Wenn man ein Fahrrad im Flugzeug transportieren will, muss man die Luft aus den Reifen lassen
Stimmt nicht. Der Druck von Reifen wird in Bar gemessen, genauer gesagt: in Bar Überdruck. Denn wenn der Reifen völlig platt ist, dann zeigt das Messgerät 0 Bar an, in Wirklichkeit herrscht aber im Reifen derselbe Luftdruck wie in der Umgebung, nämlich etwa 1 Bar.
Der optimale Druck in einem Fahrradreifen hängt von seiner Breite ab. Da das gesamte Gewicht von Fahrer und Rad auf den beiden Kontaktflächen zwischen Reifen und Straße lastet, steht ein Rennrad mit 18 Millimeter schmalen Reifen auf einer erheblich kleineren Fläche als der Pneu eines Hollandrades, der etwa 55 Millimeter breit ist. Der empfohlene Reifendruck variiert deshalb stark, er liegt zwischen 2,5 Bar für breite und 8 Bar für schmale Reifen.
Würde der Luftdruck im Laderaum von Flugzeugen nicht ausgeglichen, dann herrschte der Umgebungsdruck, und der beträgt in 10 000 Meter Höhe nur noch etwa 0,3 Bar. In dem Fall stiege der Überdruck des Reifens um 0,7 Bar an – sehr unwahrscheinlich, dass er dabei platzen würde, aber man könnte noch verstehen, dass die Fluggesellschaften lieber auf Nummer sicher gehen, als dass pistolenschussartige Geräusche aus dem Laderaum Passagiere und Besatzung in Panik versetzen.
Nun ist es aber so, dass in modernen Verkehrsflugzeugen der Druck im Laderaum praktisch derselbe ist wie in der Passagierkabine. Es sind sogar Klappen vorgeschrieben, die im Notfall für einen entsprechenden Druckausgleich sorgen. Aus diesem Grund kann man zum Beispiel auch Haustiere im Frachtraum transportieren. Deshalb ist nicht zu befürchten, dass der Luftdruck auf einen Wert absinkt, der niedriger ist als auf einem 2000 Meter hohen Berg – und da würde man auch nicht den Reifendruck reduzieren.
Das Luftrauslassen ist also eine überflüssige Sicherheitsmaßnahme. Die Lufthansa zum Beispiel verzichtet schon seit einigen Jahren darauf. Argumentieren beim Check-in hilft aber wahrscheinlich trotzdem nicht viel.