Editorische Nachbemerkung
In einer seiner letzten Arbeiten, einem 1968 entstandenen autobiographischen Essay, schrieb Adorno, er habe es gleichermaßen ›als ihm gemäß und als objektiv geboten‹ empfunden, »Phänomene zu deuten, nicht Fakten zu ermitteln, zu ordnen, zu klassifizieren, gar als Information zur Verfügung zu stellen« (Theodor W. Adorno, Stichworte, Frankfurt a.M. 1969, S. 113f. [GS 10.2, s. S. 703]). Für das Denken Adornos wie für die kritische Theorie insgesamt gab es so wenig eine ›reine‹ Soziologie wie ›reine‹ Philosophie. Wohl hat Adorno sich keine Illusionen über die Möglichkeit erlaubt, die wissenschaftliche Arbeitsteilung rückgängig machen zu können. Er scheint, im Gegenteil, was einmal Sache der Philosophie war, weithin an die Einzelwissenschaften zediert zu haben, indem er soziologischen, psychologischen, musik- und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen fast häufiger als den spezifisch philosophischen sich zuwandte. Dennoch stellen seine Arbeiten nur sehr bedingt Beiträge zu den genannten Disziplinen dar: der unbedingte Primat des Inhaltlichen gegenüber den leer gewordenen Abstraktionen der traditionellen Philosophie, den Adorno verfochten hat, wollte stets auch der Departmentalisierung des Geistes Widerpart leisten. Ausgesprochen oder unausgesprochen unternahm Adorno in allen seinen Arbeiten die Kritik eben jener Arbeitsteiligkeit, welche immer mehr einzelne wissenschaftliche Disziplinen der traditionellen Philosophie entrissen und zu gegeneinander abgeblendeten Fächern, zur gegenwärtigen Gestalt des Wissenschaftsbetriebs verfestigt hatte. Philosophische Reflexion auf die gesellschaftlichen Bedingungen dieses Betriebs suchte bei Adorno sowohl für die Einzelwissenschaften kritisches Bewußtsein, die Frage nach der Legitimation des Faktischen, wie für die Philosophie ›gegenständliche Wahrheit‹, die Fülle des Konkreten zurückzugewinnen. Derart resultiert aus der Komplexion der Adornoschen Theorie selber das Unbefriedigende, in einer Gesamtausgabe seiner Werke zwei Bände »Soziologischen Schriften« vorbehalten zu müssen: weder gehen die in diesen beiden Bänden versammelten Arbeiten in ›bloßer‹ Soziologie auf, noch erschöpft Adornos ›Soziologie‹ sich in ihnen.
Adorno hatte zwar Soziologie im Nebenfach studiert, in eine produktive Beziehung zu soziologischer Arbeit kam er jedoch erst seit 1931, als der Freund Max Horkheimer die Leitung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung übernommen hatte und die »Zeitschrift für Sozialforschung« herauszugeben begann. Erste Zeugnisse von Adornos Befassung mit der Soziologie sind die Abhandlungen »Zur gesellschaftlichen Lage der Musik« und »Über Jazz«, die 1932 und 1936 in der »Zeitschrift für Sozialforschung« publiziert worden waren, sowie eine Kritik der Mannheimschen Wissenssoziologie, die damals unveröffentlicht blieb und in umgearbeiteter Form in die »Prismen« aufgenommen wurde. 1938 trat Adorno dann dem nach New York emigrierten Institut für Sozialforschung als Mitglied bei; gleichzeitig übernahm er die Leitung der Music Study des Princeton Radio Research Project. Seither datieren die umfangreichen empirisch-soziologischen Untersuchungen, an denen er maßgeblich mitarbeitete. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil übernahm Adorno an der Frankfurter Universität einen Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie und, zunächst noch gemeinsam mit Horkheimer, das Direktorium des neuerrichteten Instituts für Sozialforschung. Während der Jahre von 1949 bis zu seinem Tod wandte er den wohl größten Teil seiner Zeit an die Soziologie: neben seine Mitarbeit an den zahlreichen, kollektiv durchgeführten empirischen Projekten des Instituts trat die Tätigkeit als akademischer Lehrer. Von der Intensität und Energie, mit der Adorno beidem sich widmete, vermag eine Ausgabe seiner Schriften naturgemäß kaum einen Eindruck zu vermitteln. Soweit Adornos soziologische Publikationen aus diesen Jahren nicht unmittelbar einer Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft galten, konzentrierten sie sich wesentlich auf die Frage des Verhältnisses von empirischer Sozialforschung und soziologischer Theoriebildung. Diese von Adorno initiierte Fragestellung beherrschte unter dem Etikett des Positivismusstreits jahrelang große Teile der etablierten Soziologie in der Bundesrepublik.
Wer über Adornos Soziologie, wenn anders man überhaupt von einer solchen sinnvoll sprechen kann, sich informieren will, dürfte keinesfalls mit dem Studium der vorliegenden zwei Bände »Soziologischer Schriften« sich bescheiden. Eine Anzahl von soziologischen Arbeiten hat Adorno selbst in die Essaysammlung »Prismen« sowie in die beiden Bände »Kritischer Modelle«, die »Eingriffe« und die »Stichworte«, aufgenommen (vgl. GS 10). Seine Beiträge zur Kunst- und Literatursoziologie finden sich in den »Noten zur Literatur« (vgl. GS 11) und in dem Band »Ohne Leitbild« (vgl. GS 10.1), diejenigen zur Musiksoziologie in den musikalischen Schriften (vgl. GS 12 bis 19) vereinigt. In den »Vermischten Schriften« (vgl. GS 20.2) schließlich werden kleinere Texte, vor allem Rezensionen und Vorworte zu Arbeiten anderer Autoren, abgedruckt werden, die gleichfalls soziologisch orientiert sind. Weiter werden die »Vermischten Schriften« Arbeiten zu Fragen der politischen Erziehung enthalten, die mit soziologischen zumindest sich überschneiden. Hingewiesen sei darauf, daß die philosophischen Schriften Adornos (vgl. GS 1 bis 7) nicht nur zentral in sozialwissenschaftliche Methodenfragen eingreifen, sondern daß in ihnen auch die Theorie der Gesellschaft selber vorangetrieben wird. Daß Soziologie, wie Adorno sie verstand, mit Geschichtsphilosophie zusammenfällt, läßt kaum irgendwo eindringlicher sich lernen als an der »Dialektik der Aufklärung« und der »Negativen Dialektik«. – In den vorliegenden zwei Bänden wird gesammelt, was – neben den vom Autor selbst in Bücher aufgenommenen soziologischen Arbeiten einerseits, andererseits den durch ihre musiksoziologische Thematik unter die musikalischen Schriften aufzunehmenden Texten – an im engeren Sinn soziologischen Schriften von Adorno vorhanden ist. Es ließ einigermaßen zwanglos in eher theoretische Arbeiten, welche in Band 8 abgedruckt werden, und in empirische Untersuchungen sich aufteilen: die letzteren finden sich in den beiden Teilen von Band 9 zusammengestellt.
Zu »Soziologische Schriften I« (Band 8)
Sieht man ab von der »Authoritarian Personality« – einem Kollektivwerk, für das neben Adorno Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford als Autoren zeichnen – und dem Band »Sociologica II«, in dem Reden und Vorträge Horkheimers mit solchen von Adorno zusammengefaßt wurden1, dann findet Adornos Name sich auf keiner selbständigen Buchpublikation spezifisch soziologischen Inhalts. Wohl aber plante er kurz vor seinem Tod, einen derartigen Band mit dem Titel »Integration-Desintegration« zusammenzustellen. Der erste Teil der »Soziologischen Schriften I« umfaßt diejenigen Arbeiten, die der Autor in diesen Band aufzunehmen beabsichtigte2. Ihre Anordnung mußte vom Herausgeber getroffen werden. Über die Druckvorlagen ist im einzelnen zu bemerken:
Gesellschaft (I), in: Evangelisches Staatslexikon. Hrsg. von Hermann Kunst u.a. Stuttgart, Berlin 1966, Sp. 636–643. – Die kurzen Literaturangaben, die im Erstdruck sich finden, haben keinen Bezug auf den Adornoschen Text; sie dürften von der Lexikon-Redaktion hinzugefügt worden sein.
Die revidierte Psychoanalyse, in: Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, Sociologica II. Reden und Vorträge. Frankfurt a.M. 1962. (Frankfurter Beiträge zur Soziologie. Bd. 10.) S. 94–112. – In den »Drucknachweisen« zu den »Sociologica II« (ebd., S. 241f.) heißt es: »Ursprünglich ein Vortrag in der Psychoanalytischen Gesellschaft zu San Francisco, April 1946; publiziert in: Psyche, VI. Jahrgang, 1952, Heft 1, S. 1ff.« Während der Herausgeber in den »Gesammelten Schriften« sonst der Regel folgte, von Adorno auf Englisch geschriebene Texte in der Originalsprache abzudrucken, soweit nicht der Autor selber eine Übersetzung ins Deutsche angefertigt hatte, glaubte er, im Fall der »Revidierten Psychoanalyse« ausnahmsweise anders verfahren zu sollen: Adorno war der Auffassung, daß die Übersetzung von Rainer Koehne seine Intentionen besser wiedergebe als das – nie veröffentlichte – amerikanische Original.
Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie, in: Sociologica. Aufsätze, Max Horkheimer zum sechzigsten Geburtstag gewidmet. Frankfurt a.M. 1955. (Frankfurter Beiträge zur Soziologie. Bd. 1.) S. 11–45.
Postscriptum, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 18 (1966), S. 37–42 (Heft 1).
Theorie der Halbbildung, in: Horkheimer und Adorno, Sociologica II, a.a.O., S. 168–192. – In den »Drucknachweisen« heißt es: »Vortrag auf der Berliner Tagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Mai 1959. Publiziert in: Der Monat, 11. Jahrgang, September 1959, S. 30ff.« Ein weiterer Abdruck findet sich in: Soziologie und moderne Gesellschaft. Verhandlungen des 14. Deutschen Soziologentages. Stuttgart 1959. S. 169–191.
Kultur und Verwaltung, in: Horkheimer und Adorno, Sociologica II, a.a.O., S. 48–68. – In den »Drucknachweisen« heißt es: »Ursprünglich ein Vortrag, gedruckt in: Merkur, XIV. Jahrgang, 1960, Heft 2, S. 101.« Ein weiterer Abdruck findet sich in: Vorträge, gehalten anläßlich der Hessischen Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung. Bd. 28. Bad Homburg v.d.H.u.a. 1960. S. 214–231.
Aberglaube aus zweiter Hand, in: Horkheimer und Adorno, Sociologica II, a.a.O., S. 142–167. – In den »Drucknachweisen« heißt es: »Eine vorläufige, sehr abweichende Fassung in: Psyche, Jahrgang 12, Heft 1, 1959, S. 561ff.3 Der volle amerikanische Originaltext erschien im Jahrbuch für Amerikastudien, Band 2, 1957. – Die Untersuchung wurde in Amerika und an amerikanischem Material durchgeführt, als der Autor, 1952–53, die Hacker-Foundation in Beverly-Hills, Cal., wissenschaftlich leitete. Dieser und Dr. Frederick Hacker, der die Durchführung der Studie ermöglichte und vielfache Anregungen beitrug, gebührt der Dank des Autors.«
Theodor W. Adorno und Ursula Jaerisch, Anmerkungen zum sozialen Konflikt heute, in: Gesellschaft, Recht und Politik. Hrsg. von Heinz Maus u.a. Wolfgang Abendroth zum 60. Geburtstag. Neuwied, Berlin 1968. (Soziologische Texte. Bd. 35.) S. 1–19.
Soziologie und empirische Forschung, in: Horkheimer und Adorno, Sociologica II, a.a.O., S. 205–222. – In den »Drucknachweisen« heißt es: »Ursprünglich ein Vortrag zur Eröffnung einer Diskussion im Institut für Sozialforschung, März 1957. Publiziert in: Wesen und Wirklichkeit des Menschen, Göttingen 1957, S. 245ff.«
Über Statik und Dynamik als soziologische Kategorien, in: Horkheimer und Adorno, Sociologica II, a.a.O., S. 223–240. – In den »Drucknachweisen« heißt es: »Entstanden aus einem kurzen Diskussionsbeitrag zum Amsterdamer Soziologenkongreß, August 1956. Gedruckt in: Neue Deutsche Hefte 81, Mai/Juni 1961, S. 47ff.« Hinzuzufügen ist, daß es bei dem Aufsatz um die umgearbeitete Fassung der »Bemerkungen über Statik und Dynamik« sich handelt, die abgedruckt wurden in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 8 (1956), S. 321–328 (Heft 2).
Notiz über sozialwissenschaftliche Objektivität, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 17 (1965), S. 416–421 (Heft 3).
Einleitung zu Emile Durkheim, »Soziologie und Philosophie«, in Emile Durkheim, Soziologie und Philosophie. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Frankfurt a.M. 1967. S. 7–44.
Einleitung zum »Positivismusstreit in der deutschen Soziologie«, in: Theodor W. Adorno, Hans Albert, Ralf Dahrendorf u.a., Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Neuwied, Berlin 1969. (Soziologische Texte. Bd. 58.) S. 7–79.
Spätkapitalismus oder Industriegesellschaf?, in: Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft? Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Soziologie hrsg. von Theodor W. Adorno. Stuttgart 1969. (Verhandlungen des 16. Deutschen Soziologentages.) S. 12–26. – Von dem Vortrag existiert eine von Adorno so genannte »Rundfunkfassung«, die auch hektographiert verbreitet worden ist. Sie ist zwar später als der abgedruckte Text entstanden, stellt indessen – ein wahrscheinlich einziger Fall in der literarischen Produktion Adornos – eine Version dar, in der der Autor durch sprachliche Vereinfachungen, insbesondere auch durch die Verdeutschung von Fremdwörtern, dem Publikum des Rundfunks entgegenzukommen versuchte; diese Rundfunkfassung ist jetzt zugänglich auf Theodor W. Adorno, Aufarbeitung der Vergangenheit. Reden und Gespräche. Auswahl und Begleittext von Rolf Tiedemann, München 1999, DerHörVerlag. (AUDIO BOOKS. Stimmen der Philosophie.) 5 CD: ISBN 3-89584-730-5; 2 MC: ISBN 3-89584-630-9. Für den vorliegenden Abdruck wurde deshalb auf die Fassung zurückgegriffen, die Adorno vor dem 16. Deutschen Soziologentag gehalten und die er auch allein zum Druck gegeben hat.
In einem zweiten Teil der »Soziologischen Schriften I« hat der Herausgeber weitere Aufsätze und Vorträge theoretischen Charakters zusammengestellt; sie wurden zum Teil von Adorno selbst an verschiedenen Stellen publiziert, zum Teil lagen sie nur im Manuskript vor. Der Herausgeber hat gezögert, ob in diesen Zusammenhang nicht ebenfalls die »Soziologischen Exkurse« gehörten, findet in diesem Band sich doch Adornos Begriff von Soziologie prägnanter als anderswo, vor allem aber mit größtem didaktischen Geschick dargestellt (vgl. Institut für Sozialforschung, Soziologische Exkurse. Nach Vorträgen und Diskussionen. Frankfurt a.M. 1956. [Frankfurter Beiträge zur Soziologie. Bd. 4.]). Wie maßgeblich jedoch Adornos Mitarbeit an den »Exkursen« immer war, »die Autorschaft des Buches gehört dem Institut für Sozialforschung als Ganzem« (a.a.O., S. 8). Deshalb sind auch der Bericht über »Vorurteil und Charakter« – der im Anhang zu den »Soziologischen Schriften II« sich findet – und der Ideologie-Aufsatz nicht nach den Fassungen, in denen sie in die »Exkurse« eingingen, sondern in der ursprünglichen Form abgedruckt worden, für die Adorno allein bzw. gemeinsam mit Horkheimer verantwortlich zeichnete.
Als Druckvorlage dienten für die Texte des zweiten Teils der »Soziologischen Schriften I«:
Über das Problem der individuellen Kausalität bei Simmel, nach dem Typoskript im Nachlaß; Erstdruck in: Frankfurter Adorno Blätter VIII, München 2003, S. 42ff.
Reflexionen zur Klassentheorie, nach dem Typoskript im Nachlaß.
Thesen über Bedürfnis, nach dem Typoskript im Nachlaß.
Anti-Semitism and Fascist Propaganda, in: Anti- Semitism. A Social Disease. Ed. by Ernst Simmel. New York 1946. pp. 125–137.
Freudian Theory and the Pattern of Fascist Propaganda, in: Psychoanalysis and the Social Sciences, Vol. 3, ed. by G. Róheim, New York 1951, pp. 279–300.
Bemerkungen über Politik und Neurose, in: Der Monat 65, Jg. 6 (1953/54), S. 482–485.
Individuum und Organisation, in: Darmstädter Gespräch. Individuum und Organisation. Hrsg. von Fritz Neumark. Darmstadt 1954. S. 21–35. Wiederabdruck in: Die Herausforderung. Darmstädter Gespräche. Hrsg. von Heinz Winfried Sabais. München 1963. S. 135–147.
Gesellschaft (II), nach dem Typoskript im Nachlaß; Erstdruck in: Frankfurter Adorno Blätter VIII, München 2003, S. 143ff.
Beitrag zur Ideologienlehre, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 6 (1953/54), S. 360–375 (Heft 3/4).
Zur gegenwärtigen Stellung der empirischen Sozialforschung in Deutschland, in: Empirische Sozialforschung. Frankfurt a.M. 1952. (Wissenschaftliche Schriftenreihe des Instituts zur Förderung öffentlicher Angelegenheiten. Bd. 13.) S. 27–39. Ein weiterer Abdruck unter dem Titel »Die Soziologen und die Wirklichkeit. Über den Stand der Sozialforschung in Deutschland« findet sich in: Frankfurter Hefte 7 (1952), S. 585–595 (Heft 8).
Teamwork in der Sozialforschung, nach dem Typoskript im Nachlaß.
Zum gegenwärtigen Stand der deutschen Soziologie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 11 (1959), S. 257–280 (Heft 2).
Meinungsforschung und Öffentlichkeit, nach dem Typoskript im Nachlaß.
Gesellschaftstheorie und empirische Forschung, in: Th. W. Adorno, H. Albert u.a., Soziologie zwischen Theorie und Empirie. Soziologische Grundprobleme. Hrsg. von Willy Hochkeppel. München 1970. (sammlung dialog. Bd. 39.) S. 75–82. – Ursprünglich ein Vortrag im Bayerischen Rundfunk.
Zur Logik der Sozialwissenschaften, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 14 (1962), S. 249–263 (Heft 2). Wiederabdruck in: Theodor W. Adorno, Hans Albert, Ralf Dahrendorf u.a., Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Neuwied, Berlin 1969. S. 125–143.
Die beiden ersten Texte des Anhangs zu den »Soziologischen Schriften I« folgen den Typoskripten im Nachlaß Adornos; der »Diskussionsbeitrag zu ›Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft?‹« wurde zuerst in den Verhandlungen des 16. Deutschen Soziologentages abgedruckt (vgl. a.a.O., S. 100–106). – In den »Soziologischen Schriften I« ist am Ende jeder Arbeit das Entstehungsjahr angegeben worden, welches nicht in allen Fällen mit dem Jahr des Erstdrucks übereinstimmt.
Zu »Soziologische Schriften II« (Band 9.1 und 9.2)
Das Verhältnis von Sozialphilosophie und empirischer Forschung ist 1931 von Horkheimer, in seiner Antrittsvorlesung bei der Übernahme der Leitung des Instituts für Sozialforschung, bestimmt worden: Eine »Auffassung, nach welcher der Einzelforscher die Philosophie als eine vielleicht schöne, aber wissenschaftlich fruchtlose, weil unkontrollierbare Übung ansehen muß, der Philosoph dagegen sich vom Einzelforscher emanzipiert, weil er auf ihn bei seinen weittragenden Entschlüssen nicht warten zu können meint, wird gegenwärtig durch den Gedanken einer fortwährenden dialektischen Durchdringung und Entwicklung von philosophischer Theorie und einzelwissenschaftlicher Praxis überwunden. [...] Nicht dadurch wird die chaotische Spezialisierung überwunden, daß man schlechte Synthesen spezialistischer Forschungsergebnisse unternimmt, und nicht dadurch kommt andererseits unbefangene Empirie zustande, daß versucht wird, das theoretische Element darin auf nichts zu reduzieren: sondern indem die Philosophie als aufs Allgemeine, ›Wesentliche‹ gerichtete theoretische Intention den besonderen Forschungen beseelende Impulse zu geben vermag und zugleich weltoffen genug ist, um sich selbst von dem Fortgang der konkreten Studien beeindrucken und verändern zu lassen.« (Max Horkheimer, Die gegenwärtige Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung, Frankfurt a.M. 1931, S. 10f.) Das in diesen Sätzen enthaltene Programm war auch für Adorno verbindlich, als er, vom Fach her Philosoph, seit 1938 empirischen Untersuchungen sich zuwandte. Daß auch diese Untersuchungen im Rahmen der »Gesammelten Schriften« Adornos zum Abdruck gelangen, sollte indessen nicht vergessen machen, daß es dabei in größerem oder geringerem Maß um kollektive Arbeiten sich handelt. Bei den Texten der »Soziologischen Schriften II« gilt das vor allem für die Auszüge aus der »Authoritarian Personality« und dem »Gruppenexperiment«: in die abgedruckten, von Adorno geschriebenen Teile der beiden Studien sind gleichwohl Anregungen, Korrekturen und Beiträge aus Diskussionen mit anderen Mitarbeitern des Instituts für Sozialforschung eingegangen. Ebenso ist freilich darauf hinzuweisen, daß Adornos Arbeiten mit empirischen Materialien sich nicht auf die vier Analysen der vorliegenden Bände beschränken; insbesondere an den Forschungsberichten, die das Institut für Sozialforschung unter Adornos Direktorat erstellte, ist er entscheidend beteiligt gewesen.
Mit der einen Ausnahme des Kapitels über die F-Skala in der »Authoritarian Personality« stellen alle empirischen Untersuchungen Adornos qualitative Inhaltsanalysen dar. Mit ihrer Methode stand er in Opposition zur etablierten Sozialforschung, in der stets noch ein Primat der Quantifizierung herrscht. Daß die nach dem naturwissenschaftlichen Postulat des science is measurement verfahrende Gesellschaftswissenschaft – der Adorno im amerikanischen Exil sich konfrontiert sah und die nach dem zweiten Weltkrieg auch in der Bundesrepublik weitgehend sich durchsetzte – ein Korrektiv zu der in der deutschen Tradition verbreiteten Verabsolutierung des Geistes bildet, hat Adorno gleichwohl nicht verkannt. Ihm zufolge ist die quantifizierende Sozialforschung, die ihre Instrumente nicht zufällig in der Marktforschung gewonnen hat, am Modell des auf dem Markt zu konstatierenden Tauschverhältnisses orientiert. Die Gesellschaft selber ›quantifiziert‹ ununterbrochen: im ubiquitären Tauschverhältnis werden die qualitativen Differenzen der auszutauschenden Produkte auf ihre abstrakte Einheit, auf die durchschnittliche gesellschaftliche Arbeitszeit reduziert, welche zu ihrer Herstellung erforderlich ist. Quantifizierende Soziologie ist insofern durchaus »ein richtiges Bewußtsein, als sie jene in ihrem Objekt liegende Quantifizierung [...] sich zu eigen macht«. Sie ist in eins damit jedoch auch Ideologie, indem sie ihrerseits das Zählen, die quantitative Methode verabsolutiert und Theorie nur noch in der Form von Hypothesen zuläßt, in deren Verifizierung oder Falsifizierung durch die Empirie die der Soziologie erreichbare Erkenntnis bereits sich erschöpfen soll. Die qualitativen Analysen Adornos versuchen dagegen, die gesellschaftliche Theorie in der Praxis der Forschung selber zur Geltung zu bringen; die faits sociaux nicht als eine Art tabula rasa zu behandeln, sondern in jenen ihr Gewordensein zu entziffern, Geschichte zum Sprechen zu verhalten. Wenn »fruchtbare theoretische Erkenntnis anders als in engster Fühlung mit ihren Materialien nicht möglich ist«, dann läßt doch umgekehrt »an der Gestalt des in wissenschaftliche Praxis umgesetzten Empirismus« sich einsehen, »daß die volle, unreglementierte Breite der Erfahrung durch die empiristischen Spielregeln beengter ist, als es im Begriff der Erfahrung selbst liegt« (Adorno, Stichworte, a.a.O., S. 148 [GS 10.2, s. S. 738]). Was Adorno nicht zuletzt auch in seinen qualitativen Contentanalysen vorschwebte, hat er als »eine Art Restitution von Erfahrung gegen ihre empiristische Zurichtung« (ebd.) bezeichnet.
Von den vier Studien der »Soziologischen Schriften II« ist die Monographie über die psychologische Technik des faschistischen Agitators Martin Luther Thomas die früheste4: sie wurde 1943 beendet und blieb zu Lebzeiten Adornos unveröffentlicht. Der im vorliegenden Band zum erstenmal abgedruckte amerikanische Originaltext folgt dem Typoskript in Adornos Nachlaß5.
Die »Authoritarian Personality«, fraglos Adornos gewichtigster Beitrag zur empirischen Sozialforschung, entstand zwischen 1944 und 1949 in Kalifornien. Der Autor berichtete über das Zustandekommen der Untersuchung: »Noch in unserer New Yorker Zeit hatte Horkheimer, angesichts des Grauenvollen, das in Europa geschah, Untersuchungen über das Problem des Antisemitismus in die Wege geleitet. Wir hatten, gemeinsam mit anderen Mitgliedern unseres Instituts, das Programm eines Forschungsprojekts entworfen und publiziert, auf das wir dann vielfach rekurrierten. [...] Das Kapitel ›Elemente des Antisemitismus‹ in der ›Dialektik der Aufklärung‹ [...] war verbindlich für meinen Anteil an den später mit der Berkeley Public Opinion Study Group durchgeführten Untersuchungen. Sie fanden in der ›Authoritarian Personality‹ ihren literarischen Niederschlag. [...] Horkheimer hatte mit einer Gruppe von Forschern an der University of California in Berkeley [...] Fühlung genommen. [...] Horkheimer übernahm 1945 die Leitung der Research-Abteilung des American Jewish Committee in New York und ermöglichte damit, daß die wissenschaftlichen Ressourcen der Berkeleygruppe und unseres Instituts ›gepooled‹ wurden, und daß wir über Jahre hin umfangreiche Forschungen durchführen konnten, die sich an gemeinsame theoretische Reflexionen anschlossen. Ihm ist nicht nur der Gesamtplan der Arbeiten zu verdanken, die in der Reihe ›Studies in Prejudice‹ bei Harper's zusammengefaßt wurden. Auch die ›Authoritarian Personality‹ ist, ihrem spezifischen Gehalt nach, ohne ihn undenkbar. [...] Die Berkeleystudie war so organisiert, daß Sanford und ich als Direktoren fungierten, Frau Brunswik und Daniel Levinson als Hauptmitarbeiter. Von Anbeginn aber geschah alles in vollkommenem team work, ohne irgendwelche hierarchischen Momente. Der Titel der ›Authoritarian Personality‹, der uns allen gleichen ›credit‹ zuweist, gibt durchaus dem tatsächlichen Sachverhalt Ausdruck.« (Adorno, Stichworte, a.a.O., S. 132 u. 134f. [GS 10.2, s. S. 721]) – In den vorliegenden Band wurden diejenigen Kapitel der »Authoritarian Personality« aufgenommen, die Adorno entweder allein oder in Zusammenarbeit mit den übrigen Autoren verfaßt hat. Druckvorlage bildete die erste Ausgabe: The Authoritarian Personality. By T.W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson, R. Nevitt Sanford in collaboration with Betty Aron, Maria Hertz Levinson and William Morrow. New York: Harper & Brothers 1950. (Studies in Prejudice. Vol. 1.)
Die Abhandlung »The Stars Down to Earth« schrieb Adorno 1952 und 1953, während eines neuerlichen Aufenthaltes in den USA. Über die Entstehung der Untersuchung berichtet der Autor selbst in einer »Vorbemerkung« (vgl. GS 9.2, s. S. 11–13). Der vorliegende Abdruck folgt der bislang einzigen Publikation in: Jahrbuch für Amerikastudien. Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien in Verbindung mit Eduard Baumgarten u.a. hrsg. von Walther Fischer unter Mitwirkung von Bernhard Fabian. Band 2. Heidelberg: Carl Winter 1957. S. 19–88; dieselbe Publikation befand sich auch als Sonderdruck im Buchhandel.
»Schuld und Abwehr« schließlich, die einzige Analyse empirischen Materials, die Adorno deutsch schrieb, bildet das fünfte Kapitel des »Gruppenexperiments«. Unser Abdruck folgt der ersten Auflage: Gruppenexperiment. Ein Studienbericht. Bearbeitet von Friedrich Pollock. Mit einem Geleitwort von Franz Böhm. Frankfurt a.M.: Europäische Verlagsanstalt 1955. (Frankfurter Beiträge zur Soziologie. Bd. 2.) S. 278–428. Der von Adorno geschriebene Text ist im Erstdruck nicht mit seinem Namen gezeichnet worden. Über das »Gruppenexperiment« als Ganzes, die erste größere Studie, welche das nach Deutschland zurückgekehrte Institut für Sozialforschung durchführte, unterrichtet das »Vorwort« zu dem Band (vgl. GS 9.2, s. S. 127–130). Wie bereits bei der »Authoritarian Personality« hätte eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Adornos Texten auf die Zusammenhänge zu rekurrieren, in denen sie in den Originalausgaben stehen.
Eine Anzahl kleinerer Arbeiten, die an die Untersuchungen der »Soziologischen Schriften II« sich angeschlossen haben, werden als Anhang abgedruckt. Als Druckvorlagen dienten im einzelnen:
Theodor W. Adorno, J. Décamps, L. Herberger u.a., Empirische Sozialforschung, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, 6. Lieferung, Stuttgart u.a. 1954, S. 419–432.
Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, Vorurteil und Charakter, in: Frankfurter Hefte 7 (1952), S. 284–291 (Heft 4).
Starrheit und Integration, in: Psychologische Rundschau 10 (1959), S. 292–294 (Heft 4).
Replik zu Hofstätters Kritik des »Gruppenexperiments«, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 9 (1957), S. 105–117 (Heft 1).
Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, Vorwort zu Werner Mangold, Gegenstand und Methode des Gruppendiskussionsverfahrens. Aus der Arbeit des Instituts für Sozialforschung. Frankfurt a.M. 1960. (Frankfurter Beiträge zur Soziologie. Bd. 9.) S. 5–8.
Zum Text
Die Textrevision beschränkte sich bei beiden Bänden der »Soziologischen Schriften« im wesentlichen auf die Korrektur von Druckfehlern und seltenen offenkundigen Versehen. In den »Soziologischen Schriften I« weichen einige Arbeiten vom Wortlaut der angegebenen Druckvorlagen ab: hier wurden Änderungen, die Adorno selbst in seinen Handexemplaren vorgenommen hatte, in den Text integriert. Zitate und Verweise sind nach Möglichkeit kontrolliert und, wenn nötig, korrigiert worden. In den Erstdrucken der »Authoritarian Personality« und des »Gruppenexperiments« beziehen die Querverweise sich auf die ursprünglichen Ausgaben: die Herausgeber haben eine Umstellung auf den vorliegenden Abdruck vorgenommen. Im Erstdruck der »Authoritarian Personality« finden sich darüber hinaus Nummern-Verweise auf eine Bibliographie am Ende des Buches: diese Verweise sind ebenfalls als Fußnoten gebracht worden. Hinzufügungen der Herausgeber im Text sowie Fußnoten, welche die Herausgeber für die »Soziologischen Schriften II« neu- oder umformuliert haben, wurden in eckige Klammern gesetzt.
Der Dank der Herausgeber gilt, neben den genannten Verlagen der Erstveröffentlichungen, dem Frankfurter Institut für Sozialforschung, das die Adornoschen Beiträge zur »Authoritarian Personality« wie zum »Gruppenexperiment« für den vorliegenden Band freigab. – Die amerikanischen Arbeiten sind von Susan Buck-Morss textkritisch durchgesehen worden, die deutschsprachigen von Rolf Tiedemann.
Fußnoten
1 Da Adorno in die von ihm selbst geplante Sammlung soziologischer Schriften alle seine Beiträge zu den »Sociologica II« aufnehmen wollte, sei an dieser Stelle der »Frankfurt, Frühjahr 1962« datierte Text mitgeteilt, den Horkheimer und Adorno den »Sociologica II« voranstellten: So wenig wie der erste Band der Sociologica erhebt der zweite Anspruch darauf, dem Thema oder der Form der Aufsätze nach eine Einheit zu bilden. Texte verschiedensten Inhalts, darunter viele Gelegenheitsarbeiten, werden nebeneinander gebracht. Sie entfalten weder einen geschlossenen theoretischen Gedanken, noch berichten sie über zusammenhängende Forschungen. Gleich einer anderen Publikation des Instituts sind sie Exkurse; nur daß sie nicht einmal die Absicht haben, Hauptkategorien der soziologischen Wissenschaft zu erörtern. Einzig in der gemeinsamen Erfahrung und Absicht der Autoren ist begründet, was etwa ihre Einheit ausmacht. [Absatz] Die Arbeiten wurden jeweils unter dem Namen eines der Verfasser früher publiziert, hier sind sie mit den Initialen gezeichnet. Für das Ganze tragen beide die Verantwortung. Wo immer die Versuchung bestehen mag, den einen gegen den anderen auszuspielen, vergäße man, daß beide nur aneinander so sich entfalten konnten, wie sie heute sind. (Max Horkheimer [und] Theodor W. Adorno, Sociologica II. Reden und Vorträge. Frankfurt a.M. 1962. [Frankfurter Beiträge zur Soziologie. Bd. 10.] S. 1.)
2 Wiederholt sprach Adorno von Arbeiten, die er zusätzlich für den projektierten Band schreiben wollte, so von einem Titelaufsatz über Integration und Desintegration in der heutigen Gesellschaft und von einer Arbeit zur Soziologie des Sports; zur Niederschrift ist er nicht mehr gekommen.
3 Während der amerikanische Text in den »Soziologischen Schriften II« abgedruckt ist, mag hier eine »Vorbemerkung« ihren Platz finden, die Adorno zu jener »vorläufigen« deutschen Fassung schrieb: Der hier publizierte Text gibt die Resultate einer Untersuchung, die der Autor 1953 im Rahmen der Hacker-Foundation in Beverly Hills durchführte, deren wissenschaftliche Leitung damals in seinen Händen lag. Das Ausgangsmaterial bildete die täglich erscheinende Horoskopspalte einer großen, republikanischen amerikanischen Zeitung, der Los Angeles Times, für die Zeit von November 1952 bis Februar 1953. [Absatz] Der englische Originaltext ist gedruckt im Jahrbuch für Amerikastudien, Band II 1957, bei Carl Winter. Zur deutschen Veröffentlichung entschloß sich der Autor angesichts der Übereinstimmung der amerikanischen und deutschen Zeitungshoroskope nach Grundhaltung und Tendenz: die Überlegungen des Textes dürften hier wie dort zutreffen. Doch wurde auf die im Original angeführten wörtlichen Belege weitgehend verzichtet; vor allem, wo sie spezifisch amerikanische Situationen betreffen oder Stereotype verwenden, die von den in deutschen Zeitungen üblichen abweichen. Die Struktur des Materials wird dadurch nicht berührt. [Absatz] Da es dem Autor nicht möglich war, eine neue, selbständig geformte deutsche Version herzustellen, und er mit der Übersetzung eigener Texte aus dem Amerikanischen keine günstigen Erfahrungen gemacht hat, wurde die Übersetzung Frau Marianne von Eckardt anvertraut, die sich der Aufgabe mit ungewöhnlichem Verständnis und größter Intensität unterzog: es sei ihr aufs herzlichste gedankt. Es dünkte dem Autor richtig, ihre Übersetzung in allem Wesentlichen unverändert zu lassen und nur geringfügige Retouchen anzubringen, ohne etwa den Versuch zu machen, die Abhandlung sprachlich seinen deutschen Arbeiten anzuähneln. Die unvermeidlichen, recht erheblichen Kürzungen, auch gewisse gedrängte Zusammenfassungen längerer Abschnitte, wurden von Frau von Eckardt in voller Übereinstimmung mit der Redaktion der »Psyche« und dem Autor durchgeführt. (Th. W. Adorno, Aberglaube aus zweiter Hand. Zur Sozialpsychologie der Zeitungshoroskope, in: Psyche 12 [1958/59], S. 561.)
4 Vorangegangen sind Analysen zur Music Study des Princeton Radio Research Project, die zwischen 1938 und 1941 entstanden. Adorno hatte die Absicht, sie unter dem Titel »Current of Music. Elements of a Radio Theory« zu einem Buch zusammenzufassen. Die erhaltenen, sehr umfangreichen Materialien werden in einem Band der »Nachgelassenen Schriften« Adornos durch Robert Hullot-Kentor herausgegeben.
5 Eine Übersetzung der Thomas-Studie ins Deutsche erschien in dem Band Theodor W. Adorno, Studien zum autoritären Charakter. Aus dem Amerikanischen von Milli Weinbrenner. Vorrede von Ludwig von Friedeburg. Frankfurt a.M. 1973. (suhrkamp taschenbuch. Bd. 107.) S. 360–483.