Heiße Milch mit Honig hilft gegen Erkältungen und Einschlafstörungen
Stimmt. Heiße Milch mit Honig ist so eine Art Allzweckwaffe aus der Hausmittel-Apotheke, und sie tut ja auch in vielen Fällen richtig gut, zumindest gefühlsmäßig. Zur Erkältung: Wenn es im Hals kratzt, kann heiße Milch mit Honig das Reizgefühl lindern, schon deshalb ist nichts dagegen einzuwenden. Außerdem gilt generell, dass heiße Getränke die Symptome von Erkältungen abmildern, wie jüngst eine Studie der Universität Cardiff ergeben hat.
Ob der Honig allerdings irgendeine Wirkung dabei entfaltet, ist zweifelhaft. Zwar lassen sich in Naturhonig antibakterielle Wirkstoffe nachweisen, aber Erkältungen werden ja nicht immer von bakteriellen Infektionen begleitet. Außerdem sind die Wirkstoffe im handelsüblichen pasteurisierten Honig gar nicht mehr enthalten, und spätestens beim Erhitzen über 40 Grad werden sie zersetzt. Wer auf eine medizinische Wirkung des Honigs hofft, sollte also die Milch erst ein bisschen abkühlen lassen.
Zur Einschlafhilfe: Milch enthält in relativ hoher Konzentration die Aminosäure Tryptophan. Unser Körper kann diesen Eiweißbaustein nicht herstellen, benötigt ihn aber, um im Hirn den Botenstoff Serotonin zu erzeugen. Der wiederum sorgt nicht nur für allgemeines Wohlbefinden, sondern beruhigt auch und hilft beim Einschlafen. Man kann Tryptophan in der Apotheke als «natürliches» Schlafmittel kaufen. Auch der Honig trägt etwas zur Wirkung bei: Kohlenhydrate – in diesem Fall: Zucker – sorgen dafür, dass mehr Tryptophan ins Gehirn gelangt und dort zu Serotonin umgebaut wird. Trotzdem – um auf die allgemein empfohlene Tryptophan-Dosis zu kommen, müsste man etwa zwei Liter Milch trinken.
Insgesamt glaube ich doch, dass die psychologische Wirkung des Heißgetränks wichtiger ist als die pharmakologische. Vor allem für Kinder ist das Nuckeln an der Milchflasche schon für sich genommen eine Einschlafhilfe – Tryptophan hin oder her.