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Vizepräsident. – Rat an Intellektuelle: laß dich nicht vertreten. Die Fungibilität aller Leistungen und Menschen und der daraus abgeleitete Glaube, alle müßten alles tun können, erweisen sich innerhalb des Bestehenden als Fessel. Das egalitäre Ideal der Vertretbarkeit ist ein Schwindel, wenn es nicht getragen wird vom Prinzip der Abberufbarkeit und der Verantwortung vor rank and file. Der gerade ist der Mächtigste, der möglichst wenig selber tun, möglichst viel von dem, wofür er den Namen hergibt und den Vorteil einstreicht, anderen aufbürden kann. Es scheint Kollektivismus und kommt nur auf das sich zu gut Dünken, das Ausgenommensein von Arbeit kraft der Verfügung über fremde hinaus. In der materiellen Produktion freilich ist Vertretbarkeit sachlich angelegt. Die Quantifizierung der Arbeitsprozesse setzt tendenziell den Unterschied zwischen dem vom Generaldirektor und dem vom Mann in der Gasolinstation zu Besorgenden herab. Es ist eine armselige Ideologie, daß zur Verwaltung eines Trusts unter den gegenwärtigen Bedingungen irgend mehr Intelligenz, Erfahrung, selbst Vorbildung gehört als dazu, einen Manometer abzulesen. Während man aber in der materiellen Produktion an eben dieser Ideologie zäh festhält, wird der Geist der entgegengesetzten unterworfen. Das ist die auf den Hund gekommene Lehre von der universitas literarum, von der Gleichheit aller in der Republik der Wissenschaften, die einen jeglichen nicht bloß als Kontrolleur des anderen anstellt, sondern auch ihn befähigen soll, ebensogut zu tun, was der andere tut. Vertretbarkeit unterwirft die Gedanken derselben Prozedur wie der Tausch die Dinge. Das Inkommensurable wird ausgeschieden. Da aber der Gedanke vorab die vom Tauschverhältnis herrührende, allumfassende Kommensurabilität zu kritisieren hat, so kehrt diese, als geistiges Produktionsverhältnis, sich gegen die Produktivkraft. Im materiellen Bereich ist Vertretbarkeit das bereits Mögliche und Unvertretbarkeit der Vorwand, der es verhindert; in der Theorie, der solches quid pro quo zu durchschauen ziemt, dient Vertretbarkeit der Apparatur dazu, dort noch sich fortzusetzen, wo ihr objektiver Gegensatz läge. Unvertretbarkeit allein könnte der Eingliederung des Geistes in die Angestelltenschaft Einhalt tun. Die als selbstverständlich unterschobene Forderung, es müsse jede geistige Leistung von jedem qualifizierten Mitglied der Organisation ebenso sich bewältigen lassen, macht den borniertesten wissenschaftlichen Techniker zum Maß des Geistes: woher sollte gerade dieser die Fähigkeit zur Kritik seiner eigenen Technifizierung nehmen? So bewirkt die Wirtschaft jene Gleichmacherei, über die sie mit der Geste »Haltet den Dieb« sich entrüstet. Die Frage nach der Individualität muß im Zeitalter von deren Liquidation aufs neue aufgeworfen werden. Während das Individuum, wie alle individualistischen Produktionsverfahren, hinter dem Stand der Technik zurückgeblieben und historisch veraltet ist, fällt ihm als Verurteiltem gegen den Sieger die Wahrheit wiederum zu. Denn es allein bewahrt in wie immer auch entstellter Weise die Spur dessen, was aller Technifizierung ihr Recht verleiht, und wovon diese doch zugleich selber das Bewußtsein sich abschneidet. Indem der losgelassene Fortschritt als nicht unmittelbar identisch mit dem der Menschheit sich erweist, vermag sein Gegenteil dem Fortschritt Unterschlupf zu gewähren. Bleistift und Radiergummi nützen dem Gedanken mehr als ein Stab von Assistenten. Jene, die weder dem Individualismus der geistigen Produktion ungebrochen sich überlassen, noch dem Kollektivismus der egalitär-menschenverachtenden Vertretbarkeit kopfüber sich verschreiben möchten, sind auf freie und solidarische Zusammenarbeit unter gemeinsamer Verantwortung angewiesen. Alles andere verschachert den Geist an die Formen des Geschäfts und damit schließlich an dessen Interessen.

 

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Stundenplan. – Weniges unterscheidet die Lebensweise, die dem Intellektuellen anstünde, so tief von der des Bürgers, wie daß jener die Alternative von Arbeit und Vergnügen nicht anerkennt. Arbeit, die nicht, um der Realität gerecht werden zu können, erst ihrem Subjekt all das Böse antun muß, das sie nachher den andern antun soll, ist Lust noch in der verzweifelten Anstrengung. Die Freiheit, die sie meint, ist dieselbe, welche die bürgerliche Gesellschaft einzig der Erholung vorbehält und durch solche Reglementierung zugleich zurücknimmt. Umgekehrt ist dem, der von Freiheit weiß, alles von dieser Gesellschaft tolerierte Vergnügen unerträglich, und außerhalb seiner Arbeit, die freilich einschließt, was die Bürger als »Kultur« auf den Feierabend verlegen, mag er auf keine Ersatzlust sich einlassen. Work while you work, play while you play – das zählt zu den Grundregeln der repressiven Selbstdisziplin. Eltern, denen es Prestigesache war, daß ihr Kind gute Zeugnisse nach Hause brachte, konnten es am wenigsten leiden, wenn es abends zu lange las oder überhaupt, nach ihren Begriffen, geistig sich überanstrengte. Aus ihrer Torheit aber sprach das Ingenium ihrer Klasse. Die seit Aristoteles eingeschliffene Lehre vom Maßhalten als der vernunftgemäßen Tugend ist neben anderm ein Versuch, die gesellschaftlich notwendige Aufteilung des Menschen in voneinander unabhängige Funktionen so fest zu begründen, daß es keiner von diesen mehr beikommt, in die andere überzugehen und an den Menschen zu erinnern. Man könnte aber Nietzsche so wenig in einem Büro, in dessen Vorraum die Sekretärin das Telefon betreut, bis fünf Uhr am Schreibtisch sich vorstellen, wie nach vollbrachtem Tagewerk Golf spielend. Einzig listige Verschränkung von Glück und Arbeit läßt unterm Druck der Gesellschaft eigentliche Erfahrung noch offen. Sie wird stets weniger geduldet. Auch die sogenannten geistigen Berufe werden durch Anähnelung ans Geschäft der Lust vollends entäußert. Die Atomisierung schreitet nicht nur zwischen den Menschen, sondern auch im einzelnen Individuum, zwischen seinen Lebenssphären, fort. Keine Erfüllung darf an die Arbeit sich heften, die sonst ihre funktionelle Bescheidenheit in der Totalität der Zwecke verlöre, kein Funke der Besinnung darf in die Freizeit fallen, weil er sonst auf die Arbeitswelt überspringen und sie in Brand setzen könnte. Während der Struktur nach Arbeit und Vergnügen einander immer ähnlicher werden, trennt man sie zugleich durch unsichtbare Demarkationslinien immer strenger. Aus beiden wurden Lust und Geist gleichermaßen ausgetrieben. Hier wie dort waltet tierischer Ernst und Pseudoaktivität.

 

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Musterung. – Wer, wie das so heißt, in der Praxis steht, Interessen zu verfolgen, Pläne zu verwirklichen hat, dem verwandeln die Menschen, mit denen er in Berührung kommt, automatisch sich in Freund und Feind. Indem er sie daraufhin ansieht, wie sie seinen Absichten sich einfügen, reduziert er sie gleichsam vorweg zu Objekten: die einen sind verwendbar, die andern hinderlich. Jede abweichende Meinung erscheint auf dem Bezugssystem je einmal vorgegebener Zwecke, ohne welches keine Praxis auskommt, als lästiger Widerstand, Sabotage, Intrige; jede Zustimmung, und käme sie aus dem gemeinsten Interesse, wird zur Förderung, zum Brauchbaren, zum Zeugnis der Bundesgenossenschaft. So tritt Verarmung im Verhältnis zu anderen Menschen ein: die Fähigkeit, den andern als solchen und nicht als Funktion des eigenen Willens wahrzunehmen, vor allem aber die des fruchtbaren Gegensatzes, die Möglichkeit, durch Einbegreifen des Widersprechenden über sich selber hinauszugehen, verkümmert. Sie wird ersetzt durch beurteilende Menschenkenntnis, für die schließlich noch der Beste das kleinere Übel ist und der Schlechteste nicht das größte. Diese Reaktionsweise aber, das Schema aller Administration und »Personalpolitik«, tendiert bereits von sich aus, vor aller politischen Willensbildung und aller Festlegung auf ausschließende Tickets, zum Faschismus. Wer es einmal zu seiner Sache macht, Eignungen zu beurteilen, sieht die Beurteilten aus gewissermaßen technologischer Notwendigkeit als Zugehörige oder Außenseiter, Arteigene oder Artfremde, Helfershelfer oder Opfer. Der starr prüfende, bannende und gebannte Blick, der allen Führern des Entsetzens eigen ist, hat sein Modell im abschätzenden des Managers, der den Stellenbewerber Platz nehmen heißt und sein Gesicht so beleuchtet, daß es ins Helle der Verwendbarkeit und ins Dunkle, Anrüchige des Unqualifizierten erbarmungslos zerfällt. Das Ende ist die medizinische Untersuchung nach der Alternative: Arbeitseinsatz oder Liquidation. Der neutestamentliche Satz: »Wer nicht für mich ist, ist wider mich« war von jeher dem Antisemitismus aus dem Herzen gesprochen. Es gehört zum Grundbestand der Herrschaft, jeden, der nicht mit ihr sich identifiziert, um der bloßen Differenz willen ins Lager der Feinde zu verweisen: nicht umsonst ist Katholizismus nur ein griechisches Wort für das lateinische Totalität, das die Nationalsozialisten realisiert haben. Sie bedeutet die Gleichsetzung des Verschiedenen, sei's der »Abweichung«, sei's des Andersrassigen, mit dem Gegner. Der Nationalsozialismus hat auch darin das historische Bewußtsein seiner selbst erreicht: Carl Schmitt definierte das Wesen des Politischen geradezu durch die Kategorien Freund und Feind. Der Fortschritt zu solchem Bewußtsein macht die Regression auf die Verhaltensweise des Kindes sich zu eigen, das gern hat oder sich fürchtet. Die apriorische Reduktion auf das Freund-Feind-Verhältnis ist eines der Urphänomene der neuen Anthropologie. Freiheit wäre, nicht zwischen schwarz und weiß zu wählen, sondern aus solcher vorgeschriebenen Wahl herauszutreten.

 

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Hänschen klein. – Der Intellektuelle, und gar der philosophisch gerichtete, ist von der materiellen Praxis abgeschnitten: der Ekel vor ihr trieb ihn zur Befassung mit den sogenannten geistigen Dingen. Aber die materielle Praxis ist nicht nur die Voraussetzung seiner eigenen Existenz, sondern liegt auch auf dem Grunde der Welt, mit deren Kritik seine Arbeit zusammenfällt. Weiß er nichts von der Basis, so zielt er ins Leere. Er steht vor der Wahl, sich zu informieren oder dem Verhaßten den Rücken zu kehren. Informiert er sich, so tut er sich Gewalt an, denkt gegen seine Impulse und ist obendrein in Gefahr, selber so gemein zu werden wie das, womit er sich abgibt, denn die Ökonomie duldet keinen Spaß, und wer sie auch nur verstehen will, muß »ökonomisch denken«. Läßt er sich aber nicht darauf ein, so hypostasiert er seinen an der ökonomischen Realität, dem abstrakten Tauschverhältnis überhaupt erst gebildeten Geist als Absolutes, während er zum Geist werden könnte einzig in der Besinnung auf die eigene Bedingtheit. Der Geistige wird dazu verführt, eitel und beziehungslos den Reflex für die Sache unterzuschieben. Die einfältig-verlogene Wichtigkeit, wie sie Geistesprodukten im öffentlichen Kulturbetrieb zugewiesen wird, fügt Steine zu der Mauer hinzu, welche die Erkenntnis von der wirtschaftlichen Brutalität absperrt. Dem Geistesgeschäft verhilft die Isolierung des Geistes vom Geschäft zur bequemen Ideologie. Das Dilemma teilt sich den intellektuellen Verhaltensweisen bis in die subtilsten Reaktionen hinein mit. Nur wer gewissermaßen sich rein erhält, hat Haß, Nerven, Freiheit und Beweglichkeit genug, der Welt zu widerstehen, aber gerade vermöge der Illusion der Reinheit – denn er lebt als »dritte Person« – läßt er die Welt nicht draußen bloß, sondern noch im Innersten seiner Gedanken triumphieren. Wer aber das Getriebe allzu gut kennt, verlernt darüber es zu erkennen; ihm schwinden die Fähigkeiten der Differenz, und wie den anderen der Fetischismus der Kultur, so bedroht ihn der Rückfall in die Barbarei. Daß die Intellektuellen zugleich Nutznießer der schlechten Gesellschaft und doch diejenigen sind, von deren gesellschaftlich unnützer Arbeit es weithin abhängt, ob eine von Nützlichkeit emanzipierte Gesellschaft gelingt – das ist kein ein für allemal akzeptabler und dann irrelevanter Widerspruch. Er zehrt unablässig an der sachlichen Qualität. Wie der Intellektuelle es macht, macht er es falsch. Er erfährt drastisch, als Lebensfrage die schmähliche Alternative, vor welche insgeheim der späte Kapitalismus all seine Angehörigen stellt: auch ein Erwachsener zu werden oder ein Kind zu bleiben.

 

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Ringverein. – Es gibt einen Typus von Intellektuellen, dem um so gründlicher zu mißtrauen ist, je mehr er durch Redlichkeit des Bemühens, »geistigen Ernst«, oft auch durch bescheidene Sachlichkeit für sich einnimmt. Das sind die ringenden Menschen, die permanent im Kampf mit sich selbst, in Entscheidungen unter Einsatz der ganzen Person leben. Aber so schrecklich geht es gar nicht zu. Steht ihnen doch für ihr radikales sich aufs Spiel Setzen eine zuverlässige Armatur zur Verfügung, deren schlagfertige Anwendung den Kampf mit dem Engel zugleich Lügen straft: man braucht nur in den Büchern des Verlegers Eugen Diederichs zu blättern oder in denen einer gewissen Art muckerhaft-emanzipierter Theologen. Das markige Vokabular weckt Zweifel an der Fairness der von der Innerlichkeit arrangierten und ausgefochtenen Ringkämpfe. Die Ausdrücke sind allesamt von Krieg, leibhafter Gefahr, wirklicher Vernichtung entlehnt, aber sie beschreiben bloß Vorgänge der Reflexion, die zwar bei Kierkegaard und Nietzsche, auf welche die Ringer mit Vorliebe hinweisen, mit dem tödlichen Ausgang zusammenhängen mochten, ganz gewiß aber nicht bei ihren unerbetenen Gefolgsleuten, die sich selber aufs Wagnis berufen. Während sie die Sublimierung des Daseinskampfs sich zur doppelten Ehre, der der Vergeistigung und des Mutes anrechnen, ist zugleich durch die Verinnerlichung das Gefahrmoment neutralisiert, zu einem Ingredienz selbstgefällig wurzelhafter, kerngesunder Weltanschauung herabgesetzt. Der Außenwelt steht man indifferentüberlegen gegenüber, vorm Ernst der Entscheidung kommt sie gar nicht in Betracht; so wird sie gelassen, wie sie ist, und am Ende doch anerkannt. Die wilden Ausdrücke sind kunstgewerblicher Schmuck wie die Kaurimuscheln der Gymnastikmädchen, mit denen die Ringer so gern sich zusammenfinden. Der Schwertertanz ist vorentschieden. Ganz gleich, ob der Imperativ siegt oder das Recht des Individuums – ob es dem Kandidaten gelingt, vom persönlichen Gottesglauben sich zu befreien oder ihn wieder zu gewinnen, ob er dem Abgrund des Seins gegenübersteht oder dem erschütternden Erlebnis des Sinnes, er fällt auf die Füße. Denn die Macht, welche die Konflikte lenkt, das Ethos von Verantwortung und Aufrichtigkeit, ist allemal autoritärer Art, eine Maske des Staates. Wählen sie die anerkannten Güter, dann ist sowieso alles in Ordnung. Kommen sie zu rebellischen Beschlüssen, so entsprechen sie auftrumpfend der Nachfrage nach prächtigen, unabhängigen Männern. In jedem Fall billigen sie als gute Söhne die Stelle, welche sie zur Verantwortung ziehen könnte, und in deren Namen doch eigentlich der ganze inwendige Prozeß angestrengt ward: der Blick, unter dem man wie zwei ungezogene Schuljungen sich zu balgen scheint, ist von vornherein der strafende. Kein Ringkampf ohne Richter: die ganze Balgerei ist inszeniert von der ins Individuum eingewanderten Gesellschaft, die zugleich den Kampf überwacht und mitspielt. Sie triumphiert um so fataler, je oppositioneller die Resultate sind: Pfaffen und Oberlehrer, deren Gewissen ihnen weltanschauliche Konfessionen abnötigte, die sie mit ihren Behörden in Schwierigkeiten brachten, sympathisierten stets mit Verfolgung und Gegenrevolution. Wie dem sich selbst bestätigenden Konflikt ein wahnhaftes Element beigesellt ist, so liegt in der angedrehten Dynamik der Selbstquälerei die Repression auf dem Sprunge. Sie entfalten den ganzen seelischen Betrieb nur, weil es ihnen nicht erlaubt ward, Wahn und Wut draußen loszulassen, und sind bereit, den Kampf mit dem inneren Feind wiederum in die Tat umzusetzen, die nach ihrer Meinung ohnehin am Anfang war. Ihr Prototyp ist Luther, der Erfinder der Innerlichkeit, der sein Tintenfaß dem leibhaftigen Teufel, den es nicht gibt, an den Kopf warf und schon die Bauern und Juden meinte. Nur der verkrüppelte Geist braucht den Selbsthaß, um sein geistiges Wesen, das die Unwahrheit ist, mit Brachialgewalt zu demonstrieren.

 

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Dummer August. – Daß das Individuum mit Haut und Haaren liquidiert werde, ist noch zu optimistisch gedacht. Wäre doch in seiner bündigen Negation, der Abschaffung der Monade durch Solidarität, zugleich die Rettung des Einzelwesens angelegt, das gerade in seiner Beziehung aufs Allgemeine erst ein Besonderes würde. Weit entfernt davon ist der gegenwärtige Zustand. Das Unheil geschieht nicht als radikale Auslöschung des Gewesenen, sondern indem das geschichtlich Verurteilte tot, neutralisiert, ohnmächtig mitgeschleppt wird und schmählich hinunterzieht. Mitten unter den standardisierten und verwalteten Menscheneinheiten west das Individuum fort. Es steht sogar unter Schutz und gewinnt Monopolwert. Aber es ist in Wahrheit bloß noch die Funktion seiner eigenen Einzigkeit, ein Ausstellungsstück wie die Mißgeburten, welche einstmals von Kindern bestaunt und belacht wurden. Da es keine selbständige ökonomische Existenz mehr führt, gerät sein Charakter in Widerspruch mit seiner objektiven gesellschaftlichen Rolle. Gerade um dieses Widerspruchs willen wird es im Naturschutzpark gehegt, in müßiger Kontemplation genossen. Die nach Amerika importierten Individualitäten, die durch den Import bereits keine mehr sind, heißen colorful personality. Ihr eifrig hemmungsloses Temperament, ihre quicken Einfälle, ihre »Originalität«, wäre es auch nur besondere Häßlichkeit, selbst ihr Kauderwelsch verwerten das Menschliche als Clownskostüm. Da sie dem universalen Konkurrenzmechanismus unterliegen und durch nichts anderes dem Markt sich angleichen und durchkommen können als durch ihr erstarrtes Anderssein, so stürzen sie sich passioniert ins Privileg ihres Selbst und übertreiben sich dermaßen, daß sie vollends ausrotten, wofür sie gelten. Sie pochen schlau auf ihre Naivetät, welche, wie sie rasch herausbekommen, die Maßgebenden so gern mögen. Sie verkaufen sich als Herzenswärmer in der kommerziellen Kälte, schmeicheln sich ein durch aggressive Witze, die von den Protektoren masochistisch genossen werden, und bestätigen durch lachende Würdelosigkeit die ernste Würde des Wirtsvolkes. Ähnlich mögen die Graeculi im römischen Imperium sich benommen haben. Die ihre Individualität feilhalten, machen als ihr eigener Richter freiwillig den Urteilsspruch sich zu eigen, den die Gesellschaft über sie verhängt hat. So rechtfertigen sie auch objektiv das Unrecht, das ihnen widerfuhr. Die allgemeine Regression unterbieten sie als privat Regredierte, und selbst ihr lauter Widerstand ist meist nur ein verschlageneres Mittel der Anpassung aus Schwäche.

 

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Schwarze Post. – Wem nicht zu raten ist, ist nicht zu helfen, sagten die Bürger, die mit dem Rat, der nichts kostet, von der Hilfe sich loskaufen und zugleich Macht über den Erledigten gewinnen wollten, der zu ihnen kam. Aber es steckte wenigstens noch der Appell an die Vernunft darin, die im Bittenden und im nicht Gewährenden als die gleiche vorgestellt war und von fern an Gerechtigkeit erinnerte: wer den klugen Rat befolgte, dem mochte zuweilen selbst ein Ausweg sich zeigen. Das ist vorbei. Wer nicht helfen kann, sollte darum auch nicht raten: in einer Ordnung, in der alle Mauselöcher verstopft sind, wird der bloße Rat unmittelbar zum Verdammungsurteil. Er läuft unweigerlich darauf hinaus, daß der Bittende genau das tun muß, wogegen am heftigsten sich sträubt, was von seinem Ich etwa noch übrigblieb. Durch tausend Situationen gewitzigt, weiß er denn auch schon alles, was man ihm raten möchte, und kommt erst, wenn er mit der Klugheit zu Ende ist und etwas geschehen müßte. Er wird nicht besser dabei. Wer einmal Rat wollte und keine Hilfe mehr findet, schließlich überhaupt der Schwächere, erscheint vorweg als Erpresser, dessen Verhaltensweise in der Tat mit der Vertrustung unaufhaltsam sich ausbreitet. Man kann das am schärfsten an einem bestimmten Typus von Hilfsbereiten beobachten, welche die Interessen bedürftiger und ohnmächtiger Freunde wahren, in ihrem Eifer jedoch etwas finster Drohendes annehmen. Noch ihre letzte Tugend, Selbstlosigkeit, ist zweideutig. Während sie zu Recht für den eintreten, der nicht zugrunde gehen soll, steht hinter dem beharrlichen »Du mußt helfen« schon schweigende Berufung auf die Übermacht der Kollektive und Gruppen, mit denen es zu verderben keiner mehr sich leisten kann. Indem sie den Unbarmherzigen nicht auslassen, werden die Barmherzigen zu Sendboten der Unbarmherzigkeit.

 

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Taubstummenanstalt. – Während die Schulen die Menschen im Reden drillen wie in der ersten Hilfe für die Opfer von Verkehrsunfällen und im Bau von Segelflugzeugen, werden die Geschulten immer stummer. Sie können Vorträge halten, jeder Satz qualifiziert sie fürs Mikrophon, vor das sie als Stellvertreter des Durchschnitts plaziert werden, aber die Fähigkeit miteinander zu sprechen erstickt. Sie setzte mitteilenswerte Erfahrung, Freiheit zum Ausdruck, Unabhängigkeit zugleich und Beziehung voraus. Im allumgreifenden System wird Gespräch zur Bauchrednerei. Jeder ist sein eigener Charlie McCarthy: daher dessen Popularität. Insgesamt werden die Worte den Formeln gleich, die ehedem der Begrüßung und dem Abschied vorbehalten waren. Ein mit Erfolg auf die jüngsten Desiderate hin erzogenes Mädchen etwa müßte in jedem Augenblick genau sagen, was diesem als einer »Situation« angemessen ist, und wofür probate Anweisungen vorliegen. Solcher Determinismus der Sprache durch Anpassung aber ist ihr Ende: die Beziehung zwischen Sache und Ausdruck ist durchschnitten, und wie die Begriffe der Positivisten bloß noch Spielmarken sein sollen, so sind die der positivistischen Menschheit buchstäblich zu Münzen geworden. Es geschieht den Stimmen der Redenden, was der Einsicht der Psychologie zufolge der des Gewissens widerfuhr, von deren Resonanz alle Rede lebt: sie werden bis in den feinsten Tonfall durch einen gesellschaftlich präparierten Mechanismus ersetzt. Sobald er nicht mehr funktioniert, Pausen eintreten, die in den ungeschriebenen Gesetzbüchern nicht vorgesehen waren, folgt Panik. Um ihretwillen hat man sich auf umständliches Spiel und andere Freizeitbeschäftigungen verlegt, die von der Gewissenslast der Sprache dispensieren sollen. Der Schatten der Angst aber fällt verhängnisvoll über die Rede, die noch übrig ist. Unbefangenheit und Sachlichkeit in der Erörterung von Gegenständen verschwinden noch im engsten Kreis, so wie in der Politik längst die Diskussion vom Machtwort abgelöst ward. Das Sprechen nimmt einen bösen Gestus an. Er wird sportifiziert. Man will möglichst viele Punkte machen: keine Unterhaltung, in die nicht wie ein Giftstoff die Gelegenheit zur Wette sich eindrängte. Die Affekte, die im menschenwürdigen Gespräch dem Behandelten galten, heften sich verbohrt ans pure Rechtbehalten, außer allem Verhältnis zur Relevanz der Aussage. Als reine Machtmittel aber nehmen die entzauberten Worte magische Gewalt über die an, die sie gebrauchen. Immer wieder kann man beobachten, daß einmal Ausgesprochenes, mag es noch so absurd, zufällig oder unrecht sein, weil es einmal gesagt ward, den Redenden als sein Besitz so tyrannisiert, daß er nicht davon ablassen kann. Wörter, Zahlen, Termine machen, einmal ausgeheckt und geäußert, sich selbständig und bringen jedem Unheil, der in ihre Nähe kommt. Sie bilden eine Zone paranoischer Ansteckung, und es bedarf aller Vernunft, um ihren Bann zu brechen. Die Magisierung der großen und nichtigen politischen Schlagworte wiederholt sich privat, bei den scheinbar neutralsten Gegenständen: die Totenstarre der Gesellschaft überzieht noch die Zelle der Intimität, die vor ihr sich geschützt meint. Nichts wird der Menschheit nur von außen angetan: das Verstummen ist der objektive Geist.

 

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Vandalen. – Was seit dem Aufkommen der großen Städte als Hast, Nervosität, Unstetigkeit beobachtet wurde, breitet nun so epidemisch sich aus wie einmal Pest und Cholera. Dabei kommen Kräfte zum Vorschein, von denen die pressierten Passanten des neunzehnten Jahrhunderts nichts sich träumen ließen. Alle müssen immerzu etwas vorhaben. Freizeit verlangt ausgeschöpft zu werden. Sie wird geplant, auf Unternehmungen verwandt, mit Besuch aller möglichen Veranstaltungen oder auch nur mit möglichst rascher Fortbewegung ausgefüllt. Der Schatten davon fällt über die intellektuelle Arbeit. Sie geschieht mit schlechtem Gewissen, als wäre sie von irgendwelchen dringlichen, wenngleich nur imaginären Beschäftigungen abgestohlen. Um sich vor sich selbst zu rechtfertigen, praktiziert sie den Gestus des Hektischen, des Hochdrucks, des unter Zeitnot stehenden Betriebs, der jeglicher Besinnung, ihr selber also, im Wege steht. Oft ist es, als reservierten die Intellektuellen für ihre eigentliche Produktion nur eben die Stunden, die ihnen von Verpflichtungen, Ausgängen, Verabredungen und unvermeidlichen Vergnügungen übrig bleiben. Widerwärtig, doch einigermaßen rational ist noch der Prestigegewinn dessen, der als so wichtiger Mann sich präsentieren kann, daß er überall dabei sein muß. Er stilisiert sein Leben mit absichtlich schlecht gespielter Unzufriedenheit als einen einzigen acte de présence. Die Freude, mit der er eine Einladung unter Hinweis auf eine bereits akzeptierte ablehnt, meldet den Triumph in der Konkurrenz an. Wie darin, so wiederholen sich allgemein die Formen des Produktionsprozesses im Privatleben oder in den von jenen Formen ausgenommenen Bereichen der Arbeit. Das ganze Leben soll wie Beruf aussehen und durch solche Ähnlichkeit verbergen, was noch nicht unmittelbar dem Erwerb gewidmet ist. Die Angst, die darin sich äußert, reflektiert aber nur eine viel tiefere. Die unbewußten Innervationen, die jenseits der Denkprozesse die individuelle Existenz auf den historischen Rhythmus einstimmen, gewahren die heraufziehende Kollektivierung der Welt. Da jedoch die integrale Gesellschaft nicht sowohl die Einzelnen positiv in sich aufhebt, als vielmehr zu einer amorphen und fügsamen Masse sie zusammenpreßt, so graut jedem Einzelnen vor dem als unausweichlich erfahrenen Prozeß des Aufgesaugtwerdens. Doing things and going places ist ein Versuch des Sensoriums, eine Art Reizschutz gegen die drohende Kollektivierung herzustellen, auf diese sich einzuüben, indem man gerade in den scheinbar der Freiheit überlassenen Stunden sich selber als Mitglied der Masse schult. Die Technik dabei ist, die Gefahr womöglich zu überbieten. Man lebt gewissermaßen noch schlimmer, also mit noch weniger Ich, als man erwartet leben zu müssen. Zugleich lernt man durch das spielerische Zuviel an Selbstaufgabe, daß einem im Ernst ohne Ich zu leben nicht schwerer fallen könnte sondern leichter. Dabei hat man es sehr eilig, denn beim Erdbeben wird nicht geläutet. Wenn man nicht mitmacht, und das will sagen, wenn man nicht leibhaft im Strom der Menschen schwimmt, fürchtet man, wie beim allzu späten Eintritt in die totalitäre Partei, den Anschluß zu verpassen und die Rache des Kollektivs auf sich zu ziehen. Pseudoaktivität ist eine Rückversicherung, der Ausdruck der Bereitschaft zur Selbstpreisgabe, durch die einzig man noch die Selbsterhaltung zu garantieren ahnt. Sekurität winkt in der Anpassung an die äußerste Insekurität. Sie wird als Freibrief auf die Flucht vorgestellt, die einen möglichst rasch an einen anderen Ort bringt. In der fanatischen Liebe zu den Autos schwingt das Gefühl physischer Obdachlosigkeit mit. Es liegt dem zugrunde, was die Bürger zu Unrecht die Flucht vor sich selbst, vor der inneren Leere zu nennen pflegten. Wer mit will, darf sich nicht unterscheiden. Psychologische Leere ist selber erst das Ergebnis der falschen gesellschaftlichen Absorption. Die Langeweile, vor der die Menschen davonlaufen, spiegelt bloß den Prozeß des Davonlaufens zurück, in dem sie längst begriffen sind. Darum allein erhält der monströse Vergnügungsapparat sich am Leben und schwillt immer mehr auf, ohne daß ein einziger Vergnügen davon hätte. Er kanalisiert den Drang dabei zu sein, der sonst wahllos, anarchisch, als Promiskuität oder wilde Aggression dem Kollektiv sich an den Hals werfen würde, das zugleich doch aus niemand anderem besteht als aus denen unterwegs. Am nächsten verwandt sind sie den Süchtigen. Ihr Impuls reagiert exakt auf die Dislokation der Menschheit, wie sie von der trüben Verwischung des Unterschieds von Stadt und Land, der Abschaffung des Hauses, über die Züge von Millionen Erwerbsloser, bis zu den Deportationen und Völkerverschiebungen im verwüsteten europäischen Kontinent führt. Das Nichtige, Inhaltslose aller kollektiven Rituale seit der Jugendbewegung stellt nachträglich als tastende Vorwegnahme übermächtiger historischer Schläge sich dar. Die Unzähligen, die plötzlich der eigenen abstrakten Quantität und Mobilität, dem von der Stelle Kommen in Schwärmen wie einem Rauschgift verfallen, sind Rekruten der Völkerwanderung, in deren verwilderten Räumen die bürgerliche Geschichte zu verenden sich anschickt.

 

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Bilderbuch ohne Bilder. – Der objektiven Tendenz der Aufklärung, die Macht aller Bilder über die Menschen zu tilgen, entspricht kein subjektiver Fortschritt des aufgeklärten Denkens zur Bilderlosigkeit. Indem der Bildersturm nach den metaphysischen Ideen unaufhaltsam die ehedem als rational verstandenen, die eigentlich gedachten Begriffe demoliert, geht das von Aufklärung entbundene und gegen Denken geimpfte Denken in zweite Bildlichkeit, eine bilderlose und befangene, über. Mitten im Netz der ganz abstrakt gewordenen Beziehungen der Menschen untereinander und zu den Sachen entschwindet die Fähigkeit zur Abstraktion. Die Entfremdung der Schemata und Klassifikationen von den darunter befaßten Daten, ja die reine Quantität des verarbeiteten Materials, die dem Umkreis der einzelmenschlichen Erfahrung ganz inkommensurabel geworden ist, zwingt unablässig zur archaischen Rückübersetzung in sinnliche Zeichen. Die Männchen und Häuschen, die hieroglyphenhaft die Statistik durchsetzen, mögen in jedem Einzelfall akzidentiell, als bloße Hilfsmittel erscheinen. Aber sie sehen nicht umsonst ungezählten Reklamen, Zeitungsstereotypen, Spielzeugfiguren so ähnlich. In ihnen siegt die Darstellung übers Dargestellte. Ihre übergroße, simplistische und daher falsche Verständlichkeit bekräftigt die Unverständlichkeit der intellektuellen Verfahren selber, die von deren Falschheit – der blinden begriffslosen Subsumtion – nicht getrennt werden kann. Die allgegenwärtigen Bilder sind keine, weil sie das ganz Allgemeine, den Durchschnitt, das Standardmodell als je Eines, Besonderes präsentieren zugleich und verlachen. Aus der Abschaffung des Besonderen wird auch noch hämisch das Besondere gemacht. Das Verlangen danach hat sich bereits im Bedürfnis sedimentiert und wird allerorten von der Massenkultur, nach dem Muster der Funnies, vervielfacht. Was einmal Geist hieß, wird von Illustration abgelöst. Nicht bloß daß die Menschen sich nicht mehr vorzustellen vermögen, was ihnen nicht abgekürzt gezeigt und eingedrillt wird. Sogar der Witz, in dem einmal die Freiheit des Geistes mit den Fakten zusammenstieß und diese explodieren machte, ist an die Illustration übergegangen. Die Bildwitze, welche die Magazine füllen, sind großenteils ohne Pointe, sinnleer. Sie bestehen in nichts anderem als in der Herausforderung des Auges zum Wettkampf mit der Situation. Man soll, durch ungezählte Präzedenzfälle geschult, rascher sehn, was »los ist«, als die Bedeutungsmomente der Situation sich entfalten. Was von solchen Bildern vorgemacht, vom gewitzigten Betrachter nachvollzogen wird, ist, im Einschnappen auf die Situation, in der widerstandslosen Unterwerfung unter die leere Übermacht der Dinge alles Bedeuten wie einen Ballast abzuwerfen. Der zeitgemäße Witz ist der Selbstmord der Intention. Wer ihn begeht, findet sich belohnt durch Aufnahme ins Kollektiv der Lacher, welche die grausamen Dinge auf ihrer Seite haben. Wollte man solche Witze denkend zu verstehen trachten, so bliebe man hilflos hinterm Tempo der losgelassenen Sachen zurück, die in der einfachsten Karikatur noch rasen wie in der Hetzjagd am Ende des Trickfilms. Gescheitheit wird ganz unmittelbar zur Dummheit im Angesicht des regressiven Fortschritts. Dem Gedanken bleibt kein Verstehen als das Entsetzen vorm Unverständlichen. Wie der besonnene Blick, der dem lachenden Plakat einer Zahnpastaschönheit begegnet, in ihrem angestellten Grinsen der Qual der Folter gewahr wird, so springt ihm aus jedem Witz, ja eigentlich aus jeder Bilddarstellung das Todesurteil übers Subjekt entgegen, das im universalen Sieg der subjektiven Vernunft eingeschlossen liegt.

 

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Intention und Abbild. – Der Pseudorealismus der Kulturindustrie, ihr Stil, bedarf nicht erst der betrügerischen Veranstaltung der Filmmagnaten und ihrer Lakaien, sondern wird unter den herrschenden Bedingungen der Produktion vom Stilprinzip des Naturalismus selber erzwungen. Wollte nämlich, etwa nach der Forderung Zolas, der Film sich blind der Darstellung des alltäglichen Lebens überlassen, wie es mit den Mitteln der bewegten Photographie und der Klangaufnahme in der Tat durchzuführen wäre, so entstünde ein den Sehgewohnheiten des Publikums fremdes, diffuses, nach außen unartikuliertes Gebilde. Der radikale Naturalismus, den die Technik des Films nahelegt, würde jeglichen Sinnzusammenhang an der Oberfläche auflösen und in den äußersten Gegensatz zum vertrauten Realismus geraten. Der Film würde in den assoziativen Strom der Bilder übergehen und seine Form einzig als deren reine, immanente Konstruktion empfangen. Bemüht er sich jedoch aus kommerzieller Rücksicht, oder selbst einer sachlichen Intention zuliebe, statt dessen Worte und Gesten so zu wählen, daß sie auf eine sinnverleihende Idee bezogen werden, so gerät der vielleicht unvermeidliche Versuch in ebenso unvermeidlichen Widerspruch mit der naturalistischen Voraussetzung. Die geringere Dichte der Abbildlichkeit in der naturalistischen Literatur ließ für Intentionen noch Raum: in dem lückenlosen Gefüge der Verdoppelung der Realität durch die technische Apparatur des Films wird jede Intention, und wäre es selbst die Wahrheit, zur Lüge. Das Wort, das dem Zuhörer den Charakter des Redenden oder gar die Bedeutung des Ganzen einhämmern soll, klingt, verglichen mit der buchstäblichen Treue des Abbilds, »unnatürlich«. Es rechtfertigt schon die Welt als selber gleichermaßen sinnvolle, ehe nur der erste planvolle Schwindel, die erste eigentliche Entstellung begangen ist. So redet kein Mensch, so bewegt sich kein Mensch, während der Film immerzu urgiert, so täten es alle. Man ist in einer Falle: der Konformismus wird a priori vom Bedeuten an sich bewirkt, gleichgültig was die konkrete Bedeutung sein mag, während doch nur durch Bedeuten der Konformismus, die respektvolle Wiederholung des Faktischen, erschüttert werden könnte. Wahre Intentionen wären möglich erst beim Verzicht auf die Intention. Daß diese und der Realismus unvereinbar, daß die Synthese zur Lüge wurde, liegt am Begriff der Deutlichkeit. Er ist zweideutig. Ungeschieden bezieht er sich auf die Organisation der Sache als solcher und auf ihre Übermittlung ans Publikum. Diese Zweideutigkeit aber ist kein Zufall. Deutlichkeit bezeichnet den Indifferenzpunkt von objektiver Vernunft und Kommunikation. In ihr ist das Recht enthalten, daß die objektive Gestalt, der realisierte Ausdruck aus sich heraus nach außen sich wendet und spricht, und das Unrecht, die Gestalt durch Einrechnung des Angeredeten zu verderben. Eine jede künstlerische, auch theoretische Arbeit muß der Not solchen Doppelsinns gewachsen sich zeigen. Deutliche Gestaltung, sei sie noch so esoterisch, gibt dem Konsum nach; undeutliche ist dilettantisch nach ihren immanenten Kriterien. Die Qualität entscheidet sich nach der Tiefe, in der das Gebilde die Alternative in sich selbst aufnimmt und so sie meistert.

 

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Staatsaktion. – Fürs Absterben der Kunst spricht die zunehmende Unmöglichkeit der Darstellung des Geschichtlichen. Daß es kein zureichendes Drama über den Faschismus gibt, liegt nicht am Mangel an Talent, sondern das Talent verkümmert an der Unlösbarkeit der dringlichsten Aufgabe des Dichters. Er hat zwischen zwei Prinzipien zu wählen, die beide der Sache gleich unangemessen sind: der Psychologie und dem Infantilismus. Jene, mittlerweile ästhetisch veraltet, ist von den bedeutenden Künstlern als Trick und mit schlechtem Gewissen gehandhabt worden, seitdem das neuere Drama seinen Gegenstand in der Politik zu erblicken lernte. In Schillers Vorrede zu Fiesco heißt es: »Wenn es wahr ist, daß nur Empfindung Empfindung weckt, so müßte, däucht mich, der politische Held in eben dem Grade kein Subjekt für die Bühne seyn, in welchem er den Menschen hintansetzen muß, um der politische Held zu seyn. Es stand dabei nicht bei mir, meiner Fabel jene lebendige Glut einzuhauchen, welche durch das lautere Produkt der Begeisterung herrscht, aber die kalte, unfruchtbare Staatsaktion aus dem menschlichen Herzen herauszuspinnen, und eben dadurch an das menschliche Herz wieder anzuknüpfen – den Mann durch den staatsklugen Kopf zu verwickeln – und von der erfinderischen Intrigue Situationen für die Menschheit zu entlehnen – das stand bei mir. Mein Verhältnis mit der bürgerlichen Welt machte mich auch mit dem Herzen bekannter, als mit dem Kabinett, und vielleicht ist eben diese politische Schwäche zu einer poetischen Tugend geworden.« Schwerlich. Die Anknüpfung der entfremdeten Geschichte ans menschliche Herz war schon bei Schiller ein Vorwand, die Unmenschlichkeit der Geschichte als menschlich-verständlich zu rechtfertigen, und wurde dramaturgisch Lügen gestraft, wann immer die Technik den »Mann« und den »staatsklugen Kopf« in eins setzte; so bei der buffonesk-zufälligen Ermordung Leonores durch den Verräter seiner eigenen Verschwörung. Die Tendenz zur ästhetischen Reprivatisierung zieht der Kunst den Boden unter den Füßen fort, während sie den Humanismus zu konservieren trachtet. Die Kabalen der allzu gut gebauten Stücke Schillers sind ohnmächtige Hilfskonstruktionen zwischen den Leidenschaften der Menschen und der ihnen bereits inkommensurablen und darum in menschlichen Motivationen nicht mehr greifbaren sozialen und politischen Realität. Jüngst ist daraus der Eifer der biographischen Schundliteratur geworden, berühmte Leute unberühmten menschlich näher zu bringen. Dem gleichen Drang zur falschen Vermenschlichung entspringt die berechnende Wiedereinführung des plots, der Handlung als eines einstimmigen, nachvollziehbaren Sinnzusammenhangs. Dieser wäre unter den Voraussetzungen des photographischen Realismus im Film nicht zu halten. Indem man ihn willkürlich restauriert, fällt man hinter die Erfahrungen der großen Romane zurück, von denen der Film parasitär lebt; sie besaßen ihren Sinn gerade in der Auflösung des Sinnzusammenhangs.

Macht man jedoch mit all dem reinen Tisch und sucht die politische Sphäre in ihrer Abstraktheit und Außermenschlichkeit darzustellen, unter Ausschluß der trugvollen Vermittlungen des Inwendigen, so fährt man nicht besser. Denn es ist gerade die essentielle Abstraktheit dessen, was wirklich sich ereignet, die dem ästhetischen Bilde schlechterdings sich verweigert. Um sie überhaupt ausdrucksfähig zu machen, sieht der Dichter sich gezwungen, sie in eine Art Kindersprache, in Archetypen zu übersetzen und so ein zweites Mal »nahezubringen« – nicht länger der Einfühlung, aber jenen Instanzen der auffassenden Betrachtung, die noch vor der Konstitution der Sprache liegen, deren selbst das epische Theater nicht entraten kann. Der Appell an diese Instanzen sanktioniert formal bereits die Auflösung des Subjekts in der kollektiven Gesellschaft. Das Objekt aber wird von solcher Übersetzungarbeit kaum weniger verfälscht als ein Religionskrieg durch die Deduktion aus den erotischen Nöten einer Königin. Denn so infantil wie die simplistische Dramatik sind heute gerade die Menschen, deren Darstellung sie abschwört. Die politische Ökonomie jedoch, deren Darstellung sie sich statt dessen zur Aufgabe setzt, ist unverändert im Prinzip, doch in jedem ihrer Momente so differenziert und fortgeschritten, daß sie der schematischen Parabel sich entzieht. Vorgänge innerhalb der großen Industrie als solche zwischen gaunerhaften Gemüsehändlern zu präsentieren, reicht eben aus für den schnell verbrauchten Schock, nicht aber für die dialektische Dramatik. Die Illustration des späten Kapitalismus durch Bilder aus dem agraren oder kriminalistischen Vorstellungsschatz läßt nicht das Unwesen der heutigen Gesellschaft aus seiner Vermummung durch komplizierte Phänomene rein hervortreten. Sondern die Unbesorgtheit um die Phänomene, die selber aus dem Wesen zu entfalten wären, entstellt das Wesen. Sie interpretiert die Machtübernahme durch die Größten harmlos als Machination von Rackets außerhalb der Gesellschaft, nicht als das Zusichselbstkommen der Gesellschaft an sich. Die Undarstellbarkeit des Faschismus aber rührt daher, daß es in ihm so wenig wie in seiner Betrachtung Freiheit des Subjekts mehr gibt. Vollendete Unfreiheit läßt sich erkennen, nicht darstellen. Wo in politischen Erzählungen heute Freiheit als Motiv vorkommt, wie beim Lob heroischen Widerstands, hat es das Beschämende der ohnmächtigen Versicherung. Der Ausgang wirkt allemal als durch die große Politik vorgezeichnet, und Freiheit selber tritt ideologisch, als Rede über Freiheit, mit stereotypen Deklamationen, nicht in menschlich kommensurablen Handlungen hervor. Kunst läßt nach der Auslöschung des Subjekts am wenigsten durch dessen Ausstopfung sich retten, und das Objekt, das heute ihrer allein würdig wäre, das reine Unmenschliche, entzieht sich ihr zugleich durch Unmaß und Unmenschlichkeit.

 

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Dämpfer und Trommel. – Geschmack ist der treueste Seismograph der historischen Erfahrung. Wie kaum ein anderes Vermögen ist er fähig, sogar das eigene Verhalten aufzuzeichnen. Er reagiert gegen sich selber und erkennt sich als geschmacklos. Künstler, die abstoßen, schockieren, Sprecher der ungemilderten Grausamkeit lassen in ihrer Idiosynkrasie vom Geschmack sich leiten: das Genre Still und Fein jedoch, die Domäne der neuromantisch Nervösen, Sensiblen liegt selbst bei ihren Protagonisten als so derb und ahnungslos zutage wie der Rilkevers »Denn Armut ist ein großer Glanz aus Innen ...« Der zarte Schauder, das Pathos des Verschiedenseins sind nur noch genormte Masken im Kult der Unterdrückung. Gerade den ästhetisch avancierten Nerven ist das selbstgerecht Ästhetische unerträglich geworden. So durch und durch geschichtlich ist das Individuum, daß es mit dem feinen Gefädel seiner spätbürgerlichen Organisation gegen das feine Gefädel spätbürgerlicher Organisation zu rebellieren vermag. Im Widerwillen gegen allen künstlerischen Subjektivismus, gegen Ausdruck und Beseeltheit sträuben sich die Haare gegen den Mangel an historischem Takt, nicht anders als nur je der Subjektivismus selber vor den bürgerlichen Convenus zurückzuckte. Noch die Absage an die Mimesis, das innerste Anliegen der neuen Sachlichkeit, ist mimetisch. Das Urteil über den subjektiven Ausdruck wird nicht von außen gefällt, in politisch-gesellschaftlicher Reflexion, sondern in unmittelbaren Regungen, deren jegliche, im Angesicht der Kulturindustrie zur Scham gezwungen, ihr Antlitz abwendet von ihrem Spiegelbild. Obenan steht die Verfemung des erotischen Pathos, von der die Verschiebung der lyrischen Akzente nicht weniger Zeugnis ablegt, als die unter einem kollektiven Bann stehende Sexualität in den Dichtungen Kafkas. In der Kunst seit dem Expressionismus ist die Hure zur Schlüsselfigur geworden, während sie in der Realität ausstirbt, weil einzig an der Schamlosen das Geschlecht ohne ästhetische Beschämung noch gestaltet werden kann. Solche Verschiebungen der tiefsten Reaktionsweise haben es dahin gebracht, daß Kunst in ihrer individualistischen Gestalt verfiel, ohne daß sie als kollektive möglich wäre. Es steht nicht bei der Treue und Unabhängigkeit des einzelnen Künstlers, unbeirrt an der Sphäre des Expressiven festzuhalten und dem brutalen Zwang der Kollektivierung sich entgegenzusetzen, sondern er muß diesen Zwang noch in den geheimsten Zellen seiner Isoliertheit, und wäre es gegen seinen Willen, verspüren, wenn er nicht durch anachronistische Humanität hinterm Inhumanen unwahr und hilflos zurückbleiben will. Selbst der intransigente literarische Expressionismus, die Lyrik Stramms, die Dramen Kokoschkas zeigen als Kehrseite ihres echten Radikalismus einen naiven, liberal-vertrauensvollen Aspekt. Der Fortschritt über sie hinaus aber ist nicht weniger fragwürdig. Kunstwerke, die wissend die Harmlosigkeit der absoluten Subjektivität beseitigen wollen, erheben damit den Anspruch einer positiven Gemeinsamkeit, die nicht in ihnen selbst gegenwärtig, sondern willkürlich zitiert ist. Das macht sie zum bloßen Sprachrohr des Verhängnisses und zur Beute der letzten Naivetät, die sie aufhebt, der, überhaupt noch Kunst zu sein. Die Aporie der verantwortlichen Arbeit kommt der unverantwortlichen zugute. Gelingt es einmal, die Nerven ganz abzuschaffen, so ist gegen die Renaissance des Liederfrühlings kein Kraut gewachsen, und der Volksfront vom barbarischen Futurismus bis zur Ideologie des Films steht nichts mehr im Wege.

 

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Januspalast. – Wollte man sich darauf einlassen, das System der Kulturindustrie in große welthistorische Perspektiven zu stellen, so wäre es als die planmäßige Ausbeutung des uralten Bruchs zwischen den Menschen und ihrer Kultur zu definieren. Der Doppelcharakter des Fortschritts, der stets zugleich das Potential der Freiheit und die Wirklichkeit der Unterdrückung entwickelte, hat es mit sich gebracht, daß die Völker immer vollständiger der Naturbeherrschung und gesellschaftlichen Organisation eingeordnet wurden, daß sie aber zugleich vermöge des Zwangs, den Kultur ihnen antat, unfähig wurden, das zu verstehen, womit Kultur über solche Integration hinausging. Fremd ist den Menschen das Menschliche an der Kultur geworden, das Nächste, das ihre eigene Sache gegen die Welt vertritt. Sie machen mit der Welt gemeinsame Sache gegen sich, und das Entfremdetste, die Allgegenwart der Waren, ihre eigene Herrichtung zu Anhängseln der Maschinerie wird ihnen zum Trugbild der Nähe. Die großen Kunstwerke und philosophischen Konstruktionen sind nicht um ihrer allzu großen Distanz vom Kern der menschlichen Erfahrung, sondern um des Gegenteils willen unverstanden geblieben, und das Unverständnis selber ließe leicht genug auf allzu großes Verständnis sich zurückführen: Scham über die Teilhabe am universalen Unrecht, die übermächtig würde, sobald man zu verstehen sich gestattete. Dafür klammern sie sich an das, was ihrer spottet, indem es die verstümmelte Gestalt ihres Wesens durch die Glätte seiner eigenen Erscheinung bestätigt. Von solcher unausweichlichen Verblendung haben zu allen Zeiten städtischer Zivilisation Lakaien des Bestehenden parasitär existiert: die spätere attische Komödie, das hellenistische Kunstgewerbe sind schon Kitsch, auch wenn sie noch nicht über die Technik der mechanischen Reproduktion und jene industrielle Apparatur verfügen, deren Urbild die Ruinen von Pompeji geradeswegs zu beschwören scheinen. Liest man hundert Jahre alte Unterhaltungsromane wie die Coopers, so findet man darin rudimentär das ganze Schema von Hollywood. Die Stagnation der Kulturindustrie ist wahrscheinlich nicht erst das Resultat ihrer Monopolisierung, sondern war der sogenannten Unterhaltung von Anbeginn eigen. Der Kitsch ist jenes Gefüge von Invarianten, das die philosophische Lüge ihren feierlichen Entwürfen zuschreibt. Nichts darin darf sich grundsätzlich ändern, weil der ganze Unfug der Menschheit einhämmern muß, daß nichts sich ändern darf. Solange aber der Gang der Zivilisation planlos und anonym sich vollzog, ist der objektive Geist jenes barbarischen Elements als eines ihm notwendig innewohnenden sich nicht bewußt gewesen. Im Wahn, unmittelbar der Freiheit zu helfen, wo er die Herrschaft vermittelte, hat er es wenigstens verschmäht, unmittelbar zu deren Reproduktion herzuhalten. Er hat den Kitsch, der ihn wie sein Schatten begleitete, mit einem Eifer verfemt, in dem freilich selber wieder das schlechte Gewissen der hohen Kultur sich ausspricht, die ahnt, daß sie es unter der Herrschaft nicht ist, und die vom Kitsch an ihr eigenes Unwesen erinnert wird. Heute, da das Bewußtsein der Herrschenden mit der Gesamttendenz der Gesellschaft zusammenzufallen beginnt, zergeht die Spannung von Kultur und Kitsch. Kultur schleift nicht länger ohnmächtig ihren verachteten Widersacher hinter sich her, sondern nimmt ihn in Regie. Indem sie die ganze Menschheit verwaltet, verwaltet sie auch den Bruch zwischen Menschheit und Kultur. Noch über Roheit, Stumpfheit und Beschränktheit, die den Unterworfenen objektiv auferlegt sind, wird mit subjektiver Souveränität im Humor verfügt. Nichts bezeichnet den zugleich integralen und antagonistischen Zustand genauer als solcher Einbau der Barbarei. Dabei aber kann der Wille der Verfügenden auf den Weltwillen sich berufen. Ihre Massengesellschaft hat nicht erst den Schund für die Kunden, sondern die Kunden selber hervorgebracht. Diese haben nach Film, Radio und Magazin gehungert; was immer in ihnen unbefriedigt blieb durch die Ordnung, die ihnen nimmt, ohne dafür zu geben, was sie verspricht, hat nur darauf gebrannt, daß der Kerkermeister ihrer sich erinnere und ihnen endlich mit der linken Hand Steine anbietet für den Hunger, dem die Rechte das Brot vorenthält. Widerstandslos laufen seit einem Vierteljahrhundert ältere Bürger, die noch vom andern wissen sollten, der Kulturindustrie zu, welche die darbenden Herzen so genau auskalkuliert. Sie haben keinen Grund, über jene Jugend sich zu entrüsten, die vom Faschismus bis ins Mark verdorben worden sei. Die Subjektlosen, kulturell Enterbten sind die echten Erben der Kultur.

 

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Monade. – Das Individuum verdankt seine Kristallisation den Formen der politischen Ökonomie, insbesondere dem städtischen Marktwesen. Noch als Opponent des Drucks der Vergesellschaftung bleibt es deren eigenstes Produkt und ihr ähnlich. Was ihm den Widerstand erlaubt, jeder Zug von Unabhängigkeit, entspringt im monadologischen Einzelinteresse und dessen Niederschlag als Charakter. Das Individuum spiegelt gerade in seiner Individuation das vorgeordnete gesellschaftliche Gesetz der sei's noch so sehr vermittelten Exploitation wider. Das besagt aber auch, daß sein Verfall in der gegenwärtigen Phase selber nicht individualistisch, sondern aus der gesellschaftlichen Tendenz abgeleitet werden muß, wie sie vermöge der Individuation und nicht als deren bloßer Feind sich durchsetzt. Daran scheidet sich die reaktionäre Kritik der Kultur von der anderen. Die reaktionäre erreicht oft genug die Einsicht in den Verfall der Individualität und die Krise der Gesellschaft, aber bürdet die ontologische Verantwortung dafür dem Individuum an sich, als einem losgelösten und inwendigen, auf: daher ist der Einwand der Flachheit, Glaubenslosigkeit, Substanzlosigkeit das letzte Wort, das sie zu sagen hat, und Umkehr ihr Trost. Individualisten wie Huxley und Jaspers verdammen das Individuum um seiner mechanischen Leere und neurotischen Schwäche willen, aber es ist der Sinn ihres Verdammungsurteils, lieber noch es selber zu opfern als Kritik am gesellschaftlichen principium individuationis zu üben. Ihre Polemik ist als halbe Wahrheit schon die ganze Unwahrheit. Die Gesellschaft wird dabei als das unmittelbare Zusammenleben von Menschen angesprochen, aus deren Haltung gleichsam das Ganze folgt, anstatt als ein System, das sie nicht bloß umklammert und deformiert, sondern noch in jene Humanität hinabreicht, die sie einmal als Individuen bestimmte. Durch die allmenschliche Interpretation des Zustands, wie er ist, wird noch in der Anklage die krude materielle Realität hingenommen, die das Menschsein an die Unmenschlichkeit bindet. In seinen besseren Tagen hat das Bürgertum, wo es historisch reflektierte, von solcher Verflochtenheit sehr wohl gewußt, und erst seitdem seine Doktrin zur sturen Apologetik gegen den Sozialismus entartet ist, hat sie daran vergessen. Unter den Verdiensten von Jakob Burckhardts Griechischer Kulturgeschichte ist nicht das geringste, daß er die Verödung der hellenistischen Individualität nicht bloß mit dem objektiven Verfall der Polis, sondern gerade mit dem Kultus des Individuums zusammenbringt: »An politischen Persönlichkeiten aber wird die Stadt seit dem Tode des Demosthenes und des Phokion erstaunlich arm, und nicht bloß an diesen, sondern der schon 342 in einer attischen Kleruchenfamilie auf Samos geborene Epikur ist überhaupt der letzte weltgeschichtliche Athener.« (Jakob Burckhardt, Griechische Kulturgeschichte. Hrsg. von Jakob Oeri. Bd. 4. 3. Aufl., Stuttgart 1909, S. 515.) Der Zustand, in dem das Individuum verschwindet, ist zugleich der fessellos individualistische, in dem »alles möglich« ist: »Vor allem feiert man jetzt Individuen statt Götter.« (ibd., S. 516) Daß die Freisetzung des Individuums durch die ausgehöhlte Polis nicht etwa den Widerstand stärkt, sondern ihn, ja die Individualität selber eliminiert, wie es dann in Diktaturstaaten sich vollendet, ist das Modell eines der zentralen Widersprüche, die vom neunzehnten Jahrhundert in den Faschismus trieben. Beethovens Musik, deren Schauplatz die gesellschaftlich übermittelten Formen sind und die, asketisch gegen den privaten Gefühlsausdruck, widerhallt vom bestimmt gelenkten Echo des gesellschaftlichen Kampfes, zieht gerade aus solcher Askese alle Fülle und Gewalt des Individuellen. Die von Richard Strauss, ganz dem individuellen Anspruch dienstbar und auf die Verherrlichung des selbstgenügsamen Individuums ausgerichtet, setzt es eben damit zum bloßen Rezeptionsorgan des Marktes, zum Nachbildner unverbindlich ausgewählter Ideen und Stile herab. Innerhalb der repressiven Gesellschaft kommt die Emanzipation des Individuums diesem nicht bloß zugute, sondern tut ihm Eintrag. Freiheit von der Gesellschaft beraubt es der Kraft zur Freiheit. Denn so real es in seiner Beziehung zu anderen sein mag, es ist, als Absolutes betrachtet, eine bloße Abstraktion. Es hat keinerlei Inhalt, der nicht gesellschaftlich konstituiert, keine über die Gesellschaft hinausgehende Regung, die nicht darauf gerichtet wäre, daß der gesellschaftliche Zustand über sich selber hinausgeht. Noch die christliche Lehre von Tod und Unsterblichkeit, in der die Konzeption der absoluten Individualität gründet, wäre ganz nichtig, wenn sie nicht die Menschheit einschlösse. Der Einzelne, der absolut und für sich allein auf Unsterblichkeit hofft, würde in solcher Beschränkung nur das Prinzip der Selbsterhaltung ins Widersinnige vergrößern, dem das Wirf weg, damit du gewinnst, Einhalt gebietet. Gesellschaftlich zeigt die Verabsolutierung des Individuums den Übergang von der universalen Vermittlung des gesellschaftlichen Verhältnisses, die als Tausch stets zugleich auch Einschränkung des in diesem realisierten je eigenen Interesses erheischt, zur unmittelbaren Herrschaft an, deren die Stärksten sich bemächtigen. Durch diese Auflösung alles Vermittelnden im Individuum selber, vermöge dessen es doch auch ein Stück gesellschaftliches Subjekt war, verarmt, verroht und regrediert es auf den Stand des bloßen gesellschaftlichen Objekts. Als im Hegelschen Sinn abstrakt verwirklichtes hebt das Individuum sich selber auf: die Zahllosen, die nichts mehr kennen als sich und ihr nacktes schweifendes Interesse, sind die gleichen, die kapitulieren, sobald Organisation und Terror sie einfängt. Wenn heute die Spur des Menschlichen einzig am Individuum als dem untergehenden zu haften scheint, so mahnt sie, jener Fatalität ein Ende zu machen, welche die Menschen individuiert, einzig, um sie in ihrer Vereinzelung vollkommen brechen zu können. Das bewahrende Prinzip ist allein noch in seinem Gegenteil aufgehoben.

 

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Vermächtnis. – Dialektisches Denken ist der Versuch, den Zwangscharakter der Logik mit deren eigenen Mitteln zu durchbrechen. Aber indem es dieser Mittel sich bedienen muß, steht es in jedem Augenblick in Gefahr, dem Zwangscharakter selber zu verfallen: die List der Vernunft möchte noch gegen die Dialektik sich durchsetzen. Nicht anders läßt das Bestehende sich überschreiten als vermöge des Allgemeinen, das dem Bestehenden selbst entlehnt ist. Das Allgemeine triumphiert übers Bestehende durch dessen eigenen Begriff, und darum droht in solchem Triumph die Macht des bloß Seienden stets sich wiederherzustellen aus der gleichen Gewalt, die sie brach. Durch die Alleinherrschaft der Negation wird nach dem Schema des immanenten Gegensatzes die Bewegung des Gedankens wie der Geschichte eindeutig, ausschließlich, mit unerbittlicher Positivität geführt. Alles wird unter die in der gesamten Gesellschaft historisch je maßgebenden wirtschaftlichen Hauptphasen und ihre Entfaltung subsumiert: das ganze Denken hat etwas von dem, was Pariser Künstler le genre chef-d'œuvre nennen. Daß das Unheil gerade von der Stringenz solcher Entfaltung bewirkt wird; daß jene geradezu mit der Herrschaft zusammenhängt, ist in der kritischen Theorie zumindest nicht explizit, welche wie die traditionelle vom Stufengang auch das Heil erwartet. Stringenz und Totalität, die bürgerlichen Denkideale von Notwendigkeit und Allgemeinheit, umschreiben in der Tat die Formel der Geschichte, aber eben darum schlägt in den festgehaltenen herrschaftlich großen Begriffen die Verfassung der Gesellschaft sich nieder, gegen welche dialektische Kritik und Praxis sich richten. Wenn Benjamin davon sprach, die Geschichte sei bislang vom Standpunkt des Siegers geschrieben worden und müsse von dem der Besiegten aus geschrieben werden, so wäre dem hinzuzufügen, daß zwar Erkenntnis die unselige Geradlinigkeit der Folge von Sieg und Niederlage darzustellen hat, zugleich aber dem sich zuwenden muß, was in solche Dynamik nicht einging, am Wege liegen blieb – gewissermaßen den Abfallstoffen und blinden Stellen, die der Dialektik entronnen sind. Es ist das Wesen des Besiegten, in seiner Ohnmacht unwesentlich, abseitig, skurril zu scheinen. Was die herrschende Gesellschaft transzendiert, ist nicht nur die von dieser entwickelte Potentialität, sondern ebensowohl das, was nicht recht in die historischen Bewegungsgesetze hineinpaßte. Die Theorie sieht sich aufs Quere, Undurchsichtige, Unerfaßte verwiesen, das als solches zwar vorweg ein Anachronistisches an sich trägt, aber nicht aufgeht im Veralteten, weil es der historischen Dynamik ein Schnippchen schlug. An der Kunst läßt sich das am ehesten einsehen. Kinderbücher wie Alice in Wonderland oder der Struwwelpeter, vor denen die Frage nach Fortschritt und Reaktion lächerlich wäre, enthalten unvergleichlich beredtere Chiffren selbst der Geschichte als die mit der offiziellen Thematik von tragischer Schuld, Wende der Zeiten, Weltlauf und Individuum befaßte Großdramatik Hebbels, und in den schnöden und albernen Klavierstücken Saties blitzen Erfahrungen auf, von denen die Konsequenz der Schönbergschule, hinter der alles Pathos der musikalischen Entwicklung steht, nichts sich träumen läßt. Gerade die Großartigkeit der Folgerungen mag unversehens den Charakter des Provinziellen annehmen. Benjamins Schriften sind der Versuch, in immer erneutem Ansatz das von den großen Intentionen nicht bereits Determinierte philosophisch fruchtbar zu machen. Sein Vermächtnis besteht in der Aufgabe, solchen Versuch nicht den verfremdenden Rätselbildern des Gedankens einzig zu überlassen, sondern das Intentionslose durch den Begriff einzuholen: der Nötigung, dialektisch zugleich und undialektisch zu denken.

 

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Goldprobe. – Unter den Begriffen, in welche die bürgerliche Moral nach der Auflösung ihrer religiösen und der Formalisierung ihrer autonomen Normen sich zusammenzieht, rangiert Echtheit obenan. Wenn nichts anderes verbindlich mehr vom Menschen gefordert werden könne, dann wenigstens, daß er ganz und gar das sei, was er ist. In der Identität jedes Einzelnen mit sich selber wird das Postulat unbestechlicher Wahrheit sowohl wie die Glorifizierung des Faktischen von der aufgeklärten Erkenntnis auf die Ethik übertragen. Gerade die kritisch unabhängigen, der traditionellen Urteile und idealistischen Phrasen überdrüssigen Denker des späteren Bürgertums stimmen darin überein. Ibsens freilich gebrochenes Verdikt über die Lebenslüge, Kierkegaards Existenzlehre haben das Echtheitsideal zum Hauptstück der Metaphysik gemacht. In Nietzsches Analyse steht das Wort ächt bereits als Fragloses, von der Arbeit des Begriffs Ausgenommenes. Den bekehrten und unbekehrten Philosophen des Faschismus werden schließlich Werte wie Eigentlichkeit, heroisches Aushalten in der »Geworfenheit« der individuellen Existenz, Grenzsituation zum Mittel, religiös-autoritäres Pathos ohne jeglichen religiösen Inhalt zu usurpieren. Es treibt zur Denunziation alles dessen, was nicht kernig genug, nicht aus Schrot und Korn sein soll, also der Juden: hat doch schon Richard Wagner die echte deutsche Art gegen den welschen Tand ausgespielt und damit die Kritik am Kulturmarkt für die Apologie der Barbarei mißbraucht. Solcher Mißbrauch ist aber dem Begriff der Echtheit nicht äußerlich. Im Ausverkauf seiner abgetragenen Montur kommen Nähte und schadhafte Stellen heraus, die in den großen Tagen der Opposition unsichtbar schon vorhanden waren. Die Unwahrheit steckt im Substrat von Echtheit selber, dem Individuum. Wenn im principium individuationis, wie die Antipoden Hegel und Schopenhauer gemeinsam erkannten, das Gesetz des Weltlaufs sich versteckt, so wird die Anschauung von der letzten und absoluten Substantialität des Ichs Opfer eines Scheins, der die bestehende Ordnung schützt, während ihr Wesen bereits verfällt. Die Gleichsetzung von Echtheit und Wahrheit ist nicht zu halten. Gerade die unbeirrte Selbstbesinnung – jene Verhaltensweise, die Nietzsche Psychologie nannte –, also die Insistenz auf der Wahrheit über einen selber, ergibt immer wieder, schon in den ersten bewußten Erfahrungen der Kindheit, daß die Regungen, auf die man reflektiert, nicht ganz »echt« sind. Stets enthalten sie etwas von Nachahmung, Spiel, Andersseinwollen. Der Wille, durch Versenkung in die je eigene Individualität anstatt durch deren gesellschaftliche Erkenntnis auf das unbedingt Feste, aufs Sein des Seienden zu stoßen, führt in eben die schlechte Unendlichkeit, welche seit Kierkegaard der Begriff der Echtheit exorzieren soll. Keiner hat das unverblümter ausgesprochen als Schopenhauer. Der verdrossene Ahnherr der Existenzphilosophie und boshafte Erbe der großen Spekulation hat in den Höhlen und Schluchten des individuellen Absolutismus unübertrefflich sich ausgekannt. Seine Einsicht schließt sich an die spekulative These an, das Individuum sei nur die Erscheinung, nicht das Ding an sich. »Jedes Individuum«, heißt es in einer Fußnote aus dem vierten Buch der Welt als Wille und Vorstellung, »ist einerseits das Subjekt des Erkennens, das heißt, die ergänzende Bedingung der Möglichkeit der ganzen objektiven Welt, und andererseits einzelne Erscheinung des Willens, desselben, der sich in jedem Dinge objektiviert. Aber diese Duplizität unseres Wesens ruht nicht in einer für sich bestehenden Einheit: sonst würden wir uns unserer selbst an uns selbst und unabhängig von den Objekten des Erkennens und Wollens bewußt werden können: dies können wir aber schlechterdings nicht, sondern sobald wir, um es zu versuchen, in uns gehen und uns, indem wir das Erkennen nach Innen richten, einmal völlig besinnen wollen; so verlieren wir uns in eine bodenlose Leere, finden uns gleich der gläsernen Hohlkugel, aus deren Leere eine Stimme spricht, deren Ursache aber nicht darin anzutreffen ist, und indem wir so uns selbst ergreifen wollen, erhaschen wir, mit Schaudern, nichts, als ein bestandloses Gespenst.« (Schopenhauer, Sämtliche Werke [Großherzog Wilhelm-Ernst-Ausgabe]. Bd. 1: Die Welt als Wille und Vorstellung. I. Hrsg. von Eduard Grisebach. Leipzig o.J. [1920], S. 371f.) Er hat damit den mythischen Trug des reinen Selbst als nichtig beim Namen gerufen. Es ist eine Abstraktion. Was als ursprüngliche Entität, als Monade auftritt, resultiert erst aus einer gesellschaftlichen Trennung vom gesellschaftlichen Prozeß. Gerade als Absolutes ist das Individuum bloße Reflexionsform der Eigentumsverhältnisse. In ihm wird der fiktive Anspruch erhoben, das biologisch Eine gehe dem Sinne nach dem gesellschaftlichen Ganzen voran, aus dem nur Gewalt es isoliert, und seine Zufälligkeit wird fürs Maß der Wahrheit ausgegeben. Nicht bloß ist das Ich in die Gesellschaft verflochten, sondern verdankt ihr sein Dasein im wörtlichsten Sinn. All sein Inhalt kommt aus ihr, oder schlechterdings aus der Beziehung zum Objekt. Es wird um so reicher, je freier es in dieser sich entfaltet und sie zurückspiegelt, während seine Abgrenzung und Verhärtung, die es als Ursprung reklamiert, eben damit es beschränkt, verarmen läßt und reduziert. Versuche wie der Kierkegaards, im Zurücktreten des Einzelnen in sich selber seiner Fülle habhaft zu werden, sind nicht umsonst gerade aufs Opfer des Einzelnen und auf dieselbe Abstraktheit hinausgelaufen, die er an den idealistischen Systemen diffamierte. Echtheit ist nichts anderes als das trotzige und verstockte Beharren auf der monadologischen Gestalt, welche die gesellschaftliche Unterdrückung den Menschen aufprägt. Was nicht verdorren will, nimmt lieber das Stigma des Unechten auf sich. Es zehrt von dem mimetischen Erbe. Das Humane haftet an der Nachahmung: ein Mensch wird zum Menschen überhaupt erst, indem er andere Menschen imitiert. In solchem Verhalten, der Urform von Liebe, wittern die Priester der Echtheit Spuren jener Utopie, welche das Gefüge der Herrschaft zu erschüttern vermöchte. Daß Nietzsche, dessen Reflexion bis in den Begriff der Wahrheit drang, dogmatisch vor dem der Echtheit innehielt, macht ihn zu dem, was er am letzten sein wollte, einem Lutheraner, und sein Wüten gegen die Schauspielerei ist vom Schlage des Antisemitismus, der an dem Erzschauspieler Wagner ihn empörte. Nicht Schauspielerei hätte er Wagner vorwerfen sollen – denn alle Kunst, und Musik vorab, ist dem Schauspiel verwandt, und in jeder Periode Nietzsches hallt das tausendjährige Echo der Rhetorenstimmen aus dem römischen Senat – sondern die Verleugnung der Schauspielerei durch den Schauspieler. Ja es wäre nicht erst das Unechte, das als seinshaltig sich aufspielt, der Lüge zu überführen, sondern das Echte selber wird zur Lüge, sobald es zum Echten überhaupt wird, also in der Reflexion auf sich, in seiner Setzung als Echtes, in der es bereits die Identität überschreitet, die es im gleichen Atemzug behauptet. Vom Selbst wäre nicht als dem ontologischen Grunde zu reden, sondern einzig allenfalls theologisch, im Namen der Gottesebenbildlichkeit. Wer am Selbst festhält und der theologischen Begriffe sich entschlägt, trägt bei zur Rechtfertigung des teuflisch Positiven, des kahlen Interesses. Ihm erborgt er die Aura des Sinnes und macht der Befehlsgewalt der selbsterhaltenden Vernunft einen hochtrabenden Überbau, während das reale Selbst in der Welt schon zu dem geworden ist, als was Schopenhauer es in der Selbstversenkung erkannte, zum Gespenst. Sein Scheincharakter läßt sich einsehen an den historischen Implikationen des Begriffs der Echtheit als solcher. In ihm steckt die Vorstellung von der Suprematie des Ursprungs übers Abgeleitete. Die ist aber stets mit sozialem Legitimismus verbunden. Alle Herrenschichten berufen sich darauf, älter eingesessen, autochthon zu sein. Die ganze Philosophie der Innerlichkeit, mit dem Anspruch der Weltverachtung, ist die letzte Sublimierung der barbarischen Brutalität, daß, wer zuerst da war, das größere Recht habe, und die Priorität des Selbst ist so unwahr wie die aller, die bei sich zu Hause sind. Daran ändert sich nichts, wenn Echtheit auf den Gegensatz von physei und thesei sich zurückzieht, darauf, daß, was ohne menschliches Zutun existiert, besser sei als das Artifizielle. Je dichter die Welt vom Netz des von Menschen Gemachten überzogen wird, um so krampfhafter betonen die, welche es ihr antun, ihre eigene Naturwüchsigkeit und Primitivität. Die Entdeckung der Echtheit als letzten Bollwerks der individualistischen Ethik ist ein Reflex der industriellen Massenproduktion. Erst indem ungezählte standardisierte Güter um des Profits willen vorspiegeln, ein Einmaliges zu sein, bildet sich als Antithese dazu, doch nach den gleichen Kriterien, die Idee des nicht zu Vervielfältigenden als des eigentlich Echten. Vorher dürfte geistigen Gebilden gegenüber die Frage nach Echtheit so wenig gestellt worden sein, wie die nach Originalität, welche noch der Ära Bachs unbekannt war. Der Trug der Echtheit geht zurück auf die bürgerliche Verblendung dem Tauschvorgang gegenüber. Echt erscheint, worauf die Waren und anderen Tauschmittel reduziert werden, Gold zumal. Wie das Gold aber wird die von seinem Feingehalt abstrahierte Echtheit zum Fetisch. Beide werden behandelt, als wären sie das Substrat, das doch in Wahrheit ein gesellschaftliches Verhältnis ist, während Gold und Echtheit gerade nur Fungibilität, die Vergleichbarkeit der Sachen ausdrücken; gerade sie sind nicht an sich, sondern für anderes. Die Unechtheit des Echten rührt daher, daß es in der vom Tausch beherrschten Gesellschaft prätendieren muß, das zu sein, wofür es einsteht, ohne es doch je sein zu können. Die Echtheitsapostel der Macht, die der Zirkulation zuleibe rückt, tanzen dieser zur Totenfeier den Geldschleiertanz.

 

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Sur l'eau. – Auf die Frage nach dem Ziel der emanzipierten Gesellschaft erhält man Antworten wie die Erfüllung der menschlichen Möglichkeiten oder den Reichtum des Lebens. So illegitim die unvermeidliche Frage, so unvermeidlich das Abstoßende, Auftrumpfende der Antwort, welche die Erinnerung an das sozialdemokratische Persönlichkeitsideal vollbärtiger Naturalisten der neunziger Jahre aufruft, die sich ausleben wollten. Zart wäre einzig das Gröbste: daß keiner mehr hungern soll. Alles andere setzt für einen Zustand, der nach menschlichen Bedürfnissen zu bestimmen wäre, ein menschliches Verhalten an, das am Modell der Produktion als Selbstzweck gebildet ist. In das Wunschbild des ungehemmten, kraftstrotzenden, schöpferischen Menschen ist eben der Fetischismus der Ware eingesickert, der in der bürgerlichen Gesellschaft Hemmung, Ohnmacht, die Sterilität des Immergleichen mit sich führt. Der Begriff der Dynamik, der zu der bürgerlichen »Geschichtslosigkeit« komplementär gehört, wird zum Absoluten erhöht, während er doch, als anthropologischer Reflex der Produktionsgesetze, in der emanzipierten Gesellschaft selber dem Bedürfnis kritisch konfrontiert werden müßte. Die Vorstellung vom fessellosen Tun, dem ununterbrochenen Zeugen, der pausbäckigen Unersättlichkeit, der Freiheit als Hochbetrieb zehrt von jenem bürgerlichen Naturbegriff, der von je einzig dazu getaugt hat, die gesellschaftliche Gewalt als unabänderliche, als ein Stück gesunder Ewigkeit zu proklamieren. Darin und nicht in der vorgeblichen Gleichmacherei verharrten die positiven Entwürfe des Sozialismus, gegen die Marx sich sträubte, in der Barbarei. Nicht das Erschlaffen der Menschheit im Wohlleben ist zu fürchten, sondern die wüste Erweiterung des in Allnatur vermummten Gesellschaftlichen, Kollektivität als blinde Wut des Machens. Die naiv unterstellte Eindeutigkeit der Entwicklungstendenz auf Steigerung der Produktion ist selber ein Stück jener Bürgerlichkeit, die Entwicklung nach einer Richtung nur zuläßt, weil sie, als Totalität zusammengeschlossen, von Quantifizierung beherrscht, der qualitativen Differenz feindlich ist. Denkt man die emanzipierte Gesellschaft als Emanzipation gerade von solcher Totalität, dann werden Fluchtlinien sichtbar, die mit der Steigerung der Produktion und ihren menschlichen Spiegelungen wenig gemein haben. Wenn hemmungslose Leute keineswegs die angenehmsten und nicht einmal die freiesten sind, so könnte wohl die Gesellschaft, deren Fessel gefallen ist, darauf sich besinnen, daß auch die Produktivkräfte nicht das letzte Substrat des Menschen, sondern dessen auf die Warenproduktion historisch zugeschnittene Gestalt abgeben. Vielleicht wird die wahre Gesellschaft der Entfaltung überdrüssig und läßt aus Freiheit Möglichkeiten ungenützt, anstatt unter irrem Zwang auf fremde Sterne einzustürmen. Einer Menschheit, welche Not nicht mehr kennt, dämmert gar etwas von dem Wahnhaften, Vergeblichen all der Veranstaltungen, welche bis dahin getroffen wurden, um der Not zu entgehen, und welche die Not mit dem Reichtum erweitert reproduzierten. Genuß selber würde davon berührt, so wie sein gegenwärtiges Schema von der Betriebsamkeit, dem Planen, seinen Willen Haben, Unterjochen nicht getrennt werden kann. Rien faire comme une bête, auf dem Wasser liegen und friedlich in den Himmel schauen, »sein, sonst nichts, ohne alle weitere Bestimmung und Erfüllung« könnte an Stelle von Prozeß, Tun, Erfüllen treten und so wahrhaft das Versprechen der dialektischen Logik einlösen, in ihren Ursprung zu münden. Keiner unter den abstrakten Begriffen kommt der erfüllten Utopie näher als der vom ewigen Frieden. Zaungäste des Fortschritts wie Maupassant und Sternheim haben dieser Intention zum Ausdruck verholfen, so schüchtern, wie es deren Zerbrechlichkeit einzig verstattet ist.

 
Gesammelte Werke
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