Bei den Olympischen Spielen der Antike waren die Sportler nackt
Stimmt. Der Leser, der mir diese Frage zuschickte, fragte sich, ob der Sportler damals «das edle Teil einfach so baumeln ließ». Die Antwort darauf ist differenziert: Die männlichen Sportler (Frauen waren nicht zugelassen) trugen bei den sogenannten «gymnischen» Disziplinen (von gymnos = nackt) keine Kleidung. Lediglich beim Waffenlauf hielten sie einen Schild vor ihre Blöße. Und für Männer, die mit dem Baumeln Probleme hatten, gab es das sogenannte Kynodesme, eine Schnur, die an der Vorhaut befestigt war und mit der man den Penis am Bauch festband.
Warum diese Textilfreiheit? Diese Frage konnten schon die klassischen Griechen nicht mehr beantworten, der Grund für die Nacktheit verlor sich im Dunkel der Vorgeschichte. Bei den ersten Spielen, von 776 vor Christus an, sollen die Sportler noch Lendenschürze getragen haben. Dass die abgeschafft wurden, wird meist mit einer fadenscheinigen Anekdote begründet: Ein gewisser Orsippos aus Mergara soll sich beim Stadionlauf seines Schurzes entledigt und dadurch gewonnen haben. In einer anderen Version stolperte er über das Kleidungsstück, was ihn den Sieg kostete. Nach weiteren Quellen war der erste Nacktflitzer ein Spartaner – denen bescheinigte schon Thukydides eine lange Tradition im textilfreien Sport.
Sport war übrigens auch in der Antike keine reine Männersache. Zwar war Frauen die Teilnahme an den Olympischen Spielen versagt, aber es gab durchaus gemischte und rein weibliche Wettbewerbe. Und nicht nur in typischen «Frauendisziplinen»: Im athenischen Artemis-Heiligtum von Brauron gab es auch eine Ringerschule für Mädchen – und die kämpften nackt.