Die NASA hat für zwölf Millionen Dollar einen «Spacepen» entwickelt – die Russen benutzen Bleistifte
Stimmt nicht. Die russische Raumfahrtagentur verlässt sich in vielen Fällen auf einfachere, aber robustere Techniken und fährt damit offensichtlich gut – die Sojus-Kapseln aus den 60er Jahren fliegen noch heute, während das amerikanische Spaceshuttle (eine Technik der Siebziger) längst nicht so zuverlässig funktioniert. Auf diese russische Bodenständigkeit ist die Geschichte vom Hightechkuli gemünzt. Sie wird auch des Öfteren in Zeitungsartikeln erwähnt, doch sie ist unwahr.
Erstens: Der «Spacepen», den inzwischen jeder kaufen kann, wurde nicht von der NASA entwickelt. Der Stift, dessen Mine ständig unter Druck steht und der deshalb unabhängig von der Schwerkraft funktioniert – sogar unter Wasser –, ist eine Erfindung des Geschäftsmanns Paul Fisher. 1967 kaufte die NASA nach umfangreichen Tests 400 Stifte bei Fishers Firma, zum Stückpreis von 2,95 Dollar.
Zweitens: Fisher steckte nur rund eine Million Dollar in die Entwicklung des Wunderstifts.
Drittens: Die russischen Kosmonauten schreiben schon lange nicht mehr mit Bleistiften. Auch wenn diese technisch robust sind, so haben sie doch den Nachteil, dass sie ständig feinen Graphitstaub absondern – und der schwebt in der Schwerelosigkeit unkontrolliert durch die Kapsel. Bricht gar die Spitze ab, dann kann sie sich in die Atemwege der Raumfahrer oder in irgendein wichtiges elektronisches Gerät verirren, mit eventuell katastrophalen Folgen. Schon seit 1969 beziehen auch die Russen ihre im Weltraum eingesetzten Kulis von Fisher.