Die gängige und akademisch attraktive Unterscheidung des Wissenschaftlichen und Vorwissenschaftlichen, die auch Albert sich zu eigen macht, hält nicht stand. Die stets wieder beobachtete, auch von Positivisten bestätigte Tatsache einer Spaltung ihres Denkens, soweit sie als Wissenschaftler und soweit sie außerwissenschaftlich, aber mit Vernunft reden, legitimiert die Revision jener Dichotomie. Das als vorwissenschaftlich Klassifizierte ist nicht einfach, was durch die von Popper urgierte selbstkritische Arbeit der Wissenschaft noch nicht hindurchgegangen ist oder sie vermeidet. Vielmehr fällt darunter auch alles an Rationalität und Erfahrung, was von den instrumentellen Bestimmungen der Vernunft ausgeschieden wird. Beide Momente sind unabdingbar ineinander. Wissenschaft, welche die vorwissenschaftlichen Impulse nicht verwandelnd in sich aufnimmt, verurteilt sich nicht weniger zur Gleichgültigkeit als die amateurhafte Unverbindlichkeit. Im verrufenen Bereich des Vorwissenschaftlichen versammeln sich die Interessen, welche der Prozeß der Verwissenschaftlichung coupiert, und es sind nicht die unwesentlichen. So gewiß ohne wissenschaftliche Disziplin kein Fortschritt des Bewußtseins wäre, so gewiß paralysiert die Disziplin gleichzeitig die Organe der Erkenntnis. Je mehr Wissenschaft zu dem von Max Weber der Welt prophezeiten Gehäuse erstarrt, desto mehr wird das als vorwissenschaftlich Verfemte zum Refugium von Erkenntnis. Der Widerspruch im Verhältnis des Geistes zur Wissenschaft antwortet auf deren eigenen: Wissenschaft postuliert einen kohärenten immanenten Zusammenhang und ist Moment der Gesellschaft, welche Kohärenz ihr versagt. Entzieht sie sich dieser Antinomie, sei es, indem sie durch wissenssoziologische Relativierung ihren Wahrheitsgehalt durchstreicht, sei es, indem sie ihre Verflochtenheit in die faits sociaux verkennt und sich als Absolutes, sich selbst Genügendes aufwirft, so befriedigt sie sich mit Illusionen, die sie in dem beeinträchtigen, was sie vermöchte. Jene beiden Momente sind zwar disparat, jedoch nicht indifferent gegeneinander; zur Objektivität der Wissenschaft hilft allein Einsicht in die ihr innewohnenden gesellschaftlichen Vermittlungen, während sie keineswegs bloßes Vehikel gesellschaftlicher Verhältnisse und Interessen ist. Ihre Verabsolutierung und ihre Instrumentalisierung, beides Produkte subjektiver Vernunft, ergänzen sich. Indem der Szientismus einseitig sich für das Einheitsmoment von Individuum und Gesellschaft, der logischen Systematik zuliebe, engagiert und das solcher Logik nicht sich einfügende antagonistische Moment zum Epiphänomen entwertet, wird er angesichts zentraler Sachverhalte falsch. Nach vordialektischer Logik kann das Konstitutum nicht Konstituens, das Bedingte nicht Bedingung seiner eigenen Bedingung sein. Die Reflexion auf den Stellenwert gesellschaftlicher Erkenntnis innerhalb des von ihr Erkannten drängt über diese einfache Widerspruchslosigkeit hinaus. Die Nötigung zur Paradoxie, die Wittgenstein unverhohlen aussprach, bezeugt, daß allgemein Widerspruchslosigkeit für konsequentes Denken selbst dort nicht das letzte Wort behalten kann, wo es ihre Norm sanktioniert. Die Überlegenheit Wittgensteins über die Positivisten des Wiener Kreises zeigt daran sich schlagend: der Logiker gewahrt die Grenze von Logik. In ihrem Rahmen war das Verhältnis von Sprache und Welt, wie es Wittgenstein sich darstellte, nicht einstimmig zu behandeln. Denn für ihn bildet die Sprache einen in sich geschlossenen Immanenzzusammenhang, durch welchen die nicht-sprachlichen Momente der Erkenntnis, die sinnlichen Daten etwa, vermittelt sind; nicht minder jedoch liegt es im Sinn von Sprache, auf Nichtsprachliches sich zu beziehen. Sie ist sowohl Sprache als Autarkes, nach szientistischer Annahme mit bloß in ihr geltenden Spielregeln, wie ein Moment innerhalb der Realität, fait social21. Wittgenstein mußte dem Rechnung tragen, daß sie von allem faktisch Seienden sich abhebt, weil es nur durch sie »gegeben« wird, und dennoch denkbar ist nur als Moment der Welt, von der seiner Reflexion gemäß anders als durch Sprache hindurch nichts gewußt werden kann. Damit hat er die Schwelle eines dialektischen Bewußtseins von den sogenannten Konstitutionsproblemen erreicht und das Recht des Szientismus ad absurdum geführt, dialektisches Denken abzuschneiden. Affiziert wird davon ebenso die gängige szientistische Vorstellung vom Subjekt, auch von einem transzendentalen der Erkenntnis, das danach als auf eine Bedingung der eigenen Möglichkeit auf sein Objekt verwiesen ist, wie die vom Objekt. Nicht länger ist es ein X, dessen Substrat aus dem Zusammenhang subjektiver Bestimmungen zu komponieren wäre, sondern bestimmt als seinerseits bestimmtes die subjektive Funktion mit.

Wohl ist die Gültigkeit von Erkenntnissen, und nicht nur von Naturgesetzen, von ihrer Entstehung weithin unabhängig. In Tübingen waren Referent und Korreferent sich einig in der Kritik der Wissenssoziologie und des Soziologismus vom Paretoschen Typus. Ihm ist die Marxische Theorie konträr: die Lehre von der Ideologie, dem falschen Bewußtsein, dem gesellschaftlich notwendigen Schein, wäre ohne den Begriff richtigen Bewußtseins und objektiver Wahrheit Nonsens. Trotzdem sind auch Genesis und Geltung nicht widerspruchslos zu trennen. Objektive Geltung bewahrt das Moment ihres Entsprungenseins, und es wirkt permanent in sie hinein. So unangreifbar die Logik – der Abstraktionsprozeß, welcher sie dem Angriff entrückt, ist der des verfügenden Willens. Er scheidet aus, disqualifiziert, worüber er verfügt. Nach dieser Dimension ist die Logik ›unwahr‹; ihre Unangreifbarkeit selber der vergeistigte gesellschaftliche Bann. Sein Scheinhaftes manifestiert sich an den Widersprüchen, auf welche die Vernunft in ihren Gegenständen trifft. In der Distanzierung des Subjekts vom Objekt, welche die Geschichte des Geistes erfüllt, war das Subjekt der realen Übermacht der Objektivität ausgewichen. Seine Herrschaft war die eines Schwächeren über ein Stärkeres. Anders wäre die Selbstbehauptung der Gattung Mensch vielleicht nicht möglich gewesen, gewiß nicht der Prozeß wissenschaftlicher Objektivation. Aber je mehr das Subjekt die Bestimmungen des Objekts an sich riß, desto mehr hat es sich seinerseits, bewußtlos, zum Objekt gemacht. Das ist die Urgeschichte der Verdinglichung des Bewußtseins. Was der Szientismus schlicht als Fortschritt unterstellt, war immer auch Opfer. Durch die Maschen schlüpft, was am Objekt dem Ideal eines für sich seienden, »reinen«, der eigenen lebendigen Erfahrung entäußerten Subjekts nicht gemäß ist; insofern war das fortschreitende Bewußtsein vom Schatten des falschen begleitet. Subjektivität hat an sich ausgemerzt, was der Eindeutigkeit und Identität ihres Herrschaftsanspruchs nicht sich fügt; hat sich, die in Wahrheit immer auch Objekt ist, nicht weniger reduziert als die Objekte. Zu erinnern ist gleichermaßen an die Momente, um welche wissenschaftliche Methodik die Objektivität verkürzt, und an den Verlust der Spontaneität der Erkenntnis, den das Subjekt sich selbst zufügt, um seiner einsinnigen Leistungen mächtig zu sein. Carnap, einer der radikalsten Positivisten, hat es einmal als Glücksfall bezeichnet, daß die Gesetze der Logik und reinen Mathematik auf die Realität zutreffen. Ein Denken, das sein ganzes Pathos an seiner Aufgeklärtheit hat, zitiert an zentraler Stelle einen irrationalen – mythischen – Begriff wie den des Glücksfalls, nur um die freilich an der positivistischen Position rüttelnde Einsicht zu vermeiden, daß der vermeintliche Glücksumstand keiner ist, sondern Produkt des naturbeherrschenden oder, nach der Terminologie von Habermas, »pragmatistischen« Ideals von Objektivität. Die von Carnap aufatmend registrierte Rationalität der Wirklichkeit ist nichts als die Rückspiegelung subjektiver ratio. Erkenntnistheoretische Metakritik dementiert die Geltung des Kantischen subjektiven Aprioritätsanspruchs, bestätigt jedoch Kant dergestalt, daß seine Erkenntnistheorie, intendiert als eine der Geltung, die Genese der szientistischen Vernunft höchst adäquat beschreibt. Was ihm, in großartiger Konsequenz der szientistischen Verdinglichung, als die Kraft der subjektiven Form dünkt, welche die Wirklichkeit konstituiert, ist in Wahrheit die Summa jenes geschichtlichen Prozesses, in dem die sich loslösende und damit vergegenständlichende Subjektivität als totale Herrscherin von Natur sich aufwarf, das Herrschaftsverhältnis vergaß und es verblendet in die Schöpfung des Beherrschten durch den Herrscher umdeutete. Wohl sind Genesis und Geltung in den einzelnen Erkenntnisakten und Disziplinen kritisch zu distinguieren. Im Bereich der sogenannten Konstitutionsprobleme indessen sind sie unablöslich ineinander, wie sehr das auch der diskursiven Logik widerstrebt. Weil die szientistische Wahrheit die ganze sein will, ist sie nicht die ganze. Dessen überführt sie dieselbe ratio, die anders als durch Wissenschaft nie sich würde gebildet haben. Sie ist fähig zur Kritik an ihrem eigenen Begriff und vermag konkret zu bezeichnen, was der Wissenschaft entgeht, in der Soziologie die Gesellschaft.

Im Nachdruck auf dem Begriff der Kritik stimmten der Tübinger Referent und der Korreferent überein22. Dahrendorf hat dann, im Anschluß an eine Bemerkung von Peter Ludz, darauf aufmerksam gemacht, er sei äquivok gebraucht worden. Bei Popper bedeutet er, ohne alle inhaltliche Bestimmtheit, einen »reinen Mechanismus der vorläufigen Bewährung allgemeiner Sätze der Wissenschaft«, beim Korreferenten »die Entfaltung der Widersprüche der Wirklichkeit durch deren Erkenntnis«; immerhin hatte schon der Korreferent die Äquivokation klargestellt23. Sie ist aber keine bloße Kontamination verschiedener Bedeutungen im gleichen Wort, sondern inhaltlich begründet. Akzeptiert man den Popperschen rein cognitiven oder, wenn man will, ›subjektiven‹ Begriff der Kritik, die nur der Einstimmigkeit der Erkenntnis, nicht der Legitimation der erkannten Sache gelten soll, so kann es dabei fürs Denken nicht sein Bewenden haben. Denn hier und dort ist die kritische Vernunft ein Gleiches, nicht treten zwei ›Vermögen‹ in Aktion; die Identität des Wortes ist kein Zufall. Cognitive Kritik, die an Erkenntnissen und vor allem an Theoremen, untersucht notwendig auch, ob die Gegenstände der Erkenntnis sind, was sie ihrem eigenen Begriff nach zu sein beanspruchen. Sonst wäre sie formalistisch. Nie ist immanente Kritik rein logische allein, sondern stets auch inhaltliche, Konfrontation von Begriff und Sache. An ihr ist es, der Wahrheit zu folgen, welche die Begriffe, Urteile, Theoreme von sich aus sagen wollen, und sie erschöpft sich nicht in der hermetischen Stimmigkeit der Gedankengebilde. An einer weithin irrationalen Gesellschaft steht gerade der wissenschaftlich stipulierte Primat der Logik zur Diskussion. Sachhaltigkeit, deren keine Erkenntnis, auch nicht das rein logische Verfahren, ohne Rest sich entledigen kann, erheischt, daß immanente Kritik, soweit sie auf das von wissenschaftlichen Sätzen Gemeinte, nicht auf »Sätze an sich« geht, nicht allein argumentativ verfahre, sondern untersuche, ob dies denn so sei. Sonst verfällt das Argumentieren jener Borniertheit, die am Scharfsinn nicht selten zu beobachten ist. Der Begriff des Arguments ist nicht das Selbstverständliche, als das Popper ihn behandelt, sondern bedürfte der kritischen Analyse; die phänomenologische Parole »Zu den Sachen« hat das einst angemeldet. Argumentation wird fragwürdig, sobald sie die diskursive Logik gegenüber dem Inhalt supponiert. Hegel hat in der »Wissenschaft der Logik« kaum im herkömmlichen Sinn argumentiert, in der Einleitung zur Phänomenologie des Geistes das »reine Zusehen« verlangt. Popper dagegen, der die Objektivität der Wissenschaft in der Objektivität der kritischen Methode erblickt, erläutert sie mit dem Satz, »daß die logischen Hilfsmittel der Kritik – die Kategorie des logischen Widerspruchs – objektiv sind«24. Darin ist zwar kein Exklusivitätsanspruch der formalen Logik erhoben, wie wenn Kritik einzig an dieser ihr Organon besäße, aber er wird doch zumindest nahegelegt. Auch der an Popper orientierte Albert dürfte Kritik nicht anders interpretieren25. Er läßt zwar »Untersuchungen über solche faktischen Zusammenhänge«26 zu, wie Habermas sie erwähnt, möchte aber sie und die logischen »auseinanderhalten«. Die Einheit beider Typen von Kritik, welche deren Begriff indiziert, wird durch begriffliche Ordnung eskamotiert. Treten jedoch in sozialwissenschaftlichen Sätzen logische Widersprüche auf wie der nicht eben irrelevante, daß das gleiche soziale System die Produktivkräfte entfessele und fessele, dann vermag theoretische Analyse derlei logische Unstimmigkeiten auf Strukturmomente der Gesellschaft zurückzuführen, muß sie nicht als bloße Inkonzinnitäten des wissenschaftlichen Denkens wegschaffen, wo sie doch nur durch Veränderung der Realität beseitigt werden könnten. Wäre es selbst möglich, solche Widersprüche in lediglich semantische zu übersetzen, also darzutun, daß die kontradiktorischen Sätze jeweils auf ein Verschiedenes sich bezögen, so prägt doch deren Gestalt schärfer die Struktur des Gegenstands aus als ein Verfahren, welches wissenschaftliche Befriedigung erreicht, indem es vom Unbefriedigenden des außerwissenschaftlichen Gegenstands der Erkenntnis sich abwendet. Übrigens mag die Möglichkeit der Abwälzung objektiver Widersprüche auf die Semantik damit zusammenhängen, daß der Dialektiker Marx keine voll entfaltete Vorstellung von Dialektik hegte, mit der er bloß zu »kokettieren« vermeinte. Denken, das darüber sich belehrt, daß zu seinem eigenen Sinn gehört, was nicht seinerseits Gedanke ist, sprengt die Logik der Widerspruchslosigkeit. Ihr Gefängnis hat Fenster. Die Enge des Positivismus ist, daß er davon keine Kenntnis nimmt und sich als in eine letzte Zuflucht in Ontologie, wäre es auch nur die gänzlich formalisierte, inhaltslose des Deduktionszusammenhangs von Sätzen an sich, verschanzt.

Kritik am Verhältnis wissenschaftlicher Sätze zu dem, worauf sie gehen, wird jedoch unaufhaltsam zur Kritik der Sache gedrängt. Vernünftig muß sie entscheiden, ob die Insuffizienzen, auf die sie stößt, bloß wissenschaftliche sind, oder ob die Sache dem nicht genügt, was die Wissenschaft durch ihre Begriffe von ihr ausdrückt. So wenig die Trennung zwischen den Gebilden der Wissenschaft und der Realität absolut ist, so wenig darf der Begriff der Wahrheit jenen allein zugesprochen werden. Nicht weniger sinnvoll ist es, von der Wahrheit einer gesellschaftlichen Institution zu reden, als von der der Theoreme, die mit ihr sich beschäftigen. Legitimerweise visiert der Sprachgebrauch bei Kritik nicht nur Selbstkritik – auf die sie eigentlich bei Popper hinausläuft – sondern auch die an der Sache. Daran hat die Antwort von Habermas auf Albert27 ihr Pathos. Der Begriff von Gesellschaft, spezifisch bürgerlich und antifeudal, impliziert die Vorstellung einer Assoziation freier und selbständiger Subjekte um der Möglichkeit eines besseren Lebens willen, und damit Kritik an naturwüchsigen gesellschaftlichen Verhältnissen. Die Verhärtung der bürgerlichen Gesellschaft zu einem undurchdringlich Naturwüchsigen ist ihre immanente Rückbildung. Etwas von der entgegengesetzten Intention war in den Vertragstheorien ausgedrückt. So wenig sie historisch zutreffen, so eindringlich erinnern sie Gesellschaft an den Begriff einer Einheit von Individuen, deren Consensus schließlich ihre Vernunft, Freiheit und Gleichheit postuliert. Großartig bekundet sich die Einheit von Kritik im wissenschaftlichen und metawissenschaftlichen Sinn im Werk von Marx: es heißt Kritik der politischen Ökonomie, weil es aus Tausch und Warenform und ihrer immanenten, ›logischen‹ Widersprüchlichkeit das seinem Existenzrecht nach zu kritisierende Ganze herzuleiten sich anschickt. Die Behauptung der Äquivalenz des Getauschten, Basis allen Tausches, wird von dessen Konsequenz desavouiert. Indem das Tauschprinzip kraft seiner immanenten Dynamik auf die lebendige Arbeit von Menschen sich ausdehnt, verkehrt es sich zwangvoll in objektive Ungleichheit, die der Klassen. Prägnant lautet der Widerspruch: daß beim Tausch alles mit rechten Dingen zugeht und doch nicht mit rechten Dingen. Logische Kritik und die emphatisch praktische, die Gesellschaft müsse verändert werden, allein schon um den Rückfall in Barbarei zu verhindern, sind Momente der gleichen Bewegung des Begriffs. Daß auch eine solche Analyse die Trennung des Verbundenen, die von Wissenschaft und Politik, nicht einfach ignorieren kann, wird vom Marxischen Verfahren bezeugt. Er hat die Trennung sowohl kritisiert wie respektiert; der in seiner Jugend die Feuerbachthesen verfaßte, blieb gleichwohl sein Leben lang theoretischer Nationalökonom. Der Poppersche Begriff von Kritik sistiert die Logik, indem er sie auf wissenschaftliche Sätze einschränkt ohne Rücksicht auf die Logizität ihres Substrats, die es doch seinem eigenen Sinn nach verlangt. Sein »kritischer Rationalismus« hat etwas vor-Kantisches, formallogisch auf Kosten des Inhalts. Soziologische ›constructs‹ indessen, die bei ihrer logischen Widerspruchsfreiheit sich beschieden, hielten der inhaltlichen Reflexion nicht stand: der einer durchaus funktionalen, aber einzig durch die Härte unentwegter Repression ad Kalendas Graecas sich perpetuierenden Gesellschaft darum nicht, weil sie unstimmig ist, weil der Zwang, unter welchem sie sich am Leben erhält und auch das Leben ihrer Mitglieder, deren Leben nicht derart reproduziert, wie es dem Stand der Rationalität der Mittel nach möglich wäre, den gerade integrale bürokratische Herrschaft voraussetzt. Funktionieren kann auch der Schrecken ohne Ende, aber Funktionieren als Selbstzweck, getrennt von dem, wofür es funktioniert, ist nicht weniger ein Widerspruch als irgendein logischer, und Wissenschaft, die davor verstummt, wäre irrational. Kritik heißt nicht allein die Entscheidung darüber, ob vorgeschlagene Hypothesen als richtig oder falsch erwiesen werden können: sie geht durchsichtig zum Objekt über. Sind Theoreme widerspruchsvoll, so müssen, den Satz von Lichtenberg zu variieren, nicht immer die Theoreme daran schuld sein. Der dialektische Widerspruch drückt die realen Antagonismen aus, die innerhalb des logisch-szientistischen Denksystems nicht sichtbar werden. Den Positivisten ist das System, nach dem Modell des logisch-deduktiven, ein Erstrebenswertes, ›Positives‹; den Dialektikern, real nicht weniger als philosophisch, der Kern des zu Kritisierenden. Zu den Verfallsformen dialektischen Denkens im Diamat rechnet es, daß er die Kritik des übergeordneten Systems reprimiert. Dialektische Theorie muß von der Systemform zunehmend sich entfernen: die Gesellschaft selbst entfernt sich weiter stets von dem liberalistischen Modell, das ihr den Systemcharakter verlieh, und ihr cognitives System büßt den Charakter des Ideals darum ein, weil in der postliberalen Gestalt der Gesellschaft deren systematische Einheit als Totalität mit Repression sich amalgamiert. Wo dialektisches Denken heute, auch und gerade im Kritisierten, allzu unflexibel dem Systemcharakter nachhängt, neigt es dazu, das bestimmte Seiende zu ignorieren und in wahnhafte Vorstellungen überzugehen. Darauf aufmerksam zu machen, ist ein Verdienst des Positivismus, dessen Systembegriff, als bloß innerwissenschaftlich-klassifikatorischer, nicht ebenso zur Hypostase verlockt wird. Hypostasierte Dialektik wird undialektisch und bedarf der Korrektur durch jenes fact finding, dessen Interesse die empirische Sozialforschung wahrnimmt, die dann von der positivistischen Wissenschaftslehre ihrerseits zu Unrecht hypostasiert wird. Die vorgegebene, nicht erst aus der Klassifizierung stammende Struktur, das Durkheimsche Undurchdringliche, ist ein wesentlich Negatives, mit seinem eigenen Zweck, der Erhaltung und Befriedigung der Menschheit Unvereinbares. Ohne einen solchen Zweck wäre, inhaltlich betrachtet, der Begriff der Gesellschaft wahrhaft das, was die Wiener Positivisten sinnleer zu nennen pflegten; soweit ist Soziologie auch als kritische Theorie der Gesellschaft ›logisch‹. Das nötigt dazu, den Begriff von Kritik über seine Limitationen bei Popper auszudehnen. Die Idee wissenschaftlicher Wahrheit ist nicht abzuspalten von der einer wahren Gesellschaft. Sie erst wäre frei von Widerspruch und Widerspruchslosigkeit gleichermaßen. Diese wird vom Szientismus resigniert den bloßen Formen der Erkenntnis allein überantwortet.

Gegen Kritik am Gegenstand anstatt bloß an logischen Unstimmigkeiten wehrt sich der Szientismus unter Berufung auf seine gesellschaftliche Neutralität. Der Problematik einer solchen Beschränkung kritischer Vernunft scheinen Albert wie Popper eingedenk zu sein; dessen, was Habermas so ausdrückte, daß die szientifische Askese dem Dezisionismus der Zwecke, dem Irrationalismus Vorschub leiste, der schon in der Weberschen Wissenschaftslehre sich abzeichnete. Die Konzession Poppers, daß »Protokollsätze nicht unantastbar sind, scheint mir ein erheblicher Fortschritt zu sein«28, daß universelle Gesetzeshypothesen sinnvollerweise nicht als verifizierbar aufgefaßt werden könnten, und daß das sogar für die Protokollsätze29 gelte, treibt tatsächlich den Begriff von Kritik produktiv weiter. Absichtlich oder nicht wird dem Rechnung getragen, daß, worauf sogenannte soziologische Protokollsätze gehen, die einfachen Beobachtungen, präformiert sind durch die Gesellschaft, die ihrerseits wiederum sich nicht auf Protokollsätze reduzieren läßt. Ersetzt man freilich das herkömmliche positivistische Verifizierungspostulat durch das von ›Bestätigungsfähigkeit‹, so büßt der Positivismus sein Salz ein. Jede Erkenntnis bedarf der Bestätigung, jede muß, rational, Wahres und Falsches unterscheiden, ohne daß sie doch die Kategorien Wahr und Falsch autologisch nach den Spielregeln etablierter Wissenschaft einrichtete. Popper kontrastiert seine ›Soziologie des Wissens‹ der seit Mannheim und Scheler gängigen Wissenssoziologie. Er verficht eine »Theorie der wissenschaftlichen Objektivität«. Sie gelangt aber über den szientistischen Subjektivismus30 nicht hinaus, sondern fällt unter den unüberholten Satz von Durkheim, daß »zwischen den Sätzen Ich mag das und Eine bestimmte Anzahl von uns mag das kein wesentlicher Unterschied«31 besteht. Popper erläutert die von ihm verfochtene wissenschaftliche Objektivität: »Diese kann nur durch solche soziale Kategorien erklärt werden, wie zum Beispiel: Wettbewerb (sowohl der einzelnen Wissenschaftler wie auch der verschiedenen Schulen); Tradition (nämlich die kritische Tradition); soziale Institution (wie zum Beispiel Veröffentlichungen in verschiedenen konkurrierenden Journalen und durch verschiedene konkurrierende Verleger; Diskussionen auf Kongressen); Staatsmacht (nämlich die politische Toleranz der freien Diskussion).«32 Die Fragwürdigkeit dieser Kategorien ist eklatant. So steckt in der des Wettbewerbs der gesamte Konkurrenzmechanismus mitsamt dem Funesten, von Marx Denunzierten, daß der Erfolg auf dem Markt vor den Qualitäten der Sache, auch geistiger Gebilde, den Primat hat. Die Tradition, auf die Popper baut, wurde innerhalb der Universitäten offensichtlich zur Fessel der Produktivkraft. In Deutschland fehlt es durchaus an einer kritischen Tradition, von den »Diskussionen auf Kongressen« zu schweigen, die als Instrument von Wahrheit empirisch anzuerkennen Popper ebenso zögern dürfte, wie er die tatsächliche Reichweite der »politischen Toleranz der freien Diskussion« in der Wissenschaft nicht überschätzen wird. Seine forcierte Arglosigkeit alldem gegenüber atmet den Optimismus der Verzweiflung. Die apriorische Negation einer objektiven Struktur der Gesellschaft und deren Substitution durch Ordnungsschemata merzt Gedanken aus, die gegen jene Struktur sich kehren, während Poppers aufklärerischer Impuls doch auf solche Gedanken hinauswill. Die Verleugnung sozialer Objektivität läßt ihrer puren Form nach diese unbehelligt; Logik, verabsolutiert, ist Ideologie. Habermas referiert Popper: »Gegen eine positivistische Lösung des Basisproblems insistiert Popper auf der Einsicht, daß die Beobachtungssätze, die sich zur Falsifikation von Gesetzesannahmen eignen, nicht empirisch zwingend gerechtfertigt werden können; statt dessen muß in jedem Fall ein Beschluß gefaßt werden, ob die Annahme eines Basissatzes durch Erfahrung ausreichend motiviert ist. Im Forschungsprozeß müssen alle Beobachter, die an Versuchen der Falsifikation bestimmter Theorien beteiligt sind, über relevante Beobachtungssätze zu einem vorläufigen und jederzeit widerrufbaren Konsensus gelangen: diese Einigung beruht in letzter Instanz auf einem Entschluß, sie kann weder logisch noch empirisch erzwungen werden.«33 Dem entspricht Poppers Referat. Er plädiert zwar: »Es ist gänzlich verfehlt anzunehmen, daß die Objektivität der Wissenschaft von der Objektivität des Wissenschaftlers abhängt.«34 Tatsächlich aber krankt jene Objektivität weniger an der persönlichen Gleichung von anno dazumal als an der wiederum objektiv-gesellschaftlichen Präformation der vergegenständlichten wissenschaftlichen Apparatur. Der Nominalist Popper hat dafür kein kräftigeres Korrektiv als Intersubjektivität innerhalb der organisierten Wissenschaft: »Was man als wissenschaftliche Objektivität bezeichnen kann, liegt einzig und allein in der kritischen Tradition; in jener Tradition, die es trotz aller Widerstände so oft ermöglicht, ein herrschendes Dogma zu kritisieren. Anders ausgedrückt, die Objektivität der Wissenschaft ist nicht eine individuelle Angelegenheit der verschiedenen Wissenschaftler, sondern eine soziale Angelegenheit ihrer gegenseitigen Kritik, der freundlich-feindlichen Arbeitsteilung der Wissenschaftler, ihres Zusammenarbeitens und auch ihres Gegeneinanderarbeitens.«35 Das Vertrauen darauf, daß sehr divergente Positionen sich vermöge der anerkannten Spielregeln der Kooperation, wie es wienerisch heißt, »zusammenraufen« und dadurch den je erreichbaren Grad von Objektivität der Erkenntnis gewinnen, folgt dem veralteten liberalistischen Modell derer, die sich um den runden Tisch versammeln, um ein Kompromiß auszuhandeln. Die Formen wissenschaftlicher Kooperation enthalten unendlich viel an gesellschaftlicher Vermittlung; Popper nennt sie zwar eine »soziale Angelegenheit«, kümmert sich aber nicht um deren Implikate. Sie reichen von den Selektionsmechanismen, die kontrollieren, ob einer akademisch überhaupt kooptiert wird und einen Ruf erhält – Mechanismen, in denen offensichtlich Konformität mit der herrschenden Gruppenmeinung entscheidet –, bis zur Gestalt der communis opinio und ihrer Irrationalitäten. Vollends Soziologie, die es thematisch mit explosiven Interessen zu tun hat, ist auch der eigenen Gestalt nach, nicht nur privat, sondern gerade in ihren Institutionen, ein Mikrokosmos jener Interessen. Dafür sorgt bereits das klassifikatorische Prinzip an sich. Der Umfang von Begriffen, die nichts sein wollen als Abbreviaturen je vorfindlicher Tatsachen, führen nicht über deren Umkreis hinaus. Je tiefer die approbierte Methode ins gesellschaftliche Material sich hineinbegibt, desto offenbarer ihre Parteiischkeit. Will etwa die Soziologie der »Massenmedien« – der eingebürgerte Titel verbreitet das Vorurteil, von den Subjekten, den Konsumentenmassen her sei zu ermitteln, was in der Produktionssphäre geplant und am Leben erhalten wird – nichts anderes als Probandenmeinungen und -attitüden eruieren und dann daraus ›sozialkritische‹ Konsequenzen ziehen, so wird stillschweigend das vorhandene System, zentral gesteuert und durch Massenreaktionen hindurch sich reproduzierend, zur Norm seiner selbst. Die Affinität der gesamten Sphäre des von Paul F. Lazarsfeld so genannten administrative research zu den Zwecken von Verwaltung schlechthin ist fast tautologisch; nicht weniger evident jedoch, daß diese Zwecke, tabuiert man nicht gewaltsam den Begriff objektiver Herrschaftsstruktur, nach deren Bedürfnissen, vielfach über die Köpfe der einzelnen Administratoren hinweg, gemodelt sind. Administrative research ist der Prototyp einer Sozialwissenschaft, die sich auf die szientistische Wissenschaftstheorie stützt und die dieser wiederum vor Augen steht. So wie, gesellschaftlich-inhaltlich, politische Apathie als Politikum sich erweist, verhält es sich mit der gepriesenen wissenschaftlichen Neutralität. Seit Pareto arrangiert sich positivistische Skepsis mit je bestehender Macht, auch der Mussolinis. Weil jede gesellschaftliche Theorie mit der realen Gesellschaft verflochten ist, kann gewiß eine jede ideologisch mißbraucht oder umfunktioniert werden; der Positivismus aber leiht sich, gleich der gesamten nominalistisch-skeptischen Tradition36, spezifisch dem ideologischen Mißbrauch vermöge seiner inhaltlichen Unbestimmtheit, seiner einordnenden Verfahrungsweise, schließlich der Bevorzugung von Richtigkeit vor Wahrheit.

Das szientistische Maß aller Dinge, die Tatsache als das Feste, Irreduzible, woran das Subjekt nicht rütteln dürfe, ist eben der Welt entlehnt, die doch more scientifico erst aus den Tatsachen und ihrem nach logischen Vorschriften gebildeten Zusammenhang konstituiert werden soll. Gegebenheit, auf welche die szientistische Analyse führt, das letzte erkenntniskritisch postulierte, subjektive Phänomen, das nicht weiter zurückführbar sei, ist seinerseits das dürftige Nachbild eben der Objektivität, die da aufs Subjekt reduziert wird. Im Geist eines unbeirrten Objektivitätsanspruchs darf die Soziologie nicht beim Faktum, dem bloß dem Anschein nach Objektivsten, sich bescheiden. Anti-idealistisch wird darin etwas vom Wahrheitsgehalt des Idealismus bewahrt. Die Gleichsetzung von Objekt mit Subjekt gilt so weit, wie das Subjekt Objekt ist, zunächst in dem von Habermas betonten Sinn, daß die soziologische Forschung ihrerseits dem objektiven Zusammenhang angehört, den sie erforschen will37. Albert repliziert: »Will er« – Habermas – »den gesunden Menschenverstand – oder, etwas erhabener ausgedrückt: ›die natürliche Hermeneutik der sozialen Lebenswelt‹ – für sakrosankt erklären? Wenn nicht, worin besteht dann die Besonderheit seiner Methode? Inwiefern kommt in ihr ›die Sache‹ ›ihrem eigenen Gewicht nach‹ mehr ›zur Geltung‹ als in den üblichen Methoden der Realwissenschaften?«38 Keineswegs jedoch sistiert die dialektische Theorie, wie einst Hegel, artifiziell-dogmatisch die Kritik am sogenannten vorwissenschaftlichen Bewußtsein. Auf dem Frankfurter Soziologentag 1968 apostrophierte Dahrendorf ironisch die Dialektiker: Sie wissen eben viel mehr als ich. Er bezweifelt die Kenntnis vorgängiger sozialer Objektivität, da doch das Soziale an sich vermittelt sei durch subjektive Kategorien des Verstandes. Die von den Dialektikern angegriffene Vorherrschaft der Methode sei nichts als die fortschreitende Reflexion der intentio recta, durch welche der Fortschritt der Wissenschaft sich vollziehe. Aber die Dialektiker kritisieren gerade die erkenntnistheoretische Kritik, die intentio obliqua, an ihrer eigenen Konsequenz. Dabei allerdings kassieren sie die Verbote, in denen der Szientismus bis zur jüngeren Entwicklung der ›analytischen Philosophie‹ sich zuspitzte, weil sie auf Kosten der Erkenntnis gehen. Der Begriff der Sache selbst wärmt nicht, wie Albert argwöhnt, »bestimmte Vorurteile« oder gar den Vorrang der geistigen »Abstammung« gegenüber der »Leistung« auf, wobei übrigens die des Szientismus innerhalb des Ganges der Soziologie nicht gar so sehr imponiert. Die von Albert zitierte Auffassung Poppers, der zufolge Theoreme »als Versuche verstanden werden können, die strukturellen Züge der Wirklichkeit aufzuhellen«39, ist vom Begriff jener Sache selbst nicht so gar weit entfernt. Popper verleugnet nicht, wie seinerzeit Reichenbach, die philosophische Tradition. Kriterien wie das der »Relevanz«40 oder der »erklärenden Kraft«41, die er freilich später in einem dem naturwissenschaftlichen Modell angenäherten Sinn interpretiert, besagten wenig, stünde nicht implizit trotz allem ein Begriff von Gesellschaft dahinter, den manche Positivisten, wie in Deutschland König und Schelsky, lieber abschafften. Die Mentalität, die keine objektive Gesellschaftsstruktur Wort haben will, zuckt vor dem von ihr tabuierten Gegenstand zurück. Während die Szientisten ihre Gegner als träumerische Metaphysiker karikieren, werden sie unrealistisch. Operationell ideale Techniken entfernen sich unabdingbar von den Situationen, in denen seinen Ort hat, was ermittelt werden soll; insbesondere am sozialpsychologischen Experiment wäre das zu demonstrieren, aber auch an den vorgeblichen Verbesserungen der Skalierung. Die Objektivität, welcher doch eigentlich der methodologische Schliff, das Vermeiden von Fehlerquellen dienen soll, wird zum Sekundären, vom operationellen Ideal gnädig Mitgeschleiften; das Zentrale peripher. Herrscht der methodologische Wille, Probleme eindeutig entscheidbar, »falsifizierbar« zu machen, unreflektiert vor, so schrumpft die Wissenschaft auf Alternativen zusammen, die nur durch Elimination von »variables«, also abstrahierend vom Objekt und dadurch es verändernd, herausspringen. Nach diesem Schema arbeitet der methodologische Empirismus in entgegengesetzter Richtung als Erfahrung.

 

Daß ohne Beziehung auf Totalität, das reale, aber in keine handfeste Unmittelbarkeit zu übersetzende Gesamtsystem, nichts Gesellschaftliches zu denken ist, daß es jedoch nur soweit erkannt werden kann, wie es in Faktischem und Einzelnem ergriffen wird, verleiht in der Soziologie der Deutung ihr Gewicht. Sie ist die gesellschaftliche Physiognomik des Erscheinenden. Deuten heißt primär: an Zügen sozialer Gegebenheit der Totalität gewahr werden. Die Idee des »Vorgriffs« auf Totalität, die allenfalls ein sehr liberaler Positivismus zu billigen bereit wäre, reicht nicht aus: sie visiert die Totalität in Erinnerung an Kant als ein zwar unendlich Aufgegebenes und Verschobenes, aber prinzipiell durch Gegebenheiten zu Erfüllendes, ohne Rücksicht auf den qualitativen Sprung zwischen Wesen und Erscheinung in der Gesellschaft. Ihm wird Physiognomik gerechter, weil sie die Totalität, die ›ist‹ und keine bloße Synthesis logischer Operationen darstellt, in ihrem doppelschlächtigen Verhältnis zu den Fakten zur Geltung bringt, welche sie dechiffriert. Die Fakten sind nicht identisch mit ihr, aber sie existiert nicht jenseits von den Fakten. Gesellschaftliche Erkenntnis, die nicht mit dem physiognomischen Blick anhebt, verarmt unerträglich. Kanonisch ist ihm der soupçon gegen die Erscheinung als Schein. Dabei darf Erkenntnis nicht verharren. Indem sie die Vermittlungen des Erscheinenden und des in ihnen sich Ausdrückenden entfaltet, differenziert und berichtigt die Deutung sich zuweilen radikal. Menschenwürdige Erkenntnis beginnt zum Unterschied vom in Wahrheit vorwissenschaftlich stumpfen Registrieren damit, daß der Sinn für das geschärft wird, was an jedem sozialen Phänomen aufleuchtet: er, wenn irgend etwas, wäre als das Organ wissenschaftlicher Erfahrung zu definieren. Die etablierte Soziologie treibt diesen Sinn aus: daher ihre Sterilität. Einzig wofern er erst einmal entwickelt wird, ist er zu disziplinieren. Seine Disziplin bedarf ebenso gesteigerter Genauigkeit empirischer Beobachtung wie der Kraft der Theorie, welche die Deutung inspiriert und an ihr sich wandelt. Manche Szientisten mögen das generös einräumen, ohne daß doch die Divergenz dadurch verschwände. Es ist eine der Konzeptionen. Der Positivismus betrachtet Soziologie als eine Wissenschaft unter den anderen und hält seit Comte die bewährten Methoden der älteren, zumal der von der Natur, für übertragbar auf die Soziologie. Das birgt das eigentliche Pseudos. Denn Soziologie hat Doppelcharakter: in ihr ist das Subjekt aller Erkenntnis, eben Gesellschaft, der Träger logischer Allgemeinheit, zugleich das Objekt. Subjektiv ist Gesellschaft, weil sie auf die Menschen zurückweist, die sie bilden, und auch ihre Organisationsprinzipien auf subjektives Bewußtsein und dessen allgemeinste Abstraktionsform, die Logik, ein wesentlich Intersubjektives. Objektiv ist sie, weil auf Grund ihrer tragenden Struktur ihr die eigene Subjektivität nicht durchsichtig ist, weil sie kein Gesamtsubjekt hat und durch ihre Einrichtung dessen Instauration hintertreibt. Solcher Doppelcharakter aber modifiziert das Verhältnis sozialwissenschaftlicher Erkenntnis zu ihrem Objekt, und davon nimmt der Positivismus keine Notiz. Er behandelt Gesellschaft, potentiell das sich selbst bestimmende Subjekt, umstandslos so, als ob sie Objekt wäre, von außen her zu bestimmen. Buchstäblich vergegenständlicht er, was seinerseits Vergegenständlichung verursacht und woraus Vergegenständlichung zu erklären ist. Solche Substitution von Gesellschaft als Subjekt durch Gesellschaft als Objekt macht das verdinglichte Bewußtsein der Soziologie aus. Verkannt wird, daß durch die Wendung aufs Subjekt als auf ein sich selbst fremd und gegenständlich Gegenüberstehendes notwendig das Subjekt, das gemeint ist, wenn man will also gerade der Gegenstand der Soziologie ein Anderes wird. Freilich hat die Veränderung durch die Blickrichtung der Erkenntnis ihr fundamentum in re. Die Entwicklungstendenz der Gesellschaft läuft ihrerseits auf Verdinglichung hinaus; das verhilft einem verdinglichten Bewußtsein von ihr zur adaequatio. Nur verlangt Wahrheit, daß dies quid pro quo mitbegriffen werde. Gesellschaft als Subjekt und Gesellschaft als Objekt sind dasselbe und doch nicht dasselbe. Die objektivierenden Akte der Wissenschaft eliminieren das an der Gesellschaft, wodurch sie nicht nur Objekt ist, und der Schatten davon fällt über alle szientistische Objektivität. Das einzusehen fällt einer Doktrin, deren oberste Norm Widerspruchslosigkeit heißt, am schwersten. Darin differiert zuinnerst eine kritische Theorie der Gesellschaft von dem, was im allgemeinen Sprachgebrauch Soziologie heißt: kritische Theorie orientiert sich trotz aller Erfahrung von der Verdinglichung, und gerade indem sie diese Erfahrung ausspricht, an der Idee der Gesellschaft als Subjekt, während die Soziologie die Verdinglichung akzeptiert, in ihren Methoden sie wiederholt und dadurch die Perspektive verliert, in der Gesellschaft und ihr Gesetz erst sich enthüllte. Zurück datiert das auf den soziologischen Herrschaftsanspruch, den Comte anmeldete und der heute mehr oder minder offen sich reproduziert in der Vorstellung, Soziologie könne, weil es ihr möglich ist, einzelne gesellschaftliche Situationen und Felder erfolgreich zu kontrollieren, ihre Kontrolle aufs Ganze ausdehnen. Wäre eine solche Übertragung irgend möglich; verkennte sie nicht gröblich die Machtverhältnisse, in deren Gegebenheit sie konstitutiv sich hält, so bliebe die wissenschaftlich total kontrollierte Gesellschaft Objekt, das der Wissenschaft, unmündig wie stets. Noch in der Rationalität einer wissenschaftlichen Betriebsführung der Gesamtgesellschaft, die scheinbar ihrer Schranken sich entledigt hätte, überlebte Herrschaft. Die der Forscher verquickte sich, auch gegen deren Willen, mit den Interessen der mächtigen Cliquen; eine Technokratie der Soziologen behielte elitären Charakter. Unter den Momenten, welche der Philosophie und der Soziologie gemeinsam bleiben müssen, wenn nicht beide – jene aufs Inhaltlose, diese aufs Begriffslose – herabsinken sollen, rangiert demgegenüber obenan, daß beiden ein in Wissenschaft nicht gänzlich Transformierbares innewohnt. Hier wie dort ist nichts durchaus wörtlich gemeint, weder statement of fact noch reine Geltung. Dies nicht Wörtlichsein, Nietzsche zufolge ein Stück Spiel, umschreibt den Begriff von Deutung, die ein Seiendes auf ein Nichtseiendes interpretiert. Das nicht ganz Wörtliche bezeugt die gespannte Nichtidentität von Wesen und Erscheinung. Emphatische Erkenntnis läuft nicht zum Irrationalismus über, wenn sie darin von der Kunst nicht absolut sich lossagt. Der szientistische Erwachsenenspott über »Gedankenmusik« übertäubt einzig das Knirschen der Rollschränke, in denen die Fragebogen abgelegt werden, das Geräusch des Betriebs purer Wörtlichkeit. Es assoziiert sich dem probaten Einwand gegen den Solipsismus eines sich selbst befriedigenden Denkens über Gesellschaft, das weder deren Sachverhalte respektiere noch in ihr eine nützliche Funktion erfülle. Manches immerhin spricht dafür, daß theoretisch ausgebildete Studenten, die ein Flair für die Realität haben und das, was sie zusammenhält, auch in ihr eher noch befähigt sind, ihnen zufallende Aufgaben vernünftig zu erfüllen als vereidigte Spezialisten, denen die Methode über alles geht. Das Stichwort Solipsismus jedoch stellt den Sachverhalt auf den Kopf. Dialektik befriedigt sich so wenig beim subjektiven Vernunftbegriff, wie ihr das Individuum, auf das sogar Max Weber in seiner Definition sozialen Handelns glaubt rekurrieren zu müssen, als Substrat gilt; und eben darauf beruht aller Solipsismus. In den philosophischen Publikationen der Frankfurter Schule ist all das eingehend expliziert. Den Schein des Solipsismus zeitigt, daß offenbar in der gegenwärtigen Situation nur das noch den subjektivistischen Bann durchbricht, was sich von der allgemeinen Kommunikationsfreude der subjektiven Soziologie nicht begeistern läßt. Etwas davon scheint seit jüngstem die rebellische öffentliche Meinung zu bekunden, die als glaubwürdig allein das empfindet, was nicht durch die Form der Mitteilung, als ›Kommunikation‹, nach Kulturkonsumenten schielt, denen etwas aufgeschwätzt werden soll.

Was den Positivisten wie Musik in den Ohren mißtönt, ist das nicht ganz in Sachverhalten Vorhandene, das der Form der Sprache bedarf. Je strikter diese den Sachverhalten sich anschmiegt, desto höher entragt sie der bloßen Signifikation und nimmt etwas wie Ausdruck an. Das bislang Unfruchtbare der Positivismus-Kontroverse rührt wohl auch daher, daß dialektische Erkenntnisse von ihren Gegnern allzu wörtlich genommen werden; Wörtlichkeit und Präzision sind nicht dasselbe, eher tritt beides auseinander. Ohne ein Gebrochenes, Uneigentliches gibt es keine Erkenntnis, die mehr wäre als einordnende Wiederholung. Daß sie dabei gleichwohl die Idee der Wahrheit nicht opfert, wie es dem Positivismus in seinen folgerechtesten Repräsentanten weit näher liegt, umschreibt einen wesentlichen Widerspruch: Erkenntnis ist, und keineswegs per accidens, Übertreibung. Denn so wenig irgendein Einzelnes ›wahr‹ ist, sondern vermöge seiner Vermitteltheit immer auch sein eigenes Anderes, so wenig wahr ist wiederum das Ganze. Daß es mit dem Einzelnen unversöhnt bleibt, ist Ausdruck seiner eigenen Negativität. Wahrheit ist die Artikulation dieses Verhältnisses. In alten Zeiten wußte das noch die große Philosophie: die des Platon, welche vorkritisch den äußersten Anspruch auf Wahrheit anmeldet, sabotiert in der Darstellungsform der »aporetischen« Dialoge unablässig diesen Anspruch als wörtlich erfüllten; Spekulationen wären nicht abwegig, welche die Sokratische Ironie darauf bezögen. Die Kardinalsünde des deutschen Idealismus, die sich heute durch die positivistische Kritik an jenem rächt, war, daß er durch das subjektivistische Pathos der voll erreichten Identität mit dem Objekt, im absoluten Wissen, über solche Gebrochenheit sich und seine Anhänger betrog. Damit gerade begab er sich auf den Schauplatz der statements of fact und der Geltungen terre à terre, auf dem er dann unvermeidlich von einer Wissenschaft geschlagen wird, die ihm demonstrieren kann, daß er ihren Desideraten nicht genügt. Schwach wird die deutende Verfahrensweise in dem Augenblick, da sie, terrorisiert vom einzelwissenschaftlichen Fortschritt, beteuert, auch sie sei Wissenschaft so gut wie die anderen. Kein Einwand gegen Hegel ist stringenter als der bereits von Kierkegaard geäußerte, er nehme seine Philosophie wörtlich. Ebensowenig jedoch ist Deutung beliebig. Vermittelt wird zwischen dem Phänomen und seinem der Deutung bedürftigen Gehalt durch Geschichte: was an Wesentlichem im Phänomen erscheint, ist das, wodurch es wurde, was es ist, was in ihm stillgestellt ward und was im Leiden seiner Verhärtung das entbindet, was erst wird. Auf dies Stillgestellte, die Phänomenalität zweiten Grades richtet sich der Blick von Physiognomik. Unter dem Habermasschen Terminus »natürliche Hermeneutik der sozialen Lebenswelt«42, den Albert moniert, ist keine erste Natur zu denken; vielmehr der Ausdruck, den die Prozesse sozialen Werdens im Gewordenen empfangen. Deutung ist denn auch nicht nach dem Usus phänomenologischer Invarianz zu verabsolutieren. Sie bleibt mit dem Gesamtprozeß der Erkenntnisse verflochten; Habermas zufolge verbietet es »die Abhängigkeit dieser Ideen und Interpretationen von den Interessenanlagen eines objektiven Zusammenhangs der gesellschaftlichen Reproduktion ..., bei einer subjektiv sinnverstehenden Hermeneutik zu verharren; eine objektiv sinnverstehende Theorie muß auch von jenem Moment der Verdinglichung Rechenschaft geben, das die objektivierenden Verfahren ausschließlich im Auge haben«43. Soziologie hat es nur peripher mit der subjektiv von Handelnden verfolgten Zweck-Mittel-Relation zu tun; mehr mit den Gesetzen, die durch solche Intentionen hindurch und wider sie sich realisieren. Deutung ist das Gegenteil subjektiver Sinngebung durch den Erkennenden oder den sozial Handelnden. Der Begriff solcher Sinngebung verleitet zum affirmativen Fehlschluß, der gesellschaftliche Prozeß und die soziale Ordnung sei als ein vom Subjekt her Verstehbares, Subjekt-Eigenes mit dem Subjekt versöhnt und gerechtfertigt. Ein dialektischer Sinnbegriff wäre kein Korrelat des Weberschen sinnhaften Verstehens, sondern das die Erscheinungen prägende, in ihnen erscheinende und in ihnen sich verbergende gesellschaftliche Wesen. Es bestimmt die Phänomene, kein Allgemeingesetz im üblichen szientifischen Verstande. Sein Modell wäre etwa das sei's auch heute bis zur Unkenntlichkeit sich versteckende Marxische Zusammenbruchsgesetz, das aus der Tendenz der sinkenden Profitrate deduziert war. Seine Milderungen wären ihrerseits aus ihm abzuleiten, systemimmanent vorgezeichnete Anstrengungen, die systemimmanente Tendenz abzubiegen oder aufzuschieben. Keineswegs steht fest, daß das auf die Dauer möglich ist; ob nicht jene Anstrengungen schließlich doch das Zusammenbruchsgesetz wider ihren eigenen Willen exekutieren. Lesbar ist das Menetekel langsamer inflationärer Verelendung.

Der Gebrauch von Kategorien wie Totalität und Wesen bestärkt das Vorurteil, die Dialektiker beschäftigten sich mit unverbindlich Globalem, während die Positivisten es mit soliden Details zu tun hätten, die Fakten von aller windigen begrifflichen Zutat säuberten. Dem szientifischen Usus, Dialektik als durch die Hintertür eingeschlichene Theologie zu brandmarken, ist die Differenz des gesellschaftlichen Systemcharakters vom sogenannten ganzheitlichen Denken entgegenzuhalten. System ist die Gesellschaft als Synthesis eines atomisierten Mannigfaltigen, als reale, doch abstrakte Zusammenfassung eines keineswegs unmittelbar, ›organisch‹ Verbundenen. Das Tauschverhältnis verleiht dem System in weitem Maß mechanischen Charakter: es ist seinen Elementen objektiv aufgestülpt, durchaus nicht, wie es im Organismusbegriff liegt, dem Modell einer göttlichen Teleologie ähnlich, durch welche jedes Organ seine Funktion im Ganzen hätte und von diesem Sinn empfinge. Der Zusammenhang, welcher das Leben perpetuiert, zerreißt es zugleich und hat darum an sich schon jenes Totenhafte, auf das seine Dynamik sich hinbewegt. In der Kritik ganzheitlicher und organizistischer Ideologie bleibt die Dialektik an Schärfe nicht hinter den Positivisten zurück. Eine Variante des gleichen Sachverhalts ist, daß der Begriff der gesellschaftlichen Totalität nicht ontologisiert, nicht seinerseits zu einem ansichseienden Ersten gemacht werden darf. Positivisten wie jüngst noch Scheuch, die das der dialektischen Theorie zuschreiben, mißverstehen sie schlicht. Den Begriff eines ansichseienden Ersten überhaupt akzeptiert Dialektik weniger als die Positivisten. Das telos dialektischer Betrachtung der Gesellschaft ist der globalen konträr. Trotz der Reflexion auf Totalität verfährt Dialektik nicht von oben her, sondern trachtet, das antinomische Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem durch ihr Verfahren theoretisch zu bewältigen. Die Szientisten beargwöhnen die Dialektiker als Größenwahnsinnige: anstatt daß sie goethisch-männlich das Endliche nach allen Seiten durchschritten, am Erreichbaren die Forderung des Tages erfüllten, ließen sie sich wohl sein im unverbindlich Unendlichen. Als Vermittlung aller sozialen Tatsachen indessen ist die Totalität nicht unendlich, sondern, gerade vermöge ihres Systemcharakters, geschlossen, endlich, so wenig sie auch dingfest sich machen läßt. Waren die großen metaphysischen Kategorien Projektionen innerweltlicher gesellschaftlicher Erfahrung auf den seinerseits gesellschaftlich entsprungenen Geist, so behalten sie, einmal in die Gesellschaft zurückgeholt, nicht den Schein des Absoluten, den jene Projektion ihnen anschuf. Keine gesellschaftliche Erkenntnis darf sich anmaßen, des Unbedingten mächtig zu sein. Gleichwohl heißt ihre Kritik an der Philosophie nicht, daß diese spurlos in ihr untergehe. Bewußtsein, das auf den gesellschaftlichen Bereich sich zurücknimmt, setzt durch seine Selbstbesinnung auch das an Philosophie frei, was nicht ohne weiteres in Gesellschaft sich löst. Wird jedoch gegen den gesellschaftlichen Systembegriff als den eines Objektiven angeführt, er säkularisiere den Systembegriff der Metaphysik, so ist das wahr, trifft aber auf alles zu und darum auf nichts. Mit keinem geringeren Recht ließe dem Positivismus sich vorhalten, sein Begriff des zweifelsfrei Gewissen sei Säkularisierung der göttlichen Wahrheit. Der Vorwurf von Krypto-Theologie bleibt auf halbem Weg stehen. Die metaphysischen Systeme hatten apologetisch den gesellschaftlichen Zwangscharakter auf das Sein projiziert. Wer denkend aus dem System herauswill, muß es aus der idealistischen Philosophie in die gesellschaftliche Realität übersetzen, aus der es abstrahiert ward. Dadurch wird der Begriff der Totalität, den gerade Szientisten wie Popper in der Idee des deduktiven Systems konservieren, der Aufklärung konfrontiert; entscheidbar, was daran unwahr, aber auch was wahr ist.

Nicht minder ungerecht ist der Vorwurf des Megalomanischen inhaltlich. Hegels Logik wußte die Totalität als das, was sie auch gesellschaftlich ist: kein dem Singulären, in Hegels Sprache: den Momenten bloß Vorgeordnetes, vielmehr untrennbar von jenen und ihrer Bewegung. Das einzelne Konkrete wiegt der dialektischen Konzeption schwerer als der szientifischen, die es erkenntnistheoretisch fetischisiert, erkenntnispraktisch als Rohmaterial oder Exempel traktiert. Die dialektische Anschauung von der Gesellschaft hält es mehr mit Mikrologie als die positivistische, die zwar in abstracto dem einzelnen Seienden den Primat vor seinem Begriff zuspricht, in ihrer Verfahrungsweise jedoch darüber hinwegeilt mit jener zeitlosen Hast, die in den Computern zu sich selbst kommt. Weil das einzelne Phänomen in sich die gesamte Gesellschaft birgt, kontrapunktieren Mikrologie und Vermittlung durch die Totalität einander. Ein Beitrag über den sozialen Konflikt heute44 wollte das erläutern; die alte Kontroverse mit Benjamin über die dialektische Interpretation gesellschaftlicher Phänomene45 bewegte sich ums Gleiche: kritisiert ward Benjamins soziale Physiognomik als allzu unmittelbar, ohne Reflexion auf die gesamtgesellschaftliche Vermittlung. Diese mochte ihm als idealistisch suspekt sein, doch ohne sie hinkte die materialistische Konstruktion sozialer Phänomene hinter der Theorie her. Der eingeschworene Nominalismus, der den Begriff zum Schein oder zur Abbreviatur relegiert und die Fakten als Begriffsloses, im emphatischen Verstande Unbestimmtes vorstellt, wird dadurch notwendig abstrakt; Abstraktion ist der unbedachte Schnitt zwischen Allgemeinem und Besonderem, nicht der Blick aufs Allgemeine als die Bestimmung des Besonderen in sich. Soweit der dialektischen Methode, etwa gegenüber der soziographischen Deskription einzelner Befunde, Abstraktheit nachgesagt werden kann, ist sie vom Gegenstand diktiert, der Immergleichheit einer Gesellschaft, die eigentlich nichts qualitativ Verschiedenes duldet und trostlos im Detail wiederkehrt. Gleichwohl sind die Einzelphänomene, die das Allgemeine ausdrücken, weit substantieller, als wenn sie lediglich dessen logische Repräsentanten wären. Der Emphase auf dem Einzelnen, die es, um seiner immanenten Allgemeinheit willen, nicht der komparativen Allgemeinheit opfert, ist gemäß die dialektische Formulierung sozialer Gesetze als historisch konkreter. Die dialektische Bestimmtheit des Einzelnen als eines zugleich Besonderen und Allgemeinen verändert den gesellschaftlichen Gesetzesbegriff. Er hat nicht länger die Form des »immer wenn – dann«, sondern die »nachdem – muß«; sie gilt prinzipiell nur unter der Bedingung von Unfreiheit, weil den Einzelmomenten in sich bereits bestimmte, aus der spezifischen Gesellschaftsstruktur folgende Gesetzlichkeit innewohnt, nicht erst Produkt ihrer wissenschaftlichen Synthesis ist. Derart mögen die Ausführungen von Habermas über die historischen Bewegungsgesetze ausgelegt werden, im Kontext der objektiv-immanenten Bestimmtheit des Einzelnen selber46. Dialektische Theorie weigert sich, historische und gesellschaftliche Erkenntnis, als eine vom Individuellen, der Gesetzeserkenntnis blank zu kontrastieren, weil das vorgeblich bloß Individuelle – Individuation ist eine gesellschaftliche Kategorie – in sich selbst ein Besonderes und Allgemeines verschränkt: die notwendige Unterscheidung von beidem hat bereits den Charakter falscher Abstraktion. Modelle des Prozesses von Allgemeinem und Besonderem sind Entwicklungstendenzen der Gesellschaft wie die zur Konzentration, zur Überakkumulation und zur Krise. Längst bemerkte die empirische Soziologie, was sie an spezifischem Gehalt durch statistische Generalisierung einbüßt. Am Detail geht oftmals ein Entscheidendes übers Allgemeine auf, das der bloßen Verallgemeinerung entschlüpft. Daher die grundsätzliche Ergänzung statistischer Erhebungen durch case studies. Das Ziel auch quantitativer gesellschaftlicher Methoden wäre qualitative Einsicht; Quantifizierung ist nicht Selbstzweck sondern Mittel dazu. Statistiker erkennen das bereitwilliger an als die gängige Logik der Sozialwissenschaften. Das Verhalten dialektischen Denkens zum Singulären ist vielleicht am besten zu pointieren gegenüber einer Formulierung Wittgensteins, die Wellmer zitierte: »Der einfachste Satz, der Elementarsatz, behauptet das Bestehen eines Sachverhaltes.«47 Die scheinbare Selbstverständlichkeit, daß die logische Analyse von Sätzen auf Elementarsätze führe, ist alles andere als selbstverständlich. Noch von Wittgenstein wird dem Cartesianischen Discours de la méthode das Dogma nachgesprochen, das Einfachste – was immer man sich dabei vorzustellen habe – sei »wahrer« als das Zusammengesetzte und darum die Zurückführung von Komplizierterem aufs Einfache a priori verdienstlich. Tatsächlich ist für die Szientivisten Einfachheit ein Wertkriterium sozialwissenschaftlicher Erkenntnis; so in Poppers fünfter These aus dem Tübinger Referat48. Durch die Assoziation mit Ehrlichkeit wird Einfachheit zur wissenschaftlichen Tugend; nicht überhörbar der Oberton, das Komplizierte entspringe der Verworrenheit oder Wichtigmacherei des Betrachters. Ob jedoch soziale Theoreme einfach oder komplex sein müssen, darüber entscheiden objektiv die Gegenstände.

Poppers Satz: »Was es aber wirklich gibt, das sind die Probleme und die wissenschaftlichen Traditionen«49, bleibt hinter seiner unmittelbar vorhergehenden Einsicht zurück, ein sogenanntes wissenschaftliches Fach sei ein Konglomerat von Problemen und Lösungsversuchen. Die Aussonderung stillschweigend abgezirkelter Probleme als des szientifisch »allein Wirklichen« installiert Simplifizierung als Norm. Wissenschaft soll sich allein mit entscheidbaren Fragen befassen. Selten stellt das Material jene so bündig. Im selben Geist definiert Popper die Methode der Sozialwissenschaften »wie auch die der Naturwissenschaften«. Sie bestünde darin, »Lösungsversuche für ihre Probleme – die Probleme von denen sie ausgeht – auszuprobieren. Lösungen werden vorgeschlagen und kritisiert. Wenn ein Lösungsversuch der sachlichen Kritik nicht zugänglich ist, so wird er eben deshalb als unwissenschaftlich ausgeschaltet, wenn auch vielleicht nur vorläufig.«50 Der dabei verwendete Problembegriff ist kaum minder atomistisch als das Wittgensteinsche Wahrheitskriterium. Postuliert wird, daß alles, womit Soziologie legitim sich abzugeben habe, in Einzelprobleme sich zerlegen lasse. Nimmt man die Poppersche These streng, so wird sie, trotz des common sense, der sie auf den ersten Blick empfiehlt, zur hemmenden Zensur wissenschaftlichen Denkens. Marx hat nicht die »Lösung eines Problems« vorgeschlagen – allein im Begriff des Vorschlagens schleicht die Fiktion des Consensus als des Garanten von Wahrheit sich ein –; ist darum das »Kapital« keine Sozialwissenschaft? Im Kontext der Gesellschaft setzt die sogenannte Lösung eines jeden Problems jenen Kontext voraus. Die Panazee von trial and error geht auf Kosten von Momenten, nach deren Beseitigung die Probleme ad usum scientiae zurechtgestutzt und womöglich zu Scheinproblemen werden. Theorie hat die durch die Cartesianische Zerlegung in Einzelprobleme verschwindenden Zusammenhänge mitzudenken und zu den Fakten zu vermitteln. Sogar wenn ein Lösungsversuch der »sachlichen Kritik«, wie Popper sie festsetzt, also der Widerlegung nicht ohne weiteres zugänglich ist, kann gleichwohl das Problem von der Sache her zentral sein. Ob, wie Marx lehrte, die kapitalistische Gesellschaft durch ihre eigene Dynamik zu ihrem Zusammenbruch getrieben wird oder nicht, ist nicht nur eine vernünftige Frage, solange man nicht schon das Fragen manipuliert: es ist eine der wichtigsten, mit denen der Sozialwissenschaft sich zu beschäftigen anstünde. Noch die bescheidensten und darum überzeugendsten Thesen des sozialwissenschaftlichen Szientivismus gleiten, sobald sie vom Problembegriff handeln, über die wahrhaft schwierigsten Probleme hinweg. Begriffe wie der der Hypothese und der ihm zugeordnete der Testbarkeit sind von den Naturwissenschaften auf die von der Gesellschaft nicht blank zu übertragen. Das impliziert kein Einverständnis mit der geisteswissenschaftlichen Ideologie, die höhere Würde des Menschen dulde keine Quantifizierung. Die herrschaftliche Gesellschaft hat sich und die Menschen, ihre Zwangsmitglieder, nicht erst jener Würde beraubt, sondern sie nie zu den mündigen Wesen werden lassen, denen nach Kants Doktrin Würde zukäme. Was ihnen heute wie vormals als verlängerte Naturgeschichte widerfährt, ist gewiß nicht über das Gesetz der großen Zahl erhaben, das bei Wahlanalysen bestürzend sich durchsetzt. Wohl aber hat der Zusammenhang an sich eine andere, jedenfalls erkennbarere Gestalt als zumindest in jener älteren Naturwissenschaft, von der die Modelle szientifischer Soziologie bezogen sind. Er ist, als ein Verhältnis zwischen Menschen, ebenso in ihnen fundiert, wie er sie umgreift und konstituiert. Gesellschaftliche Gesetze sind dem Hypothesenbegriff inkommensurabel. Die babylonische Verwirrung zwischen den Positivisten und den kritischen Theoretikern beginnt dort, wo jene zwar der Theorie gegenüber Toleranz bekennen, ihr aber durch Transformation in Hypothesen jenes Moment von Selbständigkeit rauben, das ihnen die objektive Vormacht sozialer Gesetze verleiht. Überdies sind, worauf Horkheimer zuerst hinwies, soziale Fakten nicht ebenso voraussehbar wie naturwissenschaftliche innerhalb ihrer einigermaßen homogenen Kontinuen. Zur objektiven Gesetzlichkeit von Gesellschaft rechnet ihr widerspruchsvoller Charakter, schließlich ihre Irrationalität hinzu. An der Theorie der Gesellschaft ist es, diese mitzureflektieren, womöglich sie abzuleiten; nicht aber sie durch übereifrige Anpassung an das Ideal zu bestätigender oder zu widerlegender Prognosen wegzudisputieren.

Ähnlich ist der ebenfalls den Naturwissenschaften entlehnte Begriff allgemeiner, quasi demokratischer Nachvollziehbarkeit von Erkenntnisoperationen und Einsichten in der Sozialwissenschaft keineswegs so axiomatisch, wie er sich gibt. Er ignoriert die Gewalt des notwendig falschen, selbst wiederum erst kritisch zu durchdringenden Bewußtseins, das die Gesellschaft über die Ihren verhängt; im hochstrebenden Typus des sozialwissenschaftlichen Forschungsangestellten verkörpert es sich als zeitgemäße Gestalt des Weltgeistes. Wer so durchaus unter Bedingungen der Kulturindustrie aufgewachsen ist, daß sie ihm zur zweiten Natur wurde, ist zunächst kaum fähig und gewillt, Einsichten mit zu vollziehen, die ihrer Sozialstruktur und Funktion gelten. Reflexartig wird er derlei Einsichten abwehren, mit Vorliebe unter Berufung eben auf die szientifische Spielregel allgemeiner Nachvollziehbarkeit. Dreißig Jahre hat es gedauert, bis die kritische Theorie der Kulturindustrie durchdrang; zahlreiche Instanzen und Agenturen versuchen heute noch, sie zu ersticken, weil sie dem Geschäft schadet. Die Erkenntnis der objektiven gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, erst recht ihre kompromißlos reine, unverwässerte Darstellung, mißt sich keineswegs am consensus omnium. Widerstand gegen die repressive Gesamttendenz kann kleinen Minderheiten vorbehalten sein, die sich auch noch dafür beschimpfen lassen müssen, daß sie elitär sich aufführten. Nachvollziehbarkeit ist ein Potential der Menschheit, nicht jetzt, hier, unter den bestehenden Umständen vorhanden. Wohl vermag, was einer verstehen kann, der Möglichkeit nach auch jeder andere zu verstehen, denn im Verstehenden ist jenes Ganze am Werk, durch welches auch Allgemeinheit mitgesetzt wird. Aber um diese Möglichkeit zu aktualisieren, genügt nicht der Appell an den Verstand der anderen, wie sie sind, nicht einmal Erziehung; wahrscheinlich bedürfte es der Veränderung jenes Ganzen, das seinem eigenen Gesetz nach heute weniger das Bewußtsein entfaltet als deformiert. Das Postulat der Einfachheit harmoniert mit solcher regressiven Sinnesart. Unfähig zu anderen Denkoperationen als bei aller Perfektion mechanisch verfahrenden, ist sie auch noch stolz auf ihre intellektuelle Redlichkeit. Unwillkürlich verleugnet sie die Kompliziertheit gerade gesellschaftlicher Verhältnisse, wie sie die unterdessen überbeanspruchten Termini Entfremdung, Verdinglichung, Funktionalität, Struktur indizieren. Die logische Methode der Reduktion auf Elemente, aus denen Soziales sich aufbaue, eliminiert virtuell objektive Widersprüche. Geheimes Einverständnis waltet zwischen dem Lob einfachen Lebens und der anti-intellektuellen Präferenz fürs Einfache als das vom Denken zu Erlangende; die Richtungstendenz vereidigt das Denken selbst auf Einfachheit. Sozialwissenschaftliche Erkenntnis indessen, welche die komplexe Beschaffenheit des Produktions- und Distributionsvorgangs ausdrückt, ist offensichtlich fruchtbarer als Zerlegung in einzelne Produktionselemente durch Erhebungen über Fabriken, Einzelgesellschaften, Einzelarbeiter und Ähnliches; fruchtbarer auch als die Reduktion auf den allgemeinen Begriff solcher Elemente, die doch ihrerseits erst im komplexeren Strukturzusammenhang ihren Stellenwert finden. Um zu wissen, was ein Arbeiter sei, muß man wissen, was kapitalistische Gesellschaft ist; umgekehrt ist auch diese sicherlich nicht »elementarer« als die Arbeiter. Begründet Wittgenstein seine Methode mit dem Satz: »Die Gegenstände bilden die Substanz der Welt. Darum können sie nicht zusammengesetzt sein«51, so folgt er dabei, mit der historischen Naivetät des Positivisten, dem dogmatischen Rationalismus des siebzehnten Jahrhunderts. Zwar betrachtet der Szientivismus die res, die einzelnen Gegenstände als das allein und wahrhaft Seiende, enteignet sie jedoch dadurch so sehr all ihrer Bestimmungen, als bloßer begrifflicher Superstruktur, daß jenes allein Wirkliche ihm zu einem ganz Nichtigen wird, das dann tatsächlich zu mehr nicht taugt als zum Beleg einer nach nominalistischem Glauben ebenfalls nichtigen Allgemeinheit.

Die positivistischen Kritiker der Dialektik verlangen mit Fug zumindest Modelle soziologischer Verfahrungsweisen, die, obwohl sie nicht auf die empiristischen Spielregeln zugeschnitten sind, als sinnvoll sich erweisen; dabei allerdings dürfte das von dem Empiristen so genannte »Sinnkriterium« sich verändern. Der von Otto Neurath namens des Wiener Kreises seinerzeit geforderte Index verborum prohibitorum wäre dann abgeschafft. Als Modell mag genannt werden, was gewiß nicht als Wissenschaft auftrat, die Sprachkritik, die Karl Kraus, der Wittgenstein sehr beeindruckte, über Jahrzehnte in der Fackel übte. Sie setzt immanent ein, vielfach orientiert an den Verstößen der Journalistik gegen die Grammatik. Die ästhetische Kritik hatte jedoch von Anbeginn ihre soziale Dimension: sprachliche Verwüstung war für Kraus der Sendbote der realen; schon im Ersten Krieg sah er die Mißbildungen und Phrasen zu sich selbst kommen, deren lautlosen Schrei er längst vorher vernommen hatte. Dies Verfahren ist der Prototyp eines nicht wörtlichen; der welterfahrene Kraus wußte, daß die Sprache, wie sehr auch Konstituens der Erfahrung, doch nicht die Realität schlicht schafft. Durch ihre Verabsolutierung wurde ihm die Sprachanalyse der Zerrspiegel realer Tendenzen sowohl wie das Medium, darin seine Kritik am Kapitalismus zu zweiter Unmittelbarkeit sich konkretisierte. Die sprachlichen Greuel, die er gestaltete und deren Disproportion zu den realen am liebsten von denen hervorgehoben wird, welche die realen vertuschen möchten, sind Exkretionen gesellschaftlicher Prozesse, die in den Worten urbildlich erscheinen, ehe sie das vermeintlich normale Leben der bürgerlichen Gesellschaft jäh zerstören, in der sie unbemerkt fast, jenseits gängiger wissenschaftlicher Beobachtung, heranreiften. Die von Kraus entfaltete Physiognomik der Sprache hat darum mehr Schlüsselgewalt über die Gesellschaft als meist empirisch-soziologische Befunde, weil sie seismographisch das Unwesen aufzeichnet, von dem die Wissenschaft aus eitel Objektivität zu handeln borniert sich weigert. Die von Kraus zitierten und angeprangerten Sprachfiguren parodieren und überbieten, was der Research eben nur unter der saloppen Spitzmarke »juicy quotes« durchläßt; die Unwissenschaft, Antiwissenschaft von Kraus beschämt die Wissenschaft. Soziologie mag Vermittlungen beitragen, die Kraus freilich als Milderungen seiner Diagnosen, die doch immer noch hinter der Realität herhinkten, verschmähte; noch zu seinen Lebzeiten hat die Wiener sozialistische Arbeiterzeitung die gesellschaftlichen Bedingungen genannt, welche den Wiener Journalismus zu dem machten, als was Kraus ihn durchschaute, und Lukács erkannte in einer Bemerkung aus »Geschichte und Klassenbewußtsein« den sozialen Typus des Journalisten als dialektisches Extrem von Verdinglichung: in ihm überziehe der Warencharakter das dem Warenwesen an sich schlechthin Konträre und zerfresse es, die primäre, spontane Reaktionsfähigkeit der Subjekte, die sich auf dem Markt verkauft. Die Kraus'sche Sprachphysiognomik hätte nicht in Wissenschaft und Geschichtsphilosophie so tief hineingewirkt ohne den Wahrheitsgehalt der tragenden Erfahrungen, die von der Zunft mit subalternem Hochmut als bloße Kunst abgetan werden52. Die von Kraus mikrologisch gewonnenen Analysen sind keineswegs so »unverbunden« mit der Wissenschaft, wie es dieser genehm wäre. Spezifisch dürften seine sprachanalytischen Thesen über die Mentalität des Commis – des späteren Angestellten – als neobarbarische Norm mit bildungssoziologischen Aspekten der Weberschen Lehre vom Heraufdämmern bürokratischer Herrschaft und dem daraus erklärten Niedergang von Bildung sich berühren. Die strenge Beziehung der Kraus'schen Analysen auf die Sprache und ihre Objektivität trägt sie über die prompt und automatisch angeführte Zufälligkeit bloß subjektiver Reaktionsformen hinaus. Aus den Einzelphänomenen extrapolieren sie ein Ganzes, dessen die komparative Allgemeinheit nicht mächtig ist und das im Ansatz der Kraus'schen Analyse als prä-existent miterfahren wird. Sein Werk mag keine Wissenschaft sein, aber ihm müßte eine gleichen, die auf den Namen Anspruch hätte. – Die Theorie Freuds war in der Phase ihrer Ausbreitung von Kraus verfemt. Trotzdem, und trotz Freuds eigener positivistischer Gesinnung, steht sie so quer zur etablierten Wissenschaft wie jener. Entwickelt an einer relativ geringen Zahl von Einzelfällen, träfe sie nach szientifischem Regelsystem vom ersten bis zum letzten Satz das Verdikt, sie sei falsche Generalisierung. Ohne ihre Produktivität fürs Verständnis sozialer Verhaltensweisen, zumal das des »Kitts« der Gesellschaft indessen wäre nicht vorzustellen, was allenfalls als sachlicher Fortschritt der Soziologie während der letzten Dezennien verbucht werden mag. Sie, die aus Gründen komplexer Art die etablierte Wissenschaft zum Achselzucken reizte – die Psychiatrie hat es sich immer noch nicht abgewöhnt –, lieferte innerwissenschaftlich praktikable Hypothesen zur Erklärung des sonst Unerklärbaren, daß die überwältigende Mehrheit der Menschen sich Herrschaftsverhältnisse gefallen läßt, mit ihnen sich identifiziert und von ihnen zu irrationalen Attitüden veranlaßt wird, deren Widerspruch zu den simpelsten Interessen ihrer Selbsterhaltung auf der Hand liegt. Ob allerdings durch die Verwandlung der Psychoanalyse in Hypothesen ihrem Erkenntnistyp Gerechtigkeit widerfährt, ist zu bezweifeln. Ihre Verwertung in Erhebungsverfahren geht auf Kosten jener Versenkung ins Detail, der sie ihren Reichtum an gesellschaftlich neuer Erkenntnis verdankt, während sie freilich selbst auf Allgemeingesetzlichkeit nach dem Schema traditioneller Theorie hoffte.

Albert scheint solchen Modellen gegenüber konziliant53. Nur verkappt sich in seinem Begriff der prinzipiellen Überprüfbarkeit das eigentlich Kontroverse. Beobachtet ein soziologisch Denkender wiederholt in New Yorker Untergrundbahnhöfen auf Plakaten, daß von den blendend weißen Zähnen einer Reklameschönheit der eine geschwärzt ist, so wird er daraus Folgerungen ziehen wie die, daß der glamor der Kulturindustrie, als bloße Ersatzbefriedigung, durch welche der Betrachter vorbewußt sich betrogen fühlt, zugleich dessen Aggression erweckt; dem epistemologischen Prinzip nach hat Freud seine Theoreme nicht anders konstruiert. Empiristisch überprüfbar sind derlei Extrapolationen schwerlich, es sei denn, einem fielen besonders ingeniöse Experimente ein. Wohl aber können solche Beobachtungen zu sozialpsychologischen Denkstrukturen sich kristallisieren, die dann, in verändertem Kontext und zu »items« verdichtet, wiederum Befragungs- und klinischen Methoden zugänglich sind. Pochen demgegenüber die Positivisten darauf, daß die Dialektiker, im Gegensatz zu ihnen, keine bindenden Verhaltensregeln soziologischer Erkenntnis anzugeben vermöchten und deswegen das Aperçu verteidigten, so supponiert das Postulat jene strikte Trennung von Sache und Methode, welche die Dialektik angreift. Wer der Struktur seines Objekts sich anschmiegen möchte und es als ein in sich Bewegtes denkt, verfügt über keine davon unabhängige Verfahrungsweise.

Als Widerpart zur positivistischen Generalthesis von der Verifizierbarkeit des Sinns sei aus der musiksoziologischen Arbeit des Autors ein exponiertes Modell zitiert; nicht weil er dessen Dignität überschätzte, sondern weil ein Soziologe naturgemäß an eigenen Untersuchungen des Ineinander materialer und methodischer Motive am ehesten innewird. In der in der Zeitschrift für Sozialforschung veröffentlichten Arbeit »Über Jazz« von 1936, wiedergedruckt in den »Moments musicaux«, wurde der Begriff eines »Jazzsubjekts« verwendet, einer generell in jenem Typus von Musik sich darstellenden Ich-imago; Jazz sei durchweg ein symbolischer Vollzug, in dem dies Jazzsubjekt vor kollektiven, vom Grundrhythmus repräsentierten Anforderungen versagt, stolpert, »herausfällt«, als herausfallendes jedoch in einer Art Ritual als allen anderen Ohnmächtigen Gleiches sich enthüllt und, um den Preis seiner Selbstdurchstreichung, dem Kollektiv integriert wird. Weder läßt auf das Jazzsubjekt in Protokollsätzen der Finger sich legen noch die Symbolik des Vollzugs auf sinnliche Daten mit voller Stringenz sich reduzieren. Trotzdem ist die Konstruktion, welche das eingeschliffene Idiom Jazz deutet, dessen Stereotype wie eine Geheimschrift solche Dechiffrierung erwarten, schwerlich sinnleer. Sie dürfte zur Ergründung des Inwendigen des Jazzphänomens, dessen, was es gesellschaftlich überhaupt besagt, mehr helfen als Erhebungen über die Ansichten verschiedener Bevölkerungs- oder Altersgruppen über den Jazz, basierten sie auch auf soliden Protokollsätzen wie den Uräußerungen von nach einer Zufallsstichprobe ausgewählten Probanden. Ob der Gegensatz der Positionen und Kriterien schlechthin unversöhnlich ist, wäre wohl erst zu entscheiden, wenn einmal insistent versucht würde, Theoreme jenes Typus in empirische Forschungsprojekte umzusetzen. Das hat den social research bislang wenig gelockt, obwohl doch der mögliche Gewinn an triftiger Einsicht kaum sich wird leugnen lassen. Ohne daß man einem faulen Kompromiß nachhinge, springen immerhin mögliche Sinnkriterien solcher Deutungen ins Auge: so Extrapolationen aus der technologischen Analyse eines massenkulturellen Phänomens – darum handelt es sich bei der Theorie des Jazzsubjekts – oder die Verbindbarkeit der Theoreme mit anderen, den üblichen Kriterien näheren Phänomenen wie dem Exzentrik-Clown und gewissen älteren Typen des Films. Jedenfalls ist das von einer These wie der vom Jazzsubjekt als dem latenten Träger jener Art von Unterhaltungsmusik Gemeinte verständlich, auch wenn sie durch die Reaktionen von Jazz hörenden Versuchspersonen nicht verifiziert oder falsifiziert wird; subjektive Reaktionen brauchen sich keineswegs mit dem bestimmbaren Gehalt der geistigen Phänomene zu decken, auf die reagiert wird. Die Momente, welche die Idealkonstruktion eines Jazzsubjekts motivieren, sind zu nennen; in dem alten Text über Jazz wurde das, wie unzulänglich auch immer, versucht. Als evidentes Sinnkriterium zeichnet sich ab, ob und wie weit ein Theorem Zusammenhänge ins Licht rückt, die ohne es dunkel blieben; ob durch es disparate Aspekte des gleichen Phänomens wechselseitig sich aufhellen. Rekurrieren kann die Konstruktion auf weitgreifende gesellschaftliche Erfahrungen wie die von der Integration der Gesellschaft in ihrer monopolistischen Phase auf Kosten der virtuell ohnmächtigen Individuen und durch sie hindurch. Hertha Herzog hat in einer späteren Studie über die damals im amerikanischen Radio beliebten »Seifenopern« – Seriensendungen für Hausfrauen – die der Jazztheorie nahe verwandte Formel »getting into trouble and out of it« auf eine nach üblichen Kriterien empirische content analysis angewandt und dabei analoge Resultate erlangt. Ob die innerpositivistische Erweiterung des sogenannten Verizifierbarkeitskriteriums derart, daß es nicht auf zu verifizierende Beobachtungen sich beschränkt, sondern Sätze einbegreift, für die überhaupt Bedingungen ihrer Verifikation faktisch sich herstellen lassen54, den angezogenen Modellen Raum verschafft, oder ob die unter Umständen allzu indirekte und durch zusätzliche ›Variablen‹ belastete Verifizierungsmöglichkeit jener Sätze sie nach wie vor den Positivisten untragbar macht, dazu müßten wohl diese sich äußern. An der Soziologie wäre es zu analysieren, welche Probleme überhaupt adäquat empirisch behandelt werden können und welche, ohne an Sinn einzubüßen, nicht; strikt a priori kann nicht darüber geurteilt werden. Zu vermuten ist ein Bruch zwischen tatsächlich durchgeführter empirischer Forschung und positivistischer Methodologie. Daß diese bis heute auch in ihrer Gestalt als »analytische Philosophie« zur soziologischen Forschung so wenig Produktives beitrug, dürfte zum Grund haben, daß in der Forschung, mitunter durch krud pragmatistische Rücksichten, das Interesse an der Sache gegen die methodologische Obsession doch sich behauptet; die lebendige Wissenschaft wäre vor der aus ihr herausgelesenen und dann sie gängelnden Philosophie zu retten. Man muß sich nur fragen, ob die F-Skala der mit empirischen Methoden arbeitenden »Authoritarian Personality«, mit all ihren Mängeln, überhaupt hätte eingeführt und verbessert werden können, wäre sie von Anbeginn nach den positivistischen Kriterien der Gutman-Skala entworfen worden. Der Spruch jenes akademischen Lehrers: »Sie sind hier, Research zu machen, nicht zu denken«, vermittelt zwischen der Subalternität ungezählter sozialwissenschaftlicher Erhebungen und ihrem sozialen Standort. Der Geist, der das Was zugunsten des Wie, den Erkenntniszweck zugunsten der Mittel der Erkenntnis vernachlässigt, ändert sich selbst zum Schlechteren. Heteronomes Rädchen, büßt er in der Maschinerie jegliche Freiheit ein. Entgeistet wird er durch die Rationalisierung hindurch55. Das in Angestelltenfunktionen eingespannte Denken wird zum Angestelltendenken an sich. Virtuell dürfte der entgeistete Geist dadurch sich ad absurdum führen, daß er vor seinen eigenen pragmatischen Aufgaben versagt. Die Diffamierung der Phantasie; die Unkraft sich vorzustellen, was noch nicht ist, wird Sand selbst im Getriebe der Apparatur, sobald sie mit Phänomenen sich konfrontiert sieht, die in ihren Schemata nicht vorgesehen sind. An der Hilflosigkeit der Amerikaner im vietnamesischen Guerillakrieg trägt fraglos seine Mitschuld das, was drüben »brass« heißt. Bürokratische Generale betreiben eine kalkulierende Strategie, welche die nach ihren Normen irrationale Taktik Giaps nicht antezipieren kann; die wissenschaftliche Betriebsführung, zu der die Kriegsführung geworden ist, wird zum militärischen Nachteil. Gesellschaftlich übrigens verträgt das Phantasieverbot nur allzugut sich mit der trotz aller Gegenbeteuerungen sich abzeichnenden gesellschaftlichen Statik, dem Rückgang der kapitalistischen Expansion. Es wird gleichsam überflüssig, was der eigenen Beschaffenheit nach auf Erweiterung hinauswill, und das wiederum schädigt die Interessen des Kapitals, das, um sich zu erhalten, sich ausdehnen muß. Wer nach der Maxime safety first sich verhält, steht in Gefahr, alles zu verlieren, Mikrokosmos des herrschenden Systems, dessen Stagnation sowohl durch die Gefahrensituation ringsum wie durch Deformationen gezeitigt wird, die dem Fortschritt immanent sind.

Eine Geistesgeschichte der Phantasie zu schreiben, um die es in den positivistischen Verboten eigentlich geht, verlohnte sich. Im achtzehnten Jahrhundert, bei Saint-Simon sowohl wie im Discours préliminaire von d'Alembert, wird sie samt der Kunst zur produktiven Arbeit gerechnet, hat teil an der Idee der Entfesselung der Produktivkräfte; erst Comte, dessen Soziologie apologetisch-statisch sich umwendet, ist als Feind von Metaphysik auch der von Phantasie. Ihre Diffamierung, oder Abdrängung in ein arbeitsteiliges Spezialbereich, ist ein Urphänomen der Regression bürgerlichen Geistes, doch nicht als dessen vermeidbarer Fehler sondern im Zug einer Fatalität, welche die instrumentelle Vernunft, deren die Gesellschaft bedarf, mit jenem Tabu verkoppelt. Daß nur verdinglicht: abstrakt der Realität gegenübergestellt, Phantasie überhaupt noch geduldet wird, lastet nicht weniger denn auf der Wissenschaft auf der Kunst; verzweifelt sucht die legitime die Hypothek zu tilgen. Phantasie heißt weniger frei erfinden als geistig operieren ohne das Äquivalent eilends erfüllender Faktizität. Eben das wird durch die positivistische Lehre vom sogenannten Sinnkriterium abgewehrt. So, ganz formal, durch das berühmte Postulat von Klarheit: »Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen läßt, läßt sich klar aussprechen.«56 Aber jegliches sinnlich nicht Eingelöste behält einen Hof von Unbestimmtheit; keine Abstraktion ist je ganz klar, eine jede durch die Vielheit möglicher Verinhaltlichungen auch undeutlich. Zudem überrascht der sprachphilosophische Apriorismus von Wittgensteins These. Erkenntnis, die so vorurteilsfrei wäre, wie der Positivismus es erheischt, hätte mit Sachverhalten zu rechnen, die an sich alles andere als klar, die an sich verworren sind. Nichts garantiert, daß sie klar sich ausdrücken lassen. Das Verlangen danach, oder vielmehr das, der Ausdruck müsse der Sache streng gerecht werden, ist legitim. Doch dem läßt nur stufenweise sich genügen, nicht mit einer Unmittelbarkeit, die allen eine sprachfremde Ansicht von der Sprache erwartet, wofern man nicht gemäß der Cartesianischen Lehre von der clara et distincta perceptio den Vorrang des Erkenntnisinstruments bis in die Subjekt-Objekt-Beziehung hinein dogmatisch für prästabiliert hält. So gewiß das Objekt der Soziologie, die gegenwärtige Gesellschaft, strukturiert ist, so fraglos trägt sie mit ihrem immanenten Rationalitätsanspruch unvereinbare Züge. Diese veranlassen allenfalls zur Anstrengung, Nichtklares klar zu denken; nicht aber kann das zum Kriterium der Sache selbst gemacht werden. Wittgenstein wäre am letzten das Abgründige entgangen: ob das Denken eines an sich Unklaren seinerseits, für sich überhaupt klar sein kann. Vollends spotten in der Sozialwissenschaft neue, erst sich bildende Erfahrungen des Klarheitskriteriums; an diesem sie jetzt und hier messen ließe die tastende Erfahrung überhaupt nicht sich regen. Klarheit ist ein Moment im Prozeß der Erkenntnis, nicht deren ein und alles. Die Wittgensteinsche Formulierung dichtet ihren Horizont dagegen ab, das vermittelt, komplex, in Konstellationen auszusprechen, was klar, unmittelbar nicht sich aussprechen läßt. Sein eigenes Verhalten war darin weit schmiegsamer als seine Parole; so schrieb er an Ludwig von Ficker, der einen größeren von Wittgenstein gestifteten Betrag Georg Trakl schenkte, er, Wittgenstein, verstehe zwar Trakls Gedichte nicht, sei indessen von ihrer Qualität überzeugt. Da das Medium von Dichtung Sprache ist und Wittgenstein von Sprache überhaupt handelt, nicht von Wissenschaft allein, bestätigte er ungewollt, es lasse sich aussprechen, was sich nicht aussprechen läßt; solche Paradoxie war seinem Denkhabitus kaum fremd. Demgegenüber sich auf die irrevokable Dichotomie von Erkenntnis und Dichtung zurückzuziehen, wäre bloße Ausflucht. Kunst ist Erkenntnis sui generis; in Dichtung gerade ist emphatisch, worauf Wittgensteins Wissenschaftslehre ihren Nachdruck legt, die Sprache.

Die Hypostasis des Erkenntnismoments Klarheit als des Kanons von Erkenntnis durch Wittgenstein kollidiert mit anderen seiner Haupttheoreme. Seine Formulierung: »Die Welt ist alles, was der Fall ist«, seitdem Glaubensartikel des Positivismus, ist in sich so vieldeutig, daß sie als »Sinnkriterium« nach Wittgensteins eigenem Klarheitspostulat nicht ausreicht. Ihre scheinbare Unanfechtbarkeit und ihre Vieldeutigkeit dürften miteinander verwachsen sein: der Satz ist gepanzert durch eine Sprachform, die verhindert, seinen Gehalt zu fixieren. »Der Fall« sein kann einmal soviel heißen wie faktisch da sein, im Sinne des Seienden der Philosophie, ta onta; dann aber: logisch gelten; daß zwei mal zwei vier sei, ist »der Fall«. Das Grundprinzip der Positivisten verdeckt den auch von ihnen nicht geschlichteten Konflikt von Empirismus und Logistik, der in Wahrheit die gesamte philosophische Tradition durchherrscht und in den Positivismus als Neues eindringt nur, weil er von ihr nichts wissen möchte. Wittgensteins Satz ist fundiert in seinem innerpositivistisch mit Recht kritisierten logischen Atomismus; »der Fall« können nur Einzeltatbestände sein, ein ihrerseits Abstrahiertes. Jüngst hat Wellmer Wittgenstein vorgehalten, man suche nach Beispielen für Elementarsätze im Tractatus vergebens57: denn in der Bündigkeit, auf der jener bestehen müßte, »gibt« es keine. In seinem Verzicht auf Beispiele schlägt implizit die Kritik an der Kategorie des Ersten durch; hascht man danach, so verflüchtigt es sich. Wittgenstein hat, im Gegensatz zu den Positivisten des eigentlichen Wiener Kreises, sich dagegen gesträubt, durch den Primat des Wahrnehmungsbegriffs den philosophiefeindlichen Positivismus mit einer ihrerseits fragwürdigen Philosophie, letztlich der sensualistischen, zu versetzen. Andererseits transzendieren die sogenannten Protokollsätze tatsächlich die Sprache, in deren Immanenz Wittgenstein sich verschanzen möchte: die Antinomie ist unausweichlich. Der magische Zirkel der Sprachreflexion wird nicht durchbrochen durch Rückgriff auf krude und fragwürdige Begriffe wie den des unmittelbar ›Gegebenen‹. Philosophische Kategorien wie die der Idee und des Sinnlichen, samt der Dialektik, die sie seit dem Platonischen Theätet entbunden haben, erstehen in der philosophiefeindlichen Wissenschaftslehre auf und annullieren damit deren Philosophiefeindschaft. Philosophische Fragen werden nicht dadurch erledigt, daß man sie erst gewaltsam vergißt und dann mit dem Effekt der dernière nouveauté wiederentdeckt. Carnaps Modifikation des Wittgensteinschen Sinnkriteriums ist ein Rückfall. Er verdrängt durch die Frage nach Geltungskriterien die nach der Wahrheit; am liebsten möchten sie diese zur Metaphysik relegieren. Nach Carnap sind »metaphysische Sätze nicht ›Erfahrungssätze‹«58, eine einfache Tautologie. Was Metaphysik motiviert, ist nicht die sinnliche Erfahrung, auf die Carnap alle Erkenntnis schließlich reduziert, sondern vermittelt. Kant ist nicht müde geworden, daran zu erinnern.

Daß die Positivisten in gigantischem Zirkel aus der Wissenschaft die Regeln extrapolieren, welche jene begründen und rechtfertigen sollen, hat seine verhängnisvollen Konsequenzen auch für die Wissenschaft, deren tatsächlicher Fortgang ja Typen von Erfahrung einbegreift, die ihrerseits nicht von Wissenschaft verordnet und approbiert sind. Die spätere Entwicklung des Positivismus bestätigte, wie wenig die Behauptung Carnaps sich halten läßt, daß »die Protokollsätze ... selbst nicht einer Bewährung bedürfen, sondern als Grundlage für alle übrigen Sätze der Wissenschaft dienen«59. Wohl geht es logisch wie innerwissenschaftlich ohne Unmittelbarkeit nicht ab; die Kategorie der Vermittlung ihrerseits hätte sonst keinen vernünftigen Sinn. Noch Kategorien, die von Unmittelbarkeit so weit sich entfernen wie die der Gesellschaft, könnten ohne ein Unmittelbares nicht gedacht werden; wer nicht primär an sozialen Phänomenen das Gesellschaftliche wahrnimmt, das in ihnen sich ausdrückt, kann zu keinem authentischen Begriff von Gesellschaft fortschreiten. Aber das Moment von Unmittelbarkeit ist im Fortgang der Erkenntnis aufzuheben. Daß, wie gerade die Sozialwissenschaftler Neurath und Popper gegen Carnap eingewandt haben, die Protokollsätze revidierbar seien, ist ein Symptom von deren eigener Vermitteltheit zunächst durch jenes nach dem Modell der Physik vorgestellte Subjekt der Wahrnehmung, über das gründlicher nachzudenken der Positivismus seit Humeschen Zeiten für überflüssig erachtete, und das darum stets wieder als unvermerkte Voraussetzung sich einschlich. Affiziert wird davon der Wahrheitsgehalt der Protokollsätze; sie sind wahr und sind es nicht. Zu erläutern wäre das an manchen Fragebogen aus Erhebungen der politischen Soziologie. Die Antworten sind gewiß, als Ausgangsmaterial, ›wahr‹, trotz ihrer Bezogenheit auf subjektive Meinungen selber ein Stück sozialer Objektivität, zu der auch Meinungen gehören. Die Probanden haben dies und nichts anderes gesagt oder angekreuzt. Andererseits jedoch sind die Antworten im Kontext der Fragebogen vielfach unstimmig und widerspruchsvoll, etwa auf abstraktem Niveau prodemokratisch, angesichts konkreter »items« antidemokratisch. Dann aber kann die Soziologie bei den Daten nicht sich bescheiden, sondern muß die Widersprüche abzuleiten versuchen; die empirische Forschung verfährt demgemäß. Daß die Wissenschaftstheorie derlei der Wissenschaft geläufige Erwägungen ab ovo verschmäht, bietet, subjektiv betrachtet, den Angriffspunkt dialektischer Kritik. Nie sind die Positivisten jenen latenten Anti-Intellektualismus ganz losgeworden, der schon in der Humeschen dogmatischen Degradation der ideas, Vorstellungen zu bloßen Nachbildern der impressions präformiert war. Denken ist ihnen nicht mehr als Nachvollzug, sein Mehr ein Übel. Solcher verkappte Anti-Intellektualismus, mit seinen ungewollten politischen Obertönen, fördert fraglos die Wirkung der positivistischen Doktrin; ein bestimmter Typus seiner Anhänger zeichnet durch Absenz der Reflexionsdimension sich aus und durch Rancune gegen geistige Verhaltensweisen, die wesentlich auf jener sich bewegen.

Der Positivismus verinnerlicht die Zwänge zur geistigen Haltung, welche die total vergesellschaftete Gesellschaft auf das Denken ausübt, damit es in ihr funktioniert. Er ist der Puritanismus der Erkenntnis60. Was dieser in der moralischen Sphäre bewirkt, das sublimiert sich im Positivismus zu den Normen der Erkenntnis. Die ihrer Sprachform nach äquivoke Warnung Kants, nicht in intelligible Welten auszuschweifen, der gegenüber bereits Hegel ironisch von den »schlimmen Häusern« sprach, präludiert das; freilich nur als Stimme im polyphonen Gewebe der philosophischen Partitur, während bei den Positivisten die trivial vordringliche Oberstimmenmelodie daraus wurde. Was Erkenntnis will, wonach sie Sehnsucht hat, verbietet sie sich vorweg, weil das Desiderat gesellschaftlich nützlicher Arbeit es ihr verbietet, und projiziert dann das Tabu, das sie sich auferlegt hat, auf das Ziel, verteufelt das ihr Unerreichbare. Der Prozeß, welcher sonst dem Subjekt unerträglich wäre: die Integration des Gedankens in das ihm Entgegengesetzte, von ihm zu Durchdringende, wird vom Positivismus dem Subjekt integriert, zu dessen eigener Sache gemacht. Das Glück von Erkenntnis soll nicht sein. Wollte man den Positivismus jener reductio ad hominem unterwerfen, die er so gern mit der Metaphysik betreibt, so wäre zu mutmaßen, er logisiere die sexualen Tabus, die nicht erst heute in Denkverbote sich umgesetzt haben. Daß man nicht vom Baum der Erkenntnis essen solle, wird im Positivismus zur Maxime von Erkenntnis selbst. Neugier wird bestraft im Neuen des Gedankens, die Utopie soll ihm in jeglicher Gestalt, auch der von Negation ausgetrieben werden. Erkenntnis resigniert zur wiederholenden Nachkonstruktion. Sie verarmt wie das Leben unter der Arbeitsmoral. Im Begriff der Tatsachen, an die man sich zu halten habe, von denen man sich nicht, auch nicht durch ihre Interpolation, entfernen dürfe, wird Erkenntnis zur bloßen Reproduktion dessen verhalten, was ohnehin vorhanden ist. Das Ideal des deduktiven, lückenlosen Systems, aus dem nichts draußen bleibt, ist dafür der zu Logik verflüchtigte Ausdruck. Besinnungslose Aufklärung schlägt in Regression um. Das Subalterne, Quisquilienhafte der positivistischen Doktrin ist nicht die Schuld ihrer Repräsentanten; oft haben sie, wenn sie den Talar ablegen, gar nichts davon. Objektiver bürgerlicher Geist hat sich zum Ersatz der Philosophie aufgespreizt. Unverkennbar dabei der parti pris fürs Tauschprinzip, abstrahiert zu jener Norm des Füranderesseins, der das Nachvollziehbarkeitskriterium und der letztlich an der Kulturindustrie gebildete Begriff von Kommunikation als Maß alles Geistigen willfahrt. Kaum ist es illoyal, was die Positivisten mit empirisch meinen, als das zu bestimmen, was etwas für ein anderes ist, nie soll die Sache selbst begriffen werden. Der einfache Mangel, daß Erkenntnis nicht ihr Objekt erreicht, sondern es lediglich in ihm äußerliche Relationen setzt, wird reaktiv als Unmittelbarkeit, Reinheit, Gewinn, Tugend verbucht. Die Repression, welche der positivistische Geist sich selbst bereitet, unterdrückt was ihm nicht gleicht. Das prägt ihn, trotz seines Bekenntnisses zur Neutralität, wenn nicht kraft dieses Bekenntnisses, zum Politikum. Seine Kategorien sind latent die praktischen der bürgerlichen Klasse, in deren Aufklärung von Anbeginn mitschwang, man dürfe nicht auf Gedanken verfallen, welche die Rationalität der herrschenden ratio in Zweifel rücken.

Solche Physiognomik des Positivismus ist auch die seines eigenen Zentralbegriffs, des Empirischen, der Erfahrung. Allgemein werden Kategorien dann thematisch, wenn sie nicht mehr, nach Hegels Terminologie, substantiell sind, nicht mehr unbefragt lebendig. Im Positivismus dokumentiert sich eine geschichtliche Verfassung des Geistes, die Erfahrung nicht mehr kennt und darum sowohl deren Rudiment ausrottet wie sich als ihren Ersatz, als allein legitime Form von Erfahrung anbietet. Die Immanenz des virtuell sich abdichtenden Systems toleriert weder ein qualitativ Anderes, das sich erfahren ließe, noch befähigt sie die ihr angepaßten Subjekte zur unreglementierten Erfahrung. Der Zustand universaler Vermittlung, der Verdinglichung aller Beziehungen zwischen Menschen, sabotiert die objektive Möglichkeit spezifischer Erfahrung der Sache – ist diese Welt überhaupt noch ein lebendig zu Erfahrendes? – samt der anthropologischen Fähigkeit dazu. Schelsky hat mit Recht den Begriff unreglementierter Erfahrung einen der zentralen Kontroverspunkte zwischen Dialektikern und Positivisten genannt. Die reglementierte Erfahrung, welche der Positivismus verordnet, annulliert Erfahrung selbst, schaltet der Absicht nach das erfahrende Subjekt aus. Korrelat der Gleichgültigkeit dem Objekt gegenüber ist die Beseitigung des Subjekts, ohne dessen spontane Rezeptivität doch nichts Objektives sich gibt. Als soziales Phänomen ist der Positivismus auf den Typus des erfahrungs- und kontinuitätslosen Menschen geeicht und bestärkt ihn darin, sich wie Babbit für die Krone der Schöpfung zu halten. In seiner apriorischen Adaptation an jenen Typus dürfte der appeal des Positivismus zu suchen sein. Hinzu kommt ein Scheinradikalismus, der tabula rasa macht, ohne inhaltlich etwas anzugreifen, und der mit jedem inhaltlich radikalen Gedanken fertig wird, indem er ihn als Mythologem, Ideologie, überholt denunziert. Verdinglichtes Bewußtsein schnappt automatisch ein bei jedem nicht vorweg durch facts and figures gedeckten Gedanken in dem Einwand: where is the evidence? Die vulgärempirische Praxis begriffloser Sozialwissenschaft, die meist von der analytischen Philosophie keine Notiz nimmt, verrät etwas über diese. Der Positivismus ist Geist der Zeit analog zur Mentalität von Jazzfans; ähnlich auch die Attraktion, die er auf junge Menschen ausübt. Hereinspielt die absolute Sicherheit, die er, nach dem Sturz der traditionellen Metaphysik, verspricht. Aber sie ist scheinhaft: die reine Widerspruchslosigkeit, zu der sie sich zusammenzieht, nichts als Tautologie, der Begriff gewordene Wiederholungszwang ohne Inhalt. Sicherheit wird zu einem ganz Abstrakten und hebt sich auf: die Sehnsucht, in einer Welt ohne Angst zu leben, befriedigt sich an der puren sich selbst Gleichheit des Gedankens. Paradox ähnelt das Faszinosum des Positivismus, Sekurität, der angeblichen Geborgenheit, welche die Amtswalter der Eigentlichkeit von der Theologie beziehen und um deretwillen sie ungeglaubte Theologie advozieren. In der geschichtlichen Dialektik der Aufklärung schrumpft Ontologie zum dimensionslosen Punkt; er, in Wahrheit ein Nichts, wird zur Bastion, zum ineffabile der Szientisten. Das harmoniert mit dem Bewußtsein der Massen, die gleichzeitig sich als gesellschaftlich überflüssig, nichtig empfinden und daran sich klammern, daß das System, will es fortbestehen, sie doch nicht verhungern lassen könne. Nichtigkeit wird mitgenossen als Destruktion, während der leere Formalismus jeglichem Bestehenden gegenüber gleichgültig und darum versöhnlich ist: reale Ohnmacht wird sich zur autoritären geistigen Haltung. Vielleicht übt objektive Leere auf den heraufkommenden anthropologischen Typus des erfahrungslos Leeren spezifische Anziehung aus. Vermittelt wird die affektive Besetzung des instrumentellen, seiner Sache entäußerten Denkens durch dessen Technifizierung: sie präsentiert es als avantgardistisch. Popper verficht eine »offene« Gesellschaft. Ihrer Idee jedoch widerspricht das nicht offene, reglementierte Denken, das seine Wissenschaftslogik als »deduktives System« postuliert. Der jüngste Positivismus ist der verwalteten Welt auf den Leib geschrieben. Meinte zu den Ursprungszeiten des Nominalismus und noch fürs frühe Bürgertum Bacons Empirismus die Freigabe von Erfahrung gegenüber dem ordo vorgegebener Begriffe, das Offene als Ausbruch aus der hierarchischen Struktur der feudalen Gesellschaft, so wird heute, da die losgelassene Dynamik der bürgerlichen erneuter Statik zutreibt, durch Restitution geschlossener geistiger Kontrollsysteme jene Offenheit durch das szientistische Denksyndrom versperrt. Um auf den Positivismus seinen eigenen obersten Grundsatz anzuwenden: er ist, wahlverwandt dem Bürgertum, widerspruchsvoll in sich insofern, als er Erfahrung zum ein und allen erklärt und im gleichen Atemzug verbietet. Die Exklusivität, die er dem Erfahrungsideal zuspricht, systematisiert es und hebt es damit potentiell auf.

Die Poppersche Theorie ist beweglicher als der übliche Positivismus. Nicht ebenso unreflektiert beharrt er auf Wertfreiheit wie die einflußreichste Tradition der deutschen Soziologie seit Weber. Albert etwa erklärt: »Adornos Urteil, das gesamte Wertproblem sei falsch gestellt, hat keinen Bezug auf eine bestimmte Formulierung dieses Problems und ist daher kaum zu beurteilen: eine umfassend klingende, aber risikolose Behauptung.«61 Darauf ist zu entgegnen, daß die monierte Abstraktheit der Formulierung der seit Weber in Deutschland sakrosankten Dichotomie entspricht und einzig deren Inauguratoren, nicht deren Kritikern zur Last gelegt werden kann. Die Antinomien indessen, in welche der Positivismus durch die Norm der Wertfreiheit sich verwickelt, ließen durchaus sich konkretisieren. So wie eine strikt apolitische Haltung im politischen Kräftespiel zum Politikum, zur Kapitulation vor der Macht wird, so ordnet generell Wertneutralität unreflektiert dem sich unter, was den Positivisten geltende Wertsysteme heißt. Auch Popper selbst nimmt mit der Forderung, »daß es eine der Aufgaben der wissenschaftlichen Kritik sein muß, Wertvermischungen bloßzulegen und die rein wissenschaftlichen Wertfragen nach Wahrheit, Relevanz, Einfachheit und so weiter von außerwissenschaftlichen Fragen zu trennen«62, einigermaßen zurück, was er zunächst gewährt. Tatsächlich ist die Problematik jener Dichotomie konkret in die Sozialwissenschaften hinein zu verfolgen. Handhabt man die Wertfreiheit so rigoros, wie Max Weber offenbar bei öffentlichen Anlässen – nicht stets in seinen Texten – verfuhr, so freveln die soziologischen Forschungen leicht gegen das von Popper immerhin aufgeführte Kriterium der Relevanz. Will etwa Kunstsoziologie die Frage nach dem Rang der Gebilde von sich wegschieben, mit deren Wirkungen sie sich beschäftigt, so entgehen ihr so relevante Komplexe wie der der Manipulation durch die Bewußtseinsindustrie, der Wahrheits- oder Unwahrheitsgehalt der ›Reize‹, denen die Probanden exponiert sind, schließlich jede bestimmte Einsicht in Ideologie als gesellschaftlich falsches Bewußtsein. Eine Kunstsoziologie, die zwischen dem Rang eines integren und bedeutenden Werkes und dem eines nach Wirkungszusammenhängen kalkulierten Kitschprodukts nicht unterscheiden kann oder will, begibt sich nicht erst der kritischen Funktion, die sie doch ausüben möchte, sondern bereits der Erkenntnis solcher faits sociaux wie der Autonomie oder Heteronomie geistiger Gebilde, die von ihrem sozialen Ort abhängt und ihre soziale Wirkung determiniert. Wird davon abgesehen, so bleibt der schale Rest eines allenfalls mathematisch perfektionierten nose counting nach likes und dislikes, folgenlos für die soziale Signifikanz der ermittelten Vorlieben und Abneigungen. Nicht ist die Kritik am wertenden Verhalten der Sozialwissenschaften zu widerrufen und etwa die ontologische Wertlehre des mittleren Scheler als Norm für die Sozialwissenschaften zu restaurieren. Unhaltbar ist die Dichotomie von Wert und Wertfreiheit, nicht das eine oder das andere. Konzediert Popper, die szientistischen Ideale von Objektivität und Wertfreiheit seien ihrerseits Werte, so reicht das bis in die Wahrheit der Urteile hinein; deren Sinn impliziert die ›wertende‹ Vorstellung, ein wahres sei besser als ein falsches. Die Analyse irgend inhaltsvoller sozialwissenschaftlicher Theoreme müßte auf ihre axiologischen Elemente stoßen, auch wenn die Theoreme von ihnen nicht Rechenschaft geben. Dies axiologische Moment steht aber nicht abstrakt dem Vollzug des Urteils gegenüber, sondern ist ihm immanent. Wert und Wertfreiheit sind nicht getrennt, sondern ineinander; allein wäre jedes falsch, das an einen ihm äußerlichen Wert festgemachte Urteil ebenso wie eines, das durch Exstirpation des ihm immanenten und untilgbaren wertenden Moments sich lähmte. Das thema probandum samt der Beweisführung der Weberschen Abhandlung über die protestantische Ethik ist nur bei völliger Blindheit von der keineswegs wertfreien Absicht seiner Kritik an der Marxischen Überbau-Unterbau-Lehre abzuspalten. Sie nährt die einzelnen Argumente, vor allem aber auch die Abdichtung jener Untersuchung gegenüber der gesellschaftlich-ökonomischen Herkunft der Theologumena, die ihr zufolge den Kapitalismus sollen konstituiert haben. Die antimaterialistische Grundposition Webers motiviert nicht nur – wie er zugestände – die Fragestellung seiner Religionssoziologie, sondern auch deren Blickrichtung, die Auswahl der Materialien, das gedankliche Geflecht; seine Beweisführung stellt befangen die ökonomische Ableitung auf den Kopf. Die Starrheit eines dem Gedanken wie der Sache äußerlichen Wertbegriffs war auf beiden Seiten die Ursache des Unbefriedigenden der Debatte über die Wertfreiheit; übrigens hatte ein Positivist wie Durkheim, ohne Weber zu nennen, unumwunden erklärt, erkennende und wertende Vernunft seien dieselbe und darum die absolute Trennung von Wert und Erkenntnis untriftig. In ihr sind die Positivisten mit den Ontologen einig. Die von Albert bei den Dialektikern vermißte Lösung des angeblichen Wertproblems dürfte, um dies eine Mal einen positivistischen Begriff zu verwenden, darin zu suchen sein, daß die Alternative als Scheinproblem begriffen wird, als Abstraktion, die dem konkreten Blick auf die Gesellschaft und der Reflexion auf das Bewußtsein von ihr zergeht. Darauf zielte die These von der Verdinglichung des Wertproblems: daß die sogenannten Werte, seien sie nun als aus den Sozialwissenschaften zu Eliminierendes oder als deren Segen angesehen, zum Selbständigen, quasi Ansichseienden erhöht werden, während sie das weder real geschichtlich noch als Kategorien der Erkenntnis sind. Der Wertrelativismus ist das Korrelat zur absolutistischen Apotheose der Werte: sobald sie, aus der Willkür und Not des erkennenden Bewußtseins heraus, dessen Reflexion und dem geschichtlichen Zusammenhang entrissen werden, in dem sie auftreten, verfallen sie eben der Relativität, die ihre Beschwörung bannen möchte. Der ökonomische Wertbegriff, der dem philosophischen Lotzes, den Südwestdeutschen und dann dem Objektivitätsstreit als Modell diente, ist das Urphänomen von Verdinglichung, der Tauschwert der Ware. An ihn schloß Marx die Fetischismusanalyse, die den Wertbegriff dechiffrierte als Zurückspiegelung eines Verhältnisses zwischen Menschen, wie wenn es eine Eigenschaft von Sachen wäre. Die normativen Probleme steigen auf aus geschichtlichen Konstellationen, die gleichsam von sich aus ihre Änderung stumm, ›objektiv‹ verlangen. Was der historischen Erinnerung, nachträglich, zu Werten gerinnt, sind in Wahrheit Fragegestalten der Realität, formal gar nicht so verschieden vom Popperschen Problembegriff. Nicht ließ als Wert abstrakt sich etwa dekretieren, daß alle Menschen zu essen haben müßten, solange die Produktivkräfte nicht zur Befriedigung der primitiven Bedürfnisse aller hinreichten. Wird jedoch in einer Gesellschaft, in der Hunger angesichts vorhandener und offensichtlich möglicher Güterfülle jetzt und hier vermeidbar wäre, gleichwohl gehungert, so verlangt das Abschaffung des Hungers durch Eingriff in die Produktionsverhältnisse. Dies Verlangen springt aus der Situation, ihrer Analyse nach allen Dimensionen heraus, ohne daß es dazu der Allgemeinheit und Notwendigkeit einer Wertvorstellung bedürfte. Die Werte, auf welche jenes aus der Situation aufsteigende Verlangen projiziert wird, sind dessen dünner, meist fälschender Abguß. Die Vermittlungskategorie ist immanente Kritik. Sie enthält das Moment der Wertfreiheit in Gestalt ihrer undogmatischen Vernunft, pointiert in der Konfrontation dessen, als was eine Gesellschaft auftritt und was sie ist; das Wertmoment aber lebt in der praktischen Aufforderung, die aus der Situation herauszulesen ist und die herauszulesen es allerdings der gesellschaftlichen Theorie bedarf. Der falsche Chorismos von Wertfreiheit und Wert enthüllt sich als der gleiche wie der von Theorie und Praxis. Gesellschaft, wofern man sie als Funktionszusammenhang menschlicher Selbsterhaltung versteht, ›meint‹: bezweckt objektiv die dem Stand ihrer Kräfte adäquate Reproduktion ihres Lebens; sonst ist jegliche gesellschaftliche Veranstaltung, ja Vergesellschaftung selber im einfachsten cognitiven Verstande widersinnig. Die subjektive Vernunft der Zweck-Mittel-Relation schlüge, sobald sie tatsächlich durch gesellschaftliche oder szientifische Machtgebote nicht aufgehalten würde, in jene objektive Vernunft um, die das axiologische Moment als eines von Erkenntnis selber enthält. Wert und Wertfreiheit sind dialektisch durch einander vermittelt. Keine auf das nicht unmittelbar seiende Wesen der Gesellschaft gerichtete Erkenntnis wäre wahr, die es nicht anders wollte, insofern also »wertende« wäre; nichts ist von der Gesellschaft zu fordern, was nicht aus dem Verhältnis von Begriff und Empirie aufstiege, nicht also wesentlich Erkenntnis ist.

 

Wie eine dialektische Theorie der Gesellschaft nicht einfach das Desiderat von Wertfreiheit wegwischt, sondern es samt dem entgegengesetzten in sich aufzuheben trachtet, so sollte sie zum Positivismus insgesamt sich verhalten. Die Marxische Distinktion zwischen Darstellung und Herkunft von Erkenntnissen, durch die er den Vorwurf abwehren wollte, er entwerfe ein deduktives System, mag Dialektik, aus dégoût an der Philosophie, philosophisch allzu leicht nehmen; wahr daran ist jedenfalls der schwere Akzent auf dem Seienden gegenüber dem losgelassenen Begriff, die Zuspitzung der kritischen Theorie gegen den Idealismus. Dem immanent sich fortbewegenden Gedanken ist die Versuchung eingeboren, die Fakten zu mißachten. Der dialektische Begriff jedoch ist Vermittlung, kein Ansichseiendes; das bürdet ihm die Pflicht auf, keine Wahrheit xoris von dem Vermittelten, den Tatsachen zu prätendieren. Dialektische Kritik am Positivismus hat ihren vordringlichsten Angriffspunkt an Verdinglichung, der von Wissenschaft und von unreflektierter Faktizität; desto weniger darf sie ihre Begriffe ihrerseits verdinglichen. Albert sieht richtig, daß zentrale, aber nicht sinnlich verifizierbare Begriffe wie Gesellschaft oder Kollektivität nicht zu hypostasieren, nicht naiv realistisch als Ansichseiendes zu setzen und zu fixieren sind. Allerdings wird eine von solcher Verdinglichung gefährdete Theorie insoweit zu jener vom Gegenstand bewogen, als dieser selbst so verhärtet ist, wie es dann in der Theorie, wofern sie bloß ›widerspiegelt‹, als deren Dogmatismus sich wiederholt. Bleibt Gesellschaft, ein Funktions- und kein Substanzbegriff, allen einzelnen Phänomenen gleichwohl objektiv vorgeordnet, so kann vom Aspekt ihrer Dinghaftigkeit auch dialektische Soziologie nicht absehen; sonst verfälscht sie das Entscheidende, die Herrschaftsverhältnisse. Sogar der geistige Phänomene eminent verdinglichende Durkheimsche Begriff des Kollektivbewußtseins hat seinen Wahrheitsgehalt an dem Zwang, den die gesellschaftlichen mores ausüben; nur wäre dieser Zwang wiederum aus den Herrschaftsverhältnissen im realen Lebensprozeß abzuleiten, nicht als ein letztes Vorfindliches, als ›Sache‹ zu akzeptieren. In primitiven Gesellschaften erfordert – vielleicht – der Mangel an Lebensmitteln organisatorische Zwangszüge, die in den durch die Produktionsverhältnisse verursachten und insofern unnötigen Mangelsituationen vorgeblich reifer Gesellschaften wiederkehren. Die Frage, ob die gesellschaftlich notwendige Trennung von physischer und geistiger Arbeit oder das usurpatorische Privileg des Medizinmanns vorgängig seien, hat etwas von der nach dem Primat von Huhn oder Ei; jedenfalls bedarf der Schamane der Ideologie, ohne ihn ginge es nicht. Zugunsten der sakrosankten Theorie ist keineswegs die Möglichkeit zu exorzieren, daß der soziale Zwang tierisch-biologisches Erbe sei; der ausweglose Bann der Tierwelt reproduziert sich in der brutalen Herrschaft stets noch naturgeschichtlicher Gesellschaft. Daraus jedoch ist nicht die Unabänderlichkeit von Zwang apologetisch zu folgern. Am Ende ist es das tiefste Wahrheitsmoment des Positivismus, wenngleich eines, gegen das er sich sträubt wie gegen das Wort, auf das er verzaubert ist: daß die Fakten, das nun einmal so und nicht anders Seiende, einzig in einer Gesellschaft der Unfreiheit, deren ihre eigenen Subjekte nicht mächtig sind, jene undurchdringliche Gewalt angenommen haben, die dann der szientifische Faktenkult im wissenschaftlichen Gedanken verdoppelt. Auch die philosophische Rettung des Positivismus bedürfte des von ihm verpönten Verfahrens der Deutung, der Interpretation dessen am Weltlauf, was Interpretation verwehrt. Der Positivismus ist die begriffslose Erscheinung der negativen Gesellschaft in der Gesellschaftswissenschaft. In der Debatte animiert Dialektik den Positivismus zum Bewußtsein solcher Negativität, seiner eigenen. Bei Wittgenstein fehlt es nicht an Spuren solchen Bewußtseins. Je weiter der Positivismus getrieben wird, desto energischer treibt er über sich hinaus. Der von Wellmer hervorgehobene Satz Wittgensteins, »daß schon viel in der Sprache vorbereitet sein muß, damit das bloße Benennen einen Sinn hat«63, erreicht nicht weniger als den Sachverhalt, daß für die Sprache Tradition konstitutiv sei und damit, gerade im Sinn Wittgensteins, für Erkenntnis überhaupt. Wellmer berührt einen Nervenpunkt, wenn er daraus eine objektive Absage an den Reduktionismus der Wiener Schule, an das Geltungskriterium der Protokollsätze entnimmt; um so weniger ist der Reduktionismus autoritatives Vorbild der Sozialwissenschaften. Selbst Carnap verzichtet, Wellmer zufolge, auf das Prinzip der Reduktion aller Terme auf Beobachtungsprädikate und führt neben der Beobachtungssprache eine nur noch partiell interpretierte theoretische Sprache ein64. Man wird darin eine bestimmende Entwicklungstendenz des gesamten Positivismus vermuten dürfen. Mit fortschreitender Differenzierung und Selbstreflexion zehrt er sich auf. Noch davon profitiert seine Apologetik, nach einem verbreiteten Topos: zentrale Einwände gegen die Schule werden als durch deren eigenen Stand überholt abgetan. Vor kurzem hat Dahrendorf, dem Sinn nach, gesagt, den von der Frankfurter Schule kritisierten Positivismus gebe es gar nicht mehr. Je weniger indessen die Positivisten ihre suggestiv schroffen Normen aufrecht erhalten können, desto mehr schwindet der Schein einer Legitimation ihrer Verachtung der Philosophie und der von dieser durchdrungenen Verfahrungsweisen. Auch Albert scheint, ähnlich wie Popper, die Verbotsnormen preiszugeben65. Gegen Schluß seines Aufsatzes »Der Mythos der totalen Vernunft« wird es schwer, eine scharfe Grenze zwischen dem Popper- Wissenschaftsbegriff und dialektischem Denken über Gesellschaft zu ziehen. Übrig bleibt, als Differenz: »Der dialektische Kult der totalen Vernunft ist zu anspruchsvoll, um sich mit ›partikularen‹ Lösungen zu begnügen. Da es keine Lösungen gibt, die seinen Ansprüchen genügen, ist er genötigt, sich mit Andeutungen, Hinweisen und Metaphern zufriedenzugeben.«66 Die dialektische Theorie jedoch betreibt gar keinen Kult der totalen Vernunft; sie kritisiert jene. Hochmut gegen partikulare Lösungen ist ihr fremd, nur läßt sie von ihnen nicht das Maul sich stopfen.

Gleichwohl ist nicht aus dem Blick zu verlieren, was vom Positivismus nach wie vor ungemildert sich durchhält. Symptomatisch die ironische Äußerung Dahrendorfs über die Frankfurter Schule als die letzte der Soziologie. Gemeint dürfte sein, die Zeit der Schulenbildung innerhalb der Soziologie sei vorbei, Einheitswissenschaft überrolle triumphal die Schulen als ein archaisch Qualitatives. So demokratisch und egalitär das Selbstverständnis der Prophezeiung, ihre Erfüllung wäre intellektuell totalitär, unterbände eben jenen Streit, den doch gerade Dahrendorf für das Agens allen Fortschritts hält. Das Ideal fortschreitender technischer Rationalisierung auch der Wissenschaft desavouiert die pluralistischen Vorstellungen, denen die Gegner der Dialektik sonst huldigen. Keinem soziologischen Psychologismus braucht sich zu verschreiben, wer angesichts des Slogans von der letzten Schule an die Frage des kleinen Mädchens beim Anblick eines großen Hundes sich erinnert: wie alt kann so ein Hund werden?

Trotz des von beiden Seiten bekundeten Willens, in rationalem Geist die Kontroverse auszutragen, behält diese ihren quälenden Stachel. In den Äußerungen der Presse zum Positivismusstreit, zumal denen nach dem sechzehnten deutschen Soziologentag, die im übrigen vielfach nicht einmal dem Verlauf der Debatte gerecht und sachkundig folgten, wiederholte sich stereotyp, man sei nicht weitergekommen, die Argumente seien bereits bekannt, keine Schlichtung der Gegensätze absehbar und damit die Fruchtbarkeit der Debatte in Zweifel gerückt. Diese von Rancune prallen Bedenken zielen daneben. Sie erwarten sich handgreifliche Fortschritte der Wissenschaft dort, wo ihre Handgreiflichkeit ebenso in Frage steht wie ihre gängige Konzeption. Nicht ist ausgemacht, ob die beiden Positionen durch wechselseitige Kritik, so wie es dem Popperschen Modell entspräche, zu befrieden sind; Alberts billig ad spectatores gerichtete Äußerungen zum Komplex Hegel, von seinen jüngsten zu schweigen, geben der Hoffnung darauf wenig Nahrung. Beteuerungen, man selber sei mißverstanden worden, helfen so wenig weiter wie der augenzwinkernde Appell ans Einverständnis mit Hinblick auf die berüchtigte Unverständlichkeit des Kontrahenten. Die Kontamination von Dialektik und Irrationalismus stellt sich blind dagegen, daß Kritik an der Logik der Widerspruchslosigkeit diese nicht außer Kurs setzt sondern reflektiert. Was schon in Tübingen an den Äquivokationen des Wortes Kritik beobachtet wurde, ist zu generalisieren: auch wo die gleichen Begriffe verwandt werden, ja selbst wo darüber hinaus Übereinstimmung sich herstellt, dürften die Kontrahenten in Wahrheit so Verschiedenes meinen und anstreben, daß der Konsens Fassade vor Antagonismen bleibt. Eine Fortsetzung der Kontroverse hätte wohl jene tragenden, durchaus noch nicht ganz artikulierten Antagonismen sichtbar zu machen. Oft war in der Geschichte der Philosophie zu beobachten, daß Lehren, deren eine sich als getreue Darstellung der anderen empfindet, durch das Klima des geistigen Zusammenhangs bis ins Innerste divergieren; das Verhältnis von Fichte zu Kant wäre dafür der hervorragendste Beleg. Um die Soziologie ist es nicht anders bestellt. Ob sie als Wissenschaft die Gesellschaft in ihrer je funktionierenden Gestalt zu erhalten habe, so wie es von Comte bis Parsons tradiert ward, oder ob sie aus der gesellschaftlichen Erfahrung heraus zur Veränderung ihrer Kernstrukturen drängt, das determiniert in alle Kategorien hinein die Wissenschaftstheorie und wird darum wissenschaftstheoretisch kaum zu entscheiden sein. Maßgebend ist nicht einmal das unmittelbare Verhältnis zur Praxis; viel eher, welchen Stellenwert man der Wissenschaft im Leben des Geistes, schließlich in der Realität zuwägt. Divergenzen darin sind keine von Weltanschauung. Sie haben ihre Stätte in den logischen und erkenntnistheoretischen Fragen, der Auffassung von Widerspruch und Widerspruchslosigkeit, von Wesen und Erscheinung, von Beobachtung und Deutung. Dialektik verhält sich in dem Streit intransigent, weil sie dort weiterzudenken glaubt, wo ihre Widersacher innehalten, vor der unbefragten Autorität des Wissenschaftsbetriebs.

 

1969

 
Fußnoten

 

* Vgl. Theodor W. Adorno, Hans Albert, Ralf Dahrendorf u.a., Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Neuwied, Berlin 1969. (Anm. d. Hrsg.)

 

1 Einem Referat von Albrecht Wellmer in dem wissenschaftstheoretischen Privatissimum, das im Sommersemester 1967 Ludwig v. Friedeburg und der Autor abhielten, ist dieser zu besonderem Dank verpflichtet.

 

1a Vgl. Einleitung zu E. Durkheim, Soziologie und Philosophie, Frankfurt 1967, S. 8f., Fußnote [jetzt oben S. 246f.]. Daß Popper und Albert vom spezifischen logischen Positivismus sich abgrenzen, sei vorweg wiederholt. Warum sie trotzdem als Positivisten betrachtet werden, muß aus dem Text hervorgehen.

 

2 Ralf Dahrendorf, Anmerkungen zur Diskussion der Referate von Karl R. Popper und Theodor W. Adorno, S. 145. [Seitenverweise ohne weitere Angaben beziehen sich auf den oben angeführten Band Theodor W. Adorno u.a., Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Neuwied, Berlin 1969.]

 

3 a.a.O.

 

4 Vgl. Hans Albert, Der Mythos der totalen Vernunft, S. 197f.

 

5 Dahrendorf, S. 150.

 

6 a.a.O., S. 151.

 

7 Der Begriff ist entwickelt in: Max Horkheimer, Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, Teil I, Frankfurt a.M. 1967.

 

8 Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, 4.112, Frankfurt a.M. 1960 (19632), S. 31f.

 

9 Hans Albert, Der Mythos der totalen Vernunft, S. 208.

 

10 Vgl. Helmut F. Spinner, Wo warst du, Platon. Ein kleiner Protest gegen eine »große Philosophie«, in: Soziale Welt, Jg. 18/1967, 2/3, S. 174ff.

 

11 Vgl. Albert, a.a.O., S. 194, Fußnote 1.

 

12 Theodor W. Adorno, Stichwort Gesellschaft, in: Evangelisches Staatslexikon, Stuttgart 1967. Spalte 637 [GS 8, s. S. 10].

 

13 Vgl. Max Horkheimer, a.a.O., S. 20f.

 

14 Vgl. Hans Albert, Der Mythos der totalen Vernunft, S. 197f.

 

15 Vgl. a.a.O., S. 199.

 

16 a.a.O., S. 207, Fußnote 26.

 

17 Adorno, Stichwort Gesellschaft, a.a.O., Spalte 639. Leicht überarbeitet. [GS 8, s. S. 13f.]

 

18 Vgl. Jürgen Habermas, Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik. Ein Nachtrag zur Kontroverse zwischen Popper und Adorno, S. 191.

 

19 Vgl. Theodor W. Adorno, Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie, in: Sociologica. Max Horkheimer zum 60. Geburtstag gewidmet. Frankfurt a.M. 1955, S. 12ff. [GS 8, s. S. 43ff.].

 

20 Jetzt in: Max Horkheimer, Kritische Theorie, Frankfurt a.M. 1968, Band II, S. 82ff.

 

21 Der Doppelcharakter der Sprache prägt sich darin aus, daß sie, soweit im Bündnis mit den Positivisten, Objektivität einzig durch die subjektive Intention hindurch gewinnt. Nur wer, was er subjektiv meint, so genau ausdrückt wie nur möglich, willfahrt der Objektivität der Sprache und kräftigt sie, während jeder Versuch, sich auf das Ansichsein der Sprache gleichwie auf ihr ontologisches Wesen zu verlassen, im schlechten Subjektivismus der Hypostase sprachlicher Figuren verendet. Benjamin hat das gewahrt; im Positivismus selbst kommt, mit Ausnahme des einen Wittgenstein, jenes positivistische Motiv zu kurz. Die stilistische Nachlässigkeit vieler Szientisten, die sich mit dem Tabu über dem Ausdrucksmoment der Sprache rationalisieren mag, verrät verdinglichtes Bewußtsein. Weil Wissenschaft dogmatisch zu einer Objektivität gemacht wird, die nicht durch das Subjekt hindurchgegangen sein soll, wird der sprachliche Ausdruck bagatellisiert. Wer immer Sachverhalte als Ansichseiendes, ohne subjektive Vermittlung setzt, dem wird die Formulierung gleichgültig, auf Kosten der vergötzten Sache.

 

22 Die einundzwanzigste These Poppers enthält, in abstrakter Allgemeinheit, etwas wie einen gemeinsamen Nenner zwischen beiden. Vgl. Popper, Zur Logik der Sozialwissenschaften, a.a.O., S. 119.

 

23 Er erklärte sich mit Poppers Kritik am »verfehlte(n) und mißverständliche(n) methodologische(n) Naturalismus oder Szientismus« zunächst zwar einverstanden (vgl. Popper, a.a.O., S. 107, und Adorno, Zur Logik der Sozialwissenschaften, Korreferat, S. 128 [GS 8, s. S. 550]), verschwieg dann jedoch nicht, daß er in seiner Vorstellung von Kritik weitergehen müsse als Popper es billige (vgl. Adorno, a.a.O., S. 128ff. [GS 8, s. S. 550ff.]).

 

24 Popper, Die Logik der Sozialwissenschaften, S. 106.

 

25 Vgl. Hans Albert, Im Rücken des Positivismus?, S. 286f.

 

26 a.a.O., S. 288.

 

27 Vgl. Jürgen Habermas, Gegen einen positivistisch halbierten Rationalismus, S. 249.

 

28 Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1966, S. 63.

 

29 »Das Schicksal, gestrichen zu werden, kann auch einem Protokollsatz widerfahren.« (Otto Neurath, Protokollsätze, in: Erkenntnis, hrsg. v. Rudolf Carnap und Hans Klüthenbach, 3. Band 1932/33, Leipzig, S. 209.)

 

30 s. Text oben, S. 284f.

 

31 Emile Durkheim, Soziologie und Philosophie, Frankfurt 1967, S. 141.

 

32 Popper, Die Logik der Sozialwissenschaften, a.a.O., S. 113.

 

33 Habermas, Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik, a.a.O., S. 178f.

 

34 Popper, a.a.O., S. 112.

 

35 a.a.O.

 

36 Vgl. Max Horkheimer, Montaigne und die Funktion der Skepsis, in: Kritische Theorie II, a.a.O., S. 220, passim.

 

37 Vgl. Habermas, Gegen einen positivistisch halbierten Rationalismus, a.a.O., S. 260.

 

38 Albert, Der Mythos der totalen Vernunft, a.a.O., S. 204.

 

39 Albert, Im Rücken des Positivismus?, a.a.O., S. 285, dazu Fußnote 41: »Vgl. dazu auch Popper, Die Zielsetzung der Erfahrungswissenschaft, in: Ratio, Jg. 1, 1957; wiederabgedruckt in: Theorie und Realität, hrsg. von Hans Albert, Tübingen 1964.«

 

40 Popper, Logik der Sozialwissenschaften, a.a.O., S. 114.

 

41 a.a.O.

 

42 Habermas, Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik, a.a.O., S. 158; s. Text oben, S. 313.

 

43 a.a.O., S. 164.

 

44 Vgl. Theodor W. Adorno und Ursula Jaerisch, Anmerkungen zum sozialen Konflikt heute, in: Gesellschaft, Recht und Politik, Neuwied und Berlin 1968, S. 1ff. [jetzt oben S. 177ff.].

 

45 Vgl. Walter Benjamin, Briefe, Frankfurt a.M. 1966, S. 782ff.

 

46 Vgl. Habermas, Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik, a.a.O., S. 163; dazu auch: Theodor Adorno, Soziologie und empirische Forschung, S. 90 [GS 8, s. S. 205].

 

47 Wittgenstein, Tractatus, 4.21., a.a.O., S. 37.

 

48 Vgl. Popper, Logik der Sozialwissenschaften, a.a.O., S. 105.

 

49 a.a.O., S. 108.

 

50 a.a.O., S. 105f.

 

51 Wittgenstein, Tractatus, 2.021, a.a.O., S. 13.

 

52 Der positivistische Gebrauch des Begriffs Kunst bedürfte der kritischen Analyse. Den Positivisten dient er als Mülleimer für alles, was der eingeschränkte Wissenschaftsbegriff aussperren will, der doch, da er ja das Geistesleben nur allzu willig als Tatsache hinnimmt, zugestehen muß, daß geistige Erfahrung nicht in dem sich erschöpft, was er toleriert. Im positivistischen Kunstbegriff wird der Nachdruck auf vermeintlich freie Erfindung fiktiver Wirklichkeit gelegt. Sie war in Kunstwerken stets sekundär, tritt heute in Malerei und Literatur gänzlich zurück. Dafür wird die Teilhabe von Kunst an Erkenntnis: daß sie Wesentliches auszudrücken vermag, was der Wissenschaft entgleitet, und dafür ihren Preis zu zahlen hat, verkannt oder, nach hypostasierten szientifischen Kriterien, vorweg bestritten. Bände man sich so streng an gegebene Sachverhalte, wie der Positivismus impliziert, so wäre man dazu auch der Kunst gegenüber verpflichtet. Dann dürfte man sie nicht als abstrakte Negation von Wissenschaft placieren. Selten reicht der Rigorismus der Positivisten so weit, daß sie die von ihnen en canaille traktierte Kunst, von der sie wenig Kenntnis verraten, im Ernst verböten, wie es doch in ihrer Konsequenz läge. Verantwortlich dafür ist ihre unkritisch-neutralistische Haltung, die meist der Kulturindustrie zugute kommt; arglos halten sie wie Schiller die Kunst für ein Reich der Freiheit. Freilich dann doch nicht durchaus: vielfach verhalten sie sich fremd oder feindselig zur radikalen Moderne, die vom Bildrealismus sich abkehrt: auch was nicht Wissenschaft ist, messen sie insgeheim nach wissenschaftlichen Modellen wie dem des Tatsächlichen oder gar jener Abbildlichkeit, die in der Wissenschaftslehre Wittgensteins seltsam geistert. Hier wie dort ist bei ihnen der Gestus des ›Das verstehe ich nicht‹ automatisiert. Kunst- und Theoriefeindschaft sind im Kern identisch.

 

53 Vgl. Albert, Der Mythos der totalen Vernunft, a.a.O., S. 207.

 

54 Vgl. Wellmer, a.a.O., S. 15.

 

55 Auf der Höhe des philosophischen Rationalismus unterschied Pascal mit Nachdruck zwei Typen des Geistes, den esprit de géométrie und den esprit de finesse. Beides sei, nach der vieles antezipierenden Einsicht des großen Mathematikers, selten in einer Person vereint, aber gleichwohl versöhnbar. Pascal hat, zu Beginn einer seitdem widerstandslos weiterrollenden Entwicklung, noch gewahrt, was an produktiven intellektuellen Kräften dem Prozeß der Quantifizierung zum Opfer fällt, und den gesunden, ›vorwissenschaftlichen‹ Menschenverstand als Ressource begriffen, die ebenso dem Geist der Mathematik zugute kommen könne wie umgekehrt. Die Verdinglichung der Wissenschaft in den dreihundert Jahren danach schnitt eine solche Wechselwirkung ab; der esprit de finesse ist disqualifiziert. Daß der Terminus, in der Wasmuthschen Übersetzung von 1946, mit »Geist des Feinsinns« wiedergegeben wird, zeigt ebenso die schmähliche Zunahme des letzteren wie den Verfall der finesse als des qualitativen Moments von Rationalität.

 

56 Wittgenstein, Tractatus, 4.116, a.a.O., S. 32.

 

57 Vgl. Wellmer, a.a.O., S. 8.

 

58 a.a.O., S. 10.

 

59 a.a.O., S. 14.

 

60 Auf dem Frankfurter Kongreß 1968 ist insbesondere von Erwin Scheuch eine Soziologie verfochten worden, »die nichts sein will als Soziologie«. Zuweilen erinnern wissenschaftliche Verhaltensweisen an neurotische Berührungsangst. Reinheit wird überwertig. Zöge man von der Soziologie all das ab, was nicht, beispielsweise, der Weberschen Definition zu Beginn von »Wirtschaft und Gesellschaft« strikt entspricht, so bliebe nichts von ihr übrig. Ohne alle ökonomischen, geschichtlichen, psychologischen, anthropologischen Momente schlotterte sie um jegliches soziale Phänomen herum. Ihre raison d'être ist nicht die eines Sachgebiets, eines ›Fachs‹, sondern der konstitutive und eben darum vernachlässigte Zusammenhang jener Sachgebiete älteren Stils; ein Stück geistiger Wiedergutmachung der Arbeitsteilung, nicht ihrerseits wiederum bedingungslos arbeitsteilig zu fixieren. Ebensowenig indessen bringt sie bloß die Bestände der Sachgebiete in mehr oder minder fruchtbaren Kontakt. Was man mit interdisziplinärer Kooperation bezeichnet, reicht nicht an Soziologie heran. An ihr ist es, die Vermittlungen der Sachkategorien in sich aufzudecken, deren jede auf die andere führt. Sie zielt auf die immanente Wechselwirkung der von Ökonomie, Geschichte, Psychologie, Anthropologie relativ unabhängig voneinander bearbeiteten Elemente; versucht wissenschaftlich die Einheit zu restituieren, die sie an sich, als gesellschaftliche, bilden und die sie durch Wissenschaft, freilich nicht erst durch sie, immer wieder einbüßen. Am leichtesten läßt sich das an der Psychologie einsehen. Sogar in der monadologisch ansetzenden Freudschen Schule ›steckt‹ in zahllosen Momenten Gesellschaft. Das Individuum, ihr Substrat, hat gegenüber der Gesellschaft aus gesellschaftlichen Gründen sich verselbständigt. Vollends der Formalismus, auf den die Instrumentalisierung der soziologischen Vernunft unweigerlich hinausläuft, die virtuelle Mathematisierung, liquidierte die qualitative Differenz der Soziologie von anderen Wissenschaften und damit ihre von den Szientisten proklamierte Autarkie.

 

61 Albert, Der Mythos der totalen Vernunft, a.a.O., S. 218.

 

62 Popper, Die Logik der Sozialwissenschaften, a.a.O., S. 115.

 

63 Wellmer, a.a.O., S. 12.

 

64 Vgl. a.a.O., S. 23f.

 

65 Vgl. Albert, Im Rücken des Positivismus?, a.a.O., S. 268.

 

66 Albert, Der Mythos der totalen Vernunft, a.a.O., S. 233.

 

 
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