Stimmt. Und nicht nur die Asiaten: 75 Prozent der erwachsenen Menschen auf der Erde können Milchzucker (Laktose) nicht richtig verarbeiten, weil sie nach der Kindheit das entsprechende Enzym (Laktase) verloren haben. Dieses spaltet im Dünndarm den Doppelzucker aus der Milch in einfache Zucker. Wenn es fehlt, gelangt unverdaute Laktose in den Enddarm und ist dort ein gefundenes Fressen für Bakterien – Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall sind die Folge. Entwicklungsgeschichtlich gesehen, ist das nicht weiter schlimm – die Frühmenschen verzehrten nach der Kindheit keine Milchprodukte mehr, das Enzym war also überflüssig.
Erst mit der Einführung der Landwirtschaft vor etwa 12 000 Jahren begannen auch Erwachsene, regelmäßig Milch zu trinken. Dass sich die genetisch bedingte Laktase-Persistenz, also die Fähigkeit, auch im Erwachsenenalter Milch zu verdauen, vor allem in Nordeuropa durchsetzte, liegt wohl daran, dass wir besonders auf Milch als Lieferant für Kalzium und Vitamin D angewiesen sind. Während in unseren Breiten nur etwa zehn Prozent der Menschen Laktose nicht vertragen, sind es im Süden Europas 60 Prozent, in Schwarzafrika 95 Prozent und in Ländern wie Thailand fast 100 Prozent.
Die genetische Ursache der Laktose-Unverträglichkeit ist soeben weitgehend geklärt worden: Anfang 2002 berichten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature Genetics von zwei dafür verantwortlichen genetischen Varianten, die sie in einer Reihenuntersuchung von finnischen Familien ausgemacht haben.