Wenn man vor dem Tauchen die Brille mit Spucke einreibt, beschlägt sie nicht so schnell
Stimmt. Manche glauben ja, dass es eine Art Ritual ist, wenn Taucher vor dem Tauchgang in ihre Brille spucken – so wie Schauspieler einander über die Schulter spucken, bevor sie auf die Bühne gehen. Aber bei den Tauchern ist der Brauch kein abergläubisches Ritual, sondern durchaus wirksam!
Die Schwimm- oder Taucherbrille beschlägt von innen, weil die Luft, die in ihr enthalten ist, wärmer ist als das Wasser, in dem man schwimmt. Das Wasser kühlt das Brillenglas, das Glas kühlt die Luft, und kühle Luft kann nicht so viel Wasserdampf aufnehmen wie warme – also kondensiert das überschüssige Wasser am Glas.
Kann der Speichel auf der Brille nun diesen Niederschlag verhindern? Nein. Aber die in ihm enthaltenen Glykoproteine setzen die Oberflächenspannung des Wassers herab, ähnlich wie Spülmittel. Das führt dazu, dass sich beim Kondensieren nicht viele kleine Tröpfchen bilden und die Sicht behindern, sondern es entsteht ein Flüssigkeitsfilm, der irgendwann nach unten abfließt. Genauso wie beim Spülen mit Spülmittel keine Tropfen auf dem Glas bleiben, die beim Trocknen Flecken hinterlassen, sondern ein gleichmäßig abfließender Film. Man könnte also statt der Spucke auch Spülmittel oder Shampoo benutzen – aber das ist ja nicht immer zur Hand, und außerdem könnten Reste davon in den Augen brennen.
Noch einen Vorteil hat der Speichel: Man kann die Brille nach dem Spucken ruhig mit Wasser ausspülen. Die Proteine sind nicht wasserlöslich, sodass die Schutzschicht auch dieses kurze Bad übersteht.