Für ein Lächeln braucht man 17 Muskeln, für ein ernstes Gesicht 43
Stimmt nicht. Tatsächlich werden diese (oder ähnliche) Zahlen viel verbreitet, selbst auf Internet-Seiten, die sich scheinbar wissenschaftlich mit der menschlichen Anatomie befassen. Lebensratgeber ziehen daraus den Schluss, dass man sich die Mühe des Runzelns sparen sollte (andere wiederum betonen, wie gesund doch das Lachen sei, gerade weil so viele Muskeln benutzt würden …).
Ich habe den weltweit bekanntesten Experten für den Zusammenhang zwischen Mimik und Gefühl gefragt, den Amerikaner Paul Ekman von der University of California in San Francisco. Der gehört zu den Vätern von Facs, einem genormten System zur Bewertung von Gesichtsausdrücken, und 2004 ist sein Buch Emotions Revealed erschienen. Laut Ekman hat der Spruch «nichts mit der Realität» zu tun. «Ein ernstes Gesicht wird auf der Stirn mit einem Muskel erzeugt, dem Corrugator. Bei den Lippen mit einem weiteren, dem Triangularis. Ein einfaches Lächeln bekommt man schon mit einem Muskel hin, dem Zygomaticus Major. Ein wirklich freudiges Lächeln erfordert noch zusätzlich den Orbicularis Oculi.»
Alle genannten Muskeln kommen paarweise vor, also braucht man fürs ernste wie fürs erfreute Gesicht jeweils zwei bis vier. Natürlich sind meistens noch mehr der über 50 Gesichtsmuskeln an einer Miene beteiligt – aber die genannten Zahlen sind völlig aus der Luft gegriffen.