II. Schuld

 

Wenn im vorigen Abschnitt das Problem des Wissens um das Geschehene aufgeworfen war, so ist nun die Konsequenz bei denen darzustellen, die dies Wissen leugnen: sie sind sich keiner Schuld bewußt. Die Analyse gilt also in weitestem Maße den nationalistisch Gesonnenen und in Abwehrstellung Befindlichen; die Verständigungswilligen sind nur insoweit herangezogen, als Motive der Abwehr, wenngleich mit anderem Sinn, auch bei ihnen vorkommen. Vorweg darf die These gewagt werden, daß bei den Verständigungswilligen auf der einen Seite die Abwehrmechanismen viel schwächer sind, Schuld viel mehr zugestanden wird, daß aber andererseits die ganze Frage bei ihnen im allgemeinen nicht so affektbesetzt ist wie bei den Nationalisten; daß sie, im Jargon der Diskussionen zu reden, viel weniger Schuldkomplexe haben als die, welche gegen die Schuld sich sperren; und dies keineswegs bloß im psychoanalytischen Sinn des Unbewußten. Auch in ihrem manifesten Denken spielt die Dimension schuldig-nichtschuldig nicht entfernt die Rolle wie bei den anderen.

 

1. Negation der Schuld

 

Oft steht die generelle Negation der Schuld, aufs Nichtwissen gegründet, am Anfang der Diskussion, mottoartig. So heißt die erste Äußerung in der bereits zitierten Arbeitslosendiskussion:

 

Z.: Also in der Grundhaltung gebe ich dem Briefschreiber im großen und ganzen recht. Dann allerdings weist der Brief eine Reihe von Punkten auf, die ich keineswegs befürworten kann. Es heißt, daß die Deutschen sich ihrer Schuld nicht so bewußt sein würden, wie es vielleicht erwartet wird, und das Ausland es wünscht. Dazu möchte ich sagen, daß der größte Teil des deutschen Volkes sich irgendeiner Schuld gar nicht bewußt ist, denn der überwiegende Teil des deutschen Volkes hat ja höchstwahrscheinlich nur so gehandelt, wie jedes andere Volk in der Welt auch gehandelt hätte. Man kann also nicht aus der Tatsache heraus, daß 95% der Deutschen gegen die Greueltaten, die sich unzweifelhaft in den Konzentrationslagern ereignet haben, nichts unternommen haben, sich nicht zu irgendwelchen Widerstandsbewegungen zusammengeschlossen haben – aus dieser Tatsache kann man nicht schließen, daß gerade das deutsche Volk den Eindruck hatte, daß es ihm relativ gut ging. Man muß die Dinge aus den realen Verhältnissen heraus betrachten, die damals herrschten.

(Protokoll 48, S. 1)

 

Das Eigentümliche an der Äußerung ist, daß der Gedanke, nach langen Interpolationen, an der entscheidenden Stelle beschädigt wird und abbricht. Die These lautet, der größte Teil des deutschen Volkes sei sich einer Schuld nicht bewußt. Man erwartet nun, daß, nachdem das Motiv angemeldet ist, die Deutschen hätten nichts gegen das Grauen unternommen, weiter argumentiert wird: daraus darf man aber keine Schuld ableiten, denn kein Volk hätte es anders gehalten. Statt dessen wird gesagt, man dürfe nicht schließen, daß gerade das deutsche Volk den Eindruck hatte, daß es ihm relativ gut ginge – eine These, die aus der Argumentation völlig herausfällt. Es ist wohl kaum zu weit hergeholt, wenn man unterstellt, daß diese Aberration dadurch bedingt ist, daß hier nun tatsächlich das unbewußte Schuldgefühl dem Sprecher einen Strich durch das Schema der Apologie machte. Sie steht prototypisch für ungezählte andere Fehlleistungen7.

Soweit es die Übersicht über das Material erlaubt, ist die unqualifizierte Leugnung aller Schuld verhältnismäßig selten. Dazu sind doch die Fakten zu nachdrücklich bekanntgemacht worden. Insgesamt schrecken die Diskussionsteilnehmer davor zurück, sich allzu grob ins Unrecht zu setzen, indem sie einfach die deutsche Unschuld reklamierten. Die Abwehr bedient sich subtilerer, vor allem rationalerer Mittel, unter denen die Aufrechnung der Schuldkonten wohl das wichtigste ist. Wichtig ist weiter die Bereitschaft, durch philosophische Reflexionen und begriffliche Distinktionen, durch Intellektualisierung mit dem Komplex fertig zu werden.

 

2. Falsche Verinnerlichung der Schuld

 

Von der psychoanalytischen Entfaltung einer Theorie der Verdrängung von Schuld wird hier abgesehen. Es genüge der Hinweis, daß bei autoritätsgebundenen Charakteren die Dimension von Strafe und Strafbedürfnis viel wesentlicher ist als bei anders strukturierten Individuen. Soziologisch gesehen ist bei den Nichtnationalisten das Interesse, sich und Deutschland um jeden Preis reinzuwaschen, viel geringer als bei den Nationalisten. Es soll damit keineswegs behauptet werden, daß für die Nichtnationalisten die Frage der Schuld nicht wesentlich sei. Aber sie sind offenbar weit eher fähig, Gewissensprobleme zu verinnerlichen, es mit sich selber auszumachen und dann danach zu handeln als die anderen, bei denen sogleich die Reaktionsform des nach außen Schlagens, sich ins Recht Setzens sich herstellt und die in solchem Bemühen ebenso, weil sie sich selbst doch nie ganz glauben können, von dem kritischen Thema kaum loskommen. Bei ihnen wird das Motiv der Verinnerlichung verdreht: so in einer der Offiziersgruppen, wo sich die Berufung auf die Schuld gegen die »Propaganda« richtet, mit anderen Worten gegen alle von außen wider Deutschland erhobenen Anklagen. Der Subjektivismus verquickt sich mit Relativismus: wenn das Maß der Schuld bloß inwendig ist, wer soll dann über ihre Objektivität entscheiden können?

 

Sch.: Ich hatte mir diesen einen Satz auch noch stehen gelassen, wie alles andere von meinen Herren Vorrednern behandelt wurde, zu der Meinung des Engländers8, daß wir seiner Meinung nach kein Schuldgefühl hätten für das, was passiert ist. Ich möchte doch eines erwähnen. Was ist Schuld? Schuld ist doch etwas, was von innen heraus kommen muß, dieses Gefühl für Schuld. Schuld kann nie kommen, wenn ein Außenstehender kommt und uns propagandistisch oder publizistisch klarzumachen versucht: Kinder, Ihr seid nun wirklich schuld, fühlt euch nicht nur schuldig, sondern wir wollen euch dieses Schuldgefühl von außen aufoktroyieren. Das ist das Eine. Das Zweite ist: Was ist der Maßstab für Schuld?

Vl.: Wir müssen unterbrechen ... Kann ich kurz zusammenfassen? Er meinte, Schuldgefühl muß aus dem Innern kommen und kann nicht von außen her aufoktroyiert werden, und daß auch der Maßstab für die Schuld wesentlich sei.

Sch.: Der Maßstab der Schuld ist doch in etwa subjektiv, also nach dem Empfinden. Die Rechtswissenschaftler sagen: eine Schuld muß mit Recht zusammenhängen. Was heißt aber Recht? Was hat man uns in der Nazizeit gezeigt, was Recht ist? Es ist uns doch gezeigt worden, daß Recht Macht isr. Nicht nur, was im Gesetzbuch drinsteht, meine Herren, Recht ist doch Macht, das ist doch zweifellos klar, denn wenn vor einem Gericht der Ankläger und der Richter dieselben sind, dann ist das nicht mehr Recht, dann muß es doch Macht sein. Wie will man behaupten, wir müßten Schuldgefühle haben, wenn wir voraussetzen, daß Schuld Macht ist, daß Schuld auf Recht basiert, und daß Recht wieder Macht ist. Wo bleiben wir da mit unseren Begriffen? Wer fühlt sich für unsere Millionen Landsmänner, die aus dem Osten zurückgetrieben wurden, schuldig? Wer fühlt sich schuldig dafür, daß wir in der ersten Zeit hier verflucht knapp zu essen hatten, daß Leute erfroren sind, und daß Leute draufgegangen sind. Wer fühlt sich dafür schuldig? Kein Mensch! Denn vor den Gerichten, kommen wir einmal auf die Nürnberger Prozesse zu sprechen. Wir sagten: was wollt ihr von uns? Andere haben das ähnlich gemacht. Unsinn, hieß es dann, steht nicht zur Debatte jetzt, sondern eure Schuld steht zur Debatte. Bei Begriffen, die abstrakt sind, da muß doch ein allgemeiner Wert Maßstab sein, der allgemein gültig ist. Man kann nicht sagen: Ihr schlechten Deutschen. Ihr seid jetzt schuldig. Jetzt verurteilen wir euch. Alle anderen sind nicht schuldig. Das trifft vor allem auch für die Herren, die gewohnt waren, ihrem Fahneneid zu folgen. Wie kann man sich anmaßen, es ist einmalig in der Geschichte, wie es mir erscheint, daß vor einem Tribunal, das Partei war, die Generale auf Grund ihres Fahneneids, auf Grund der Befolgung der Pflicht – das ist das Grundprinzip eines jeden Soldaten, eines jeden Beamten – daß Männer auf Grund dessen, daß sie nach ihrer Pflicht gehandelt hatten, zum Tode, und dann noch durch den Strang – eine der schimpflichsten Todesarten, die einem Militär widerfahren kann – verurteilt worden sind. Ja hat man denn überhaupt ein Verständnis dafür gehabt von seiten der Besatzungsmächte, daß man nun nicht sagen kann: Ihr seid auf der einen Seite schuldig, wir sind besser als ihr – und es dann aber trotzdem schlechter macht. Wo sind denn die Psychologen gewesen? Ich komme jetzt auf etwas, was Herr Z. vorhin gesagt hat. Man macht uns den weiteren Vorwurf: Ihr habt kein Verständnis für andere Menschen. Ja, wer hat denn auf der anderen Seite das Verständnis aufgebracht: wir wollen euch zeigen, wie es besser gemacht wird. Und da fangen sie es genau so an, wie wir es gemacht haben und vielleicht noch schlimmer. Bei uns wurde doch noch der Schein gewahrt. Beim Nürnberger Gericht hat kein Mensch versucht, auch nur noch den Schein zu wahren. Das möchte ich noch hinzufügen, um auf die Sache mit der Schuld noch einmal zurückzukommen: Ist die Sache nicht auch rein propagandistisch zu werten? Denn jener Verbündete, der im Nürnberger Gericht noch der Freund war, der zusammen noch Richter und Ankläger war, ist im Laufe von drei Jahren propagandistisch zum Weltfeind Nummer 1 gemacht worden. Ist das nicht vielleicht der Beweis, der für uns Deutsche spricht, der zeigt, daß die Masse in Amerika gar nicht aufgeklärt worden ist, oder nur sukzessive aufgeklärt wird durch die jeweilige Propaganda, und um dann jeweils nach der positiven oder negativen Seite hin beeinflußt zu werden. Die Deutschen haben in der Masse gar nicht gewußt, was in den KZ passiert ist. Es ist uns vorenthalten worden, oder wenn etwas herauskam, wurden wir durch die Propaganda so beeinflußt, daß wir es gutheißen mußten.

(Protokoll 71, S. 31ff.)

 

Ungewöhnlich ist die Insistenz, mit der Sch. auf das Problem der Schuld eingeht. Es fällt schwer zu entscheiden, ob er sich so eingehend damit beschäftigt, weil er im Ernst sich um Klarstellung bemüht, oder lediglich um die Abwehr wirksamer zu gestalten, oder schließlich, weil er unbewußt an das Problem fixiert ist, sich nicht davon freimachen kann. Am nächsten kommt man wohl dem Sachverhalt, wenn man annimmt, daß ein Verhalten wie das dieses Diskussionsteilnehmers überhaupt nicht von dem einen oder anderen solchen Faktor bestimmt wird, sondern daß diese Faktoren selber erst einem begrifflichen Klassifikationsschema angehören, das versucht, psychologische Ordnung ins Phänomen zu bringen, während in diesem, und zwar in verschiedenen Schichten des Ichs, all jene Momente sich verschränken und eigentlich gar nicht voneinander abgehoben werden können. – Daß hier Innerlichkeit einzig die Rolle der Ideologie spielt, enthüllt sich in den Worten des Redners. Der gleiche, der da sagt, Schuld sei etwas, was von innen heraus kommen muß, beruft sich darauf, daß im Gegensatz zu den Nürnberger Prozessen »bei uns doch noch der Schein gewahrt« wurde.

Ganz abgesehen davon, daß man ja schwerlich der Gestapo, welche alle Rechtsgarantien außer Kraft setzte, wird attestieren können, daß sie den Schein gewahrt habe, dementiert die Berufung darauf, daß das Wahren des Scheins eine höhere moralische Kategorie sei, die Forderung von Innerlichkeit als dem Schauplatz echter Schuldgefühle.

 

3. Wie soll die Schuld aussehen?

 

In mehr als einem Fall nimmt die kritische Besinnung über den Schuldbegriff den Charakter des formalistischen Kniffs an. So fragt ein Teilnehmer, scheinbar unberührt von aller Evidenz, mit pointierter Harmlosigkeit und Ursprünglichkeit:

 

M.: Inwiefern sollen wir schuldig sein?

(Protokoll 16, S. 18)

 

Das Desiderat, den Begriff zu spezifizieren, also anzugeben, in welcher Hinsicht von Schuld die Rede sein könnte, vermischt sich trübe mit der rhetorischen Frage, welche die Schuld leugnet, indem sie die Unmöglichkeit unterstellt, anzugeben, worin sie eigentlich bestehen soll – eine Verfahrensweise übrigens, die an gewisse Spielregeln der zeitgenössischen Logik mahnt. Darüber hinaus spekuliert er auf die Wirkung einzelner unerwarteter, sich sehr präzis gebender Fragen, die eine bündige Antwort erheischen, wo es um komplizierte Zusammenhänge geht, den Angesprochenen in eine unangenehme Situation bringen und ihn verwirren. Fragen überhaupt, pointiert vorgebracht, haben oft ein aggressives Element.

Später wird in derselben Sitzung Kritik geübt daran, daß man »zum Schuldbekenntnis aufgefordert« werde, wiederum mit der formalistischen Ausflucht, wie denn ein solches Schuldbekenntnis aussehen soll. Der berechtigte Widerwille gegen ideologische Veranstaltungen, leere öffentliche Schuldbekenntnisse, wird eingespannt, um der Kontroverse über die Schuld sich überhaupt zu entziehen:

 

H.: Jetzt kommt aber immer die Geschichte so raus, als ob die Amerikaner überhaupt, oder irgendeiner von den Ausländern sagt: Ja, jetzt gesteh es doch, jetzt gesteh es doch. Na, er hat es gestanden: jetzt wird er doch noch verknaxt, so wie man vor Gericht immer sagt: Gesteh's also, sag's, du stehst dich am besten dabei. Dazu denkt er, vielleicht komm ich doch ganz frei weg. Nein, jetzt wird er doch zu einem halben Jahr verknaxt. Wenn er alles gesagt hätte, wie es ist, dann hätten sie ihn vielleicht zu 3/4 Jahren verknaxt.

(Zuruf: Das dürfte nicht stimmen.)

Va.: So sieht es aus, wenn wir immer noch glauben, daß wir das einzige brave und gütige Volk wären, und, nachdem wir Millionen umgebracht haben, daß wir jetzt Herr Jesus schreien, also weil jetzt die anderen zurückschlagen, nicht? Wenn ich einem eine Ohrfeige gebe, und er gibt mir eine kräftige zurück oder auch zwei, wie es die nun gemacht haben, dann muß ich mir immer sagen: Ich habe den ja gereizt.

H.: Dann darf er nicht extra noch ein Geständnis wollen.

L.: Ich glaube auch nicht, daß er ein Geständnis will, sondern daß wir die anderen Völker immer noch reizen, eine Gegenseitigkeit, daß wir tun, als ob wir nichts getan hätten. Vor allen Dingen sieht es doch gerade aus – ich möchte nicht zurückkommen auf ein Thema, das wir schon diskutiert haben – daß wir uns der Juden überhaupt nicht schämen. Es gibt ja noch viele, die sagen, das macht nichts, die hätten noch viel mehr vergasen sollen. Leider waren diese Stimmen lauter als diejenigen, die nun ehrlich sich sagen: Es war doch eine Schweinerei.

H.: Das mag vielleicht der Grund sein. Also fragt man nicht dann, und da kommt die Antwort: Sind gar nicht schuldig. Also umgekehrt der Fall, was sollen wir dann sagen, oder wie sollen wir dieses Schuldbekenntnis formulieren?

(a.a.O., S. 34f.)

 

Abgesehen von der verräterischen Fehlleistung, »daß wir uns der Juden« (anstatt: der Untaten an den Juden) »überhaupt nicht schämen«, liegt hier offenbar wiederum die Anschauung zugrunde, Schuldbewußtsein sei etwas so Innerliches, daß es nicht von außen gefordert werden könne. Diese Idee von der Moralität in dem von Hegel kritisierten Sinne kommt aber am Ende dem eigenen Interesse des Schuldigen zugute. Indem er es lediglich mit sich selbst auszumachen hat, wird er der realen Verantwortlichkeit innerhalb der Gesellschaft enthoben, und die religiöse Steigerung des Gewissensanspruchs läuft real auf den Relativismus hinaus9.

In einer der Diskussionen zeigt die Sorge darum, »wie das Schuldgefühl eigentlich aussehen soll«, ihr wahres Gesicht: das Schuldgefühl sei Geschwätz:

 

K.: Und mich würde nach wie vor interessieren, wie sich das Schuldgefühl, das er vermißt hat bei uns Deutschen, wie das ... trotz dieser Sachen, die alle auf dem deutschen Volk gelastet haben und heute noch lasten – und gerade die Jugend in vielleicht nicht absehbarer Zeit wieder so richtig zum Atmen kommt durch diese Folgen ... mir wird da immer wieder nicht klar ..., wie das ausschauen soll, in was für einer Form.

Vl.: Ja, ich glaube, in der Form ..., daß wir uns nicht besser halten sollen ... als die Amerikaner, obwohl sie uns geschlagen haben, um hier mit Mr. Colburn zu sprechen. Und daß wir wieder gutmachen sollen all das, was wir in fremden Ländern und den Juden gegenüber getan haben. Und daß wir also nicht widerspenstig sein sollen. Und daß wir uns nicht selbst bemitleiden sollen. Und daß wir versuchen müssen, alles wieder gut zu machen.

B.: Ich glaube schon, daß er es so gemeint hat, aber ich bin denn der Meinung, um das von Ihnen zitierte Wort zu wiederholen, daß das ganze Schuldgefühl doch ein Geschwätz war.

(Protokoll 96, S. 21)

 

Hier funktioniert die Abwehr derart, daß das tatsächliche Geschwätz über die Schuldfrage, das eine kurze Zeit nach dem zweiten Krieg wie übrigens auch nach dem ersten in Mode war, benutzt wird, um das Schuldgefühl selber als »Geschwätz« zu diskreditieren. Latent ist gemeint, daß man, weil einen doch niemand von außen zum Schuldgefühl zwingen könne, bereits unschuldig sei.

In der gleichen Gruppe wird dann so argumentiert, daß, weil es nicht möglich sei, sich das deutsche Schuldgefühl »vorzustellen«, die Rede von der Schuld sinnlos sei. Würde man den Gedanken weiter verfolgen, so wäre seine Konsequenz, daß aus der Tatsache der Abwesenheit eines Schuldbewußtseins das Fehlen der Schuld selber geschlossen werden müsse.

 

K.: Also, ich glaube zumindest dieser Kreis – wenn wir wieder auf den Ausgangspunkt zurückgehen dürfen – daß Hitler die Verantwortung für die in Brand gesteckte Welt trägt usw. und somit auch das deutsche Volk schlechthin, daß dies zumindest dieser Kreis entschieden ablehnt. Mich würde es interessieren – und es tut mir sehr leid, daß ich den Briefschreiber nicht fragen kann, wie er sich eigentlich das Schuldgefühl der Deutschen vorstellt.

(a.a.O., S. 18)

 

Dieselbe Wendung kommt wörtlich in einer Flüchtlingsfrauen-Sitzung vor:

 

D.: Darf ich mal gleich die Gegenfrage stellen, wie Sie sich das denken, oder die Menschen, die von unserer allgemeinen Schuld überzeugt sind, es sich vorstellen, daß wir vorher gegen diese Schuld hätten argumentieren sollen, denn wir alle haben ja, das kann ich wohl hier in aller Namen sagen, von Greueltaten nichts gewußt, nichts.

(Protokoll 107, S. 12)

 

Die Frage »Wie stellen Sie sich das eigentlich vor?« läuft darauf hinaus, daß der andere der Weltfremdheit, des mangelnden Realismus geziehen wird; wäre er nur dabei gewesen, hätte er nur gesehen, wie unmöglich es war, etwas zu tun, so würden ihm solche Hirngespinste schon vergehen. Das Phänomen entspricht genau dem, was heute die Tiefenpsychologie mit dem Begriff der Veräußerlichung des Über-Ichs bezeichnet. Das Abstreiten subjektiver Schuldgefühle, die Leugnung der eigenen Schuld und die einer deutschen Schuld überhaupt geht assoziativ, mit kunstvoller Unlogik, ineinander über.

Um den Diskussionen über die Schuld die richtige Perspektive zu geben, muß nachdrücklich gesagt sein, daß die Abwehr der Schuld als solche nicht mechanisch mit Nationalismus oder psychologischen Verdrängungen gleichgesetzt werden kann. Es gibt Äußerungen der Abwehr, und gerade solche, in denen der Schuldbegriff näher geprüft wird, denen im Zusammenhang die genau entgegengesetzte Bedeutung zukommt. Als Beleg sei ein Passus aus einer Lehrergruppe angeführt:

 

F.: Ich habe die Schuld, nicht so sehr Empörer gewesen zu sein, daß ich ins KZ kam. Ich bin 1933 entschiedener Hitlergegner gewesen, aber niemals ein derartiger Empörer oder Verschwörer, daß man mich eingesperrt hat. Man hat mich auch nicht erwischt. Ich bin also ein Mitläufer und habe die Schuld des Mitlaufens. Ich frage mich, in welchem Augenblick dieser berühmten Jahre habe ich nun eine persönliche Schuld auf mich geladen, jedenfalls von heute aus gesehen? In welchem Jahr, an welchem Tag, in welchem Monat habe ich das nun getan? Oder wäre es Menschenpflicht gewesen, noch aktiver zu sein? Aber da muß dann auch gesagt werden, mit den Folgen für die Familie und so fort. Das ist vermutlich die Frage, die sich viele, viele aus meinen Reihen heute stellen. Aber ich weiß keinen Augenblick, in dem ich nun versagt haben würde. Das ist kein Versagen, wenn ich das Leben und das Dasein meiner Familie auch dabei berücksichtigt habe.

(Protokoll 56, S. 18f.)

 

Hier hat zunächst das Zugeständnis der Schuld nicht jenen formalistischen Klang, der dann nur die Wendung präludiert, die Sache sei erledigt. Doch ist das sophistische Element in dem Versuch, das Schuldproblem als solches zu diskreditieren, indem man verlangt, man solle Jahr, Monat oder Tag angeben, wo der Nichtaktive sich schuldig gemacht haben soll, nicht zu übersehen; der Passus klingt wie ein schwaches Echo der zenonischen Paradoxien. Andererseits aber ist die Verteidigung, daß man einem Einzelnen nicht moralistisch das Martyrium zumuten könne, das der offene und aktive Widerstand gegen die Nazis bedeutet hätte, wahr und substantiell.

 

4. Schuld ist eine kleine Clique

 

Nur hartgesottene Nationalsozialisten gehen so weit, die Tatsache der Ausrottung selbst zu leugnen. Damit aber ergibt sich für die weniger Entschiedenen – und das sind gerade die, welche sich überhaupt mit moralischen Problemen herumplagen – die Aufgabe, die Schuld am Begangenen möglichst plausibel so zu konstruieren, daß man makellos ausgeht.

Das Autoritätsprinzip erlaubt es, den obersten Führern, die nicht mehr am Leben sind, alles zuzuschieben. Eine Art negativer Selektion wird unterstellt etwa in einer Sitzung arbeitsloser Frauen.

 

B.: Aber man ist ja sprachlos – der größte Teil des deutschen Volkes, denn dem deutschen Volk liegt das Brutale ja gar nicht in dem Sinne; er ist ja wohl gutmütiger Art, als daß er dem anderen gegenüber, sagen wir, gleich derart die Freiheit nimmt und derart drangsaliert.

Vl.: Es ist immer nur eine Frage. Wer die Macht anbetet, der ist nicht immer so gutmütig.

B.: Nein.

Vl.: Ja absolut nicht, trotz der Gutmütigkeit?

B.: Das waren nicht Gutmütige da oben, ja das waren eben besondere Elemente da zusammengekommen.

(Protokoll 34, S. 14f.)

 

Die Formulierung »Das waren nicht Gutmütige da oben« entbehrt nicht des fratzenhaften Humors. Die Schonung, mit der da geredet wird, setzt sich im folgenden fort, wo sogleich eine Lanze für die Frauen der »Elemente« gebrochen wird, mit bequemem Übergang zur Selbstentlastung:

 

B.: Wenn man heute z.B. Zeitungen liest, sagen wir mal »Neue Illustrierte« wie jetzt die einzelnen dazu schreiben, Frau von Schirach und die Emmi Göring und dergleichen, dann liest man ja aus diesen Berichten heraus, daß diese hohen Persönlichkeiten, die mit an der Regierung standen, daß die ganz und gar auch nicht damit einverstanden waren mit diesen – also Überspitzten, daß die auch versucht haben, von sich aus Juden freizubekommen und zu unterstützen. Aber, daß sie als einzelne genau so wenig zur Verhinderung tun konnten als wir tun konnten ...

(a.a.O., S. 15)

 

In einer stark nationalsozialistisch gefärbten Gruppe männlicher Flüchtlinge greift ein Sprecher in einer langen Brandrede den Goebbels'schen Begriff des Greuelmärchens auf und geht von dort zur unverhüllten Verherrlichung des Nationalsozialismus über, nachdem er die Schuld auf die »Clique« begrenzt hat.

 

R.: Ich möchte noch abschließend sagen, daß diese ganzen Greuelmärchen, wie man sie in den verschiedenen Illustrierten über den Nationalsozialismus liest, daß das zum größten Teil auch aufgeputschte Geschichten sind, die nur aus reiner Sensationslust geschrieben worden sind, daß doch nur eine kleine Clique vielleicht dagewesen ist, die diese Greueltaten auch im nationalsozialistischen Staat verübt hat.

(Protokoll 109, S. 26)

 

Die partielle Wahrheit, daß in der Tat die Durchführung der Terror- und Ausrottungsmaßnahmen einem sehr kleinen Personenkreis vorbehalten war, wird dadurch zur Unwahrheit, daß dieser kleine Kreis bis zu den beiden letzten Kriegsjahren vom Vertrauen einer großen Mehrheit getragen wurde und daß der Widerstand gerade gegen die Terrormaßnahmen sich nicht wirksam geltend machte, während in anderen Sektoren des Lebens der Gesellschaft, insbesondere in der Wirtschaft, die Kompromiß-Struktur der Willensbildung trotz der Form der Diktatur sich durchsetzte10. Die These von der kleinen Clique ist nur solange einleuchtend, als sie von jenen Momenten isoliert ist; wird sie im Kontext des historischen Prozesses gesehen, verliert sie einen großen Teil ihrer Überzeugungskraft.

Abgesehen davon, daß die tatsächliche Durchführung der Morde von den Nazis einem beschränkten Personenkreis übertragen worden war11, hat das Dritte Reich durch seine gesamte politische und organisatorische Verfahrungsweise es darauf angelegt, die Bevölkerung in Mitläufer und Kerntruppen zu zerlegen, gar nicht viel anders, wie es dann das Schema der Denazifizierung abgab. Totalitäre Regimes sind – wie es auf der Ebene der politischen Analyse insbesondere Franz Neumann eingehend nachwies12 – paradoxerweise pluralistisch. Das erlaubt es den Massen, je nach Bedarf sich mit dem Regime zu identifizieren oder von ihm zu distanzieren. Wo aber ein totalitäres Regime zerbricht, kann dann die Mehrheit die Greuel als das von sich fortschieben, was »die« verübt haben, und indem sie so vom Grauen und schlechten Gewissen sich lossagen, haben sie es um so leichter, dem, was das Regime an Vorteilen bot, die Treue zu halten. Man muß diesen finsteren Zusammenhang durchschauen, wenn man das Abwehrproblem ganz verstehen will. Der ganze Mechanismus wird von einem Teilnehmer einer Gruppe von Polizeibeamten auf die einfache Formel gebracht:

 

X.: Was der kleine Kreis der Gestapo verbrochen hat, war uns unbekannt, und somit konnten wir gar nichts unternehmen, weil wir nichts wußten.

(Protokoll 28, S. 41)

 

5. Unschuld Einzelner Gruppen

 

Mit der Virtuosität, welche die moralische Abwehr entwickelt und welche vielleicht äquivalent ist dem Maß an unbewußter Schuld, das man zu verdrängen hat, bedient sich eine andere Wendung einer an sich richtigen Einsicht: daß in einer nach Nationen oder nationalen Machtblöcken aufgespaltenen Welt, in der es an einer übergeordneten und unabhängigen völkerrechtlichen Instanz mit zureichenden Machtmitteln fehlt, der Sieger Recht hat und der Besiegte Unrecht. Diese formale Einsicht wird dazu benützt, die materielle Schuldfrage als unentscheidbar von vornherein zu diskreditieren. Weil es feststeht, daß der Sieger dem Besiegten Unrecht gibt – das etwa ist die innere Struktur jener Denkbewegung – deshalb läßt sich über Schuld und Unschuld im internationalen Maßstab überhaupt nichts ausmachen. Auf Grund solcher Argumentation wird jeder Richter als befangen abgelehnt und womöglich noch der Spieß umgedreht: man tritt selber als Verfolger auf, sobald der Richter, dessen Unabhängigkeit man anzweifelt, Vorhaltungen über das macht, was im Dritten Reich begangen wurde. So geht jede Möglichkeit der Selbsterforschung unter.

Jugend, Generation und ähnliche vage Kategorien spielen häufig dort eine Rolle, wo die Verantwortung von bestimmten sozialen Gruppen abgewälzt werden soll; sei es, daß man eine Generation für etwas Schlechtes verantwortlich macht, meist die ältere, oder daß man eine andere, meist die eigene, von allem Bösen dispensieren will. Die Unschuld der Jugend wird betont in einer bayerischen Gruppe:

 

Pf.: Im großen und ganzen wird hier der große Fehler gemacht, daß die Jugend verurteilt wird. Ich glaube, die Jugend hat eigentlich gar keine Möglichkeit gehabt, irgendwie gegen dies anzukämpfen, daß man ... den Rassenhaß oder die Rassenverfolgung ... unterbrochen hätte.

B.: Ja, da muß nun natürlich ... festgehalten werden: wir waren damals ich glaube ... sechs oder sieben Jahre alt im Jahre 1933, sind aufgewachsen mit Heil Hitler. Und dann, ich glaube, ich darf da ... etwas über ... sagen, nachdem wir ja alle aus ... und weiterer Umgebung zusammengekommen sind, sind gerade in dem sogenannten damaligen Gau ... als Beispiel die Kreuze aus den Schulzimmern nicht entfernt worden ... zweifellos war es nur dem damaligen Gauleiter, eben der hat sich damals auch verkracht mit dem Führerhauptquartier.

E.: Ich gebe Ihnen vollkommen recht, aber ich kann mich des Jahres 1938 erinnern ... wie die Schaufenster der Judengeschäfte zertrümmert wurden und wie die Menge gejault hat.

B.: Haben Sie gejault?

E.: Ich nicht!

B.: Haben Sie mitgejault? ... Sie ...? Wir können ja ehrlich sein. Wer hat denn mitgejault? Ich, wenn ich mitgejault hätt', hätt' mei' Vater mir eine runtergehaut!

Sch.: Ich glaube auch, damals in dieser Zeit 1938, wo diese Verfolgung der Juden praktisch angegangen ist, wer unter uns, also wir als die Jugend, damals praktisch Kinder – damals hatten wir also überhaupt keinen Grund, uns praktisch zu betätigen, überhaupt zu beteiligen. Während heute es etwas ganz anderes ist, als wir selber sehen, daß, was die Leute machen, irgendwie unrecht ist, während damals, was da geschehen ist, uns praktisch nichts angegangen ist.

(Protokoll 96, S. 8f.)

 

In derselben Sitzung wird das Abstraktum der Jugend glorifizierend verwandt:

 

B.: Der Schritt ist bereits getan worden 1948, als, ich weiß nicht, als ein Jugendring in München die gesamte Jugend der Welt – Vertreter versteht sich – eingeladen hat zum internationalen Jugendtreffen in München. Von Indien war eine Dame da, und es war auch jüdische Jugend da, mit denen wir uns als Vertreter der deutschen Jugend sehr gut verstanden haben. Ich glaube, bei der Jugend fehlt es nicht. Ich kann mich hier an Unterhaltungen erinnern, die wir mit jüdischen Jugendlichen geführt haben, die durchaus unserer Meinung waren. Die sagten, wir, wir müssen uns verstehen. Und die Leute, die ... in München waren, die haben sich auch verstanden. Ich glaube, die Frage liegt vielleicht bei den älteren. Wie ja, ich glaube, wir als Jugendliche an der ganzen Sache zwischen 1933 und 1945 – ja vielleicht bis früher, bis in die Wilhelminische Ära ... den älteren einen bitteren Vorwurf machen müssen.

E.: Da stimme ich Ihnen vollauf zu.

K.: Daß Unrecht geschehen ist, das hat zumindest die Jugend in großem Maße eingesehen und – daß, was da irgendwie ... zu bereinigen war, daß wir da natürlich sofort bereit sind, den ersten Schritt zu tun, und zwar nicht nur vielleicht in irgendeinem Zusammenkommen wie es da in München geschehen ist, sondern immer wieder, daß wir, die Deutschen, also immer wieder diejenigen sein müssen, die als erste die Hand reichen müssen; aber von wegen einem Schuldgefühl in dem Sinne, daß wir praktisch überall und immer diejenigen sind, die an allem Unheil, was nun durch den Krieg hereingebrochen ist, daß wir auch als Jugend, die an und für sich keine direkte Schuld oder überhaupt keine Schuld praktisch, wenn wir so sagen dürfen, tragen, daß wir da, nach wie vor, vielleicht für Zeit und Ewigkeit ein Schuldgefühl haben, was, von uns aus gesehen, was an und für sich gar keine Berechtigung hat.

Pf.: Ja, zu der Sache von Herrn K. Stellung nehmend, wäre noch zu sagen: Die Schuldfrage, oder die, wo uns immer in die Schuhe geschoben wird, daß wir an allem Schuld sind; die Schuldfrage und der Haß ist ja von den Amerikanern kurz nach dem Krieg gefordert worden, indem es immer geheißen hat: Nazischwein! Nicht wahr ...?

(a.a.O., S. 11ff.)

 

Das hier verwandte Argument ist das Gegenstück zu dem beliebteren, daß, wo viele Vorwürfe erhoben werden, etwas daran sein müsse. Es wird mit einer Art Logik der Wahrscheinlichkeit operiert: Nach jedem Krieg wird gesagt, die Deutschen sind schuldig gewesen, und das kann doch wohl nicht der Fall sein, sondern jedes Ding hat seine zwei Seiten, und dieser Restbestand eines eingeschliffenen »common sense«-Schlusses bewirkt dann unausdrücklich die kühne Extrapolation: also sind wir unschuldig.

Ebenso wie die Jugend sollen die Frauen besonders schuldlos sein. Ganz allgemein wird das ausgesprochen in den ersten Sätzen der bereits erwähnten Flüchtlingsfrauengruppe.

 

D.: In einem der Sätze hieß es: Wir Deutschen hätten uns noch nicht zu Herzen genommen, oder vielmehr, wir hätten uns das Schlechte der Hitlerzeit noch nicht so zu Herzen genommen, daß wir daraus eine Schuld erblicken. Und da muß ich ganz offen und ehrlich sagen, daß wir deutschen Frauen uns von dieser sogenannten Schuld – so wie ich die deutschen Frauen kenne und mit ihnen darüber spreche – freifühlen. Da stimme ich nicht überein mit.

F.: ... Ich bin der gleichen Meinung. Also uns ist alles unbewußt, was überhaupt geschehen war, und wir haben ja immer das Beste nur gewollt, wir Frauen. Und ich fühle mich auch keiner Schuld bewußt.

(Protokoll 107, S. 1)

 

Die Gruppenunschuld wird weiter urgiert in der Gruppe weiblicher Arbeitsloser. Der Versuchsleiter weist darauf hin, daß gerade während der ersten Jahre des Naziregimes viel über die in den KZs verübten Schandtaten durchgesickert sei, und erhält sofort die Antwort, die Frauen hätten sich wenig um Politik gekümmert, woran sich, als wäre es selbstverständlich, die Folgerung anschließt, sie hätten die Gerüchte ebenso wenig geglaubt wie etwa die Ritualmordlegende:

 

F.: Ich glaube aber, ... das wußten vielleicht auch die Männer. Ich meine, wir Frauen, wir haben uns doch weniger um Politik gekümmert.

Vl.: Zu Hause wurde gar nicht davon gesprochen?

F.: Nein, es wurde wohl über Politik gesprochen. Bei uns war das auch nicht bekannt. Man stellte sich unter Konzentrationslagern Gefängnisse vor, so eine Art Gefängnis, aus denen man nicht schreiben kann, Zuchthaus so irgendwie in einer Form. Aber was da nun mit einem geschieht, das wußten wir nicht. Und daß sie wenig zu essen bekamen, das war das einzige, was man wußte. Aber mehr haben wir von den ganzen Konzentrationslagern nicht gewußt, und daß es da wahrscheinlich, also daß das längere Strafen sind, nicht. Mehr hat man nicht gewußt davon.

Sch.: Ja, ich muß sagen, wenn ich da später mal gehört habe, daß es da sehr schlimm zuging, es wurde ja nie richtig darüber gesprochen, weil das dann sehr schwer bestraft wurde. Dann habe ich geglaubt, das wären Verleumdungen. Ich habe es nie geglaubt, wenn ich Andeutungen darüber hörte. Ich habe es dem Regime, unseren Deutschen nicht zugetraut, daß sie so etwas ...

Vl.: Trotz des Horst-Wessel-Lied und all diesen schönen Liedern haben Sie es nicht geglaubt?

Sch.: Nein, habe ich es nicht geglaubt, daß sie ... so etwas, wenn man es vom Russen gehört hätte, das hielt ich bei uns für ziemlich ... völlig unmöglich.

H.: Wir glauben ja auch nicht, daß die Juden mit arischen Kindern ihr Unwesen getrieben haben. Also vom Glauben kann man nicht ausgehen, muß ich doch sagen.

(Protokoll 34, S. 34)

 

6. Kollektivschuld

 

Durchweg sind die Versuche des Individuums, gegen die kollektive Schuld anzugehen, weit stärker affektiv besetzt als die, der individuellen Schuld auszuweichen. Hinter der Ablehnung der These von der kollektiven Schuld steht nicht nur die Solidarität mit dem Volk und vermutlich nicht nur das politische Interesse, unangenehme Maßnahmen abzuwenden, die aus der Konstruktion der Kollektivschuld folgen könnten. Ein Hauptmotiv ist wohl auch der Drang des Individuums, nicht, wie etwa durch die Parteizugehörigkeit, verstrickt zu werden, sondern seinen Kopf aus der kollektiven Schlinge herauszuhalten.

Wie sich in amerikanischen Untersuchungen ergeben hat, daß Versuchsteilnehmer, die Meinungen vorbringen, deretwegen sie ein schlechtes Gewissen haben, diese Meinungen häufig nicht als ihre eigenen vertreten, sondern sich verschanzen hinter die Formel »people say«, so geht es auch gelegentlich in den Diskussionen der Frage nach der Kollektivschuld zu, etwa in einer Arbeitslosengruppe, in der die Diskussionsteilnehmer sich für ihre eigene Ohnmacht durch gigantische Theoreme entschädigen:

 

L.: Mein Kollege, Herr M., sprach von Militarismus und auch vom Krieg. Wer eigentlich hat die Schuld an dem Krieg gehabt, und ist Hitler schuldig am Krieg? Ich muß sagen, nach dem Hörensagen unter Kameraden: Wir haben Diskussionen gehört, daß Hitler nicht schuldig ist an dem Krieg, sondern Amerika, und daß Amerika versucht hat, Hitler als Vorposten nach Rußland zu schicken, damit für Amerika der Kommunismus in Rußland bekämpft würde und somit der Nationalsozialismus die ... Wenn das Programm in Rußland erfüllt würde, würde Amerika automatisch die Hand auf Rußland legen. Deutschland würde dann dadurch seine Aufgabe, die Hitler gegeben worden ist, erfüllt haben. Das ist leider nicht gelungen, und dadurch ist die politische Lage so, daß die Sozialfrage schwer lösbar ist. Die Sozialfrage ist an und für sich keine nationale Frage, sondern eine internationale Frage für sämtliche Völker, die verbunden sein müssen, d.h. Deutschland als Zentralland müßte Vertreter nach dem Ausland schicken, nach den verschiedenen Ländern, und diese Frage überall bearbeiten. Aber da es verschiedene Gegenrichtungen gibt, nehme ich an, daß die soziale Frage fast unmöglich zu lösen ist. Und auch die Grundlage der Demokratie, die natürlich darauf aufgebaut ist, die Sozialfrage zu lösen. Deshalb ist die Demokratie als Gesamtheit nicht möglich.

(Protokoll 48, S. 20)

Z.: Aber eine Kollektivschuld, wie seinerzeit von Niemöller gesagt wurde, und wie sie auch abzulehnen ist, gibt es nicht.

(a.a.O., S. 22)

 

Die apokryphe Konstruktion, »daß Amerika versucht hat, Hitler als Vorposten nach Rußland zu schicken«, ist ein bloßer Vorwand für eine extrem nationalistische These. Daraus, daß die »soziale Frage« als eine »internationale Frage« charakterisiert wird, wird abgeleitet, daß Deutschland als »Zentralland diese Frage überall bearbeiten«, also wohl im Sinne von Hitler-Europa lösen müsse. Am Schluß ist wiederum die verunglückte Logik kennzeichnend für die Sache. Der Versuchsteilnehmer erinnert sich an die bekannten Äußerungen Niemöllers über die Kollektivschuld. Er setzt die Entrüstung über jene Äußerung als feststehend voraus und formuliert daher: »wie seinerzeit von Niemöller gesagt wurde, und wie sie auch abzulehnen ist« – mit anderen Worten, die Ablehnung der Kollektivschuld erfolgt bereits in einer Klausel durch Assoziation mit dem Namen Niemöller, ehe eigentlich geurteilt wird, und dann erst, im Angesicht einer causa judicata hinkt das Urteil nach, daß es jene Kollektivschuld nicht gebe.

Das und die Formulierung »und wie sie auch abzulehnen ist« führt auf einen Sachverhalt, auf den man in Deutschland häufig stößt, der aber schwer zu beschreiben und noch schwerer theoretisch zu fassen ist, und auf den hier nur als auf ein sozialpsychologisches Problem verwiesen sei, weil er mit der Frage der politischen Ideologie heute zentral zusammenhängt. Es ist das jene sei's wirkliche sei's vom Sprechenden gesetzte oder fingierte communis opinio, jener Gestus dessen, daß man sich ja darin vorweg und ohne Umstände einig sei, der dazu dient, die eigentliche Besinnung über alles Problematische wegzuschieben. Alles wird mit einem Augenzwinkern als kollektiv vorentschieden behandelt und die Bestätigung des Einverständnisses anstelle der Einsicht in Sachen gerückt. Das in dem Teil über Gruppe und Individuum beschriebene Phänomen der »Gruppenmeinung« dürfte demselben Komplex angehören13. Psychologisch handelt es sich hier vermutlich um die Augenblicke, in denen der kollektive Narzißmus, die Lust dazuzugehören, ihre Erfüllung findet, indem sich die Einzelnen, die vom Wunsch beherrscht sind, etwas Kollektives hinter sich zu haben, zusammenstimmen und tatsächlich so etwas wie Kollektivität bilden. In solchen Augenblicken fühlen sie sich so stark und sind zugleich gegen alles von außen Kommende so sehr abgedichtet, daß die Rationalität ausgeschaltet wird. Man braucht gar nicht darüber zu reden, ja gar nicht mehr zu denken. Das Urteil der Gruppe usurpiert das Urteil der Vernunft.

Die Frage der Kollektivschuld ist ein Nervenpunkt von solcher Art, daß wer immer nicht die etablierte Meinung teilt nach dem Schema vom Vogel, der das eigene Nest beschmutzt, behandelt wird. Das ist vielleicht der Grund dafür, daß über diesen Punkt in den Diskussionen bei der großen Mehrheit der Teilnehmer Einigkeit zu herrschen scheint.

 

7. Kriegsschuld

 

Die Empörung über die Annahme einer Kollektivschuld verbindet sich leicht mit der Ablehnung der Kriegsschuld und dem »Ohne uns«-Motiv.

 

A.: Aber trotzdem bestreite ich die Kollektivschuld des deutschen Volkes am Kriege, denn nun haben wir den Krieg fünf Jahre hinter uns. Wenn der Deutsche absolut schuld war, dann hätte ja jetzt tiefster Friede herrschen müssen, denn der Deutsche hat ja nun nichts mehr. Er kann nichts mehr, und er tut auch nichts mehr, er will auch nichts mehr. Aber trotzdem ist der tiefe Frieden noch nicht da. Ich meine im Gegenteil, vom Frieden kann man doch heute gar nicht mehr reden.

Vl.: Fräulein A., ich verstehe nicht ganz, was Sie damit meinen. Wir haben einen Krieg gehabt, und wir haben das erlebt, weil wir ja durch Hitler in den Krieg hineingerissen worden sind. Und nun gehen die Kriegshandlungen weiter. Diese Sachen sind eben eine Folge, daß einer angefangen hat. Nun geht es weiter. Wenn es irgendwo brennt, dann brennt es auch weiter.

A.: Ja, aber wenn das Feuer gelöscht ist, und wenn es dann immer weiterbrennt an anderer Stelle, und dann kann auch derjenige nicht schuld sein, wo es mal zuerst angefangen hat.

B.: Ja, das ist ja auch so. Wenn wir, sagen wir, keinen Hitler gehabt hätten und keinen Krieg angefangen hätten, dann wäre trotzdem der Bolschewismus dagewesen, und wäre dann einfach über Deutschland weggerollt. Und dann hätte Amerika jetzt schon den Bolschewismus, den wir erst aufgehalten haben, wo wir uns also in dem Krieg eigentlich dagegen gelehnt haben, und da hat die Welt gegen uns gestanden. Und jetzt sollen wir also zusammen mit der Welt wiederum doch gegen denselben Feind kämpfen, auch also wieder gegen den Bolschewismus stehen, gegen den wir eigentlich diesen Krieg gemacht haben, der uns vorgeworfen wird, und für den unsere Heerführer abgeurteilt worden sind. Und da will man uns nun wieder dafür begeistern. Wir sollen wiederum gegen denselben Feind kämpfen. Der größte Teil des Volkes sieht die Logik nicht ein.

(Protokoll 34, S. 12f.)

 

Wenn schon gar nichts mehr hilft, wird der ganze tatsächliche Gang der Weltgeschichte suspendiert und willkürlich ein anderer entworfen, nur damit man auf diese luftige Weise einleuchtend machen kann, daß es auch dann, also auf jeden Fall so gekommen wäre, und daß daher die Rede von Schuld des Grundes entrate. Aber gerade solche verwegenen Denkoperationen können sich auf höchst reale Tendenzen, wenn nicht der vergangenen, so dafür der gegenwärtigen Realität stützen. Wenigen Argumenten wohl eignet solche Durchschlagskraft wie dem, daß man ja heute wieder das deutsche militärische Potential gegen Rußland benötige, während man seinerzeit Hitler, anstatt ihm zu helfen, Rußland niederzuwerfen, in die Flanke gefallen wäre. Kein Zweifel ist daran, daß alle restaurativen Kräfte in Deutschland von solchen Erwägungen zehren, unbekümmert darum, daß ja Hitler zunächst mit Rußland sich verständigte und den Krieg mit denselben westlichen Mächten vom Zaun brach, denen man jetzt vorwirft, daß sie nicht klug genug gewesen wären, ihn seinerzeit schon gegen Rußland gewähren zu lassen.

Es verdient hervorgehoben zu werden, daß es nicht an Teilnehmern fehlt, welche die deutsche Kriegsschuld sans phrase zugestehen. Solche Äußerungen sind nicht selten; die Bereitschaft, die Verantwortung für den Krieg zu übernehmen, scheint größer zu sein als die, für die von den Nazis begangenen Greuel einzutreten. Ein Beispiel aus einer progressiven Gewerkschaftsgruppe mag hier genügen:

 

B.: Also der Kollege H. hält uns hier einen Vortrag über den Nationalsozialismus. An und für sich nehme ich an, daß wir vom Thema abgewichen sind, denn hier war die Frage die Schuld des deutschen Volkes ... Die Ausführungen waren lediglich so, daß eben der Hitler schuld hat. Also darüber sind wir uns ja doch im klaren: Alle. Es ist wohl keiner hier, der anderer Meinung ist.

(Protokoll 24, S. 19)

 

Diese Stelle, die unwidersprochen blieb, gibt wohl die communis opinio der Gruppe einigermaßen wieder.

Häufig wird der Kriegsschuld gegenüber so verfahren, daß nach dem Schulaufsatzschema äußerer Anlaß – tiefere Ursache zwar die Überfälle durch Hitler zugegeben werden, dann aber das Zugeständnis durch umständliche Spekulationen revoziert wird. Ein Beispiel für viele, vom Anfang einer in einem Barackenlager durchgeführten Sitzung:

 

R.: Also er hat ... gegenüber Adolf Hitler gesprochen, daß wir den Krieg angefangen hätten. Das ist ganz gut und schön. Das kann man auch nicht bestreiten, aber wer hat den Krieg angefangen? Hat ihn das Volk angefangen, und wer ist da jetzt der Schuldige? Sind wir, das Volk, der Schuldige, oder die drüben in Amerika als Volk die Schuldigen, oder wer ist nun der schuldige Teil? Das sind doch lediglich nur die Oberen, die das Geld in den Händen haben und die also die Macht entsprechend haben. Was haben wir dagegen machen können? Wer nicht gefolgt hat, der ist ins KZ gekommen. Da haben wir nichts machen können.

(Protokoll 60, S. 2)

 

Im Drang der Abwehr geht abermals die Logik in die Brüche: daß Deutschland den Krieg angefangen habe, »kann man auch nicht bestreiten«, »aber wer hat den Krieg angefangen?« Offenbar ist der latente Gedanke der, daß das »wer« mehrdeutig sei und daß dabei jedenfalls nicht an das Volk gedacht werden dürfe. Als Schuldige werden freilich nur die ganz unbestimmt beargwöhnten »Oberen, die das Geld in den Händen haben«, angeführt.

 

8. Masstab für die Schuld

 

In der oben zitierten Offiziersgruppe wird über den Maßstab der Schuld des Einzelnen oder der Völker räsoniert, und es schließt sich an die Konstatierung der Definitionsschwierigkeiten an, daß, weil eben der Begriff nicht eindeutig sich fassen lasse, wir alle mehr oder weniger »schuld seien«. Scheinphilosophische Gewissenhaftigkeit der begrifflichen Klärung ist hier ein bequemer und zugleich narzißtisch angenehmer Vorwand: weil es unmöglich sein soll, über die begriffliche Form sich zu verständigen, soll die Sache selbst nichtig sein:

 

Sch.: Ich bin der Überzeugung, daß, wenn wir das Thema Schuld aufwerfen, von Anfang an erst definieren, was wollen wir überhaupt unter Schuld verstehen, wo ist der Maßstab, mit dem die Schuld des einzelnen oder der Völker insgesamt gemessen werden soll, und sind wir nicht mehr oder weniger alle schuld? Wollen wir das nicht als Grundlage aufbauen, um dann werten zu können. Denn wie kann ich ein Urteil fällen, – dann brauche ich einen Maßstab, nach dem ich werten kann. Wenn dieser Maßstab vollkommen verwirrt wird von denen, die ihn mir bringen wollen.

(Protokoll 71, S. 34)

 

Die ausweichende Funktion solcher Erwägungen ist offenbar.

Ähnliches bietet die Stelle aus der erwähnten bayerischen Honoratiorengruppe, in der erst zwischen einer außenpolitischen und einer moralischen Schuld unterschieden wird und dann beide abgewiesen werden:

 

G.: Handelt sich hier um eine moralische Schuld oder um eine außenpolitische Schuld? Wenn es sich um eine moralische Schuld handelt, wenn sich die Fragestellung auf die moralische Seite bezieht, dann ...

H.: Gehört in den Beichtstuhl!

G.: ... dann gehört das, glaube ich, heute abend gar nicht hierher, weil die Amerikaner ja an sich genau so moralisch schuld sind, meiner Ansicht nach, genau so schlecht und gut sind wie wir auch. Wenn es sich um eine außenpolitische Schuld handeln sollte, dann aber glaube ich, sind die Ereignisse über diese Frage bereits hinweggerollt, denn wenn man ein Volk auffordert, in dieselbe Armee einzutreten, der man selbst angehört, um einen Weltfeind zu bekämpfen, dann ist die Schuldfrage erledigt, denn da kann es sich ja nur noch um ein gleichberechtigtes Mitkämpfen handeln.

(Protokoll 16, S. 28)

 

Die Stelle ist ungemein lehrreich. Fast scheint es, als wäre im Eifer der Abwehr die Kunst der begrifflichen Distinktion regrediert auf das alte sophistische Handwerk, den schwächeren Gedanken zum stärkeren zu machen. Zunächst klingt die Unterscheidung moralischer und außenpolitischer Schuld wie aus der pedantischen Disposition eines wissenschaftlichen Vortrags. Sie dient aber nicht der Klärung eines verwickelten Tatbestandes, sondern einer Departementalisierung der Zuständigkeiten, in der die Arbeitsteilung noch aufs Moralische übergeht und eben damit es auflöst. Für die moralische Schuld soll die organisierte Religion zuständig sein: der Beichtstuhl, und damit sind die Honoratioren jeglicher weiteren Sorge ledig. Die »außenpolitische Schuld« aber wird – gar nicht mit Unrecht – in die Konstellation der tatsächlichen Machtbeziehungen gerückt und daraus, daß sich die Politik der westlichen Alliierten der Bundesrepublik gegenüber geändert habe, die These deduziert, diese Art Schuld sei überholt. Hocherhobenen Hauptes wandelt das Subjekt über das Schlachtfeld der gemordeten Begriffe.

In einer christlichen Arbeiterjugend-Sitzung fragt der Versuchsleiter, ob die Frage der Schuld durch die Remilitarisierung denn erledigt sei, und erhält darauf die Antwort:

 

B.: Ja, zweifellos ist die jetzt erledigt.

(Protokoll 96, S. 20)

 

Der Redner führt das dann näher aus in einer Weise, die von vornherein den taktischen Gesichtspunkt allein gelten läßt; darauf erfolgt freilich sogleich der Widerspruch eines anderen Teilnehmers:

 

B.: Denn wenn man uns jetzt wieder sagt: So jetzt müßt ihr eure Köpfe da vorn hinhalten, dann geht euch ja gar keiner mehr zur Wehrmacht. Das ist ja jetzt sehr klug, daß man sagt, na ja, eure Schuld, die sehen wir euch nach. Aber gleich im folgenden darauf, ja aber Soldaten brauchen wir schon.

Sch.: Ja, ich bin der Meinung, entweder es war eine Schuld, dann ist sie vor fünf Jahren genau so als Schuld gewesen, und dann gilt sie auch heute noch als Schuld, oder es war keine Schuld in dem Maße; dann brauchen wir sie jetzt auch nicht so großzügig einfach ignorieren. Wenn es damals – wenn es wirklich eine Schuld ist, dann besteht die Schuld auch heute noch zurecht. Wenn es aber keine Schuld war, in dem Ausmaß, wie sie heut' gesehen wird, dann brauchen sie sie heute nicht einfach so großzügig zuzudecken, deswegen, weil sie uns momentan wieder brauchen.

(a.a.O., S. 20)

 

B. macht abermals das früher bezeichnete wirksamste Motiv der Abwehr geltend und erspäht scharfsinnig die Schwächung der moralischen Position der Alliierten durch den Wechsel in der Politik Deutschland gegenüber. Sein Partner läßt sich davon nicht unterkriegen, aber ist doch einigermaßen verwirrt, wie es die Formulierung »oder es war keine Schuld in dem Maße, dann brauchen wir sie auch jetzt nicht so großzügig einfach zu ignorieren« anzeigt.

 
Gesammelte Werke
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