Der blaue Ring auf der olympischen Flagge steht für Europa
Stimmt nicht. Pierre de Coubertin, der Vater der Olympischen Spiele der Neuzeit, hat das Symbol aus fünf verschlungenen Ringen selbst entworfen und handkoloriert. Das war im Jahr 1913. Dann kam der Erste Weltkrieg, die Spiele von 1916 fielen aus, und erst 1920 in Antwerpen wehte die weiße Fahne mit den Ringen in den Farben Blau, Gelb, Schwarz, Grün und Rot zum ersten Mal über dem olympischen Stadion.
«Ihre Gestalt ist symbolisch zu verstehen», schrieb de Coubertin 1931 über die Fahne, «sie stellt die fünf Erdteile dar, die in der Olympischen Bewegung vereint sind; ihre sechs Farben entsprechen denen sämtlicher Nationalflaggen der heutigen Welt.» Daraus wird klar: Zwar stellen die Ringe die Kontinente dar, aber es wurde nicht jedem Kontinent eine Farbe zugeordnet. Die Farben (die fünf Ringe plus der weiße Hintergrund) wurden so gewählt, dass in jeder Nationalflagge mindestens eine von ihnen vorkommt.
Pierre de Coubertin bewies historische Weitsicht, als er die weiße Hintergrundfarbe mit einbezog. Inzwischen gibt es nämlich erheblich mehr Staaten auf dem Globus als damals, und einige davon haben Flaggen, in denen keine der fünf «bunten» Farben vorkommt – etwa Qatar, dessen Flagge braun-weiß ist. So aber gilt de Coubertins Prinzip bis heute.