Im Schloss von Versailles gab es früher keine Toiletten
Stimmt nicht. Die Legende von der so unhygienischen Barockzeit, der zufolge die Adligen nicht nur Kamine oder Vorhangverstecke, sondern auch die herrschaftlichen Zimmer und Gärten als Toilette nutzten, ist aber offenbar nicht totzukriegen.
Die Wahrheit ist: Sicherlich hatte man damals ein anderes Verständnis von Hygiene als heute, und vor allem die einfachen Menschen haben nach unseren Begriffen vermutlich oft gestunken. Auch wenn ein regelmäßiges Bad damals nicht unbedingt an der Tagesordnung war – das Schloss verfügte über prachtvolle Baderäume, die Krönung war eine riesige achteckige Marmor-Badewanne. Gerade der «Sonnenkönig» Ludwig XIV. war nach den Maßstäben der damaligen Zeit ein Sauberkeitsfanatiker. Dreimal täglich wechselte er die Wäsche und ließ sich dabei mit Spirituswasser abreiben.
Was nun die Frage nach den Klos betrifft: Es gab sehr wohl Toiletten im Schloss von Versailles, außerdem in den Privatgemächern teilweise kunstvoll verzierte Toilettenstühle. Dass die Adligen «einfach so» ihre Notdurft verrichteten, ist also barer Unsinn. Ludwigs Schwägerin Liselotte von der Pfalz beschwerte sich einmal darüber, dass unter ihrem Fenster die Wachen urinierten. Dass der Vorfall überhaupt eine Erwähnung wert war, zeigt, dass so etwas auch damals als ungebührlich galt.