Die Niederländer haben besonders viele Wohnwagen
Stimmt. Wenn im Sommer auf den deutschen Autobahnen wieder die Wohnwagen mit den gelben Nummernschildern gen Süden zuckeln, dann fragt sich so mancher, ob denn nun tatsächlich das gesamte Nachbarland im rollenden Heim unterwegs ist. Über die Niederländer in ihren beweglichen Behausungen werden gern Witze gemacht. Doch ein Blick auf die Statistiken des Caravaning Industrie Verbands zeigt, dass man die Sache differenzierter betrachten muss.
Dieser Verband erfasst jährlich die Verkäufe und den Bestand an Campingfahrzeugen. Und tatsächlich gehören die Niederlande zu den Staaten mit der höchsten Wohnwagendichte. Auf 34 Niederländer kommt ein Wohnanhänger; in Deutschland müssen sich rechnerisch 85 Bürger ein solches Gefährt teilen. Aber damit sind sie nicht der Spitzenreiter in Europa: Die Schweden besitzen, bezogen auf die Bevölkerung, noch mehr Wohnwagen, und die Dänen fast genauso viele. Die skandinavischen Nachbarn (auch Norweger und Finnen campen gern mobil) sehen wir nur nicht so oft, weil es sie geographiebedingt nicht so weit nach Süden verschlägt.
Eine weitere Besonderheit enthüllt ein Blick auf die Statistik der Wohnmobile, also der motorisierten Camper. Da liegen die Niederländer nämlich nur im europäischen Mittelfeld, weit hinter den Deutschen; führend sind da die Belgier. Fast zehnmal so viele Caravans wie Reisemobile gibt es in den Niederlanden – in Deutschland beträgt der Faktor 2,2. Dass Holländer den Anhänger bevorzugen, ist keine reine Geschmacksfrage: In den Niederlanden gibt es auf alle neuen Kraftfahrzeuge eine deftige Luxussteuer von bis zu 45 Prozent. Bei einem Wohnmobil macht diese Steuer locker einen fünfstelligen Betrag aus, die Anhänger dagegen sind steuerfrei. Da überlegt es sich der Campingfreund zweimal, ob ihm der mobile Komfort wirklich so viel wert ist.