Kaffee entzieht dem Körper so viel Flüssigkeit, wie er ihm zuführt
Stimmt nicht. Die Regel, dass man Kaffee und Tee bei der täglichen Flüssigkeitsaufnahme nicht mitzählen darf, ist eher symbolisch gemeint und nicht wörtlich zu nehmen – auch wenn es unter gesundheitlichen Gesichtspunkten bestimmt nicht sinnvoll ist, den gesamten Flüssigkeitsbedarf mit koffeinhaltigen Getränken zu decken. Tatsächlich wirkt Kaffee harntreibend. Trotzdem wird niemand verdursten, der große Mengen Kaffee oder Tee trinkt und sonst nichts.
Die diuretische, also den Harnfluss verstärkende Wirkung von Koffein ist seit über 100 Jahren bekannt. Sie beruht hauptsächlich darauf, dass Koffein die Durchblutung der Niere steigert und dadurch deren Aktivität erhöht. Außerdem hemmt es (ebenso wie Alkohol) die Produktion des Hormons ADH, auch Vasopressin genannt. Dieses ADH wiederum hemmt die Flüssigkeitsausscheidung der Niere. Die Hemmung wird gehemmt – die Niere scheidet mehr aus.
Es ist aus verschiedenen Gründen schwierig, genau zu beziffern, wie viel Flüssigkeit man verliert, wenn man einen Liter Kaffee trinkt: Erstens ist die diuretische Wirkung von Mensch zu Mensch verschieden. Zweitens gibt es einen Gewöhnungseffekt – bei starken Kaffeetrinkern lässt diese Wirkung nach. Und drittens hängt der Effekt von der Flüssigkeitsbilanz ab: Wenn man zusätzlich andere Getränke zu sich nimmt, wird auch der durch den Kaffee erzeugte Harndrang stärker. Das symbolische Glas Wasser zum Espresso nützt also für die Flüssigkeitsbilanz nicht viel.