Aberglaube aus zweiter Hand

 

Seit geraumer Zeit werden in allen Teilen der Welt Massenbewegungen angedreht, deren Gefolgsleute offensichtlich wider ihr vernünftiges Interesse an Selbsterhaltung und Glück handeln. Man wird darin kein schlechthin Irrationales erblicken dürfen, bar jeglicher Beziehung auf die objektiv-gesellschaftlichen oder die subjektiven Zwecke des Ichs. Jene Bewegungen beruhen weniger auf der Preisgabe als auf der Übertreibung und Verzerrung solcher Zwecke: bösartige Wucherungen, in welche die Rationalität einer Lebenspraxis überging, die den gesellschaftlichen Organismus zu zerstören droht, indem sie sich in ihrer beschränkten Gestalt zu perpetuieren trachtet. Was eine Zeitlang aus den vernünftigsten Erwägungen zu geschehen scheint, arbeitet vielfach der Katastrophe vor. So bereitete die schlaue und über Jahre hin erfolgreiche Expansionspolitik des Hitler durch die eigene Logik sich selber den Untergang und dem, was vom alten Europa fortlebte. Noch wo ganze Nationen zu Nutznießern der Realpolitik werden, mögen die einleuchtenden Motive im Resultat als dubios sich enthüllen. Während Berechnungen, die dem eigenen Interesse gelten, präzis vorwärts getrieben werden, bleibt das Bewußtsein der übergreifenden Zusammenhänge, zumal der Konsequenzen der eigenen Realpolitik fürs gesellschaftliche Ganze, in das man auch selber verstrickt ist, borniert. Irrationalität wirkt nicht allein jenseits von Rationalität: sie bringt mit der rücksichtslosen Entfaltung subjektiver Vernunft selbst sich hervor.

Der gesellschaftlichen Forschung obliegt das Studium der dialektischen Wechselwirkung von rationalen und irrationalen Momenten. Mechanismen und Schemata, die weder als voll realitätsgerecht noch als neurotisch oder gar psychotisch zu fassen sind, wären Gegenstand einer psychoanalytisch erfahrenen Soziologie. Sie verweisen auf Strukturen der Subjekte, ohne doch durch Psychologie allein sich erklären zu lassen. Die fast universale Anfälligkeit für Irrationalität läßt vermuten, daß jene Mechanismen nicht allein im Umkreis der Politik wirken, die wenigstens an. der Oberfläche realistisch sich gibt, sondern ebenso, wenn nicht handgreiflicher, in anderen Bereichen. Auch dort wird das Moment von Realitätsnähe, von Pseudorationalität selten fehlen – am wenigsten gerade bei Bewegungen, die mit der eigenen Irrationalität sich brüsten. Der Chemismus von Massenbewegungen wäre an ihnen wie im Reagenzglas, in kleinem Maßstab und zu einem Zeitpunkt zu analysieren, da sie noch nicht ihre drohende Gewalt angenommen haben; solange Zeit bliebe, das Erkannte auf die Praxis anzuwenden.

Als charakteristisches Modell für derlei Bewegungen taugt die Astrologie. Wohl ist ihre unmittelbare soziale Wichtigkeit nicht zu überschätzen. Aber ihr Gehalt ist mit Gesellschaftlichem fusioniert. Das eigentlich Okkulte und dessen von Freud entworfene Psychologie spielt in der Sphäre der organisierten Astrologie nur eine bescheidene Rolle. Analog zu der Unterscheidung Cooleys zwischen primären und sekundären Gruppen dürfte die gegenwärtige Astrologie als Massenphänomen sekundärer Aberglaube heißen, Aberglaube aus zweiter Hand. Okkulte Erlebnisse einzelner Personen, wie immer es mit ihrem psychologischen Sinn, ihren Wurzeln, ihrer Stichhaltigkeit bestellt sein mag, werden selten bemüht. Vielmehr ist in der konsumierten Astrologie das Okkulte zur Institution geronnen, vergegenständlicht, in weitem Maße vergesellschaftet. Wie in den »sekundären Gemeinschaften« die Menschen nicht länger in direkte Beziehung zueinander treten, sich nicht mehr von Angesicht zu Angesicht kennen, sondern durch entfremdete Vermittlungsprozesse wie den Austausch von Gütern miteinander kommunizieren, so scheinen die Menschen, die auf die astrologischen Stimuli ansprechen, jener Erkenntnisquelle entfremdet, die angeblich hinter ihren Entscheidungen steht. Sie partizipieren am vermeintlichen Geheimnis durch Magazine und Zeitschriften, in denen es zum offenen ward – die Konsultation von Berufsastrologen wäre meist zu kostspielig –, und schlucken lieber ungeprüft vorgekaute Informationen aus der Presse, als daß sie irgend noch auf eigene, wie sehr auch phantastische Offenbarungen sich beriefen. Dazu sind sie zu nüchtern. Sie halten sich an die Astrologie, weil es sie gibt, und verschwenden wenig Gedanken an ihre Legitimation vor der Vernunft, solange nur das psychologische Bedürfnis mit dem Angebot einigermaßen übereinstimmt.

Die Ferne von eigener Erfahrung, das Verschwommene und Abstrakte des kommerzialisiert Okkulten stimmt zusammen mit handfester Skepsis, mit einer Gewitztheit, welche die Irrationalität weniger durchschaut als ergänzt. Moderne okkultistische Bewegungen vom Schlag der Astrologie sind Formen eines mehr oder minder künstlich wieder erweckten Aberglaubens aus längst vergangenen Epochen. Die Empfänglichkeit dafür hielt aus gesellschaftlichen und psychologischen Gründen bis heute sich lebendig; die aufgewärmten Inhalte jedoch sind unvereinbar mit der erreichten Stufe universaler Aufklärung. Der anachronistische Aspekt des Aberglaubens aus zweiter Hand ist diesem wesentlich. Er färbt das Verhalten zur Astrologie, ohne im übrigen ihre Wirkung zu beeinträchtigen.

Man mag einwenden, die organisierte Wahrsagerei sei von jeher Aberglaube aus zweiter Hand gewesen. Arbeitsteilung, welche den Haruspices die Mysterien vorbehielt, hätte sie Jahrtausende lang von aller primären Erfahrung getrennt. Stets schon sei ihr das Moment des Schwindelhaften gesellt gewesen, auf welches das lateinische Wort vom Augurenlächeln anspielt. Wie meist Argumente, die das Interesse am spezifisch Neuen eines Phänomens diskreditieren wollen, ist auch jener Einwand richtig zugleich und falsch. Richtig, sofern tatsächlich der Aberglaube seit Menschengedenken departementalisiert ist; falsch, sofern er nun durch Massenproduktion und -reproduktion in eine neue Qualität umschlägt. Auf früheren Stufen war Aberglaube der wie immer unbeholfene Versuch, mit Fragen fertig zu werden, die damals anders und vernünftiger nicht sich hätten lösen lassen. Die Abspaltung der Chemie von der Alchimie, die der Astronomie von der Astrologie ereignete sich verhältnismäßig spät. Heute aber widerspricht der fortgeschrittene Stand der Naturwissenschaften, etwa der Astrophysik, kraß dem Glauben an Astrologie. Wer beides nebeneinander toleriert oder gar zu vereinen trachtet, hat bereits eine intellektuelle Regression vollzogen, die einst nicht vonnöten war. Daher ist anzunehmen, daß sehr starke Triebbedürfnisse die Menschen noch immer, oder wieder, dazu vermögen, der Astrologie sich zu überantworten. Auf ihren sekundären Charakter ist aber darum der Akzent zu legen, weil an ihm Pseudorationalität, die zugleich berechnende und nichtige Anpassung an reale Bedürfnisse hervortritt, die den totalitären Bewegungen innewohnt. Die Nüchternheit und übertriebene Realitätsgerechtigkeit charakteristischen astrologischen Materials, die Askese gegen die leiseste Reminiszenz ans Übernatürliche markiert seine Physiognomik. Zur Pseudorationalität fügt sich der Zug abstrakter Autorität.

Untersucht wird die astrologische Spalte einer großen amerikanischen Tageszeitung, der rechtsrepublikanischen Los Angeles Times. Das Material wurde, 1952–1953, über drei Monate hinweg vollständig gesammelt und einer »content analysis«, der inhaltlichen Deutung unterworfen, wie sie Massenkommunikationen gegenüber vor allem seit der Initiative von H. Lasswell als eigenes Verfahren sich ausgebildet hat1. Doch ist, im Unterschied zu Lasswells Methode, nicht quantifiziert. Es wird nicht die Häufigkeit von Motiven und Formulierungen der astrologischen Spalte ermittelt. Die quantitative Analyse ließe leicht an deutschem Material sich nachholen. Die astrologische Infektion ist international; die astrologischen Spalten der deutschen Zeitungen dürften die amerikanischen imitieren. Allenfalls hervortretende Differenzen könnten für die vergleichende Kultursoziologie etwas besagen. Entworfen werden soll ein Begriff der Reize, denen die präsumtiven Anhänger der Astrologie durch derlei Zeitungsspalten exponiert werden. Die Wirkungen, auf welche jene Stimuli vermutlich klug kalkuliert sind, werden herausgearbeitet. Maßgebend für die Stoffwahl war, daß die Astrologie unter den Praktiken des manipulierten Aberglaubens wahrscheinlich den größten Anhang findet. Die Pseudorationalität der Spalte läßt freilich psychotische Aspekte nicht so grell hervortreten wie manche anderen, sektiererischen Publikationen. Die tieferen, unbewußten Schichten des Neo-Okkultismus werden nicht unmittelbar angerührt. Eher betreffen die Befunde Ichpsychologie und gesellschaftliche Determinanten. Das Interesse gilt eben der Pseudorationalität, dem zwielichtigen Bereich zwischen Ich und Es, Vernunft und Wahn. Vernachlässigte die Analyse gesellschaftlicher Implikationen bewußte oder halbbewußte Schichten, so verfehlte sie die Stimuli selber, die vorweg nur auf das bereits rationalisierte Unbewußte abzielen. Häufig werden an der Oberfläche liegende Ziele mit unbewußten Ersatzbefriedigungen verschmolzen. Im Bereich der Massenkommunikationen kann, was nicht manifest gesagt wird, die verborgene Intention, der im Freudischen Sinn »latente Traumgedanke« nicht schlechterdings mit dem Unbewußten identisch gesetzt werden. Jene Kommunikationen richten sich auf eine Zwischenschicht des weder ganz Durchgelassenen noch ganz Unterdrückten, verwandt der Zone der Anspielung, des Augenzwinkerns, des »Du weißt schon, was ich meine«.

Die Wirkung der astrologischen Spalte auf die tatsächliche geistige und psychische Verfassung der Leser ist nur hypothetisch zu unterstellen. Wahrscheinlich jedoch wissen die Verfasser von dergleichen Texten, wen sie vor sich haben. Auch sie dürften nach der Maxime verfahren, man müsse nach dem Geschmack der Kunden sich richten, während doch das Produkt der Geist derer bleibt, welche es aushecken und lancieren. Die Verantwortung ist nicht von den Manipulatoren ab- und den Manipulierten zuzuschieben. Man wird sich hüten müssen, die Horoskope nur als Spiegelbild der Leser zu betrachten. Umgekehrt aber sind auch keine Schlüsse auf den subjektiven Geist, die Psychologie derer zu ziehen, die sie verfertigen. Die Horoskope sind wesentlich kalkuliert; Ausdruck allenfalls beider. Die Sprache der Spalte ist nicht die des Verfassers, sondern darauf zugeschnitten, gelesen und verstanden zu werden. – Zu interpretieren ist die Textur als ganze, nicht nur die Details, die in jene mehr oder minder mechanisch verwoben sind. Die zahllosen Hinweise auf die Familienverhältnisse einer Person etwa, die unter einem bestimmten Zeichen geboren ist, wirken, isoliert betrachtet, trivial und harmlos. Ihr Stellenwert im Gesamtzusammenhang jedoch bedeutet weit mehr.

Das Tageshoroskop der Los Angeles Times bemüht sich, wie die Zeitung insgesamt, um Respektabilität. Man ist sparsam mit Äußerungen wilden Aberglaubens. Das irrational waltende Prinzip wird im Hintergrund gehalten. Ohne Erörterung ist supponiert, daß die Vorhersagen und Ratschläge den Sternen sich verdanken. Spezifisch astrologische Details aber, ausgenommen die zwölf Tierkreiszeichen, fehlen. Vermieden ist der astrologische Fachjargon ebenso wie sinistre Reden von bevorstehenden Katastrophen und drohendem Weltuntergang. Was immer vorgebracht wird, klingt solid und gesetzt. Geflissentlich wird Astrologie als etwas behandelt, das ein für allemal feststeht, gesellschaftlich anerkannt ist, als unbestrittener Bestandteil von Kultur. Kaum je gehen die praktischen Ratschläge über das hinaus, worauf man in den ähnlich beliebten Spalten stößt, die sich den sogenannten human relations, populärer Psychologie widmen. Von ihnen unterscheidet sich einzig der Gestus stillschweigend magischer Autorität, mit dem der Schreiber seine Weisheiten vorbringt. Beziehungslos sticht er vom hausbackenen Inhalt ab. Solche Diskrepanz hat ihren Grund. Die vernünftig sich gebärdenden Ratschläge wirken, ihres apokryphen Ursprungs wegen, nur, wenn sie mit Autorität sich unterstreichen; die Spalte scheint davon überzeugt zu sein, es müßten ihre Leser zur Vernünftigkeit gezwungen werden. Das autoritäre Moment begegnet auch in der Allerweltspsychologie der Zeitungen auf Schritt und Tritt. Nur ist Autorität dort die des Experten, nicht des Magiers, während dieser, im Horoskop, als Experte zu reden bemüßigt sich fühlt. Gleichwohl läßt er auf nichts so Tangibles sich ein wie theologische Dogmen. Das waltende Prinzip ist, wenn überhaupt, als Unpersönliches, dinghaft vorgestellt. Der Horizont ist der eines naturalistischen Supranaturalismus. Das unerbittlich Anonyme, kopflos Verhängte des abstrakten Schicksalsgrundes setzt in dem untergründig Drohenden sich fort, das dem dort geschöpften Rat anhaftet. Nach dem Zusammenhang beider und der Quelle selbst wird vom astrologischen Raisonnement nicht gefragt. Er bleibt ein namenloses Vakuum. Darin reflektiert sich gesellschaftliche Irrationalität: die Undurchsichtigkeit und Zufälligkeit des Ganzen fürs Einzelindividuum. Nicht nur naive Menschen trachten vergebens, die Konsequenzen der durchorganisierten und doch ihrer selbst unbewußten Gesamtverfassung für ihre eigene Existenz zu durchschauen; die objektiven Antagonismen als solche steigern sich bis zum Unbegreiflichen, zur Drohung der losgelassenen Technik, der alle Anstrengung der ratio galt. Aus dem Mittel, das Dasein zu verbessern, schickt jene sich an, in den Selbstzweck seiner absoluten Negation umzuschlagen. Wer unter der gegenwärtigen objektiven Unvernunft des Ganzen überleben will, gerät in Versuchung, es einfach hinzunehmen, ohne über Absurditäten wie das Verdikt der subjektlosen Sterne viel zu staunen. Die Verhältnisse trotz allem rational zu durchdringen, wäre unbequem nicht bloß der intellektuellen Anstrengung wegen. Astrologie zeigt sich wahrhaft verschworen mit den Verhältnissen selbst. Je mehr den Menschen das System ihres Lebens als Fatum erscheinen muß, das blind über ihnen waltet und gegen ihren Willen sich durchsetzt, um so lieber wird es mit den Sternen in Verbindung gebracht, als ob dadurch das Dasein Würde und Rechtfertigung erlangte. Zugleich setzt die Einbildung, die Sterne böten Rat, wenn man nur in ihnen zu lesen vermöchte, die Furcht vor der Unerbittlichkeit der sozialen Prozesse herab. Diese Furcht wird von den Sternkundigen gelenkt und ausgebeutet. Der Zuspruch, den die unerbittlichen Sterne auf ihr Geheiß spenden, läuft darauf hinaus, daß nur, wer vernünftig sich verhält: sein inneres wie äußeres Leben völliger Kontrolle unterwirft, irgend die Chance hat, den irrationalen und widersprüchlichen Forderungen des Daseins gerecht zu werden. Das heißt aber: durch Anpassung. Die Diskrepanz von rationalen und irrationalen Momenten in der Konstruktion des Horoskops ist Nachhall der Spannung in der gesellschaftlichen Realität selbst. Vernünftig sein heißt in ihr nicht: irrationale Bedingungen in Frage stellen, sondern aus ihnen das Beste machen.

Ein eigentlich unbewußtes, vielleicht entscheidendes Moment freilich darf im Horoskop nicht zutage treten. Die Nachgiebigkeit gegenüber dem Anspruch der Astrologie kann sehr wohl den allzu willigen Konsumenten Ersatz für passive sexuelle Lust gewähren. Beschäftigung mit Astrologie wäre dann primär: der Stärke eines übermächtigen Wesens sich preisgeben. Kraft und Stärke, Attribute der Vaterimago, treten aber in der Astrologie streng isoliert vom Gedächtnis an Personalität auf. Der Umgang mit den Sternen als Symbol einer sexuellen Vereinigung ist das fast unkenntliche und deshalb geduldete Deckbild für die tabuierte Beziehung zur omnipotenten Vaterfigur. Er ist gestattet, weil jene Vereinigung alles Menschliche abgestreift hat. Die Phantasien über den Untergang der Welt und das Jüngste Gericht, in denen die minder vorsichtigen Astrologica schwelgen, mögen aus jenem sexuellen Moment sich erklären: in ihnen mag die letzte Spur individuellen Schuldgefühls sichtbar werden, so verdunkelt wie ihr libidinöser Ursprung. Die Sterne bedeuten Sexus ohne Drohung. Vorgestellt als allmächtig, sind sie zugleich unerreichbar fern – unerreichbarer noch als die narzißtischen Führerfiguren aus Freuds »Massenpsychologie und Ichanalyse«.

Wenden zahlreiche spezialisierte Magazine sich an Adepten, so sieht der Zeitungsastrologe, der für den Tag schreibt, einer weniger scharf umgrenzten, dafür vermutlich weit zahlreicheren Leserschaft mit den divergentesten Interessen und Sorgen sich gegenüber. Der Rat muß bereits an sich den Lesern etwas wie stellvertretende Hilfe und Tröstung gewähren; im Innersten erwarten sie kaum, daß der Schreiber des Horoskops ihnen wirklich hilft. Nicht unähnlich dem Demagogen, der jedem etwas verspricht und herauszufinden hat, was seine Zuhörer jeweils am meisten bedrückt, kennt der Zeitungsastrolog nicht die Einzelnen, für die er schreibt, nicht ihre besonderen Wünsche und Klagen. Die Autorität jedoch, aus der er redet, nötigt ihn, so zu tun, als kenne er sie alle, und als gewähre die Konstellation der Sterne hinreichende, unzweideutige Antwort. Er kann es sich einerseits nicht erlauben, seine Leser zu enttäuschen, indem er überhaupt auf nichts sich festlegt; andererseits darf er die magische Autorität, auf der sein Verkaufswert beruht, nicht durch allzu unsinnige Auskünfte kompromittieren. So steht er vor der Quadratur des Zirkels. Er muß ein Risiko eingehen und zugleich die Gefahr danebenzugreifen auf ein Minimum einschränken. Das verweist ihn auf starre Wendungen und Stereotypien. Häufig etwa werden Ausdrücke verwandt wie »Folgen Sie Ihrer Eingebung« oder »Beweisen Sie Ihren scharfen Verstand«. Sie suggerieren, daß der Schreiber, wohl durch astrologische Intuition, genau wisse, was für ein Mensch der Einzelne, der zufällig das Horoskop liest, ist oder zu einer bestimmten Zeit war. Aber solche scheinbar spezifischen Bestimmungen sind kunstvoll zugleich so allgemein gehalten, daß sie auf einen jeden in jedem Augenblick einigermaßen sich beziehen lassen. Der Schreiber entwindet sich seiner Aporie durch Pseudo-Individualisierung. Tricks wie dieser allein vermögen freilich die grundsätzlichen Schwierigkeiten des Zeitungsastrologen nicht fortzuräumen. Durchweg muß er ebenso mit typischen Konflikten in der modernen Gesellschaft vertraut sein wie mit charakterologischen Faustregeln. Er konstruiert eine Reihe von Standardsituationen, die der überwiegende Teil seiner Anhänger jederzeit durchleben mag. Vor allem muß er Probleme ausfindig machen, die der Leser aus eigener Kraft nicht bewältigen kann, so daß er nach Hilfe von außen späht. Besonders geeignet sind Fragen, die vernünftigerweise gar nicht sich lösen lassen: aporetische Situationen, in die ein jeder geraten kann. Ihrer Irrationalität entspricht die der astrologischen Quelle. Verstelltheit zeitigt die Hoffnung auf rettendes Eingreifen von oben. Stets jedoch muß der Schreiber, der darauf spekuliert, soweit verschwommen sich ausdrücken, daß selbst falsche Behauptungen zu den Lebensumständen des Lesers einigermaßen stimmen und nicht gar zu leicht desavouiert werden. Dabei verläßt sich der Astrologe auf eine eingeschliffene Verhaltensweise. Menschen, die irgend dem Okkultismus zuneigen, sind gewöhnlich bereit, die Informationen, auf die sie aus sind, in ihr eigenes Bezugssystem einzubauen, ob sie nun zutreffen oder nicht. Der Horoskopschreiber vermag solange ungestraft sich zu ergehen, wie er den tatsächlichen Bedürfnissen und Wünschen seiner Leser geschickt sich anschmiegt. Er rechnet mit so intensiven Erwartungen, daß er auch deren Konfrontation mit der Wirklichkeit nicht zu scheuen braucht, wofern sie nur im Medium des bloßen Gedankens stattfindet und dem Leser keine harten praktischen Konsequenzen zumutet. Der Schreiber teilt imaginäre Gratifikationen mit vollen Händen aus. Er muß sein, was man auf amerikanisch einen homespun philosopher nennt. Die verblüffende Ähnlichkeit zwischen dem Zeitungshoroskop und seinen popularpsychologischen Pendants erklärt sich aus der Marktkenntnis beider und der empirisch-charakterologischen. Von authentischer Psychologie unterscheidet wie die populäre so die des Horoskops sich vorab durch die Richtung, in die sie den Leser dirigiert: sie bestärkt unablässig seine Abwehrhaltung, statt an deren Auflösung zu arbeiten; sie würfelt mit dem Unbewußten und Vorbewußten herum, statt es irgend ins Bewußte zu heben.

Genährt wird insbesondere der Narzißmus. Wenn der Zeitungsastrolog die Qualitäten und die Chancen seiner Leser rühmt, sie als außerordentliche Persönlichkeiten hinstellt, riskiert er Albernheiten, von denen es schwerfällt, sich vorzustellen, daß sie vom Dümmsten für bare Münze genommen werden könnten; aber der Schreiber spekuliert auf die mächtigen libidinösen Ressourcen der Eitelkeit. Ihr ist jedes Mittel der Befriedigung recht. An nächster Stelle steht die Angst, die er dem Leser mehr oder minder versteckt suggeriert. Daß jeder stets von etwas bedroht werde, muß aufrechterhalten werden: sonst verkümmert das Hilfsbedürfnis. Drohung und Beistand sind dabei so ineinander verflochten wie bei manchen Geisteskrankheiten. Das Moment der Drohung findet sich freilich bloß angedeutet: sonst empfinge der Leser einen Stoß, den er am wenigsten vom Horoskop wünscht. Die lauernde Gefahr etwa, die Stellung zu verlieren, findet im Horoskop zum lösbaren Konflikt mit Vorgesetzten oder zum kleinen Ärger im Beruf sich abgeschwächt. Kündigung oder Entlassung werden in dem analysierten Material nicht ein einziges Mal erwähnt. Beliebt dagegen sind Verkehrsunfälle. Sie beeinträchtigen den Narzißmus des Lesers nicht, sind ein ihm Äußerliches, dem er fast ohne sein Zutun verfällt, unbeseeltes Unglück. Verkehrssünder werden denn auch von der öffentlichen Meinung nur selten als Verbrecher gebrandmarkt. Zugleich fügen Verkehrsunfälle einer zentralen Intention des Horoskops sich ein: eben der, angeblich irrationale Vorgefühle in den Ratschlag zu übersetzen, man solle vernünftig sein. Die Sterne werden aufgeboten, um harmlosen, wohlgemeinten aber höchst trivialen Ermahnungen wie der, bedächtig zu fahren, Glanz und Gewicht zu verleihen. In vereinzelten, ernsthaften Drohungen wie der, daß man an einem bestimmten Tag besonders vorsichtig sich verhalten müsse, wolle man nicht in Gefahr geraten, knallt die Peitsche, aber nur wie zur erinnernden Mahnung. Der psychische Gewinn, den der Leser aus alldem ziehen soll, liegt, abgesehen von der Möglichkeit unbewußter Befriedigung des Destruktionstriebes durch die angedeutete Drohung selber, in dem Versprechen von Hilfe und Linderung durch eine übermenschliche Instanz. Der Gehorsam ihr gegenüber erspart ihm, wie ein autonomes Wesen sich zu verhalten: er kann dabei sich beruhigen, daß ihm das Schicksal alles abnimmt. Betrogen wird er um die eigene Verantwortlichkeit. Das Horoskop meint Leser, die abhängig sind oder abhängig sich fühlen. Es setzt Ichschwäche voraus und reale gesellschaftliche Ohnmacht.

Unausdrücklich bleibt weiter vorausgesetzt, daß alle Schwierigkeiten, die aus objektiven Verhältnissen erwachsen, vorab wirtschaftliche, durch private Initiative oder psychologische Einsicht ohne weiteres sich meistern ließen. Popularpsychologie wird zum sozialen Opiat. Den Menschen wird zu verstehen gegeben, daß das Übel an ihnen liege; mit der Welt selber sei es so schlimm nicht bestellt. Schlau modifiziert das Horoskop die Vorstellung universaler Abhängigkeit und Schwäche, in der es selber den Leser befestigt. Auf der einen Seite sollen die objektiven Mächte jenseits der Sphäre individuellen Verhaltens, individueller Psychologie beheimatet und aller Kritik entzogen sein, Wesen von metaphysischer Dignität. Auf der andern sei nichts von ihnen zu befürchten, wenn nur die objektiv vorgezeichneten Konstellationen befolgt, Gehorsam und Anpassung geübt werden. So wird die Gefahr aufs Individuum verlagert, Macht doch wiederum den Ohnmächtigen zugesprochen, an deren Über-Ich der Astrolog immerzu appelliert. Die fortgesetzte Aufforderung, sich selbst zu kritisieren und nicht die gegebenen Bedingungen, entspricht einem Aspekt des gesellschaftlichen Konformismus, zu dessen Sprachrohr das Horoskop insgesamt sich macht. Deuten die individuellen Nöte, die es aufgreift, wie schwächlich und verdünnt auch immer, aufs schadhafte Ganze, so suchen sogleich die Ratschläge, wie man ihnen begegne, den Glauben ans Bestehende wieder zusammenzuflicken. Die Irrationalität des Schicksals, das alles vorschreibe, und der Sterne, die Hilfe versprächen, ist der Schleier der Gesellschaft, die den Einzelnen bedroht zugleich und erhält. Die Botschaften des Horoskops künden nichts als den status quo. Sie wiederholen die Anforderungen, welche die Gesellschaft ohnehin an den Einzelnen stellt, damit er funktioniere. Unaufhörlich beschwört es die, denen es schwerfällt, vernünftig zu sein. Das Unvernünftige, die unbewußten Bedürfnisse, wird überhaupt nur zugelassen um der Vernünftigkeit willen: damit der halbwegs befriedigte Einzelne um so besser konformiere. Das Horoskop propagiert den planen common sense, eine Haltung, die ungetrübt von Zweifel als anerkannt vorgestellte Werte akzeptiert. Ausgemacht und unabänderlich sei die Geltung des ökonomisch längst unterhöhlten Konkurrenzprinzips; Maßstab ist allein der Erfolg. Alles irgend Unverantwortliche, auch das Schrullige oder Verspielte wird verpönt. Der pejorative Ausdruck »Traumfabrik«, von den Gebietern der Filmindustrie längst selber affirmativ verwendet, sagt nur die halbe Wahrheit: er trifft allenfalls auf den »manifesten Trauminhalt« zu. Was aber der synthetische Traum dem Belieferten antun will, was der Film hieroglyphisch verschlüsselt, ist keineswegs vom Stoff zu Träumen. Auch die verwaltete Astrologie serviert ihren Anhängern nichts, woran sie nicht durch ihre tägliche Erfahrung gewöhnt wären, und was ihnen, sei's bewußt, sei's unbewußt, Tag für Tag beigebracht wird. Der Spruch »Sei, der du bist« wird zum Hohn: die gesellschaftlich manipulierten Stimuli verewigen den ungeplant schon hergestellten Geisteszustand. Aber die tautologische Mühe ist nicht verschwendet. Freud hat betont, wie unsicher die Wirkung psychologischer Abwehrmechanismen bleibe. Wird dem Trieb die Befriedigung verweigert, oder wird sie verzögert, so kann er selten verläßlich unter Kontrolle gehalten werden, sondern tendiert zum Ausbruch. Denn problematisch ist jene Rationalität selber, welche die Versagung jetzt und hier als Garantie dauernder und vollkommener Erfüllung in der Zukunft gebietet. Immer wieder betrügt ratio ums gestundete Glück: sie ist nicht so rational wie ihr Anspruch. Daher das Interesse, unermüdlich den Menschen Ideologien und Verhaltensweisen einzuhämmern, die sie ohnehin von früh an geformt haben und mit denen sie gleichwohl niemals ganz sich identifizieren können. Daher auch ihre Bereitschaft, nach irrationalen Panazeen in einer Gesamtverfassung zu greifen, die das Vertrauen in die Kraft eigener Vernunft und in die mögliche Vernunft; des Ganzen zerstörte, ohne daß doch die im Bann gehaltenen Subjekte die Unvernunft zu durchschauen vermöchten.

Die Horoskopspalte, die ihre Leser zur Unmündigkeit verhält, vergißt nicht, daß sie von deren Erlebnissen immer wieder Lügen gestraft wird. Wohl begegnet sie dem mit der Konstruktion des Anzusprechenden als eines zugleich Wichtigen und Abhängigen. Das allein aber genügt nicht. Die Triebkonflikte müssen durchscheinen, wenn die Spalte nicht alles Interesse verlieren soll. Die widerstreitenden Pflichten und Bedürfnisse des Lesers werden im Gleichgewicht gehalten durch den formalen Aufbau der Spalte, und zwar in ihrem eigentlichen Medium, der Zeit. Astrologie beansprucht, aus den Sternen zu lesen, was auf der Erde geschehen wird. In der Sprache des astrologischen Konsums von heute heißt das: Auskunft darüber erteilen, was an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Stunde zu tun sich empfiehlt, oder was zu vermeiden wäre. – Häufig bezieht der Astrolog einen ganzen Tag auf eine einheitliche Grundkonstellation. Damit wird der Primat von Zeit in abstracto angemeldet. Aber auch die potentiellen Konflikte werden ins Medium der Zeit übersetzt: ihr wird die Rolle des Schiedsrichters zugewiesen. Die Technik, widersprechende Postulate auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, ist so einfach wie ingeniös. Das Kontradiktorische wird auf verschiedene Zeiten, meist desselben Tags, verteilt. Das reale Modell dafür ist der Rhythmus von Arbeit und Muße oder von öffentlicher und privater Existenz. Ihn hypostasiert das Horoskop, als drückte er eine naturhafte Dichotomie aus. Versäumt man nur nicht den richtigen Zeitpunkt, gibt es insgeheim zu verstehen, so löse jede Schwierigkeit sich auf. Widrigenfalls hat man gegen den kosmischen Rhythmus verstoßen. Durchweg wird der Vormittag, auf den die Hauptarbeit des Tages fällt, als der Zeitraum behandelt, der astral das Realitäts- und Ichprinzip repräsentiere. Der Nachmittag und Abend dagegen, der tatsächlich im allgemeinen eine gewisse Spanne Zeit der Muße vorbehält, steht für tolerierte Gestalten des Lustprinzips. Dann soll man das genießen, was das Horoskop die einfachen Freuden des Lebens nennt – zumal jene Befriedigungen, welche die Massenmedien gewähren. So gelingen der Spalte Scheinlösungen: das Entweder/Oder von Lust und Versagung verwandelt sich in ein Erst/Dann. Lust aber wird ein anderes als Lust, nämlich bloßer Lohn der Arbeit, und umgekehrt Arbeit nur der Preis des Vergnügens.

Nach dem bürgerlichen Convenu »Work while you work, play while you play« werden Arbeit und Vergnügen in Schubfächern auseinander gehalten. Trieb und Gefühl sollen nicht von der ernsthaft vernünftigen Tätigkeit ablenken; kein Schatten von Pflicht soll die Ausspannung trüben. Die wirtschaftliche Zweiteilung nach Produktion und Konsumtion wird auf die Lebensform der Individuen projiziert. Zwangshafte Züge sind dabei offenbar: Reinlichkeit wird zum Ideal nach der Ordnung der Existenz, keine der beiden Sphären darf durch die andere befleckt werden. Das mag für die Ausnutzung der Arbeitskraft gut sein; kaum darüber hinaus. Die alles Spielerischen entäußerte Arbeit wird trist und monoton; Vergnügen, ebenso schroff vom Gehalt der Realität isoliert, sinnlos, läppisch, zur bloßen Unterhaltung. Damit aber zum nackten Mittel, die Arbeitskraft der Menschen zu reproduzieren, während substantiell zweckenthobenes Tun sich bewährt, indem es der Last des Daseins standhält und sie zu sublimieren trachtet. Res severa verum gaudium. In der extremen Trennung von Arbeit und Spiel als einem Verhaltensschema der Person gipfelt fraglos ein Desintegrationsprozeß. – Der Schreiber des Horoskops ist sich des grauen Einerleis untergeordneter Funktionen ebenso bewußt wie des inneren Widerstands gegen entfremdete Arbeit, die von jedem beliebigen anderen ebensogut getan werden könnte. Dennoch werden die Leser ohne Unterlaß ermahnt, solcher Arbeit ihre ganze Aufmerksamkeit zuzuwenden. Keineswegs bewertet das Horoskop Arbeit und Vergnügen gleich hoch. Nirgends wird am Vorrang nützlicher Arbeit gerüttelt. Axiomatisch ist, daß Lust und Vergnügen dem Fortkommen, dem praktischen Erfolg als höherem Zweck dienen müssen. Vielleicht besteht daran ein ideologisches Interesse, weil der technische Fortschritt virtuell bereits körperlich harte und monotone Arbeit überflüssig macht, während die Produktionsverhältnisse sie weiter den Widerstrebenden zumuten. Überdies kennt die Spalte die Schuldgefühle, welche unreglementiertes Vergnügen dem bürgerlichen Charakter bereitet. Sie beschwichtigt sie durch die Parole, ein vernünftiges Maß an Erholung sei erlaubt und zuträglich. Es gebe zudem wirtschaftlich unmittelbar nützliche Vergnügungen genug. Bizarr ist der Widerspruch im Begriff des Vergnügens um des praktischen Vorteils willen. Als moralische Norm wird ausposaunt, man solle glücklich sein. Während die Spalte anscheinend den Leser ermuntert zu überwinden, was in der Sphäre der Popularpsychologie »Hemmungen« heißt, subsumiert sie zugleich libidinöse Bedürfnisse, deren Sinn dem zuwiderläuft, dem Kommando rationaler Interessen. Spontaneität, Unwillkürlichkeit selber wird der Kontrolle unterworfen und verfügbar gemacht, wie zur Parodie auf das Freudische Diktum, wo Es ist, solle Ich werden. Man muß das Vergnügen sich auferlegen, zur Lust sich zwingen können, will man angepaßt sein oder wenigstens dafür gelten.

Während das Verhältnis des Einzelnen zu seiner privaten Umwelt vielfach am psychologischen Konflikt zwischen Wunsch und Gewissen leidet, läßt der Antagonismus zwischen dem Einzelnen und dem gesellschaftlichen Ganzen nicht wesentlich auf triebdynamische Strukturen sich reduzieren, sondern trägt sich in der objektiven gesellschaftlichen Dimension zu. Auch auf sie wird das biphasische Schema angewandt. Den Lesern wird einmal empfohlen, im Kampf ums Dasein wie starke, unnachgiebige Individuen sich zu verhalten; dann wieder, sich zu fügen, nicht eigensinnig zu sein. Die traditionell liberalistische Idee von der unbeschränkten Entfaltung des Individuums, seiner Freiheit und Unnachgiebigkeit ist nicht länger vereinbar mit einer Stufe der Entwicklung, die das Individuum zunehmend zwingt, den organisatorischen Forderungen der Gesellschaft widerstandslos sich zu unterwerfen. Von der nämlichen Person kann schwerlich erwartet werden, daß sie zu gleicher Zeit reibungslos angepaßt und rücksichtslos individualistisch sei. Auf dem mittlerweile zur Ideologie verblaßten Individualismus wird um so nachdrücklicher bestanden. Er wird zum Trost. Das Horoskop wiederholt psychologisch am Individuum die Verdinglichung, der es ökonomisch ohnehin unterliegt, und zerlegt es in Komponenten: solche der Anpassung und solche der Autonomie, unfreiwillig bestätigend, daß die vielberufene Integration unmöglich ist. Freilich widersprechen real die beiden Forderungen der Adaption und der Autonomie einander nicht nur, sondern sind zugleich verflochten. Selbst heute hängt der Erfolg von individuellen Qualitäten ab, die, seien sie noch so verschieden von denen des Subjekts früherer Epochen, alles andere sind als Ichschwäche. Anpassung verlangt eine Wendigkeit, die von Individualität nicht zu trennen ist. Umgekehrt werden individuelle Qualitäten heute a priori nach dem potentiellen Erfolg, als Sein für Anderes bewertet. So gilt es in kapitalistisch fortgeschrittenen Ländern als selbstverständlich, daß eine »originelle Idee« etwas ist, was sich gut verkauft. Die Situation ist einigermaßen paradox: wer den herrschenden Lebensbedingungen sich anpassen will, muß die eigenen, partikularen Interessen – die des Individuums – rücksichtslos verfolgen, er muß sich anpassen durch Nicht-Anpassung. Andererseits erheischt die Entfaltung spontaner Individualität notwendig auch Anpassung, Identifikation mit dem Nicht-Ich. Individualität, emphatisch als solche genommen, bliebe abstrakt. Indem sie von der Objektivität sich abkapselt, verkümmert sie. Man verfehlt den Charakter einer Gesellschaft, die den Begriff der Anpassung zum Fetisch macht, sobald man die Begriffe Individualität und Anpassung voneinander isoliert und undialektisch den einen gegen den anderen ausspielt. Diese Komplexion aber gestattet dem Horoskop, eine universale Formel für seine schwer zu vereinbarenden Forderungen auszutüfteln: man soll individuell und doch, wie es euphemistisch heißt, kooperativ sein. Oft wird in der Terminologie der Popularpsychologie Extraversion auf Kosten von Introversion gepriesen. In Wahrheit erwartet das Horoskop gar nicht, daß einer die sozialen Normen ganz sich zu eigen macht, sondern begnügt sich damit, daß er den Forderungen, die von außen ergehen, soweit sich unterwerfe, wie es nun einmal nötig sei, während es ihn zu gleicher Zeit dazu ermuntert, bedenkenlos in den Zustand einer gewissen anarchischen Roheit sich zurückfallen zu lassen, sobald er keine Strafe zu fürchten hat. Starrer Gehorsam und mangelnde Introjektion von Normen treten zusammen.

An der übertrieben praktischen Gesinnung, welche die Spalte verkauft, kommen selber Irrationalismen, psychische Narben zutage: es fehlt der Sinn für Proportionen. Das Praktische wird zur überwertigen Idee. Die reale Wirkung mancher emphatisch als praktisch empfohlener Handlungen und Verhaltensweisen ist unverhältnismäßig gering; so die der Pflege des Äußeren, die im Horoskop eine Hauptrolle spielt, oder von kleinlich-betulichen Beschäftigungen, wie daß man »Besitzangelegenheiten ordnet oder finanzielle Fragen mit der Familie bespricht« – vermutlich das Haushaltungsbuch. Neben der analen Besetzung greifbaren Eigentums kommen dabei soziale Momente ins Spiel. Die Möglichkeiten, unabhängiges Eigentum zu erwerben, sind heute für die Mehrzahl weitaus begrenzter, als man während der Hochblüte des Liberalismus, zu Recht oder Unrecht, glauben mochte. Die Spalte zieht sich aus der Affäre. Sind Besitztümer einmal nicht mehr zu erwerben wie in alten Tagen, dann könne, so läßt sie durchblicken, der nämliche Erfolg erzielt werden, der wagemutigem Unternehmertum sich versagt, wenn man nur geschickt mit dem wuchert, was man hat – plant, überlegt, Berechnungen anstellt. Darauf sprechen zwangshafte Menschen ohnehin an. Kurven zeichnen, Tabellen entwerfen, kühne Unternehmungen auf dem Papier durchspielen wird zum Ersatz für expansive Spekulation. Vom Geldmachen überlebt nur die Leerform. Das Horoskop übt unrealistischen Realismus ein. Der fiktive Angesprochene, etwa ein imaginärer Prokurist, soll, da er nun einmal Chef nicht sein kann, diesen wenigstens vor sich und den Seinen mimen dürfen. Aber die alte Ideologie unbeschränkten Erwerbsstrebens läßt sich nicht reibungslos in Pseudoaktivität überführen. Deshalb nutzt der Horoskopschreiber gelegentlich die sonst versteckte abergläubische Basis der Astrologie aus. Er geizt nicht mit Hinweisen auf ansehnlichen materiellen Gewinn. Dieser soll jedoch kaum je der eigenen Arbeit des Lesers oder seinem Unternehmungsgeist sich verdanken, sondern durchweg unwahrscheinlichen Akten der Vorsehung, wie bei der Kartenschlägerin. Charakteristisch die »unerwartete Hilfe aus verborgenen Quellen«. Zuweilen greifen auch geheimnisvolle Freunde ein und überhäufen den Adepten mit Wohltaten wie im Märchen. Weder wird vom Leser erwartet, daß er glaubt, er könne je selbst Reichtümer verdienen, noch daß er damit sich abfindet, daß sie ihm nie zuteil werden. Der Schreiber ist der heftigen Wünsche seiner Leser so sicher, daß er sie momentan, infantil durch absurde Versprechungen zu befriedigen wagt. Bisweilen finden sie sich verknüpft mit Anspielungen auf die »geheimsten Wünsche« und »liebsten Hoffnungen« des Lesers; Blankoschecks, die jener je nach emotionellem Bedarf sich selber ausschreibt. Bei all dem läßt es das Horoskop nicht sein Bewenden haben. Den Sternen wird nachgeholfen. Hin und wieder, wenn auch nur vorsichtig und verschleiert, wird der Konsument ermutigt, nicht ohne weiteres auf sein Glück sich zu verlassen, sondern zu tun, was Lessings Riccaut de la Marlinière tat: corriger la fortune. Einmal etwa heißt es:

»Dies ist der Tag, die Dinge hinter den Kulissen geschickt zu manipulieren, um Ihr Glück zu fördern.«

Real steht die dämmernde Erfahrung dahinter, daß man in der Geschäftshierarchie nur noch durch persönliche Beziehungen und schlaue Diplomatie, nicht durch Leistung vorankomme. Das Bedenkliche des Rats aber, man solle intrigieren, wird nach dem biphasischen Schema revoziert durch die auf dem Fuß folgende Ermahnung, nichts Ungesetzliches zu tun, in den Grenzen des Erlaubten sich zu halten. Die Sünde wird buchstäblich und im psychoanalytischen Sinn ungeschehen gemacht.

»Strikte Befolgung von Geist und Buchstaben des Gesetzes befriedigt einen beunruhigten Vorgesetzten außerordentlich«, heißt es wörtlich sogleich. Moral wird veräußerlicht: man ist für seine Handlungen nicht sich selber, sondern anderen, den Vorgesetzten verantwortlich. Die Idee abzulegender Rechenschaft wird nicht als Pflicht vorgestellt, sondern nach dem Maß praktischen Interesses, als Drohung:

»Sehen Sie zu, daß jede Einzelheit in Ihren Angelegenheiten genau in Ordnung ist, so daß sich keine Kritik gegen Sie erhebt.«

Neben den zehn Geboten verkündet das Horoskop auch das elfte. Es weiß wohl, wie dicht Anarchie unterm Konformismus liegt; wie ambivalent beides ist, wie wenig die Integration der integralen Gesellschaft gelang. Schließlich fehlt unter den Irrationalitäten des gesunden Menschenverstands der Spalte nicht die Versicherung, die gute Familie, das Milieu des Angesprochenen weise ihm den rechten Weg und verbürge den Erfolg. Überhaupt werden individuelle Eigenschaften vom Horoskop als natürliche Monopole angesehen. Solche Topoi wollen mit dem drohenden Verschwinden freien Wettbewerbs versöhnen, vielleicht auch bereits das Bild einer aufs neue geschlossenen Gesellschaft vorbereiten. Hinter dem traditionsbewußten Lob der guten Familie lauert der numerus clausus und das Rassevorurteil, das der Majorität zugute kommen soll.

Die Lebensweisheit des Horoskops beschränkt sich keineswegs auf Popularpsychologie, sondern schließt die Ökonomie mit ein. So in Alternativen wie der, man solle je nachdem »konservativ« oder »modern« sein. Gemeint sind technische und geschäftliche Methoden. Nach individualistischer Ideologie hat nur derjenige, der mit Neuem aufwartet, Erfolg. Aber wer mit beschränkten Mitteln Neuerungen einführt, wird von wirtschaftlich Mächtigeren ruiniert. Die imago des verhungernden Erfinders ist unvergessen. Aus der realen Sackgasse sucht das Horoskop sich und den Leser biphasisch herauszumanövrieren: zuzeiten soll er »modern«, zuzeiten »konservativ« sich verhalten. Was allein in der Produktionssphäre seinen Sinn hätte, über die der präsumtive Leser nichts vermag, wird auf die der Konsumtion übertragen, in der er eben noch die Illusion freier Wahl zwischen der aufregenden Novität und der behaglich ausgefallenen Antiquität hegen mag. Häufiger noch wird der Ausdruck konservativ in der vageren Bedeutung gebraucht, man soll »konservative Finanzpolitik« treiben, will sagen: unnötige Ausgaben vermeiden. Rät das Horoskop dagegen zur »Modernität«, dann geht es etwa darum, daß der Leser moderne Möbel erwerbe. Während die gegenwärtige Überproduktion von Gebrauchsgütern Käufer verlangt, die längst trainiert sind, nur das Neueste gelten zu lassen, beeinträchtigt gerade diese Mentalität der Käufer die Bildung von finanziellen Rücklagen. Um das Richtige zu treffen, muß das Horoskop Kauflust und Zurückhaltung gleichermaßen advozieren. – Der Ausdruck »modern« fungiert in seinem Sprachgebrauch häufig als Äquivalent für »wissenschaftlich«. Man wirtschafte sparsamer, wenn man durchdachte Neuerungen einführe. Zugleich plädiert das Horoskop in eigener Sache, indem es mit Wissenschaftlichkeit auf gutem Fuß sich zeigt. Astrologie, wie der Okkultismus insgesamt, hat das entschiedenste Interesse, inmitten hochgesteigerter Rationalisierung den Verdacht magischer Praktiken abzuwehren. Wissenschaftlichkeit ist ihr schlechtes Gewissen. Je irrationaler ihr Anspruch, desto beflissener wird betont, nichts Schwindelhaftes sei daran.

 

Unter den Kategorien menschlicher Beziehungen, die das Horoskop urgiert, denen der privaten und gesellschaftlichen Verhältnisse des Lesers, entscheiden die von Familie, Nachbarschaft, von Freunden und Vorgesetzten. Zur Familie verhält sich das Horoskop weitgehend gemäß dem offiziellen, konventionellen Optimismus, dem die Familie als Inbegriff der ingroup unantastbar ist; der krampfhaft leugnet, in der kleinen Gemeinschaft der angeblich einander am nächsten Stehenden könnte etwas fragwürdig sein. Spannungen seien ephemer, im Grund alles Liebe und Harmonie. Nur negativ kommt das Problematische an der Familie heraus: durch Verschweigen. Ausgespart sind die eigentlich affektiven Aspekte des Familienlebens – wie allerorten ist auch in seiner Sphäre Extraversion das Ideal der Spalte. Die Familie spendet Sukkurs in den Nöten des äußeren Lebens; allenfalls meldet sie Ansprüche und Klagen an, denen einigermaßen Rechnung zu tragen sei, wenn das Leben nicht unerträglich werden soll. Unabsichtlich resultiert ein Bild von Kälte. Alles Familienleben wird ins Bereich der Freizeit verwiesen: die biphasische Konstruktion lokalisiert sie im Zeitraum des Nachmittags, wie die Reparaturen der Leser am Auto und in der Wohnung. Vom Mann wird unterstellt, er gebe zuviel aus – etwa für Alkohol oder beim Spiel. Da schließlich die Frau mit dem vorhandenen Geld auskommen muß, soll der Leser seine finanziellen Angelegenheiten mit ihr besprechen. Von der Frau ist meist abstrakt als von »der Familie« die Rede, wohl um dem männlichen Leser die Demütigung zu ersparen, er sei ein Pantoffelheld. – Die Familie vertritt die soziale Kontrolle über die Triebbedürfnisse. Die ängstlich nüchterne Vorsicht der Frau soll den Mann davon abhalten, im Beruf aufzumucken und seine Stellung zu gefährden. All das freilich bleibt verschwommen. Der Rat, finanzielle Dinge mit der Familie zu besprechen, kann auch das Gegenteil involvieren: Kontrolle der Ausgaben einer verschwenderischen Frau. Diese wird dann als von Waren verlockte Konsumentin für unvernünftiger angesehen denn der Mann als schwer arbeitender Versorger. Beide Male wird die Familie als team mit starken gemeinsamen Interessen gedacht. Fast werden Ehepartner, nicht unrealistisch, zu Verschworenen in einer potentiell feindlichen Umwelt. Ihre Kleinstorganisation beruht allein auf dem Grundsatz von Geben und Nehmen; kaum irgendwo erscheint die Familie als Form spontanen Zusammenlebens. Der Leser soll denn auch sein Verhältnis zu ihr sorgfältig berechnen. Er hat für die Solidarität, die er erwartet, zu zahlen. Immerfort droht nörgelnde Unzufriedenheit; der Klügere gibt nach und vermeidet den Zorn des archaisch vorgestellten Clans. Darin ist registriert, daß die Aufteilung in die Sphären von Produktion und Konsumtion, von Arbeit und Muße nicht bruchlos gelingt. Von der Absurdität dessen, daß Leben selber mehr und mehr zum bloßen Anhängsel eben des Berufslebens wird, das Mittel, nicht Zweck des Lebens sein sollte, ist noch das Dasein der eifrigsten Jasager geschlagen. Bei interfamilialen Zusammenstößen verhalten Frauen im allgemeinen sich naiver, ungefaßter als Männer: darum wird an deren Vernunft appelliert. Die Zusammenstöße sind vielfach darin begründet, daß der Mann während der Arbeitszeit seine Aggressionen unterdrücken muß und sie dann auf die ihm Nahestehenden entlädt, die abhängigen Schwächeren. Die Schuld dafür schreibt das Horoskop dem Zeitelement zu, als ob, uneinsichtig warum, gerade an diesem bestimmten Nachmittag oder Abend zu Hause Unheil brüte und der Leser deshalb besonders vorsichtig sein müsse. Beschworen wird die Erfahrung dessen, was volkstümlich dicke Luft heißt. Zusätzlich wird dem Leser positiv geraten, »die Familie auszuführen« oder »ihr ein paar schöne Stunden zu bereiten«, indem er Freunde einlädt. Das rechnet unter die Versuche, institutionalisierte Freuden und erzwungene menschliche Nähe anstelle spontaner einzuschmuggeln, nach dem Rezept etwa des Mutter- oder Vatertags. Da gespürt wird, die wärmende und hegende Kraft der Familie schwinde dahin, deren Institution doch aus praktischen wie aus ideologischen Gründen festgehalten werden muß, so wird das emotionelle Element von Wärme und Zusammengehörigkeit synthetisch beigestellt. Menschen werden angehalten und gestoßen, das zu tun, was angeblich natürlich ist – einer soll seiner Frau Blumen schenken, nicht weil es ihr und ihm Freude macht, sondern weil sie sich ärgert, wenn er es vergißt.

Häufiger noch als die Familie wird von der Spalte die Kategorie der »Freunde« bemüht. Sie fordert den Versuch einer Erklärung selbst dann noch heraus, wenn man konzediert, daß der Begriff des Freundes weithin seinen Sinn eingebüßt hat und in Amerika, unbelasteter als in Deutschland, meist nur noch als Synonym für den »Bekannten« gebraucht wird. Nach einer traditionellen Grundvorstellung der Astrologie senden die freundlichen und feindlichen Konjunktionen menschliche Boten aus. Unter diesen hebt das Horoskop die Freunde hervor, kaum je die Feinde. Die starre Einteilung in Freunde und Feinde, die der biphasischen Disposition förmlich sich aufdrängen müßte und die auch dem paranoiden Denken des Abergläubischen entspricht, wird offenbar vom Zeitungshoroskop besonderer sozialer Kontrolle unterworfen. – Die Segen spendenden Freunde im Horoskop kommen unerwartet von draußen – wohl im Einklang mit dem mehr oder minder unbewußten Antagonismus der Individuen zur Familie und zum stumpf gewohnten Milieu, den der offizielle Optimismus übertäuben möchte. Jäh und grundlos überschütten die Freunde das Glückskind mit Wohltaten, flüstern ihm zu, wie es mit Sicherheit sein Einkommen erhöht, oder vermitteln ihm ansehnliche Posten. Dahinter steht das von Fromm beschriebene Gefühl der Ohnmacht. Man soll, um die Wohltaten sich zu verdienen, den Freunden folgen; sie seien stärker als der Leser und wüßten besser Bescheid. Zugleich wird der Angst und dem Haß vorgebeugt, die aus der Abhängigkeit entstehen könnten. Das Bild derer, von denen der Angesprochene abhängt, ist makellos positiv. Deutlich wird der parasitäre Aspekt der Abhängigkeit im ständigen Hinweis auf jenen Begriff der Wohltat. Er ist vorkapitalistisch; gehört in den Horizont von Werkgerechtigkeit und toleriertem Bettel. Sozialpsychologisch rückt die Beziehung zu den Freunden in die Nähe des Phänomens der Identifikation mit dem Angreifer. Oft sind die Freunde nur schonende Masken für die Vorgesetzten. Rationale, berufliche Beziehungen werden in emotionale verwandelt; die, zu denen man im äußerlichen Verhältnis der Unterordnung steht, die man zu fürchten hat, sollen es am besten mit einem meinen, und man soll sie lieben. Der Angesprochene soll fühlen, daß, wenn er, der beliebig Ersetzbare, eine gesellschaftliche Funktion erfüllen darf, er es der unerforschlichen Gnadenwahl eines ewigliebenden Vaters zu verdanken hat. Die Vorschriften, die vom Vorgesetzten an den Untergebenen ergehen, werden ausgelegt, als wollten sie einzig diesem in seiner Schwäche beistehen.

»Prominente Persönlichkeit, erfahrener als Sie, gibt bereitwillig guten Rat. Hören Sie aufmerksam zu und folgen Sie dem besseren Plan.«

Die Vagheit der Horoskop-Kategorie des Freundes erlaubt es, in ihm die Gesellschaft schlechthin zu personifizieren. Die Härte der gesellschaftlichen Normen, die das Horoskop vermittelt, scheint gemildert, indem die Normen nicht als solche, objektiv, sondern vermenschlicht auftreten. Das mag damit zusammenhängen, daß real Autorität von den Vaterfiguren auf Kollektive, den big brother übergeht. Die Freunde erzwingen nichts, sie lassen den Angesprochenen spüren, daß er bei aller Isolierung dennoch einer der Ihren ist, und daß jene Wohltaten, die sie ihm erweisen, die sind, welche die Gesellschaft selber zu vergeben hat. Vielfach auch ist der Freund eine Projektion des Ichideals des Angesprochenen. Der innere Dialog, in dem dieser die Momente eines Konfliktes gegeneinander abwägt, wird von der Spalte entfaltet. Der Leser selbst spielt den Part des Kindes, während der Erwachsene in ihm, das Ego, diesem Kind als erfahrener Freund, beruhigend eher als drohend, zuspricht. Dennoch repräsentieren die Freunde auch wieder das Es, indem sie angeblich Wünsche erfüllen, die der Leser selbst sich nicht erfüllen darf oder kann. Daß die Freunde fast immer in der Mehrzahl auftreten, deutet darauf, daß sie entweder für Geschwister oder eben, wahrscheinlicher, für die Gesellschaft im ganzen stehen; auch auf Mangel an Individuation und darauf, daß jeder durch jeden auszuwechseln sei. – Zuweilen wird der Fremde oder der »interessante Ausländer« aus Groschenromanen zum Substitut des Freundes. Wendet sich das Horoskop an Menschen, die mit der ingroup sich identifizieren und exogame Wünsche sich versagen müssen, so hilft der mysteriöse Fremde ihren verdrängten Bedürfnissen auf. Unterschieden wird sorgfältig zwischen »alten« und »neuen« Freunden. Überraschenderweise fällt der positive Akzent auf die neuen. Sie passen in die Gegenwart; »history is bunk«. Die alten Freunde dagegen werden gelegentlich als Last denunziert, als Leute, die das Recht prätendieren, irgendwelche Ansprüche aus einer nicht mehr aktuellen Beziehung abzuleiten. Das Horoskop macht sich zum Sprecher der universalen Tendenz zum Vergessen. Das Vergangene wird abgewiesen. Was nicht mehr da, nicht mehr Tatsache ist, greifbar vor Augen liegt, gilt schlechthin als nichtexistent. Damit sich befassen, heißt so viel, wie von den Forderungen des Tages sich ablenken lassen. Bei aller konventionellen Moral und Wohlanständigkeit kündigt das Horoskop, in Konsequenz des Tauschprinzips, die Idee der Treue: das hier und jetzt Unnütze wird liquidiert.

Gelegentlich sieht der ratsuchende Leser, anstatt an den Freund oder den Fremden, an den »Fachmann« sich verwiesen: den Inbegriff unbestechlichen, allein durch Sachkenntnis motivierten Verhaltens. Seine Idee, die scheinbar für Rationalität steht, hat selber etwas Magisches angenommen. Ihm blind zu vertrauen, kann nicht schwer fallen, da Fachkenntnis ihrerseits in rationalen Prozessen fundiert sein soll, die nur eben der Laie selbst nicht nachzuvollziehen vermag. Die Autorität des Experten verletzen, verstieße gleichermaßen gegen Rationalität und unbewußte Tabus. Darauf baut das Horoskop. – Gelegener noch kommt ihm der Vorgesetzte, der in eins den fähigen Berufsmenschen repräsentiert und die Vaterfigur. Ihm gelten die meisten Hinweise auf persönliche Beziehungen. Sein ambivalentes Bild paßt besser ins biphasische Schema als das des Freundes. Ständig fordern, der Spalte zufolge, die Vorgesetzten Rechenschaft. Man muß ihnen gehorchen. Sie verpflichten zu Aufgaben, die oft die Kräfte des Untergebenen übersteigen. Nicht selten werden sie als anmaßend und hochtrabend getadelt. Das wird aber fast im gleichen Atemzug zurückgenommen – das objektiv Bedrohliche durch den Hinweis auf das höhere moralische Recht oder die bessere Einsicht des Vorgesetzten; das subjektiv Bedrohliche: Launen und Unvernunft, durch die Erinnerung daran, daß auch jene ihre Probleme, Sorgen und Schwächen hätten, für die man Verständnis aufbringen sollte, als wäre der Untere der Obere. Überaus häufig wird geraten, sie zu beschwichtigen, nach dem Muster des Kindes, das seine grollenden Eltern durch liebes Wesen versöhnen möchte. Weniger geht es um die Erfüllung von Pflichten als um geschicktes, elastisches Lavieren in der Hierarchie: man müsse die Vorgesetzten mit gleichsam höfischer Schmeichelei traktieren, um ihre Gunst sich zu bewahren. Gelegentlich tritt an der Erbötigkeit, die das Horoskop empfiehlt, paradox der Aspekt von Bestechung hervor: der Schwächere soll den Stärkeren zu sich einladen, ihn ausführen. Das wird retouchiert durch den Euphemismus, es komme auf eine »zufriedenstellende menschliche Beziehung« zwischen Untergebenen und Vorgesetzten an. So sind die human relations. Allgemein fällt der euphemistische Charakter der astrologischen Gebrauchssprache auf. Er zehrt vom alten Aberglauben, nichts dürfe berufen, nichts auch bei seinem wahren und gefährlichen Namen genannt werden. Das verschafft dem Ratsuchenden zwar die Schonung, die er vom Horoskop sich erhofft, vorweg aber wird die Einsicht kastriert, um derentwillen er überhaupt, irrend, an Astrologie sich wendet. – Trotz der Emphase, die auf den menschlichen Beziehungen liegt, fehlt selten die Andeutung, Ergebenheit und Dienst am Vorgesetzten würden sich auszahlen. Dessen imago ist jenem Typ Vater nachgebildet, der zwischen tyrannischen Ausbrüchen, über sich selbst gerührt, den Kindern versichert, er sei ihr bester Freund und züchtige sie nur zu ihrem Besten. Erfolg und Position verdankt der Vorgesetzte dem Horoskop zufolge allein seinen inneren Qualitäten. Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand: hierarchische Strukturen werden glorifiziert und fetischisiert zugleich. Oft winden sich Floskeln marktgängigen Prestiges wie die »wichtige Persönlichkeit«, wie »prominent« oder »einflußreich« als Heiligenschein um die höhere Position. Das wichtigste in den menschlichen Beziehungen sei, daß man reden, gut zureden kann. Darin wird das Horoskop ebenso der passiven Nachgiebigkeit wie den aggressiven Impulsen der Angesprochenen gerecht. Das Bestreben, den Stärkeren zu erweichen, ihn freundlich zu stimmen, nährt sich vom unbewußten Wunsch, durch Offenheit gleichsam um den Kopf sich zu reden. Tatsächlich haben die Unterdrückten zuinnerst das Bedürfnis, sich freizusprechen, müssen es aber verdrängen oder durch überbrückendes Geschwätz regulieren. Die Praxis, zu welcher das Horoskop die Menschen anhält, umschifft vielfach tragende Widersprüche durch schlaue Unterwürfigkeit, vergleichbar der Taktik einer Frau, die den Mann übervorteilen möchte, von dem sie abhängt. Das Horoskop lehrt die Menschen, auf ihr Interesse zugunsten ihrer Interessen zu verzichten.

Die astrologische Mode dürfte während der letzten Dezennien zugenommen haben: nicht allein als wirtschaftliches Neuland für Schamanen sondern auch wegen steigender Anfälligkeit der Bevölkerungen. Jene ist psychologisch und gesellschaftlich weit fataler als die Astrologie selber. Sie hat ihre Basis am Phänomen der universalen und entfremdeten Abhängigkeit, der inneren und der äußeren. Von ihr geht das Horoskop aus: es vertuscht, nährt und exploitiert sie. Dabei handelt es sich nicht einfach um die traditionelle Abhängigkeit der Mehrzahl der Menschen von der organisierten Gesellschaft, sondern um die anwachsende Vergesellschaftung des Lebens, die Erfassung des Einzelnen durch unzählige Fangarme der verwalteten Welt. Im Liberalismus des früheren Bürgertums, zumindest in seiner Ideologie, blieb für die meisten die grundsätzliche Abhängigkeit von der Gesellschaft verhüllt, etwa wie in der Theorie vom Individuum als der autonom konstituierten und frei sich erhaltenden Monade. Heute ist die Hülle gefallen. Die Prozesse der sozialen Kontrolle sind nicht länger solche eines anonymen Marktes, von dessen Gesetzlichkeit der Einzelne nichts weiß. Die vermittelnden Instanzen zwischen der Direktion der Gesellschaft und den Dirigierten schwinden zusehends, die Einzelnen sehen wieder unmittelbar den Verfügungen sich gegenüber, die von der Spitze ergehen. Die dergestalt sich offenbarende Abhängigkeit macht die Menschen anfällig für totalitäre Ideologie. Als Vortrab dient ihr auch die Astrologie. Aber die Einsicht in die steigende Abhängigkeit wird ungemildert nur schwer ertragen. Gäben die Menschen sie offen zu, so könnten sie einen Zustand kaum länger aushalten, den zu ändern sie doch weder die objektive Möglichkeit sehen noch die psychische Kraft in sich fühlen. Darum projizieren sie die Abhängigkeit auf etwas, das von Verantwortung dispensiert: seien es die Sterne, sei's die Verschwörung der internationalen Bankiers. Man könnte darauf verfallen, zur Einübung im Unvermeidlichen spielten die Bekenner der Astrologie ihre Abhängigkeit, übertrieben sie vor sich selbst, wie denn viele von ihnen die eigene Überzeugung nicht ganz ernst nehmen, sie mit leiser Selbstverachtung ironisieren. Astrologie ist nicht nur einfacher Ausdruck der Abhängigkeit sondern auch deren Ideologie für die Abhängigen. Die unentrinnbaren Verhältnisse ähneln objektiv so offenkundig dem Wahnsystem sich an, daß sie zwangshaftes, selbst paranoides geistiges Verhalten herausfordern. Nicht allein Geschlossenheit verbindet Wahnsystem und System der Gesellschaft miteinander, sondern auch, daß die meisten insgeheim das Systematische ihres Tuns, ihre Arbeit, als irrational und unvernünftig erfahren. Sie begreifen nicht länger den Zweck des Mechanismus, von dem sie selber einen Teil bilden. Sie argwöhnen, daß der Koloß weniger um ihrer Bedürfnisse als um des eigenen Fortbestands willen existiert und funktioniert. Der lückenlosen Organisation wird das Mittel fetischistisch zum Zweck, ein jeder spürt die Selbstentfremdung des Ganzen auf der eigenen Haut. Selbst solche, die für normal gelten, und vielleicht sie besonders, akzeptieren Wahnsysteme: weil diese immer weniger von dem ihnen ebenso undurchsichtigen der Gesellschaft zu unterscheiden, aber einfacher sind.

Zum Gefühl, erfaßt zu sein und nichts über das eigene Schicksal zu vermögen, tritt das hinzu, das System treibe ungeachtet seiner funktionalen Rationalität der Zerstörung durch sich selbst entgegen. Seit dem ersten Weltkrieg ist das Bewußtsein der permanenten Krise nicht geschwunden. Weder die Reproduktion der Gesamtgesellschaft noch die des Einzelnen gelingt mehr durch die nach traditioneller Theorie normalen ökonomischen Prozesse sondern durch die versteckte und widerrufliche Zuwendung, wenn nicht durch allseitige Aufrüstung. Die Aussicht ist um so verzweifelter, je weniger am Horizont eine höhere Form der Gesellschaft sich abzeichnet. Darauf spricht Astrologie an. Ihre Leistung ist es, das wachsende Grauen in pseudorationale Formen zu kanalisieren, die flutende Angst in festen Mustern zu binden, sie sozusagen selbst noch zu institutionalisieren. Das sinnlos Unausweichliche wird zum leer grandiosen Sinn überhöht, dessen Leere die Trostlosigkeit ausdrückt, Parodie von Transzendenz. Die Substanz von Astrologie erschöpft sich in der Spiegelung der empirischen Welt, deren Undurchsichtigkeit sie trifft, wo sie Transzendenz vorgaukelt. Zugeschnitten ist sie gerade auf Typen, die sich in illusionsloser Skepsis gefallen. Den religiösen Kult erniedrigt sie zu einem der Tatsachen, ganz wie die schicksalsträchtigen Entitäten der Astrologie, die Sterne selber, in ihrer Tatsächlichkeit berufen werden: als Dinge, die mathematisch-mechanischen Gesetzen unterstehen. Astrologie fällt nicht einfach auf ältere Stufen der Metaphysik zurück. Vielmehr verklärt sie die aller metaphysischen Qualitäten entkleideten Dinge zu quasi-metaphysischen Wesenheiten wie die science fiction. Nie wird der Boden der entzauberten Welt unter den Füßen verloren. Die hypostasierte Wissenschaft behält das letzte Wort. Comtes Postulat, der Positivismus solle sich selbst zur Religion werden, hat hämisch sich erfüllt. Spiegelbild der undurchsichtigen, verdinglichten Objektivität, bildet Astrologie zugleich die sie transzendierenden Bedürfnisse der Subjekte zurechtgestutzt, perspektivisch ab. Die Menschen, längst unfähig, irgend zu denken oder zu begreifen, was der Wirklichkeit, wie sie ist, nicht gliche, streben zugleich verzweifelt von dieser weg. Statt der leidvollen Anstrengung, bewußt zu durchdringen, was sie so trübselig macht, suchen sie im Kurzschluß der dumpfen Ahnung Herr zu werden, verstehend halb und halb flüchtend in vorgeblich höhere Bereiche. Darin ist Astrologie eines Sinnes mit Massenmedien wie dem Film: sie drapiert als Bedeutung und leuchtend Einmaliges, spontan das Leben Wiederherstellendes die gleichen verdinglichten Beziehungen, über die sie täuscht. Denn die Bewegung der Sterne, aus der angeblich alles erklärt werden könne, erklärt selber gar nichts. Die Sterne lügen nicht, aber sie sagen auch nicht die Wahrheit. Dafür lügen die Menschen. Bis heute blieb Astrologie schuldig zu sagen, warum und wie die Sterne ins Leben der Einzelnen eingreifen. Der Fragende wird abgespeist mit wissenschaftlichem Brimborium, unbeweisbare oder unsinnige Behauptungen werden geschickt mit Elementen von Faktizität und astronomischer Gesetzlichkeit gespickt. Das Konglomerat aus Rationalem und Irrationalem, das den Namen Astrologie trägt, reflektiert in solchem Zugleichsein des Unvereinbaren den kardinalen gesellschaftlichen Antagonismus. Hier geht es so rational zu wie dort – bei den Sternen nach der Mathematik, im empirischen Dasein nach dem Tauschprinzip. Irrational ist die Unverbundenheit. Soweit die Feststellungen der Astrologen stellare Vorgänge betreffen, sind sie sichtlich bemüht um Übereinstimmung mit den astronomisch kontrollierbaren Sternbewegungen. Vom gegenwärtigen gesellschaftlichen Dasein wissen sie genug: ihrer Einschätzung der Opfer ist keine Spur wahnhafter Vorstellungen beigemischt. Geheimnis und Trick der Astrologie ist lediglich die Art, wie sie die unter sich beziehungslosen, isoliert rational behandelten Sphären der Sozialpsychologie und der Astronomie vereint.

In Astrologie spiegelt sich, zu welchem Maß arbeitsteilig wissenschaftliches Denken zwangsläufig die Totalität der Erfahrung in Unverstandenes und Inkommensurables zerspaltet. Scheinhaft, wie mit einem Schlag fügt sie das Getrennte wieder zusammen, verzerrte Stimme der Hoffnung, das Auseinandergerissene sei doch zu versöhnen. Gerade die Unverbundenheit aber von Psychologie und Astronomie, des Menschenlebens und der Sterne gewährt ihr die Chance, im Niemandsland dazwischen sich anzusiedeln und usurpatorische Ansprüche nach beiden Seiten anzumelden. Ihr Reich ist die Beziehung des Beziehungslosen als Mysterium. In ihrer Irrationalität klingt jene nach, die am Ende der Arbeitsteilung steht als Frucht derselben Rationalität, die um vernünftigerer Reproduktion des Lebens willen Arbeitsteilung verlangte. Leicht ließe die Finte, willkürlich Unverbundenes zu verbinden, wissenschaftlich sich dingfest machen, wäre nicht wissenschaftliche Erkenntnis selbst so esoterisch geworden, daß nur wenigen solche Konsequenzen einsichtig würden; das kommt dem Erfolg der als esoterisch sich stilisierenden Massenastrologie zugute. Er bezeugt die allerorten sich ausbreitende Halbbildung. Der zur Ersatzmetaphysik hypostasierten Tatsachengläubigkeit gesellt sich die Tendenz, informatorische Kenntnisse anstelle von Erkenntnis, von intellektueller Durchdringung und Erklärung zu setzen. Was der großen Philosophie Synthesis hieß, schrumpft. Ihr Erbe ist ihre Parodie, der Beziehungswahn. Während naive Menschen ihre Erfahrungen eher als selbstverständlich hinnehmen, unbehelligt von den Fragen, die zu beantworten Astrologie fingiert; während ernsthaft Gebildete, Urteilsfähige dem Schwindel standhielten und ihn durchschauten, fängt er jene ein, die, von der Fassade unbefriedigt, nach dem Wesen tasten, ohne doch kritisch sich anstrengen zu wollen oder zu können. Astrologie versorgt zugleich und provoziert einen Typus, der zu skeptisch sich dünkt, um der Kraft des gesellschaftlich ungedeckten Gedankens zur Wahrheit sich anzuvertrauen, und doch nicht skeptisch genug ist, um gegen eine Irrationalität sich zu sträuben, welche die sozialen Antinomien, an denen ein jeder leidet, in ein Positives verzaubert. Die astrologische Mode nutzt kommerziell den Geist von Regression aus und fördert ihn darum. Seine Bekräftigung integriert sich der umfassenden gesellschaftlichen Ideologie, der Affirmation des Bestehenden als eines naturhaft Gegebenen. Gelähmt wird der Wille, etwas an der objektiven Fatalität zu ändern. Alles Leiden wird ins Private relegiert; Allheilmittel ist die Fügsamkeit; wie Kulturindustrie insgesamt, verdoppelt Astrologie, was ohnehin ist, im Bewußtsein der Menschen. Das Element des Sektenhaften, dessen sie auf dem Markt nicht entraten kann, fügt in ihren exoterischen, populären Aspekt konfliktlos sich ein. Ihr Anspruch, im trüb Besonderen eines willkürlichen Credos ihre umfassende, ausschließende Bedeutung zu hüten, deutet auf den Übergang liberaler in totalitäre Ideologie. Die paradoxe Idee – und Realität – eines Einparteienstaates, die dem Begriff Partei ins Gesicht schlägt und ohne Federlesen partem zum totum erhebt, vollendet eine Tendenz, von der schon Eigensinn und Unansprechbarkeit des astrologischen Adepten künden. Die psychologische Dimension des Phänomens ist von der historisch-sozialen nicht bündig zu scheiden. Spezifische gesellschaftliche Konstellationen begünstigen selektiv die Bildung ihnen gemäßer psychologischer Syndrome oder bringen sie wenigstens ins Licht. In Zeiten drohender Katastrophe werden paranoide Züge mobilisiert. Das Psychotische an Hitler war Ferment seiner Wirkung auf die deutschen Massen. Der Bodensatz des Verrückten, der aggressive Wahn, ist das Ansteckende und zugleich Lähmende der zeitgemäßen Volksbewegungen, auch wo sie mit öffentlicher Beichte und exhibitionistischer Keuschheit der Demokratie sich empfehlen. Wer aber ihnen fanatisch, willentlich sich überläßt, muß den ungeglaubten Glauben forcieren, durch Verfolgung des Andern vom eigenen Zweifel ablenken. Auf solche Politik macht Astrologie die apolitische Probe.

 

Deutsche Fassung nach einer Übersetzung

von Hermann Schweppenhäuser

1962

 
Fußnoten

 

1 Auf die Belege, die der amerikanische Originaltext ausbreitet, ist mit wenigen Ausnahmen verzichtet.

 

 
Gesammelte Werke
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