England und Deutschland haben 1890 die Inseln Helgoland und Sansibar getauscht
Stimmt nicht. Deutschland konnte Sansibar nicht gegen Helgoland tauschen, weil die vor Ostafrika liegende Insel ihm nie gehört hat. Der «Helgoland-Sansibar-Vertrag» regelte weit mehr als die Hoheit über zwei Inseln.
Zum Ärger der Deutschen gehörte Helgoland seit 1807 zu England. Mit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals (damals: Kaiser-Wilhelm-Kanal) war die Lage noch prekärer geworden, die Briten besaßen praktisch einen Brückenkopf am Eingang der Wasserstraße. Schon Bismarck hatte daher über den Erwerb der Insel verhandelt, sein Nachfolger Caprivi konnte den Deal perfekt machen.
Und die Gegenleistung? In Afrika steckten die beiden Nationen ihre Einflussgebiete neu ab, das Reich verzichtete auf Gebiete in Uganda, Botswana und auf das sogenannte Deutsch-Wituland im heutigen Kenia. Über das damals eigenständige Sultanat Sansibar heißt es in dem Vertrag: «Deutschland verpflichtet sich, die Schutzherrschaft Großbritanniens anzuerkennen über die verbleibenden Besitzungen des Sultans von Zanzibar.» «Schutzherrschaft» – das klingt so fürsorglich wie das «Schutzgeld», das die Mafia einfordert. Kritiker in Deutschland maulten, die Regierung habe «einen neuen Anzug für einen Hosenknopf» hergegeben. Die Engländer verleibten die Insel denn auch umgehend ihrem Kolonialreich ein, bis sie 1963 unabhängig wurde. 1964 wurde Sansibar mit dem ebenfalls eigenständig gewordenen Tanganjika zum neuen Staat Tansania vereinigt.