In der katholischen Kirche gibt es auch heute noch den Ablass
Stimmt. Den Ablass assoziiert man immer mit dem tiefsten Mittelalter – eine Art «Kuhhandel mit Gott», der von Luther angeprangert wurde. Auch wenn es heute keine listigen Pfaffen mehr gibt, die dem Volk zuerst die Qualen des Fegefeuers drastisch schildern und dann einen Ablassbrief zur Vermeidung der Pein verkaufen: Am Prinzip des Ablasses hält die katholische Kirche weiter fest. Das hat zuletzt Papst Paul VI. in der Apostolischen Konstitution Indulgentiarum doctrina im Jahr 1967 bekräftigt, auch Benedikt XVI. hat dieses Instrument eingesetzt. So konnten Gläubige beim Weltjugendtreffen in Köln 2005 einen vollständigen Sündenablass erlangen.
Ablass darf man nicht verwechseln mit der Vergebung der Sünden, die nach der christlichen Lehre nur Gott gewähren kann. Aber auch der Sünder, dem vergeben wurde und der tätige Reue gezeigt hat, muss nach katholischem Glauben noch für seine Taten im Fegefeuer büßen. Dieser Strafe kann man entgehen – auch heute noch durch Geldspenden an karitative Organisationen, durch soziales Engagement oder Pilgerfahrten. In früheren Jahrhunderten wurde der Ablass oft in Tagen bemessen. Gemeint waren Tage der Buße, aber viele Sünder glaubten tatsächlich, dann entsprechend weniger Tage im Vorhof der Hölle schmoren zu müssen.
Der Ablass ist also nicht «heilsnotwendig», wie Paul VI. sagte, aber er kann das Leben nach dem Tod kolossal erleichtern. Eine gute Gelegenheit dazu ist etwa der österliche Urbi-et-orbi-Segen des Papstes. Die Teilnahme kann zum Totalablass führen und ist auch per Radio oder Fernsehen möglich. Aber natürlich nur, wenn der Sünder seine Taten ehrlich bereut und auch ansonsten ein gottgefälliges Leben lebt.