IV. Realmomente der Abwehr: Wahrheit und Ideologie

 

Die Versuchsteilnehmer, welche die Gesamttendenz der Abwehr gegen den Vorwurf der Schuld zeigen, überlassen sich nur in extremen Fällen der ungezügelten Phantasie. Meist benutzen sie zur Abwehr reale Momente, die sie in den Zusammenhang ihrer Zwecke einschmelzen. Dies Verfahren heißt in der Psychologie »Rationalisierung«. Es wäre aber in der gesellschaftlichen Analyse oberflächlich, wollte man solche Motive lediglich ihrem psychologischen Stellenwert nach einschätzen und ihren sachlichen Gehalt übersehen. Für das Verständnis des gegenwärtigen deutschen Bewußtseins ist es von erheblicher Wichtigkeit festzustellen, welche Momente der Realität zur ideologischen Umformung sich darbieten.

 

1. Propaganda

 

Bei den Realmomenten, auf welche die in Abwehr befindlichen Sprecher, und diese nicht allein, sich berufen, ist vorab an die Rolle der Nazipropaganda zu denken; an die verführende Kraft, die ihr in den Jahren vor der Machtübernahme durch Hitler innewohnte; an den Ausschluß jedes anderen Einflusses unter der Diktatur, bis die Bevölkerung der Goebbelsmaschine geistig völlig ausgeliefert war. Es war ungemein schwer und setzte nicht nur artikulierte politische Kenntnis, sondern auch ein unabhängiges Selbst voraus, dem Druck der Propaganda zu widerstehen. Wenn dieser Tatbestand heute in den Dienst der Abwehr gestellt wird, so wird er darum nicht an sich unwahr.

So sagt z.B. ein 23jähriger Medizinstudent:

 

E.: Erstens meine ich auch, was Herr A. schon sagte, daß die Propaganda sehr viel mitspielt. Denn ich war damals 14 oder 13, da hab ich den Jud-Süß-Film gesehen. Wenn man das sah – wirklich sich das alles abwickelte – konnte man unwillkürlich eine Wut kriegen und kriegte den Eindruck, das müssen schlechte Menschen gewesen sein.

(Protokoll 41, S. 23)

 

Denkt man daran, daß jede Gegenargumentation ausgeschlossen war und daß unter den Bedingungen der gegenwärtigen Kulturindustrie ohnehin sehr viele Menschen zwischen Realität und Propagandainhalten nur noch schwer zu unterscheiden vermögen, so ist die Wahrheit dieser Äußerungen um so einleuchtender, als dieser Student während des Krieges noch ein halbes Kind war. Er hat das Entscheidende der Propagandawirkung, der er ausgesetzt war, bezeichnet, nämlich daß der Harlan-Film nicht etwa bloß mit antisemitischen Thesen operierte, sondern die Schlechtigkeit der Juden unmittelbar optisch und akustisch demonstrierte. Es hat gewiß ein erhebliches Maß an Denkkraft und bewußtem Widerstand dazu gehört, sich der Wirkung dessen zu entziehen, was so plausibel als unmittelbare Evidenz sich gab. Die Propagandakraft jenes Streifens beruhte genau darauf, daß er nicht als Propaganda, sondern als Bild eines Wirklichen auftrat.

Besonders nachdrücklich war selbstverständlich der Effekt der Propaganda, die sich auf die Erfolge bezog, die das Hitlerregime von der Machtübernahme bis zur Wendung des Krieges 1942 davontrug. Der Glaube, daß eine Sache durch ihren Erfolg legitimiert werde, ist allen moralischen Einwänden zum Trotz Gesamtgut der abendländischen Zivilisation. Gerade hier konnte die nationalsozialistische Propaganda an Motive anknüpfen, die keineswegs von Hitler in die Welt gebracht wurden.

 

Sch.: Das wurde doch immer wieder herausgestellt in Druck und Schrift, daß es überhaupt keine andere Regierungsform und Regierung gibt, die so was bewerkstelligen konnte. So war es doch damit.

F.: Nun sagt dieser Amerikaner ja auch noch, daß die Deutschen immer von »Wir« redeten, und daß sie bestrebt wären, sozusagen immer ihr eigenes Volk zu verteidigen. Ja, das tut ja nun vielleicht jede Nation, möchte ich annehmen. Und es ist ja auch immerhin durch die Erfolge ein gewisses Selbstbewußtsein im deutschen Volk geweckt worden. Es ist ja innerpolitisch klar, daß die Leute da eher mitgegangen sind, wo sie Erfolge sehen, sowohl wirtschaftlich als auch außenpolitisch. Das weckt natürlich einen gewissen Idealismus, eine gewisse Begeisterung, gerade bei den jüngeren Leuten. Dazu kam die Wiederherstellung der Wehrhoheit, die gerade die jungen Leute sehr begeistert hat. Der viele zugejubelt haben, die sagten: Gott sei Dank, wir können mal wenigstens unsere eigene Meinung sagen, wir haben was hinter uns stehen. So weit haben die Leute ja nicht gedacht, was hinterher alles kommen würde. Aber durch diese ganze Sache war dann die Regierung so fest in den Sattel gekommen, daß sie tatsächlich keine Widerstandsgruppe im Lande mehr fand.

(Protokoll 42, S. 6f.)

 

Besonders auffällig ist die Wendung, man habe, nach der »Wiederherstellung der Wehrhoheit«, »mal wenigstens unsere eigene Meinung sagen« können. Denn nichts war ja unter der Diktatur unmöglicher, als die eigene Meinung zu sagen, und sonst heben das die Versuchsteilnehmer oft genug hervor. Wenn man abermals der Sprache folgen darf, so liegt eine Art Kompensationsphänomen vor: gerade weil man als Individuum die Meinung nicht mehr sagen durfte, hat man sich an den Glauben gehalten, man könne sie als Kollektiv – nämlich durch den Mund des Diktators – anderen Völkern sagen. Daher die überraschende Wendung.

Ein Primaner schätzt die Propaganda weniger ideologisch ein:

 

A.: Dann wurde das deutsche Volk 12 Jahre hindurch in einer modernen Diktatur bearbeitet. Die Propaganda arbeitete auf Hochtouren, und ich erinnere mich noch an einen Satz, den Josef Goebbels über seine Rede im Sportpalast »Wollt Ihr den totalen Krieg« sagte. Er sagte, er hätte damals die Massen um sich so weit gehabt, daß er sie selbst zum Klettern auf die Bäume um den Sportpalast hätte veranlassen können, wenn er es gewollt hätte. Er hatte keine verantwortungsbewußten, keine urteilsfähigen Deutschen um sich, sondern Menschen, die in einer typischen Massenpsychologie um ihn standen. Nun ist nach dem Krieg hier in Deutschland manches anders geworden. Es ist aber das eine geblieben, und das besteht auch heute noch, nämlich Angst der meisten vor der Politik überhaupt. Wir kennen so viele Altersgenossen, und auch hier in unserem Kreis sind viele, die sagen: Ich werde nie einer politischen Partei oder einer politischen Gruppierung beitreten. Wir können auch sofort feststellen, wenn wir die deutschen Jugendorganisationen betrachten, daß hier nur ein Minimum sich mit politischen Fragen befaßt, und daß hier wirklich eine Aufgabe der Verantwortlichen ist, der politisch Interessierten, das Interesse des deutschen Volkes in seiner Gesamtheit zu erwecken. Gerade gestern abend hat Radio ... im Jugendfunk ein Interview durchgeführt, in dem drei Lehrlinge, ein Student und noch andere über diese Frage befragt wurden, und die allgemeine Antwort war: Wir können doch nichts erreichen, und es ist umsonst, was wir tun.

(Protokoll 27, S. 11ff.)

 

Hier ist die volle Einsicht in den manipulativen Charakter dessen gewonnen, was im allgemeinen unter dem Ausdruck Massenpsychologie verstanden wird. Weiter trifft die Erkenntnis zu, daß an den anthropologischen Bedingungen für diese Massenpsychologie auch durch den Sturz Hitlers nicht allzuviel sich geändert hat.

Weil die Hitlerpropaganda stets den Widerspruch zwischen ihrem Inhalt und den realen Interessen der Massen verdecken mußte, war sie, gleich der gesamten Technik von Agitatoren, wesentlich psychologischer Art, und psychologisch war auch ihre Gewalt. Das scheint zumindest den gebildeteren unserer Versuchsteilnehmer offenbar zu sein, wie es etwa in der folgenden Äußerung gesagt wird:

 

H.: Es liegt über dem Ganzen eine große Tragik, denn das deutsche Volk ist anständig. Es ist weder besser noch schlechter wie andere Völker, aber es hat nun einmal, wirklich verführt von einem Rattenfänger von Hameln, der zunächst sehr gute Gedanken hatte, die ja aber eben aus Gründen des Fehlens des Menschen eben leider nicht in die Tat umgesetzt wurden, dieses deutsche Volk ist dann wissentlich nachher in den Tod gegangen und hat gestanden und gekämpft an der Front und in der Heimat, wie kein anderes Volk.

(Protokoll 71, S. 30f.)

 

Man mag am Vergleich dieser Aussage mit den vorher behandelten erkennen, daß inhaltlich identische Gedanken psychologisch und auch sachlich im Dienst ganz verschiedener Tendenzen stehen können und daher niemals isoliert interpretiert werden dürfen. Auch dieser Sprecher sieht die psychologische Gewalt des Agitators Hitler – daher das Bild des Rattenfängers von Hameln –, aber hier wird es lediglich dazu verwandt, die Verantwortung vom Volk fortzunehmen, das solcher angeblichen Magie ohnmächtig gegenübergestanden habe. Dabei wird nicht nur das Volk selber glorifiziert, sondern auch dem Rattenfänger werden »zunächst gute Gedanken« zugeschrieben. Die Kritik der faschistischen Propagandamethoden selbst wird nicht erreicht.

 

2. Terror

 

Die Nazipropaganda wird als unwiderstehlich beschrieben und ist wahrscheinlich auch in weitem Maße so erfahren worden. Darin mahnt sie unmittelbar an den Terror, in den sie in der Tat überging; mit Recht ist gesagt worden, daß die KZs ebenso denen draußen wie drinnen galten; daß sie als wirksamstes Mittel Allmacht und Allgegenwart des Systems propagierten. Immer wieder findet sich in unseren Protokollen der Hinweis auf die Unmöglichkeit des Widerstandes, manchmal in apologetischem Zusammenhang, manchmal mit Beschämung und Trauer.

Im Munde der Verständigungswilligen erscheint das Motiv von der Ohnmacht mit dem Akzent, daß man gern etwas getan hätte, aber unter dem Terrordruck es nicht vermochte, während die Unmöglichkeit des Widerstandes von den Nationalisten im allgemeinen ganz abstrakt als gegebenes Faktum hingestellt wird, ohne daß sie auch nur den Gedanken des Widerstandes ernsthaft ventilierten.

Charakteristisch für die Art, in der von der großen Masse die Ohnmacht real erfahren wird, ist die folgende Stelle:

 

E.: Man konnte ja nichts dagegen unternehmen. Was wollten Sie denn machen?

(Zwischenruf: Damals standen wir doch schon ...)

Wir wurden mundtot gemacht. Wer den Mund aufgemacht hat, kam ins KZ.

(Zwischenruf: Wir waren eben alle ...)

Aber gut gemacht war doch damit nichts. Ich habe das in der eigenen Familie miterlebt. Da mußte man ganz schön den Schnabel halten, sonst wären wir alle ausgehoben worden.

Vl.: Durch Denunziation in der eigenen Familie?

E.: Nein, nein. Meine Stiefmutter war Jüdin, die haben sie geholt. Die ist nicht mehr wiedergekommen.

Vl.: Wann ist das gewesen? Während des Krieges?

E.: Im Jahre 1943. Mein jüngster Bruder, mein Stiefbruder, der war damals 17 Jahre alt, den haben sie geholt, weil er eben Mischling war.

Vl.: Ja, und von dem haben Sie auch keine Nachricht wieder gehört?

E.: Der hat geschrieben bis zum Schluß. Er war in Monowitz (?) bei Auschwitz, bis die Russen einrückten, und von da an haben wir nichts mehr gehört. Aber wir konnten gar nichts dagegen unternehmen. Hätte einer opponieren sollen, dann war man auch schon weg. Und so war's überall. Daß es dem Einzelnen an der Zivilcourage gefehlt hat, kann man nicht sagen; er hätte nichts damit bezweckt.

(Protokoll 43, S. 6f.)

 

Diese Diskussionsteilnehmerin bleibt nicht bei der Konstatierung der Ohnmacht stehen, sondern kritisiert den beliebten Begriff der »Zivilcourage« mit der berechtigten These, daß unterm totalen Terror jener Begriff seinen Sinn verliert. Die Ohnmacht wird hier nicht zur Entlastung in Anspruch genommen; vielmehr malt sich die Sprecherin die Situation der Oppositionellen aus, mit denen sie sich identifiziert.

Das Motiv der Vergeblichkeit individuellen Handelns heute ist verschmolzen mit dem Hinweis auf den Naziterror in der folgenden Äußerung:

 

D.: Das ist gerade das Traurige; bei Hitler war es ja so, daß wir tatsächlich Schachfiguren waren. Und das Regime war eben so streng, daß wir gar nicht anders konnten. Wir waren ja so gefesselt und geknebelt, denn wenn wir uns irgendwie aufbäumten oder aufbäumen wollten, dann wurden wir entweder ins KZ gesteckt – also würden wir ins KZ gesteckt worden sein – oder je nachdem, wie unsere Schuld im Hitlerschen Sinn gewesen wäre, wären wir vielleicht auch geköpft worden. Also, je nachdem wie groß unsere Schuld gewesen wäre in puncto Auflehnung Hitler gegenüber, hätte man uns entweder ganz kalt gemacht oder eben soundsoviele Jahre ins KZ gesteckt. Und der Amerikaner bzw. ja – der Engländer sagt ja auch – wir hätten uns auflehnen müssen. Ja, wo bleibt denn da der Selbsterhaltungstrieb, denn ungefähr wollen wir mal sagen – ich weiß es nicht genau in Prozenten auszudrücken – aber wenn sich vielleicht alle aufgelehnt hätten, die nicht Hitlerscher Meinung waren, das wäre wohl bestimmt ein großer Teil in Deutschland – dann hätte ja bestimmt ein Viertel oder ein Drittel oder ich weiß nicht wie viele gehängt werden müssen.

(Protokoll 34, S. 29f.)

 

Mit dem Hinweis auf den Selbsterhaltungstrieb ist das Einfachste und Entscheidende über die Situation unter Hitler ausgesprochen. Der Vergleich mit den »Schachfiguren« aber kommt, auf die heutige Situation bezogen, noch ebenso vor wie mit Hinblick auf die Diktatur. Es ist bedeutsam für das Problem der Schuld, daß die Einzelnen nicht nur tatsächlich abhängig sind, sondern auch bereits vorweg sich als abhängige Schachfiguren betrachten, sich mit dieser Situation identifizieren und sie dadurch noch verstärken. Im übrigen klingt am Schluß des Zitats wohl durch, daß, wegen der großen Zahl der Dissentierenden, Widerspruch eben doch vielleicht möglich gewesen wäre. Nur wird das nicht offen ausgesprochen.

Die Identifikation des Individuums mit der gesellschaftlichen Macht, an der hier immerhin virtuell Kritik geübt wird, wird jedoch sonst häufig von unseren Versuchsteilnehmern positiv geltend gemacht, im Sinne der berüchtigten Maxime, daß wir alle in einem Boot sitzen. In einer mit norddeutschen Syndici durchgeführten Sitzung führt ein 48jähriger Jurist aus:

 

M.: ... bis dann im Krieg natürlich hinzukam, daß man nun in einer Notgemeinschaft war und nun überzeugt war, jetzt kannst du eigentlich nicht mehr aus der Reihe brechen, weil ja deine Söhne und deine Väter an der Front stehn und tragen müssen – so daß wir nachher alle in eine Notsache hineinkamen, aus der wir nicht wieder herauskonnten.

(Protokoll 134, S. 5)

 

Dieses Motiv wird dann bei einigen geradezu zur Verherrlichung der kollektiven Disziplin, welche das vom Einzelnen Begangene deckt. Es ist das die Argumentation, die besonders aus der Ideologie des sogenannten »soldatischen Menschen« geläufig ist, wobei übrigens auffällt, daß zwar viel von der Unverletzlichkeit des Eides gesprochen wird, kaum je aber die Frage aufgeworfen, ob der Eid in Freiheit, aus eigener Verantwortung des Individuums oder selber unter Terrordruck geschworen wurde.

So bekennt ein 54jähriger arbeitsloser Hilfsarbeiter:

 

H.: Das ist eben die Frage: Wie weit kann ich einem Befehl folgen aus innerer Disziplin und innerer Notwendigkeit, und wie weit kann ich ihm nicht folgen. Für mich ist ein Befehl auch etwas Großes. Ich denke in diesem Sinne soldatisch. Für mich ist der Befehl als wichtig und etwas Ernstes zu nehmen, für mich ist Befehl keine Frage des Kadavergehorsams.

(Protokoll 48, S. 9)

 

Die Unterscheidung zwischen dem Kadavergehorsam und der Innerlichkeit, die den Befehl sich zu eigen macht, ist fragwürdig, wenn der Inhalt des Befehls derart ist, daß es des Kadavergehorsams bedarf, um ihn auszuführen. Der Sprecher möchte einerseits durch den Hinweis auf den Befehl die Verantwortung abschieben, andererseits aber auch sich vom Vorwurf des blinden Gehorsams befreien und bemerkt dabei nicht, daß er zwischen zwei kontradiktorisch einander gegenüberstehenden Thesen sich selber fängt. Im übrigen ist hier ein Mechanismus im Spiel, auf den Nietzsche in »Menschliches Allzumenschliches« hingewiesen hat16. Der Tyrann kann sich dadurch von seinen Greueltaten distanzieren, daß er sie nicht selber verübt, sie kaum je selber zu sehen braucht, sondern sie seinen Sbirren überläßt, während diese sich lediglich als Vollzugsorgan des Befehls fühlen und um ihr eigenes Leben zittern, wenn sie nicht gehorchen: so kommen alle Beteiligten mit gutem Gewissen davon.

In einer mehrfach zitierten Sitzung mit arbeitslosen Frauen, in der die Tendenz obwaltet, die Schuld den Männern aufzubürden und die Frauen zu entlasten, wird eine besonders schauerliche Episode durch den Gedanken an die Disziplin fortgewischt, ohne daß die Legitimation der Disziplin selber in Frage gezogen würde. Die betreffende Diskussionsstelle sei hier wiedergegeben:

B.: Als mein Mann Urlaub bekam, das hat er mir gesagt, in Krakau oder irgendwo – ich weiß nicht, wo er war – da wurden jüdische Frauen erschossen mit dem Säugling auf dem Arm. Da hab ich ihm gesagt: Und das willst du mir erzählen, daß das wahr ist? Da sagte er: Ich habe das selber gesehen. Das wollte ich meinem eigenen Mann nicht glauben, daß deutsche Soldaten es fertigkriegen, Frauen mit Kindern zu erschießen. Dann waren wir in einem Lokal, und da traf mein Mann dann einen Kameraden, und da sagte ihm mein Mann: Erzähl du das mal meiner Frau, mir nimmt sie das nicht ab. Ich habe das nicht glauben wollen, daß deutsche Soldaten Frauen erschießen, die ein Kind auf dem Arm haben. Ich habe nicht – trotzdem es mir zwei gesagt haben – mein eigener Mann hat es mir gesagt, ich habe das nicht glauben wollen. Da hat man gesagt: Die haben irgendein Verbrechen begangen, vielleicht einen Deutschen getötet oder sonstwas. Darum ist sie erschossen worden.

D.: Ich möchte dazu sagen, daß den deutschen Soldaten, die das ausgeführt haben oder ausführen mußten, daß denen von Hitler also von oben irgendwie oder von den Generälen, da irgendwie Märchen erzählt wurden und von den Verbrechen, die diese Frauen gemacht haben, jedenfalls daß ihnen etwas erzählt wurde, damit sie die Wut oder den Haß oder was haben, diese Frauen zu erschießen, damit sie den Mut, oder wie man da sagen kann, dazu aufbringen, diese Frauen umzubringen. Es mußte ihnen irgend ein Verbrechen erzählt worden sein.

H.: Sie mußten einfach ihrem militärischen Befehl gehorchen. Ihre persönliche Einstellung zu den Menschen und ihre persönliche Roheit hatten gar keine Bedeutung.

Vl.: Ja, aber sehen Sie, dieses Problem, das Sie eben anschneiden. Sie sagen eben das einfach Gehorchen, das führt doch immer wieder zu dem Punkt zurück, von dem wir ausgegangen sind: Soll der Gehorsam so weit gehen, daß man von uns eben auch Verbrechen verlangen kann?

D.: Nein. Man darf nicht glauben, daß den Soldaten dann einfach erzählt wurde, die Frau hat das und das Verbrechen begangen, also einfach vorgelogen wurde, um den Soldaten den Mut auch zu geben, diese Frau umzubringen.

A.: Den Soldaten haben sie gar nichts erzählt. Den Soldaten haben sie erzählt: Die wird erschossen und fertig. Die durften sich doch nicht dagegen auflehnen. Ein Soldat muß ja auch gehorchen. Wo soll denn das hinführen, wenn ein Soldat tut, was er will ...

(Zuruf: Ja sicher!)

In Kriegszeiten? Ein Soldat, der muß gehorchen. Das tun die andern Nationen ja auch. Die schießen uns ja auch tot, die gehorchen auch einem Befehl von ihren ...

(Protokoll 34, S. 35f.)

 

Manches der Diskussionsstelle verdient nähere Behandlung. Zunächst ist offenbar das Motiv der angeblichen Schuld der mit ihren Säuglingen erschossenen jüdischen Frauen erst nachträglich in dem Gespräch zwischen der Sprecherin und den deutschen Soldaten aufgekommen – sei es, daß die Soldaten, als sie ihren Schrecken bemerkten, sich schützen wollten, sei es, daß sie auf einem solchen Motiv um ihres eigenen Seelenfriedens willen insistierte. Nach diesem Schema muß durchweg der Ermordete schuldig gewesen sein. Das Kraftlose dieser Schuldlegende wird auch sofort bemerkt, aber die Geschichte so gewandt, als habe man den Soldaten etwas von der Schuld der Opfer erzählt, um sie dadurch in Wut zu bringen – eine kaum plausiblere Unterstellung, da ja im allgemeinen bei Befehlen an Soldaten keine Rücksicht darauf genommen wird, ob sie zum Töten in der rechten Stimmung sind. Das wird dann auch im weiteren Gang der Diskussion eingewandt, aber nun hat die Erörterung, ob die Soldaten blind gehorchen müssen oder man ihnen ihr Handeln zu begründen habe, von dem Nervenpunkt, der Ermordung der Frauen, abgelenkt. Am Schluß resultiert das Ganze in einem Abwehrgestus: nachdem einmal etabliert ist, daß Soldaten einfach gehorchen müssen, wird dazu übergegangen, die anderen Soldaten hätten das ja auch tun müssen: »die schießen uns ja auch tot«.

 

3. Verallgemeinerungen

 

Um jene Verbindung von Wahrheit und Unwahrheit, von der die Abwehr zehrt, wenigstens einigermaßen transparent zu machen, ist einem Mechanismus Rechnung zu tragen, auf den die Betrachtung wiederholt stieß: bewußter oder unbewußter Mißbrauch der Wahrheit selber als Ideologie. Motive, denen als solchen Recht zukommt, treten in Zusammenhänge, in denen ihr Wahrheitsgehalt einzig noch die Funktion hat, von begangenem Unrecht abzulenken, Schuld in Unschuld zu nivellieren, und von einem vorgeblich höheren Standpunkt her, der das Subjekt aus seiner tatsächlichen Situation herausnimmt, es von jeglicher bestimmten Verantwortung zu entbinden. Innerhalb der gesellschaftlichen Verflechtung gibt es kaum ein Argument, das nicht, derart herausgebrochen und isoliert, für solche Zwecke verwendbar wäre, wie es denn überhaupt keinen Gedanken gibt, und wäre er an sich noch so wahr, der nicht, hypostasiert und der lebendigen Erfahrung entzogen, in Wahn und Lüge übergehen könnte. Die Bedeutung der Verwendung der Wahrheit als Ideologie sowohl für die apologetische Technik wie für die Triebökonomie des Einzelnen kann kaum überschätzt werden. Die subtilen Übergänge von wahren Prämissen zu falschen Konklusionen entziehen sich in der Eile des Gesprächs nur allzu leicht dem Gegenargument, die partielle Wahrheit eines Arguments wirbt Vertrauen auch für den Rest und für den wie sehr auch fragwürdigen Zweck. Psychologisch aber hilft die Wahrheit als Ideologie zum guten Gewissen. Man ist der Unannehmlichkeit der Lüge enthoben, die zu Konflikten mit dem Über-Ich führt, oder vielmehr es ist leicht, das Unbehagen an der Lüge zu verdrängen, wenn man die Lüge sich selbst so plausibel machen kann, daß es der Anstrengung des Begriffs bedarf, sie aufzudecken. Der einfache Sprachgebrauch hält für das Phänomen den Begriff der Verlogenheit bereit. Das Material der Gruppenstudie ist reich an Beispielen zu ihrer Phänomenologie.

Man weiß, welche Rolle im totalitären Denken allgemein das Klischee, die erstarrte und darum falsche Verallgemeinerung spielt. Immer wieder ist die Analyse darauf gestoßen. Der Antisemitismus, der eine Reihe negativ besetzter Stereotype ohne Ansehen der Person auf eine gesamte Gruppe überträgt, ist ohne das Verfahren der falschen Verallgemeinerung nicht zu denken; noch heute legt dafür der kollektive Singular für fremde Völker, der Russe, der Amerikaner, der Franzose, Zeugnis ab, der aus dem Kommiß in die alltägliche Rede eindrang. Der Zusammenbruch des Faschismus als eines Systems falscher Verallgemeinerungen hat viele gegen diesen usus hellhörig gemacht – sobald es um sie selber geht. Es scheint ein Gesetz der gegenwärtigen Sozialpsychologie zu sein, daß überall das am meisten erbittert, was man selber praktiziert hat. Die unbewußten Motive, nächstverwandt dem Projektionsmechanismus, mögen hier unerörtert bleiben; es genügt der Hinweis, daß man, sobald man gegen falsche Verallgemeinerungen sich ausspricht, es leicht hat, vom Nationalsozialismus sich zu distanzieren, dann aber auch, nachdem einem das ohne große Unkosten gelungen ist, sich selber ins Recht, den Verfolger von gestern in die Lage des Opfers von heute zu bringen, wie es etwa in dem »Fragebogen« des Herrn von Salomon praktiziert wird17.

Während man mit größter Unbefangenheit über fremde Völker verallgemeinert, wird jede Kritik an deutschen Vorgängen entkräftet durch den Hinweis darauf, es handele sich um falsche Verallgemeinerungen. Der Grundreiz war so konstruiert, daß die Kritik äußerst vorsichtig und unter sorgfältigster Vermeidung oder Einschränkung von kollektiven Urteilen vorgebracht wurde18. Trotzdem aber wird er von manchen Diskussionsteilnehmern um seiner angeblichen Verallgemeinerung willen beanstandet, und mittelbar werden so die Vorwürfe des Colburn-Briefes bestätigt, indem der Effekt auf genau die Verhaltensweisen hinausläuft, die in dem Brief bezeichnet sind. Das zugrundeliegende Schema ist: »Colburn wirft uns vor, daß wir das Bewußtsein der Schuld von uns abwehren wollen, das ist eine falsche Verallgemeinerung, so sind wir nicht alle«; aber daraus wird dann unmerklich übergegangen zur Leugnung des Begangenen selber, also eben der Vorgänge, auf die jenes Bewußtsein sich beziehen müßte, dessen Absenz man bestreitet.

Sehr bezeichnend ist die Rede eines 45jährigen Kaufmanns:

 

I.: Ich glaube, eines muß man einem solchen Briefschreiber zugute halten: Er hat sich erst einmal bemüht, sich in ein fremdes Land und in die Auffassungen dieses Landes hineinzuvertiefen und das vielleicht auch – man müßte ja auch den Jahrgang dieses Briefes kennen. Ich glaube, es würden auch wir hauptsächlich denselben Fehler machen, im Ausland nach einem flüchtigen Überblick zu leicht die Dinge verallgemeinern zu wollen, und insofern darf man ihm vielleicht nicht den Vorwurf machen, aber die Tatsache, die auch schon die Herren vor mir geäußert haben, daß hier mit gewissen Verallgemeinerungen Sachen falsch betrachtet wurden, dieser Auffassung möchte ich mich eigentlich auch anschließen. Die Beurteilung der einzelnen Personen ist ja und kann ja in gar keinem Lande sehr unterschiedlich sein; denn es gibt ja in jedem Land von der schlechtesten bis zur besten Qualität des Charakters und der Neigung, der Fähigkeit und Begabung, alle diese Typen. In welchem Prozentsatz und welcher Mischung sie aktiv zum Tragen kommen und damit das Gesicht des Landes prägen, das ist vielleicht die entscheidende Frage für das Land. Aber da kommen wir dann auch zu der Feststellung, daß die Menschen im allgemeinen gar nicht so außerordentlich unterschiedlich sind, wenn man einen großen Kreis, also die Bevölkerung eines Landes als solches einbezieht. In der politischen Einsicht und in der politischen Beurteilung hat er wohl nach unserer Auffassung die meisten Fehler gemacht und sehr vieles dabei außer acht gelassen. Wenn man z.B. mit englischen Kaufleuten über Politik spricht, auch über die Politik Hitlers, dann stellt man fest, daß man sich mit ihnen genau so objektiv und ruhig unterhalten kann, wie mit irgendeinem anderen Menschen, den wir unter uns für vernünftig erklären wollen. Ich spreche hier nur von Engländern, weil es ein englischer Sergeant ist. Seine Kritik an dem Trotz und der kollektiven Abwehr aller schlechten Eigenschaften, die ist doch wohl ganz zwangsläufig eine Reaktion auf die Fehler der Verallgemeinerung der deutschen Kriegsschuld und dadurch ist es einfach die Abwehr dessen, was man nun an Unrecht über uns, auf uns gehäuft hat, nachdem wir vorher wahrscheinlich auch außerordentlich viel Unrecht gebracht haben. Die Verallgemeinerung, daß die Deutschen vielleicht allzu leicht geneigt sind, einem starken Mann nachzulaufen, wie eine Hammelherde, die – glaube ich – ist so abwegig, daß man sie kaum zu diskutieren braucht; das ist meine persönliche Meinung zu der Sache.

(Protokoll 133, S. 3f.)

 

An entscheidender Stelle liegt eine Äquivokation vor: der Redner spricht von der »Abwehr dessen, was man nun an Unrecht über uns, auf uns gehäuft hat«, wobei unklar bleibt, ob er an ungerechte Vorwürfe denkt oder an Unrecht, das man den Deutschen selbst angetan hat. Im Sinne der vorhergehenden Kritik falscher Verallgemeinerungen geht der Gedanke wohl auf Urteile über die Deutschen; durch den Nachsatz aber: »nachdem wir vorher wahrscheinlich auch außerordentlich viel Unrecht gebracht haben«, wird in die Sphäre des realen Unrechts und des Ausgleichs der Schuldkonten hinübergewechselt. Am Schluß wird dann einfach apologetisch die deutsche Neigung für starke Männer bestritten. »Man braucht sie kaum zu diskutieren«, wie alles Peinliche; aber Vorsicht oder schlechtes Gewissen veranlassen den Versuchsteilnehmer zu dem Zusatz: »das ist meine persönliche Meinung zu der Sache«.

Besonders unbeliebt ist bei unseren Sprechern das Stereotyp »des« Deutschen. Sobald sie es wittern, verwandeln sich viele in skeptische Nominalisten. So sagt ein Korpsstudent:

 

E.: Ich wollte sagen, der Begriff »der Deutsche« ist sehr schwer ... also ... man wirft einfach mit dem Ausdruck rum. Ich habe zweieinhalb Jahre in der Schweiz studiert und habe viele Ausländer kennengelernt und auch so mir mal überlegt: Was ist eigentlich der Deutsche? Wie weit unterscheidet er sich wirklich von anderen Menschen. Und wir haben nun – wir leben unter ganz anderen Bedingungen wie in Amerika, und gewisse rassische Voraussetzungen sind da, aber so groß wie die Unterschiede, wie man sie vielleicht heute macht, habe ich nicht den Eindruck. Wir sind eben unter anderen Bedingungen aufgewachsen, daß aber der deutsche Mensch ein so großer Unterschied ist zwischen einem amerikanischen Menschen oder Schweizer Menschen oder englischen Menschen habe ich nicht den Eindruck.

(Protokoll 41, S. 10f.)

 

Es läßt sich nicht verkennen, daß hier eine Tendenz besteht, das Gegenteil der Stereotypie, die Betonung der Unterschiede so weit zu treiben, daß Relativismus herauskommt; daß also gerade wegen der unendlich weitgehenden, dann freilich wieder eingeschränkten Unterschiede es unmöglich sein soll, den einen Menschen mit dem gleichen Maßstab wie den anderen zu messen. Das positiv gefärbte Stereotyp dagegen, gewissermaßen die platonische Idee, ist von diesem Relativismus ausgenommen; es wird zwar bestritten, daß es »den Deutschen« gebe, aber der »deutsche Mensch« wird kritiklos zitiert.

Gegen den verbreiteten oder wiederauflebenden Antisemitismus wird in erster Linie geltend gemacht, daß man nicht verallgemeinern dürfe. In der Tat ist die Stereotypie, die Verselbständigung des Urteils gegenüber der Erfahrung, die es trägt, eines der Kernstücke des Antisemitismus, und jegliche Selbstbesinnung verlangt, davon sich abzugrenzen. Andererseits zeigt sich auch hier, daß die Kritik des Prinzips der Verallgemeinerung selbst in weitem Maße im Dienste der Abwehr steht. Von diesem psychologischen Hintergrund läßt sich auch bei kritischen Äußerungen gegen Verallgemeinerungen noch einiges erkennen; nämlich die Neigung, im Namen solcher Kritik nach dem bekannten Schema zwei Klassen von Juden zu konstruieren und die eine dann doch wieder stereotyp zu verurteilen. Ein Argument wie das gegen die Verallgemeinerung, das sich ja nicht nur gegen das Stereotyp, sondern auch gegen jeden über das unmittelbar Tatsächliche sich erhebenden Gedanken wenden kann, hat als solches keinen eindeutigen Inhalt und kann die verschiedensten Funktionen übernehmen, je nach dem Zusammenhang, in dem es erscheint. Es sind keineswegs bloß judenfreundliche Gruppen, in denen gegen antisemitische Verallgemeinerungen gesprochen wird. So heißt es in einer Sitzung der Christlichen Arbeiterjugend:

 

E.: Ich glaube, daß hier grundsätzlich ein Fehler gemacht wird, indem von den Juden gesprochen wird, d.h. also, daß man ganz grob verallgemeinert. Ich habe mit Juden auch Erfahrungen und ich muß sagen, daß es unter den Juden zwar Schwarzhändler gibt, aber auch sehr anständige Menschen.

Vl.: Das bestätigt auch Herr M. jetzt.

E.: Und ich habe die Erfahrung gemacht, daß sich am Schwarzhandel nicht nur die Juden beteiligt haben, sondern ebenso sogar mehr reinrassige Arier.

(Protokoll 96, S. 2f.)

 

Daran schließt sich bequem an, daß zwar viele Deutsche »mitgemacht hätten«, daß aber eben doch »Ausländer und Juden« eine besondere Rolle gespielt hätten.

Wenn Colburn seinerseits sich gegen Generalisierungen wendet, findet er keineswegs Sympathien. In seinem Brief kam ein Satz vor des Inhalts, die Hetze gegen die DPs sei darum ungerechtfertigt, weil vor der Währungsreform jeder, der es konnte, sich am Schieben beteiligt hätte. Das gibt den Diskussionsteilnehmern einer Gruppe von Einwohnern eines bayerischen Dorfes Anlaß zu wilden Rechenexempeln, die in einer antisemitischen Invektive enden:

 

G.: Dann möchten wir nochmal auf den Brief zurückkommen, dann heißt's doch da, die Juden schreiben doch, jeder Deutsche hat geschoben. Ich glaube, daß die Juden noch mehr geschoben haben als wir. Das weiß da bestimmt jeder Deutsche heute, darf ich mal sagen, daß nur 1/10 Deutsche geschoben haben und 9/10 haben bestimmt nicht geschoben.

J.: Ja, das glaube ich auch. Das waren ... bei den Juden war nicht 1% dabei, die nicht geschoben haben, weil die doch alle geschoben haben.

L.: Man darf unter Schieben nicht verstehen, ich meine, wenn sich einer, irgendeiner was besorgt hat, das er unbedingt notwendig braucht hat ... Wollen wir so sagen, der andere, der Schieber, der will sich bereichern, während der andere, der will nur leben.

(Protokoll 13, S. 12f.)

 

Die Wendung, »die Juden schreiben doch«, ist dunkel. Offenbar wird der Colburn-Brief auf jüdische Quellen zurückgeführt. Evident ist das klischeehafte Denken an der Sprachfigur: »bei den Juden war nicht 1% dabei, die nicht geschoben haben, weil die doch alle geschoben haben«. Der Begründungssatz ist völlig untauglich, die Funktion zu erfüllen, die ihm der Sprecher aufbürdet, einmal weil das Prädikat »die haben geschoben« mit dem zu Beweisenden, daß sie nämlich geschoben hätten, identisch ist, dann aber auch, weil sein eigener totaler Inhalt der, sei's auch in noch so geringem Grade, eingeschränkten These widerspricht. Unter der logischen Fehlkonstruktion liegt: man kann nicht einmal von einer noch so kleinen jüdischen Minorität sagen, sie habe nicht geschoben, weil es im Begriff »des« Juden – wie ihn das Stereotyp vermittelt – liegen soll, zu schieben. Am Schluß dann eine willkürliche Hilfskonstruktion: da man schon gar nicht bestreiten kann, daß auch Deutsche geschoben haben, wird ganz willkürlich, und ohne daß auch nur eine Möglichkeit des Unterscheidens absehbar wäre, diesen zugute gehalten, sie wollten »nur leben«, während die Juden »sich bereichern« wollen.

Selbst in der sehr verständnisbereiten Primanergruppe nimmt die an sich berechtigte Kritik der Verallgemeinerung einen problematischen Akzent an. Die Stelle ist ein Schulfall der Subtilität, mit der wahre Einsichten psychologisch für Zwecke der Abwehr umfunktioniert werden:

 

E.: Ich möchte an meinen Vorredner anknüpfen und sagen, daß man sich doch vor Verallgemeinerungen hüten soll. Das gilt insbesondere für Herrn Colburn sowohl als auch für meinen Vorredner, der die deutsche Wissenschaft zum Beispiel dafür verantwortlich gemacht hat, daß ein Hitler zur Macht kommen konnte. Ich glaube, daß dieses deutsche Problem aus einer ganz anderen Sicht betrachtet werden muß; denn die deutsche Frage ist doch weitaus schwieriger als zum Beispiel die amerikanische Demokratie. Wenn man die Geschichte verfolgt, so ist es weitaus schwieriger, schon rein aus der geographischen Lage Deutschlands bedingt, hier eine klare Entscheidung zu fällen. Und so möchte ich ganz besonders betonen, daß das psychologische Moment dieser Seite auch betont werden muß: wieso es zu allem dem gekommen ist. Wir dürfen nicht aus einzelnen Äußerungen verallgemeinernde Ansichten ableiten. Wenn mein Vorredner von einzelnen Berufsgruppen oder Wissenschaftlern sprach, die hier für etwas verantwortlich gemacht werden, so ist es doch so, daß in Deutschland eben die Frage der Demokratie aus einer ganz anderen Sicht betrachtet werden muß. Wie war denn die Lage nach dem ersten Weltkrieg? Das müssen wir berücksichtigen, und wenn ... daß mein Vorredner hier im Vergleich dazu von Amerika sprach, wenn er sagte: Ja, Amerika ist eine Demokratie, in der so etwas nicht vorkommen könnte, daß eine Diktatur an die Macht kommen könnte. Deshalb keine Verallgemeinerungen und keine ganzen Berufsgruppen oder ganze Völker oder Staaten für etwas verantwortlich machen.

(Protokoll 27, S. 10f.)

 

Die Mahnung, nicht zu verallgemeinern, läuft hier hinaus auf die Forderung, den Nationalsozialismus historisch zu verstehen – und zu verzeihen. Der vermutlich unbewußte Wille, den Übergang nicht abrupt erscheinen zu lassen, veranlaßt den Sprecher, eine lange Passage mehr oder minder inhaltsloser Sätze einzuschieben. Besonders wichtig ist es dem zukünftigen Studenten, durch Protest gegen Verallgemeinerungen »die Wissenschaften« reinzuwaschen.

 

4. Hinweis auf Geschichte

 

Oft freilich erfolgt der Hinweis auf die Geschichte mit bestimmter Absicht; so sagte etwa der schon früher zitierte arbeitslose Hilfsarbeiter:

 

H.: Die Frage, wer hier nun der größte Verbrecher gewesen ist: Es ist so furchtbar billig, wenn man gewonnen oder gesiegt hat, den Unterlegenen als Verbrecher hinzustellen. Das ist etwas, was ich ablehne. Selbstverständlich billige ich nicht, was Hitler zuletzt in seiner Enge, in die ihn die anderen eingekesselt haben, getan hat. Das auf keinen Fall. Aber ich weigere mich, denjenigen nachzulaufen, oder für diejenigen wieder die Kastanien aus dem Feuer zu holen, die nur Dreck auf uns werfen, uns als Verbrecher stempeln und uns für die gesamte Schuld, die aus ganz anderen Dingen herrührt, die viel tiefer gelagert sind, uns nun dafür verantwortlich zu machen.

(Protokoll 48, S. 5)

 

Diese Äußerung ist ein besonders schlagender Beleg für den Mißbrauch der Wahrheit als Ideologie. Denn daß die Ursachen des Nationalsozialismus tiefer gelagert sind als in dem angeblich verbrecherischen Wesen der Nationalsozialisten, trifft gewiß zu. Der vage, abstrakte und unverbindliche Hinweis auf die »tieferen Gründe«, auf die dabei selber keineswegs eingegangen wird, dient jedoch hier dem Zweck, zum Gegenangriff überzugehen. Der Sprecher verfährt dabei so, daß er aus der Anklage gegen Deutschland nun selber eine Schuld, die des »uns mit Dreck Bewerfens«, konstruiert und eine Art Gegenrechnung aufmacht. Bezeichnend ist die Verdrehung, welche das von Hitler Begangene zurückführt auf die »Enge«, in die ihn die anderen »eingekesselt« haben.

Das einmal geäußerte Argument wirkt durch die Sitzung hindurch nach. Viel später sagt ein Diskussionsteilnehmer:

 

Z.: Die Probleme, die die Geschichte aufwirft, werden immer wieder auftreten und sind immer wieder vorgekommen. Wir können aus der Geschichte lernen, daß es immer Kriege gegeben hat. Und es ist meiner Ansicht nach kein Grund ersichtlich, der dazu führen könnte, daß es keinen Krieg mehr geben wird. Genau so, wie der letzte Krieg geführt worden ist, wird es künftig wieder Kriege geben. Und nun ist es eine billige Tatsache, daß die Sieger sich über die Besiegten erheben und ihnen die Schuldmotive unterschieben. Dergleichen Methoden sind eine subjektive Beurteilungsbasis. Wir müssen uns davon freimachen. Wir können gar nicht weiter auf dem subjektiven Standpunkt stehen bleiben, sondern müssen irgendwie zu einer anderen Geschichtsauffassung kommen, die etwa darin ihren Ausdruck findet, daß man sich sagt, die Kriege, die stattgefunden haben, die Probleme, die es zu lösen gilt, sind letzten Endes geschichtlich notwendig, wenn sie aufgetreten sind. Sie sind nicht auf die Schuld irgend eines Einzelnen ...

(Zwischenruf: Sehr richtig!)

... oder auf die Schuld einer Volksgruppe oder einer sonstigen sozialen Gruppe zurückzuführen, sondern sie werden aus der Struktur, die die Bevölkerung nun einmal hat auf der Erde, und auf Grund der Tatsache, daß sie sich dynamisch weiter entwickelt und zusammenfällt.

(a.a.O., S. 33)

 

Die »tieferen Gründe«, auf die hier rekurriert wird, sind denkbar oberflächlich: daß die Erfahrung es lehre, daß es Kriege immer geben müsse und daß darum überhaupt keine spezifische Verantwortung existiere. Die Reflexion auf höchst unverbürgte und selber der faschistischen Ideologie entlehnte allgemeinhistorische und soziologische Gesetze fungiert im Sinne eines Determinismus, der jeden Einzelnen und jede Gruppe freispricht.

Die begründete Ahnung des Einzelnen, historischen Gewalten ausgeliefert zu sein, über die er selber nichts vermag, wird in einen Schicksalsbegriff aufgelöst, der das Individuum zur Passivität verdammt und zugleich entlastet. In einer großstädtischen Frauengruppe sagt eine Teilnehmerin: »Krieg wäre so oder so gekommen«, um im Namen dieser resignierten Feststellung sogleich, unter Benutzung des alten ideologischen Motivs vom Neid des Auslands, die Offensive zu ergreifen:

 

Pf.: Deutschland war ja doch zu fleißig, hat zu viel gearbeitet. Wir waren über die gekommen, und das wollten sie nicht zugeben. Meiner Ansicht nach ist das wahrscheinlich –

L.: Sie haben recht, Frau Pf.

H.: Das spielt, glaube ich, bei allen Kriegen eine Rolle.

W.: Der Meinung bin ich auch, daß er auch so gekommen wäre, der Krieg ... Wir haben zu lange im Frieden gelebt.

Vl.: Sie glauben, die Menschen vertragen es nicht lange, im Frieden zu leben?

W.: Das will ich nicht sagen damit, aber 20 Jahre – wenn es länger gedauert hätte, es wäre doch gekommen, auch ohne Hitler.

Vl.: Auch ohne Hitler? Aus welchem Grund?

W.: Weil es die Menschen wollen. Die wollten doch Krieg haben. 1914 hat es immer geheißen ... 1939 – wann ist der Krieg – 1939, 1938, 1937 hat es doch schon immer gegärt, daß es Krieg gebe. – Die hatten gerüstet, die wollten das doch nochmals ausprobieren!

Pf.: Und jetzt sprechen sie auch wieder vom Krieg.

(Protokoll 43, S. 33f.)

 

Die Vorstellung von der Unvermeidlichkeit des Krieges hat hier etwas Obsessives angenommen. Die Gruppe wiederholt in sturem Zwang immer wieder die gleiche These, ohne über die bloße Behauptung irgend hinauszukommen.

Das Bild kompliziert sich durch die Vermittlung der gängigen Phrase von dem – vorab britischen – Neid auf das emporkommende tüchtige Deutschland und des Gedankens vom Krieg als kapitalistischem Ausweg. Ein Mitglied einer Flüchtlingsgruppe sagt:

 

K.: ... das hat für mich nicht mit Hitler begonnen, das hat für mich nicht mit dem ersten Weltkrieg begonnen. Das liegt im vorigen Jahrhundert, am Ende der Aufteilung der Kolonialwelt, als wir Deutsche uns bemühten, auch dort irgendwo einmal als Kulturvolk etwas Land zu haben, da fing die feindseligste Haltung der Engländer uns gegenüber an. Da wollte man uns in der Welt nicht haben. Es kam dazu, der intelligente aber ebenso fleißige deutsche Arbeiter, wie er in der Welt als der bestgehaßte Mann nachher angesehen wurde. Das trug dazu bei, daß der erste Weltkrieg ausbrach. Und nun ist da die Lawine ins Rollen gekommen und nicht bei Hitler.

(Protokoll 109, S. 33)

 

Ähnlich ein Sprecher einer Nachbarschaftsgruppe:

 

Pf.: ... Was war denn eigentlich bei uns los? Hier war ein Hitler, der angeblich den Krieg angefangen hat. Gewiß, er hat ihn angefangen. Aber warum hat er ihn angefangen? Kaiser Wilhelm hat ja eigentlich als solcher auch den Krieg angefangen. Es ist merkwürdig, daß immer die Deutschen anfangen sollen. Ich bin überzeugt, daß man einfach den Deutschen nicht hochkommen lassen will, daß man eben Gründe sucht und in Adolf Hitler einen Menschen fand, der politisch nicht reif ist, der eben reingefallen ist. Der Krieg wäre sowieso gekommen, ob nun ein paar Jahre früher oder zehn Jahre später. Aber man hätte Deutschland nicht groß werden lassen.

(Protokoll 42, S. 32)

 

Wieder soll es »merkwürdig« sein, daß die Deutschen immer die Kriege anfangen, und diese Regelmäßigkeit dünkt den Sprecher so unglaublich, daß er eine grundlose Denunziation dahinter wittert und dann Zuflucht nimmt zu der freilich noch unglaubhafteren Konstruktion, daß »man« sich Hitler um seiner politischen Unreife willen ausgesucht habe, damit er den Krieg vom Zaun breche, der den späteren Siegern genehm war, eine Phantasie echt paranoiden Stils.

Doch sitzt der Gedanke, daß man das Hochkommen Deutschlands gefürchtet habe, so tief, daß er sich keineswegs auf aggressive Nationalisten beschränkt, sondern auch bei Versuchsteilnehmern vorkommt, die sich um abwägendes Urteil bemühen. So sagt ein Polizeibeamter:

 

W.: Ich glaube also, rein schuldig oder rein unschuldig, das gibt's in diesem Fall nicht. Es gibt nur eine überwiegende Schuld. Meine Meinung ist, daß Deutschland den größeren Teil der Schuld trug, daß der Krieg überhaupt zustande kam. Denn wir haben, soviel ich orientiert bin, durch den Überfall auf Holland usw. ganz einwandfrei Verträge verletzt, die bestanden, haben Neutralitäten zuschanden geritten. Ich glaube auch, das war auch in der Politik Hitlers bewußt gemacht worden. Und daß sich die Welt dagegen empört hat, war ja selbstverständlich. Daß auf der anderen Seite wir auch nicht völlig unschuldig waren, das ist ja auch wieder zu verstehen. Daß wir, nachdem wir den ersten Weltkrieg hinter uns gebracht haben und wirtschaftlich hochgekommen waren, daß wir wieder eine große Konkurrenz bedeuteten – also wieder der Kapitalismus – eine Gefahr bedeuteten, und so ist es doch letzten Endes zu den ganzen Verwicklungen gekommen. Natürlich, wir wollten auch größer werden wieder. Und zwar die Bevölkerungsziffern stiegen an, und wir brauchten Raum, brauchen wir heute noch. Und das wollte uns die Welt eben nicht zugestehen, daß wir diesen Raum bekommen konnten. Und so sind die Schuldfragen wohl verteilt, aber ich glaube, bei uns liegt die größere.

(Protokoll 28, S. 35)

 

5. Pseudosozialistische Stellungnahme

 

In der Sitzung einer Männergruppe aus einem Barackenlager wird eine alte sozialistische Idee über den Zusammenhang von Krieg und Kapitalismus in folgender Form vorgetragen:

 

N.: Und ich glaube selbst, daß der Amerikaner noch vor dem Kriege mit seinem Kapital, ob es nun Opel oder General Motors oder sonst jemand gewesen ist, mit seinem Kapital Deutschland ja erst auf die Füße gebracht hat, daß es so weit kam, daß es imstande war, einen Krieg zu führen, und dann hinterher eben Deutschland als den Kriegsschuldigen auszuspielen, das ist eine ziemlich riskante Sache. Und im allgemeinen ist es ja so: man kann den einzelnen Menschen auch gar nicht dafür verantwortlich machen, was im großen und ganzen in der Weltpolitik geschieht.

(Protokoll 60, S. 4)

 

Die ökonomische Erklärung der Kriege wird hier so mißverstanden, als wären die Kriege Unternehmungen irgendwelcher einflußreicher Firmen. Unterstellt wird eine monströse Intrige einzelner Unternehmer, deren Zweck gewesen sein soll, die Deutschen ins Unrecht zu setzen. Auch das politische Bekenntnis zum Sozialismus schützt nicht vor der paranoiden Struktur des Denkens.

Schließlich sei erwähnt, daß das wahre Wesen jener sozialistisch sich gebärdenden Argumentationsweise zuweilen daran sich enthüllt, daß sie mit antisemitischen Phrasen sich paart; so auch bei demselben Sprecher:

 

N.: Also man muß doch sagen, irgendwie nehmen die, nützen sie die Kräfte, die Völkerkraft aus, um gegeneinander zu spielen. Und ich bin der Überzeugung, ob darüber eine noch viel größere Macht stehen muß, daß es, wie Herr O. eben sagte, das Großkapital ist, was ja oft mit dem Judentum verbunden ist. Herr O. sagte das. Man müßte beinahe daran glauben, daß die eben die Geschicke ebenso lenken, um einen gegen den anderen auszuspielen.

(a.a.O., S. 15)

 

Gegen Ende derselben Sitzung kommt es zu einer wirren Demagogenrede, in der alles durcheinandergerührt ist, was hier vorgelegt ward:

 

B.: Damals hat Herr Gromyko, der stellvertretende Außenminister, gesagt in Rußland: »Der Amerikaner hat den Krieg politisch und wirtschaftlich verloren, indem er Europa besetzt hat.« – Wir unterhalten uns immer nur von einem Problem: Was ist da? – Was ist hier? Über die Hauptgründe haben wir uns überhaupt noch nicht unterhalten und mancher Mensch weiß überhaupt gar nicht, um was es sich dreht in der Welt. Um den wahren Sozialismus dreht es sich hier! Und der heißt Kommunismus! Lenin hat gesagt: »Was ist Kommunismus, und was ist Sozialismus auf der verschönerten Tour des Germanentums, das ist das Wohlergehen des internationalen Proletariats.« Und in diesem Sinne fragen Sie hier irgendeine Nation. Wenn ich heute aus mich herauskomme, das muß zu Protokoll hier gemacht werden, was ich hier sage, nicht daß eine lächerliche Lüge darüber gesetzt wird. In dem Sinne hat der da oben, der über alles regiert, hat mit der goldenen Kugel, er hat sie verkehrt gerollt, durch die Roulette. Und ich sage Ihnen heute: Die meisten der Menschen wissen gar nicht, worum es sich dreht, nämlich um den Sozialismus! Und das Proletariat innen in der ganzen Welt wacht einmal auf und schlägt das Raubtier zu Grunde, das ist das Kapital. Sie werden diesem egoistischen Raubtier die Macht niederstrecken!, indem sie die Gewehre unter sich zusammenfuchteln! Und Herr Lenin – eh Stalin, wie die Demokratie, die gibt es nie, ob in Amerika und sonst wo sie noch drüber zusammenschlagen, wo sie noch sind, ob es Bundesregierung, Bundesverwaltung und sonst was ist! Das Volk hat ihnen den Exempel jetzt gegeben auf die Richtlinien! Wir sind im Moment aufgewacht. Jetzt spricht der Sozialismus und wehe, wenn ihr verkehrt handelt. Dann kommt der feige Sozialismus, der Kommunismus. Wir werden euch jetzt zeigen, was hier gespielt wird. Ihr habt unsere Internationale mit den jungen wie mit den alten Juden verkalfakert. Dieses hört auf. Der gehört nach Palästina. Vor den Internationalen!, wo er hingehört! Und der Sozialismus mit seinem Gewehr bei Fuß wird unter sich international aufräumen und dieses Raubtier zuschanden machen. Daß er sich international versteht, das habe ich hiermit zu begründen.

(a.a.O., S. 95f.)

 

Und dann weiter nach einer Unterbrechung durch den Versuchsleiter:

 

Stalin ist ein Bolschewik! Ein Raubmörder! Der wird von den eigenen Leuten gefressen, wenn es erst einmal losgeht, verstehen Sie? Wenn das Volk erst mal wach wird. Die Völker unter sich, die Nationen werden sich einig werden und werden sagen: So, unser sozialistisches Bestreben wird international aufwachen und diese Pest vertilgen, die uns heute auf die niederste Stufe gestellt hat! Dafür haben wir ja die Hände und Hammer, Sichel, wie die anderen ja gesagt haben. Wenn es da nicht geht, und wenn das nicht geht, haben wir ja noch Äxte, was ist? Und wenn wir einen kriegen, dann werden wir ihn dahin drücken, wo er hingehört. Dann werden wir ihm mit dieser Hand den Schlund zerdrücken, daß er zum Abgrund herunter geworfen wird! – Ja, wir wollen das ja hier nicht so rausziehen, die sollen ja nur diese Sachen, daß sie sich überall verstückeln ... Gucken Sie mal: Warum heute der Amerikaner weint! Kein Mensch der Erde als Nation weint heute. Das ist der Amerikaner, weil er sagt: Diese Flut von oben, die hat sich hundertprozentig gesichert, die überrumpelt uns, und wir, mit ihr alle Deutschen, kommen mit in die Sintflut. Aber aus sich, durch die inneren Revolutionen, die da entstehen, da gibt es den Kampf gegen Kampf, da gibt es einen Brudermord, sagen wir, sind die Überbleibsel alle Sozialisten. Wir bauen uns einen neuen Staat auf. Das ist der sozialistische Staat, und wer gegen diesen Staat sich nochmals vergeht, kommt an den Baum des Lebens, das ist der Galgen. Den bauen wir da hin, und der wird da aufgehängt.

(a.a.O., S. 96ff.)

 

Einzig das Tonband gibt eine zureichende Vorstellung von dieser Rede, die in höchster Erregung, mit einer an Hitler gemahnenden Vehemenz vorgetragen wird. Herr B., ein vierschrötiger Apoplektiker, hatte während der ganzen Sitzung geschwiegen, und erst am Ende brachen seine gestauten Affekte los. Es ist Grund zur Annahme, daß sich unter den Schweigern und Wenigsprechern mehr Teilnehmer seines Typus finden. Daß es sich um einen im klinischen Sinne Paranoischen handelt, daran ist kaum ein Zweifel möglich. Zugleich aber lassen sich aus dem Unsinn einige rationale Motive herausschälen: die Ahnung von ökonomischen Zusammenhängen als Grund des Krieges und die Hoffnung auf den Sozialismus als den einzigen Ausweg aus der Verstrickung. Indem aber mit solchen Motiven der Sprecher hinter die bloßen Tatsachen aufs Wesentliche zu dringen versucht, emanzipieren sich gleichsam die Gedanken von der Kontrolle durch die Erfahrung und laufen Amok. Aus der Ahnung vom Ursprung des Krieges in sozialen Verhältnissen wird die wüste Phantasie von der Verschwörung finsterer Mächte, die es aufs Verderben abgesehen haben; der Traum vom Sozialismus vermischt sich mit wilden Drohungen gegen eben die Juden, an denen diese Drohungen verwirklicht sind, und am Ende bleibt nichts übrig als der nackte Destruktionstrieb. Wahrhaft symbolisch für die ganze Sphäre, in der die Rede zuständig ist, und die immer noch fortschwelt, ist die Definition: »der Baum des Lebens, das ist der Galgen«.

 
Gesammelte Werke
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