Je nach Windrichtung werden Geräusche mehr oder weniger weit getragen
Stimmt. Aber wie schafft es eine Luftströmung, die sich mit wenigen Metern pro Sekunde bewegt, Schallwellen zu «tragen», deren Geschwindigkeit 330 Meter pro Sekunde beträgt? An der minimalen Beschleunigung der Schallausbreitung kann es nicht liegen.
Es hat etwas mit Brechung zu tun. Denn nicht nur Lichtwellen, auch Schallwellen können gebrochen werden. Normalerweise breitet sich der Schall von seiner Quelle aus geradlinig und kugelförmig aus. Bei Wind ändert sich das. Das liegt daran, dass die Windgeschwindigkeit in den unterschiedlichen Luftschichten nicht konstant ist, meist nimmt sie vom Boden aus nach oben hin zu. Das bedeutet, dass der Schall bei Rückenwind in der Höhe zusätzlichen Schub bekommt. Die Folge: Die Schallwellen werden gebrochen und ändern ihre Richtung – wie Lichtstrahlen, die in ein anderes Medium mit höherer optischer Dichte eintreten.
Der Rückenwind lenkt nun in der Höhe Wellen, die den Zuhörer sonst nicht erreichen würden, zum Boden hin ab – sie können auf diese Weise sogar Hindernisse wie Mauern oder Häuser überwinden. Die entfernte Blaskapelle klingt sehr laut.
Spielt sie allerdings gegen den Wind, werden die Schallwellen vom Boden weggebrochen und quasi in den Himmel geschickt. Der Schallpegel sinkt, es kann sogar ein «Schallschatten» entstehen, in dem praktisch nichts von der Musik zu hören ist, obwohl zwischen der Kapelle und dem Zuhörer kein Hindernis steht.