«OK» (= okay) war ursprünglich die Abkürzung für den verballhornten englischen Ausdruck «oll korrect»
Stimmt. Jedenfalls ist dies die von den meisten Anglisten als gültig anerkannte etymologische Ableitung. Sie geht auf Allen Walker Read zurück, einen angesehenen Professor der Columbia University, der sie am 19. Juli 1941 im Saturday Review of Literature zum ersten Mal veröffentlichte.
Reads Version der Geschichte des OK lautet so: Im Sommer 1838 kam in Boston eine seltsame Mode auf, die sich im folgenden Jahr auch in New York und New Orleans ausbreitete. Man benutzte bewusst Abkürzungen von absichtlich falsch geschriebenen alltäglichen Ausdrücken: «KG» für «know go». (statt «no go» – «geht nicht»), «KY» für «know yuse». (statt «no use» – «zwecklos»), «NS» for «nuff said». («enough said» – «genug gesagt») – und eben «OK» für «oll korrect». (statt «all correct»), das sich zum ersten Mal 1939 in gedruckter Form dokumentiert findet.
Wie es Moden eigen ist, verschwanden die meisten dieser Abkürzungen so schnell, wie sie aufgekommen waren. Allein das OK hat sich bis zum heutigen Tag erhalten.
Read hat dafür folgende Erklärung: 1840 wollte der amerikanische Präsident Martin Van Buren für eine zweite Amtszeit wiedergewählt werden. Der Spitzname des Demokraten war Old Kinderhook (nach seinem Geburtsort Kinderhook im Staat New York). Van Burens Team gründete den OK Club und gab der Abkürzung damit eine doppelte Bedeutung. Die politischen Gegner griffen das Spiel auf und hintertrieben es, indem sie dem OK neue Interpretationen unterlegten – «out of kash». («pleite») zum Beispiel oder «out of kredit». («kreditunwürdig»). Es scheint genützt zu haben: Van Buren verlor die Wahl, es gewann der Republikaner William Henry Harrison.
Allerdings gibt es auch noch alternative Erklärungen für die Herkunft der zwei Buchstaben. In seinem Buch «More of the Straight Dope» führt Cecil Adams einige von ihnen auf: das affirmative «okeh» in der Sprache der Choctaw-Indianer, «OK» als telegraphisches Signal für «open key». («empfangsbereit») oder auch als Abkürzung für O. Kendall & Sons, einen Kekshersteller, der seine Produkte mit diesen Initialen kennzeichnete.
Schließlich gibt es sogar eine Deutung, nach der «OK» deutscher Herkunft ist: Es soll die Abkürzung für «Oberkommando» sein, mit der ein deutscher General im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg seine Dokumente stempelte.
Nach der Veröffentlichung der OK-Kolumne in der ZEIT bekam ich eine Menge Protestbriefe von Lesern, die selbstverständlich alle davon überzeugt waren, die richtige Erklärung für die Abkürzung liefern zu können. Gleich mehrmals tauchte die Geschichte von dem deutschstämmigen Mechaniker auf, der bei Ford in Detroit am Band stand und ohne dessen Namenskürzel als Nachweis für die bestandene letzte Kontrolle kein Wagen das Werk verlassen durfte. Sein Name lautet einmal Otto Krüger, dann wiederum Otto Kaiser, Otto Klein oder Otto Krause. Ebenfalls als Zeichen deutscher Wertarbeit galten nach einer anderen Deutung die Initialen von Oskar Keller, der in Mittelamerika Kartoffeln züchtete.
Dass jede Nation solche Legenden gern auf ihre Weise interpretiert, zeigte die Zuschrift einer offenbar griechischstämmigen Leserin. Demnach steht OK für «ola kala», griechisch für «alles gut». «Als die Amerikaner eine gemeinsame Sprache wählen mussten», heißt es weiter in dem Brief, «hatten sie die Wahl zwischen Englisch und Griechisch, wobei die griechische Sprache mit einer Stimme Unterschied nicht gewählt wurde.» Damit schafft sie eine elegante Überleitung zu einer anderen, ebenfalls unwahren Legende (siehe Seite 71).
Also belassen wir es lieber bei der Erklärung, dass die Amerikaner den Ausdruck selbst erfunden haben, OK?