Replik zu Peter R. Hofstätters Kritik des Gruppenexperiments1

 

Hofstätters Bemühungen wählen sich zum Kanon das generöse Geleitwort, das Franz Böhm zu dem »Gruppenexperiment«2 geschrieben hat: so als wäre es ein integraler Bestandteil des Werkes und meldete Ansprüche an, die dann im Text nicht befriedigt werden. Nicht anders ist Hofstätters effektsichere These zu verstehen, es wirke »die nüchterne Feststellung des Nachwortes nach der großartigen Ankündigung des Geleitwortes recht enttäuschend« (Hofstätter, S. 105), während Einschränkungen wie die von Hofstätter zitierte schon in der Einleitung (vgl. Gruppenexperiment, S. 10 bis 11) und an zahlreichen anderen Stellen vorkommen. In Wahrheit gibt das Geleitwort den Eindruck wieder, den auf einen wachen und in deutschen Dingen überaus erfahrenen Gelehrten und Politiker der Band machte; es ging weit über das hinaus, was die Autoren sich von ihrem Experiment erhofften. Dessen Namen trägt das Buch nicht umsonst. Hofstätter aber behandelt es, als werde darin behauptet, die Studie wäre der »nicht-öffentlichen Meinung habhaft geworden«. Er hält ihm einen Zerrspiegel vor.

Ihn amüsiert, daß Franz Böhm rühmt, die Studie habe die inoffizielle, aber als Potential überaus wirksame »nicht-öffentliche Meinung« dazu verhalten, »zu erscheinen« und ihre »Botschaften zu Protokoll zu geben« (Hofstätter, S. 97), während zugleich Böhm zufolge festgehalten wurde, »was jeder in Deutschland reisende Besucher, Feriengast und Journalist von allen Dächern pfeifen hört, wenn er nur einigermaßen aufmerksam ist«. Einem so rigoros empirisch gesonnenen Wissenschaftler wie Hofstätter ist aber doch gewiß vertraut, in welchem Maße die Sozialforschung sich damit beschäftigen muß, Tatbestände, die der unmittelbaren vorwissenschaftlichen Erfahrung zugänglich sind, wissenschaftlich in den Griff zu bekommen. Gern erführe man von ihm, welche der von ihm für exemplarisch gehaltenen empirischen Untersuchungen dem Bekannten, aber Unbewiesenen so viel Neues hinzufügen wie das »Gruppenexperiment«. Begnügte sich die Studie mit dem bloßen Referat dessen, was man von den Dächern pfeifen hört, so wäre er gewiß der erste, die Unwissenschaftlichkeit einer solchen Prozedur anzuprangern; nimmt man es aber auf Band auf, so ist er enttäuscht, weil man es ja von den Dächern pfeifen höre. Der von Hofstätter erfundene, dann der Studie zugeschriebene und endlich triumphal kritisierte Spruch »in ira veritas« mag ja überaus anfechtbar sein; ganz gewiß aber ist Hofstätter selber nicht sine ira et studio zu Werke gegangen. Bezeichnend seine Klage darüber, daß der Sammelband von Christie und Jahoda über die »Authoritarian Personality« im »Gruppenexperiment« nicht berücksichtigt sei: geht doch aus dem Vorwort des »Gruppenexperiments« hervor, daß Untersuchung und Auswertung in die Jahre 1950 bis 1954 fielen, also ehe jenes Buch vorlag. Daß es aber insgesamt der »Authoritarian Personality« gewidmet ist; daß diese in Amerika eine ganze Literatur auslöste und die Fragestellung der Sozialpsychologie dort eingreifend veränderte; daß zahllose Experimente mit der F-Skala durchgeführt wurden, ist einem so gediegenen Kenner der amerikanischen Sozialwissenschaft wie Hofstätter gleichgültig.

Er hat es wesentlich mit der Methodologie zu tun, nicht mit der Fülle an Material, die der Band, im vollen Bewußtsein aller Probleme der Auswertung, vorlegt. In der Tat war der Versuch, individuelle und kollektive Meinungen in statu nascendi zu begreifen, anstatt sie in eine geronnene Form zu bringen, die im Bewußtsein der Meinungsträger gar nicht gegeben sein mag, wesentlicher als die inhaltlichen Ergebnisse, die nirgends als bündig erwiesen reklamiert wurden. Vielmehr bezeichnet die Untersuchung sich selbst als »experimentellen Beitrag« zur Lösung einer von der empirischen Sozialforschung bisher nur unzulänglich gestellten Aufgabe »mit all dem Vorläufigen und Fragwürdigen, das sich angesichts der Paradoxie der Aufgabe selbst kaum vermeiden läßt, und ganz gewiß nicht bei den ersten Schritten« (Gruppenexperiment, S. 31). Solche Qualifikationen finden sich im Buch immer wieder – häufiger, als es dem literarischen Geschmack der Autoren entspräche, die freilich im voraus wußten, mit welchen eingeschliffenen Reaktionsweisen ihrer Leser sie zu rechnen hatten. Schon auf der ersten Textseite, im Vorwort der Autoren (V), ist gesagt:

 

»Es sollte ein Beitrag geleistet werden, die Oberfläche der öffentlichen Meinung, so wie sie sich offiziell bekundet, zu durchdringen und ein wissenschaftlich fundiertes Urteil zu ermöglichen, wie charakteristische Gruppen der Bevölkerung der Bundesrepublik zu weltanschaulichen und politischen Fragen tatsächlich stehen.«

 

Hofstätter aber redet über den Beitrag, als wolle dieser selbst bereits für jenes Urteil gelten.

Das entzöge sich dann, so läßt er zumindest durchblicken, dem Anspruch auf Überprüfbarkeit der Resultate (siehe Hofstätter, S. 98). Dort, wo der Band diesem Anspruch nicht gerecht wird, nämlich bei der qualitativen Analyse und der Frage, welches Gewicht der je ausgewählten Äußerung gebühre, ist auf das Primärmaterial, die getreuen und mehrfach überprüften stenografischen Transkriptionen der Protokolle hingewiesen. Den Autoren wäre es lieber gewesen, wenn sie einige der Protokolle im Original hätten abdrucken können, aber auch dann wären sie dem eifernden Einwand ausgesetzt gewesen, sie hätten diese Protokolle willkürlich ausgewählt. Es bliebe also nichts anderes übrig, als Gelehrte, die sich mit den Angaben über die Auswahlprinzipien nicht zufrieden geben, einzuladen, die gesamten Protokolle an Ort und Stelle durchzuarbeiten.

Was freilich das Kriterium der Nachprüfbarkeit selbst anlangt, so hat das Buch nicht nur dessen Recht bestätigt, sondern auch dessen Problematik diskutiert. Nicht nur im Vorwort wird davon gehandelt, sondern vor allem auf S. 57f., wo ausgeführt ist, es müßten die

 

»Beziehungen der Kategorien aufs Material ... notwendigerweise dem subjektiven Urteil der Bearbeitung einen größeren Spielraum lassen als bei quantitativer Aufbereitung von Umfrageergebnissen«.

 

Zu ergänzen wäre, daß dies nach herkömmlicher Redeweise subjektive Urteil nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern aus theoretischer Überlegung kommt, die durchweg der Text selber vorträgt. Vor allem aber wird auf S. 30f. eine »Antinomie der empirischen Forschung« entfaltet:

 

»Die empirische Sozialforschung steht einer Art Antinomie gegenüber. Je exakter ihre Methoden sind, um so mehr sind diese Methoden in Gefahr, an Stelle des eigentlich erfragten Gegenstandes einen in ›operational terms‹ definierten zu setzen, mit anderen Worten, die Problemstellung selber bereits auf das mit dem Umfrageverfahren Ermittelbare einzuengen und das gesellschaftlich Relevante zu vernachlässigen.«

 

Diese dann näher erläuterte Kritik disqualifiziert keineswegs die orthodoxen Research-Methoden; der Band enthält denn auch, unter den durch die Gruppenmethode diktierten Beschränkungen, quantitative Analysen. Glaubt Hofstätter, die Initiatoren des »Gruppenexperiments« an »indirekte Verfahrensweisen« erinnern zu müssen, denen sie nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet hätten, so vergißt er, daß auf den Seiten 496 bis 500 Material geboten ist, das aus den Diskussionen stammt, und mit dessen Hilfe »die Formulierung zahlreicher indirekter Fragen« erleichtert werden könnte, durch die über tabuierte oder affektbesetzte Einstellungen quantifizierbare Auskunst erlangt werden kann, »ohne daß es dem Befragten bewußt wird«. Was das Institut für Sozialforschung, gerade in der »Authoritarian Personality«, zur Ausbildung der indirekten Methode beitrug, wird von Hofstätter übergangen.

Aber zugrunde liegen dem Gruppenexperiment Erwägungen, welche das Monopol von Quantifizierung und quasinaturwissenschaftlicher Verifizierbarkeit in Frage stellen. Wollte die Wissenschaft auf derlei Selbstbesinnungen verzichten, so verkäme sie zur bewußtlosen Technik. Selbstverständlich hat Hofstätter das Recht, an ihnen seinerseits Kritik zu üben. Statt dessen aber ignoriert er sie und unterstellt stillschweigend den verbindlichen Charakter dessen, was im Anfang der Studie in Zweifel gezogen ist. So erzielt er den Eindruck, allgemeingültige Spielregeln seien verletzt, wo diese selber das methodische Problem bilden.

Die Methode des Gruppenexperiments entsprang in der Problematik des Umfrageverfahrens. Dabei bemühte sie keineswegs, wie man nach einer Bemerkung Hofstätters denken könnte, das landesübliche, organizistische und irrationalistische Klischee, Fragebogen und Interview wären gegenüber der angeblichen Ganzheit des Menschen oder der Gemeinschaft zu mechanistisch; Hofstätter dürfte sich kaum darüber täuschen, daß dieser Denksphäre gegenüber das Institut nicht minder skeptisch als er selber ist. Aber in der Praxis der Meinungsforschung werden sehr häufig die im Interview gewonnenen Aussagen der Befragten, ohne nähere Bestimmung ihres Ursprungs und ihrer Geltung, als die »festen, fixierten Meinungen der Individuen« angesehen, der aus ihnen destillierte statistische Durchschnitt als öffentliche Meinung betrachtet. Parameter solcher Art können – etwa im Gruppenvergleich, also für die soziologische Analyse der Bedingungen bestimmter Verbalreaktionen – erheblichen Erkenntniswert haben (vgl. Gruppenexperiment, S. 20). Falsch aber ist die gegen Situation, Variabilität des Reagierens und vor allem gegen die realen Differenzen gesellschaftlich-politischer Macht und Ohnmacht blinde Reduktion auf ein allenfalls bei Wahlen angemessenes statistisches Modell. Demgegenüber wurde versucht, in der Gruppendiskussion eine der Realität nähere Ermittlungssituation zu schaffen. In ihr soll eine Art von öffentlicher Meinung beobachtet und der Analyse zugänglich gemacht werden, die nicht nach der Schimäre der bestimmten Meinung eines jeden Individuums über alles und jedes konstruiert ist. Diese Situation sollte ein aktuelles soziales Verhalten zeitigen, das »öffentliche Meinung« spiegelt und stiftet zugleich. Sie hat zum Medium das Gespräch und die Wechselbeziehungen zwischen den miteinander Redenden; offizielle Zensuren werden ausgeschaltet, neue Kontrollen innerhalb der Gruppen herbeigeführt.

Notwendig aber war für eine solche Untersuchungssituation, und das ist im Text mit aller Deutlichkeit gesagt, die Erarbeitung neuer Auswertungsverfahren. Denn die je einzelnen Individuen und ihre Äußerungen sind in der freien Gruppendiskussion, im Gegensatz zum Interview, nicht ohne weiteres kommensurabel. So kann das Schweigen eines Teilnehmers zu einem Thema bedeuten, daß er die mit seinen eigenen Ansichten übereinstimmenden Äußerungen eines Vorherredenden nicht wiederholen möchte; gelegentlich aber auch, daß er unter der sozialen Kontrolle sich innerhalb der Gruppe die Äußerung mißlicher Ansichten verbietet; dem Integrationskapitel (vgl. Gruppenexperiment, S. 429ff.) zufolge nimmt im Fortgang der Diskussion die Kraft der Gruppenkontrolle tendenziell zu, bis eine mehr oder minder artikulierte »Gruppenmeinung« sich durchsetzt. In der weiteren Arbeit am Gruppendiskussionsverfahren hat das Institut für Sozialforschung daraus Konsequenzen gezogen. Nicht so sehr isolierte Reaktionen der einzelnen Teilnehmer am Gespräch als die Resultante ihres Zusammenspiels gewährt Aufschluß über die je zu untersuchende öffentliche oder nicht-öffentliche Meinung. Eine Nachuntersuchung des Materials der Gruppenstudie ebenso wie ein neuerlich mit Gruppendiskussionen durchgeführtes Experiment haben die weitgehende inhaltliche wie psychologisch-dynamische Übereinstimmung der Gruppenmeinungen dargetan, die sich in verschiedenen Diskussionsgruppen gleicher sozialer Zusammensetzung auskristallisieren.

Insofern führen die Forschungen des Instituts über Hofstätters Kritik bereits hinaus. Der Versuch, durch statistische Aufbereitung der von den je einzelnen Teilnehmern geäußerten Meinung zu quantitativen Aussagen über die Beschaffenheit der öffentlichen Meinung zu gelangen, wird den immanenten Bedingungen der Methode noch nicht wirklich gerecht. Das im »Gruppenexperiment« trotz vielfacher Bedenken verwandte, aus der Umfragemethode stammende Verfahren zur Quantifizierung des Diskussionsmaterials war ein Notbehelf. Es sollte einen groben Überschlag über die immer wiederkehrenden Meinungsklischees und die in ihnen sich abzeichnenden Grundeinstellungen ermöglichen. Was Hofstätter dagegen anmeldet, hätte sein Recht, wäre nicht die begrenzte Verallgemeinerungsfähigkeit der gewonnenen Zahlen im »Gruppenexperiment« selbst bis zum Überdruß betont worden. Um so überraschender, daß Hofstätter die zuvor von ihm kritisierten Zahlen selbst heranzieht, sobald sie – nach einiger Umprozentuierung – seine These von der Harmlosigkeit des »autoritär-antidemokratischen Syndroms« zu stützen scheinen. So rechnet er die im »Gruppenexperiment« auf die Gesamtheit der Sprecher bezogenen Prozentwerte für positive, ambivalente und negative Einstellung auf die Gesamtheit der Teilnehmer um und unterschiebt dabei implizit den Schweigern »nicht negative Einstellung«. Das erlaubt ihm die befriedigte Feststellung, man könne angesichts dieser Zahlen von einer Erbschaft der faschistischen Ideologie in Deutschland schlechterdings nicht mehr sprechen als in irgendeinem anderen Land der westlichen Welt – obwohl es dort ja schließlich keine faschistische Ideologie zu beerben gab.

Nicht besser steht es um Hofstätters Beanstandung:

 

»Ob man als ehrlicher Demokrat im Winter 1950/51 wirklich für die Remilitarisierung sein mußte und ob man sich als ein solcher jeder kritischen Äußerung über die Politik der westlichen Besatzungsmächte zu enthalten hatte, kann im Rahmen dieses Referats nicht überprüft werden. Diese Sachverhalte erscheinen aber den Verfassern völlig unzweifelhaft.« (Hofstätter, S. 102)

 

Aber eine Anmerkung (S. 127 des »Gruppenexperiments«, Anm. 19) lautet:

 

»Die Bewertung der Zustimmung zur Remilitarisierung als positive, der Ablehnung als negative Einstellung soll nichts anderes zum Ausdruck bringen, als daß in den Syndromen der demokratischen und antidemokratischen Meinungsäußerungen die Ablehnung der deutschen Aufrüstung häufiger bei den Gegnern der Demokratie vorkommt. Keineswegs soll diese Einordnung eine Stellungnahme zu den äußerst verwickelten Problemen der Remilitarisierung bedeuten. Sie soll auch keineswegs besagen, daß radikale Ablehnung gleichbedeutend mit antidemokratischer Gesinnung sei, was ein Unsinn wäre.«

 

Auf S. 488 ist bemerkt, daß es darauf ankomme, das Problem der Wiederaufrüstung »in einen umfassenderen Zusammenhang einzufügen«. Erwähnt wird dort

 

»eine gesellschaftstheoretische Konstruktion der komplexen Stellung zur Wiederaufrüstung, welche die vielfach einander widerstreitenden Momente der geäußerten Ansichten als solche eines geschichtlichen Prozesses zu begreifen trachtet«.

 

Die Monographie, die dem gewidmet ist, konnte in den Band nicht aufgenommen werden; Hofstätter aber verfährt, als läge eine simple These vor und kein weit ausgreifender Gedankenzusammenhang. Die Zurechnung der Remilitarisierungsfreunde zu der Grobkategorie der »Positiven« geschah einzig, weil im Zusammenhang der Protokolle die damals noch populäre Ohne-uns-Parole mit der Ablehnung des nachhitlerischen Staatswesens verkoppelt schien. Daß es sich dabei weder um einen bündigen Befund noch um einen statisch zu interpretierenden Sachverhalt handelte, war den Autoren so bewußt wie Hofstätter, und der Text läßt keinen Zweifel daran. Er jedoch entwirft das Bild einer an der Politik der Besatzungsmacht orientierten, voreingenommenen Gesinnung der Studie.

Wollen aber auch die Maßzahlen des quantitativen Teils keineswegs als statistisch exakt genommen werden, so übertreiben sie dennoch durchaus nicht das Gewicht der sich ausdrückenden antidemokratischen Disposition. Eher bewerten sie deren Entfaltung im Diskussionsverlauf zu gering. Zustimmende oder bedingt zustimmende Argumente etwa zu den Themen Demokratie, Schuld, Juden und zum Verhältnis zu den Westmächten finden sich vor allem zu Beginn der Diskussionen – zu einem Zeitpunkt also, wo der Colburn-Brief noch am frischesten in der Erinnerung der Sprecher wirkt –; solange nämlich die Ungewißheit über die Reaktionen des zunächst noch eine Art offizieller Instanz repräsentierenden Diskussionsleiters Rücksichten aufs demokratische Credo nehmen läßt. Je offenkundiger aber im Verlauf der Diskussion einerseits die Neutralität des Diskussionsleiters, andererseits die Gleichgestimmtheit der »Negativen« mit anderen Teilnehmern wird, um so ungehemmter traut sich das von Hofstätter gering veranschlagte Potential vor. Oft schon nach kurzer Zeit, vor allem in sozial homogenen Gruppen, bilden sich pointiert ethnozentrische, autoritär-antidemokratische Gruppenmeinungen heraus, denen gegenüber die tendenziell demokratiefreundlichen Teilnehmer ohnmächtig protestieren oder verstummen. Nach den Beobachtungen der Diskussionsleiter und Assistenten waren dabei auch die Schweiger nicht unbeteiligt: vielfach bekundeten sie in Mimik, Gestik und Zurufen ihr Einverständnis mit der herrschenden Meinung. Im Institut wird an der Entwicklung von Beobachtungsverfahren für nicht- Indices dieser An gearbeitet, die mit der Beschreibung sich durchsetzender Grundmeinungen und Grundhaltungen verbunden werden sollen.

Aus all dem erhellt der prinzipielle Unterschied des Ansatzes der Gruppendiskussionen und der »indirekten Verfahrensweisen«, die Hofstätter gegen jene ausspielt. Indirekte Methoden der Befragung untersuchen psychologische Dimensionen eines Gegenstandsbereiches im einzelnen Individuum, mit der Absicht, dessen Struktur zu ermitteln und in Korrelation zu anderen Daten zu bringen; die Gruppendiskussionsmethode dagegen gilt sei's kontrollierten, sei's verdrängten Dispositionen oder Potentialen, die sich im Kollektiv manifestieren. Nicht die einzelnen Individuen bilden das Substrat der Untersuchung; sie sind selbst nur funktionell, nämlich mit Rücksicht auf ihr Verhältnis zur »Gruppenmeinung«, zu nehmen. Gruppendiskussionsverfahren und indirekte Befragung ergänzen sich somit; – im Anhang des Buches ist davon die Rede.

Hofstätter mißtraut der Tiefe der Schichten, in welche das Gruppenexperiment dringt. Dabei ist ein Irrtum im Spiel. Philosophisch heißt Tiefe etwas ganz anderes als psychologisch: das lebendige Wesen gegenüber dem stereotypen Fassadenphänomen. In der psychologischen Dimension, der von Bewußt-Unbewußt, jedoch erweist sich gerade die durch die Distanz vom Bewußtsein charakterisierte Tiefe, im Gegensatz zu der des Ichs, vielfach selbst als stereotyp, nämlich als primitiv und undifferenziert, so wie es phänotypisch von Le Bon beschrieben, genotypisch von Freud herausgearbeitet wurde. Hofstätter nutzt ein quid pro quo aus, indem er die Vorstellung von Tiefe, die an tiefen Gedanken oder tiefen Kunstwerken gewonnen ist, auf das amorphe Unbewußte überträgt.

Im übrigen sollte man die Kirche im Dorf lassen, unsere eigene Studie nicht weniger als Hofstätter. Es ist durchaus möglich, daß die sogenannten tieferen Motivationen, die inoffizielle Meinung, auf die wir stießen, gar nicht so sehr tief sind; daß es sich, psychoanalytisch gesprochen, mehr um Vorbewußtes als um Unbewußtes handelt, vielfach sogar um ganz artikulierte Meinungen. Soweit wäre der Kritik Hofstätters zuzustimmen, aber er dürfte am letzten seine Freude daran haben, denn dann ist die nicht-öffentliche Meinung keine Art Gespenst im Schrank, kein Schlaf der Welt, an den man besser nicht rührt, sondern eine recht präsente Drohung, weit weniger harmlos selbst als das, was Hofstätter verharmlosen zu müssen meint.

Er freilich bezweifelt, daß das Experiment überhaupt etwas wie immer auch Latentes aufdecke. Der Grundreiz »überreize« die Versuchspersonen; er veranlasse sie zu Reaktionen, die ihrem Eigentlichen, gleichgültig ob manifeste oder latente Meinung, nicht entsprechen: das ist mit dem »in ira veritas« intendiert. Wohlweislich verschweigt Hofstätter, daß die Frage des »Überreizens« im Buch thematisch ist: der Grundreiz dürfe

 

»die Teilnehmer nicht überreizen, sie nicht in eine Abwehrhaltung bringen und zu unnatürlichem Reagieren provozieren« (Gruppenexperiment, S. 42).

 

Weiter wird auf Seite 50 beschrieben, wie der Grundreiz im Verlauf des Experiments mehrfach modifiziert wurde, um »die Reizwirkungen des Briefes gleichsam vom Psychologischen auf das Objektive umzuzentrieren«. Das von Hofstätter S. 99 wiedergegebene Zitat lautet im Zusammenhang:

 

»Zu dem Einwand, daß wir unsere Teilnehmer durch den Grundreiz gereizt haben, haben wir ferner zu sagen, daß es aller psychologischen Theorie und Erfahrung ins Gesicht schlüge, wollte man annehmen, das in der Gereiztheit Geäußerte sei zufällig und gleichgültig. Was ein Wütender sagt, nachdem sein Affekt die rationale Kontrolle durchbrochen hat, ist doch auch in ihm. Es drückt ebensowohl sein Unbewußtes, latente und ichfremde psychologische Potentialitäten aus, wie, auf einem weniger tief liegenden Niveau, den Vorrat vorbewußter, kurrenter Anschauungen, den er mit sich trägt, und den er als voll Bewußter durch sein autonomes Urteil durchstreichen oder bestätigen mag.« (Gruppenexperiment, S. 279)

 

Dagegen erinnert Hofstätter an die altbekannte Unverantwortlichkeit dessen, was man in der Wut, überhaupt nach Lockerung der Ich-Kontrolle, herausstößt. Diese an Kriterien des bewußten Ichs gemessene Unverantwortlichkeit soll Befunde abwerten, die sich auf das beziehen, was gerade jenen Kriterien nicht gehorcht. Aber nirgends erweisen sich die Einwände Hofstätters als untriftiger denn an dieser zentralen Stelle. Selbst in seiner krassesten Form bietet der Grundreiz überaus gemäßigte Kritik. Sie wird zwar, um aufrechtzuerhalten, es spreche ein Besatzungssoldat; um überhaupt für alle Gruppen kommunizierbar zu bleiben; und nicht zuletzt, um das Selbstgefühl der Gruppe zu schonen, etwas undifferenziert und schulmeisterlich vorgebracht, aber enthält nichts, was nicht etwa ein ausländischer Reisender nach seinen Beobachtungen damals auch hätte formulieren können. Überdies waren die kritischen Punkte sorgfältig mit anerkennenden Äußerungen ausbalanciert. Bei dem Versuch, sich gegen die angeblichen Vorwürfe des Sergeanten zu verteidigen, fielen denn auch immer wieder Äußerungen der Sprecher, die selber genau bestätigten, was jener konstatiert hatte. Angesichts dessen verliert der formal so einleuchtende Vorwurf, die Versuchsanordnung habe in die Menschen etwas hineingetragen, was sich gar nicht in ihnen finde, sehr an Gewicht. Unterdessen hat sich ergeben, daß auch ohne Grundreiz, dank der sozialpsychologischen Rückendeckung, welche die Diskussionsgruppe den Teilnehmern gewährt, inhaltlich die gleichen Klischees produziert werden, die Hofstätter als bloße Reaktionen auf den Grundreiz abtun möchte. Schließlich war ja der Grundreiz selbst nicht in einem Vakuum ausgedacht. In seine Formulierung waren die konkreten Erfahrungen eingegangen, welche die Veranstalter der Studie mit der damals in Deutschland inoffiziell herrschenden Meinung machten. Zur Zeit der Diskussionen so wenig wie im Forschungsbericht und wie heute wollen sie – wie aus Hofstätters Kritik herauszulesen wäre – das faschistische Potential, auf das die Studie stieß, mit dem Verhalten der deutschen Bevölkerung gleichsetzen. Schon 1950, zur Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders, trat das politische Interesse gegenüber dem wirtschaftlichen zurück. Wohl aber enthüllt das Experiment sozialpsychologische Dispositionen zu einer politischen Ideologie,

 

»die zwar unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht zur vollen Wirksamkeit kommt, deren aktuelle Bedeutung man auch nicht überschätzen darf, die aber, wenn sie sich abermals an starke objektive Mächte anschlösse, wieder ungeahnte Gewalt gewinnen könnte« (Gruppenexperiment, S. 280).

 

Um dieses ideologische Potential herauszuarbeiten nicht weniger als weil zureichende quantitative Techniken für die Behandlung der Diskussionen noch nicht zur Verfügung standen, bevorzugt die Auswertung die qualitative Analyse. Die von Hofstätter (vgl. S. 102) vermißten Korrelationskoeffizienten wurden darum nicht errechnet, weil sie eine statistische Prätention erhoben hätten, die das Material nicht rechtfertigt. Was über eine drastische Überschlagsrechnung von Gruppeneinstellungen hinausgegangen wäre, wäre vorweg problematisch gewesen.

Hofstätters Kritik sucht die Studie in eine mittlerweile recht beliebte Zwickmühle zu bringen. Der Quantifizierung wird, vor dem Hintergrund der deutschen Tradition, Oberflächlichkeit vorgeworfen; man müsse bei Fragebogen mit »Verheimlichungs- und Entstellungsabsichten« (Hofstätter, S. 99) rechnen, – nachdem übrigens im »Gruppenexperiment« Hofstätters eigenes Buch als Referenz für die Problematik der Interviewsituation genannt ist (vgl. Gruppenexperiment, S. 29). Der qualitativen Analyse aber werden aus dem quantitativen Bereich stammende Forderungen wie die nach Evidenz und beliebiger Überprüfbarkeit präsentiert; offenbar sieht Hofstätter wissenschaftliche Ergebnisse so lange als »bloße Behauptung« an, bis sie durch quantitative Methoden oder »intensiviertes Gespräch« (Hofstätter, S. 103) – gewiß doch nur eine unter vielen Möglichkeiten qualitativer Erkenntnis – erhärtet sind. Der Handhabung »interpretativer Kategorien« wird die »Gefahr totalitärer Willkürlichkeit« nachgesagt (Hofstätter, S. 102). Demgegenüber sei eine Stelle aus dem »Gruppenexperiment« angeführt:

 

»Einzig der wissenschaftliche Takt vermag darüber zu wachen, daß das unabdingbare subjektive Element, an dem Spontaneität und Produktivität von Wissenschaft haftet, nicht ins Wahnhafte wuchere. Es wäre eine schlechte Wissenschaft, die um einer Schimäre absoluter Beweisbarkeit willen gegen das sich abdichtet, was aus dem Material aufleuchtet. Wir sind keineswegs blind dagegen, daß den quantitativen wie den qualitativen Interpretationen ein Schatten der Relativität anhaftet: dort die unvermeidlichen Reste starrer Zählmethoden, die dem Leben der Diskussionen und dem Sinn der Einzeläußerungen nicht ganz gerecht werden; hier die Gefahr, daß der Gedanke hinausschießt über das, was die Tatsachen im Sinne jener Normen der Interpretation hergeben, welche die Nachvollziehbarkeit jeder geistigen Operation durch jeden anderen Forscher desselben Sachgebietes verlangen ... Je mehr, aus der besonderen Fragestellung ... heraus, qualitatives Material und qualitative Deutung in den Vordergrund tritt, um so dringlicher wird es, so weit nur irgend möglich die qualitativen Befunde quantitativ zu überprüfen, oder, angesichts der Schranken, die uns statistisch in dieser Hinsicht gesetzt waren, wenigstens Möglichkeiten für eine solche Überprüfung aufzuzeigen.« (Gruppenexperiment, S. 9f.; vgl. auch S. 265f.)

 

Daß bei qualitativen Analysen das subjektive Moment nicht zu eliminieren ist, und daß der Einsatz der Erfahrung und Reaktionsfähigkeit des Psychologen geradezu die Bedingung der Fruchtbarkeit seiner Funde ist, wird mittlerweile selbst vom orthodoxen Social Research anerkannt (vgl. Barton und Lazarsfeld, Some Functions of Qualitative Analysis in Social Research, in: Sociologica, Frankfurt 1955, S. 321ff.). Jenes »subjektive Moment« beschränkt sich keineswegs auf die meist von Gegnern trivialer Weise bemühte Intuition, sondern beruht »auf einem Grundbestand an Theorie und auf Erfahrungen der täglichen Praxis, ebenso wie auf den Ergebnissen vorausgegangener wissenschaftlicher Untersuchungen« (Gruppenexperiment, S. 58). Von all dem nimmt Hofstätter keine Notiz.

Statt dessen setzt er das subjektive Moment dem bösen Willen gleich: ihm zufolge geht es der Studie »im wesentlichen um ein Entlarven« (Hofstätter, S. 103). So etwa stellt man sich die Psychoanalyse in jenen Bereichen »totalitärer Willkür« vor, wo man den Geist unter Berufung auf seine zersetzende Wirkung an die Kandare zu nehmen liebt; kaum erwartet man derartiges beim Verfasser eines Buches über Tiefenpsychologie. Er definiert die Psychoanalyse insgesamt als »die agonische Kunst eines intensivierten Gesprächs, das therapeutische Zwecke verfolgt« (Hofstätter, S. 103). Hielte man sich an diese schlicht von der Therapie abgezogene Bestimmung für das ganze psychoanalytische Bereich, so wäre eine jegliche analytische Charakterologie und Sozialpsychologie – also ein entscheidender Teil der tiefenpsychologischen Literatur – ab ovo ausgeschlossen; man kann sich kaum denken, daß Hofstätter das im Ernst verlangt. Er wird schwerlich der Sozialpsychologie verwehren wollen, auf die in jener Literatur verbuchten Einsichten zurückzugreifen; schwerlich ihr die Pose der tabula rasa zumuten und erwarten, daß jede Untersuchung beginne, als habe man vor ihr über den Sinn der registrierten Phänomene nichts gewußt. Solche wissenschaftliche Askese schlüge in unerträgliche Verarmung um. Notwendig ist es, im therapeutischen Einzelfall jene Gespräche zu führen, auf welche Hofstätter den Gebrauch psychoanalytischer Begriffe einengen möchte; aber jeder analytische Therapeut könnte ihn darüber belehren, daß in den analytischen Gesprächen stets wieder, bis zur quälenden Monotonie, dieselben typischen Sachverhalte hervortreten. Es läge, bescheiden gesagt, nicht im Interesse der wissenschaftlichen Arbeitsökonomie, typische Befunde nicht zu verwerten, ohne welche die Sozialpsychologie Gefahr läuft, sich wesentliche Zusammenhänge zu versperren.

Vor allem aber übersieht Hofstätter, daß gerade der Nachdruck, der auf jene typischen Sachverhalte und die zugleich in ihnen zutage kommenden objektiven Tatbestände – die Erbschaft totalitärer Willkür, der Manipulation des Bewußtseins – fällt, die einzelnen Individuen, wenn man schon in solchen Begriffen denken mag, entlastet. Er operiert so, als würdigte der Nachweis der Wirksamkeit jener der Analyse längst vertrauten Mechanismen und der Gewalt, welche die faschistische Ideologie noch nach der Katastrophe des Systems ausübt, die herab, denen die Ideologie eingebläut ward. Er appelliert damit an nichts anderes als an jenen kollektiven Narzißmus, den die Studie selbst als den mächtigsten jener verhängnisvollen Mechanismen betrachtet.

Daß »die sich über 150 Seiten erstreckende qualitative Analyse ... im Grunde eine einzige Anklage« (Hofstätter, S. 103) sei, ist – nicht nur im Grunde – eine falsche Anklage. Wirken die aus einer überwältigenden Fülle mit äußerster Vorsicht ausgewählten Belege derart auf Hofstätter, so liegt das nicht an der Studie, sondern am Material. Keineswegs auch ist »das Hauptanliegen der qualitativen Analyse das Problem des deutschen Schuldbekenntnisses« (Hofstätter, S. 102), sondern es wurde eine ganze Reihe qualitativer Studien durchgeführt, aus denen, mit Rücksicht auf den zur Verfügung stehenden Raum, zwei Texte ausgewählt und gekürzt werden mußten:

 

»Die Auswahl bereitete Schwierigkeiten. Wir konnten weder systematisch noch nach der Wichtigkeit der untersuchten Themen verfahren. Die Untersuchung über Integrationsphänomene mußte auf jeden Fall eingeschlossen werden, nicht bloß, weil sie sich auf die Gesamtstruktur der Diskussionen bezieht, sondern auch, weil sie gleichsam den formalen Rahmen erstellt für das Problem des Konformismus, der Identifikation mit dem Kollektiv, die inhaltlich zu den wichtigsten Ergebnissen zählt. Für die Monographie Schuld und Abwehr haben wir uns entschieden, weil sie erlaubt zu konkretisieren, daß die Gruppenmethode affektbesetzte, aus tieferen Schichten der Befragten stammende Äußerungen auslöst, an welche die traditionellen Fragemethoden nicht heranreichen. Zudem gibt die Studie eine Art Phänomenologie dessen, was die Diskussionsteilnehmer selbst so gerne deutsche Neurose nennen, und was sich erst dann wird heilen lassen, wenn es seiner Struktur nach erkannt, ins Bewußtsein gehoben ist. Dies Ergebnis scheint uns weit wichtiger als die oft befremdenden Ansichten, welche unsere Versuchsteilnehmer zu jenen heikelsten Gegenständen geäußert haben, und die, isoliert genommen und aus der psychischen Dynamik herausgelöst, falsch eingeschätzt würden.« (Gruppenexperiment, S. 276f.)

 

Die Intention ist also der einer Anklage genau entgegengesetzt. Ein Negatives feststellen und aussprechen, damit es geändert werde, und: die Individuen anklagen, die im Bann jener Negativität stehen – das kann doch wohl nur von einem verwechselt werden, der selber auf die Studie so reagiert, wie er es zu Unrecht den Diskussionsteilnehmern dem Grundreiz gegenüber unterstellt. Nirgends ergeht denn auch im Buch, direkt oder indirekt, eine »Aufforderung zur echten Seelenzerknirschung« (Hofstätter, S. 103); sie wäre jener Art Gegenaufklärung vorzubehalten, die man wohl am besten mit Clair-Obskurantismus übersetzte.

Hofstätter sieht »kaum eine Möglichkeit, wie ein einziges Individuum das Grauen von Auschwitz auf sich zu nehmen imstande wäre« (Hofstätter, S. 103). Das Grauen von Auschwitz haben die Opfer auf sich nehmen müssen, nicht die, welche, zum eigenen Schaden und dem ihres Landes, es nicht wahr haben wollen. Für die Opfer und nicht für die Nachlebenden war die »Frage der Schuld verzweiflungsträchtig« (Hofstätter, S. 104), und es gehört schon einiges dazu, diesen Unterschied in dem nicht umsonst so beliebten Existential der Verzweiflung verschwimmen zu lassen. Aber im Hause des Henkers soll man nicht vom Strick reden; sonst gerät man in den Verdacht, man habe Ressentiment. Hofstätter meint, man »könnte (und sollte vielleicht) dieses Grauen in einem Bußritual zu bannen versuchen« (S. 103). Der Psychologe dürfte wissen, daß Bußrituale Menschen, die in keiner verpflichtenden theologischen Ordnung mehr leben, nicht anderen Sinnes machen; der homo religiosus aber, als der Hofstätter in solchen Wendungen reden mag, müßte sich empören über eine Buße, die aus praktisch-psychologischen Rücksichten, also therapeutisch und nicht um ihres sakralen Gehalts willen, geübt wird. Wird er aber von dem angeblich »gereizten Ton« (Hofstätter, S. 103) der Kommentare zu einzelnen Äußerungen »peinlich berührt«, so braucht er nur aufmerksam die von ihm zitierte Stelle aus der bayerischen Diskussionsgruppe nachzulesen, um sich dessen zu versichern, daß hier die Teilnehmer nicht »Einsicht in die sachlichen Grenzen des Gruppenexperiments« (Hofstätter, S. 104) bewähren, sondern mit überraschender Subtilität den Gedanken an Schuld wegwischen. Sie suchen durch begriffliche Scheindistinktionen die Sache aus der Welt zu schaffen, die von den Begriffen bezeichnet wird.

Hofstätters Absicht ist apologetisch: das verblendet ihn gegen das Phänomen, dessen Umriß in der Studie sichtbar wird. Die Methode soll nichts taugen, weil die Sache verleugnet werden soll, die hervortritt. Solche Absicht fährt Hofstätters eigenem Positivismus in die Parade: er gibt die Position des Werkes nicht sachgerecht wieder. Aber wäre selbst mehr an seinen zusammengetragenen Vorwürfen, als daran ist, es bliebe die Konzeption der Wissenschaft, die er verficht, ohne als Kritiker ihr selbst zu genügen, überaus fragwürdig. Die Funktion des sozialwissenschaftlichen Positivismus hat sich gründlich verändert. Einmal wollte die Insistenz auf hieb- und stichfesten Fakten befreien von Dogma und Bevormundung. Heute gibt sie sich nur allzu willig dazu her, den Gedanken, der den sturen Befund durchdringt und übersteigt, als unwissenschaftlich und womöglich ideologisch zu verdächtigen. Indem Interpretation, die mehr als bloße Verdoppelung der Fakten ist, tendenziell abgeschnitten wird, behalten die Fakten recht in dem doppelten Sinne, daß sie da sind und hingenommen werden müssen, ohne daß nach dem Wesen gefragt würde, das hinter ihnen sich versteckt; und daß sie, im Lichte solchen Respekts, zugleich auch als respektabel legitimiert werden. Aber die Sozialwissenschaft, die sich aus Angst vor der organisierten Gedankenkontrolle das Recht auf Kritik rauben läßt, verkümmert dadurch nicht bloß, verfällt nicht bloß der Stoffhuberei eines einzig noch auf Verwaltungszwecke zugeschnittenen Research, sondern verdummt auch und verfehlt genau jene Realität, die treu zu spiegeln ihr höchster, wenngleich nicht gar zu hoher Ehrgeiz ist. Die Realität ist im Fall des Gruppenexperiments genau jene nicht-öffentliche Meinung, deren Gewalt Hofstätter bestreitet. Es genüge das freilich nicht empirisch überprüfbare Gedankenexperiment, im Jahre 1932 wären Gruppendiskussionen und Interpretationen von der Art der von uns publizierten verfügbar gewesen. Man hätte wohl einiges daraus zu lernen, auch Konsequenzen zu ziehen vermocht. Die Wissenschaft Hofstätterschen Stils hätte freilich intervenieren und die Befunde wegen mangelnder Generalisierbarkeit, mangelnder Exaktheit, Willkür der Auslegung anschwärzen können. Sie hätte aber damit nicht der Wahrheit geholfen, sondern dem Unheil.

 
Fußnoten

 

1 Vgl. Peter R. Hofstätter, Zum »Gruppenexperiment« von F. Pollock. Eine kritische Würdigung, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 9 (1957), S. 97ff. (Heft 1).

 

2 Vgl. Gruppenexperiment. Ein Studienbericht. Bearbeitet von Friedrich Pollock. Mit einem Geleitwort von Franz Böhm. Frankfurt a.M. 1955. (Frankfurter Beiträge zur Soziologie. 2.)

 

 
Gesammelte Werke
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