Vorwort
Die ›Impromptus‹ setzen die ›Moments musicaux‹ fort. Wie diese enthalten sie einzig Arbeiten, die in die Bücher des Autors, insbesondere die beiden Bände seiner musikalischen Schriften, nicht eingegangen sind. Zeitlich wird noch weiter zurückgegriffen; die Beiträge verteilen sich über 45 Jahre. Das Ältere ist schwer oder gar nicht zugänglich; vom Späteren manches unpubliziert. Unberücksichtigt blieben zahlreiche Texte über Alban Berg. Diese sollen in einer Monographie ihren Stellenwert finden, die der Autor vorbereitet.
Zu einzelnem nur soviel: der Aufsatz über die Mahlerlieder war als Nachwort einer Auswahl geschrieben, die dann nicht zustande kam. Da der Autor in dem Mahlerbuch die Lieder nur peripher erörterte, betrachtet er den Aufsatz als wesentliche Ergänzung. Der ›Dialektische Komponist‹, aus der Schönberg-Festschrift der Universal-Edition von 1934, gehört zu dem Wenigen, was der Autor in den ersten Jahren des Nationalsozialismus zustande brachte; er hält die Abhandlung für die wichtigste Vorstufe zur ›Philosophie der neuen Musik‹ und allem, was an diese sich anschloß. Der Webernaufsatz von 1932 wäre unterm Aspekt dessen zu lesen, was darin vorweggenommen ist und erst zwanzig Jahre später ins allgemeine Bewußtsein drang.
Auch ›Musikalische Diebe, unmusikalische Richter‹ stammt aus dem Jahr 1934. Der Autor empfand die Publikation durch den Feuilletonredakteur des Stuttgarter Neuen Tagblatts, Erich Pfeiffer-Belli, dankbar als Akt oppositioneller Solidarität. Diebe auch nur figürlich zu verteidigen, war in jenen Jahren bereits politisch. Die ›Kleine Häresie‹, mehr als dreißig Jahre jünger, will als differenzierende Antithesis dazu verstanden werden.
Den Nekrolog für Steuermann verfaßte der Autor unmittelbar unter dem Eindruck der Todesnachricht. Wollte endlich ein Verlag das außerordentliche kompositorische Werk des Verstorbenen mit aller Energie pflegen, so wäre das von großer objektiv-musikalischer Relevanz.
Sollte der Autor, aus einigem Abstand, das Gemeinsame des vielfach Verzweigten benennen, er sähe es wohl im Versuch von Selbstreflexion, durch Zähigkeit und Nuancierung jeweils hinauszugelangen über das, was nun einmal für seine Position gilt. In der Position selbst liegt die Nötigung, permanent aus der Reihe zu tanzen, Sand ins Getriebe zu streuen; und es gibt keinen Gedanken, der nicht dem Getriebe ausgesetzt wäre.