Die «unbefleckte Empfängnis» bezieht sich auf die Jungfräulichkeit Marias
Stimmt nicht. Das Fest der «unbefleckten Empfängnis» Marias, das die Katholiken jedes Jahr am 8. Dezember feiern, hat nichts mit dem Zeugungsakt zu tun, insbesondere auch nicht mit dem Glaubensdogma, dass Maria als Jungfrau schwanger wurde und Jesus gebar. Hintergrund der Sache ist ein seit dem Mittelalter schwelender Streit in der katholischen Kirche über die Frage, wie denn Maria, die ja eigentlich mit der Erbsünde behaftet sein musste, die Mutter des Gottessohns sein konnte.
Dass eine sündige Frau den Heiland geboren hätte, war für die Kirchenoberen unvorstellbar. Es galt also, Maria von dieser Sünde zu befreien, und dafür gab es zwei Möglichkeiten: einmal eine «göttliche Reinigung» (sanctificatio Mariae) rechtzeitig vor der Niederkunft, oder eben die Annahme, dass Maria bereits ab dem Zeitpunkt ihrer Zeugung (die auf ganz konventionelle Weise stattfand) frei von Sünde war – eben die «Unbefleckte Empfängnis» (immaculata conceptio). Die erste Variante wurde vor allem von den Dominikanern vertreten, die zweite von den Franziskanern. Seit dem 15. Jahrhundert tobte ein ideologischer Streit zwischen diesen beiden Fraktionen. Die meisten Päpste hielten sich aus dem Streit heraus, erst Papst Pius IX. sprach 1854 ein Machtwort. Seine Bulle Ineffabilis Deus sagte klipp und klar, dass «die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes … von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde». Dies sei «von Gott geoffenbart und darum von allen Gläubigen fest und beständig zu glauben». Damit war die Angelegenheit zumindest für Katholiken ein für alle Mal geklärt.