Stimmt nicht. Jedenfalls nicht in historischer Zeit. Vor der Vergletscherung in der Riss-Eiszeit könnte Grönland tatsächlich einmal ein grünes Land gewesen sein. Aber das ist mehr als 200 000 Jahre her, und es war niemand da, um ihm diesen Namen zu geben.
Der Name stammt von den Wikinger-Siedlern um Erik den Roten, die vor über 1000 Jahren von Island hinübersegelten und die Insel entdeckten. Erik war für drei Jahre aus Island ausgewiesen worden, er hatte von einem sagenhaften, fruchtbaren Land im Westen gehört, also segelte er in diese Richtung. Aber auf der Insel, auf die er traf, herrschten damals ähnliche Klimaverhältnisse wie heute – das Land lag zu mehr als 80 Prozent unter einem Eispanzer. Der Großteil der restlichen Fläche war felsig, nur etwa ein Prozent des Landes war für den Ackerbau geeignet und ergrünte zumindest zeitweise in den Sommermonaten. Als Erik nach Verbüßung seines Exils im Jahr 985 wieder in Island ankam, erzählte er seinen Landsleuten trotzdem vom grünen «Grönland» – ein PR-Gag, um Siedler zu rekrutieren. Das funktionierte, mit 25 Schiffen brachen die Wikinger auf, um eine Kolonie in dem gelobten Land zu gründen.
In der Folgezeit wurde es dann vorübergehend noch kälter in Grönland. In der «Kleinen Eiszeit» im 15. Jahrhundert bibberte auch Europa, und Eisberge behinderten den Zugang zu der Insel. Nach 450 Jahren starben die Wikinger auf Grönland aus – aber nicht die Kälte war der Hauptgrund, sondern ihre Lebensweise. Sie versuchten auf Teufel komm raus, ihren gewohnten Stil mit Ackerbau und Viehzucht beizubehalten, anstatt sich wie die einheimischen Eskimos den Verhältnissen ihrer neuen Heimat anzupassen. Eine solche Integrationsunwilligkeit konnte auf die Dauer nicht gutgehen.