Wolkenkratzer schwanken bei Sturm an der Spitze um einige Meter hin und her
Stimmt nicht. «Für die höchsten europäischen Hochhäuser liegt dieser Wert eher im Bereich von etwa zehn Zentimetern», erzählt Uwe Weitkemper, der sich an der TH Aachen mit Baustatik beschäftigt.
Aber diese «Kopfauslenkung» ist auch gar nicht das wesentliche Kriterium bei der Festlegung der Steifigkeit von Hochhäusern. Eine langsame, große Schwankung empfinden Menschen nämlich als weniger unangenehm als eine kleine, schnelle. Das liegt daran, dass wir eine gleichförmige Bewegung kaum wahrnehmen, sondern vor allem die Beschleunigung, die der Körper beim Schwanken erfährt. Und da liegt der Grenzwert, an den sich die Konstrukteure im Allgemeinen halten, bei etwa 0,1 m/s2 – darüber wird’s ungemütlich. Wenn das Haus an der Spitze mit diesem Wert beschleunigt wird, dann wackelt es in einer Sekunde um lediglich fünf Zentimeter.
Selbst im allerstärksten Sturm wird es nicht viel schlimmer: Nach amerikanischen Bestimmungen darf sich auch bei Erdbeben und Hurrikans ein Stockwerk gegenüber dem darunterliegenden um maximal 0,5 Prozent der Stockwerkshöhe verschieben. Wenn dieser Extremwert in allen Etagen gleichzeitig erreicht wird (was nach Weitkempers Aussage kaum möglich ist), so schwankt ein 300-Meter-Wolkenkratzer an der Spitze um 1,50 Meter. Aber bis es so weit kommt, sind wahrscheinlich schon alle Menschen in Panik aus dem Haus gestürmt.