systeme als Mittel aufgeboten wird. Auch diese letzte Reservatsphäre des Unerfaßten, die es Diktatoren erlaubt oder vorschreibt, sich auf dem Boden zu wälzen, Weinkrämpfe zu bekommen oder imaginäre Verschwörungen aufzudecken, ist bloße Maske des gesellschaftlichen Wahnsinns19. Nicht nur schrumpft das psychologische Bereich um so mehr ein, je mehr es in der Ideologie an Stelle der Einsicht in die Objektivität tritt, sondern die Reste des Psychologischen werden zur Karikatur und Fratze pervertiert. Daß Psychologie zur Krankheit ward, drückt nicht nur das falsche Bewußtsein der Gesellschaft von sich selbst aus, sondern zugleich auch, was aus den Menschen in dieser tatsächlich geworden ist. Denn das Substrat der Psychologie, das Individuum, reflektiert selber die heute überholte Form der Vergesellschaftung. Wie das reine tode ti der Philosophie, der Konkretionspol der Erkenntnis, als Unbestimmtes ganz abstrakt ist, so auch das vorgebliche gesellschaftliche Konkretum, der je einzelne als Kontrahent, der seine Bestimmtheit einzig an dem von seiner spezifischen Bestimmung losgelösten, abstrakten Tauschakt, einem Dinghaften, hat. Dieser war der Kern, um den der individuelle Charakter sich kristallisierte, und die verdinglichende Psychologie mißt ihn mit seinem eigenen Maß. Das vereinzelte Individuum, das reine Subjekt der Selbsterhaltung, verkörpert im absoluten Gegensatz zur Gesellschaft deren innerstes Prinzip. Woraus es sich zusammensetzt, was in ihm aufeinanderprallt, seine »Eigenschaften«, sind allemal zugleich Momente der gesellschaftlichen Totalität. Monade ist es in dem strengen Sinn, daß es das Ganze mit seinen Widersprüchen vorstellt, ohne doch je dabei des Ganzen bewußt zu sein. Aber in der Gestalt seiner Widersprüche kommuniziert es nicht stets und durchgängig mit dem Ganzen, sie rührt nicht unmittelbar von dessen Erfahrung her. Die Gesellschaft hat ihm die Vereinzelung aufgeprägt, und diese hat als ein gesellschaftliches Verhältnis teil an seinem Schicksal. »Psychodynamik« ist die Reproduktion gesellschaftlicher Konflikte im Individuum, aber nicht derart, daß es die aktuellen gesellschaftlichen Spannungen bloß abbildete. Sondern es entwickelt auch, indem es als ein von der Gesellschaft Abgedichtetes, Abgespaltenes existiert, nochmals die Pathogenese einer gesellschaftlichen Totalität aus sich heraus, über der selber der Fluch der Vereinzelung waltet.

Der Psychologismus jeglicher Gestalt, der umstandslose Ansatz beim Individuum ist Ideologie. Er verzaubert die individualistische Form der Vergesellschaftung in eine außergesellschaftliche, naturhafte Bestimmung des Individuums. Mit anderen Konzeptionen der Aufklärung hat er seine Funktion gründlich verändert. Sobald die in Wahrheit den Einzelspontaneitäten entrückten, zwischen abstrakten Subjekten anhängigen Prozesse aus der Seele erklärt werden, vermenschlicht man tröstlich das Verdinglichte. Aber die sich selbst Entfremdeten sind trotzdem noch Menschen, die geschichtlichen Tendenzen realisieren sich nicht nur gegen sie, sondern in und mit ihnen, und ihre durchschnittlichen psychologischen Qualitäten gehen selbst in ihr durchschnittliches gesellschaftliches Verhalten ein. Sie und ihre Motivationen erschöpfen sich nicht in der objektiven Rationalität, und zuweilen handeln sie ihr entgegen. Gleichwohl sind sie deren Funktionäre. Selbst die Bedingungen des Rückfalls in Psychologie sind gesellschaftlich vorgezeichnet als Überforderungen des Subjekts durch die Realität. Sonst findet sich das manifeste oder verdrängte Triebmoment in der gesellschaftlichen Objektivität nur als eine Komponente, die des Bedürfnisses, und sie ist heute vollends zur Funktion des Profitinteresses geworden. Die subjektive ratio und ihre raison d'être treten auseinander. Selbst der, dem die kalkulierende Vernunft alle Vorteile abwirft, die sie verheißt, vermag diese Vorteile nicht als Glück zu genießen, sondern muß als Konsument nochmals dem gesellschaftlich Vorgezeichneten, dem Angebot derer sich fügen, welche die Produktion kontrollieren. Stets waren die Bedürfnisse gesellschaftlich vermittelt; heute werden sie ihren Trägern ganz äußerlich, und ihre Befriedigung geht in die Befolgung der Spielregeln der Reklame über. Der Inbegriff der selbsterhaltenden Rationalität der je einzelnen ist zur Irrationalität verdammt, weil die Bildung eines vernünftigen gesellschaftlichen Gesamtsubjekts, der Menschheit, mißlang. Daran laboriert umgekehrt auch wieder jeder einzelne. Das Freudsche Gebot: »Wo Es war, soll Ich werden«20, behält etwas stoisch Leeres, Unevidentes. Das realitätsgerechte, »gesunde« Individuum ist so wenig krisenfest wie das rational wirtschaftende Subjekt ökonomisch. Die gesellschaftlich irrationale Konsequenz wird auch individuell irrational. Insofern wären in der Tat die Neurosen der Form nach aus der Struktur einer Gesellschaft abzuleiten, in der sie nicht abzuschaffen sind. Noch die gelungene Kur trägt das Stigma des Beschädigten, der vergeblichen und sich pathisch übertreibenden Anpassung. Der Triumph des Ichs ist einer der Verblendung durchs Partikulare. Das ist der Grund der objektiven Unwahrheit aller Psychotherapie, welche die Therapeutiker zum Schwindel animiert. Indem der Geheilte dem irren Ganzen sich anähnelt, wird er erst recht krank, ohne daß doch der, dem die Heilung mißlingt, darum gesünder wäre.

Die Trennung von Soziologie und Psychologie ist unrichtig und richtig zugleich. Unrichtig, indem sie den Verzicht auf die Erkenntnis der Totalität giriert, die noch die Trennung befiehlt; richtig insofern, als sie den real vollzogenen Bruch unversöhnlicher registriert als die vorschnelle Vereinigung im Begriff. Die Soziologie im spezifischen, freilich stets wieder, auch bei Max Weber, subjektiv aufgeweichten Sinn hält das objektive Moment des gesellschaftlichen Prozesses fest. Je strikter sie aber von den Subjekten und ihrer Spontaneität absieht, desto ausschließlicher hat sie es mit einem verdinglichten, gleichsam naturwissenschaftlichen caput mortuum zu tun. Daher die Versuchung, naturwissenschaftliche Ideale und Verfahrensweisen nachzuahmen, die doch des gesellschaftlichen Gegenstandes selber niemals habhaft werden. Während sie ihrer strengen Objektivität sich rühmen, müssen sie sich abfinden mit dem bereits durch die szientifische Veranstaltung Vermittelten – mit Sektoren und Faktoren –, als wären sie unmittelbar die Sache selbst. Es resultiert eine Soziologie ohne Gesellschaft, Konterfei eines Zustandes, in dem die Menschen sich selber vergessen. Die Feststellung von Einzelbefunden, die erst vom Wesensgesetz des Ganzen her zu sprechen begänne, schiebt sich vor das Wesensgesetz. Die Psychologie dagegen nimmt das Interesse des Subjekts wahr, aber ebenfalls isoliert, »abstrakt«. Sie sieht vom gesellschaftlichen Produktionsprozeß ab und setzt auch ihrerseits ein Produziertes absolut, das Individuum in seiner bürgerlichen Gestalt. Beide Disziplinen werden ihrer Unzulänglichkeit inne, ohne doch der Korrektur mächtig zu sein. Ihr unvermeidlicher Dualismus kann sich nicht rein erhalten. Soziologie sucht den »subjektiven Faktor« in sich hineinzuziehen und meint dadurch gegenüber der bloßen Tatbestandsaufnahme sich zu vertiefen. Dabei gerät sie allenthalben in Aporien. Weil sie ihren eigenen Begriff von Objektivität am geronnenen Resultat hat und nicht an dem Prozeß, der es zeitigt, und der als Totalität nicht dingfest zu machen ist, läßt sie sich verführen, umstandslos ihren statistischen Befunden die einzelnen Individuen und ihre Bewußtseinsinhalte als abermals eindeutige Daten zugrunde zu legen. Nun droht ihr allerorten der Psychologismus: sie muß das Bewußtsein der Menschen von sich selber, ihre wie immer auch trügerische »Meinung«, zur Erhellung ihres Handelns dort heranziehen, wo es objektiv determiniert ist, und wo jene selbst der Erhellung bedürfte, oder muß nach jenen unbewußten Triebkräften fahnden, welche auf die gesellschaftliche Totalität reagieren, aber sie nicht motivieren. Der Nationalsozialismus konnte vielleicht den Todestrieb seiner Anhänger ausnutzen, gewiß jedoch entsprang er im materiellen Lebenswillen der mächtigsten Gruppen. Umgekehrt findet sich die Psychologie damit konfrontiert, daß die Mechanismen, die sie aufdeckt, nicht das gesellschaftlich relevante Verhalten erklären. Wie triftig auch deren Supposition in der individuellen Dynamik sein mag, gegenüber Politik und Ökonomie nehmen sie oftmals den Charakter des Absurden und Wahnhaften an. Daher sieht sich die selbstkritisch beunruhigte Tiefenpsychologie zu sozialpsychologischen Erweiterungen gedrängt. Diese verstärken nur noch die Unwahrheit, indem sie einerseits die psychologische Einsicht, vor allem die Distinktion von bewußt und unbewußt verwässern, andererseits die gesellschaftlichen Triebkräfte in psychologische, und zwar solche einer oberflächlichen Ichpsychologie, umfälschen. In der Tat ist die Rationalität im Verhalten der einzelnen Menschen keineswegs sich selbst durchsichtig, sondern weithin heteronom und erzwungen und muß darum mit Unbewußtem sich vermischen, um nur einigermaßen funktionsfähig zu werden. Kaum einer kalkuliert sein Leben als Ganzes oder auch nur durchwegs die Folgen der eigenen Handlungen, obwohl in den fortgeschrittensten Ländern ein jeglicher fraglos mehr kalkuliert, als die psychologische Schulweisheit sich träumen läßt. In der durchvergesellschafteten Gesellschaft sind die meisten Situationen, in denen Entscheidungen stattfinden, vorgezeichnet, und die Rationalität des Ichs wird herabgesetzt zur Wahl des kleinsten Schritts. Durchwegs handelt es sich um nichts als um minimale Alternativen, ums Abwägen des geringeren Nachteils, und »realistisch« ist, wer solche Entscheidungen korrekt fällt. Demgegenüber fallen die individuellen Irrationalitäten wenig ins Gewicht. Auch die Auswahlmöglichkeiten des Unbewußten sind so reduziert, wenn nicht schon ursprünglich so karg, daß maßgebende Interessengruppen mit den von der psychologischen Technik längst in totalitären und nicht-totalitären Staaten erprobten Methoden sie in wenige Kanäle lenken. Durch Manipulation vor dem Blickstrahl des Ichs sorglich abgeschirmt, findet das Unbewußte in seiner Armut und Undifferenziertheit sich glücklich mit Standardisierung und verwalteter Welt zusammen. Daher sind denn auch die totalitären Propagandisten keineswegs jene Genies, als die sie von ihren Unterpropagandisten angepriesen werden. Sie arbeiten im Bunde nicht nur mit den stärkeren Bataillonen der Realität und nicht nur mit zahlreichen kurzfristigen Interessen der Individuen, sondern auch mit jenen psychologischen Neigungen, die mit dem rücksichtslosen Realitätsprinzip am besten sich vertragen. Was einer abstrakten Ansicht vom Individuum als das Leichtere scheint, dem Instinkt nachzugeben, ist konkret gesellschaftlich das Schwerere, weil es von der Gesellschaft geahndet wird und heute eben die Kraft voraussetzt, die gerade dem irrational Handelnden abgeht. Es und Überich gehen die Verbindung ein, die schon die Theorie visierte, und genau dort, wo die Massen instinkthaft handeln, sind sie durch Zensur präformiert und haben den Segen der Macht. So ist denn jene These, daß im totalitären Zeitalter die Massen gegen das eigene Interesse handeln, kaum die ganze Wahrheit und gilt jedenfalls nur ex post facto. Die einzelnen Handlungen, zu denen die Gefolgsleute veranlaßt werden, und deren Übergang in den Wahnsinn einen Grenzwert darstellt, gewähren stets zunächst einmal Befriedigungen auf Vorschuß. Die Enttäuschung erfolgt erst, wenn die Rechnung präsentiert wird. In actu sehen die totalitären Taten für die Täter ebenso vernünftig aus wie für ihre Konkurrenten unvernünftig. Der Dialektik verfallen sie erst kraft der Vernunft selber.

Diese Dialektik affiziert aber nicht nur das Verhalten des Subjekts zur Außenwelt, sondern auch das Subjekt als solches. Der Mechanismus der Anpassung an die verhärteten Verhältnisse ist zugleich einer der Verhärtung des Subjekts in sich: je realitätsgerechter es wird, desto mehr wird es sich selbst zum Ding, desto weniger lebt es überhaupt noch, desto unsinniger wird sein ganzer »Realismus«, der all das zerstört, um dessentwillen eigentlich die selbsterhaltende Vernunft ins Spiel kam, und der in der Konsequenz noch das nackte Leben bedroht. Das Subjekt zerlegt sich in die nach innen hin fortgesetzte Maschinerie der gesellschaftlichen Produktion und einen unaufgelösten Rest, der als ohnmächtige Reservatsphäre gegenüber der wuchernden »rationalen« Komponente zur Kuriosität verkommt. Schließlich erscheint nicht erst der unterdrückte, verdrängte Trieb, sondern gerade der ursprüngliche, der die eigene Erfüllung will, als »krank«, die Liebe als die Neurose. Die Praxis der Psychoanalyse, die, ihrer Ideologie nach, noch die Neurosen zu heilen beansprucht, gewöhnt bereits im Einverständnis mit der allherrschenden Praxis und ihrer Tradition den Menschen die Liebe und das Glück zugunsten von Arbeitsfähigkeit und healthy sex life ab. Glück wird zur Infantilität und die kathartische Methode zu einem Bösen, Feindlichen, Unmenschlichen. So affiziert gesellschaftliche Dynamik auch die jüngste Gestalt der psychologischen Wissenschaft. Trotz der Disparatheit von Psychologie und Gesellschaft, die tendenziell sich stets mehr voneinander entfernen, erstreckt sich doch in alles Psychologische hinein die Gesellschaft als verdrängende, als Zensur und Überich. Im Zug der Integration wird gesellschaftlich-rationales Verhalten mit den psychologischen Residuen verschmolzen. Nur beschreiben die Revisionisten, die das sehen, die Kommunikation der einander entfremdeten Instanzen Ich und Es allzu simpel. Sie behaupten einen direkten Zusammenhang von Triebleben und gesellschaftlicher Erfahrung. Diese vollzieht sich aber topologisch nur auf jener Außenschicht des Ichs, der Freud zufolge die Realitätsprüfung obliegt. Im Innern der Triebdynamik jedoch wird die Realität in die Sprache des Es »übersetzt«. So viel ist wahr an Freuds Ansicht von der Archaik, wo nicht gar »Zeitlosigkeit« des Unbewußten, daß konkrete gesellschaftliche Verhältnisse und Motivationen nicht unverwandelt, nur »reduziert« in jenes Bereich eingehen. Die Ungleichzeitigkeit von Unbewußtem und Bewußtem ist selbst ein Stigma der widerspruchsvollen gesellschaftlichen Entwicklung. Im Unbewußten sedimentiert sich, was immer im Subjekt nicht mitkommt, was die Zeche von Fortschritt und Aufklärung zu bezahlen hat. Der Rückstand wird zum »Zeitlosen«. In ihn ist auch die Forderung von Glück geraten, die in der Tat »archaisch« sich ausnimmt, sobald sie einzig auf die verzerrte, von der ganzen Erfüllung abgespaltene Gestalt einer somatisch-lokalisierten Befriedigung zielt, die sich um so gründlicher in »some fun« verwandelt, je beflissener das Bewußtseinsleben der Erwachsenheit zustrebt. Wie die Gesellschaft von der Psychologie, so kapselt sich auch die Psychologie von der Gesellschaft ab und wird läppisch. Unterm gesellschaftlichen Druck spricht die psychologische Schicht nur noch aufs Immergleiche an und versagt vor der Erfahrung des Spezifischen. Das Traumatische ist das Abstrakte. Darin ähnelt das Unbewußte der Gesellschaft, von der es nichts weiß, und die selber dem abstrakten Gesetz gehorcht, und taugt zu ihrem Kitt. Freud ist nicht vorzuwerfen, daß er das konkret Gesellschaftliche vernachlässige, sondern daß er sich allzuleicht beim gesellschaftlichen Ursprung jener Abstraktheit beruhigt, bei der Starrheit des Unbewußten, die er mit der Unbestechlichkeit des Naturforschers erkennt. Die Verarmung durch endlose Tradition des Negativen hatte er als eine anthropologische Bestimmung hypostasiert. Geschichtliches wird invariant, Seelisches dafür zur historischen Begebenheit. Beim Übergang von den psychologischen imagines zur geschichtlichen Realität vergißt er die von ihm selbst entdeckte Modifikation alles Realen im Unbewußten und schließt darum irrig auf faktische Begebenheiten wie den Vatermord durch die Urhorde. Der Kurzschluß zwischen Unbewußtem und Realität verleiht der Psychoanalyse ihre apokryphen Züge. Mit ihnen, etwa mit der krud buchstäblichen Auffassung von der Moseslegende, hat die Abwehr durch die offizielle Wissenschaft so leichtes Spiel. Was Kardiner Freuds »Mythen« genannt hat, der Umschlag des Intramentalen in ungewisse Faktizität, ereignet sich überall dort, wo auch er Ichpsychologie betreibt, nur eben Ichpsychologie des Unbewußten, und das Es traktiert, als besäße es die ausgespitzte Vernunft eines Wiener Bankdirektors, der es übrigens zuweilen wirklich ähnelt. In dem nur allzu widerleglichen Bestreben, an unwiderleglichen Fakten Halt zu finden, manifestiert sich in Freud ein unbesehen bejahtes Gesellschaftliches, der Glaube an die üblichen Kriterien der gleichen Wissenschaft, die er herausforderte. Diesen Kriterien zuliebe ist das Freudsche Kind ein kleiner Mann und seine Welt die des Mannes. So wird die autarkische Psychologie, obwohl sie es sich verbietet, nach der Gesellschaft hinzublinzeln, kaum weniger von dieser geäfft als die soziologisch versierte.

Die aus der gesellschaftlichen Dialektik herausgelöste, abstrakt für sich und unter die Lupe genommene Psyche paßt als »Forschungsobjekt« trefflich in die Gesellschaft, welche die Subjekte als bloße Bezugspunkte abstrakter Arbeitskraft »einsetzt«. Gern hat man Freud mechanistisches Denken vorgeworfen. Sowohl sein Determinismus mahnt an die Naturwissenschaft als auch implizite Kategorien wie die Erhaltung der Energie, die Umsetzbarkeit einer Energieform in die andere, die Subsumtion sukzessiver Ereignisse unter allgemeine Gesetze. Inhaltlich resultiert seine »naturalistische« Gesinnung im prinzipiellen Ausschluß des Neuen, der Reduktion des seelischen Lebens auf die Wiederholung von schon einmal Gewesenem. All das hat seinen eminent aufklärerischen Sinn. Bei Freud erst ist die Kantische Kritik der Seelenontologie, der »rationalen Psychologie«, eingeholt: das Seelische, das er bearbeitet, wird als ein Stück der je schon konstituierten Welt dem Ordnungsschema der empirischen Begriffsbildung unterworfen. Freud hat der ideologischen Verklärung des Seelischen als einem Rudiment des Animismus ein Ende bereitet. Am energischsten wohl wird die Seelenideologie durch die Lehre von der kindlichen Sexualität erschüttert. Die analytische Theorie denunziert die Unfreiheit und Erniedrigung der Menschen in der unfreien Gesellschaft ähnlich wie die materialistische Kritik einen von der Wirtschaft blind beherrschten Zustand. Aber unter ihrem mit dem Tode verschworenen Medizinerblick gerinnt die Unfreiheit zur anthropologischen Invariante, und damit versäumt die quasi-naturwissenschaftliche Begriffsapparatur an ihrem Gegenstand, was nicht nur Gegenstand ist: das Potential der Spontaneität. Je strikter der psychologische Bereich als in sich geschlossenes, autarkisches Kraftfeld gedacht wird, um so vollständiger wird Subjektivität entsubjektiviert. Die auf sich selbst zurückgeworfene, gleichsam objektlose Seele erstarrt zum Objekt. Sie kann aus ihrer Immanenz nicht ausbrechen, sondern erschöpft sich in ihren energetischen Gleichungen. Die streng nach den eigenen Gesetzen studierte Seele wird unbeseelt: Seele wäre erst das Tasten nach dem, was sie nicht selbst ist. Das ist kein bloß erkenntnistheoretischer Sachverhalt, sondern setzt sich fort bis ins Resultat der Therapie hinein, jene verzweifelt realitätsgerechten Menschen, die sich buchstäblich zu Apparaturen umgeschaffen haben, um sich in ihrer beschränkten Interessensphäre, ihrem »Subjektivismus«, mit mehr Erfolg durchsetzen zu können.

Sobald die psychologische Begriffsbildung einmal so konsequent verfährt wie bei Freud, rächt sich an ihr die vernachlässigte Divergenz von Psychologie und Gesellschaft. Man kann das etwa am Begriff der Rationalisierung demonstrieren, den Jones ursprünglich einführte21, und der dann in die gesamte analytische Theorie überging. Er umfaßt alle die Aussagen, die unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt Funktionen im seelischen Haushalt des Redenden erfüllen, meist solche der Abwehr unbewußter Tendenzen. Psychoanalytisch stehen durchwegs diese Aussagen zur Kritik, nach einer oft bemerkten Analogie mit der marxistischen Ideologienlehre: sie haben objektiv verdeckende Funktion, und der Analytiker ist darauf aus, sie ihrer Falschheit wie ihrer Notwendigkeit zu überführen und das Verdeckte ans Licht zu fördern. Aber die psychologisch-immanente Kritik der Rationalisierung befindet sich keineswegs in prästabilierter Harmonie mit ihrem sachlichen Gehalt. Die gleiche Aussage kann wahr und falsch sein, je nachdem, ob sie an der Realität oder an ihrem psychodynamischen Stellenwert gemessen wird; ja solcher Doppelcharakter ist den Rationalisierungen wesentlich, weil das Unbewußte die Linie des geringsten Widerstandes verfolgt, also sich anlehnt an das, was ihm die Realität vorgibt, und überdies um so unangefochtener operiert, je triftiger die realen Momente sind, auf die es sich stützt. In der Rationalisierung, die beides ist, ratio und Manifestation von Irrationalem, hört das psychologische Subjekt auf, bloß psychologisch zu sein. Darum wird der auf seinen Realismus stolze Analytiker zum sturen Dogmatiker, sobald er die realen Momente der Rationalisierung zugunsten des geschlossenen psychologischen Immanenzzusammenhanges wegschiebt. Ebenso fragwürdig aber wäre umgekehrt eine Soziologie, welche Rationalisierungen à la lettre akzeptierte. Die private Rationalisierung, der Selbstbetrug des subjektiven Geistes, ist nicht dasselbe wie die Ideologie, die Unwahrheit des objektiven. Immer wieder jedoch werden die Abwehrmechanismen des einzelnen Verstärkungen suchen bei den bereits etablierten und vielfach bekräftigten der Gesellschaft. In den Rationalisierungen, also darin, daß das objektiv Wahre in den Dienst des subjektiv Unwahren treten kann, so wie es in der Sozialpsychologie typischer zeitgenössischer Abwehrmechanismen vielfach sich konstatieren läßt, kommt nicht nur die Neurose, sondern die falsche Gesellschaft zutage. Notwendig ist selbst objektive Wahrheit so lange auch Unwahrheit, wie sie nicht die ganze Wahrheit des Subjekts ist, und taugt durch ihre Funktion wie durch ihre Indifferenz gegen die subjektive Genesis dazu, das bloß partikulare Interesse zu decken. Rationalisierungen sind die Narben der ratio im Stande der Unvernunft.

Ferenczi, vielleicht der unbeirrteste und freieste unter den Psychoanalytikern, hat nicht anders als die Rationalisierungen das Überich behandelt, jene kollektiven Normen des individuellen Verhaltens, welche die psychologisch unreflektierte Moral Gewissen nennt. Kaum an anderer Stelle zeigt sich die geschichtliche Veränderung der Psychoanalyse, ihr Übergang von einem radikalen Medium der Aufklärung zu einem der praktischen Anpassung an bestehende Verhältnisse, so schlagend wie hier. Einst hat man am Überich die Zwangszüge hervorgehoben und von der Analyse verlangt, daß sie es liquidiere. Die aufklärerische Intention duldet keine unbewußte Kontrollinstanz, wäre es auch die zur Kontrolle des Unbewußten. Davon ist in der gegenwärtigen psychoanalytischen Literatur kaum mehr etwas übrig geblieben. Nachdem Freud einmal, von den Schwierigkeiten der ursprünglichen »Systeme« Bewußt, Vorbewußt, Unbewußt veranlaßt, die analytische Topologie unter die Kategorien Es, Ich, Überich brachte, war es bequem, das analytische Bild richtigen Lebens an der Harmonie dieser Instanzen zu orientieren. Insbesondere die Psychopathen, deren Begriff heute tabu ist, hat man aus dem Mangel eines gut entwickelten Überichs erklärt, dessen es gewissermaßen in vernünftigen Grenzen doch bedürfe. Irrationalitäten zu tolerieren nur darum, weil sie aus der Gesellschaft stammen, und weil organisierte Gesellschaft ohne sie nicht soll gedacht werden können, spottet aber des analytischen Prinzips. Die neuerdings beliebte Differenzierung zwischen einem »neurotischen«, also zwangshaften, und einem »gesunden«, also bewußten Überich, trägt die Spuren der Hilfskonstruktion. Ein »bewußtes« Überich verlöre mit seiner Undurchsichtigkeit eben die Autorität, um derentwillen die apologetische Theorie daran festhält. Die Kantische Ethik, in der der ganz unpsychologisch gedachte, dem intelligiblen Charakter zugeordnete Begriff des Gewissens im Zentrum steht, ist nicht mit der revidierten Psychoanalyse zu vermengen, die der Aufklärung des Psychischen Einhalt gebietet aus Angst, daß es sonst dem Gewissen an den Kragen gehe. Kant wußte wohl, warum er die Freiheitsidee der Psychologie kontrastierte: das Kräftespiel, um das es der Psychoanalyse zu tun ist, gehört ihm zur »Erscheinung«, dem Reich der Kausalität. Kern seiner Freiheitslehre ist die mit Empirischem unversöhnliche Idee, daß moralische Objektivität – hinter der der Gedanke an die richtige Einrichtung der Welt steht – nicht am Zustand der nun einmal so seienden Menschen gemessen werden kann. Die schonende psychologische Duldung des Gewissens zerstört gerade jene Objektivität, indem sie es als bloßes Mittel verwertet. Das Ziel der »gut integrierten Persönlichkeit« ist verwerflich, weil es dem Individuum jene Balance der Kräfte zumutet, die in der bestehenden Gesellschaft nicht besteht und auch gar nicht bestehen sollte, weil jene Kräfte nicht gleichen Rechtes sind. Man lehrt den einzelnen die objektiven Konflikte vergessen, die in jedem notwendig sich wiederholen, anstatt ihm zu helfen, sie auszutragen. Der integrale Mensch, der die private Divergenz der psychologischen Instanzen und die Unversöhnlichkeit der Desiderate von Ich und Es nicht mehr spürte, hätte damit die gesellschaftliche Divergenz nicht in sich aufgehoben. Er verwechselte die zufällige Chance seiner seelischen Ökonomie mit dem objektiven Zustand. Seine Integration wäre die falsche Versöhnung mit der unversöhnten Welt, und sie liefe vermutlich auf die »Identifikation mit dem Angreifer« hinaus, bloße Charaktermaske der Unterwerfung. Der heute zumal in der Therapie immer mehr sich vordrängende Integrationsbegriff verleugnet das genetische Prinzip und hypostasiert vorgeblich ursprüngliche Seelenkräfte wie Bewußtsein und Instinkt, zwischen denen ein Gleichgewicht hergestellt werden müsse, anstatt daß sie als Momente einer Selbstentzweiung verstanden würden, die nicht im seelischen Bezirk sich schlichten läßt. Die schneidende Polemik Freuds gegen den Begriff der Psychosynthese22, einen Prestigeausdruck, den geschäftstüchtige Akademiker erfanden, um für sich den Aufbau zu reklamieren und die Erkenntnis als mechanistisch, wo nicht als Zersetzung zu brandmarken, wäre auf das Integrationsideal auszudehnen, das fadenscheinige Nachbild der schlechten alten Persönlichkeit. Ob der Begriff des ganzen, vollen, allseitig entwickelten Menschen überhaupt zur Nacheiferung taugt, läßt sich bezweifeln. Schon Benjamin hat das Ideal des Genitalcharakters, das vor etwa zwanzig Jahren unter den Psychoanalytikern im Schwange war, die ihm mittlerweile ausgeglichene Leute mit well developed superego vorziehen, einen blonden Siegfried getauft. Der im Sinn des Freudschen Entwurfs »richtige«, also von Verdrängungen unverstümmelte Mensch sähe in der bestehenden acquisitiven Gesellschaft dem Raubtier mit gesundem Appetit zum Verwechseln ähnlich, und damit wäre die abstrakte Utopie eines unabhängig von der Gesellschaft verwirklichten Subjekts getroffen, die heute als »Menschenbild« sich solcher Beliebtheit erfreut. Die Vorwürfe der Psychologie gegen den Sündenbock Herdentier kann die Kritik der Gesellschaft dem Herrenmenschen mit Zinseszins zurückzahlen, dessen Freiheit falsch, neurotische Gier, »oral« bleibt, solange sie die Unfreiheit voraussetzt. Jedes Menschenbild ist Ideologie außer dem negativen. Wird heute etwa gegenüber den mit der Arbeitsteilung verfilzten Zügen der Spezialisierung an den Vollmenschen appelliert, so verspricht man dem Undifferenzierteren, Gröberen, Primitiveren eine Prämie und verherrlicht am Ende die Extroversion des go-getters, jene, die abscheulich genug sind, um im abscheulichen Leben ihren Mann zu stehen. Was immer menschlich heute wahrhaft auf einen höheren Zustand vordeutet, ist nach dem Maß des Bestehenden immer zugleich auch das Beschädigte, nicht etwa das Harmonischere. Mandevilles These, daß die privaten Laster öffentliche Tugenden seien, läßt für das Verhältnis von Psychologie und Gesellschaft sich abwandeln: das charakterologisch Fragwürdige vertritt vielfach das objektiv Bessere: nicht der Normale, eher noch der resistenzfähige Spezialist ist Statthalter der Entfesselung. Wie schon zu Beginn der bürgerlichen Ära nur die Verinnerlichung der Repression die Menschen zu jener Steigerung der Produktivität befähigte, die ihnen heute und hier jede Fülle schenken könnte, so stellen die psychologischen Defekte im vertrackten Ganzen etwas radikal Anderes dar als im seelischen Haushalt des einzelnen. Leicht könnte die Psychologie etwa die Verhaltensweise des Sammlers von ehedem als neurotisch diagnostizieren und mit dem analen Syndrom zusammenbringen; aber ohne Fixierung der Libido an Dinge wäre Tradition, ja Humanität selber kaum möglich. Eine Gesellschaft, die jenes Syndroms sich entledigt, um alle Dinge wie Konservenbüchsen wegzuwerfen, springt kaum anders mit den Menschen um. Man weiß auch, wie sehr die libidinöse Besetzung der Technik heute das Verhalten Regredierter ist, aber ohne ihre Regressionen würden schwerlich die technischen Erfindungen gemacht, die einmal Hunger und sinnloses Leiden aus der Welt vertreiben mögen. Psychologen können nichtkonformistischen Politikern souverän vorhalten, sie hätten den Ödipuskomplex nicht bewältigt, aber ohne ihre Spontaneität bliebe die Gesellschaft auf ewig jene, die in jedem ihrer Angehörigen den Ödipuskomplex reproduziert. Was immer sich übers Bestehende erhebt, ist mit dem Zerfall bedroht und damit dem Bestehenden meist erst recht ausgeliefert. Gegenüber dem unbeschränkt anpassungsfähigen, dem subjektlosen Subjekt, ist freilich das Gegenteil, der Charakter, archaisch. Er offenbart sich am Ende nicht als Freiheit, sondern als überholte Phase der Unfreiheit: amerikanisch heißt »he is quite a character« dasselbe wie komische Figur, Sonderling, armer Kerl. Zu kritisieren sind heute nicht nur, wie noch zu Nietzsches Zeiten, die psychologischen Ideale, sondern das psychologische Ideal als solches in jeglicher Gestalt. Nicht länger ist der Mensch der Schlüssel zur Menschlichkeit. Die approbierten Weisen und Gütigen von heutzutage aber sind bloße Spielarten der Führerpropaganda.

Die Pflege des Überichs schneidet willkürlich die psychoanalytische Aufklärung ab. Aber die Proklamation der Gewissenlosigkeit in der Gesellschaft sanktioniert das Grauen. So schwer wiegt der Konflikt der gesellschaftlichen und psychologischen Einsicht. Ohnmächtig blieb die Tröstung, die freilich schon in Kant vorgebildet war: daß die bislang irrational und mit unsäglichen psychologischen faux frais vollbrachten Leistungen des Gewissens durch bewußte Einsicht in die Lebensnotwendigkeiten der Allgemeinheit ohne das Unheil zu vollbringen seien, in dessen Denunziation Nietzsches Philosophie besteht. Die Idee der Aufhebung der Antinomie von Allgemeinem und Besonderem ist so lange bloße Ideologie, wie der dem Individuum gesellschaftlich zugemutete Triebverzicht sich weder objektiv in seiner Wahrheit und Notwendigkeit legitimiert noch dem Subjekt das vertagte Triebziel später verschafft. Solche Irrationalität wird von der Gewissensinstanz übertäubt. Die Desiderate der seelischen Ökonomie und die des Lebensprozesses der Gesellschaft sind schlechterdings auf keine gemeinsame Formel zu bringen. Was die Gesellschaft, um sich am Leben zu erhalten, von jedem Individuum mit Recht erheischt, ist für jedes Individuum immer zugleich auch unrecht und schließlich selbst für die Gesellschaft; was der Psychologie bloße Rationalisierung dünkt, ist vielfach gesellschaftlich notwendig. In der antagonistischen Gesellschaft sind die Menschen, jeder einzelne, unidentisch mit sich, Sozialcharakter23 und psychologischer in einem, und kraft solcher Spaltung a priori beschädigt. Nicht umsonst hat die bürgerliche realistische Kunst zum Urthema, daß ungeschmälerte, unverstümmelte Existenz mit der bürgerlichen Gesellschaft sich nicht vereinbaren läßt: vom Don Quixote über Fieldings Tom Jones bis zu Ibsen und zur Moderne. Das Richtige wird falsch, zur Narrheit oder Schuld.

Was dem Subjekt als sein eigenes Wesen erscheint, und worin es gegenüber den entfremdeten gesellschaftlichen Notwendigkeiten sich selbst zu besitzen meint, ist gemessen an jenen Notwendigkeiten bloße Illusion. Das verleiht allem Psychologischen das Moment der Eitelkeit und Nichtigkeit. Wenn die große idealistische Philosophie in Kant und Hegel die Sphäre, die heute Psychologie genannt wird, gegenüber der transzendentalen, der objektiven des Geistes, als zufällig und irrelevant abwertete, so hat sie die Gesellschaft besser durchschaut als der Empirismus, der sich skeptisch dünkt, aber an die individualistische Fassade hält. Fast ließe sich sagen, daß man, je genauer man die Menschen psychologisch versteht, sich um so weiter von der Erkenntnis ihres gesellschaftlichen Schicksals und der Gesellschaft selbst entfernt und damit von der der Menschen an sich, ohne daß doch darum die psychologische Einsicht ihre eigene Wahrheit einbüßte. Aber die gegenwärtige Gesellschaft ist »totalitär« auch darin, daß in ihr vielleicht vollkommener als ehedem die Menschen als solche mit der Energie ihres Ichs nochmals dem Zug der Gesellschaft sich angleichen; daß sie ihre Selbstentfremdung verblendet bis zum Trugbild der Gleichheit dessen treiben, was sie für sich und was sie an sich sind. Weil es der objektiven Möglichkeit nach der Anpassung nicht mehr bedürfte, genügt einfache Anpassung nicht mehr, um es im Bestehenden auszuhalten. Die Selbsterhaltung glückt den Individuen nur noch, soweit ihnen die Bildung ihres Selbst mißglückt, durch selbstverordnete Regression.

Das Ich fällt als Organisationsform aller seelischen Regungen, als das Identitätsprinzip, welches Individualität überhaupt erst konstituiert, auch in die Psychologie. Aber das »realitätsprüfende« Ich grenzt nicht bloß an ein Nichtpsychologisches, Auswendiges, dem es sich anpaßt, sondern konstituiert sich überhaupt durch objektive, dem Immanenzzusammenhang des Seelischen entzogene Momente, die Angemessenheit seiner Urteile an Sachverhalte. Obwohl selber ein ursprünglich Seelisches, soll es dem seelischen Kräftespiel Einhalt gebieten und es kontrollieren an der Realität: das ist ein Hauptkriterium seiner »Gesundheit«. Der Begriff des Ichs ist dialektisch, seelisch und nichtseelisch, ein Stück Libido und der Repräsentant der Welt. Diese Dialektik hat Freud nicht behandelt. Daher widersprechen seine immanent-psychologischen Bestimmungen des Ichs unfreiwillig einander und durchbrechen die von ihm angestrebte Geschlossenheit des Systems. Von den Widersprüchen ist der eklatanteste, daß das Ich zwar einschließt, was das Bewußtsein vollbringt, seinerseits aber wesentlich als unbewußt vorgestellt wird. Dem wird die äußerliche und simplifizierende Topologie nur höchst unvollkommen gerecht, indem sie das Bewußtsein an den äußeren Rand des Ichs, die unmittelbar der Realität zugewandte Grenzzone verweist24. Der Widerspruch resultiert aber darin, daß das Ich sowohl als Bewußtsein der Gegensatz zur Verdrängung sein soll wie als selbst unbewußtes die verdrängende Instanz. Man darf wohl die Einführung des Überichs auf die Intention zurückführen, die unübersichtlichen Verhältnisse einigermaßen zu ordnen. Im Freudschen System fehlt es insgesamt an jedem ausreichenden Kriterium für die Unterscheidung der »positiven« und »negativen« Ichfunktionen, zumal der Sublimierung und der Verdrängung. Statt dessen wird von außen her der Begriff des gesellschaftlich Nützlichen oder Produktiven einigermaßen vertrauensselig herbeizitiert. Aber in einer irrationalen Gesellschaft kann das Ich seine ihm selbst von dieser Gesellschaft zugewiesene Funktion gar nicht adäquat erfüllen. Notwendig fallen dem Ich psychische Aufgaben zu, die mit der psychoanalytischen Konzeption des Ichs unvereinbar sind. Um in der Realität sich behaupten zu können, muß das Ich diese erkennen und bewußt fungieren. Damit aber das Individuum die ihm aufgezwungenen, vielfach unsinnigen Verzichte zuwege bringt, muß das Ich unbewußte Verbote aufrichten und selber weithin sich im Unbewußten halten. Freud hat nicht verschwiegen, daß dem vom Individuum geforderten Triebverzicht nicht die Kompensationen entsprechen, mit denen sie vom Bewußtsein allein gerechtfertigt werden könnten25. Da aber das Triebleben nicht der stoischen Philosophie seines Durchforschers gehorcht – niemand wußte das besser als er selbst – so reicht offenbar nach dem von Freud statuierten seelischen Ökonomieprinzip das rationale Ich nicht aus. Es muß selbst unbewußt werden, zu einem Stück der Triebdynamik, über die es sich doch wiederum erheben soll. Die Erkenntnisleistung, die vom Ich um der Selbsterhaltung willen vollzogen wird, muß das Ich um der Selbsterhaltung willen immer wieder zugleich auch sistieren, das Selbstbewußtsein sich versagen. Der begriffliche Widerspruch, der sich gegen Freud so elegant demonstrieren läßt, ist also nicht die Schuld mangelnder logischer Sauberkeit, sondern der Lebensnot.

Zu seiner Doppelrolle aber wird das Ich, das als Träger der Realität immer zugleich auch Nichtich ist, prädisponiert durch sein eigenes Gefüge. Insofern es die libidinösen Bedürfnisse ebenso wie die mit diesen unvereinbaren der realen Selbsterhaltung zu vertreten hat, ist es unablässig überfordert. Es verfügt keineswegs über jene Festigkeit und Sicherheit, auf die es dem Es gegenüber pocht. Große Psychologen des Ichs wie Marcel Proust haben gerade dessen Hinfälligkeit, die der psychologischen Identitätsform, herausgestellt. Schuld trägt freilich weniger die fließende Zeit als die inhaltliche Dynamik des Seelischen. Wo dem Ich sein Eigenes, Differenziertes mißlingt, wird es regredieren, zumal auf die ihm nächstverwandte, von Freud so genannte Ichlibido26, oder zumindest seine bewußten Funktionen mit unbewußten verschmelzen. Was eigentlich übers Unbewußte hinauswollte, wird dann nochmals in den Dienst des Unbewußten treten und damit dessen Impulse womöglich verstärken. Das ist das psychodynamische Schema der »Rationalisierungen«. Die bisherige analytische Ichpsychologie ist der Rückbezogenheit des Ichs aufs Es nicht energisch genug nachgegangen, weil sie von der Freudschen Systematik die handfesten Begriffe Ich und Es sich vorgeben ließ. Das ins Unbewußte sich selbst zurücknehmende Ich verschwindet nicht einfach, sondern bewahrt manche der Qualitäten, die es als gesellschaftliches agens erworben hatte. Aber es unterwirft sie dem Primat des Unbewußten. So kommt der Schein einer Harmonie zwischen Realitätsprinzip und Lustprinzip zustande. Mit der Transposition des Ichs ins Unbewußte verändert sich wiederum die Qualität des Triebs, der seinerseits abgelenkt wird auf eigentlich ichliche Ziele, die dem widersprechen, worauf die primäre Libido geht. Die Gestalt der Triebenergie, an die nach dem Freudschen anaklitischen Typus das Ich sich anlehnt, wenn es zum obersten Opfer, dem des Bewußtseins selber schreitet, ist der Narzißmus. Auf ihn deuten mit unwiderstehlicher Beweiskraft alle Befunde der Sozialpsychologie27 über die heute vorherrschenden Regressionen, in denen das Ich zugleich negiert und in falscher, irrationaler Weise verhärtet wird. Der sozialisierte Narzißmus, wie er die Massenbewegungen und -dispositionen jüngsten Stils charakterisiert, vereint durchwegs rücksichtslos partielle Rationalität des Eigeninteresses mit jenen irrationalen Mißbildungen destruktiver und selbstzerstörerischer Art, deren Deutung Freud an die Befunde von MacDougall und Le Bon angeschlossen hat. Die Einführung des Narzißmus rechnet zu seinen großartigsten Entdeckungen, ohne daß die Theorie ihr bis heute sich ganz gewachsen gezeigt hätte. Im Narzißmus ist die selbsterhaltende Funktion des Ichs, zumindest dem Schein nach, bewahrt, aber von der des Bewußtseins zugleich abgespalten und der Irrationalität überantwortet. Narzißtisches cachet haben alle Abwehrmechanismen: das Ich erfährt seine Schwäche dem Trieb gegenüber wie seine reale Ohnmacht als »narzißtische Kränkung«. Die Leistung der Abwehr wird aber nicht bewußt, kaum überhaupt vom Ich selber vollbracht, sondern von einem psychodynamischen Derivat, einer gleichsam verunreinigten, aufs Ich gerichteten und dabei unsublimierten und undifferenzierten Libido. Fraglich selbst, ob das Ich die Verdrängungsfunktion, die wichtigste der sogenannten Abwehr, ausübt. Vielleicht wäre das »Verdrängende« selbst als von ihren realen Zielen abgeprallte und darum aufs Subjekt gerichtete, narzißtische Libido anzusehen, die dann freilich mit spezifischen Ichmomenten fusioniert wird. Dann wäre die »Sozialpsychologie« nicht, wie man es heute gern hätte, wesentlich Ichpsychologie, sondern Libidopsychologie.

Verdrängung und Sublimierung galten Freud für gleich prekär. Er hielt das Libidoquantum des Es für so viel größer als das des Ichs, daß jenes im Konfliktfall stets wieder die Oberhand behaupte. Nicht nur sei, wie Theologen von je lehrten, der Geist willig und das Fleisch schwach, sondern die Mechanismen der Ichbildung selber fragil. Daher verbündet es sich so leicht mit eben den Regressionen, die dem Trieb durch dessen Unterdrückung angetan wurden. Das verleiht den Revisionisten einiges Recht, wenn sie Freud die Unterschätzung der gesellschaftlichen, durchs Ich vermittelten und doch psychologisch relevanten Momente vorwerfen. Karen Horney etwa meint gegen Freud, es sei illegitim, das Gefühl der Ohnmacht aus früher Kindheit und Ödipussituation abzuleiten; es stamme aus der realen gesellschaftlichen Ohnmacht, wie sie schon in der Kindheit erfahren sein mag, an der freilich Horney sich desinteressiert zeigt. Nun wäre es gewiß dogmatisch, wollte man das allgegenwärtige und gerade von den Revisionisten recht subtil beschriebene Gefühl der Ohnmacht28 abtrennen von seinen aktuellen sozialen Bedingungen. Aber die Erfahrungen der realen Ohnmacht sind alles andere als irrational; ja kaum eigentlich psychologisch. Sie allein ließen eher den Widerstand gegen das soziale System erwarten, als daß die Menschen es nochmals sich zu eigen machen. Was sie von ihrer Ohnmacht in der Gesellschaft wissen, gehört dem Ich, freilich dem ganzen Geflecht seiner Beziehungen zur Realität, nicht erst dem voll bewußten Urteil an. Sobald aber die Erfahrung zum »Gefühl« der Ohnmacht wird, tritt das spezifisch Psychologische erst hinzu: daß nämlich die Individuen ihre Ohnmacht eben nicht zu erfahren, ihr nicht ins Auge zu sehen vermögen. Solche Verdrängung der Ohnmacht deutet nicht nur aufs Mißverhältnis zwischen dem einzelnen und seiner Kraft im Ganzen, sondern mehr noch auf die Verletzung des Narzißmus und auf die Angst, einzusehen, daß die falsche Übermacht, vor der zu ducken sie allen Grund haben, eigentlich aus ihnen selber sich zusammensetzt. Sie müssen die Erfahrung von der Ohnmacht zum »Gefühl« verarbeiten und psychologisch sedimentieren, um über die Ohnmacht nicht hinauszudenken. Sie verinnerlichen sie wie von je die gesellschaftlichen Gebote. Die Espsychologie wird von der Ichpsychologie erweckt mit Hilfe von Demagogie und Massenkultur. Diese verwalten bloß, was ihnen als Rohmaterial die Psychodynamik derer liefert, aus denen sie die Massen kneten. Dem Ich ist kaum mehr etwas übrig, als entweder die Realität zu verändern oder sich wiederum ins Es zurückzunehmen. Das wird von den Revisionisten als simpler Tatbestand der vordergründigen Ichpsychologie mißverstanden. In Wahrheit werden selektiv diejenigen infantilen Abwehrmechanismen mobilisiert, welche in das Schema der sozialen Konflikte des Ichs je nach der geschichtlichen Lage am besten hineinpassen. Erst das, nicht die vielzitierte Wunscherfüllung, erklärt die Gewalt der Massenkultur über die Menschen. Es gibt keine »neurotische Persönlichkeit unserer Zeit« – der bloße Name ist ein Ablenkungsmanöver –, aber die objektive Situation weist den Regressionen ihre Richtung. Konflikte in der Zone des Narzißmus fallen mehr auf als vor sechzig Jahren, während die Konversionshysterie zurücktritt. Desto unverkennbarer sind die Manifestationen paranoider Tendenzen. Ob es wirklich mehr Paranoiker gibt als früher, steht dahin; Vergleichszahlen fehlen schon für die nahe Vergangenheit. Wohl aber lädt eine Situation, die alle bedroht und mit manchen Errungenschaften die paranoiden Phantasien übertrifft, die Paranoia spezifisch ein, der die dialektischen Knotenstellen der Geschichte vielleicht überhaupt besonders günstig sind. Gegenüber dem Fassaden-Historismus der Revisionisten gilt Hartmanns Einsicht, daß eine gegebene Sozialstruktur spezifische psychologische Tendenzen auswählt29 und nicht etwa »ausdrückt«. Gewiß gehen im Gegensatz zur kruden Freudschen Lehre von der Zeitlosigkeit des Unbewußten konkrete geschichtliche Komponenten bereits in die frühkindliche Erfahrung ein. Aber die mimetischen Reaktionsformen kleiner Kinder, die am Vater gewahren, daß er ihnen nicht den Schutz verbürgt, nach dem sie bangen, sind keine des Ichs. Gerade ihnen gegenüber ist selbst Freuds Psychologie allzu »ichlich«. Seine großartige Entdeckung der infantilen Sexualität wird erst dann des Gewalttätigen sich entäußern, wenn man die unendlich subtilen und dabei doch durchaus sexuellen Regungen von Kindern verstehen lernt. Ihre perzeptive Welt ist von der erwachsenen so verschieden, daß in ihr ein flüchtiger Geruch oder eine Gebärde jener Größenordnung angehört, die der Analytiker nach dem Maß der erwachsenen Welt einzig der Beobachtung des elterlichen Coitus zusprechen möchte.

Nirgends werden die Schwierigkeiten, vor welche das Ich die Psychologie stellt, deutlicher als in Anna Freuds Theorie der sogenannten Abwehrmechanismen. Sie geht aus von dem, was die Analyse zunächst als Widerstand gegen die Bewußtmachung des Es kennt. »Da es die Aufgabe der analytischen Methode ist, den Vorstellungen, welche den verdrängten Trieb repräsentieren, Zugang zum Bewußtsein zu verschaffen, also solche Vorstöße zu fördern, wird die Abwehrhandlung des Ichs gegen die Triebrepräsentanz automatisch zum aktiven Widerstand gegen die analytische Arbeit.«30 Der von Freud schon in den »Studien über Hysterie« hervorgehobene Begriff der Abwehr31 wird dann auf die gesamte Ichpsychologie angewendet und eine Liste von neun aus der Praxis bekannten Abwehrmechanismen zusammengestellt, die allesamt unbewußte Maßnahmen des Ichs gegen das Es darstellen sollen: »Verdrängung, Regression, Reaktionsbildung, Isolierung, Ungeschehenmachen, Projektion, Introjektion, Wendung gegen die eigene Person, Verkehrung ins Gegenteil.«32 Zu ihnen »kommt dann noch eine zehnte, die mehr dem Studium der Normalität als dem der Neurose angehört, nämlich die Sublimierung oder die Verschiebung des Triebziels«33. Der von der Zählbarkeit dieser säuberlich geschiedenen Mechanismen erweckte Zweifel bestätigt sich der näheren Betrachtung. Bereits Sigmund Freud hatte aus dem ursprünglich zentralen Begriff der Verdrängung einen bloßen »Spezialfall der Abwehr«34 gemacht. Fraglos aber spielen Verdrängung und Regression, die er weise niemals strikt voneinander abhob, bei all den von Anna Freud aufgeführten »Ichtätigkeiten« mit, während andere dieser Tätigkeiten, wie das »Ungeschehenmachen« oder die von Anna Freud sehr plausibel beschriebene »Identifikation mit dem Angreifer«35 mit dem Verdrängungs- und Regressionsmechanismus, als dessen Spezialfälle, kaum auf dieselbe logische Ebene gehören. In der Juxtaposition der recht ungleichnamigen Mechanismen kündigt leise eine gewisse Entmutigung der strengen Theorie gegenüber dem empirischen Beobachtungsmaterial sich an. Grundsätzlicher noch als Freud verzichtet seine Tochter darauf, Verdrängung und Sublimierung voneinander abzuheben, indem beide unter dem Begriff der Abwehr subsumiert werden. Was bei Freud noch als »Kulturleistung« passieren darf: die psychische Leistung, die nicht unmittelbar der Triebbefriedigung oder Selbsterhaltung des je einzelnen zugute kommt, gilt ihr, und keineswegs ihr allein, eigentlich für pathisch. So glaubt die heutige psychoanalytische Theorie die Musik, auf Grund klinischer Beobachtungen, durch die These von der Abwehr der Paranoia zu erschöpfen und müßte, wenn sie nur konsequent wäre, alle Musik ächten36. Von dort ist es nicht mehr weit zu jenen biographischen Psychoanalysen, die Wesentliches über Beethoven meinen aussagen zu können, wenn sie auf die paranoischen Züge der Privatperson hinweisen, und dann staunend sich fragen, wieso ein solcher Mensch eine Musik habe schreiben können, deren Ruhm ihnen eher imponiert als ein Wahrheitsgehalt, den aufzufassen ihr System sie verhindert. Solche Beziehungen der Abwehrtheorie zur Nivellierung der Psychoanalyse auf ein konformistisch interpretiertes Realitätsprinzip fehlen selbst in Anna Freuds Schrift nicht durchaus. Sie widmet ein Kapitel dem Verhältnis von Ich und Es in der Pubertät. Ihr ist Pubertät wesentlich der Konflikt zwischen dem »Libidovorstoß ins Psychische«37 und der Abwehr des Es durch das Ich. Dem wird auch die »Intellektualisierung in der Pubertät«38 unterstellt. »Es gibt einen Typus von Halbwüchsigen, bei denen der Sprung nach vorwärts in der intellektuellen Entwicklung nicht weniger auffällig und überraschend ist als der Entwicklungsprozeß auf den anderen Gebieten ... Die konkreten Interessen der Latenzperiode können sich nun von der Vorpubertät angefangen immer auffälliger ins Abstrakte verwandeln. Besonders die Jugendlichen, die Bernfeld in seinem Typus der ›verlängerten Pubertät‹ geschildert hat, haben ein unstillbares Verlangen, über abstrakte Themen zu denken, zu grübeln und zu reden. Sehr viele Jugendfreundschaften werden auf der Basis dieses Bedürfnisses nach gemeinsamem Grübeln und gemeinsamer Diskussion begründet und unterhalten. Die Themen, die diese Jugendlichen beschäftigen, und die Probleme, die sie zu lösen versuchen, sind sehr weitreichende. Es handelt sich ihnen gewöhnlich um die Formen der freien Liebe oder um Ehe und Familiengründung, um Freiheit oder Beruf, Wanderschaft oder Niederlassung, um weltanschauliche Fragen wie Religion oder Freidenkertum, um die verschiedenen Formen der Politik, um Revolution oder Unterwerfung, um die Freundschaft selbst in allen ihren Formen. Wenn wir in der Analyse Gelegenheit haben, die Gespräche der Jugendlichen wahrheitsgetreu berichtet zu bekommen oder – wie viele Pubertätsforscher es getan haben – die Tagebücher und Aufzeichnungen Jugendlicher zu verfolgen, so sind wir nicht nur überrascht von der Weite und Uneingeschränktheit des jugendlichen Denkens, sondern auch voll Respekt für das Maß an Einfühlung und Verständnis, die scheinbare Überlegenheit und gelegentlich fast die Weisheit in der Behandlung schwierigster Probleme.«39 Aber dieser Respekt schwindet rasch: »Unsere Einstellung ändert sich dann, wenn wir unsere Beobachtung von der Verfolgung der intellektuellen Vorgänge selbst auf ihre Einreihung in das Leben des Jugendlichen richten. Wir finden dann mit Erstaunen, daß alle diese hohe Verstandesleistung mit dem Verhalten des Jugendlichen selbst wenig oder gar nichts zu tun hat. Seine Einfühlung in fremdes Seelenleben hält ihn von den gröbsten Rücksichtslosigkeiten gegen seine nächsten Objekte nicht ab. Seine hohe Auffassung der Liebe und der Verpflichtung des Liebenden hat keinen Einfluß auf die ständigen Treulosigkeiten und Gefühlsroheiten, die er sich bei seinen wechselnden Verliebtheiten zuschulden kommen läßt. Die Einreihung in das soziale Leben wird auch nicht im mindesten dadurch erleichtert, daß das Verständnis und Interesse für den Aufbau der Gesellschaft das der späteren Jahre oft weit überschreitet. Die Vielseitigkeit seiner Interessen hält den Jugendlichen nicht davon ab, sein Leben eigentlich auf einen einzigen Punkt zu konzentrieren: auf die Beschäftigung mit seiner eigenen Persönlichkeit.«40 Mit solchen Urteilen hat die Psychoanalyse, die einmal die Macht der Vaterimago über die Menschen zu brechen auszog, sich entschlossen zu den Vätern geschlagen, die, sei es die hochfliegenden Ideen der Kinder mit herabhängenden Mundwinkeln belächeln, sei es darauf vertrauen, daß das Leben sie mores lehrt, und die es für wichtiger halten, Geld zu verdienen als sich dumme Gedanken zu machen. Der Geist, der sich von den unmittelbaren Zwecken distanziert, und dem dazu jene paar Jahre die Möglichkeit geben, in denen er über seine Kräfte verfügt, ehe diese der Zwang zum Erwerb des Lebens absorbiert und abstumpft, wird als bloßer Narzißmus verleumdet. Aus der Ohnmacht und Fehlbarkeit derer, die noch glauben, es wäre möglich, wird die Schuld ihrer Eitelkeit gemacht; ihrer subjektiven Insuffizienz wird aufgebürdet, woran weit mehr die Ordnung Schuld trägt, die es ihnen immer wieder verwehrt und in den Menschen bricht, worin sie anders sind. Die psychologische Theorie von den Abwehrmechanismen reiht sich in die Tradition der alten bürgerlichen Geistfeindschaft ein. Aus deren Arsenal wird selbst jenes Stereotyp herbeigeholt, das wegen der Ohnmacht des Ideals nicht die Bedingungen anklagt, die es ersticken, sondern das Ideal selbst und jene, die es hegen. Mag immer, was Anna Freud das »Verhalten der Jugendlichen« nennt, und zwar aus realen nicht weniger denn aus psychologischen Gründen, vom Inhalt ihres Bewußtseins differieren, so enthält doch eben diese Differenz das höhere Potential als die Norm der unvermittelten Identität von Sein und Bewußtsein: daß einer nur so denken dürfe, wie seine Existenz es einlöst. Als ob es bei den Erwachsenen an der Rücksichtslosigkeit, Treulosigkeit und Gefühlsroheit fehlte, welche Anna Freud den »Jugendlichen« vorwirft – nur daß der Brutalität später jene Ambivalenz abhanden kommt, die ihr wenigstens noch eignet, solange sie mit dem Wissen um das mögliche Bessere in Konflikt liegt und wohl gar gegen das sich kehrt, womit sie sich später identifiziert. »Wir erkennen«, sagt Anna Freud, »daß es sich hier gar nicht um Intellektualität im gewöhnlichen Sinn handelt«41. Intellektualität »im gewöhnlichen Sinn«, wie gewöhnlich sie auch sein mag, wird der schimärischen Jugend entgegengehalten, ohne daß die Psychologie darauf reflektierte, daß selbst die »gewöhnliche« von der minder gewöhnlichen Intellektualität abstammt und daß kaum ein Intellektueller als Gymnasiast oder junger Student schon so gemein war, wie wenn er dann im Konkurrenzkampf den Geist an den Betrieb verschachert. Der Jugendliche, der, wie Anna Freud ihm vorrechnet, »offenbar schon Befriedigung fühlt, wenn er überhaupt denkt, grübelt und diskutiert«42, hat zu seiner Befriedigung allen Grund: er muß das Privileg, anstatt wie ein Spießbürger »eine Richtschnur für sein Handeln zu finden«43, sich rasch genug abgewöhnen. »Die Idealbilder von Freundschaft und ewiger Treue müssen nichts anderes sein als eine Spiegelung der Besorgnisse seines eigenen Ichs, das spürt, wie wenig haltbar alle seine neuen und stürmischen Objektbeziehungen geworden sind«44, heißt es etwas später, und es wird Margit Dubowitz, Budapest, für den Hinweis gedankt, »daß das Nachgrübeln der Jugendlichen über den Sinn des Lebens und Sterbens eine Spiegelung der Arbeit der Destruktion im eigenen Innern bedeutet«45. Es steht dahin, ob die Atempause des Geistes, welche die bürgerliche Existenz wenigstens den besser Situierten gönnt, die sich als Beweismaterial der Psychoanalyse hergeben, in der Tat so eitel und zur Tat unfähig ist, wie sie in dem assoziierenden Patienten auf der Couch erscheint; sicherlich aber gäbe es weder Freundschaft und Treue selbst, noch Gedanken über irgendein Wesentliches ohne diese Atempause. Sie einzusparen, schickt freilich die gegenwärtige Gesellschaft, im Sinn und mit Hilfe der eingegliederten Psychoanalyse, sich an. Die Bilanz des Seelenhaushalts verbucht notwendig als Abwehr, Illusion, Neurose, womit das Ich die Bedingungen angreift, die es zu Abwehr, Illusion und Neurose nötigen; der konsequente Psychologismus, der die Genese des Gedankens für dessen Wahrheit substituiert, wird zur Sabotage an der Wahrheit und leistet dem negativen Zustand Sukkurs, dessen subjektive Spiegelungen der Psychologismus zugleich verurteilt. Das spätere Bürgertum ist unfähig, Geltung und Genese in ihrer Einheit und Differenz zugleich zu denken. Ihm ist die Mauer der geronnenen Arbeit, das vergegenständlichte Resultat, undurchschaubar und zu einem Ewigen geworden, während es die Dynamik, die in Wahrheit, als Arbeit, selbst ein Moment der Objektivität bildet, von dieser abzieht und in die isolierte Subjektivität verlegt. Damit aber wird der Anteil der subjektiven Dynamik zum bloßen Schein herabgesetzt und gleichzeitig gegen die Einsicht in die Objektivität gewandt: jede solche Einsicht macht sich als bloße Spiegelung des Subjekts der Nichtigkeit verdächtig. Der Husserlsche Kampf gegen den Psychologismus, der zeitlich genau mit der Entstehung der Psychoanalyse zusammenfällt, die Lehre vom logischen Absolutismus, welche die Geltung geistiger Gebilde auf allen Stufen von ihrer Genesis trennt und jene fetischisiert, bildet das Komplement eines Verfahrens, das am Geistigen nur noch die Genesis, nicht seine Beziehung auf Objektivität gewahrt und schließlich die Idee der Wahrheit selbst zugunsten der Reproduktion des Bestehenden abschafft. Die beiden einander extrem entgegengesetzten Ansätze, beide übrigens im Österreich eines obsoleten und apologetischen Halbfeudalismus ersonnen, terminieren im Gleichen. Was einmal so ist, wird entweder als Inhalt von »Intentionen« verabsolutiert oder vor jeder Kritik dadurch behütet, daß diese Kritik ihrerseits der Psychologie unterstellt wird.

Die von der Psychoanalyse peinlich getrennten Ichfunktionen sind unauflöslich ineinander verschränkt. Ihre Differenz ist in Wahrheit die zwischen dem Anspruch der Gesellschaft und dem des Individuums. Daher lassen sich nicht in der Ichpsychologie Schafe von Böcken sondern. Die ursprüngliche kathartische Methode verlangt, daß das Unbewußte bewußt werde. Da aber die Freudsche Theorie das Ich, das in der Tat Widersprechendes zu bewältigen hat, zugleich auch als verdrängende Instanz definierte, soll gleichzeitig die Analyse – ebenfalls der totalen Konsequenz nach – das Ich abbauen, nämlich die in den Widerständen sich kundgebenden Abwehrmechanismen, ohne die doch die Identität des Ichprinzips gegenüber der Vielheit der andrängenden Impulse nicht zu denken wäre. Daraus folgt die praktisch-therapeutische Absurdität, daß je nachdem die Abwehrmechanismen durchbrochen oder gestärkt werden sollen – eine Anschauung, die Anna Freud ausdrücklich billigt46.

Bei Psychotikern sei die Abwehr zu pflegen, bei Neurotikern zu überwinden. Bei jenen soll die Abwehrfunktion des Ichs das Instinktchaos und den Zerfall verhindern, und man begnügt sich mit »supportive therapy«. Bei den Neurosen hält man an der herkömmlich-kathartischen Technik fest, weil hier das Ich mit dem Trieb fertig werden könne. Diese ungereimt dualistische Praxis setzt sich hinweg über die von der Psychoanalyse gelehrte prinzipielle Verwandtschaft der Neurosen und Psychosen. Wenn man sich wirklich ein Kontinuum zwischen Zwangsneurose und Schizophrenie vorstellt, ist nicht zu verantworten, dort auf Bewußtwerden zu drängen und hier zu versuchen, den Patienten »funktionsfähig« zu erhalten und ihn vor dem als größter Gefahr zu behüten, was andererseits als das Rettende angesprochen wird. Rechnet man neuerdings die Ichschwäche zu den wesentlichsten neurotischen Strukturen47, so scheint ein jedes Verfahren fragwürdig, welches das Ich noch weiter beschneidet. Der gesellschaftliche Antagonismus reproduziert sich im Ziel der Analyse, die nicht mehr weiß und wissen kann, wozu sie den Patienten bringen will, zum Glück der Freiheit oder zum Glück in der Unfreiheit. Sie zieht sich aus der Affäre, indem sie den wohlhabenden Patienten, der es bezahlen kann, langwierig kathartisch behandelt, den armen aber, der schnell wieder erwerbsfähig sein muß, bloß psychotherapeutisch stützt – eine Zweiteilung, die aus dem Reichen einen Neurotiker macht und aus dem Armen einen Psychotiker. Dazu paßt die Statistik, welche Korrelationen zwischen Schizophrenie und niedrigem sozialem Status nachgewiesen hat48. Ob im übrigen das tiefere Verfahren dem oberflächlichen wirklich vorzuziehen ist; ob nicht gar die Patienten besser wegkommen, die wenigstens arbeitsfähig bleiben und sich nicht mit Haut und Haaren dem Analytiker verschreiben müssen, auf die vage Aussicht hin, daß eines Tages die Übertragung sich löse, die sich von Jahr zu Jahr verstärkt, ist offen. Am Widerspruch von Soziologie und Psychologie krankt selbst die psychologische Therapie: was immer sie beginnt, ist falsch. Löst die Analyse die Widerstände auf, so schwächt sie das Ich, und die Fixierung an den Analytiker ist mehr als ein bloß transitorisches Stadium, nämlich der Ersatz für die Instanz, die man den Patienten entzieht; stärkt man das Ich, so stärkt man nach orthodoxer Theorie vielfach auch die Kräfte, durch die es das Unbewußte drunten hält, die Abwehrmechanismen, die es dem Unbewußten gestatten, weiter sein destruktives Wesen zu treiben.

Psychologie ist kein vorm Allgemeinen behütetes Reservat des Besonderen. Je mehr die gesellschaftlichen Antagonismen anwachsen, desto mehr verliert offenbar der durch und durch liberale und individualistische Begriff der Psychologie selber seinen Sinn. Die vorbürgerliche Welt kennt Psychologie noch nicht, die total vergesellschaftete nicht mehr. Ihr entspricht der analytische Revisionismus. Er ist der Kräfteverschiebung zwischen Gesellschaft und einzelnem adäquat. Die gesellschaftliche Macht bedarf kaum mehr der vermittelnden Agenturen von Ich und Individualität. Das manifestiert sich dann gerade als ein Anwachsen der sogenannten Ichpsychologie, während in Wahrheit die individuelle psychologische Dynamik durch die teils bewußte, teils regressive Anpassung des einzelnen an die Gesellschaft substituiert wird. Die irrationalen Rudimente werden eben noch als Schmieröl der Menschlichkeit in die Maschinerie gespritzt. Zeitgemäß sind jene Typen, die weder ein Ich haben noch eigentlich unbewußt handeln, sondern reflexartig den objektiven Zug widerspiegeln. Gemeinsam üben sie ein sinnloses Ritual, folgen dem zwangshaften Rhythmus der Wiederholung, verarmen affektiv: mit der Zerstörung des Ichs steigen der Narzißmus oder dessen kollektivistische Derivate. Der Differenzierung gebietet die Brutalität des Außen, die gleichmachende totale Gesellschaft, Einhalt, und sie nutzt den primitiven Kern des Unbewußten aus. Beide stimmen mit der Vernichtung der vermittelnden Instanz sich aufeinander ab; die triumphalen archaischen Regungen, der Sieg des Es über das Ich, harmonieren mit dem Triumph der Gesellschaft über den einzelnen. Die Psychoanalyse in ihrer authentischen und geschichtlich bereits überholten Gestalt gewinnt ihre Wahrheit als Bericht von den Mächten der Zerstörung, die inmitten des zerstörenden Allgemeinen im Besonderen wuchern. Unwahr an ihr bleibt, was sie doch selber dem geschichtlichen Zug abgelernt hat, ihr Totalitätsanspruch, der entgegen den Versicherungen des früheren Freud, die Analyse wolle einzig dem bereits Bekannten etwas hinzufügen, im Diktum des späten gipfelt, daß »auch die Soziologie, die vom Verhalten der Menschen in der Gesellschaft handelt, nichts anderes als angewandte Psychologie sein kann«49. Es gibt oder gab ein Heimatbereich des Psychoanalytischen von spezifischer Evidenz; je weiter sie davon sich entfernt, um so mehr droht ihren Thesen die Alternative der Verflachung oder des Wahnsystems. Wenn einer sich verspricht und ein Wort sexueller Färbung herauskommt; wenn einer Platzangst hat oder wenn ein Mädchen schlafwandelt, dann hat die Analyse nicht nur ihre besten therapeutischen Chancen, sondern auch ihren angemessenen Gegenstand, das relativ selbständige, monadologische Individuum als Schauplatz des unbewußten Konflikts zwischen Triebregung und Verbot. Je weiter sie von dieser Zone sich entfernt, desto diktatorischer muß sie umspringen, desto mehr muß sie, was der Realität angehört, ins Schattenreich der psychischen Immanenz hineinreißen. Ihre Illusion dabei ist gar nicht unähnlich der von der »Allmacht der Gedanken«, die sie selbst als infantil kritisierte. Schuld daran trägt nicht etwa, daß das Ich dem Es gegenüber, auf das sie mit Recht sich konzentrierte, solange sie noch ihren adäquaten Gegenstand hatte, eine selbständige zweite Quelle des Psychischen wäre, sondern daß es im Guten wie im Schlechten gegenüber der puren Unmittelbarkeit der Triebregungen sich verselbständigt hat, wodurch übrigens die Domäne der Psychoanalyse, jene Konfliktzone, erst zustande kam. Das Ich, als entsprungenes, ist ein Stück Trieb und zugleich ein anderes. Das kann die psychoanalytische Logik nicht denken und muß alles auf den Nenner dessen bringen, was das Ich einmal war. Indem sie die Differenzierung, die Ich heißt, revoziert, wird sie selber, was sie am letzten wollte: ein Stück Regression. Denn das Wesen ist nicht das abstrakt Wiederholte, sondern das Allgemeine als Unterschiedenes. Das Humane bildet sich als Sinn für die Differenz überhaupt an deren mächtigster Erfahrung, der von den Geschlechtern. Psychoanalyse scheint in der Nivellierung alles dessen, was ihr unbewußt heißt, und schließlich alles Menschlichen, einem Mechanismus vom Typus der Homosexualität zu unterliegen: nichts sehen, was anders ist. So zeigen Homosexuelle eine Art Farbenblindheit der Erfahrung, die Unfähigkeit zur Erkenntnis von Individuiertem; ihnen sind alle Frauen im doppelten Sinne »gleich«. Dies Schema: die Unfähigkeit, zu lieben – denn Lieben meint unauflöslich das Allgemeine im Besonderen – ist der Grund der von den Revisionisten viel zu oberflächlich attackierten analytischen Kälte, die sich amalgamiert mit einer Aggressionstendenz, welche die wahre Triebrichtung verbergen soll. Nicht erst in ihrer Verfallsform auf dem Markt, schon im Ursprung paßt die Psychoanalyse in die herrschende Verdinglichung. Wenn ein berühmter analytischer Pädagoge den Grundsatz aufstellt, man müsse asozialen und schizoiden Kindern versichern, wie gern man sie habe, so verhöhnt der Anspruch, ein abstoßend aggressives Kind zu lieben, alles, wofür die Analyse stand; gerade Freud hatte einmal das Gebot der unterschiedslosen Menschenliebe verworfen50. Sie paart sich mit Menschenverachtung: darum taugt sie so gut zur Branche des Seelenhelfers. Sie tendiert ihrem Prinzip nach dazu, die spontanen Regungen, die sie freisetzt, einzufangen und zu kontrollieren: das Unterschiedslose, der Begriff, unter den sie die Abweichungen subsumiert, ist allemal zugleich ein Stück Beherrschung. Die Technik, welche konzipiert war, um den Trieb von seiner bürgerlichen Zurichtung zu heilen, richtet ihn durch seine Emanzipation selber zu. Sie trainiert: die Menschen, die sie ermutigt, sich zu ihrem Trieb zu bekennen, als nützliche Mitglieder des destruktiven Ganzen.

 

1955

 
Fußnoten

 

1 Vgl. Talcott Parsons, Psychoanalysis and the Social Structure, in: The Psychoanalytic Quarterly, Vol. XIX, 1950, No. 3, S. 371ff.

 

2 Vgl. a.a.O., S. 372.

 

3 Vgl. a.a.O., S. 375.

 

4 a.a.O., S. 376.

 

5 Die empirische Soziologie hat daraus die »Personalisierung« hergeleitet, die Neigung, objektiv verursachte gesellschaftliche Vorgänge sich als Handlungen guter oder schlechter Personen zurechtzulegen, mit deren Namen die öffentlichen Informationsmittel jene Vorgänge assoziieren. (Vgl. Theodor W. Adorno u.a., The Authoritarian Personality, New York 1950, S. 663ff.)

 

6 Vgl. Talcott Parsons, a.a.O., S. 373.

 

7 Vgl. a.a.O.

 

8 Vgl. a.a.O., S. 374.

 

9 Vgl. Max Weber, Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie, in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1922, S. 412.

 

10 Vgl. Talcott Parsons, a.a.O., S. 374.

 

11 Vgl. Max Weber, Die Objektivität sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, a.a.O., S. 190ff.

 

12 Talcott Parsons, a.a.O., S. 376.

 

13 Vgl. a.a.O.

 

14 Vgl. a.a.O.

 

15 »Noch heute bedürfen die Massenindividuen der Vorspiegelung, daß sie in gleicher und gerechter Weise vom Führer geliebt werden, aber der Führer selbst braucht niemand anderen zu lieben, er darf von [?] Herrennatur sein, absolut narzißtisch, aber selbstsicher und selbständig.« (Sigmund Freud, Gesammelte Werke, Bd. 13, London 1940, Massenpsychologie und Ich-Analyse, S. 138.)

 

16 Vgl. Heinz Hartmann, The Application of Psychoanalytic Concepts to Social Science, in: The Psychoanalytic Quarterly, Vol. XIX, 1950, No. 3, S. 385.

 

17 »Die Realitätsprüfung werden wir als eine der großen Institutionen des Ichs neben die uns bekannt gewordenen Zensuren zwischen den psychischen Systemen hinstellen und erwarten, daß uns die Analyse der narzißtischen Affektionen andere solcher Institutionen aufzudecken verhilft.« (Freud, Gesammelte Werke, Bd. 10, London 1946, Metapsychologische Ergänzung zur Traumlehre, S. 424.)

 

18 Vgl. Theodor W. Adorno, Zum Verhältnis von Psychoanalyse und Gesellschaftstheorie, in: Psyche 6 (1952), S. 17f. [jetzt: Die revidierte Psychoanalyse, GS 8, s. S. 39ff.].

 

19 »Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.« (Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, Aph. 156.)

 

20 Freud, Gesammelte Werke, Bd. 15, London 1944, Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, 31. Vorlesung, S. 86.

 

21 Vgl. Ernest Jones, Rationalization in Every-Day Life, in: Journal of Abnormal Psychology, 1908.

 

22 »Ich kann aber nicht glauben ..., daß uns in dieser Psychosynthese eine neue Aufgabe zuwächst. Wollte ich mir gestatten, aufrichtig und unhöflich zu sein, so würde ich sagen, es handelt sich da um eine gedankenlose Phrase. Ich bescheide mich zu bemerken, daß nur eine inhaltsleere Überdehnung eines Vergleichs, oder ... eine unberechtigte Ausbeutung einer Namensgebung vorliegt ... Das Psychische ist etwas so einzig Besonderes, daß kein vereinzelter Vergleich seine Natur wiedergeben kann ... Der Vergleich mit der chemischen Analyse findet seine Begrenzung darin, daß wir es im Seelenleben mit Strebungen zu tun haben, die einem Zwang zur Vereinheitlichung und Zusammenfassung unterliegen ... Der neurotisch Kranke bringt uns ein zerrissenes, durch Widerstände zerklüftetes Seelenleben entgegen, und während wir daran analysieren, die Widerstände beseitigen, wächst dieses Seelenleben zusammen, fügt die große Einheit, die wir sein Ich heißen, sich alle die Triebregungen ein, die bisher von ihm abgespalten und abseits gebunden waren. So vollzieht sich bei dem analytisch Behandelten die Psychosynthese ohne unser Eingreifen, automatisch und unausweichlich ... Es ist nicht wahr, daß etwas in dem Kranken in seine Bestandteile zerlegt ist, was nun ruhig darauf wartet, bis wir es irgendwie zusammenzetzen.« (Freud, Gesammelte Werke, Bd. 12, London 1947, Wege der psychoanalytischen Therapie, S. 185f.)

 

23 Vgl. Walter Benjamin, Zum gegenwärtigen gesellschaftlichen Standort des französischen Schriftstellers, in: Zeitschrift für Sozialforschung 3 (1934), S. 66.

 

24 Vgl. Freud, Gesammelte Werke, Bd. 15, a.a.O., S. 63 und 81.

 

25 Vgl. Freud, Gesammelte Werke, Bd. 7, London 1941, Die »kulturelle« Sexualmoral und die moderne Sexualität, S. 143ff.

 

26 Vgl. Freud, Gesammelte Werke, Bd. 13, a.a.O., Kurzer Abriß der Psychoanalyse, S. 420 und passim.

 

27 Vgl. William Buchanan and Hadley Cantril, How Nations See Each Other, Urbana 1953, S. 57.

 

28 Vgl. Erich Fromm, Zum Gefühl der Ohnmacht, in: Zeitschrift für Sozialforschung 6 (1937), S. 95ff.

 

29 Vgl. Heinz Hartmann, a.a.O., S. 388.

 

30 Anna Freud, Das Ich und die Abwehrmechanismen, London 1946, S. 36f.

 

31 Vgl. Sigmund Freud, Gesammelte Werke, Bd. 1, London 1952, Zur Psychotherapie der Hysterie, S. 269.

 

32 Anna Freud, a.a.O., S. 52.

 

33 a.a.O.

 

34 Vgl. Sigmund Freud, Gesammelte Werke, Bd. 14, London 1948, Hemmung, Symptom und Angst, S. 196, und Anna Freud, a.a.O., S. 51.

 

35 Anna Freud, a.a.O., S. 125ff.

 

36 Zur psychoanalytischen Kontroverse über die Musik vgl. insbesondere Heinrich Racker, Contribution to Psychoanalysis of Music, in: American Imago, Vol. VIII, No. 2 (June 1951), S. 129ff., insbesondere S. 157.

 

37 Anna Freud, a.a.O., S. 167.

 

38 a.a.O., S. 182.

 

39 a.a.O., S. 183f.

 

40 a.a.O., S. 184f.

 

41 a.a.O., S. 185.

 

42 a.a.O., S. 186.

 

43 a.a.O., S. 185f.

 

44 a.a.O., S. 187.

 

45 a.a.O., S. 187, Fußnote.

 

46 »Die Situation der Abwehr aus Angst vor der Triebstärke ist die einzige, in der der Analytiker seine Versprechungen nicht halten kann. Dieser ernsthafteste Kampf des Ichs gegen die Überschwemmung vom Es her, wie etwa beim psychotischen Schub, ist vor allem eine quantitative Angelegenheit. Das Ich verlangt zu seiner Hilfe in diesem Kampf nur nach Stärkung. Wo die Analyse sie ihm durch Bewußtmachung unbewußter Es-Inhalte geben kann, wirkt sie auch hier als Therapie. Wo die Analyse aber durch Bewußtmachung der unbewußten Ich-Tätigkeiten die Abwehrvorgänge aufdeckt und außer Tätigkeit setzt, wirkt sie als Schwächung des Ichs und befördert den Krankheitsprozeß.« (Anna Freud, a.a.O., S. 76f.) Aber der Theorie zufolge wäre diese »einzige Situation«, die Angst vor der Triebstärke, der Grund jeglicher Abwehr.

 

47 Vgl. Herrmann Nunberg, Ichstärke und Ichschwäche, in: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Bd. 24, 1939.

 

48 Vgl. August B. Hollingshead and Frederick C. Redlich, Social Stratification and Schizophrenia, in: American Sociological Review, Vol. 19, No. 3, S. 302ff.

 

49 Sigmund Freud, Gesammelte Werke, Bd. 15, a.a.O., S. 194.

 

50 »Eine Liebe, die nicht auswählt, scheint uns einen Teil ihres eigenen Werts einzubüßen, indem sie an dem Objekt ein Unrecht tut ... es sind nicht alle Menschen liebenswert.« (Freud, Gesammelte Werke, Bd. 14, a.a.O., Das Unbehagen in der Kultur, S. 461.)

 

 
Gesammelte Werke
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